Sette S Nr. 240

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, 14. Oktober 1SLS

Unsere neue Wasserleitung

Wenn wir von altersher die Versorgung von Ansiedlungen und Städten mit Wasser betrachten, so können wir erkennen, daß dies stets ein Hauptfaktor ist, der einmal die Entwicklungs­fähigkeit einer Ansiedlung bestimmt und andererseits für den Gesundheitszustand der Anwohner maßgebend ist. Schon die alten Griechen und Römer bauten auf das Vorzüglichste ihre Zuleitungen von den Quellstationen zu den Städten, um deren Reinhaltung und stetes Jntaktsein sie äußerst besorgt waren. Ist doch auch das Wasser neben dem täglichen Brot der Haupt- stofi, zur Ermöglichung der Lebenshaltung. Wir verwöhnten Kulturmenschen wissen es ja nicht anders, als daß wir nur den Wasserhahnen in Stube oder Küche aufzudrehen brauchen, um Wasser zu bekommen -und können uns im Großen und Ganzen schlecht in Zeiten hineindenken, in denen die Menschen weither das köstliche Naß herbeischaffen mußten. Eine ganz kleine Ahnung davon werden hier in Nagold die Bewohner des Wolfs- und Galgenbergs haben, denn sie konnten sich bis vor kurzem der schönen Einrichtung einer Wasserleitung nicht er­freuen. Die Bewohner des Schafhauies auf dem Wolfsberg z. B. hatten doch mindestens 5 Minuten bis an den Brunnen zu gehen, mußlen am Ende miltags und abends, in einer Zeit, in welcher noch mehre»e Anlieger sich mit Wasser versorgen wollten, warten, konnten nur mit Mühe und Not im Winter bei Schnee und Glatteis ihre Wassereimer in ihre Wohnung he» ausjonglieren und so noch manches Andere mehr. Eine Haus­frau, die bei ihrer großen Wäsche das schmutzige Wasser nur auszuschütten brauchte und aus dem Wasserhahnen neues Wasser einlaufen ließ, mag ivohl bald in halber Zeit fertig gewesen sein, wie die, die erst Eimer für Eimer mühevoll herantrans- porlieren mußte. Hatte nun eine Hausfrau sich mit einer ge­nügenden Quantität Wassers versorgt, um nicht täglich darnach springen zu müssen, so war es wieder zum Schlüße nicht mehr frisch. Auch mag man manchmal unnötigerweise und nicht immer am rechten Platz mit dem Wasser gespart haben. Das ist nun alles nicht mehr nötig und Jung und Alt werden aufgeatmet haben, als sie aus dem schönen neuen Messingh.rhnen das frische Quellwasser hcraussprudeln iahen. Der in der Woche so streng arbeitende Teil der Menschheit, der sich an Son, tagmorgen gerne etwas ausruht und mit Wohlgefühl seinen Kopf länger in das mollige Kissen hineinsteckt, sich daran anschließend ge­mütlich, noch nicht salonfähig an den Kaffeetisch setzen wollte, erfuhr wie oft, daß kein Wasser zu allen möglichen Bedürfnissen vorhanden war und mag da ivohl manchmal gemurrt haben, wenn er sich des Wasserholens wegen gleich inLack" »Ver­sen mußte. Der Brauch, das junge Volk mit der Aufgabe der Wasserversorgung zu betrauen, ist wohl sehr angebracht und richtig gewesen, doch ob ihm an Sonntagabenden das frühe Nachhausegehen zur Erfüllung ihrer Wasserholpflicht immer gepaßt hat? In Brandfällen, die glücklicherweise in den letzten Jahren in den wasserleitungslosen Bezirken nicht vorgekommen sind, ist ebenfalls die neue Anlage von größter Bedeutung, denn wenn wir auch eine Motorspritze haben, die von größeren Entfernungen Wasser herbeischaffen kann, io ist schließlich der Anschluß an eine vorhandene Leitung viel schneller vollzogen, und daß Augenblicke in solch-n Fällen bestimmend wirken, das weiß ivohl jeder von uns. Nur einen Nachteil hat die neue Einrichtung, nämlich: .... Die bisher-genPumpenwasserholei" müssen nun Wasserzins bezahlen und müssen ihre Gedanken insofern zusammennehmen, als sie in kalten Nächten das Ab­stellen nicht vergessen dürfen, denn sonst wird das Wasser in seinem Ausdehnungsbedürfnis seine Zwangsjacke sprenaen.

Die Anregung zum Bau dieser Hochdruckleitung wurde durch eine Eingabe der Wolfsbergbewohner gegeben und von Seiten des Gemeinderats auch aus dem Grunde zur Ausführung beschlossen, um die Erwerbslosen dabei beschäftigen zu können. Die neue Leitung ist in der Nähe des Spitals an die bisherige Hochdruckleitung, die von der Pumpstation im Schwandorfer Tal über den Hochbehälter im Lemberg gespeist wird, ange­schlossen, geht von da aus die Friedhofstraße entlang herunter bis zur Moltkestraße und sodann entlang der letzteren bis zum Gewand Oswaldshalde, von da aus über die Insel bei Bau­unternehmer Wohlleber vorbei zur Haiterbacherstraße (Medizinal­rar Fricker), auf den Wolfsberg und zum Reservoir daselbst, so sann über das Kreuzertal oberhalb dem Eisenbahndurchlaß auf den Galgenberg. Wir unterscheiden in Nagold somit eine Hochdruck- und eine Niederdruckwasseroersorgung. Die Hochdruckleitung wird vom Schwandorfer Tal und die Nieder- dkückleitung vom Kreuzertal aus gespeist. Die neue Leitung ist insgesamt ca. 1700 Meter lang und hat einen Röhren­durchmesser von 175, 150 und 125 mm. Das Wasser, das bisher vom Schwandorfer Tal durch die alte Leitung nach der Strcwt strömte, wird nunmehr am Spital, am Eingang der neuen Leitung, abgestellt, sodaß es seinen Weg durch diese nehmen muß. Der übrige Stadtbezirk, der schon bisher mit Wasser versorgt war und u. a. z. T. mit Wasser aus dem Schwandorfer Tal versorgt wurde, wirk, jetzt das Wasser wie­derum aus der Kreuzertalquelle erhallen. Es werden sich nun manche fragen: Was geschieht bei einem Brand, wenn das Kreuzertalreserooir in seinem vergrößerten Versorgungsgebiet nicht genügend Wasser aufbringen kann? In diesem Fall »vird das Kreuzertalreserooir durch die neue Verbindungsleitung vom Reservoir auf dem Lembe-g gefüllt werden, sodaß wohl kaum Wassermangel eintreten kann. Die Legung der Leitung, die auch nicht immer ohne Schwierigkeiten vor sich ging, wurde unter Aufsicht des hiesigen Siadtbauamles vollzogen. Die Grabarbeiten führlen die Baugeschäfie Harr, Weimer und Wo hl leb er, die Röhrenlegung Mechaniker Schweikle und Broß aus. Zu den Grabarbeilen mußten verpflichtungsgemäß Notstandsarbeiter verwendet werden, da der Zuschuß von Staats wegen aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge selbstver­ständlich davon abhängig war. D»e Leitung geht im Großen und Ganzen durch Alluvium. Funde wurden nicht gemacht. Schwierig gestaltete sich besonders die Legung über die Insel bei den verschiedenen Waldachübergängen, wo die Leitung 1 Meier unter die Bachsohle gelegt werden mußte. Auch an anderen tief gelegenen Stellen hatten die Arbeiter ebenfalls »nii dem Grundwasser zu kämpfen und nur durch die Aufstellung einer elektrischen Pumpe, die das Wasser nach Möglichkeit beseitigte, konnte die Arbeit ausgesührt werden.

In nächster Zeit wird die Leitung noch erweitert werden, und zwar soll sie auf einer Strecke von ca. 400 Metern in die neue Weingarlenstraße am Galgenberg gelegt werden, das wäre ungefähr von Oberbahnsekcetär Kraft's Anwesen bis zur Ober- jettinger Steige, beim Bismarckplatz, an der bisher eines der 5 Pflichtgebäude des Bauuulernehmers Kaupp erstellt wurde. Wir Nagolder sihen also, daß die Stadtverwaltung in jeder Weise bestrebt ist, den Bedürfnissen der Einwohner in weit­gehendstem Maße Rechnung zu tragen und diejenigen, die heute nicht durch Wasserleitung mit Wasser versorgt sind, dürfen sich der bestimmten Hoffnung hingeben daß in nicht allzuferner Zeit m»l-> sie sich dieser Einrichtung eifreuen dürfen.

I'.nousaenenrier vorzüglicher Einrichtungen in der seit Kriegs­ende geschaffenen 3. Klasse die beste und sicherste Ueberfahrts- inöglichkeit. Es kommt hinzu, daß er die Hilfe der Aus- i ande-ermission (in Hamburg, Berlinertor 5; in Bremen, Ceorgstr. 22) in Anspruch nehmen kann. In vielen Fällen wird durch diese Auswanderern tatkräftig geholfen, wenn sie in irgend welche Schwierigkeiten gelangen. Diese Hilfe kann in ausländischen Häfen deutschen Auswanderern natur­gemäß nicht geboten werden.

ep 50 Schundhefte auf jeden Deutschen! Einen Einblick in die ungeheuerliche Massenverbreitung der minderwerti- acn, völlig ungeistigen Schundliteratur, die durch den vom zuständigen Reichstagsausschuß durchberatenen Gesetzent­wurf zun» Schutz der Jugend getroffen werden soll, gibt eine Aufstellung imEckart". Auf nicht weniger als ISO schätz! er die Mindestzahl von lausenden Schundhestreihen, von denen jede durchschnittlich aus 200 Nummern besteht, mährend manche wieDer neue Lederstrumpf" undDer neue Excentric - Club" 4500 Nummern zählen. Die Auf- lagenlwhd muß aber mindestens 100 000 Stück für jede Num­mer betragen, um den notwendigen billigen Absatz zu er­zielen. Also 150 mal 200 mal 100 000, gleich 3 Milliarden auf rund 60 Millionen Einwohner Deutschlands, gleich 50 Stück auf jeden Deutschen! Und das als Mindestzahl! Drei Milliarden Schundhefte neben einander gestellt bei nur zwei Millimeter Rückenbreite gleich einer Strecke von 6000 Kilo­meter oder der Entfernung von Berlin bis Kamerun! Es ist in der Tat höchste Zeit, liier einzugreifen. Oder sollen wir vielleicht warten, bis die Schundhestreihe rings um die Erde reicht, um dann endlich an den Schutz unserer Jugend und unseres Geisteslebens vor dieser Schlammflut zu denken?

Besuch der Soldakengräber in Elfah-Lothrirgen. Nach hier eingegangenen Mitteilungen der franzmifchen Regie­rung können Reichsangehörige, die an den beiden Toten- gedenkkagen Gräber von Gefallenen in Elsaß-Lothringen be­suchen wollen, von den französischen Konsulaten gegen eine Gebühr von drei Goldfranken auch in diesem Jabre die üblichen Erleichterungen erhalten. Ueber die Gewährung der Zollfreiheit für Blumen und Kränze wird bis - "n Ab­lauf dieses Monats eine weitere Mitteüuna erfolgen

Gegen das Schundliteratur-Gesetz. Gegen das in Vor­bereitung befindliche Schundliteratur-Gesetz wendet sich ein Ach!ruf, unterzeichnet von der Kampfgemeinschaft für Geistes- ireiheit, der Deutschen Liga für Menschenrechte und Hans Daluschek, Maximilian Harden, Heinrich Mann. Thomas Mann, Heinrich Zille usw. Darin wird gesagt: Das Gesetz maskiere" sich als gegen Schmutz und Schund gerichtet, dahinter versteckten sich aber dieFeinde von Bildung", iireiheit und Entwicklung. Bedenklich sei besonders der Artikel von der Mitwirkung der Kirche bei der Urteils­findung. Die Oeffentlichkeit müsse auf die im geheimen um­gehende Gefahr hinwirken können.

Herrenberg, 14. Okt. Eine neue Autoomnibusver- bindung wird nunmehr nach einer Besprechung auf dem Rat- haus m Holzgerlingen, an der die Ortsvorstände der Gemein­den Hildrizhausen, Altdorf, Holzgerlingen und der Fahrunter­nehmer teilnahmen, ins Leben gerufen. Vorderhand wird probe­weise jeden Mittwoch und Samstag die Strecke Herrenberg

HildrizhausenAltdorf und zurück mit 2maligem Kurs gefahren werden.

Affstätt, 13. Okt. Frecher Diebstahl. Gestern nachmittag trieb sich ein etwa 18jähriger Mann unbekannter Herkunft in unsrem Ort herum. Gegen 3 Uhr wurde er beobachtet, wie er durch die Stalltüre in ein Bauernhaus eindrang. Es wurde jedoch nichts Böses vermutet. Nachher stellte sich heraus, daß der ungebetene Gast aus einer Kommode 250 ^ entwen­det hat und damit das Weite suchte.

Unterjesingen OA. Herrenberg, 13. Okt. Tödlicher Unfall. Die Frau des Seilermeisters Holzwarth fuhr mit ihrer Tochter auf einem Kuhgespann vom Feld heim. Plötz­lich gingen die Kühe durch, die Tochter fiel herunter und kam unter den Wagen, wobei sie jedoch keinen erheblichen Schaden nahm. Die Mutter geriet unter ein Hinterrad und wurde so schwer verletzt, daß sie bald darauf »n der Tübinger Kffnik verstarb.

Freudenstadt, 13. Okt. Königlicher Besuch. Am gestri­gen Mitlwoch ist der König von Schweden zum Besuch I. M. der Königinmutter der Niederlande mit der Absicht eines längeren Aufenthalts im HotelWaldlust" abgestiegen.

Freudenstadt, 13. Okt. Bom Rathaus. Die Vorkriegs- an leihen der Sladtgemeinde werden auf Beschluß der gestrigen Sitzung mit 20°/g aufgewertet und für die Verzinsung und Auslosung der etwa 180000. Goldmark jährlich 15000. in den Etat eingestellt. Die Tilgungszeit beträgt 20 Jahre bei sofortiger 5°/oiger Verzinsung. Ein Antrag derErwerbs- losen um eine einmalige Winterbeihilfe von 100 für Ver­heirateten und von 90 für Ledige nebst freiem Bezug von Gas und elektrischem Licht wird abgelehnt.

Aus aller Welt

Sems Rückkehr des Kaisers. In dem Vergleich mir dem Hohenzollernhaus ist bekanmlich dem früheren Kaiser Wil­helm II. Schloß und Park Hamburg v. d. H. auf etwaigen Wunsch als Wohnsitz Vorbehalten. Im preußischen Landtag w-: von der demokratischen Fraktion hiegegen Stellung

genommen. Der Finanzminister Höpker - Aschoff, der selbst aer demokratischen Partei angehört, teilte darauf mit, der Vertreter des Hauses Hohenzollern habe erklärt, der Kaiser werde von dem Wohnrecht keinen Gebrauch machen.,

Einspruch des Berliner Magistrats gegen den Ankauf des ..Lcnjeryof". Der Berliner Magistrat hat gegen den vom Reichsfinanzministerium geplanten Ankauf des Hotels Kaiser­hof beim Reichsfinanzministerium, Reichswirtschaftsmini­sterium und beim Reichsrat Einspruch erhoben. Die Stadt­verordneten traten mit Ausnahme der Deutschnationalen dem Einspruch bei.

Das unterirdische Kanalnetz von Berlin. Die Kanäle von Groß-Berlin, die für die Allleitung der verschiedenen Ab­wässer usw. dienen, bestehen in einem zusammenhängende« Netz von mächtigen eiförmigen Zementrohrleitungen vcm 1 bis 2 Meter Höhe. Sie haben eine Länge von 4200 Kilo­meter, die Rohrleitung würde also in gerader Linie von Berlin bis etwa zum Nördlichen Eismeer oder bis Mekka in Arabien reichen. Dazu kommen 530 Kilometer eiserne Druckrohrleitungen, 250 Kilometer Verteilungsleitungen auf

Ve« Rieselfeldern und 250 Kilometer Verflutgräben, die das Regenwaffer weiterführen. Die Rohrleitungen haben also insgesamt eine Länge von über 5000 Kilometern; 59 Haupt- imd 16 Zwischenpumpwerke befördern die Abwässer. Vo« den 87 000 Hektar Bodenfläche des Stadtbezirks, wovon 37 000 Hektar für die Bebauung in Frage kommen, sind bis jetzt 22 000 Hektar kanalisiert.

Das Schneeballsystem. Das Chemnitzer Schöffengericht verurteilte den Kaufmann Wolf, der durch Vertrieb von über 20 000 Gutscheinen zu je 2,50 -K für Wäschegarnituren nach dem SchnSeballsystem von Kunden aus allen Teilen Deutsch­lands 45 000 -R erbeutet hatte, wegen öffentlicher Aus­spielung zu 2000 -K Geldstrafe. Die eingenommenen Gelder wurden nicht beschlagnahmt. Warum nicht?

Der Typhus in Hannover. Krankenstand am 13. Okt. 1551, Todesfälle 212.

Schiffszusawmenstoß. Der DampferLina Kunstmann", auf der Reise von Stettin nach England, und der Dampfer Therese Horn", auf der Reise von Hamburg nach Rußland, stießen im Nors-Ostseekanal in der Nähe von Holtenau zu­sammen. Beide Dampfer wurden schwer beschädigt. Bon der Besatzung kam niemand zu Schaden.

Aus Seenot gerettet. Ein Fischdampfer aus Altona bei Hamburg rettete in der rasenden Nordsee die Mannschaft des sinkenden DampfersBloemfield" aus Grimby (Eng­land) und brachte sie nach Altona. Das englische Schiff hatte alle Rettungsboote verloren.

ISO 0V0 Mark unterschlagen. In Melaten bei Köln ist ein Güterbahnassistent nach Unterschlagung von 100 000 Mark flücbtig gegangen.

In Barmen wurde gegen eine Anzahl Bauunternehmer die Untersuchung cingeleitet unter der Beschuldigung, daß sie bei Ausführüng städtischer Siedlungsbauten in den letz­ten Jahren mehrere tausend Zentner Zement beiseite ge­schafft und bei eigenen Bauten verwendet haben.

Letzte Nachrichten

Bor der Bestätigung Dr. Dorpmüllers Berlin, 14. Okt. Nach derTäglichen Rundschau" wird noch in dieser Woche eine Kabinettsberatung stattfin­den, in der über die Bestätigung des Präsidenten der Reichs­bahn Beschluß gefaßt werden soll. Mit der Angelegenheit des Hotel Kaiserhof hat sich das Kabinett noch nicht be­schäftigt.

Das Arbeiterschutzgesetz fertiggestellt Berlin, 14. Okt. Nach eingehenden Beratungen mit den Spitzenverbänden der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und der Länderregierungen ist der Entwurf des Arbeiter­schutzgesetzes fertiggestellt worden und wird Ende Oktober dem Reichskabinett vorgelegt werden.

Die Turnerschaft wieder im Reichsausschutz für Leivesüvungeu

Berlin, 14. Okt. Unter dem Vorsitz des Staatsmi- nisters a. D. Schmidt-Ott und unter Mitberatung des Ministerialrates Pellgahr, einem Vertreter des Reichsmini­steriums des Innern, traten am Mittwoch die bevollmäch­tigten Vertreter des Reichsausschusses für Leibesübungen und der deutschen Turnerschaft zu einer Schlußsitzung zu­sammen, in der schon vorher eingehende Richtlinien verfaßt worden waren. Damit ist das alte Verhältnis zwischen Turnerschaft und Reichsausschuß für Leibesübungen wieder hergcstellt.

Noch keine Dermiuderuug der sranzöfifcheu Be« satzungstruppeu im Rheinland Paris, 14. Okt. Wie von zuständiger Stelle verlautet, ist in der heutigen Unterredung Briands mit General Guillaumat von einer Verminderung der französischen Be­satzungstruppen im Rheinland keine Rede gewesen. Auch in der Umgebung des Kriegsministers Painleve legt man auf diese Feststellung Wert und erklärt alle derartigen Gerüchte zum mindesten als verfrüht.

Die Schaffung neuer Beamteuftelleu für Deutschland im Völkerbund Berhaudluuge« in Genf Genf, 14. Okt. Gestern vormittag hat eine Zusammen­kunft zwischen Albert Thomas und den Vertretern des Reichsarbeitsministeriums Ministerialdirektor Sitzler und Ministerialrat Laik stattgefunden, in der über die im Bunde bereits vorgeschlagenen Beamtenstellen des internationalen Arbeitsamts für Deutschland verhandelt worden ist. Es handelt sich hierbei um die Klärung formeller Fragen.

Starke Opposition gegen die Ratifizierung der Schuldenabkommen in Frankreich.

Paris, 14. Okt. Innerhalb sämtlicher Parteien macht sich eine ausgesprochene Opposition gegen die Ratifizierung der Schuldenabkommen bemerkbar. Den unmittelbaren Ausgangspunkt zu diesen Strömungen hat zweifellos die entschiedene Haltung in dieser Frage die Vereinigung der ehemaligen Frontkämpfer und Kriegsbeschädigten gegeben. Man hat den Eindruck, daß sich die Regierung stärksten Schwierigkeiten aussetzen würde, falls z. Zt. eine Rati­fizierungsdebatte im Parlament gewagt würde. Dazu kommt noch, daß sich die Nachricht verbreitet, daß man in englischen Regierungskreisen eine abwartende Haltung hin­sichtlich einer allgemeinen Schuldenregelung einzunehmen scheint.

Heute Regierungserklürung im Prager Parlament Prag, 14. Okt. Das neue Ministerium wird sich heute mit einer Regierungserklärung bei der Kammer vor­stellen. Im Anschluß daran wird eine Anfrage über die Gajdaaffäre zur Beratung kommen.

Sozialistischer Oppofltiousblock im Prager Parlament

Prag, 14. Okt. Die deutschen Sozialisten, die tsche­chischen Nationalsozialisten und die tschechischen Sozialdemo­kraten werden einen gemeinsamen Opposttionsblock bilden. In dem Ausschuß werden die drei Parteien vertreten sein, der die Richtlinien für die Parteien aufstellt.