Sette 2 - Nr. 2S1
Produktion könne dem deutschen Volke Verdienst und Arbeit geschaffen werden. Ernsthaft sei diese Aufgabe bisher von der Regierung nicht angefaßt worden, die die Arbeitslosigkeit als eine Art akute Krankheit behandelt habe, obwohl es sich längst um ein chronisches Leiden am deutschen Volks- und Wirtschastskörper handle. Die öffentliche Pflicht zur Erwerbslosenfürsorge habe die Deutschnationale Fraktion stets anerkannt. Sie sei auch jetzt wieder bereit, soweit überhaupt öffentliche Mittel zur Verfügung stehen, solche Hur Linderung der größten Not zu bewilligen. Aus sozialen Gründen müßten im gegenwärtigen Zeitpunkt diejenigen Erwerbslosen bei der Verteilung neuer Mittel bevorzugt werden, die für Familien zu sorgen haben. Die jetzige Vorlage benachteilige diejenigen Erwerbslosen, die besonders bedürftig sind, zu Gunsten der Ledigen. Die sozial- und wirtschaftsschädlichen Nebenwirkungen der bisherigen Erwerbslosenfürsorge würden noch verstärkt. Auch die Möglichkeit zur späteren Einführung eines Lohn- Aassensystems sei verbaut. Die Deutschnationale Fraktion werde daher in ihrer überwiegenden Mehrheit die Vorlage o b l e h n e n.
Abg. Andre (Ztr.): Die wichtigste Aufgabe der Reichsregierung fei es, dem Volk Arbeit und Brot zu verschaffen. Der Verlust an Produktionskrast in Gestalt der Erwerbslosen gehe in die Milliarden. Man müsse in dieser Frage das Parteimäßige zugunsten des Sachlichen mehr zurück- treten lassen. Es müßte aber auf der andern Seite auch der Wille zur Arbeit vorhanden sein. Scharfmacherei und Klassenkampf müßten aufhören. An dem Achtstundentag sei grundsätzlich festzuhalten. Die Rationalisierung der Industrie dürfe nicht auf Kosten des werktägigen Volks erfolgen. Die schleunige Einführung einer Arbeitslosenversicherung und die Schaffung von Gehaltsklassensätzen sei erforderlich.
Reichsarbeitsminister Brauns: Die Arbeitslosenunterstützung in ihrer gegenwärtigen Höhe hat im allgemeinen den Willen zur Arbeitsannahme nicht verringert. Anders würde es aber sein, wenn man den Kreis der Unterstützten erweitert und die Bezüge so erhöht, daß sie höher sind als der Normallohn des Unterstützten. Schon jetzt ist dieser Zustand bei vielen Arbeitslosen erreicht. Die Mehrheit des Ausschusses ist bei den alleinstehenden Ledigen über die von der Remeruna voraeschlagene Erhöhung hinausaeganaen und bo» -- H. beschlossen. Ich erkenne an, dost Grnpve ^ '--losxp bisher besonders
schlecht gestellt war. Die Zahl der Ausgesteuerten wird gewaltig überschätzt. Am 15. September standen 5531, also 4,9 v. H. der Erwerbslosen in der 50. Unterstützungswoche, würden also am 15. Oktober ausgesteuert gewesen fein. Die Regierung hatte sich bereit erklärt, für die Ausgesteuerten eine besondere Fürsorge einzurichten, die ihnen dasselbe gibt wie die Erwerbslosenfürsorge. Es ist praktisch dasselbe wie eine Verlängerung der Bezugsdauer.
Abg. Thiel (DB.) stellt fest, daß die Zahl der erwerbslosen Arbeiter sich zwar verringert habe, die der erwerbslosen Angestellten steige aber weiter. Besonders die älteren Angestellten hätten darunter zu leiden. Bedauerlich sei, daß noch immer 131 000 ausländische Wanderarbeiter beschäftigt würden. Der Redner richtet einen Appell an die Arbeitsnachweise, sofort die gesunden und kräftigen Erwerbslosen für die Landarbeit auszusuchen. Der Redner tritt für das Lohnklassensystem ein, das eine gerechte Verteilung der Unterstützung ermöglicht.
Anträge für Landwirtschaft und Gewerbe
Der Abgeordnete Thomson und andere Mitglieder der Fraktion der Deutschnationalen Volkspartei haben im Reichstag folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu ersuchen, der ungeheuer schwierigen Lage der Landwirtschaft, die sich aus der Notwendigkeit der Abdeckung eingegangener Wechselverbindlichkeiten in den Monaten November und Dezember dieses Jahres ergibt, durch umfangreiche zinslose Stundung der jetzt fällig werdenden Steuerbeträge Rechnung zu tragen, insbesondere schon jetzt im Verordnungsweg die Finanzämter anzuweisen, daß die am 15. November fälligen Vorauszahlungen zur Vermögenssteuer in der Landwirtschaft, auch ohne Anträge der Steuerpflichtigen, solange zinslos zu stunden sind, bis die Veranlagung auf Grund der neuen Bewertung der landwirtschaftlichen Grundstücke erfolgt ist.
Ferner liegt folgender Antrag der Deutschnationalen Volkspartei vor:
Die Reichsregierung zu ersuchen, 1. bei der Durchfüh-
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
rung des A r h e i t s Y e s ch a f f u n a s v r o g r a m m s Vorsorge zu treffe», daß ancb das selbständige Handwerk und Gewerbe dabei mit Rücksicht ans ihre wirtschaftliche Notlage anteilja berücksichtigt werden. 2. unverzüglich Maßnahmen zu treffen, daß die unter Mitwirkung von Vertretern der Reichsregierung ausgestellte Reichsverdi n - gungsordnung als Grundlage der Vergebung öffentlicher Arbeiten und Lieferungen von allen Reichsbehörden, sowie der Deutschen Reichsbahngesellschaft eingeführt und benutzt wird, ferner auf die Landesregierungen einzuwirken, daß sie sich diesen Maßnahmen anschließen.
Neuestes vom Lage
Neuwahlen in Dänemark
Kopenhagen, 7. Nov. Die gegenwärtige Regierungsmehrheit der Sozialdemokraten und Radikalen (Demokraten) ist zerfallen. Bei der Ausarbeitung des Programms für die staatliche Hilfe in der wirtschaftlichen Notlage lehnten die Sozialdemokraten die Vorschläge der Demokraten als zu weitgehend für Industrie und Landwirtschaft ab. Der § Führer der Radikalen, Ove Rode, verlangte eine Itm- > blldung der Regierung durch Beitritt der Rechten, der i Slaatsminisker lehnte dies entschieden ab mit der Erklärung, § daß jetzt Neuwahlen notwendig seien, die wahrscheinlich Ende November skatkfinden werden.
Entschädigungen und Schulden
Washington, 7. Nov. Das hiesige unabhängige Wjrk- schastsinstitut hat ein Werk über die Regelung der Kriegsschulden herausgegeben, in dem wörtlich festgestellt wird: „Nach allgemeiner Ansicht, die selbst in Regierungskreisen geteilt wird, muß die gesamte Angelegenheit der Entschä- Ligungen und Schulden innerhalb von wenigen Jahren einer Aenderung unterzogen werden." Die Verfasser, Harald G. Moultcm, der Leiter des Instituts, und sein Mitarbeiter Dr. Paswolski führen aus, daß man bei der Aufstellung des D a m e s - P l a n s mit einer fünfjährigen cn , ------r-,,,,» babe. Innerhalb die
ser Frist werde Klarheit geschaffen sein über die Leistungsfähigkeit des Schuldners und über die Empfangsbereitschast der Gläubiger, die versuchsweise festgesetzten Zahlungen zu leisten und zu empfangen. Moulton genießt hohes Ansehen in der wissenschaftlichen Welt und verfügt über ausgezeichnete Beziehungen. Man darf daher die Schrift als ein weiteres Anzeichen dafür ansehen, daß die Vereinigten Staaten mi einem späteren Zeitpunkt sich bereit finden werden, die Schuldenabkommen zu ändern und die „Zahlungsfähigkeit" ein für allemal wirklich grundsätzlich als einzig bestimmenden Faktor gelten zu lassen. Das Buch betont ferner die Notwendigkeit, eine endgültige Zeitgrenze für die deutschen Zahlungen festzusetzen.
Würllembergischer Landtag
Stuttgart, 6. November.
An Stelle des nach Berlin verzogenen Abg. Elsas (D m.), ist Frl. Else Eber Hardt in den Landtag einge- trelen.
Die Anfrage des Abg. Dr. Ströbel (Bauernd.) betr. die Landankäuse der Stadt Stuttgart in Langenau wurde von der Tagesordnung abgesttzt.
Es folgt die erste Lesung des Entwurfs betr. A ende- rung des Gewerbe st euergejetz es.
Finanzminister Dr. Dehlingcr: Der Gesetzentwurf will bei der Gewerbesteuer wieder Ordnung schaffen für die Gewerbesteuerpflichtigen, sowie für den Staats- und Gemeindehaushalt. Die Steuer soll io gerecht und gleichmäßig als möglich auf die Steuerpflichtigen verteilt und eine festere Grundloae oel-kmisen werden, n-i) der d>e Steuervstichtigen zum voraus rechnen können. Der Entwurf steht keine neue grundsätzliche Regelung vor, nimmt vielmehr die Grundsätze des Gesetzes von 1922, jedoch mit wesentlichen Verbesserungen wieder auf. Die Gewerbesteuer soll künftig nach dem dreijährigen Durchschnitt veranlagt und der persönliche Arbeitsverdien st des Unternehmers aus dem zur Einkommensteuer veranlagten gewerblichen Reinertrag nach bestimmten Hundertsätzen ausgeschieden werden. Es ist möglich, daß der einzelne nach dem neuen Gesetz mehr Gewerbesteuer zahlen muß als im Vorjahr. Dies beweist aber nur, daß die Einschätzung des vorigen Jahrs ein Notbehelf war und von unzulänglichen Grundlagen ausging. Die Versorgungsbetriebe der öffentlichen Körverschaften sollen vorerst
Morrtug, 8. November tvLK
nicht zur Gewerbesteuer herangezogen werden. Diese Frage wird erst später, bei der demnächst notwendig werdenden Aenderung des Gemeindesteuergesetzes geregelt werden.
Abg. Winker (Soz.): Die gemeinnütziaen Siedelungsunternehmen sollten von der Steuer befreit werden. Es wäre besser gewesen, wenn man eine Staffelung der Grundsteuer nach der Größe des Grundbesitzes oder des Steuerkapitals durchgeführk hätte. Das Betriebskapital sollte gleichfalls zur Gewerbesteuer herangezogen werden. Wie will der Minister die 13 Millionen Mark Steuerrückstände eintreiben? Wie groß waren die Steuernachlässe in den Jahren 1924, sowie 1925 und 1926, und wie viel entfiel da-" von auf die Kleinbauern und auf die Großbauern? Die größte Standesherrschaft Pückler-Limburg in Gaildorf habe 1925 überhaupt keine Einkommensteuer gezahlt- Den Ausfall hätten dann die Kleinbauern bezahlen müssen. Die Ortsvorsteher des Oberamts Gaildorf hätten deshalb ein Gesuch an den Finanzminister gerichtet.
Abg. Roth (Dem.): Das Gesetz von 1922 war ein Versuch in schwierigster Zeit. Unverständlich ist, warum die württ. Regierung den Abzug der Kirchensteuer vom gewerblichen Reinertrag verweigert. Der Finanzminister hat alle Wünsche aus den Kreisen der Gewerbesteuerpflichtigen außer acht gelassen.
Abg. Rath (D.V.): Heute, wo die steuerliche Belastung ungeheuer ist, muß mehr auf die Leistungsfähigkeit abgehoben werden. In der Frage der Bersorgungsbetriebe geht die Regierung den richtigen Mittelweg, indem sie von einer staatlichen Besteuerung absieht. Von den Steuerrückständen muß der größte Teil hereinkommen, aber den Weingärtnern, den Hagel- und Hochwassergeschädigten müssen Nachlässe gewährt werden.
Abg- August Müller (B.B.): Gärtnereibetriebe dürfen nicht unter die Gewerbesteuer gestellt werden. Läßt man die Versorgungsbetriebe von der Gewerbesteuer frei, so besteht die Gefahr, daß die Städte ihre eigenen Betriebe nicht besteuern. Ebenso wie die Ueberlandzentralen sollten auch die städtischen Elektrizitätswerke besteuert werden. Es ist gerechter, die Steuer nach dem erzielten Ertrag zu berechnen, als nach dem erzielbaren. Die Landwirtschaft will keine Bevorzugung.
Abg. Rehbach (Komm.): Die Kommunisten haben keine Ursache, sich mit Liesen Steuerproblemen näher zu befassen, wollen aber insofern Mitwirken, daß die kleinen Gewerbetreibenden nicht zu hoch belastet werden.
Abg. Fischer (B.P9 bat die Regierung, der Notlage des Gewerbes Rechnuno zu tragen.
Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte, der Entwurf werde für Handel und Gewerbe ln den Fällen eine Entlastung bringen, wo sie sachlich begründet sei- Die Sätze Wien gerecht. Weiter wandte sich der Minister gegen eine Besprechung der Steuerverhältnisse der Standesberrschait n Gaildorf durch den Abg. Winker und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Steuerrückstände in Höhe von 13 Millionen infolge Besserung der wirtschaftlichen Lage besser ein- gehen würden. Hierauf wurde der Gesetzentwurf an den Sieuerausjchuß überwiesen. Dis Bestimmung der nächsten Sitzung wurde dem Präsidenten überlassen.
Der Finanzausschuß des Landtags unternahm eine Waldbesichtigung in den staatlichen Forstbezirken Freudenstadt md Oberkal. Besichtigt wurden der Skaatsroald Hirschkops und weiterhin die Staatswaldungen des Forstbezirks Ober- ml. Die Besichtigung ließ erkennen, daß die württ. Staats- jorstverwaltung mit Erfolg bemüht ist, unter Ausnützung Wer in Betracht kommenden Umstände die größtmögliche Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Beabsichtigt ist noch eine Be- uchtigung der Forstbezirke Baindt, Mochenwangen und des schönbuchs.
Württemberg
S'uttcart, 7. Nov. Kein Ausbau der Bahn- strecke Bibern cd-litten weiler. Auf die Kleine Anfrage des Abg. Ströbele (BB.) betr. Ausbau der Bahnstrecke Biberach-Uttenweiler wurde regierungsseitig geantwortet, daß dw Mittel, die das Reich für die Bollendung begonnener Nebenbahnen bereitgestellt hat, nicht ausreichen, um auch die Strecke Biberach-Uttenweiler in Angriff zu ! nehmen.
Auf eine Kleine Zenkrums-Anfrage betr. die Festlegung der Hektarwertsähe durch die Grunderwerbsausschüsse hat die Regierung geantwortet, daß wegen der geltend gemachten Ungleichheiten das Finanzministerium sofort mit dem Präsidenten des Landesfinanzamks ins Be-
Feuer am Nordpol.
Kutturroman von Karl-August von Lasser 1.
38) (Nachdruck verboten.)
„Der nun wohl sofort verhaftet wird?" fragte Linda.
„Im Gegenteil. Man benutzt ihn, um den Franzosen falsche Nachrichten zukommen zu lassen," warf Sanders ein.
Stratow fuhr fort:
„Wir wissen also, daß das Kriegsschiff „Libertd" den Auftrag hat, jeden von Nome abfahrenden Dampfer nach uns zu durchsuchen. Die Feinde vermuten wohl, daß die meisten Teilnehmer unserer Expedition gerettet sind, aber daß sich auch eines unserer Flugzeuge auf der „Athalia" befand, ahnen sie nicht. Die Amerikaner lassen nun durch jenen Agenten den Franzosen die Nachricht zukommen, wir würden in zwei Tagen mit dem fälligen Postdampfer abfahrcn, während wir in Wirklichkeit die „Schwalbe" benutzen.
„Also fahren wir morgen mit der „Schwalbe"!" rief Linda. „Mir ist es sehr lieb. Um so früher sind wir wieder daheim." Sie wandte sich an Sanders. „Wie denken Sie sich jetzt die Fortsetzung unseres Werkes?"
„Herr Stratow, Nagel und ich wurden uns bereits über die Grundzüge einig. Es wird sofort in Uralsk, dem Industriezentrum von Kirgisia, eine Flugzeugfabrik errichtet. Wir bringen möglichst viele der eingeübten Arbeiter und Ingenieure des Martensscheu Werkes dorthin. Bis zum nächsten Frühjabr ist dann eine Anzahl neuer, vielleicht noch größerer Flugzeuge fertig, mit denen wir dieses Mal eine richtige Arbeitskolonnc nach dem neu entdeckten Nordpollande befördern. Zunächst beuten wir die von mir gefundene Platinmine ans, die uns in den Besitz ausreichender Geldmittel setzen wird. Sodann erfolgen die Erbohrung der Sllager und der Ausbau des geplanten i großen Kraftwerkes." s
„Erst will ich Platin sehen," sagte Stratow. „Vorläufig hege ich noch einiges Mißtrauen."
„Ich habe nie an Herrn Sanders gezwcifelt!" rief Linda. „Sicher wird alles geschehen, wie er es sich gedacht
hat. — Wollen wir denn nicht auch Herrn Martens selber nach Kirgisia einladen?"
„Martens befindet sich in einem französischen Zuchthause," sagte Sanders. „Wir erfuhren es heute, daß er im besetzten Gebiete ergriffen wurde."
„Dann müssen wir ihn befreien!" rief Linda lebhaft.
„Das wird nicht leicht sein," meinte Stratow, „und es fragt sich, ob die aufzuwendenden Mittel und Mühen l sich lohnen." Sanders griff ein: „Herr Martens wird ^ uns sehr fehlen. Er war nicht lediglich Fabrikletter, sondern der geniale Konstrukteur und Vervollkommne! seiner Flugzeuge. Wir Hütten viel Unterstützung von ihm gehabt."
„Wenn die Sache so liegt, dann ist es natürlich ganz etwas anderes und wir holen ihn uns!" rief Stratow.
„Er soll sich im Zuchthaus zu Dijon befinden," sagte Sanders.
„Es wird kaum möglich sein, ihn dort, mitten in Frankreich, zu befreien," meinte Linda, die Stratow durch Widerspruch anzureizen hoffte.
„Man wird es versuchen," sagte Stratow ruhig. „Wir arbeiten mit zwei Mitteln, denen das Aufsichtspersonal des Zuchthauses kaum gewachsen sein wird: mit bolsche- s wistischer Aufklärung für die ideal Veranlagten und mit bolschewistischem Gclde für die Aufgeklärten." — Achtes Kapitel.
Vor sechs Stunden war der große japanische Passagierdampfer von San Franzisko abgefahren, der die Nordpolsahrer nach Tokio bringen sollte. Nach eingehender Beratung hatten Sanders, Stratow und Nagel es für das beste gehalten, kein amerikanisches oder gar englisches Schiss zu benutzen.
Es befanden sich fast nur gelbe Passagiere an Bord: liebenswürdig lächelnde Japaner, vornehm zurückhaltende Chinesen, verschmitzte malaiische Kaufleute und stoische indische Händler. Aber die Unterbringung ließ nichts zu wünschen übrig und für die leiblichen Bedürfnisse der Weißen sorgte ein vorzüglicher chinesischer Koch.
Tie offizielle Abfahrt war am späten Abend im vor- ausbestellten und reservierten Pullman Car vorgesehen.
Statt dessen ging es bereits am frühen Morgen in aller Heimlichkeit zu dem japanischen Dampfer, dessen Kapitän eingeweiht war. Man hoffte so, etwaigen Nachstellungen der Franzosen zu entgehen.
Doch die feindlichen Agenten mußten gut gearbeitet haben, denn bereits wenige Stunden nach der Abfahrt ließ der japanische Kapitän Sanders und Stratow in seine Kajüte bitten und teilte ihnen mit, daß seit einiger Zeit ein Kriegsschiff, anscheinend ein kleiner, aber schneller Kreuzer, seitlich der „Nagasaki Maru" aufgetaucht sei, das offenbar bestrebt war, sich dem japanischen Dampfer zu nähern.
„Tie „Nagasaki" läuft doch schneller als ein Kriegsschiff?" fragte Stratow.
„Ich weiß es nicht," sagte der Japaner.
„Was werden Sie tun, falls es ein Franzose ist, der unsere Auslieferung beantragt?" fragte Sanders.
„Auch das weiß ich noch nicht," lächelte der Kapitän verbindlich.
„Zu welchem Zweck haben Sic uns denn hcrgebeten?' rief Stratow etwas ärgerlich.
„Ich dachte, Sie könnten sich vielleicht unsichtbai machen."
„Wollen Sic uns im Kohlenbunker verstecken?" fragte Stratow.
„An Bord befindet sich eine chinesische Schauspielertruppe," sagte der Kapitän. „Mit ihrer Hilfe könnten Sie sich in wenigen Stunden in täuschend echte Chinesen odei Japaner verwandeln."
„Und wenn man Ihre Schiffspapiere einsieht?' fragte Sanders.
„Ich habe keine europäischen Passagiere an Bord,' lächelte der Japaner. „Ihre Namen sind auf japanisch eingetragen."
Der Vorschlag leuchtete ein. Doch Sanders hatte noch Bedenken.
„Man wird uns an unserem Gepäck erkennen," meinte er. „Auch kann man unser Flugzeug entdecken."
(Fortsetzung folgt.)