NUMMER 34
FREITAG, 2. MÄRZ 1951
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in kü ze verhand unoen Vieh- und Fleisdigesefe verabschiedet
über SicherheltsVerträge BONN. Deutsdi-alliierte Verhandlungen über einen Sicherheitsvertrag dürften, wie aus gut unterrichteten alliierten Kreisen verlautete, in aller Kürze beginnen. Der Entwurf der Bundesregierung über die Anerkennung deutscher Auslandsschulden — davon machten die Alliierten den Abschluß eines Sicherheitsvertrages abhängig — sei inzwischen von den drei Westmächten überprüft worden und mit einigen rein technischen Abänderungsvorschlägen an den Bund zurückgegangen.
Die bisherigen deutsch-alliierten Gespräche über gegenseitige Sicherheitsverträge gelten nur als informell und inoffiziell. Die Bundesregierung soll jedoch bereits aufgefordert worden sein, Vorschläge zu machen, die als Arbeitsunterlagen für die offiziellen Besprechungen dienen können.
Nach Meldungen aus Washington hat Frankreich einen amerikanischen Plan, der die Lok- kerung der Produktionseinschränkungen, die der deutschen Industrie auferlegt sind, vorsieht, kategorisch abgelehnt. Nach dem amerikanischen Plan war eine weitgehende Beseitigung der Beschränkungen in den sechs Produktionssparten — Stahl, Aluminium. Schiffbau, Kugellager, synthetischer Stickstoff und Chlor — vorgesehen. Außerdem bestand die Abs’cht, die Produktionsverbote für synthetischen Treibstoff und Buna aufzuheben.
Rüditritt de Gasper s?
Regierung erlitt Niederlage im Parlament
ROM. Der italienische Ministerpräsident de Gasperi hat am Mittwochabend mit dem Rücktritt gedroht, nachdem seine Regierung im Parlament bei der Abstimmung über einen Zusatzantrag zum Gesetzentwurf der Rohstoffkontrollen eine Niederlage erlitten hatte. Neben den Kommunisten und Sozialisten hatten auch Angehörige unabhängiger Parteien sowie einige Abgeordnete der christlich-demokratischen Partei des Ministerpräsidenten gegen die Regierung gestimmt.
Bei der Abstimmung über das Gesetz über Rohstoffkontrollen innerhalb des italienischen Verteidigungsprogramms erschien auch der italienische Kommunistenführer Palmiro T o - g 1 i a 11 i, der erst von wenigen Tagen von einem zweimonatigen Aufenthalt aus der Sowjetunion zurückgekehrt ist. In einem Interview erklärte er zu dem Abfall M a g n a n i s und Cucchis: „Durch die Abstoßung dieser beiden Typen hat die Partei sich innerlich verstärkt. Auch in der Mähne eines edlen Rosses können sich zwei oder drei Läuse einnisten.“
Bevin w eder im Amt
Oberhaus fordert Rücktritt
LONDON. Der britische Außenminister Ernest B e v i n, der am Donnerstag nach einer mehr als einmonatigen Krankheit wieder nach London zurückkehrte nimmt heute seine Geschäfte im Foreign Office wieder auf.
Konservative und liberale Mitglieder des britischen Oberhauses forderten am Mittwoch die Ersetzung Bevins durch einen neuen Außenminister. Bevin, der alle Rücktrittsabsichten bisher dementiert hat, ist schon seit einem Jahr kränklich und hatte zuletzt wegen einer Lungenentzündung längere Zelt aussetzen müssen.
Die Labourregierung konnte am Dienstagabend erneut einen Abstimmungssieg im Unterhaus über die konservative Opposition davontragen. Mit 294 gegen 234 Stimmen wurde ein konservativer Mißtrauensantrag abgelehnt, in dem festgestellt wurde, daß England zuviel Zinn ausführe und deshalb an einer akuten Verknappung leide. Der britische Schatzkanzler Gaitskell gab im Unterhaus bekannt, daß die Sowjetunion England noch rund 12,6 Milliarden DM schulde. Kolonialminister Griffiths mußte am Mittwoch unter den Protestrufen der Opposition im Unterhaus zugeben, daß das afrikanische Hüh- nerfarmproiekt der Regierung mit einem Verlust von 9,65 Millionen DM fehlgeschlagen sei.
Heimatlose Ausländer den Deutschen gleichgestellt
BONN. In einer nur 3Vastündigen Sitzung verabschiedete der Bundestag am Mittwoch einstimmig in zweiter und dritter Lesung das Gesetz über den Handel mit Vieh und Fleisch.
Das Gesetz bestimmt, daß der Bundesernährungsminister für jedes Wirtschaftsjahr (1. Juli b's 30. Juni) in einem Versorgungsplan feststellt, welche Mengen Vieh und Fleisch aus der inländischen Erzeugung zur Verfügung stehen und welche Einfuhren zur Deckung des Bedarfes notwendig sind. Ferner sieht das neue Gesetz die Schaffung einer Einfuhr- und Vorratsstelle für Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse vor. der neben Angehörigen des Bundesernährungs-, des Finanz- und des Wirtschaftsm'nisteriums sow : e der obersten Landesbehörden auch Vertreter der beteiligten Wirtschaftskreise und Verbraucher angehören.
Aus dem Ausland eingeführtes Fleisch oder Schlachtvieh muß spätestens bei der Zolloder Grenzabfertigung der Einfuhr- und Vorratsstelle zum Kauf angeboten werden. Diese Dienststelle ist zur Übernahme des ihr angebotenen Schlachtviehs oder Fleisches berechtigt, jedoch nicht verpflichtet. Wird von dem Übernahmerecht kein Gebrauch gemacht, so dürfen die Erzeugnisse im Bundesgebiet weder in den Verkehr gebracht, noch verarbeitet oder sonst verwertet werden. Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse dürfen nur mit Zustimmung der Einfuhr- und Ausfuhrstelle nach Genehmigung durch den Ernährungsminister ausgeführt werden. Das Gesetz folgt ähnlichen Gesetzen über die Ein- und Ausfuhr von Getreide, Zucker, Milch und Fette.
Gegen zwei kommunistische Stimmen verabschiedete der Bundestag ein Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet, das diesen im wesentlichen die gleichen Rechte wie deutschen Staatsbürgern zubilligt. Ausländer dürfen nach dem Gesetz wegen ihrer Abstammung, Rasse, Sprache,
Heimat, und ihres Glaubens oder wegen Ihrer Flüchtlingseigenschaft nicht benachteiligt werden. Durch das Gesetz werden die betroffenen Ausländer der deutschen Gerichtsbarkeit unterstellt.
Der SPD-Abgeordnete Prof. Brill erklärte im Namen des Rechtsausschusses, der den Gesetzentwurf bearbeitet hat, daß sich trotz der alliierten Einführungsmaßnahmen nach dem Kriege noch etwa 60 000 Heimatlose aus den von Sowjetrußland besetzten Ländern in Deutschland befänden.
Zu Beg-'nn seiner Sitzung lehnte der Bundestag einen von den Kommunisten beantragten Protest gegen die Verhaftung der kommunistischen Helgolanddemonstranten ab. Dag Plenum ging über den Antrag ohne Debatte zur. Tagesordnung über.
Bedi 4 *e löst Acker ab
Wechsel ln der KP-Führung
TÜBINGEN. Der Stuttgarter Stadtrat Willi B e c h 11 e wurde, wie wir in einem Teil der Auflage schon berichteten, als Nachfolger Wilfried Ackers zum Landesvorsitzenden der KP Württemberg-Hohenzollerns auf einer De- leriertentagung der KP in Schwenningen gewählt.
Bechtle ist seit seiner Jugend ln der kommunistischen Bewegung tätig und war bereits mit 16Vs Jahren Kreissekretär der kommunistischen Jugend in Stuttgart. Zwischen 1933 und 1945 war er ln Konzentrationslagern und Gefängnissen inhaftiert. In den letzten Jahren gehörte Bechtle, der Gärtner von Beruf ist, dem Sekretariat der KP Württemberg-Badens an.
Der Parteitag der westdeutschen KP, der für die Zeit vom 2. bis 4. März in München anberaumt war, ist „aus technischen Gründen für kurze Zeit vertagt“ worden.
Nadiriditen aus aller Welt
STUTTGART. Altlandesbischof Wurm, einer der Mitbegründer des .Hilfswerks der evangelischen Kirchen in Deutschland, erklärte zu dem Streit Maier-Gerstenmaier, daß die von Dr. Gerstenmaier und der Leitung des Hilfswerkes getroffenen Maßnahmen korrekt gewesen seien.
FRANKFURT. Ais eine der größten Straßenbrücken der Bundesrepublik ist am Mittwoch die „Friedensbrücke“ in Frankfurt nach einer Rekordbauzeit von einem Jahr dem Verkehr übergeben worden. Die neue Brücke, die siebente, die seit Kriegsende im Stadtgebiet wieder errichtet worden ist, hat eine Gesamtlänge von 290 m und eine Breite von 30 m und kostete rund 4 Millionen DM.
FRANKFURT. Die internationale Flüchtlingsorganisation (IRO) hat seit Juli 1945 über 800 Gebäude freigegeben, in denen heimatlose Ausländer untergebracht waren. Die IRO hat bisher insgesamt 630 000 DPs zur Auswanderung verholfen. Weitere 47 000 sind in ihre Heimatländer zurüdegekehrt. Die Organisation wird am 30. September ihre Tätigkeit einstellen.
BONN. Die Bundesregierung hat dem Bundesrat den Entwurf eines Gesetzes über eine Bundeskreditwirtschaft zur Finanzierung der Lebensmittelbevorratung zugeleitet. Der Finanzbedarf beläuft sich auf rund 1,1 Milliarden DM.
KÖLN. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Frings, hat die Katholiken seiner Erzdiözese aufgefordert, dem vieldiskutierten Film „Die Sünderin“ fernzubleiben. In einem „Mahnwort“ erklärte der Kardinal, die Aufführung des Films leiste einer Zersetzung der sittlichen Begriffe unseres Volkes Vorschub.
BIELEFELD. Der Sommerfahrplan der deutschen Bundesbahn wird durch zahlreiche neue Schnellverbindungen verstärkt werden, gibt die Generalbetriebsleitung der Bundesbahn bekannt. Ab 1. Juni werden neue Schnelltriebwagen-Ver- bindungen zwischen Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, München eingerichtet.
HAMBURG. Die Hamburger Zollfahndungsstelle ist einer gut organisierten Bande von Uhrenschmugglem auf die Spur gekommen, die
5000 Schweizer Uhren zerlegt und als lose Werke und Ersatzteile deklariert, illegal über die Grenze gebracht haben soll.
PARIS. General Eisenhower wird in den nächsten Tagen sechs höhere westeuropäische Offiziere zu Mitgliedern seines Stabes ernennen. Nach einer Erklärung seines Stabschefs wird das Hauptquartier des atlantischen Oberbefehlshabers erst in drei Wochen in die „operative Phase“ eintreten. Eisenhower ist am Donnerstag zu wichtigen Besprechungen mit den britischen Stabschefs nach London geflogen.
MOSKAU. Die sowjetische Regierung beschloß, die staatlichen Einzelhandelspreise für eine Reihe von Lebensmitteln und verschiedene Gebrauchsgüter um 10 bis 20 Prozent zu senken. Die Preissenkung wird mit den im vorigen Jahr in der Industrie und Landwirtschaft erzielten Erfolgen begründet.
TUNIS. Emir Idris el Senussi, der neue König von Tripolitanien, stimmte am Mittwoch der Bildung einer tripolitanischen Regierung zu, die am 1. April die Staatsgewalt von der britischen Regierung übernehmen soll.
KAIRO. In Ägypten, wo zwei Drittel der Bevölkerung noch unter halbfeudalen Wirtschaftsverhältnissen leben, ist mit der Durchführung einer großen Bodenreform begonnen worden. König Faruk hat an seinem Geburtstag Ackerland, das der Krone gehört, an 3000 Neubauern verteilt.
WASHINGTON. Der republikanische Berater des amerikanischen Außenministeriums John Foster Dulles, der kürzlich von seiner Fernostreise nach den USA zurückkehrte, rechnet damit, daß der japanische Friedensvertrag etwa Mitte 1951 unter Dach und Fach ist. Der Vertrag werde nichts enthalten, was die Sowjetunion ablehnen könnte.
NEW YORK. Zum erstenmal gelt fast fünf Jahren gingen die amerikanischen Lebensmittel- Großhandelspreise in der vergangenen Woche leicht zurück. Der Preisindex beläuft sich zurzeit a^f 7,25 Dollar gegenüber 7,31 Dollar in der Vorwoche.
Erfüllung der Verpt ichtung
Vizekanzler Blücher zu Einfuhrstop BONN. Vizekanzler Blücher erklärte zu dem vom Bundeswirtschaftsministerium am Dienstagabend verkündeten Importstop gegenüber den Ländern der europäischen Zahlungsunion — EZU — (in einem Teil der vorigen Ausgabe bereits gemeldet), die Bundesrepublik werde ihre Devisenverpflichtungen voll erfüllen. Es bleibe aber bei dem Beschluß, die liberalisierten Einfuhren einzuschränken, soweit es sich nicht um die Befriedung des lebensnotwendigen Bedarfs handle.
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums sind ln Kürze neue • Bestimmungen für die Einfuhr aus den Ländern der EZU zu erwarten.
Rüdiger ernannt
Stellvertreter von Professor Hallstein
BONN. Der in Tübingen wohnende Geheimrat Dr. Konrad R ö d i g e r ist nach Mitteilung dos Bundeskanzleramtes von Bundeskanzler Dr. Adenauer zum ständigen stellvertretenden Delegationschef bei der Konferenz über die Europa-Armee in Paris ernannt worden.
Leiter der deutschen Delegation bleibt weiterhin Prof. Hallstein.
Hallstein setzte am Mittwoch seine Besprechungen mit Vertretern der Wirtschaft und Gewerkschaften fort, um auf deutscher Seite in den strittigen Fragen des Schuman-Planes eine Uebereinstimmung herbeizuführen.
Veitrauen zu Europa
Clay für deutschen Wehrbeitrag
WASHINGTON. Der frühere amerikanische Militärbefehlshaber in Deutschland, General Lucius D. Clay, erklärte am Mittwoch vor dem politischen Ausschuß und dem Wehrausschuß des Senats, Amerika müsse unverzüglich Schritte tun, um die politischen Voraussetzungen für einen militärischen Beitrag Westdeutschlands im Rahmen des Atlantikpaktes zu schaffen. Man müsse den europäischen Nationen das gleiche Vertrauen entgegenbringen, das diese in Amerika setzten. Nur auf diese Weise könne man Europa zum sicheren Bundesgenossen machen. Clay ersuchte außerdem den Kongreß, einer Verstärkung der amerikanischen Bodentruppen in Europa „uneingeschränkt“ zuzustimmen.
Der frühere Militärsbefehlshaber wandte sich in seinen Ausführungen gegen die Ansicht des ehemaligen Präsidenten Hoover und anderer Wortführer der Opposition, die annehmen, daß eine Verstärkung der amerikanischen Streitkräfte in Europa die Sowjetunion zum Angriff reizen könne.
Der amerikanische Verteidigungsminister Marshall erklärte am Dienstag, daß die US-Streitkräfte möglicherweise auf 4 Millionen Mann verstärkt werden müssen.
Landtasswahl erst 1952
Anfechtung des badischen Wahlgesetzes?
FREIBURG. Der badische Landtag verabschiedete am Mittwoch eine Regierungsvorlage, durch die die Wahlperiode des Landtages bis zum Zusammentritt der Volksvertretung, die infolge der Bestimmungen des künftigen Bundesgesetzes über die Neugliederung der drei südwestdeutschen Länder zu wählen ist, verlängert wird. Sollte das Bundesgesetz am 15. Januar 1952 noch nicht verabschiedet sein, so findet eine Landtagswahl am 16. März 1952 statt.
Einige sozialdemokratische und demokratische Abgeordnete beabsichtigen, das im Januar vom Landtag gegen den Protest der Oppositionsparteien angenommene und inzwischen verkündigte Landeswahlgesetz wegen angeblicher Verfassungswidrigkeit vor dem Staatsgerichtshof anzufechten.
Das neue Landeswahlgesetz, eine Kombination von Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, könnte der jetzigen CDU-Regierungspartei auch im kommenden Landtag die absolute Mehrheit sichern.
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Der Kaufherr aus C )HI 111^1 A
Min hechte Prometheus -Vei laq UrObemelt bei München
Nachdem sich Tom ln die Gemächer von Lady Jane begeben hatte, um ihr schonend den peinlichen und schrecklichen Vorfall mitzuteilen und sie zu bitten, nun endgültig ohne ihn nach Bordighera vorauszureisen, kehrte er zu seinem Freunde zurück, der inzwischen eine Zigarette an der andern entzündet hatte und ln blaue Schwaden gehüllt tief im Klubsessel saß.
„Tom“, empfing er den Hausherrn, „wie ich die Sache auch überlege, sie geht nicht auf! Sind wir in einem Traum befangen, oder lese ich das alles nur in einem phantastischen Kriminalroman von Big Toddy?! Was heute geschehen ist, was man uns eben erzählt hat, das gibt es doch alles gar nicht!
Geheimbünde, die genau über die Absichten ihrer Opfer Bescheid w ssen, Verfolgungen um d-'e halbe Erdkugel, drohende Botschaften, die durch verschlossene Türen in fremden Häusern und auf Kopfkissen auftauchen endlich allwissende Chinesen, die schon am Tage nach einem englischen Club- gesoräch von der Verabredung wissen und ihr Opfer geheimnisvoll umgeistern; dann schließlich ein Mord, im Treppenhaus der Detektive, fast im selben Augenblick, als man von dem Ermordeten spricht. Kannst Du Dir einen Re : m auf diese Vorgänge machen? Mir klingt das alles zu sehr nach unwahrschein] 1 eher Kolportage — mit Erlaubnis zu sagen — wie ein Roman vor Dir!“
„Lieber James, werde nicht anzüglich! Schließlich sollte niemand besser wissen als Du, daß meine Romane genau dem entsprechen, was wir be ! de zusammen erlebt haben, und dann kommt es bet den unmöglichsten
Dingen darauf an zu sehen, wie sie geschehen, das heißt, man muß, um urteilen zu können, ob sie wirklich so unmöglich gewesen sind. Wir stehen jedenfalls am Anfang einer sehr schwierigen und verwickelten Angelegenheit, aber das geschah uns schon öfter. Denk daran, wie wir den Unsichtbaren jagten und glaubten, wir ständen mitten in übernatürlichen Ereignissen, bis sich alles mit einem einzigen Wort löste, das wir leider nicht rechtzeitig kannten, und so schlage ich vor, wir halten es auch in diesem Falle des Kaufherrn von China so wie bisher: Du magst alle Kniffe des realistischen und raffinierten Kriminalisten anwenden, während ich mich den göttlichen Einfällen der dichterischen Phantasie überlasse.“
„Gebe Gott“, seufzte der Captain, „daß Dir diese Einfälle recht bald kommen mögen. Ich gestehe nämlich offen, daß ich kernen Anhaltspunkt in diesem Wirrwarr sehe. Alles ist zu unwahrscheinlich!“
Eine Weile saßen sich die Freunde schweigend gegenüber, jeder war in seine Gedanken vertieft. Plötzlich schien Tom eine Erinnerung zu kommen, er richtete sich auf und räusperte sich: „Sag mal, James, mir fällt eben ein, warum hast Du den Kaufherrn gleich zu Anfang gefragt, ob er Malaria gehabt hätte. Schien Dir das wesentkeh?“ Der Captain lächelte und in seinen Augen schimmerte ein leiser Funken von Hoffnung. „Gut“, erwiderte er, „daß Du mich erinnerst: Ich habe ihn gefragt, um festzustellen, daß er log. Er verstand mich auch genau und suchte im nächsten Moment seine Augen zu verbergen, denn er wußte, daß ich eine Beobachtung gemacht hatte. Hast Du nicht die gelbliche Färbung seiner Augäpfel gesehen? So haben sie die ehemaligen Malariakranken — aber John Alv'.s hatte wohl kaum Malaria, er nahm das hingeworfene Rettungstau zu willig und überrascht auf.
Bei ihm kommt die gelbe Färbung von etwas anderem, vermutlich von dem glei
chen Laster, das seinen Schädel so mumien- .haft hat werden lassen. John Alvis ist dem Opium verfallen, das beweist auch sein maßloser Alkoholgenuß — er schadet ihm kaum, weil das Opium in seinem Körper als Gegengift wirkt.
„Du meinst also, es kann sich alles als Fiebertraum eines Kranken herausstellen?“ Der Captain lächelte nicht mehr. „Nein“, sagte er, „die Zettel waren echt, der Dolch auch und ebenso scheint mir die Verkrüppelung sehr echt und am unleugbarsten dürfte die Leiche draußen sein!“
Unterdessen hatten die Herren der Mordkommission das Haus betreten. Der Pförtner Hobbart brachte die drei Inspektoren und den Photographen leise die Treppe herauf, sie standen unter der Türe, und Inspektor Wilkinson vernahm eben noch das letzte Wort. „Hailoh, Captain!“ rief er schlagfertig „wo ist also die Leiche?“ Griffins sprang auf und schaute verdutzt auf die Kollegen. „Ach ja, „rief er. wo ist die Leiche?“ Ich kann Ihnen nur mit Blutpuren dienen, Inspektor und hier — mit einem Fetzen Tuch, das der Herr des Ermordeten als ein Stück vom Anzug Tschai-Fus erkannt hat.“
„Na. das ist wenig genug. Haben Sie wenigstens Fingerabdrücke anzubieten, Captain?“ James Griffins lächelte über den Galgenhumor seines Kollegen. „Eine ganze Hand ist draußen, Inspektor! Eine blutige Hand am Treppengeländer. Halten Sie die Abdrücke fest, sie werden einmal zu Indizien gegen den Mann werden, der da draußen die blutige Arbeit tat.“ Dann folgten sie der Kommission auf den Vorplatz.
4. Kapitel
Seltsame Geschehnisse
Der andere Morgen kam heran und mit ihm die Abreise Lady Janes. Tom nahm herzlichen Abschied von seiner Gemahlin und bemühte sich noch einmal die Gründe seines
Hierbleibens zu erklären. Captain Griffins ging lächelnd nebenher und bestätigte hier und da die Beteuerungen seines Freundes. Dienerschaft bewegte sich hinter der Lady her zum Portal, wo der große Wagen vorgefahren war.
Jane war gar nicht so schwer zu überzeugen. Sie schnitt die Redeflut Ihres Gatten ab, indem sie ihm ungeniert vor allen Leuten einen Kuß gab und sagte: „Ich weiß schon, lieber Tom, wenn Dir die Abenteuer um den Kopf flattern, kann man unmöglich von Dir verlangen, als friedlicher Ehemann neben dem Kinderwagen her zu gehen. Bleib also ruhig hier, solange Du notwendig zu sein glaubst, und komm nachher mit dem Flugzeug zu uns.“ Sir Tom war darob sehr beglückt, er küßte die Hand seiner schönen Frau. Dann stiegen Lady Jane, die Bonne mit dem Kind und der Butler Robertson in den Wagen, der davonrollte.
Die beiden Freunde schritten zum Hause zurück.
„Werden wir lange brauchen den Fall zu lösen?“ fragte Big Toddy. Der gute Tom hatte sich schon wieder ganz in den berühmten Detektiv verwandelt. Der große Captain zuckte die Schultern. „Wer kann das sagen? Die bisherigen Anhaltspunkte sind dürftig genug. Komm in die Bibliothek, wir wollen zusammenfassen, was wir an Ergebnissen in Händen halten.“ Sie gingen die Treppe hinauf und setzten sich in der großen Bibliothek an ein Tischchen Ferguson der zweite Diener, be- • mühte sich inzwischen, im Kamin ein Feuer zustande zu bringen. Als die ersten Minuten schweigend vergangen waren, begann James Griffins: „Die Mordkommission hat nicht viel mehr entdeckt als wir auch, keinerlei Spuren eines zweiten Mannes. Die Leiche anscheinend in den Regentskanal geworfen; außer dem Tuchfetzen, der unzweifelhaft von Tschai-Fus Oberkleid stammt, ist weiter nichts gefunden. (Fortsetzung folgt)