Sette 2 Nr. 210
Donnerstag, 14. Oktober 1S2S
Minister für auswärtige Angelegen.,...cu, ^.zerny, Minister des Innern, Professor Dr. English, Finanzminister. Dr. Peroutka, Minister für Industrie, Handel und Gewerbe, Dr. K a l l e y. Minister obne Fach.
Unterredung der Königin von Rumänien mit Kronprinz Larol
Paris. 13. Okt. Wie die Blätter berichten, statt« die Königin von Rumänien vor ihrer Abreise nach Amerika eine Unterredung mit dem gegenwärtig in Paris weilenden estemaligen Kronprinzen Carol von Rumänien. „Chicago Tribüne" behauptet, eine vollständige Versöhnung und eins Zurücknahme der Abdankungserklärung auf den Thron seitens des Prinzen stehe bevor.
Die Schiebereien in der polnischen Marine
Warschau, 13. Okt. Vor dem Militär-Bezirksgericht in Warschau begann der Prozeß gegen den Marinekommandeur Vizeadmiral Porembski, den Chef des technischen Dienstes (Brigadegeneral), den Kapitän zur See Bartosze- wicz, 5 weitere Kapitäne und 5 Kapitänieutnants zur See, — also wohl die Mehrzahl des polnischen Marine-Offizierskorps —, die sich zahlreicher Betrügereien, Bestechungen und Vorschubleistungen bei Lieferungsschwindeleien schmdig gemacht haben. Der Prozeß dürfte 4 bis 6 Wochen dauern.
Die polnischen Rüstungen
Warschau. 13. Okt. Pilsudski statte eine Besprechung nnl dem Staatspräsidenten Moscicki über die Lage der polnischen Munirionsindustrie. Pilsudski macht den Präsiden- len aus die Notwendigkeit aufmerksam, daß Polen sich in höherm Maß von der französischen Waffenindustrie unabhängig mache.
Jeng schließt sich den kantonesen an
Peking, 13. Okt. Der „christliche" General Feng- juhsiang teilte dem Befehlshaber der Kantontruppen mit, daß er sich der Politik der Kantonregierung anschließe und den Oberbefehl über das 120 000 Mann zählende „nationale Volksheer" übernommen habe, das von nun an das „Revolutionäre Heer Nordchinas" genannt werde.
Dieses Heer war bekanntlich nach den Kämpfen um Peking von den vereinigten Truppen Tschangtsolins (Mandschurei) und Wupeifus nach Norden bis über Kalgan hinaus zurückgedrängt worden. Diese letzteren beiden Marschälle .verden von Feng und Kanton beschuldigt, daß sie es mit den Ausländern zum Schaden Chinas halten, und zwar Tschangtsolin mit den Japanern und Wupeifu mit den Engländern und daß sie von den fremden Mächten mit Geld und Kriegsmaterial unterstützt werden. Tschang und Wu sind Gegner des Moskauer Bolschewismus.
W-ü rttemberg
Sluttgart. 13. Okt. Polizeistunde. Am Samstag, den 16. ds. Mts. tritt für Groß-Stuttgart wieder die frühere Regelung der Polizeistunde in Kraft, wornach diese an den Samstagen auf 1 Uhr, an allen andern Tagen auf 12 Uhr festgesetzt ist.
Parlamentarische Anfrage. Der Abg. Scheef hat folgende .Anfrage eingtbracht: „Hat die württ. Regierung die Verhandlungen über die Auseinandersetzung mit dem herzoglichen Haus Württemberg wieder ausgenommen? Bildet der im Reichstag verhandelte Kompromißgesetzentwurf die Grundlage hierfür? Ist das Haus Württemberg zu einer Verständigung auf dieser Grundlage bereit?"
Zweite höhere Justizdienstprüfung. Infolge der kürzlich vorgenommenen zweiten höheren Iustizdienstprüfung sind M Referendare zu Gerichtsassessoren bestellt worden.
Stuttgart. 13. Okt. Zusammentritt des Landtags. Nach einer Vereinbarung des Aeltestenrats ist die Einberufung des Landtags auf 26. (nicht 20.) Oktober in Aussicht zu nehmen.
Mandaksniederlegung. Der zum Vizepräsidenten des Deutschen Städtetags gewählte Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Elsas wird am 1. November seinen Wohnsitz nach Berlin verlegen und mit diesem Zeitpunkt auch sein Landtagsmandat niederlegen. Sein Nachfolger im Landtag wird Frl. Else Eberhardt, eine Führerin der weiblichen Angestellten, sein.
Die Einigungsverhandlungen im Pankgewerbe gescheitert. Vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband wird uns geschrieben: Die Einigungsverhandlungen im Bankgewerbe sind gescheitert. Die Entscheidung liegt nunmehr beim Reichsarbeitsministerium, das auch über den Antrag der
_ Nagolder Lagblatt „D er Gesellschafter"
Angestelltenorganisation auf Einleitung einer neuen Schlichtungsverfahrens zu entscheiden hat.
Winterlustverkehr. Im vergangenen Winter wurde der Luftverkehr auf allen deutschen Linien eingestellt, um dir durch den Zusammenschluß erforderlichen Organisationsarbeiten durchführen zu können. Die Deutsche Lufthansa hat sich nun entschlossen, im Winter 1926/27 eine Anzahl Linien mit heizbaren Kabinenflugzeugen zu befliegen. Zu diesen Linien gehören: Stuttgart—München—Wien—Budapest und Stuttgart—Erfurt—Halle—Berlin. Der Winterflugplan tritt am 16. Oktober 1926 in Kraft..
Die Rymphengruppe am oberen Anlagensee. Am oberen Anlagensee wird z. Zt. eine durch Bildhauer Fang- hänel aus karrarischem Marmor hergestellte Nachbildung der Danneckerschen Nymphengruppe, der durch die Witterungseinflüsse der Zerfall gedroht hatte, aufgestellt. Die echte Danneckersche Gruppe ist nach Tübingen verbracht worden.
In der Mordsache Lochmann hatte die Staatsanwaltschaft durch Plakatanschlag einen bei der Ermordeten Vorgefundenen Brief und einen Schlüssel bekannt gegeben- Als den Schreiber dieses sehr verdächtigen Briefs mit dem Datum vom 15. Sept. 1926 ermittelte nun die Kriminalpolizei den verheirateten, 36 Jahre alten Postschaffner Josef Knecht. Dieser unterhielt zu der Ermordeten schon vor Jahren, als er noch im Witwerstand lebte, Beziehungen. Bei seiner Verhaftung behauptete er, daß er die Lochmann seit Ils Jahren nicht mehr gesehen habe. Er gestand aber schließlich, daß er den Brief geschrieben habe und auch in letzter Zeit noch mit dem Mädchen zusammengekommen sei. Die Mordtat selber leugnet er noch.
Aus - em Lande
Marbach a. R., 13. Okt. Vom Pferdehuf schwer getroffen. Der Fuhrmann Theodor Jenner von Erü- mannshausen wurde beim Abspannen von einem Pferd derart an den Kops getroffen, daß er eine'/ lebensgefährlichen Schädelbruch erlitt.
Bad Riedernau, 13. Okt. Besuch ües Krieger - erholungsheims. Das Kriegererholungsheim Niedernau ist im Sommer d. I. von 340 erholungsbedürftigen Mitgliedern des Württ. Kriegerbunds ausgesucht worden.
Rotiweil, 13. Okt. Schwurgericht. Der Landwirt Joh. Bapt. Faden von Wurmlingen OA. Tuttlingen, der in einem tätlichen Streit seinen Bruder getötet hatte, wurde vom Schwurgericht wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Schramberg, 13. Okt. Starkstromverletzungen. Gestern vormittag kam der im Tansformatorenhäuschen in der Berneckstraße beschäftigte 27 Jahre alte ledige Monteur Adolf Schwalgard aus Nordhausen in Ostpreußen mit der Starkstromleitung in Berührung. Er wurde schwer verletzt ins Bezirkskrankenhaus verbracht.
Alm. 13. Okt. Vom Neuen Bau. Die Jnstand- setzungsarbeiten des am 19. Februar 1924 durch Brand zerstörten Neuen Baues gehen ihrer Vollendung entgegen. In dem Neuen Bau sollen u. a. die Polizeidirektion, die Notariate und das Kulturbauamt untergebracht werden. Das Hauptzollamt wird nicht mehr im freuen Bau untergebracht.
Baustellen OA. Laupheim, 13. Okt. Brand. Im Anwesen des Michael Haid brach nachts Feuer aus. Die Bewohner konnten nur mit Mühe das nackte Leben retten: dem Feuer siel auch die Aussteuer einer Tochter zum Opfer. Der Abgebrannte ist schlecht versichert.
Baltringen OA. Laupheim, 13. Okt. Das Messer. Am Sonntag abend kam es zwischen hiesigen Burschen und Angehörigen eines Fußballklubs aus Biberach zu tätlichen Auseinandersetzungen. Dabei wurde ein 'hiesiger Bursche durch einen Messerstich in die Lunge schwer verletzt. Der Täter wurde verhaftet.
Ochsenhausen OA. Biberach, 13. Okt. Wiederaufbau der Staatsdomäne. Die abgebrannten Gebäude auf der hiesigen Staatsdomäne werden wieder aufgebaut werden. Der Arbeiterschaft wird damit Arbeit gegeben und manche Sorge für den kommenden Winter genommen.
Maudenren, 13. Okt. Patenthaus. Dieser Tage wurde hier ein Dakenthaus erstellt, das eine Erfindung des Zimmermeisters Wagenblast hier ist. Es ist ein Fachwerkhaus mit 67 Quadratmeter Flächeninhalt, das in 3 Wochen erstellt werden kann und etwa 7000—8000 ^ kostet. Bei Behörden wie Privaten findet es lebhaftestes Interesse.
Feuer am Nordpol.
Kulturroman von Karl-August von Lassert.
IS) (Nachdruck verboten.)
„Danken Sie nicht zu früh, junger Freund. Ich stelle meine Bedingungen."
„Welche sind das?" fragte Sanders.
„Es sind mehrere," sagte der Russe. „Zunächst bringen Sie mir Ihr Flugzeug nach Kalmikowskaja. Paß und Einreiseerlaubnis werde ich Ihnen von meiner Regierung besorgen. Sodann verlange ich einen ununterbrochenen Probeflug von mindestens 4500 Kilometer. Sonst kann ich meine verehrte Freundin, die Frau Fürstin, Ihnen nicht anvertrauen. Zu diesem Zwecke schlage ich die Strecke längs der sibirischen Bahn, etwa bis Tomsk, vor. Im Falle einer Panne haben wir dann die Bahn in der Nähe.
Schließlich müssen Sie sich verpflichten, mir das genaue Resultat Ihrer Forschungen mitzuteilen, damit ich in der Lage bin, zu beurteilen, ob alles nur ein schönes Phantasiegebilde war oder ob sich tatsächlich ein gewinnbringendes Unternehmen daraufhin aufbauen läßt. Sollte letzteres der Fall sein, was ich nicht glaube, so würden dann erst die eigentlichen Schwierigkeiten des ungeheuerlichen Geldbedarfs beginnen. Das ist freilich noch Zukunftsmusik, aber ich möchte auf alle Fälle die spätere Rechtslage klären.
Wie denken Sie sich die Sache, Herr Nagel, falls ich etwa die Hälfte des Betriebskapitals aufbrächte und Sie die andere Hälfte?"
„Ich zweifle nicht, daß sich selbst in unserem verarmten Deutschland Geldgeber fänden, die ihre Kapitalien in einem derartig aussichtsreichen Unternehmen an- legen werden. In dem von Ihnen angenommenen Falle würden doch wohl Sie dieselben Rechte haben wie meine rtwaigen Hintermänner oder Aktionäre."
„Das wäre nicht gerecht," warf Linda ein. „Herr Nagel ist der Vater des Gedankens, der aber ohne die Tätigkeit des Herrn Sanders unausführbar bliebe. Beide
Herren müssen daher, gleichgültig, wieviel Geld sie später dem Unternehmen zubringen, einen ausschlaggebenden Einfluß erhalten."
„Selbstverständlich bekommen die Gründer, zu denen Sie ja auch gehören, Fürstin, einen anständigen Gründergewinn," rief Stratow. „Das ist bei jedem Geschäft so üblich. Mich interessiert nur die etwaige politische Lage des neuen Unternehmens. Wir werden Neuland in Besitz nehmen, das niemandem bisher gehört. Mit anderen Worten, wir bilden einen neuen, unabhängigen Staat. Selbständigkeit ist schön, aber gefährlich. Täten wir nicht gut daran, uns einer Großmacht anzugliedern?"
„Sollen wir uns etwa Rußland anschließen?" fragte Linda.
„Das beste wäre es, falls Sie nicht für Rumänien plädieren."
„Selbständig müssen wir bleiben," erklärte Nagel. „Natürlich habe ich den Gedanken, einen Teil der Einnahmen des neuen Staates meinem verarmten Vaterlande zuzuführen."
„Ihre etwas unpolitische Offenheit freut mich, junger Mann," sagte Stratow. „Ich glaube, wir werden zusammen arbeiten können. Und da will ich ebenfalls offen sein und Ihnen Mitteilen, daß der Staat Kirgisia auch zum großen Teile mit deutschem Kapital gegründet ist. Sollte Ihr Unternehmen Erfolg haben, so werde ich Sie persönlich mit meinem großen Kompagnon bekannt machen. Also, wir sind uns wohl darüber einig, daß die Erträgnisse sowohl Deutschland wie Rußland zugute kommen sollen. Rumänien erhält natürlich auch seinen Teil," setzte er mit einer Verbeugung gegen die Fürstin hinzu.
„Ich glaube, im Prinzip können wir diesem Vorschläge zustimmen," meinte Sanders. „Jetzt müßte Herr Nagel uns noch auseinandersetzen, wann nach seiner Ansicht die Reise zum Nordpol beginnen kann."
„Ich kann sofort nach Deutschland fahren," sagte der Ingenieur. „Mit Hilfe meines Freundes wird die Ausrüstung und Verproviantierung des Flugzeuges in vierzehn Tagen vollendet sein. Geeignete Flugzeugführer
Reuhausen a. A., 13. Okt. Bahnhofbauten. Aus Anlaß des Umbaus der Bahnhofgleise-hat sich die Reichs- bahngesellschaft entschlossen, eine Verladerampe auf den« hiesigen Bahnhof zu erstellen.
Gmund, 13. Okk. Aufwertung. In der gestrigen Ge- meinderakssitzung wurde bezüglich der Aufwertung -er städtischen Schuldverschreibungen beschlossen, für den M- besitz eine Aufwertung von 15 Prozent einkreten zu lassen. Die Frage der Aufwertung des Neubesitzes wurde vorläufig zurückgestellt.
Aalen, 13. Okk. Kocherkalbahn. In Sachen des Projektes einer Kochertalbahn von Aalen über Abksgmünd nach Ilntergröningen fand auf Einladung des Oberamks Aalen am Dienstag hier eine Besprechung statt. Ministerialrat Kälin betonte, daß in Württemberg verschiedene angefangene Bahnen erst vollendet werden müßten, bevor an den Bau neuer Strecken gedacht werden könne, und daß ferner die Mittel kaum ausreichen würden, einige Hauptstrecken vollends um- und auszubauen. Unter diesen Umständen seien die Aussichten für die Berwirklichung der Kocherkalbahn sehr gering.
Reckarsulm, 13. Okk. Ein wagemutiger 78er. Vorige Woche stattete der 78 Jahre alte frühere Glaser Karl Amon den Gipsern, die zurzeit mit Reparaturarbeiten an der kath. Stadtpfarrkirche beschäftigt sind, einen Besuch ab und stand plötzlich neben der Dionysius-Statue hoch oben auf dem Dache des Gotteshauses. Er ließ sich nicht nehmen, die Statue, die er vor 50 Jahren mit Oelfarbe angestrichen hatte, aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen.
Aus Stadt und Land
Nagold, 14. Oktober 1926.
Gedanken wollen oft wie Kinder und Hunde, daß man mit ihnen im Freien spazieren geht.
Mo rgenstern.
-X-
Dienstnachrichten.
Oberlehrer Döß an der evang. Volksschule in Altingen OA. Herrenberg, wurde seinem Ansuchen entsprechend in den Ruhestand versetzt.
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Zum Dortrag über I. P. Hebel
sei auch an dieser Stelle nochmals eingeladen. Herr Stadtpfarrer Huppenbauer von Haiterbach wird ihn heute abend 8 Uhr im Seminar halten. Den unmittelbaren Anlaß hiezu bietet die 100. Wiederkehr des Todestags des Dichters vor wenigen Wochen (22. Sept). Allerorten hat man seiner gedacht, des liebenswürdigen Dichters der „Alemannischen Gedichte", des volkstümlichen Erzählers ernster und heiterer Geschichten und Geschichtlein, die er im „Schatzkästlein des rheinischen Hausfreunds" im Jahr 1811 aus den bisherigen Jahrgängen seines allbeliebten Kalenders zusammenstellte. Wer kennt sie nicht auch bei uns, die guten alten Freunde aus dem Lesebuch: den Star von Segringen, den Kannitverstan und wie sie alle heißen. Weniger bekannt sind seine Gedichte in der alemannischen Mundart, obwohl sie, die heute noch im südlichen Schwarzwald und der nördlichen Schweiz gesprochen wird, uns recht wohl verständlich ist. Wir sind dem Redner des Abends besonders deshalb dankbar, daß er der Einladung Folge leistete, weil das Alemannische seine Muttersprache ist (seine Mutter ist Aargauerin, er selbst wuchs bis zum 9. Lebensjahr in der Schweiz aus). So ist er der geborene Hebel-Vorleser. Was Hebel auch heute noch, ja gerade heute, seine große Beliebtheit verschafft, das ist neben der wirklichen poetischen Begabung, die auch Goethe in einer ausführlichen Besprechung seiner Gedichte rückhaltlos anerkannte, neben dem tiefen, innigen Gemüt und dem goldenen Humor, die immer aufs neue den Leser entzücken, vor allem der Umstand, daß Hebel der erste bedeutende Volks- und Heimatdichter war, der aus der Seele des Volkes, aus dem er hervorging und aus der Seele seiner Schwarzwaldheimat heraus unvergänglich schöne Bilder und Gedanken, Idyllen und Lieder geschöpft hat. So freuen wir uns auf den heutigen Abend und wünschen dem Vortrag einen guten Besuch.
-fr
ep Deutsche, fahrt auf deutschen Schiffen! In letzter Zeit wiederholen sich häufig Klagen von Auswanderern über die Zustände auf französischen, italienischen und englischen Dampfern. Auf deutschen Schiffen findet der Auswanderer infolge weitgehender aeseklicker Bestimmungen und noch darüber
und etwa zwei weitere Hilfskräfte stellt mir die Fabril in Gotha. Sie verfügt über einen Stamm unternehmungslustiger und tüchtiger Leute. In spätestens drei Wochen hoffe ich dann in Kalmikowskaja einzutreffen Sehr lieb wäre es mir, wenn Herr Sanders mich nach Deutschland begleiten könnte, um mich bei meinen Vorbereitungen zu unterstützen."
„Herr Sanders muß mich nach Kalmikowskaja bringen," sagte Linda.
„So ist es richtig," lachte Stratow. „Die Frau Fürstin übernimmt das Kommando der Expedition." Er wandte sich an Nagel. „Zeigen Sie uns, daß Sie nichi nur Ingenieur und Held sind, sondern auch ein tüchtiger Organisator. Es warten Ihrer noch ganz andere Aufgaben."
„In spätestens drei Wochen treffe ich bei Ihnen ein," sagte Nagel kurz.
„Gut, junger Freund!" rief der Russe. „Ich prophezeite heute morgen bereits, daß Sie Glück haben würden- Beweisen Sie, daß ich recht hatte."
Zweiter Teil.
Erstes Kapitel.
Sehr herzlich wurde das Wiedersehen der beiden Kriegskameraden. Als aber Martens vernahm, daß der lang gehegte Plan seines Freundes der Verwirklichung entgegenging, schien er doch bedenklich.
„Mißtraust du der Tüchtigkeit deiner Flugzeuge? fragte Nagel.
„Die sind erprobt und über allen Zweifel erhaben. Aber schließlich steckt in jeder Maschine ein Kobold, der seine Tücken im ungünstigsten Augenblick hervorkehren kann. Und eine derartige Tücke vermag euch den sicheren Tod zu bringen."
„Hattest du solche Bedenken, wenn es galt, einen feindlichen Schützengraben zu nehmen?"
„Damals ging es um Deutschlands Ehre."
(Fortsetzung folgt.)