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SCHWÄBISCHES TAGBLATT

23. Juli 1949

Mosaik der Woche

Fräulein — bitte Auskunft

Das Zürcher Fernsprechamt bemühte steh die­ser Tage, seine Auskunftsabteilung durch die Veröffentlichung abseitiger Fragen, die eine All­wissenheit der Telefonistinnen voraussetzen würden, zu entlasten Nach der Liste wurden die Mädchen u a. gefragt.

„Können Sie mir einen Spruch sagen, der mit Wonnen aufhört?“

„Fräulein, ist ein Zebra ein schwarzes Tier mit weißen Streifen oder em weißes Tier mit schwarzen Streifen 7 “

„Fräulein wie schwer ist eine mittlere Möwe.“ „Fräulein, auf welcher Grundlage ist der Fron­leichnamstag aufgebaut?“

„Darf man an einem fleischlosen Tag Leber essen?“

„Wie heißt der Ort tm Kanton Bern mit vier Buchstaben, der mit E anfängt und mit z auf­hört?“

„Liegen die Pferde beim Schlafen?“

„Wissen Sie. wer weiße Mäuse kauft?“

„Mit was für einem F schreibt man Vorfrüh­ling?“

„Wie heißt die Jodlerin Martha Mummentaler jetzt?“

„Können Sie mir sagen ob der Andrang groß ist. wenn ich um 7 Uhr auf den Bahnhof gehe?“ „Fräulein, können Sie mir den Vornamen von Pfarrer Kneipp sagen?“

„Wie lange dauert eine kirchliche Trauung?“ „Darf man Wäsche in einer Palminschachtel ohne ein Packpapier darum zuschicken.“

Ein paar Tränen ..

Der 38jährige Eduard wurde kurz nach Pfing­sten in H entlassen und mußte feststellen, daß Trudchen seine angetraute Gattin, während sei­ner Abwesenheit bei einem anderen Manne Trost gefunden hatte Diesen Schmerz konnte Eduard allenfalls noch verwinden, aber er besaß kein Geld

Er begab sich zu den Verwandten seiner Ge­mahlin, die eine D-Zugstunde entfernt wohnten, und berichtete unter Tränen von dem Ableben Trudchens Er habe nicht einmal Geld genug, um sie standesgemäß zu bestatten.

Die mit Familiensinn begabte Verwandtschaft rückte daraufhin 785 DM heraus.

Zwei Tage später, zum Beerdigungstermin, er­schien die zylinderbewehrte Verwandtschaft mit großen Kränzen in Trudchens Wohnung, deren Verehrer im Negligö öffnete. Hinter ihm er­schien in gleicher Tracht Frau Trudchen. Aus dem Gerichtsprotokoll geht hervor, daß es :m Verlaufe des Tages zu lebhaften Szenen in der Wohnung von Eduards Gemahlin gekommen sein muß.

Liebe besser als Atombombe

Das Filmatelier Warner Brothers in Holly­wood hat festgestellt daß in der neuesten Aus­gabe der Enzyklopädia Britannica neun Seiten der Atombombe gewidmet sind, während das Stichwort „Liebe“ überhaupt nicht erwähnt <st. In der Ausgabe des gleichen Nachschlagewer­kes aus dem Jahre 1768 war die Rubrik Liebe noch fünf Seiten lang. Die Firma bemerkt hier­zu, daß ihre Konkurrenz Metro Goldwyn Mayer zwar einen Atombombenfilm drehte, daß dieser jedoch wegen seines Mißerfolges überall von den Spielplänen abgesetzt wurde, wohingegen Filme, die von der Liebe handeln, immer noch das beste Geschäft seien.

Opfer seines Berufs

Seit bald einem Jahr ist die Medizin in Eng­land verstaatlicht Aerztliche Pflege wird voll­kommen umsonst gewährt. Die Doktoren haben dreimal so viel zu tun wie früher und dazu noch den Papierkrieg zu führen. In Derby fand man nun den Dentisten Leonhard Renwick tot auf seinem Kanapee Neben ihm lag eine leere Wiskyflasche, eine ebenfalls leere Packung Mor­phium und ein Blatt Papier, auf dem folgen­

des stand: „Der Papierkrieg mit all seinen For­mularen hat mich verrückt gemacht. Ich konnte nichts anderes tun. als mir das Leben nehmen.“

Behörden-Bonmots

Das Besatzungsamt der Stadt Freiburg hat folgenden Anschlag im Wartezimmer: „Unmög­liches wird sofort erledigt. Wunder dauern et­was länger.“

Der Bürgermeister der hessischen Ortschaft P. hielt b^ der Ankunft der neuen Feuerspritze folgende Rede: .Möge sie sein wie unsere alten Jungfern: Von keinem verlangt, aber allezeit be­reit “

Der Bahnhofslautsprecher Wuppertal warnt das Reisepublikum wie folgt: „Achtung, der Hamburger D-Zug hat Einfahrt. Verschonen Sie uns bitte mit dem Aerger, den uns Ihre Leiche machen würde, und treten Sie von der Bahn­steigkante zurück.“

Raritäten

Der 76jährige Veteran der britischen Marine, William Gregory, wurde kürzlich für sein tap­feres Verhalten beim Boxeraufstand in China mit der „Meritorious Service Medal“ ausge­zeichnet. Der Boxeraufstand war zwar schon im Jahre 1900, aber der tapfere Soldat mußte so lange auf die Verleihung des Ordens war­ten, da nur eine beschränkte Anzahl davon vorhanden ist und noch ältere Helden berück­sichtigt werden mußten. Und schließlich ist es eine hervorragende Leistung der britischen Bü­rokratie, daß trotz der inzwischen verflossenen 50 Jahre der wackere William Gregory durch­aus nicht in Vergessenheit geriet.

Der Unterschied

Vor einem Gericht in Aachen hatte sich am Montag eine Diebesbande zu verantworten Ihr wurden zahlreiche schwere Einbrüche zur Last gelegt. Bis auf einen der 13 Angeklagten waren

alle geständig. Als der Richter den starrköpfi­gen fragte, ob er bei der Wehrmacht Oberge­freiter gewesen wäre, seine Sturheit lasse das vermuten, antwortete dieser: „Aber nein, Herr Richter, ich bin Stabsgefreiter gewesen.“

Stadtbaumeister mit Ligareife

In einem in Nürnberg erscheinenden Sport« magazin las man kürzlich folgende Anzeige: „Stadt in der Oberpfalz (7000 Einwohner) such! in Hoch- und Tiefbau ausgebildeten Fachmann, als Stadtbäumeister. In Frage kommen nur Stürmer mit Oberligareife.“

Das Komische in der Tragik

Die Volkshochschule Braunschweig veranstal­tete als kulturelle Morgenfeier kürzlich eine Vorführung des Kulturfilms „Kolonie Eismeer“ Daß man übersehen-hatte, sich den Streifen Vor­spielen zu lassen, sollte sich bitter rächen. Plötz­lich erklang der Badenweller Marsch, von der Leinwand wehten Hakenkreuzfahnen und die Stimme des Sprechers verkündete: „Erst durch die weitsichtige Ernährungspolitik des Dritten Reiches wurde dem deutschen Volke eine Wal­fangflotte beschert “

Hahn mit aufgesetzten Hörnern

Die portugiesische Stadt Ponte de Baroa hat jetzt auch hier Weltwunder: einen Hahn mit Hörnern. Er hat bereits eine solche Berühmt­heit erlangt, daß er zurzeit in Lissabon ausge­stellt wird. Der Hahn ist sonst völlig normal, außer daß ihm am Kopf wie bei einer Ziege zwei Hörner gewachsen sind.

Politische Ehe

In einer amerikanischen Zeitung erschien fol­gende Anzeige: „Junge Republikanerin möchte jungen Demokraten heiraten. Zweck: Gründung einer dritten Partei.“

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