NUMMER 34

FREITAG, 2. MÄRZ 1951

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in ze verhand unoen Vieh- und Fleisdigesefe verabschiedet

über SicherheltsVerträge BONN. Deutsdi-alliierte Verhandlungen über einen Sicherheitsvertrag dürften, wie aus gut unterrichteten alliierten Kreisen verlau­tete, in aller Kürze beginnen. Der Entwurf der Bundesregierung über die Anerkennung deut­scher Auslandsschulden davon machten die Alliierten den Abschluß eines Sicherheitsver­trages abhängig sei inzwischen von den drei Westmächten überprüft worden und mit eini­gen rein technischen Abänderungsvorschlägen an den Bund zurückgegangen.

Die bisherigen deutsch-alliierten Gespräche über gegenseitige Sicherheitsverträge gelten nur als informell und inoffiziell. Die Bundes­regierung soll jedoch bereits aufgefordert wor­den sein, Vorschläge zu machen, die als Ar­beitsunterlagen für die offiziellen Besprechun­gen dienen können.

Nach Meldungen aus Washington hat Frank­reich einen amerikanischen Plan, der die Lok- kerung der Produktionseinschränkungen, die der deutschen Industrie auferlegt sind, vor­sieht, kategorisch abgelehnt. Nach dem ame­rikanischen Plan war eine weitgehende Besei­tigung der Beschränkungen in den sechs Pro­duktionssparten Stahl, Aluminium. Schiff­bau, Kugellager, synthetischer Stickstoff und Chlor vorgesehen. Außerdem bestand die Abscht, die Produktionsverbote für synthe­tischen Treibstoff und Buna aufzuheben.

Rüditritt de Gasper s?

Regierung erlitt Niederlage im Parlament

ROM. Der italienische Ministerpräsident de Gasperi hat am Mittwochabend mit dem Rücktritt gedroht, nachdem seine Regie­rung im Parlament bei der Abstimmung über einen Zusatzantrag zum Gesetzentwurf der Rohstoffkontrollen eine Niederlage erlitten hatte. Neben den Kommunisten und Soziali­sten hatten auch Angehörige unabhängiger Parteien sowie einige Abgeordnete der christ­lich-demokratischen Partei des Ministerpräsi­denten gegen die Regierung gestimmt.

Bei der Abstimmung über das Gesetz über Rohstoffkontrollen innerhalb des italienischen Verteidigungsprogramms erschien auch der italienische Kommunistenführer Palmiro T o - g 1 i a 11 i, der erst von wenigen Tagen von einem zweimonatigen Aufenthalt aus der Sowjet­union zurückgekehrt ist. In einem Interview erklärte er zu dem Abfall M a g n a n i s und Cucchis:Durch die Abstoßung dieser bei­den Typen hat die Partei sich innerlich ver­stärkt. Auch in der Mähne eines edlen Rosses können sich zwei oder drei Läuse einnisten.

Bevin w eder im Amt

Oberhaus fordert Rücktritt

LONDON. Der britische Außenminister Ernest B e v i n, der am Donnerstag nach einer mehr als einmonatigen Krankheit wieder nach London zurückkehrte nimmt heute seine Ge­schäfte im Foreign Office wieder auf.

Konservative und liberale Mitglieder des britischen Oberhauses forderten am Mittwoch die Ersetzung Bevins durch einen neuen Au­ßenminister. Bevin, der alle Rücktrittsabsich­ten bisher dementiert hat, ist schon seit einem Jahr kränklich und hatte zuletzt wegen einer Lungenentzündung längere Zelt aussetzen müssen.

Die Labourregierung konnte am Dienstag­abend erneut einen Abstimmungssieg im Un­terhaus über die konservative Opposition da­vontragen. Mit 294 gegen 234 Stimmen wurde ein konservativer Mißtrauensantrag abge­lehnt, in dem festgestellt wurde, daß England zuviel Zinn ausführe und deshalb an einer akuten Verknappung leide. Der britische Schatzkanzler Gaitskell gab im Unterhaus bekannt, daß die Sowjetunion England noch rund 12,6 Milliarden DM schulde. Kolonial­minister Griffiths mußte am Mittwoch unter den Protestrufen der Opposition im Un­terhaus zugeben, daß das afrikanische Hüh- nerfarmproiekt der Regierung mit einem Ver­lust von 9,65 Millionen DM fehlgeschlagen sei.

Heimatlose Ausländer den Deutschen gleichgestellt

BONN. In einer nur 3Vastündigen Sitzung verabschiedete der Bundestag am Mittwoch einstimmig in zweiter und dritter Lesung das Gesetz über den Handel mit Vieh und Fleisch.

Das Gesetz bestimmt, daß der Bundesernäh­rungsminister für jedes Wirtschaftsjahr (1. Juli b's 30. Juni) in einem Versorgungsplan fest­stellt, welche Mengen Vieh und Fleisch aus der inländischen Erzeugung zur Verfügung stehen und welche Einfuhren zur Deckung des Be­darfes notwendig sind. Ferner sieht das neue Gesetz die Schaffung einer Einfuhr- und Vor­ratsstelle für Schlachtvieh, Fleisch und Fleisch­erzeugnisse vor. der neben Angehörigen des Bundesernährungs-, des Finanz- und des Wirtschaftsm'nisteriums sow : e der obersten Landesbehörden auch Vertreter der beteilig­ten Wirtschaftskreise und Verbraucher ange­hören.

Aus dem Ausland eingeführtes Fleisch oder Schlachtvieh muß spätestens bei der Zoll­oder Grenzabfertigung der Einfuhr- und Vor­ratsstelle zum Kauf angeboten werden. Diese Dienststelle ist zur Übernahme des ihr ange­botenen Schlachtviehs oder Fleisches berech­tigt, jedoch nicht verpflichtet. Wird von dem Übernahmerecht kein Gebrauch gemacht, so dürfen die Erzeugnisse im Bundesgebiet we­der in den Verkehr gebracht, noch verarbeitet oder sonst verwertet werden. Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse dürfen nur mit Zustimmung der Einfuhr- und Ausfuhrstelle nach Genehmigung durch den Ernährungsmi­nister ausgeführt werden. Das Gesetz folgt ähnlichen Gesetzen über die Ein- und Aus­fuhr von Getreide, Zucker, Milch und Fette.

Gegen zwei kommunistische Stimmen ver­abschiedete der Bundestag ein Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet, das diesen im wesentlichen die gleichen Rechte wie deutschen Staatsbürgern zubilligt. Ausländer dürfen nach dem Gesetz wegen ihrer Abstammung, Rasse, Sprache,

Heimat, und ihres Glaubens oder wegen Ihrer Flüchtlingseigenschaft nicht benachteiligt wer­den. Durch das Gesetz werden die betroffenen Ausländer der deutschen Gerichtsbarkeit unterstellt.

Der SPD-Abgeordnete Prof. Brill erklärte im Namen des Rechtsausschusses, der den Ge­setzentwurf bearbeitet hat, daß sich trotz der alliierten Einführungsmaßnahmen nach dem Kriege noch etwa 60 000 Heimatlose aus den von Sowjetrußland besetzten Ländern in Deutschland befänden.

Zu Beg-'nn seiner Sitzung lehnte der Bun­destag einen von den Kommunisten bean­tragten Protest gegen die Verhaftung der kommunistischen Helgolanddemonstranten ab. Dag Plenum ging über den Antrag ohne De­batte zur. Tagesordnung über.

Bedi 4 *e löst Acker ab

Wechsel ln der KP-Führung

TÜBINGEN. Der Stuttgarter Stadtrat Willi B e c h 11 e wurde, wie wir in einem Teil der Auflage schon berichteten, als Nachfolger Wil­fried Ackers zum Landesvorsitzenden der KP Württemberg-Hohenzollerns auf einer De- leriertentagung der KP in Schwenningen ge­wählt.

Bechtle ist seit seiner Jugend ln der kom­munistischen Bewegung tätig und war bereits mit 16Vs Jahren Kreissekretär der kommuni­stischen Jugend in Stuttgart. Zwischen 1933 und 1945 war er ln Konzentrationslagern und Gefängnissen inhaftiert. In den letzten Jahren gehörte Bechtle, der Gärtner von Beruf ist, dem Sekretariat der KP Württemberg-Badens an.

Der Parteitag der westdeutschen KP, der für die Zeit vom 2. bis 4. März in München anberaumt war, istaus technischen Gründen für kurze Zeit vertagt worden.

Nadiriditen aus aller Welt

STUTTGART. Altlandesbischof Wurm, einer der Mitbegründer des .Hilfswerks der evangeli­schen Kirchen in Deutschland, erklärte zu dem Streit Maier-Gerstenmaier, daß die von Dr. Ger­stenmaier und der Leitung des Hilfswerkes ge­troffenen Maßnahmen korrekt gewesen seien.

FRANKFURT. Ais eine der größten Straßen­brücken der Bundesrepublik ist am Mittwoch die Friedensbrücke in Frankfurt nach einer Re­kordbauzeit von einem Jahr dem Verkehr über­geben worden. Die neue Brücke, die siebente, die seit Kriegsende im Stadtgebiet wieder errich­tet worden ist, hat eine Gesamtlänge von 290 m und eine Breite von 30 m und kostete rund 4 Millionen DM.

FRANKFURT. Die internationale Flüchtlings­organisation (IRO) hat seit Juli 1945 über 800 Gebäude freigegeben, in denen heimatlose Aus­länder untergebracht waren. Die IRO hat bis­her insgesamt 630 000 DPs zur Auswanderung verholfen. Weitere 47 000 sind in ihre Heimat­länder zurüdegekehrt. Die Organisation wird am 30. September ihre Tätigkeit einstellen.

BONN. Die Bundesregierung hat dem Bun­desrat den Entwurf eines Gesetzes über eine Bundeskreditwirtschaft zur Finanzierung der Le­bensmittelbevorratung zugeleitet. Der Finanz­bedarf beläuft sich auf rund 1,1 Milliarden DM.

KÖLN. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Frings, hat die Katholiken seiner Erzdiözese aufgefor­dert, dem vieldiskutierten FilmDie Sünderin fernzubleiben. In einemMahnwort erklärte der Kardinal, die Aufführung des Films leiste einer Zersetzung der sittlichen Begriffe unseres Volkes Vorschub.

BIELEFELD. Der Sommerfahrplan der deut­schen Bundesbahn wird durch zahlreiche neue Schnellverbindungen verstärkt werden, gibt die Generalbetriebsleitung der Bundesbahn bekannt. Ab 1. Juni werden neue Schnelltriebwagen-Ver- bindungen zwischen Hamburg, Frankfurt, Stutt­gart, München eingerichtet.

HAMBURG. Die Hamburger Zollfahndungs­stelle ist einer gut organisierten Bande von Uhrenschmugglem auf die Spur gekommen, die

5000 Schweizer Uhren zerlegt und als lose Werke und Ersatzteile deklariert, illegal über die Grenze gebracht haben soll.

PARIS. General Eisenhower wird in den näch­sten Tagen sechs höhere westeuropäische Offi­ziere zu Mitgliedern seines Stabes ernennen. Nach einer Erklärung seines Stabschefs wird das Hauptquartier des atlantischen Oberbefehlsha­bers erst in drei Wochen in dieoperative Phase eintreten. Eisenhower ist am Donners­tag zu wichtigen Besprechungen mit den briti­schen Stabschefs nach London geflogen.

MOSKAU. Die sowjetische Regierung beschloß, die staatlichen Einzelhandelspreise für eine Reihe von Lebensmitteln und verschiedene Gebrauchs­güter um 10 bis 20 Prozent zu senken. Die Preis­senkung wird mit den im vorigen Jahr in der Industrie und Landwirtschaft erzielten Erfolgen begründet.

TUNIS. Emir Idris el Senussi, der neue König von Tripolitanien, stimmte am Mittwoch der Bil­dung einer tripolitanischen Regierung zu, die am 1. April die Staatsgewalt von der britischen Re­gierung übernehmen soll.

KAIRO. In Ägypten, wo zwei Drittel der Be­völkerung noch unter halbfeudalen Wirtschafts­verhältnissen leben, ist mit der Durchführung einer großen Bodenreform begonnen worden. König Faruk hat an seinem Geburtstag Acker­land, das der Krone gehört, an 3000 Neubauern verteilt.

WASHINGTON. Der republikanische Berater des amerikanischen Außenministeriums John Foster Dulles, der kürzlich von seiner Fernost­reise nach den USA zurückkehrte, rechnet da­mit, daß der japanische Friedensvertrag etwa Mitte 1951 unter Dach und Fach ist. Der Ver­trag werde nichts enthalten, was die Sowjetunion ablehnen könnte.

NEW YORK. Zum erstenmal gelt fast fünf Jah­ren gingen die amerikanischen Lebensmittel- Großhandelspreise in der vergangenen Woche leicht zurück. Der Preisindex beläuft sich zurzeit a^f 7,25 Dollar gegenüber 7,31 Dollar in der Vor­woche.

Erfüllung der Verpt ichtung

Vizekanzler Blücher zu Einfuhrstop BONN. Vizekanzler Blücher erklärte zu dem vom Bundeswirtschaftsministerium am Dienstagabend verkündeten Importstop gegen­über den Ländern der europäischen Zahlungs­union EZU (in einem Teil der vorigen Ausgabe bereits gemeldet), die Bundesrepublik werde ihre Devisenverpflichtungen voll erfül­len. Es bleibe aber bei dem Beschluß, die libe­ralisierten Einfuhren einzuschränken, soweit es sich nicht um die Befriedung des lebensnot­wendigen Bedarfs handle.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsmini­steriums sind ln Kürze neue Bestimmungen für die Einfuhr aus den Ländern der EZU zu erwarten.

Rüdiger ernannt

Stellvertreter von Professor Hallstein

BONN. Der in Tübingen wohnende Geheim­rat Dr. Konrad R ö d i g e r ist nach Mitteilung dos Bundeskanzleramtes von Bundeskanzler Dr. Adenauer zum ständigen stellvertre­tenden Delegationschef bei der Konferenz über die Europa-Armee in Paris ernannt worden.

Leiter der deutschen Delegation bleibt weiter­hin Prof. Hallstein.

Hallstein setzte am Mittwoch seine Bespre­chungen mit Vertretern der Wirtschaft und Gewerkschaften fort, um auf deutscher Seite in den strittigen Fragen des Schuman-Planes eine Uebereinstimmung herbeizuführen.

Veitrauen zu Europa

Clay für deutschen Wehrbeitrag

WASHINGTON. Der frühere amerikanische Militärbefehlshaber in Deutschland, General Lucius D. Clay, erklärte am Mittwoch vor dem politischen Ausschuß und dem Wehraus­schuß des Senats, Amerika müsse unverzüglich Schritte tun, um die politischen Voraussetzun­gen für einen militärischen Beitrag West­deutschlands im Rahmen des Atlantikpaktes zu schaffen. Man müsse den europäischen Na­tionen das gleiche Vertrauen entgegenbringen, das diese in Amerika setzten. Nur auf diese Weise könne man Europa zum sicheren Bun­desgenossen machen. Clay ersuchte außerdem den Kongreß, einer Verstärkung der amerika­nischen Bodentruppen in Europauneinge­schränkt zuzustimmen.

Der frühere Militärsbefehlshaber wandte sich in seinen Ausführungen gegen die An­sicht des ehemaligen Präsidenten Hoover und anderer Wortführer der Opposition, die an­nehmen, daß eine Verstärkung der amerikani­schen Streitkräfte in Europa die Sowjetunion zum Angriff reizen könne.

Der amerikanische Verteidigungsminister Marshall erklärte am Dienstag, daß die US-Streitkräfte möglicherweise auf 4 Millio­nen Mann verstärkt werden müssen.

Landtasswahl erst 1952

Anfechtung des badischen Wahlgesetzes?

FREIBURG. Der badische Landtag verab­schiedete am Mittwoch eine Regierungsvorlage, durch die die Wahlperiode des Landtages bis zum Zusammentritt der Volksvertretung, die infolge der Bestimmungen des künftigen Bun­desgesetzes über die Neugliederung der drei südwestdeutschen Länder zu wählen ist, ver­längert wird. Sollte das Bundesgesetz am 15. Januar 1952 noch nicht verabschiedet sein, so findet eine Landtagswahl am 16. März 1952 statt.

Einige sozialdemokratische und demokra­tische Abgeordnete beabsichtigen, das im Ja­nuar vom Landtag gegen den Protest der Op­positionsparteien angenommene und inzwi­schen verkündigte Landeswahlgesetz wegen angeblicher Verfassungswidrigkeit vor dem Staatsgerichtshof anzufechten.

Das neue Landeswahlgesetz, eine Kombi­nation von Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, könnte der jetzigen CDU-Regierungspartei auch im kommenden Landtag die absolute Mehrheit sichern.

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Der Kaufherr aus C )HI 111^1 A

Min hechte Prometheus -Vei laq UrObemelt bei München

Nachdem sich Tom ln die Gemächer von Lady Jane begeben hatte, um ihr schonend den peinlichen und schrecklichen Vorfall mit­zuteilen und sie zu bitten, nun endgültig ohne ihn nach Bordighera vorauszureisen, kehrte er zu seinem Freunde zurück, der inzwischen eine Zigarette an der andern entzündet hatte und ln blaue Schwaden gehüllt tief im Klubsessel saß.

Tom, empfing er den Hausherrn,wie ich die Sache auch überlege, sie geht nicht auf! Sind wir in einem Traum befangen, oder lese ich das alles nur in einem phantasti­schen Kriminalroman von Big Toddy?! Was heute geschehen ist, was man uns eben er­zählt hat, das gibt es doch alles gar nicht!

Geheimbünde, die genau über die Absich­ten ihrer Opfer Bescheid w ssen, Verfolgun­gen um d-'e halbe Erdkugel, drohende Bot­schaften, die durch verschlossene Türen in fremden Häusern und auf Kopfkissen auf­tauchen endlich allwissende Chinesen, die schon am Tage nach einem englischen Club- gesoräch von der Verabredung wissen und ihr Opfer geheimnisvoll umgeistern; dann schließ­lich ein Mord, im Treppenhaus der Detektive, fast im selben Augenblick, als man von dem Ermordeten spricht. Kannst Du Dir einen Re : m auf diese Vorgänge machen? Mir klingt das alles zu sehr nach unwahrschein] 1 eher Kol­portage mit Erlaubnis zu sagen wie ein Roman vor Dir!

Lieber James, werde nicht anzüglich! Schließlich sollte niemand besser wissen als Du, daß meine Romane genau dem entspre­chen, was wir be ! de zusammen erlebt haben, und dann kommt es bet den unmöglichsten

Dingen darauf an zu sehen, wie sie geschehen, das heißt, man muß, um urteilen zu können, ob sie wirklich so unmöglich gewesen sind. Wir stehen jedenfalls am Anfang einer sehr schwierigen und verwickelten Angelegenheit, aber das geschah uns schon öfter. Denk dar­an, wie wir den Unsichtbaren jagten und glaubten, wir ständen mitten in übernatür­lichen Ereignissen, bis sich alles mit einem einzigen Wort löste, das wir leider nicht rechtzeitig kannten, und so schlage ich vor, wir halten es auch in diesem Falle des Kauf­herrn von China so wie bisher: Du magst alle Kniffe des realistischen und raffinierten Kri­minalisten anwenden, während ich mich den göttlichen Einfällen der dichterischen Phan­tasie überlasse.

Gebe Gott, seufzte der Captain,daß Dir diese Einfälle recht bald kommen mögen. Ich gestehe nämlich offen, daß ich kernen An­haltspunkt in diesem Wirrwarr sehe. Alles ist zu unwahrscheinlich!

Eine Weile saßen sich die Freunde schwei­gend gegenüber, jeder war in seine Gedan­ken vertieft. Plötzlich schien Tom eine Er­innerung zu kommen, er richtete sich auf und räusperte sich:Sag mal, James, mir fällt eben ein, warum hast Du den Kaufherrn gleich zu Anfang gefragt, ob er Malaria ge­habt hätte. Schien Dir das wesentkeh? Der Captain lächelte und in seinen Augen schim­merte ein leiser Funken von Hoffnung.Gut, erwiderte er,daß Du mich erinnerst: Ich habe ihn gefragt, um festzustellen, daß er log. Er verstand mich auch genau und suchte im nächsten Moment seine Augen zu verbergen, denn er wußte, daß ich eine Beobachtung ge­macht hatte. Hast Du nicht die gelbliche Fär­bung seiner Augäpfel gesehen? So haben sie die ehemaligen Malariakranken aber John Alv'.s hatte wohl kaum Malaria, er nahm das hingeworfene Rettungstau zu willig und über­rascht auf.

Bei ihm kommt die gelbe Färbung von etwas anderem, vermutlich von dem glei­

chen Laster, das seinen Schädel so mumien- .haft hat werden lassen. John Alvis ist dem Opium verfallen, das beweist auch sein maß­loser Alkoholgenuß er schadet ihm kaum, weil das Opium in seinem Körper als Gegen­gift wirkt.

Du meinst also, es kann sich alles als Fie­bertraum eines Kranken herausstellen? Der Captain lächelte nicht mehr.Nein, sagte er, die Zettel waren echt, der Dolch auch und ebenso scheint mir die Verkrüppelung sehr echt und am unleugbarsten dürfte die Leiche draußen sein!

Unterdessen hatten die Herren der Mord­kommission das Haus betreten. Der Pförtner Hobbart brachte die drei Inspektoren und den Photographen leise die Treppe herauf, sie standen unter der Türe, und Inspektor Wilkinson vernahm eben noch das letzte Wort.Hailoh, Captain! rief er schlagfertig wo ist also die Leiche? Griffins sprang auf und schaute verdutzt auf die Kollegen.Ach ja,rief er. wo ist die Leiche? Ich kann Ihnen nur mit Blutpuren dienen, Inspektor und hier mit einem Fetzen Tuch, das der Herr des Ermordeten als ein Stück vom An­zug Tschai-Fus erkannt hat.

Na. das ist wenig genug. Haben Sie we­nigstens Fingerabdrücke anzubieten, Cap­tain? James Griffins lächelte über den Gal­genhumor seines Kollegen.Eine ganze Hand ist draußen, Inspektor! Eine blutige Hand am Treppengeländer. Halten Sie die Abdrücke fest, sie werden einmal zu Indizien gegen den Mann werden, der da draußen die blutige Arbeit tat. Dann folgten sie der Kommis­sion auf den Vorplatz.

4. Kapitel

Seltsame Geschehnisse

Der andere Morgen kam heran und mit ihm die Abreise Lady Janes. Tom nahm herz­lichen Abschied von seiner Gemahlin und be­mühte sich noch einmal die Gründe seines

Hierbleibens zu erklären. Captain Griffins ging lächelnd nebenher und bestätigte hier und da die Beteuerungen seines Freundes. Dienerschaft bewegte sich hinter der Lady her zum Portal, wo der große Wagen vorgefahren war.

Jane war gar nicht so schwer zu überzeugen. Sie schnitt die Redeflut Ihres Gatten ab, indem sie ihm ungeniert vor allen Leuten einen Kuß gab und sagte:Ich weiß schon, lieber Tom, wenn Dir die Abenteuer um den Kopf flat­tern, kann man unmöglich von Dir verlangen, als friedlicher Ehemann neben dem Kinder­wagen her zu gehen. Bleib also ruhig hier, so­lange Du notwendig zu sein glaubst, und komm nachher mit dem Flugzeug zu uns. Sir Tom war darob sehr beglückt, er küßte die Hand seiner schönen Frau. Dann stiegen Lady Jane, die Bonne mit dem Kind und der Butler Robertson in den Wagen, der davonrollte.

Die beiden Freunde schritten zum Hause zu­rück.

Werden wir lange brauchen den Fall zu lösen? fragte Big Toddy. Der gute Tom hatte sich schon wieder ganz in den berühmten Detektiv verwandelt. Der große Captain zuckte die Schultern.Wer kann das sagen? Die bis­herigen Anhaltspunkte sind dürftig genug. Komm in die Bibliothek, wir wollen zusam­menfassen, was wir an Ergebnissen in Hän­den halten. Sie gingen die Treppe hinauf und setzten sich in der großen Bibliothek an ein Tischchen Ferguson der zweite Diener, be- mühte sich inzwischen, im Kamin ein Feuer zustande zu bringen. Als die ersten Minuten schweigend vergangen waren, begann James Griffins:Die Mordkommission hat nicht viel mehr entdeckt als wir auch, keinerlei Spu­ren eines zweiten Mannes. Die Leiche an­scheinend in den Regentskanal geworfen; außer dem Tuchfetzen, der unzweifelhaft von Tschai-Fus Oberkleid stammt, ist weiter nichts gefunden. (Fortsetzung folgt)