NUMMER 27

WIRTSCHAFT

SAMSTAG, 17. FEBRUAR 1951

Bauprogramme in Gefahr

Selbsthilfe der Bauherren / Engpässe: erste Hypotheken und Baustoffe / 56 Mill. Bauüberhang aus dem Vorjahr

TÜBINGEN. (Eigener Bericht.) Im Normalbau­jahr 1936 wurden 65 Millionen Mark im Hochbau aufgewendet. 1951 wird das Land mit allen An­strengungen, und wenn größere Verschiebungen im Preisgefüge vermieden bleiben, vielleicht auf 130 Millionen DM kommen. Zu berücksichtigen ist hierbei natürlich der gegenüber 1936 gestie­gene Index der Baukosten.

Ein Selbsthilfeinstrument Diese Zahlen gab Regierungsbaudirektor Ziegler vor einer Landesbaukostenkonferenz bekannt, die vorgestern im Staatsministerium stattfand. Die Landesbaukostenkonferenz ist ein freiwilliger Zusammenschluß der Arbeitsgemein­schaft der Bauherren einerseits und der an der Baufinanzierung beteiligten Institute andererseits. Aufgabengebiet ist, auf dem Wege freiwilliger Übereinkunft, durch Absprachen und Einflußnah­me das zu erreichen, was sonst nur auf dem Wege der Zwangswirtschaft erreicht werden könnte: insbesondere Abstimmung der Bauprogramme hinsichtlich Geld- und Materialversorgung, Ge­währleistung einer einheitlichen Vergebungsord­nung und Übereinkommen zwischen den am Bau­geschehen beteiligten Partnern, um die so außer­ordentlich störenden Schwankungen der Preise auszugleichen.

Nicht durch Zwang

Regierungsbaudirektor Ziegler führte überzeu­gend aus, daß irgendwelche Maßnahmen der Preisbildung zur Baukostensenkung erfahrungs­gemäß ungeeignet seien. Das Baulenkungsgesetz versage hier ebenfalls. Der richtige Weg sei der über die Arbeitsgemeinschaften. Man dürfe nicht immer nach dem Staat rufen. Ein solches Über­einkommen der Wirtschaftspartner setze aber ein gewisses Umdenken voraus insofern, als die Partner nicht versuchen dürften, sich auf Kosten des anderen zu' bereichern. Die gegenwärtige Situation sei durch die Tatsache gekennzeichnet, daß es entgegen der volkswirtschaftlichen Theorie sowohl an Geld wie an Material fehle. Der Bau- und hier insbesondere der Woh­nungsbau. sei aber ein hochpolitisches Problem. Ohne Wohnungen sei an keine Produktionsstei­gerung zu denken.

Heute betrage der Anteil des Wohnungsbaus am gesamten Baugeschehen rund 70 Prozent. Der Überhang nicht fertiger Bauten aus dem abge- laufeneri Bauabschnitt werde auf 56 Millionen DM geschätzt, das neue Bauprogramm auf etwa 126 MMlionen DM, so daß in diesem Baujahr eine Bauleistung von nahezu 200 Millionen DM zu erbringen wäre. Angesichts der verschiedenen Engpässe sei aber an die Durchführung eines sol­chen Bauorogramms nicht zu denken. Bereits heute drohe ein Kampf um die Prioritäten zu entbrennen, weil jeder Bauträger (Besatzungs­macht. Wohnungsbau, Landwirtschaft, öffentliche Bauten, Industrie) seine Aufgabe natürlich in den Vordergrund stelle. Hier einen vernünftigen und gerechten Ausgleich zu finden, sei im Interesse der Bauprogramme ganz unerläßlich.

Erste Hypotheken fehlen

Direktor Binder von der württembergischen He'mstätte , betonte in einem sehr instruktiven Referat, daß die HauDtschwierigkeiten in Süd­westdeutschland ' sowohl auf der Materialseite wie auf der Geldseite lägen. Erststellige Hypo­theken seien zurzeit fast überhauDt nicht zu haben, ein Mangel, der auf die ungünstige Ent­wicklung der Spareinlagen seit dem Ausbruch des Koreakonflikts zurückgehe Heute seien die Sparkassen bereits für 1951 mit ihren erwarteten Spareinlagen vollkommen festgelegt, um ihre Zu­sagen aus 1950 zu decken. Nach den Worten Di­rektor Binders sitzen die Bauträger alle da und warten aiif das Wunder, das ihnen die ersten Hypotheken bringt. Inwiefern aus der Sofort­hilfe für diesen Zweck vorübergehend Mittel beansprucht werden könnten, und ob es viel­leicht möglich sei, 7c-Gelder dafür heranzu­ziehen. müsse sich erst noch zeigen. Auch eine Erhöhung der .Hypothekenzinsen zur Belebung des Kaoitalmarictes hält der Redner für außer­ordentlich bedenklich, da einer Zinserhöhung von 2 Prozent eine Mieterhöhung von 20 Prozent entspreche

An die Verdingungsordnung halten

Zu klären sei nunmehr, was an ersten und was an nachstelligen Hypotheken aufgebracht werden könne, doch sei letzteres eine Frage der Länderhaushalte bzw. des Finanzausgleichs. In

zweiter Linie müsse man sich darüber klar wer­den, was gebaut werden soll. In Bonn befürchte man große Schwierigkeiten in der Materialver­sorgung und auch in Württemberg-Hohenzollern gehe die Baustoffindustrie mit großen Sorgen in die neue Bausaison.

Für die steigende Tendenz der Baukosten sei zum Teil die Tatsache verantwortlich, daß ein­zelne Bauträger sich nicht an die Verdingungs­ordnung für das Baugewerbe (VOB) hielten. Die Konferenz nahm folgende Entschließung an:

Die Arbeitsgemeinschaft Ist der Auffassung, daß es im Interesse aller Bauherren liegt, wenn nach einheitlichen Richtlinien vergeben wird. Die Mit­glieder sind bereit, sich auf solche gemeinsamen Richtlinien der VOB zu verpflichten, soweit das nicht schon geschieht. Die Arbeitsgemeinschaft ist jedoch der Auffassung, daß solche Richtlinien nur dann preisregulierend wirken können, wenn sie von allen Bauherren also auch von den Besatzungs­mächten. angewendet werden. Einzelvergabe, klare Ausschreibungsunterlagen und Einhaltung der in der VOB vorgesehenen Zahlungsbedingungen er­scheinen uns notwendie. Sie sind Voraussetzung für eine einwandfreie Ka'knlation und liegen im In­teresse der Besatzungsmächte.

Direktor Binder stellte zum Abschluß seines Referats fest:Beim Hochbau werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Eine Einschrän­kung der Bauprogramme ist nach seiner Mei­nung unvermeidlich Um diese in Grenzen zu halten und vor allen Dingen den unnützen Kamnf um die Prioritäten auszuschalten, der zwangs­läufig in die Bewirtschaftung mit all ihren un­sozialen und unwirtschaftlichen Folgen führen müsse, nahm die Landes-Baukostenkonferenz einstimmig folgende, von Regierungsbaudirektor Ziegler vorgeschlagene gemeinsame Erklärung an:

..Mit schwerer Sorge betrachtet die Arbeitsgemein­schaft der Bauherrn die Entwicklung auf dem Bau- markt im Jahre 1951.

Die Arbeitsgemeinschaft hat versucht, die vor­dringlichen Programme der Bedarfsträger gegen­seitig abzustimmen. Die einzelnen Programme wur­

den auf das Mindestmaß herabgesetzt, das mit Rücksicht auf die Aufnahme von Heimatvertriebe­nen, die Beschaffung des sonst erforderlichen Wolin- raums, die öffentlichen Bauten, insbesondere Schu­len und Krankenhäuser, und für den steigenden Bedarf der Landwirtschaft und Industrie erforderlich ist. Auch wird der TiefLau im Jahre 1951 anteilig mehr gefördert werden müssen als im Vorjahr.

Dabei zeigt es sich, daß noch nicht einmal die Durchführung dieser Baumaßnahmen gewährleistet ist. Es fehlen nicht nur die nötigen Geldmittel, ins­besondere erststellige Hypotheken, in erheblichem Ausmaß, sondern es werden vermutlich auch ge­wisse Baustoffe, bei denen sich wegen der Kohlcn- knappheit Mangel'rscheinüngen zeigen, fehlen. Auch geben die laufend beobachteten Preissteigerungen Anlaß zu schweren Sorgen. Weiter besteht die Ge­fahr, daß die größeren Bauunternehmen außerhalb des Landes, durch deren Mithilfe das Bauprogramm im Jahre 1950 durchgeführt werden konnte, nicht mehr in demselben Ausmaß zur Verfügung stehen.

Die Arbeitsgemeinschaft wird sich deshalb mit den an de» Bauwirtschaft beteiligten Kreisen in Verbin­dung setzen damit durch Übereinkunft die Verwirk­lichung der Programme erreicht werden kann. Es besteht allgemeines Einverständnis, daß eine Bewirt­schaftung, sei es von der Geld- oder der Material­seite her, aus den bekannten Gründen unbedingt vermieden werden muß.

Die in der Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlos­senen Bauherren erklären deshalb folgendes:

1. Wenn die Baukosten weiter steigen, werden wir unsere Programme einschränken müssen.

2. Wir werden alles tun. um gemeinsam mit allen Bauschaffenden zur Verbilligung des Bauens beizutragen, erwarten jedoch daß dies seitens der Arbeitsgemeinschaft der an der Finanzie­rung beteiligten Institut» und der Arbeitsge­meinschaft der Unternehmerverbände und der Gewerkschaft ebenfalls getan wird.

3. Wir teilen laufend der Arbeitsgemeinschaft mit, wo und wann Schwierigkeiten bei der Durch­führung unsrer Programme entstehen.

4. W'r halten den Kampf um Prioritäten für einen schweren Fehler, der in die Bewirtschaftung zuriickfiihren muß mit all ihren unsozialen und unwirtschaftlichen Folgen Die nötige Lenkung ist nur über ein» freiwillige und soziale Ah- gleirhung der Bauoroeramma zu erreichen. Wir werden deshalb zu diesem Zweck laufend un­sere Programme gegenseitig abstimmen.

Wichtige* in Kürze . Stromeinschränkungen gelockert

BONN. Vom Bundeswirtschaftsminister wurde eine Milderung der gegenwärtigen Stromein- schränktingen für die Industrie von 25 auf W'h des Verbrauchs der Monate September bis No­vember 1950 angekündigt.

Das bis zum 31. März 1951 befristete Verbot der Reklame- und Schaufensterbeleuchtung bleibe jedoch bestehen Die Besserung der Stromversorgung durch die erhöhten Kohienlie- ferungen an die Kraftwerke und die hohe Strom­gewinnung aus Wasserkraft nach den starken Niederschlägen der letzten Wochen hätten diese Erleichterung ermöglicht.

LEVERKUSEN. Stillegung der Bayer-Werke. Die Bayer-Farbwerke in Leverkusen, eine der größten chem-schen und pharmazeutischen Fabri­ken im Bundesgebiet, werden am 22. Februar ihre Produktion völlig einstellen müssen, gibt die Werksleitung bekannt, wenn die Kohlenzu- tellunoen nicht sofort erhöht werden

STUTTGART. DAG kündigt Gehaltstarife. Der Landesverband Württemberg-Baden der Deutschen Angestelltengewerkschaft hat die Ge­haltstarife für die Angestellten im Groß- und

Einzelhandel in Württemberg-Baden und Wtirt- temberg-Hohenzollem zum 31 März gekündigt. Vorschläge für eine Neuregelung der Gehalts­tarife und für eine Neugestaltung des Rahmen- tarfvertrags wurden den Arbgitgebervereinl- gunven zugeleitet.

BONN. Bund will Einkommensteuer kon­trollieren. Der Bund will im kommenden Rech­nungsjahr die Verwaltung der Einkommen- und Körperschaftssteuer weitgehend kontrollieren und beeinflussen. Beide Steuern wurden bisher von den Ländern selbständig eingezogen.

BONN. Freigabe der Getreidepreise Im Juli. Mit der Freigäbe der Getreidenreise im Bundes­gebiet wrd nach Mitteilung von unterrichteter Seite in Bonn zu Beginn des neuen Getreidejah­res am 1 Juli 1950 gerechnet.

LONDON. Neue Textilfaserhöchstpreise. Am letzten Tage der 8. Wollauktion. In Melbourne sind neue Saisonhöchst Drei se erzielt worden. .In Karatschi stieg pakistanische Baumwolle eben­falls auf einen neuen Höchstpreis von 154 Rupien (etwa 129 DM) für 80 Pfiind,' nachdem sie vor wenigen Tagen hoch auf 110 Rupien (etwa 90 DM) stand.

Landwirtschaft Liberalisierung trolj Protesten

HAMBURG. Für eine Fortführung der Libera- Usierungspolitik trotz der zahlreichen Proteste aus den Kreisen der Landwirtschaft setzte sich der Bundesminister für Ernährung und Land­wirtschaft, Prof. Ni k 1 a s, in einem Vortrag vor dem HamburgerObersee-Klub ein.

Vor einer übermäßigen Auswirkung der Libe­ralisierung könne sich die Landwirtschaft am besten durch die Produktion qualitativ hochwer­tiger Erzeugnisse schützen. So übe das auslän­dische Angebol an Vieh, Fleisch, Milch und Fett gegenwärtig infolge der besseren Qualität einen gewissen Drude auf dem Markt aus.

FRANKFURT. Eierkennzeichnungspflicht ge­fordert. Eine Protestaktion gegen die ihrer Auf­fassung nach unzureichende Eierkennzeichnungs- pflkht leiteten der Verband deutscher Wirt-

sehaftsgeflügelzüchter, der Zentralverband des Eiergroßhandels und die deutsche Raiffeisenge­nossenschaft ein. Vom 1517 Februar werden alle Eier deutscher Produktion, die durch die Kontrolle der genannten Verbände gehen, neben der üblichen Kennzeichnung besondere Aufschrif­ten tragen die auf die Forderung dieser Ver­bände Bezug haben.

STUTTGART Zuckerrübenbauer wünschen keine Anbauerweiterung. Der Verband der süd­deutschen Zuckerrübenanbauer will einer Erwei­terung der Anbauflächen für Zuckerrüben in Süddeutschland nicht züstimmen. ehe weitere Möglichkeiten zur Verarbeitung der Rüben vor­handen seien Aus der Ernte des vergangenen Jahres habe eine beträchtliche Menge von Zuk- kerrüben aus Süddeutschland zur Verarbeitung nach Niederösterreich gebracht werden müssen.

Schäffer beharrt

BONN. Bundesfinanzminister Schäffer hält nach wie vor an seiner Sonderumsatzsteuer für Süßwaren und Luxusartikel zur Lenkung und Drosselung desprivaten entbehrlichen Ver­brauchs fest. Das Bundeskabinett hat den Ge­setzentwurf dazu bereits verabschiedet. Aus dem Bundesflnanzminitserium verlautete, daß das von Bundeswirtschaftsminister Prof. Erhard vor­geschlageneRabattsystem verwaltungsmäßig nicht ausführbar sei. Außerdem müsse befürchtet werden, daß dadurch der Sparwille der Bevölke­rung ernsthaft gefährdet werden könne. Die Be­sprechungen der Süßwarenindustrie mit dem Fi­nanzministerium und mit Staatssekretär Lenz vom Bundeskanzleramt sind ergebnislos verlau­fen.

Demgegenüber hat sich Vizekanzler Blücher seinerseits für den Erhardschen Plan ausgespro­chen. Er ist nach seiner Ansicht volkswirtschaft­lich richtig. Geprüft werden müsse allerdings roch, wie er technisch zu verwirklichen sei; so müsse man vor allem dafür sorgen, daß die Sparmarken nicht mißbräuchlich verwendet wer­den könnten.

*

Im Regierunsglager sind somit die Meinungen über die Methode, mittels welcher man den Ver­braucher den Brotkorb höher zu hängen gedenkt, sehr geteilt. Daß der Bundesflnanzminister für die steuerliche Form ist, verwundert nicht, kann aber nicht unseren Beifall finden. Seine Wünsche müssen entschieden als zu weitgehend bezeichnet werden, vor allem, nachdem er unlängst auf ei­ner Versammlung der CDU /CSU noch stolz fest­stellte, der Haushalt der westdeutschen Bundes­republik sei der geordnetste Europas Wir sind nur gespannt, wie sich der Bundestag in dieser Frage verhält und ob er sich seiner Pflichten gegenüber der Bevölkerung entsinnt. Nachdem auch aus den Kreisen des Einzelhandels starke Bedenken gegen den Erhard-Plan laut werden, dürfte dieser wenig Aussicht haben, sich noch durchzusetzen. So kann es sich bei den Parla­mentsberatungen praktisch also nur noch darum handeln, ob die Regierungsvorlage verworfen, abgeändert oder in vollem Umfang angenomrrien wird

Hausbrandkürzungen

BONN. Das Bundeswirlschaftsministerium kün­digt einedrastische Kürzung der Hausbrand­versorgung in der zweiten Februarhälfte und im März an Grund - in der gesamten Kohlenför­derung verzeichne die Bundesrepublik ein Defizit von rund 750 000 Tonnen.

Nach dem neuen Kohlenversorgungsplan des Bi indes Wirtschaftsministeriums werden für die Zeit vom 16. Februar bis zum 31. März nur 9 563 000 Tonnen Kohle verfügbar sein, für den Monat März allein nur 6 635 000 Tonnen, tm Oktober allein wurden demgegenüber 7 792 000 Tonnen verbraucht. Die größten Schwierigkeiten lägen bei der Versorgung mit Steinkohle. Das Wirtschaftsministerium habe daher für die ge­samte Industrie die Richtmengen für die kom­menden sechs Wochen schematisch auf 65 Pro­zent des Oktoberverbrauchs festsetzen müssen und nur eine geringe Notreserve für die gesamte Industrie schaffen können.

Außerdem bereitet das Bimdeswirtschaftsmini- sterium gegenwärtig eine Verordnung vor. die eine straffere Lenkung des Kohlenverbrauch* Im neuen, am 1 Anril beginnenden Kohlewirt- schaftsiahr ermöglichen soll. Rechtsgrundlage der Verordnung wird das WirtsrhaHssicherungs- gesetz sein. Der Bundesverband der deutschen Industrie hat in einem Telegramm an Vizekanz­ler Blücher und Bcindeswirtschaftsminister Er­hard die Herabsetzung der Köhlenexportauflage gefordert

niM«WecHse>kurse

Oie zu ledern Wochenende erscheinende Tabelle weist d«»sJirtrectaminsfsverfiältnls von tOO DM zu den wichtigsten fremden Währungen aus. und zwar nach den Kursen im Züricher Freihandel.

Schweiz. Franken

15. 2.

78.50

14.1

77.-

USA-Dollar . .

1

17.79

17.9«

Engl Pfund . .

4

7.15

7.29

Franz Franken .

4

6954.

7000.

Belg Franken .

923.91

931.07

Holl. Gulden . .

1

76.89

77:11

Soan Peseten . .

959.85

968.55

Port. Eskudos

513.42

516.77

Sdiwed Kronen

i

118.35

117.11

Argent Pesos .

i

»

302.57

308.

Bras MH reis

Osten - Schilling .

588.77

572.4«

ftal. Lire . ,

12750.

13750.*^

Tsch -ch Kronen .

7650.

7700.r-i

Aus der christlichen Welt

Sehet den Menschen!

Der Mensch hat es verstanden, gegen viele Leiden Linderung zu schaffen, wenn er auch gleichzeitig in der Erfindung neuer Leiden nicht müßig gewesen ist. Aber so mancher Kranke fin­det in Krankenhäusern und Heilstätten durch die ernste und oft namenlose Arbeit von Wissen­schaftlern und Ärzten neues Leben und Gesund­heit oder Linderung.

Aber damif ist auch das Leiden unseren Augen weithin entzogen worden. Es liegt uns nicht, einen Leidenden in seinen Qualen zu sehen und die Verpflichtung, ihm zu helfen, zu spüren. Wir gehen dem lieber aus dem Wege und atmen meist auf. wenn ein Kranker aus dem Hause gebracht wird.

Aber Leiden und Leben gehören eigentlich zu­sammen. Das wissen wir. Doch dieses Wissen wird uns zu schwer, als daß wir ihm standhalten möchten. Es zeigt uns zu deutlich daß wir alle einen Weg gehen müssen, den wir nicht geben wollen, wenn er auch unvermeidbar ist Wir möchten Menschen fern vom Leiden sein und vergessen, daß der Mensch zu leiden hat und selbst die Ursache seiner Leiden ist.

Jetzt stehen wir wieder in der Passionszeit, d. h. in einer L^idenszeit. Nicht in unserer eigenen, sondern in der Leidenszeit Gottes selbst, der in Jesus Christus wahrer Mensch und damit selbst der Leidende" geworden ist. Nicht erst das Kreuz, sondern der ganze Lebensweg des Jesus von Nazareth ist von der Krippe an Leiden, stell­vertretendes Leiden. Er trug nicht sein, sondern fremdes Leiden, eben das. das sich der Mensch selbst geschaffen hat und immer wieder schafft bis hin zum Tode, den PaulusDer Sünde Sold" nennt.

Die Passionszeit, seine Leidenszeit, hat die tröstliche Botschaft, daß Gott uns mit unserem Leiden nicht allein läßt und es mit leidet, ja. daß Gott Leid um uns und für uns trägt. Hörten wir diese Botschaft, dann brauchten wir dem eigenen wie dem fremden Leiden nicht mehr aus dem Wege zu gehen, weil alles Leiden in und durch Jesus Christus aufgehoben, bewahrt und weg­genommen ist. In ihm ist Leiden, ursprünglich Schrecken. Strafe und Folge unserer Schuld, ein

Zeichen seiner Herrlichkeit, die er durch sein Leiden unsretwegen und für uns erworben hat.

In seiner Nachfolge werden wir dem Leidenden nicht mehr als einem verzerrten Menschenbild begegnen, das zum Untergang bestimmt ist, son­dern wir werden ihn erkennen als einen der gerufen ist, in der Tiefe und schrecklichen Wahr­heit seines Menschseins erlöst zu werden durch den, der gelitten hat als der wahre Mensch, -ter.

Glauben Sie an Gott?

Eine Volksbefragung gibt Antwort

Sind wir ein christliches Volk? lautet die Frage, die derRheinische Merkur in einem Aufsatz behandelt, der sich mit der Auswertung von zwei Volksbefragungsaktionen über den Um­fang der Giäublekeit in Westdeutschland In der ZeitsohrftHochland befaßtGlauben Se an das Webnachtsevangelium. daß Jesus als Sohn Gottes Mensch geworden ist, um die Menschheit zu erlösen? diese Frage wurde von derFor­schungsstelle für Volksosvchologie in Wiesbaden bearbeitet Die vomInstitut für DemoskoDie in Allensbach gewählte FormulierungGlauben Sie an Gott war weniger präzis und deshalb auch weniger gut auswertbar.

62 Prozent der Befragten beantworteten die Wiesbadener Frage Dositiv, 16,8 Prozent mitun­entschieden. der Rest mitnein Die weiter gefaßte Allensbaeher Frage wurde mit 78 Pro­zent Ja-Stimmen beantwortet. 75 Prozent der Ja-Stimmen kamen aus dem katholischen, 50 Pro­zent aus dem evangelischen Lager. Zu keinem der beiden Lager gehörten 6 Prozent Jugend­liche zwischen 16 und 25 Jahren stimmten zu 58 Prozent mit Ja, während bei den Jahrgängen zwischen 50 und 65 über 65 Prozent Ja-Stimmen zu verzeichnen waren, und die mehr als 65jäh- rigen mit 75 Prozent an der Spitze lagen.

Bei den Stadtbewohnern bekannten sich 58 Pro­zent zu Christus, hei den Landbewohnern 74 Pro­zent. Die Einkommensverhäitnisse der Befragten spielten, was besonders bemerkenswert ist. bei den Ja-Stimmen keine Rolle. Bei denfreien Intellektuellen Rerufen fand sich der geringste Hundertsatz positiver Antworten und die größte Zahl verweigerter Auskünfte. Aufgesrhlüsselt nach Ländern stimmten mit Ja in Süd-Württem­berg 95 Prozent, in Süd-Baden 87 Prozent., in

Hessen und Bayern 65 Prozent. Die Kurve fällt über Rheinland-Pfalz, Westfalen. Nordrhein, Nord-Württemberg, Nord-Baden, Schleswig-Hol­stein, Niedersachsen bis zu Hamburg auf 45 Pro­zent ab.

ImHochland" wird die Gesamtsumme von 62 Prozent Ja-Stimmen auf die Frage nach der Gott­heit Christi und von 78 Prozent Ja-Stimmen auf die allgemeinere Frage nach dem Glauben an Gott als hoch gewertet. Die Zeitschrift warnt je­doch vor einem leichtfertigen Optimismus, da die Befragung keinen Aufschluß darüber geben könne, wieweit hier die volle kirchliche Lehre geglaubt werde, und schließt:Der gesunde und heilsame Wille zu einem wahrhaft christlichen Realismus, der in dem Aufsatz zum Ausdruck kommt, sollte Ansporn und Anregung für die Seelsorger und für die politischen Führer der Christen in Deutschland sein

Woche der Brüderlichkeit

Die deutschen Gesellschaften für christlich-jüdi­sche Zusammenarbeit werden anläßlich der vom 18. bis 25. Februar in Deutschland und den USA stattflndendenWoche der Brüderlichkeit dem amerikanischen Nationaikongreß der Christen und Juden ein Geschenk übersenden Es handelt sich um eine große Bronzeplastik mit drei Gestalten, deren ineinanderruhende Hände die Zusammen­arbeit des katholischen, evangelischen und jüdi­schen Bekenntnisses und ihren Willen zur För­derung der Toleranz darstellen sollen Die Plastik ist ein Werk des jungen deutschen Künstlers Knud C. Knudson Während derWoche der Brüderlichkeit werden die deutschen Grurwen im Bundesgebiet Vorträge in Organisationen, Schulen und anderen Institutionen veranstalten, die den Gedanken der Toleranz in breite Volks- kre'se tragen sollen.

Die erste deutsche Gesellschaft für christUch- jüdisohe Zusammenarbeit wurde 1948 in Mün­chen gegründet. Seither sind weitere Gesellschaf­ten in Frankfurt. Stuttgart. Berlin. Karlsruhe, Freiburg, Offenbach. Nürnberg, Bremen und Wiesbaden entstanden, denen kirchliche Würden­träger und führende Persönlichkeiten des öffent­lichen Lebens angehören EinDeutscher Ko- ord'nierungsrat der Christen und Juden ! n Bad Nauheim unterstützt die örtlichen Grunpen in ihrer Arbeit und hilft, hei Noueründungen.

ROTTENBURG. Bischof Dr. Carl Josef Letp- recht hat Politiker und Parlamentarier des Lan­des Württemberg-Hohenzollern für den 17 und 18. Februar zu einer Aussprache mit führenden Persönlichkeiten der Katholischen Aktion seines Bistums in das Heim der Katholischen Akademie Stuttgart-Hohenheim eingeladen. U a. sollen dl« Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit katholi­scher und evangelischer Christen auf politischem Gebiet erörtert werden.

STUTTGART. Die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg hat als erste eine Dozen­tur für kirchliche Sozialarbeit, insbesondere Dia­konie, eingerichtet und den stellvertretenden Leiter des Hilfswerks der EKD, Pfarrer Dr, theol. Herbert Krimm. für das Sommersemester zu einer Vorlesung überDas Flüchtlingspro­blem als Aufgabe der Predigt, Seelsorge und Diakonie verpflichtet.

FRANKFURT. Kirchenpräsident D. Niemöller wird, wie verlautet, auf seiner Rückreise von den USA in London Station machen und dort auf einer Massenversammlung am 23 Februar über das ThemaKanonen für Deutschland? einen Vortrag halten. Diese Veranstaltung wird unter dem Vorsitz des Abgeordneten der Arbei- ternartei Lord Stansgate stehen. Neben D. Nie­möller wird auch der Arbelteroarteiler E Jones sprechen, der in den Nürnberger Prozessen und den Prozeß gegen Generalfeldmarschall von Manstein als Kläger fungierte.

HANNOVER. Die Not der Junglehrer in fast allen Gebieten der Bundesrepublik wurde einge­hend auf der Tagung der Landesschulreferenten der Evangelischen Kirche in Trevsa beraten Die Referenten vertraten einmütig die Überzeugung, daß die soziale Lage besonders der FlüchtVngs- lehrer verbessert werden müsse. Die staatlichen Stellen sollten alle Anstrengungen machen, um die Finanznöte der Junglehrer zu beheben. Kom­munale und kirchliche Gemeinden sollten helfen, daß die Junglehrer die für ihre Ausbildung un­bedingt notwendige Bücherei zur Verfügung ha- ben

JERUSALEM Die christlichen Juden in Palä­stina haben sich zu einerMessianischen Ver­einigung von Israel zusammengeschlossen, deren Vorsitzenden ein ehemaliger bulgarischen Rahb'ner. Daniel 7, : on. gewählt wurde