UMSCHAU IM LANDE

Sondeizug nach Lindau

Tübingen. Das Elsenbahnverkehrsamt Tübin­gen führt am kummenden Samstag einen Ver­waltungssonderzug mit 50 Prozent Fahrpreis­ermäßigung zu den Bodenseefestwochen nach Friedrichshafen und dem Seenachtfest mit Feuerwerk nach Lindau durch. In Friedrichs- tafen ist die Möglichkeit gegeben, das Freilicht­spielFrau Wendelgard zu besuchen. Zum See­nachtfest und Feuerwerk in Lindau, ebenfalls am Samstagabend, werden Sonderschiffe, von denen aus die Seenachtvei anstaltung verfolgt werden kann, eingesetzt werden. Der Zug ver­läßt Tübingen 11.45 Uhr und hält in Hechingen, Balingen, Ebingen, Sigmaringen, Mengen und Saulgau.

Festlicher Empfang für Bischof Leiprecht Kotfenburg. Bischof Karl Leiprecht empfing seine am 6. Juli erfolgte Ernennung zum neuen Oberhirten der Diözese auf einer Firmungs- jeise im schwäbischen Oberland, von der er nun am vergangenen Freitag zurückgekehrt ist. Kle­tus und Volk bereiteten ihm bei seinem Ein- aug in die Bischofsstadt einen festlichen Emp­fang. Vor dem Domportal bot Kapitularvikar Dr. Hagen dem Bischof den ersten Gruß der Diözese und Bürgermeister Adis jenen der katholischen Bevölkerung der Stadt Rottenburg. Bischof Leiprecht hat bereits am Samstag in feierlicher Ordinariatssitzung die Regierung der Diözese übernommen. Zum Generalvikar er­nannte er Domkapitular Dr. Hagen, der dieses Amt unter Bischof Sproll versah und seit des- aen Tode als Kapitularvikar die Diözese ver­waltete.

Sozialversicherungsbeiträge für Handwerker

Renllingen. Der Landtag von Südwürttemberg hat in dem kürzlich erlassenen Sozialversiche­rungsanpassungsgesetz beschlossen, daß Hand­werker sich in Zukunft nicht in der ihrem Ein­kommen entsprechenden Beitragsklasse zu ver­sichern brauchen. Diese haben die Möglichkeit, sich zwei bis drei Stufen niedriger zu ver­sichern, jedoch mindestens nach Klasse II. Damit hat Württemberg-Hohenzollem auf Veranlassung des Arbeitsministers einen besondern Wunsch des Handwerks auf dem Gebiete der Handwerker- Versorgung berücksichtigt. Den einzelnen Hand­werksbetrieben wird empfohlen, ihre Angestell­tenversicherung noch Im Laufe des Monats Juli in Ordnung zu bringen, da nach einer Mittei­lung des Arbeitsministeriums voraussichtlich ab 1. August nur noch die neuen Versicherungs­marken zu den erhöhten Preisen zum Verkauf gelangen werden.

Biberacher Wohnungshilfe

EF. Biberach. In Biberach wurde eine Ge­meinnützige Baugenossenschaft, dieBiberacher Wohnungshilfe, gegründet. Mitglieder sind vor allem Angestellte, Arbeiter und Flüchtlinge. Das bisherige Stammkapital in Höhe von 120 000 DM wurde von einheimischen Firmen gezeichnet und bis zum Einzelbetrag von 20 000 DM gestif­tet. Der Genossenschaftsanteil beträgt 250 DM. Er kann in Raten von 10 DM abgezahlt werden. Hauptträgerin der Genossenschaft ist die Stadt.

45 000 deutsche Soldatengräber in Belgien Konstanz. Die Zonenzentrale desVolksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge teilt mit: Die Zahl der in Belgien erfaßten deutschen Solda- tengräber des zweiten Weltkrieges hat sich auf "00 erhöht. Sämtliche deutsche Gefallenen werden auf zwei Zentralanlagen zusammenge­bettet. Die Umbettungsarbeiten auf der kleine­ren Anlage, die südlich Bastogna zwischen den Gemeinden Recogne und Foy bei dem Dorf No- vllle liegt, sind bereits abgeschlossen. Der Fried­hof ist mit 7600 Toten belegt und mit 75 cm ho­hen Betonkreuzen für je zwei Gräber versehen. Auf der Großanlage bei Lommel in der Provinz Lumburg haben bis jetzt 31 000 deutsche Gefal­lene ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die gesam­te Umbettungsaktion, für welche die belgische Regierung bereits 16 Millionen Franken aufge­wendet hat, soll bis Jahresende abgeschlossen (ein.

Oesterreichs Parole:Grenzschranken auf!

Eröffnung der Bregenzer Festspiele und der Exportschau in Dornbirn

Drahtbericht unseres LH-Redaktionsmitglieds

Bregenz, 24. Juli 1949 Das kleine österreichische Bundesland Vor­arlberg hatte in diesem Jahr eine bewunderns­werte kulturelle und wirtschaftliche Aktivität entwickelt, die u. a. ihren Ausdruck in dem übers Wochenende eröffneten Festspielwochen in Bregenz und der Export- und Musterschau in Dornbirn gefunden hatte. Diese Veranstaltun­gen gehören ohne Zweifel zum Bedeutendsten des­sen, was in dieser Art seit dem Kriege im ge­samten Bodenseeraum gezeigt worden ist.

Im vergangenen Jahr waren die Bregenzer Festspielwochen von 50 000 Gästen aus der Schweiz und aus Deutschland besucht worden. In diesem Jahr erhoffte man sich noch eine Steigerung dieser Besucherzahlen, weil man an­genommen hatte, den Einwohnern der gesam­ten französischen Zone Deutschlands ohne große Formalitäten den Grenzübertritt ermöglichen zu können. Doch am Sonntag freilich mußten viele Deutsche, die in Lindau mit einem Einladungs­schein als Vorarlberg in der Tasche die Grenze passieren wollten, unverrichteter Dinge wieder umkehren, weil weder den deutschen noch den französischen Behörden bis dahin von einer der­artigen Einreiseerleichterung nach Oesterreich etwas bekannt gewesen ist.

Der österreichische Bundesminister für Unter­richt, Dr. Hurdes, der am Samstag die Bre­genzer Festspielwochen eröffnete, erhielt für die herzlichen Worten, die er den deutschen Gästen widmete, den besonderen Beifall der Zuhörer. Nach seinen Ausführungen sollen die nun zum 4. Mal veranstalteten Festspielwochen Brücken von Herz zu Herz und Volk zu Volk schlagen. Eine glanzvolle Aufführung der Johann Straußschen OperetteTausendundeine Nacht" leitete am Samstagabend die Bregenzer Festspiele, über die wir noch besonders berichten werden, ein. Dieses Spiel auf dem nächtlichen Bodensee wird nicht nur Wegen der volkstümlichen Straußschen Melodien in den nächsten 14 Tagen Tausende

von Besuchern aus Deutschland, Oesterreich und der Schweiz anlocken, sondern auch wegen der Pracht der Szenerien und der imponierenden Kulissen, die auf Pontons im See aufgebaut sind und nicht zuletzt wegen der nicht weniger Bewunderung erregenden technischen Bewälti­gung der Massenauftritte auf der dreigeteilten schwimmenden bühne

Die Export- und Musterschau in Dornbirn, die bei der Eröffnung am Sonntagvormittag von dem österreichischen Bundesminister für Wirtschaft und Wiederaufbau, Dr. Kolb alsdie Messe zwischen Wien und Paris bezeichnet wurde, ist mit einer Großzügigkeit, die man dem vorarl- bergischen Nachbarn nicht zugemutet hätte, an­gelegt worden. Sie ist ein Spiegel der wirt­schaftlichen Vielfalt des kleinen Bundeslandes Vorarlberg, aber sie geben auch einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit gewisser Branchen der österreichischen Wirtschaft. In einem eige­nen Pavillon, der zwar aus Gründen des De­visenmangels nicht ganz so repräsentativ ge­staltet werden konnte wie die Stände der öster­reichischen Aussteller, hatten auf Anregung der Industrie- und Handelskammer Lindau auch 22 Firmen aus Baden, Bayern, Württemberg und dem Rheinland ihre Erzeugnisse zur Schau ge­stellt. Ihre Absicht ist es, auf diese Weise wie­der persönliche Beziehungen mit ihren alten Kunden in Oesterreich aufzunehmen. Ob es ih­nen gelingen wird, ihre Fabrikate auf norma­lem Wege über die Grenzen zu bringen, wird davon abhängen, ob die wirtschaftliche Ver­nunft aller Beteiligten den Wirtschaftsverkehr zumindest zwischen Süddeutschland und Oester­reich in Gang setzen wird. Auf jeden Fall hat der österreichische Wirtschaftsminister Dr. Kolb, der bei der Eröffnung dieser Messe die Parole ausgabGrenzschranken auf zu erken­nen gegeben, daß er bestrebt sein werde, alle Hemmungen, die dem internationalen Wohl­stand im Weg stehen, abschaffen zu helfen.

Ein Fest des Volkes

Staatspräsident Dr. Müller sprach zu den württembergischen Sängern in Ludwigsburg Eigenbericht desSchwäbischen Tagblatts

MF. Ludwigsburg. Die Erwartungen, die man auf das Bundesliederfest des Württembergischen Sängerbundes, das vom 22. bis 24. Juli in Lud­wigsburg stattfand, setzte, wurde in allen Tei­len übertroffen.

Emen würdevollen Auftakt bildete die Auf­führung der IX. Symphonie von Beethoven in der neuerstellten städtischen Festhalle. Kurt Brenner, der Leiter und Gründer der Bren- nerschen Chorvereinigung Stuttgart, hatte die Leitung übernommen und seinen Chor zu außer­gewöhnlichen Leistungen geführt. Dieser Abend sollte eine feierliche Einleitung ohne jedes ge­sprochene Wort darstellen, während dann bei dem offiziellen Begrüßungskonzert am Freitag­abend der Ludwigsburger Oberbürgermeister Dr. Koch die Festgäste im Namen der Stadt begrüßte. Ihm schloß sich der Präsident des Württemberg-Badischen Sängerbundes Ministe­rialdirektor David S t e 11 e r an. Unter den Gä­sten befanden sich außer den Vertretern der amerikanischen Militärregierung, der württem­berg-badischen Regierung und der Vertreter der verschiedenen Landesbehörden auch der Staats­präsident von Württemberg-Hohenzollem, Dr. Gebhard Müller. Eine besondere Freude bedeu­tete es allen Teilnehmern außerdem, daß sich der Generalsekretär des Arbeiter-Gesangvereins von New York Mr. Mayer und der Vertreter des Chors Junger Männer in Philadelphia Mr. John E r i c k s o n unter den Festgästen befan­den.

Staatspräsident Dr. Gebhard Müller, der an diesem Abend zu. den Sängern sprach, führte un­ter anderem folgendes aus:Der Gedanke, daß das erste Bundesliederfest des Württembergi-

Der Hahn wollte durchaus nicht krähen ...

Aber'sonst wurde der TJracher Schäfer lauf zu einem wohlgelungenen Fest

FW. Urach. Alles wirkte zusammen, um nach (liier Pause von zwei Jahren dem diesjährigen Sdiäferlauf in Urach zu einem besonderen Er- lebnis für die Tausende von Besuchern, die von (ah und fern, zu Fuß, mit dem Stahlroß und dem Auto angekommen waren, zu einem «sonderen Erlebnis zu machen. Kein Wunder, » sich sogar der zunächst bedeckte Himmel auiheiterte, als sich nach dem Festgottesdienst e r Festzug mit Reitern, Metzgermädchen, Sdiäferzunft usw. sowie die Trachtengruppen Dornhan, Dußlingen, Laichingen, Berghülen ®it den Festwagen der Gemeinden Böhringen. l *il Zainingen sich formierte.

In dichtem Spalier umstanden die Zuschauer ü Weg zum Festplatz und konnten sich nicht (attsehen an der Farbenpracht, die unseren Vor- ahren einst eine Selbstverständlichkeit gewe- war. Am Festplatz - hatten sich die Zu- diauermengen zu beidep Seiten des Tales bis °oi hinauf in den grünen Buchenwald gelagert, ¥* sich ja nichts entgehen zu lassen. Man schätzt ?? Besucherzahl auf 1520 000. An prominenten Gasten war u. a. Arbeitsminister Wirschin g, Mütminister Dr. Sauer und Oberst N i c 1 a s ;°tt der Militärregierung erschienen. Auch die dden Heimatdichter R e y h i n g und Butz "(ren anwesend, ferner noch die Vertreter der (tschiedenen Schafzucht- und Bauernverbände. Grgermeister Gerstenmaier hieß sie wie ue übrigen Zuschauer herzlich willkommen. isü e . ^sondere Bedeutung erlangte der dies- da n ® ® c Baferlauf dadurch, daß er gleichzeitig M Jubiläum dieses Festes war.

Nack einer mit Beifall aufgenommenen Tanz- n «ge der Kleinsten des Festzuges, der Metz- »nn nder wur ^ e der Schäferlauf gestartet. Die den o der Teünehmer machte sowohl bei o Schäfern wie auch den Schäfermädchen je Enm Aussc heidungsläufe erforderlich, aus dem 1 - uf ging dann als Schäferkönig Erwin Baz- H n Weilheim/Tedk, als Königin Ursula Hof f- d. 1 ! 11.Bin swangen, hervor. Zweiter wurde bei k.jf'cnäfem Christian K i r s a m e r aus Aglis- -v l Ur> d Dritter Erich Hausmann, Oberboi- bei den Schäfermädchen Liselotte Z a i- bei (klingen und Ilse Schilling. Hengen brach.

1 tönia<, Ze * ln Schäferpaare huldigten ihrem neuen tenioi-i? ar mit einem Reigen, dem wirklich ein t{ .Apolaus nicht versagt werden konn-

J!? 1 die Dornhaner Trachten gruppe führte bUr rto Der uus gelungene Volkstänze vor, die nicht freudeJ, usik 6 elf ühl, sondern auch die Lebens- Udiip r u . n d den Mutterwitz der Schwaben ins *äfe m 4Cht rückten. Der Hahnentanz hätte als letit auf ein pistolenähnliches Gerät

(täten Ah Auswe S verfallen sicher bis zum borgen wenn dicht gar bis zum andern

»d di B aue (b denn der durch den Festzug große Hitze ermattete Gockelhahn wollte

nicht um alles in der Welt krähen. Große Hei­terkeit rief auch der Bechertanz jler Kreisreiter und Metzghrmädchen hervor, kam es doch dabei zu wirklich unerwarteten und darum - um so schöneren Intermezzos. Wenn eine Steigerung der allgemeinen Festfreude noch möglich war, so wurde sie bei dem sich anschließenden Wett­lauf der Wasserträgerinnen erreicht, die es dar­auf abgesehen hatten, die am Ziel stehenden Gemeinderäte ordentlich zu taufen.

Ein Vergnügungspark in der Stadt bot den vielen Festgästen noch reichlich Gelegenheit, sich nach Herzenslust zu amüsieren. Außerdem lud ja auch das VolksstückDSchäferlies von Hans Reyhing, Ulm, in zwei Vorführungen zum Besuch ein. Nicht vergessen seien die Preisträ­ger des Preis- und Ausbildungshütens, das am Samstagvormittag stattgefunden hatte: den er­sten Preis errang mit der Notevorzüglich Hermann Schaible, Gächingen, mit seinem Hund Franz, den zweiten Christian B a i s c h, Trailfingen mit Zitta und den dritten Alois Jäger. Ehestetten mit Isa, beide mit der Notesehr gut.

sehen Sängerbundes ein. wahres und echtes Fest des ganzen Volkes ist, hat mich bewogen, die Schirmherrschaft m t zu übernehmen. Wollen Sie darin einen sinnfälligen Beweis sehen, daß trotz aller gewaltsamen Zerreißung Württemberg sich eins fühlt. Ein Liederfest dient nicht mate­riellen Zwecken, sondern ist von eminent ideel­ler Bedeutung. Was tat uns Deutschen nach dem schrecklichsten der Kriege, der nicht nur mate­riellen Werte unseres Volkes fast völlig ver­nichtete, sondern auch die ideellen Teile in Frage stellte, mehr not, als die Besinnung auf jene Schätze und Güter, die in der Tiefe der Seele unseres Volkes ruhen.

Unter den zahlreichen während des Lieder­festes durehgeführten Veranstaltungen verdien­ten 10 Sonderkonzerte besondere Beachtung und unter diesen wiederum wurde die Aufführung des OratoriumsDas gesegnete Jahr von Armin Knab unter der Stabführung von Hermann E 1 i - s a t und die Wiedergabe des Liedes von der Glocke in der dramatischen Vertonung von Max Bruch unter der Leitung von Karl M ä d e r als besondere Höhepunkte empfunden.

Im Laufe des Freitag und Samstag fanden an verschiedenen Orten die Wertungssingen der teilnehmenden Vereine statt, die erkennen lie­ßen, welch erstaunliche Höhe der Chorgesang innerhalb des Schwäbischen Sängerbundes er­reicht hat. Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Festaufführung, die am Sonntag im Ludwigsburger Schloßhof stattfand und deren musikalischen Teile zunächst die Kreisgesamt­chöre bestritten. Die Bundesgesamtchöre gaben vier Chorlieder zum Vortrag, die erkennen lie­ßen, zu welch musikalischer Wucht ein a capella- Konzert gesteigert werden kann.

Das am Samstagabend stattgefundene Groß­feuerwerk, das mit einer Schloßbeleuchtung ver­bunden war und das 50 000 Menschen miterleb­ten, gestaltete sich zu einem wahren Volksfest, das sich bis in die frühen Morgenstunden des Sonntag fortsetzte. Ein Festzug vereinigte dann am Sonntagpachmittag alle Sänger zu einem prunkvollen Zug durch die Stadt.

Quer durch die Zonen

th. Stuttgart. Auf einer vomZentralverband der Heimkehrer auf dem Karlsplatz in Stutt­gart veranstalteten Protestversammlung kam es am Sonntag zu Zwischenfällen. Nachdem ein Vertreter der Kommunistischen Partei eine ge­gen die Zurückhaltung der deutschen Kriegs­gefangenen gefaßten Resolution neben Vertre­tern der anderen Parteien unterzeichnet hatte, protestierte die vieltausendköpfige Versamm­lung gegen die Unterschrift des Kommunisten. Es kam zu Tumulten, als vereinzelte Gegenpro­teste laut wurden. Nach Wiederherstellung der Ruhe wurde bekanntgegeben, daß die Unter­schrift des Vertreters der Kommunistischen Par­tei gestrichen worden sei.

th. Stuttgart. Als erste große Tageszeitung nach Aufhebung des Lizenzzwanges in Würt­temberg-Baden ist am Samstag in Stuttgart die AZ - Württembergische Abendzeitung erschie­nen. Das Blatt ist die erste Tageszeitung, die Sprachrohr einer Partei ist und zwar der SPD, wenn sie als .olches auch nicht firmiert. In einem Vorwort erklärte der Chefredakteur F.rnst Paul, daß die AZ eine Zeitungmit Gesin­nung sein wolle.

Stuttgart. Auf dem Frauenkopf in der Nähe der Geroksruhe ist ein neues evangelisches Fe­rienwaldheim entstanden. Acht evangelische Kir­chengemeinden Stuttgarts haben die Mittel zu­sammengetragen, um für die erholungsbedürfti­gen Kinder der Großstadt dieses Heim zu schaffen.

Stuttgart. Die Artisten von Württemberg- Baden hoffen, daß mit der Errichtung des Metropol-Palastes, der zurzeit das einzige ständige Variete-Unternehmen Südwestdeutsch­lands ist, die Stadt Stuttgart zu einem Ein­gangs- und Ausgangstor für die Artisten der Welt wird.

Tuttlingen. Nach langjährigen Versuchen ist dem Tuttlinger Mechanikermeister Ernst Huber die Neukonstruktion eines Gelenkes für Unter­schenkelamputierte gelungen. Ihr Vorteil besteht darin, daß durch eine Schienenverlagerung die natürlichen Bewegungen beim Gehen und Sitzen mitgemacht und die Beuge- und Würgedruck­stelle der bisherigen Kugellagergelenke vermie­den werden.

TG. Ulm. Der Gemeinderat beschloß in seiner letzten Sitzung den Bau von einer Volksschule, sowie von drei vierklassigen Kleinschulen. Da­mit soll die dringende Schulraumnot, die teil­weise kilometerweise Schulwege erforderten, be­seitigt werden. Zur Finanzierung dieser Pro­jekte hat, der württemberg-badische Landtag be­reits eine Million DM zur Verfügung gestellt. Eine weitere Million muß durch die Stadt selbst aufgebracht werden. Dieser Betrag reicht neben dem Neubau noch aus, um zwölf weitere Schu­len teils wieder aufzubauen, teils auszubessem.

Als Chefarzt des Kreiskrankenhauses Ochsen­hausen, Kreis Biberach wählte der Kreisrat den Facharzt für Chirurgie Dr, Karl Ludolph, der bisher Oberarzt im Städtischen Krankenhaus in Isny war. Der aus R i e d 1 i n g e n gebür­tige Arzt und Künstler Dr Alfred Mendler in Ulm konnte seinen 70. Geburtstag feiern. An einem Bahnübergang in Schussenried, Kreis Biberach, wurde ein Langholzanhänger von ei­nem Personenzug erfaßt und umgeslürzt. Der Beifahrer, der abspringen wollte, kam un­ter den Langholzanhinger und wurde schwer verletzt. Der Fahrer der Langholzzugmaschine hatte die Signale des nahenden Zuges überhört. Im Grenzauffangiager für Flüchtlinge in B a- 1 i n g e n kommen zurzeit täglich bis zu 90 ille­gale Grenzgänger an Ein junger Mann aus Schura, Kreis Tuttlingen versuchte zur Holz­gewinnung Baumstumpen zu sprengen. Da er mit dem Sprengstoff unvorsichtig umging, wurde er von einer Sprengladung getroffen, die ihm den Kopf abriß. Die Firma Hermann Wagner, Metalltuchfabrik in Reutlingen feierte die­ser Tage das Jubiläum ihres 100jährigen Be­stehens.

Nur lokale Gewitter

Wetteraussichten bis Wochenmitte: Meist hei­ter oder nur leicht bewölkt, überwiegend trok- ken, höchst vereinzelt auftretende lokale Ge­witter. Weiterhin sommerlich warm. Tages­höchsttemperaturen in deri Niederungen 2530 Grad. Um Wochenmitte wieder Zunahme der Be­wölkung und Ausbildung von Gewittern.

Neuer Lebenswille am Schwäbischen Meer

Die Bodenseefestwochen in Friedrichshafen eröffnet

EF. Friedrichshafen. Wenn die Stadt Fried­richshafen Bodenseefestwochen veranstaltet, so geschieht dies primär nicht um des Festens willen. Die schwer zerstörte und schmerzlich leidende Stadt will damit weit über die lokalen Grenzen hinaus ihren Lebenswillen und ihre Lebenskraft bekunden. Die Bürger, die, unge­achtet der Trümmer, ihre Stadt festlich schmück­ten und vor allem auch der berühmten See­promenade wieder das vertraute Gesicht geben wollen, zeigen damit, daß sie willens und fähig sind, mit Fleiß und Tatkraft wieder aufzubauen, was der Krieg zerstörte. Sie sind bemüht, den Ruf ihrer Stadt als Verkehrsmittelpunkt des Landes, als Besuchsziel zurückzugewinnen. Diese Festwochen wollen aber auch Offenbarung und

Fremdlingsnot und Hilfe einst und jeljt

Die 250-Jahrfeier der Waldenser in Maulbronn

GG. Maulbronn. Nachkommen waldensischer und hugenottischer Familien vereinigten sich vom 22. bis 25. Juli mit Vertretern derEvan­gelischen Christlichen Einheit und mit Heimat­vertriebenen aus unserer Zeit zu festlichen Stun­den der Besinnung und Ermunterung im idylli­schen Maulbronn.

Den äußeren Rahmen gaben die Räume des evangelischen theologischen Seminars mit ihrer köstlichen Architektur. Die Schüler halfen zu lebendiger Gestaltung der Tage, durch musikali­sche Darbietungen und im Zusammenwirken mit Maulbronner Einwohnern durch eine ein­drucksvolle Freilichtaufführung im Klosterhof. In die Tiefe der geschichtlichen Rückerinnerung und des Gotteswortes führten bekannte Männer im kirchlichen Leben.Ein Volk aus aller Welt Zungen begegnete sich im Geiste weltweiter Verbundenheit. Grüße gingen herüber und hin­über. Beziehungen wurden neu angeknüpft. Ver­stand auch nich jeder die Sprache des andern, so wurde die Tagung doch durch das Wissen um den gemeinsamen inneren Reichtum zu ei­nem starken . Ausdruck protestantischer Glau­bensverbundenheit. Die Gestalten der histori­schen Hugenottenführer, die vor 250 Jahren die Auswanderung derer organisierten, die lieber das Brot der Fremden aßen, als daß sie den evangelischen Glauben aufgegeben hätten, wur­den lebendig. Das davon kündende Festspiel (von Pfarrer E b e r t in Ulm verfaßt, musika­lisch umrahmt von H. von Bicheratt) Wurde un­

ter der Regie von Dr. Eggert, Heidelberg, fünf­mal geboten und schuf Eindrücke nachhaltiger Art.

Präsident E. Dr. Hermelink, Tübingen, schilderte die Bedeutung der Waldenser Gemein­den für das kirchliche Leben ln Württemberg, Synodal-Präsident Dr. Kleinstück, Frank­furt, den Auftrag der Fremdlingsgemeinden im Leben der gesamten Kirche. Die Verbindungs­linien zwischen Gustav Adolfs Werk zeigte des­sen Vizepräsident E. W a g n er auf.

Die durch die musica sacra reich gestalteten Feiern gaben die Prälaten Dr Hoffmann, Lic. Schiatter, Lic. Lempp, Dekan Stein und Pfarrer Dr. Mahrhold. Syndikus Ribs, Straßburg und ein Amerikaner sprachen. Französische Geistliche reichten gemeinsam mit den Deutschen das Mahl des Herrn. Vertreter aus Estland, Bessarabien, Jugoslawien und anderen Notgebieten des Ostens gaben Zeugnis von dem Martyrium, aber auch von Erweisen göttlicher Hilfe.

Viel innere Freudigkeit ging von diesen, von Pfarrer Zeller, Otischen, vorbereiteten Ta­gen am Sonntag waren Tausende herbeige­strömt aus, aber auch, und das ist doch wohl der gegenwärtige Wert der Feiern, der Impuls zur Versöhnungsbereitschaft mit denen, die ge­gen uns standen und zum Helferwillen an de­nen, die heute nicht wie sonst zu Tausenden, sondern zu vielen Hunderttausenden ihrer Heimat beraubt, in äußerer und innerer Not sind.

Erkenntnis sein, daß materieller Aufbau und geistlich kulturelle Leistung parallel nebenein­ander stehen müssen. Diese einleitende Moti­vierung des Oberbürgermeisters Dr. Grün- b e c k nahm Staatspräsident Dr. Müller, der der Eröffnung in der rieuerbauten Tum- und Festhalle mit Landwirtschaftsminister Dr. Weiß, Kultusminister und Oberbürgermeister Dr. Sauer, Gouverneur M e r g 1 e n, dem Prä­sidenten des Gemeindetages, Oberbürgermeister Kalbfell, Reutlingen, und vielen anderen Gästen beiwohnte, in seiner von Verständnis und aufgeschlossener Teilnahme getragenen An­sprache auf. Sehr treffend war der Gedanke, das im Mittelpunkt stehende heimatgebundene Festspiel von der Heimkehr des totgeglaubten Grafen Ulrich von Buchhorn symbolisch als Spiel von der Heimkehr der Stadt Friedrichs­hafen anzusprechen.

Dieses Freilichtspiel sein Verfasser ist der 1926 verstorbene Friedrichshafener Justizrat Eduard Eggert ist ein Volksstücfe in einer Verwendung von Historie und Alter Mär im volkstümlichen Sinn, durchleuchtend von Liebe und Treue, von Schuld, Treue und Vergebung, in der Gegenüberstellung von Gutem und Bö­sem, jn der unkomplizierten Schlichtheit der Drama-Bündelung und -Entwicklung.

Die Aufführung, für deren Inszenierung Ro­bert Marencke zeichnete, hatte ein geschlos­senes Gefüge. Hinter dem breit ausladenden, doch knapp stilisierten Bühnenaufbau steht die bis zu den Bergen sich schwingende Natur­kulisse der anmutigen Weite des Sees, über dessen Wasser bei einbrechender Dunkelheit die Lichter vom Schweizer Ufer herüberfunkeln. Schon von diesem äußeren Rahmen gebannt, le­ben die Besucher am tausend Jahre zurücklie­genden Geschehen, lassen sich beeindrucken von der naturhaften Frische, von der Buntheit und von der Farbenpracht. Gliederung und Bewegt­heit der profilierten Massenszenen. Ein glanz­voller Höhepunkt, die Landung des aus der Weite des Sees herangefcommenen. fackelbe­leuchteten Wendelgard-Schiffes von der Feme schon klang der geistliche Gesang, die An­kunft der Frau Wendelgrad und des Bischofs Salomo von Konstanz mit Gefolge und der Empfang durch geistliche Klosterfrauen, Schlofl- gefolge und Sie singende Volksmenge. Die Be- setzung der Hauptrollen durch Theodor Loos, Tübingen, Michael Bruckner, Sigrid Seyler, München, Dieter Werner, Emst Peter Horn ver- li«h der Aufführung schauspielerisches Niveau.