er O eseftfch alter
Amts-MwAnzeioebAMMr
Mil den illustrierten Unterhaltungsbeilagen „Feierstunden" unä „Unsere Heimat"
Bezugspreise:
Monatlich einschltetzltch Lrögerlohn ^ 1.60 Einzelnummer 10
Erscheint an jedem Werktage
verbreitetste Zeitung im O.A.-Bezirk Nagolä Schristleitung, vrurk u.Iverlag von s. Iv. Saiser Marl Saiser) NagolS
K«»Sb«am<svVttkM»ooV
Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage „Haus-, Garten- und Landwirtschaft"
Anzeigenpreise:
Die einspaltige Zeile aus gewöhnlicher Zchrift ocker ckeren Kaum 15 Kamillen-Anzeigen 12 ^ Reklame-Zeile 45 Sammelanzeigen 50"/o Aufschlag
Mr ckai Erscheinen von Anzeigen in bestimmten stnegaben nnck ' esonaeren Plötzen, wie für telephonische Aufträge unck
ommen
besonderen Plötzen, wie für telephonische Ui chisfre-Knzeigen wirö keine Sewöhr üdern>
i^elegramm-Aäresse: Sesellschaster Nagolck.
Ax. 241 Gegründet 1828
In Zöllen höherer Sewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung äer Zeitung oäer auf Rückzahlung äes Bezugspreises. — Postscheckkonto Stuttgart 5113
Freitag, den 15. Oktober 1928
Fernsprecher Nr. 29
'1VV. Jahrgang
Me " " . A. Levis Mdlvs
Strafverfahren gegen Dr. Lem?
Vom Femesussch-utz in München München, 14. Okt. Der Femeausschuß des Reichstags hat seine Sitzungen in München beendet. Das Ergebnis der mehrwöchigen Sitzungen ist eine Entschließung des Ausschusses, daß die von dem Äbg. Dr. Levi gegen den bayerischen Justizminister Dr. Gürtler erhobenen Beschuldigungen, er habe Fememörder begünstigt, jeder Grundlage entbehren. Levi seihst mußte die Erklärung abgeben, Laß er seine Beschuldigungen nicht ausrechterhalten könne. — Die Folge wird nun ein Strasverfahren gegen Dr. Levi sein.
Mißbilligung für Dr. Levi
Der Femeausschuß des Reichstags hat dem Abgeordneten Levi wegen seiner durchaus unbegründeten Beschuldigungen gegen Dr. Gürtler, die dem Reich einen großen Aufwand verursachen, die Mißbill i-
MimalWenW Md kein Mimlstlmt
Die neue Regierung in der Tschechoslowakei Drag, 14. Okt. Das große Ereignis ist eingetreten. Zwei Deutsche sind als Minister in der neuen tschechoslowakischen Regierung vom Präsidenten der Republik vereidigt worden. In 14 Tagen wird es acht Jahre sein, daß d:r tschechoslowakische Staat ins Leben trat. Nach acht Jahren bricht das Märchen vom Nationalstaat zusammen, n-nd es tritt an seine Stelle die Tatsache, daß die Tschechoslowakei ein Nationalitätenstaat ist. Die deutschen Agrarier und die deutschen ChrMichsozialen haben aus der gelegentlichen Zusammenarbeit im Frühjahr, wo Getreide- zölls usw. sie veranlaßten, mit den gleichgesinnten Tschechen zu gehen, jetzt einen ernsten Pakt geschaffen. Inwieweit sich die Tschechen zu Zugeständnissen nationaler Art haben bestimmen lassen, ist zurzeit unbekannt. Die Deutschen haben wohl eine Liste von Forderungen vorgelegt, aber der tschechische Unterhändler Schwehla, der der Präsident der neuen Regierung ist, hat sich auf feste Zusagen nicht
Aung ausgesprochen. Dafür stimmten sämtliche Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten und Kommunisten, di« sich der Stimme enthielten. Die Sozialdemokraten erklär- ten, daß sie sich durch die Entschließung nicht gebunden fühlen.
Seeckt an das Reichsheer
Berlin, 14. Okt. Die letzte Ausgabe des Heeresverordnungsblatts enthält nachstehenden Tagesbefehl des Generaloberst von Seeckt: „An das Reichsheer! Der Armee, die mit mir geworden und gewachsen, sage ich heute herzliches Lebewohl! Aus der alten Armee hervorgegangen, mit ihr in schönen Friedens-, in ehrenvollen Kriegsjahren fest verwachsen, habe ich nichts besseres tun können, als zu streben, ihre Tugenden der jungen Armee zu übermitteln. Ob mir das gelungen ist, das sollt ihr, meine jungen Kameraden beweisen. Haltet die Soldatenehre hoch, die in der Mlicht« erfüllung liegt. Jeder an seiner Stelle, stündlich, täglich, im Leben und im Tod! Ueber Gräber — vorwärts!"
eingelassen und den Deutschen immer wieder gesagt, daß man es der Zeit überlassen solle, ein gutes Verhältnis zwischen den Nationen zu schaffen. Rundweg hat er es abgelehnt, Gesetze, durch die die-Deutschen geschädigt wurden, wie z. B. die Bodenreform und das Sprachengesetz, umzu» gestalten. Was er versprach, waren mehr oder minder Ber- waltungsmahnahmen. Die Deutschen bringen also de» Tschechen ein sehr großes Vertrauen entgegen, und es wirb sich bald zeigen, ob dieses Vertrauen begründet ist. Bemerkenswert ist, daß die Tschechoslowakei der erste Staat ist, i« welchem Deutsche in die Regierung eintreten. Weder ra Südslawien noch in Rumänien, wo Deutsche bereits der Regierungsmehrheit angehört haben, hat es bisher au«tz deutsche Minister gegeben. Anerkannt muß werden, datz die Ressorts, die den Deutschen zufallen, Iustiz und P o st, auch von nationalen Gesichtspunkten wichtige Ressorts sind und hier wohl manches an den Deutschen verübte Unrecht wird gutgxmacht werden können. Im neuen Ministerium sind die Slowaken nicht vertreten.
Tagesspiegel
Der Reichstag wird auf Mittwoch, 3. November, cin- berufen.
Dem Reichsrat Hegt ein Gesetzentwurf zur Einschränkung der Bestimmungen über Waffenschein und Wasserstaus vor. Zurzeit ist das Sache der Länder.
Für die Tlnslarddeulschen wird im Gesetzentwurf über den Reichswirlschalksrar eine gesetzliche Vertretung in dieser Kärpcr. vorgesehen.
Rcichssinanzminisier Dr. Reinhold wird aus seiner Rückreise aus Spanien einige Tage in Paris verweilen.
Oberstaatsanwalt Dr. Frieders (Friedländer) in Weimar, der beschuldigt wurde, im Zusammenhang mit der Untersuchung gegen den früheren thüringischen Staatsbank- Präsidenten Lob, für den er eirstrat, einen Falschest) geschworen zu haben, wurde vom Schwurgericht in Weimar wegen frchrstWgen Falscheids zu 5 Monaten Gefängnis vec- urkerlt.
Die nächste deutsch-englische IndustrieKcnbesprcchung soll nach einer Londoner Meldung im November wieder in England siatkfinden.
Das englische Parlament wird am 25. Oktober kurz zu- sammentreten. um die außerordentlichen Vollmachten der Regierung im Bergarbeiierausstünd wieder zu verlängern.
Eine Unterredung Ch«mherlains mit dem russischen Gesandten, krassin, über die Besterung der Beziehungen beider Länder zueinander blieb ergebnislos.
Die Pariser „Ackion Francaise" meldet, der Mörder von Germersheim, Leutnant Rouzier, sei in Freibeit gekeht worden.
2n Aegypten tritt die Nationalpreise für ein Einwanderungsverbot ein, um der zunehmenden Ucbersremdung des Landes zu steuern.
Mexiko wird eine Gesandtschaft in Bern errichten.
Die Frauenvereinigung von Peru verlangt in einem Antrag an das Parlament die Ausdehnung der militärischen Dienstpflicht auf die Frauen.
Cornelius Petersen gegen die dänische Regierung
Der nordschleswigsche Großbauer Cornelius Peterse» hist der dänischen Regierung „den Krieg erklärt". Vor dem Krieg hat er mit Dänemark geliebäugelt und den deutschen Behörden oft zu schaffen gemacht. Jetzt, da das nordschles- wigsche Gebiet zu Dänemark geschlagen worden ist, bekämpft er leidenschaftlich die dänische Herrschaft und verlangt, daß die bis 1914 durch das Flüßchen Königsaue gebildete Grenze wiederhergestellt werde. Besonderen Haß hegt er gegen den früheren Reichstagsabg. Haussen, der schon vor dem Krieg in Nordschleswig wühlte und es zum Abfall vom Reich und zum Uebergang an Dänemark reif zu machen suchte. In Nordschleswig ist die neue Dänenherrschaft verhaßt, es ist darum nicht verwunderlich, datz Petersen in seinen phantastischen Plänen der „Befreiung" Nordschleswigs viele Anhänger findet.
Ueber die Bewegung liegen bis jetzt nur dänische Berichte vor, die natürlich durchaus einseitig sind. So wird aus Kopenhagen geschrieben:
Es zeigt sich, daß dieser zähe und störrische, ohne Weitblick und Selbstkritik arbeitende Großbauer tatsächlich den Kampf gegen die dänische Regierung auf die Spitze treiben und an einem bestimmten Tage alle öffentlichen Gebäude in Nordschleswig durch eine Bauernwehr besetzen wollte, um dann die Bewegung des Landesdienstes selbst in die Hand zu nehmen. Er bediente sich zur Ueberwindung des Haupthindernisses des in Nordschleswig stehenden (dänischen) Militärs, wie bisher bekannt worden ist, vor allem der beiden inzwischen verhafteten Helfer, des Leutnants Quistgaard und des Reserveleutnants Schullehrer Höjmerk-Jen- s e n. Diese beiden wußten in persönlichem Verkehr im Offizierskorps in Nordschleswig für die Idee Petersens zu arbeiten. Sie gingen planmäßig zu Werk. Es wurde auch ein von der Tochter Petersens auf der Schreibmaschine hergestelltes Schreiben, in dem zur Teilnahme an einem Putsch aufgefordert wird, an eine Reihe von Offizieren versandt. Bisher ist festgestellt, daß das Schreiben an 78 Offiziere verschickt wurde.' Bei der Haussuchung bei Quistgaard wurde jedoch eine Liste gefunden, auf der die Namen von etwa 50 Offizieren der Garnisonen Nordschleswigs und im übrigen Dänemark standen. Merkwürdigerweise haben die Offiziere die Sache von der humoristischen Seite ausgenommen, wie sie jetzt vor Gericht erklären. Sie haben ihren Vorgesetzten keinen Bericht erstattet, weil sie das Ganze für Kinderei gehalten haben. Dies entspricht allerdings der Beurteilung, die man der Person Petersens bisher zuteil werden ließ. Trotzdem nehmen sich besonders die Erklärungen von zwei Offizieren, die sogar auf einer Kaffeegesellschaft bei Quistgaard anwesend waren, auf der die Putschpläne frei erörtert wurden, sonderbar aus. Bis zur Stunde ist in Kopenhagen nichts von einer Verhaftung Petersens bekannt. Er wird jedoch von der Polizei jetzt verhaftet werden. Man nimmt die Verhaftung offenbar ungern vor, um ihn nicht zum
Märtyrer in den Augen seiner Anhänger zu machen. Der Justizminister hat eine Besprechung mit dem König gehabt, an der auch ein Polizeiinspektor teilnahm. Daneben wurden Besprechungen des Juflizministers mit dem Kriegsminister und mit der Staatsanwaltschaft abgshalten.
Der Druck der wirtschaftlichen Lage in Nordschleswig kann nicht besser erläutert werden als durch diese Vorgänge, und ein Mann wie H. P. Haussen betont den Ernst der Lage. Er, der Deutschenhasser, hofft allerdings, den Anschein zu erwecken, als ob die Deutschen Nordschleswigs den Hauptbestandteil der Anhänger Petersens bilden, was grundfalsch ist. ^
Petersen oeranstallete am 10. Oktober eine große Volksversammlung in Apenrade. Trotz des schlechten Wetters waren etwa 4000 Menschen seinem Ruf gefolgt. In seiner Rede legte er sich, teilweise auf Grund des Einschreitens der Polizei gegen seine beiden Mitarbeiter, eine gewisse Zurückhaltung auf und teilte unter anderem mit, daß man bei ihm ein« Haussuchung vorgenommen habe. Der nordschleswigsche Bauer sei, obwohl er im Augenblick die größte Lust habe, auszuwandern, genötigt, auf seiner Scholle zu bleiben. Die nordschleswigscken Landesteile hätten am meisten unter dem Parlamentarismen System in Dänemark zu leiden. Dieses System habe seine schönste Blüte in dem Urteil getrieben, das das Gericht in Tondern kürzlich über ihn gefällt habe. Die Königsau-Grenze müsse wieder hergestellt werden. Wenn dis Unredlichkeit aus Dänemark verschwunden sei, dann könne die Königsau-Grenze abermals verschwinden. An die Versammlung schloß sich ein Kundgeberzug, der seinen Weg an dem Hause des alten Vorkämpfers für Dänemark in Nordschleswig, H. P. Haussen, vorbei nahm. Gegen Haussen wurden Schmährufe laut. In Tondern verlautet, daß die Verhaftung Cornelius Petersens bevorstehe. Die Behörden, die über ihre Untersuchung vollkommenes Stillschweigen bewahren, sind der Ansicht, daß Petersen der Anstifter der landesverräterischen Handlungen ist, die zur Verhaftung seiner beiden Mitarbeiter, Quistgaard und Höjmerk- Jensen, geführt haben.
Petersen bestreitet, von den Briefen an dänische Offiziere Kenntnis gehabt zu haben. Er äußerte bei der Vernehmung, die Anhänger der S e l b st v e r w a l t u n g s bewegung wollen ihr Ziel nur auf gesetzlichem Weg erreichen, aber sie bekämpfen die gegenwärtige sozialistische Regierung in Dänemark, die den Bauern- und Mittelstand ruiniere und Dänemark ins Verderben bringe. Deshalb wolle Nordschleswig sine eigene Verwaltung haben.
Ein Aufgebot der Kopenhagener Polizei hält sich seit einigen Tagen in Nordschleswig auf. Staatsminister Stau- ning erklärte in einer politischen Versammlung in Vejle, dl« Faszisten beweauna in Nordsckileswia genieße offen-
vvr Sie Sympathie der Konservativen. Die „Deblingske Ti- dende" bemerkt hierzu, der sozialistische Staatsminister habe selbst wie kein anderer das Erdreich für Petersens Wühl- irbeit unter den nordschleswigschen Bauern bereiten Helsen,
besonders mit einer in letzter Zeit viel erwähnten Aeuherung: „Was macht es denn aus, wenn die Bauern bankrott machen und ihre Höfe verlassen müssen, da ja 50 OOOAr- beitslose darauf warteten, die Höfe zu übernehmen." Die Zeitung fordert Aufklärung darüber, was in Nordschleswig geschehen sei. Man fühle sich ganz unsicher gegenüber Len dortigen Ereignissen, besonders wenn offenbare Täuschungen der Regierungspresse in der Angelegenheit feftzu- stellen seien.
Neuestes vom Lage
Der Reichslandbund gegen die Große Koalition Berlin, 14. Okt. Wie eine hiesige Korrespondenz meldet, hat der Bundesvorstand des Reichslandbundes zur Frage der Regierungsumbildung in Preußen eine Entschließung gefaßt, in der es heißt, daß der Reichslandbund jeden Schritt, der geeignet ist, den Einfluß der sozialdemokratischen Partei zu schmälern, begrüßt, daß er jedoch in dem Beitritt der Deutschen Volkspartei zur jetzigen Parteiregierung in Preußen keinen derartigen Schritt sieht. Diese Bedenken würden durch die Tatsache verstärkt, daß die Sozialdemokraten den Beitritt der Deutschen Volkspartei in Preußen von einer gleichen Entwicklung im Reich abhängig machen, daß also im Reiche die Sozialdemokratie wieder in die Große Koalition eintrete.
Die „Rationalisierung" im Dankgewerbe Berlin, 14. Okt. Im Reichstagsausschuß für die Untersuchung der Wirtschaftslage wurde die Kreditfrage behandelt. Direktor NorLhoff von der Reichsbank gab u. a. an, die Privatbanken klagen über den Wettbewerbder SparkassenundGenossenschvftenim Depositengeschäft. Dieser ließe sich nach Ansicht der Reichsbank vermeiden. wenn die Sparkassen und Genossenschaften ihre Sollzinsen herabsetzen und dadurch auch zur Ermäßigung der Habenzinsen kommen würden. Abg. v. Dewitz (DN.) erklärte, die Gebräuche der Banken bei der Weiterleitung der Darlehen erschweren die Bedingungen für die ländlichen Kreditnehmer außerordentlich. Bei den Genossenschaften seien noch Wechsel zu 16 bis 18 v. H. im Umlauf, obwohl sie selbst von der Reichsbank billigen Kredit bekommen.
Zu der Frage der Einführung eines zweckmäßigeren Bankbetriebs führte der Direktor der Dresdner Girozentrale, Schäle, aus: Bei den sieben Berliner Großbanken verhielten sich die Unkosten zum Roh-