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UMSCHAU IM LANDE

13. Juli 1949

Verbogene Logib

LH. In unserer Ausgabe vom 0. Juli beschäf­tigten wir uns mit dem Gesetzentwurf über das Sonntagsfahrverbot, den wir nicht begrüßen, Sondern für ein notwendiges Uebel halten. Aller­dings vertraten wir auch die Ansicht, daß es all­zu bequem wäre, sich mit Angriffen gegen die deutschen Straßenbehörden, die den Gesetzent­wurf nicht aus eigener Initiative ausgearbeitet haben, die Gunst der Leser zu erwerben.

Der Wirtschaftsredakteur derSchwäbischen Zeitung, der sich in die fixe Idee verrannt hat, das Landesstraßenverkehrsamt wolle nur zur Si­cherung seiner Existenz die Einschränkungen im Kraftfahrzeugverkehr wieder einführen, fühlte sich durch unsere Bemerkung getroffen, und er erhebt nun hinter den Wäldern des Allgäus sei­nen Zeigefinger, um dasSchwäbische Tagblatt über den Begriffbequem aufzuklären. Danach ist bequem,wenn man sich hinter dem breiten Rücken der Militärregierung versteckt und sich dort mit geheimnisvollen Andeutungen sein Alibi sucht, um überholte Zustände, über die die Ent­wicklung hinweggeschritten ist, zu konservieren.

Wir wollen dem Kollegen von derSchwäbi­schen Zeitung zugute halten, daß er noch immer nicht begriffen hat, von wem uns eines Tages der Benzinhahn abgedreht werden kann; nicht vom Landesstraßenverkehrsamt und nicht von der französischen Militärregierung, sondern von denen, die uns im Rahmen des Marshall-Planes notdürftig mit Treibstoff versorgen, der eben leider Gottes nicht ausreicht, daß wir auch sonn­tags drauflosfahren können, als lebten wir in Gottes eigenem Land. Aber trotz dieser Nach­sicht mit einem noch unerfahrenen Kollegen, dür­fen wir doch darauf hinweisen, daß es eines be­sonderen großen Maßes von Taktlosigkeit bedarf, einem anderen, der sich keiner derartig verbo­genen Logik bedient, wie der Allgäuer Zeitungs­mann, zu unterstellen, er wälze alle Verantwor­tung auf die Militärregierung ab.

Mit Sonderzug nach Oesterreich

Tübingen. Das Reisebüro Reder, Tübingen, führt aus Anlaß der Bregenzer Festspielwochen and des Internationalen Musikfestes in Lustenau am 30. und 31. Juli einen Sonderzug nach diesen beiden üsterreichischen Städten durch.

Dieser Zug, der wie üblich 60 Prozent Fahr­preisermäßigung gewährt, ist der erste Sonder­zug, der seit Kriegsende aus Deutschland in das Ausland gefahren wird. Zusteigebahnhöfe sind außer Tübingen noch Hechingen, Balingen, Ebin­gen, Sigmaringen, Mengen, Saulgau und Fried­richshafen. Der Zug fährt am 30. 7. gegen 12.30 Uhr in Tübingen ab und wird Bregenz gegen 17 Uhr, Lustenau gegen 17.20 Uhr erreichen. Die Rückfahrt erfolgt am 31. Juli um 18.40 Uhr ab Lustenau und um 19 Uhr ab Bregenz. Wegen Erteilung eines Sammelvisums ist es notwendig, die Anmeldungen zu dieser Sonderfahrt unter Angabe der Personalien und der Kennkarten­daten bis spätestens 20. Juli an das Reisebüro Reder in Tübingen zu richten.

Die Teilnehmer dieser Sonderfahrt haben Ge­legenheit, nicht nur das Musikfest in Lustenau, an dem österreichische, schweizerische und deut­sche Kapellen teilnehmen, zu besuchen, sondern sie können am 30. Juli in Bregenz der groß­artigen nächtlichen Aufführung vonTausend und einer Nacht von Johann Strauß auf dem Bodensee beiwohnen, bei der Ester Rethy, Helge Roswaenge und die Wiener Symphoniker mit- wirken. Am 31. Juli, 10.30 Uhr, kann das Johann- Strauß-Jubiläumskonzert mit den Wiener Sym­phonikern unter Clemens Krauß besucht werden.

Militärregierung hat Veto eingelegt

Tübingen. Die französische Militärregierung hat gegen das vom südwürttembergischen Landtag verabschiedete Gesetz über die Zulassung von Ersatz- und Betriebskrankenkassen Veto einge­legt, weil das Gesetz der Verordnung Nr. 39 der Militärregierung widerspreche. Das Gesetz kann infolgedesesn vorläufig nicht in Kraft treten.

Die nächsten Flüchtlingstransporte

Tübingen. Wie der Staatskommissar für die Umsiedlung mitteilt, treffen am 15. Juli je ein Flüchtlingstransport in Tuttlingen und Sigmarin­gen, am 18. und 23. Juli einen solchen in Bad Niedernau ein. Die in Bad Niedernau eintreffen­den Transporte sind für die Kreise Reutlingen und Horb bestimmt. Die Flüchtlinge kommen aus Schleswig-Holstein.

Trocken und sehr warm

Wetteraussichten bis Donnerstag; Ueberwiegend heiter bis leicht bewölkt. Trocken und sehr warm. Zu Beginn der zweiten Wochenhälfte etwas stär­kere Bewölkung.

Stuttgart nach dem Fußballfieber

Kleine Nachlese zum Endspiel im Neckar Stadion /Vier Millionen unter Brüdern..

Stuttgart hat nur 2000 Betten. Es machte aus der Not eine Untugend und rang sich sogar ein Nachtleben ab. Die größte deutsche Kleinstadt, wie man Stuttgart mit leisem Spott oft nennt, proklamierte die Nacht ohne Ende. Der Fuß­ball war schuld daran. Er entfesselte ein Volks­fest, bei dem man verdienen konnte Und das tun die wackeren Schwaben gerne. Sie stockten zunächst in einem Höllentempo ihr Stadion auf. 56-km-Rohre wurden zu schwindelerregenden Tribünen verbaut. Die Stuttgarter Polizisten, sonst blendend geschult, den Kraftfahrern etwas abzuzwacken (Wanderer, besuchtst du Stuttgart, so tu es zu Fuß, denn die Gesetze sind dort zu fatal), fragten nicht nach Sonntagsgenehmi­gung und drückten zwei Augen zu. Die König­straße wurde zum Tanzparkett und der Wein floß in Strömen. Mit ihm die Getränkesteuer. Stadtkämmerer Hirn konnte so entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten großzügig sein und leitete die Vergnügungssteuer-Einnahmen aus dem Endspiel dem Fußball zu.

Die Stuttgarter waren böse. Man hätte ihnen den Kartenkorb sehr hoch' gehängt. Die meisten Karten gingen außer Landes. Dort saßen Auf­käufer an trüben Quellen und erwarteten vom Sonntag ein großes Geschäft. In Stuttgart klet­terten die Preise für einen Tribünenplatz von 10 auf 300 DM. Am Sonntag witterten die aus­wärtigen Schwarzhändler Morgenluft. Aber es waren ihrer zu viele. Sie unterboten sich ge­genseitig

Wein, Weib und Gesang trösteten über die Bettennot hinweg. Oberbürgermeister Klett ver­sicherte den Mannheimern, die Herzen der be­freundeten Stuttgarter schlügen für einen Mann­heimer Sieg. Aber insgeheim hoffte er doch auf ein Unentschieden, denn man munkelte, in die­sem Fall würde das Spiel in Stuttgart am Mitt­woch wiederholt. Böse Zungen behaupteten, die Stuttgarter Wirte und Geschäftsleute hätten sich zum Geldzählen Hilfskräfte vom Arbeitsamt be­stellt. 4 Millionen DM unter Brüdern das er­hoffte man sich von dem Fußballwochenende.

Die nordwürttembergische Regierung, die ih­rem Staatstheater die letzten lebensnotwendigen Groschen abgezwackt hat (hierzulande sitzen die Politiker lieber beim Schoppen als im Theater, behaupten Journalisten), huldigte In einem Fest­akt dem König Fußball. Währenddessen zogen die Mannheimer Stoßtrupps mit Transparenten, Fahnen, Autohupen, Klingeln undEndspiel­fanfaren, angetan mit blau-weiß-roten Zylin­dern und roten Sportleibchen durch die Stadt. Die Dortmunder, schwarz-gelb kostümiert, mach­ten einen stilleren und seriöseren Eindruck. Ihnen galt zu Beginn auch die Sympathie des Stuttgarter Publikums. Sie spielten eleganter und präziser. Die Mannheimer wirkten dagegen nervös, planlos, zerfahren. Aber schließlich be­hielt ihre Vitalität - die Oberhand. Sie hatten den längeren Atem. Und als dann die Dortmunder Spieler bei kleinen Karambolagen besser Thea­ter als Fußball spielten und mit Schreien und Bodenwälzen den schwerverwundeten Mann markierten, da gingen die Stuttgarter mit ih­ren Sympathien zu den Mannheimern über. Wenn sie es ihnen auch kurz vorher sehr ver­übelt hatten, daß Mannheims lautstarke Schlach­tenbummler nach einem Zusammenprall zweier Spieler das Feld stürmten und die Dortmunder niederschlagen wollten.

Glutheiß brannte die Sonne auf das Stadion, die Zuschauer verschmolzen zu einer Masse von flimmernden Silberpunkten und die Sanitäter, Eisverkäufer und Bierwirte hatten alle Hände voll zu tun. Der schwäbische Wein ist heim­tückisch und legte im Verein mit der Sonne man­chen zu Boden, der leichtfertig über seine Leich­tigkeit gespottet hatte. Die Langmut der Stutt­garter Polizisten war befristet. Am Sonntag abend, 21.45 Uhr. ging die Polizei wieder gegen Ruhestörer vor. Alles müsse einmal ein Ende haben, erläuterte sie oberlehrerhaft und setzte wieder ihre Amtsmiene auf Die Volksbelusti­gung über das Spiel hinaus stehe nicht in ih­rem Programm. Stuttgart ist wieder in seinen behäbigen und geschäftigen Alltag versunken.

Thaddäus Troll

Paradies des nördlichen Schwarzwaldes

Kurbetrieb in Herrenaib wieder wie einst / An unterhaltenden Veranstaltungen fehlt es nicht

Quer durch die Zonen

Stuttgart. Der neugegründete Interessenverbans der Kraftfahrzeugbesitzer in Württemberg-Baden hat in einer am Montag veröffentlichten Resolu tion an den Wirtschaftsrat und den württem berg-badischen Landtag das Sonntagsverbot für Kraftfahrzeuge als gesetzwidrig bezeichnet Na* der Verfassung des Landes könne der Staat Der sönliches Eigentum nur dann beschränken wenn er dafür eine angemessene Entschädigung leiste Die Kraftfahrzeugsteuer werde jedoch auf 3 ffi Tage im Jahr berechnet, ohne daß dabei das Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen berücksich tigt werde.

Stuttgart. Die bisher schon bestehenden Heim­kehrerorganisationen in Württemberg - Baden schlossen sich zu einem überparteilichen Zentral­verband zusammen, der für die Wahrung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen In- teressen der Heimkehrer eintreten wird. Vorsit­zender ist Architekt Karl Supper, Stuttgart.

Stuttgart. Im Rahmen der Wahlkampagne der DVP Württemberg-Badens wird der Vorsitzende der Westberliner FDP, Gustav Schwennidce, am 10. August im Kursaal in Bad Cannstatt sprechen.

Ilshofen, Kreis Hall. Die Polizei konnte dieser Tage einen Eisenbahnwaggon sicherstellen, der mit zwei Tonnen Weizen und über 350 kg son­stige Frucht beladen war. Der Waggon sollte nach Kronau (Baden) abrollen. Die Ermittlungen ergaben, daß ein 23jähriger Händler aus Kronau in Baden seit längerer Zeit bei den Bauern Ge­treide aufkaufte, um es dann waggonweise zu verschieben.

Tübingen. Zur Vorbereitung der Ueberleitung der Südwestdeutschen Eisenbahnen in die künl- tigen Bundeseisenbahnen wurde, wie wir vom Innenministerium, Abteilung Eisenbahnen, Tü­bingen, erfahren, dem Direktor für Verkehr die Bildung einer achtköpfigen Ueberleitungskom- mission vorgeschlagen, die am 19. 7. in Baden- Baden zu ihrer ersten Sitzung zusammentreten soll.

Tübingen. Am Sonntag, dem 24. Juli, findet um 14 Uhr im Schloß zu Hohentübingen eine vom Landesvertrauensrat Württemberg-Hohenzollern einberufene Großkundgebung aller Neubürger Südwürttembergs statt. Staatspräsident Dr. Geb­hard Müller und Dr. Ottmar Schreiber, der ehemalige Präsident des Memellandes und Leiter des Amts der Heimatvertriebenen in Frankfurt a. M., werden in der Kundgebung sprechen.

Dr. K. Es wird einen guten Grund haben, wenn die Menschen einen Kurort mit dem Prädikat Paradies auszeichnen und wenn alljährlich Tausende an einen solchen Ort eilen, um daselbst ihre Ferienwochen zu verbringen, auf die sie sich ein langes Jahr gefreut haben.

Wer einmal in Herrenaib weilte und von sei­nen Höhen in das anmutige Tal hinabschaute, wird dieses Bild landschaftlicher Schönheit lange in sich tragen. Eine tiefe Sehnsucht wird ihn immer wieder dorthin führen, wo der Hochwald ihn nach wenigen Schritten mit seinem Frieden umfängt und Rehe seinen Weg kreuzen. Für den Herz- und Nervenkranken, den müden, abgear­beiteten, an Erschöpfungszuständen leidenden Menschen unserer Tage, wie für den Genesen­den, der in einer Nachkur neue Kräfte sammeln will, ist Herrenaib der geeignete Platz. Die ein­zigartige geographische Lage sieben Täler fließen hier zusammen das gemäßigte Mittel­gebirgsklima und die trotz hochsommerlicher Hitze kühlen Nächte bieten Gewähr für eine nachhaltige Erholung und Heilung. Dabei kann sich jeder Gast die für ihn passende Höhenlage zwischen 350 und 600 m aussuchen.

Nicht weniger glückliche Wochen verbringt hier auch der Sommerfrischler. Er unternimmt ausgedehnte Wanderungen in die schweigenden Wälder, steigt hinauf zu den Gipfeln und Hoch­mooren, um hier die Schwarzwaldlandschaft zu erleben und in sich aufzunehmen. Neben guten Kraftw%genverbindungen bieten Omnibussonder­fahrten Gelegenheit, einen großen Teil der landschaftlichen Schönheiten des Schwarzwaldes kennenzulernen. Daneben versucht der Angler sein Glück bei den Forellen in der Alb und der Geologe hofft eine seltene Mannigfaltigkeit des kleinen Raumes zu erforschen.

Hotels von bestem Ruf, Gaststätten und Pen­sionen haben alles darangesetzt, dieses Jahr den Gästen alle Annehmlichkeiten eines Kurlebens zu bieten. Durch individuelle Behandlung werden alle Ansprüche und Wünsche des Feriengastes zu befriedigen versucht. Das Verkehrsbüro am Kurgarten dient dem Wohnungsnachweis und ist bemüht, den Gästen auf alle Fragen bereitwilligst Auskunft zu geben.

Unterhaltung und Geselligkeit nehmen wie einst wieder einen breiten Raum ein. Eine Kur­kapelle gibt täglich mehrmals Konzerte. Tanztees im Freien und andere Tanzveranstaltungen bie­ten reichlich Abwechslung im Kurgarten und Kursaal. Anerkannte Kabaretts und Theater u. a. das Badische Staatstheater Karlsruhe gastieren jetzt häufig in Herrenaib Die im gepflegten Kur­park befindlichen Tennisplätze, die eine en-tout- cas-Decke besitzen, erfreuen sich eines großen Zuspruchs. Seit Jahren wird hier das allgemeine Tennisturnier mit Nennungen von Rang ausge­tragen. Auf dem Kleingolfplatz tummelt sich alt und jung und versucht sein Glück Kindernach­mittage sind eine besondere Freude und bilden jeweils ein nachhaltiges Erlebnis für die klein­sten Gäste. Das Schwimm- und Luftbad mit sei­nem quellklaren, reinen Bergwasser, seiner wun­dervollen Lage und den Liegewiesen erfreut sich regsten Zuspruchs.

So ist man bemüht, jeden Kurgast voll und ganz zufriedenzustellen, der nach dem Städtchen Herrenaib kommt, dessen steinerne Zeugen einer 800jährigen Vergangenheit dem aufnahmeberei­ten Besucher manches zu berichten wissen.

Die Baugenossenschaft in W a n g e n im Allgäu beging am vergangenen Sonntag das Richtfest. der Praßbergsiedlung, wo im ersten Bauabschnitt 13 Siedlungshäuser mit 29 Wohnungseinheiten erstellt werden. In Illertissen wurde aus einem Personenkraftwagen eine Aktentasche mit Geschäftspapieren und 5000 DM entwendet Sein lOOjähriges Bestehen wird der Männerge­sangverein Tuttlingen voraussichtlich am 10, und 11. September begehen. Das erste Spiel­kasino der südfranzösischen Zone wurde in Konstanz eröffnet. Bei Münsingen verunglückte ein 35jähriger Motorradfahrer so schwer, daß er wenige Stunden nach seiner Ein­lieferung in das Kreiskrankenhaus verstarb. - Die drei Männer, die vor kurzem in der Nähe des Bärenschlößle bei Stuttgart den Frankfurter Taxichauffeur überfallen und be­raubt hatten, sind jetzt von der Polizei festge­nommen worden. In Oepfingen, Kreis Ehingen konnten am vergangenen Sonntag Ober­bürgermeister Pfitzer, Ulm. und Bürgermeister Reize, Oepfingen, die neuerbaute Donaubrüdce dem Verkehr übergeben.

Treffpunkt unter der Uhr

Modernstes Kino ohne Rauchverbot / Artistennachwuchs gesucht

Jtiumjthzuq 4mh Mannheim

100 000 begrüßten den Deutschen Meister / Ostzone wünscht Vergleichskampf

Die Mannheimer Bevölkerung bereitete dem jun­gen deutschen Fußballmeister VfR Mannheim bei seiner Rückkehr aus Stuttgart einen jubelnden Empfang. Mit Böllerschüssen und blau-weiß-roten Fahnen, die zugleich Stadt - - und Vereinsfarben sind, wurde die Mannschaft vor dem Hauptbahnhof begrüßt. Eine nach tausenden zählende Menschen­menge geleitete die Wagenkolonne mit ihren Spie­lern auf ihrer Rundfahrt durch die Stadt. Sport- karrikaturen zierten die Lastkraftwagen, auf denen die Jugendmannschaften des VfR mit Trompeten, Schiffsglocken und Sirenen die bewährte Begleit­musik aus dem Stuttgarter Neckarstadion wieder­holten. Der gesamte Fährverkehr in der Innenstadt wurde stillgelegt. Behörden und Schulen wurden geschlossen So wurde der Einzug der Meistermann­schaft, die damit zum erstenmal die höchste deut­sche Fußballtrophäe für ihren Verein errungen hat, zu einem wahren Volksfest.

Tausende geleiteten den Triumphzug zur tradi­tionellen SportstätteAn den Brauereien, wo der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim den Will­kommensgruß entbot.

Sachverständige zum Stuttgarter Endspiel Sir Stenley Rous-Lcndon, Sekretär des englischen Fußballverbandes: Ich freue mich, nach Stuttgart gekommen zu sein. Zwar war das Spiel, vom Standpunkt der Leistungen aus betrachtet, nicht besonders, aber kämpferisch war ich vom spä­teren Sieger stark beeindruckt. Auf Grund dieser Leistung ist Mannheims Sieg als verdient zu be­zeichnen, zumal die Elf klar die bessere Kondition aufwies.

Dr. Ivo Schrlcker (Zürich), General­sekretär der FIFA: Der heiße Juli ist für solche Spiele von entscheidender Bedeutung ein bedauer­licher Termin. In der 1. Hälfte hat mir Dortmund bedeutend besser gefallen, aber die Mannschaft des westdeutschen Meisters stand nicht durch, so der Sieg des VfR als verdient anzusprechen ist.

Bumbas Schmidt, Trainer des VfR Mann­heim: Genau, wie ich es mir vorgestellt hatte ein Kampf bis aufs Messer. Natürlich zufrieden und glücklich über den Sieg, der für mich die 8. Deut­sche Meisterschaft bedeutet (4 Titel selbst erspielt beim Nürnberger Club, dreimal mit Schalke Deut­scher Meister und nun mit dem VfR Mannheim).

VfR Mannheim gegen Ostzonenmeister ZSG Halle?

Auf den neugekrönten Meister VfR Mannheim wartet eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Der diesjährige Ostzonenmeister ZSG Halle will noch ein Vergleichstreffen mit den Süddeutschen aus­tragen. An dem guten Willen bei den Sportlern hü­ben und drüben wird es nicht fehlen und wenn der geplante Termin des 28. August, an dem das Spiel in der Chemnitzer Sachsen-Kampfbahn vor 60 000

vor sich gehen soll, auch nicht gerade sehr günstig liegtein Termin ist besser als gar kein Termin.

Universität Heidelberg Universität Freiburg ln Reutlingen

Am kommenden Sonntag, 17. Juli treffen sich auf dem SSV-Platz in Reutlingen zwei der letzten vier Studentenmannschaften um die Deutsche Studen­tenhandballmeisterschaft. Heidelberg hat München und Stuttgart überlegen ausgeschaltet, während Freiburg Tübingen aus dem Rennen warf. Es ist ein technisch hochstehender Kampf zu erwarten. Spielbeginn 17 Uhr.

Quer durch Deutschland

Grigat, Berlin, Sieger der 3. Etappe

Sieger dei 3. Etappe der RadrundfahrtQuer durch Deutschland wurde am Montag der Berliner Grigat der die 198 km von Bielefeld nach Dortmund in 6 Stunden 16 Minuten, 55 Sekunden zurücklegte Zwei­ter wurde Schumacher, Hannover, u. als Dritter fuhr Schulte (Köln) in das Dortmunder Stadion ein.

In drei bis vier Minuten Abstand folgten: Kalb (Nürnberg), Holthoefer (Bielefeld), Pankoke (Biele­feld), Kubatz (Kreiensen), Pfannenmüller (Nürn­berg), Kopf (Heßhelm). Hilbert (Frankfurt), Meyer (Nürnberg), Schwarzenberg (Aachen). Otto Ziege (Berlin) und Bautz (Dortmund).

In der Gesamtwertung des Rennens nach der 3. Etappe führt Stubbe vor Hörmann, Richter und Gri­gat.

AMC Südwürttemberg im ADAC

Der Automobil- und Motorradsport-Club Württem­berg-Hohenzollern hat in seiner Mitgliederversamm­lung einstimmig beschlossen, dem Allgemeinen Deut­schen Automobil-Club, der größten Interessenver­tretung der Kraftfahrer in der Bizone, beizutreten. Der neue Vorstand setzt sich zusammen aus Helmut Llngg als Präsident und Geschäftsführer, Maier als zweiter Vorsitzender, Kuthe als Rennleiter, Jungin- ger als Schatzmeister, Beisitzer sind Will Hanns Hebsacker, Eugen Genkinger und Fritz Georg Mar­tin. Der AMC bleibt weiterhin als Ortsgruppe mit Sitz in Tübingen bestehen.

Kurz berichtet

Ulzheimer (Frankfurt) gewann bei einem Klub­kampf die 800 m in der erstklassigen Zeit von 1:50,8 Min. und die 400 m in 48,8 Sek.

Herbert Klein (München) schwamm in Rosenheim über 200 m Brust mit 2:45,0 Min. eine im Freiwasser ln Deutschland bisher noch nicht erzielte Zeit.

Beim Stuttgarter Tennisturnier siegten Beuthner im Herreneinzel, v. Cramm/Beuthner im Herren­doppel und Frau Kramer (Augsburg) im Damen­einzel.

LH. Stuttgart. Den alten Stuttgarlern, und de­nen, die vor 30 Jahren aus der Provinz in die Residenzstadt reisten, ist die Uhr im ehemaligen Hauptbahnhof, der am Friedrichsbau stand, noch ein Begriff als Treffpunkt.Wo treffen wir uns in Stuttgart?Natürlich unter der Uhr! Das war seinerzeit ein geflügeltes Wort, und das soll es nach dem Willen des Direktors des neuen Metropol-Palastes, der aus den Trümmern des Ufa-Palastes erstanden ist dort endeten einst die Schienenstränge der Eisenbahn auch wie­der werden. -Unter der Uhr in der Metropol- Palast-Passage!

Am Montag hatten die Vertreter der Presse Gelegenheit, Herrn Metzler, den Initiator und Direktor vomMetropol, über sein großzügiges Vergnügungspalastprojekt peinliche Fragen zu stellen, und das Haus, in dem noch die Arbeiter, Handwerker und Techniker wie die Ameisen durcheinanderwimmeln um es bis zum 1. August betriebsfertig zu machen, zu besichtigen. Herr Metzler, weltgewanderter und weltgewandter Schwabe von reinstem Nesenbachwasser, Unter­nehmer, wie er im Buch steht, ein Mensch von seltener Vitalität, Außenseiter auf dem Gebiet der Gastronomie, des Filmtheaterwesens und des Varietes, den das Jahr 1945 in eine Laufbahn zwängte, in der er jetzt mit der Einrichtung des Metropol-Palastes sein Hab und Gut einsetzt (er betrieb schon den ersten Metropol-Palast in der Heusteigstraße, der vom nordwürttembergischen Landtag beschlagnahmt worden ist), war um keine Antwort verlegen.

Auf die Frage, weshalb man mit dem Geld, mit dem man jetzt diesen Vergnügungspalast, in dem das größte Kinotheater Süddeutschlands, das zu­gleich als Variete-Theater dient, ein Kabarett, ein Konzertkaffee, eine Bar, ein Dachgarten mit Liegeterrasse, ein Bierstüble, eine Bauernstube, ein Restaurant und ein Spielkasino vereinigt sind, nicht Wohnungen baue hatte er den Hin­weis auf den hohen Baukostenindex bei der Hand. Die Wohnungen, eine verhältnismäßig, kleine Zahl, würden so teuer werden, daß auch nur ein kleiner Kreis von Bemittelten die Mie­

ten dafür aufbringen könnte. Andererseits aber, so nimmt Herr Metzler an, werden dem Staat und der Stadt Stuttgart aus den vom Metropol- Palast zu zahlenden Steuern jährlich mindestens ein bis eineinhalb Millionen DM zufließen. Diese Summen könnten über Jahre hindurch viel bes­ser für soziale und caritative Zwecke verwendet werden, als der einmalige Aufwand für dieses Vergnügungsunternehmen. Ein weiteres Argu­ment von Herrn Metzler war, daß der Metropol- Palast etwa 200 Menschen eine Dauerstellung bieten werde, dazu kommen noch zirka 200 Ar­tisten, Musiker und Techniker, die heute zum größten Teil ohne Stellung siqd.

Wenn der Metropolpalast am 1. August seine Pforten öffnet, werden seine ersten Gäste die tausend Arbeiter 6ein, denen es zu verdanken ist, daß dieses große Projekt in acht bis neun Monaten verwirklicht werden konnte. Dann aber will dasMetropol, dessen Varietö unter der künstlerischen Leitung vön Max Strecker steht, seine Anziehungskraft auf die Stuttgarter und auf alle Schwaben ausüben. Die Preise in allen Abteilungen sollen wahrhaft volkstümlich sein. Damit auch dieProvinzler Gelegenheit haben, Gast im Metropolpalast zu sein, sollen überall im Lande Vorverkaufsstellen eingerich­tet werden, und die Reichsbahn wird Besucher­gruppen Fahrpreisermäßigungen und Sonderwa­gen für die Reise nach Stuttgart zur Verfügung stellen.

Als Novum ist beabsichtigt in dem 1277 Per­sonen fassenden Lichtspieltheater das Rauchver­bot aufzuheben, eine Neuerung, die in zahlrei­chen anderen Ländern gang und gäbe ist, an die sich aber bei uns sicherlich noch viele Kino­besucher gewöhnen müssen. Die Klimaanlage wird dafür sorgen, daß die Luft trotz Chester­field und Havanna immer sauber bleibt. An September will das Varietd des Metropolpaia- stes künstlerischem Nachwuchs die Möglichkeit geben, auf der Bühne des Metropol aufzutreten, auch wenn dieser Nachwuchs noch keinen Na­men hat.

Wir hören im Rundfunk

Vom Radio Stuttgart:

Donnerstag, 14. Juli: 14.30 Aus der Wirt­schaft. 15.00 Hausmusik. 16.00 Nachmittagskonzert. 17.05 Johann Sebastian Bach; Sonate in G-dur. Jo­hannes Brahms: Sonate Nr. 1 G-dur, op. 78. 18.00 Zeit und Leben. 18.30 Das ist Rhythmus. 20.00 30 Mi­nuten mit Emst Fischer. 20.45 Das Stuttgarter Kam­merorchester spielt. 22.00 Stimme aus dem geistigen Raum, zu Hugo von Hofmannsthal 20. Todestag. 23.00 Aus Opern von Richard Strauß. 23.30 Für die Freunde des Jazz.

Freitag, 15. Juli: 16.00 Nachmittagskonzert. 16.45 Wir sprechen über neue Bücher. 17.00 Froh und heiter. 18.00 Aus der Wirtschaft. 18.15 Aktuelles aus dem Jugendleben. 18.30 Volkstümliche Weisen. 20.00 Mach mit und lach mit. 20.30 Symphoniekonzert. 22.00 Sendung der württemberg-badischen Studen­tenschaften. 22.15 Das Tanzensemble von Radio Stuttgart. 23.00 Musik zur Nacht.

Samstag, 16. Juli: 13.45 Der Sport am Wochenende. 14.00 Zeit und Leben. 15.00 Unsere Volksmusik mit Albert Hofele. 15.45 Im Scheinwer­fer, der Film von heute. 16.00 Zu Tee und Tanz. 17.00 Sommer, See und Sonnenschein, vergnügte Melodien. 18.00 Mensch und Arbeit. 18.30 Bekannte Solisten mit Hubert Giesen. 20.00 Künstler der Mai­länder Skala. 21.00 Unsere kleinen Schwächen. 22.00 Tanz in den Sonntag.

Vom Stidwestfunk:

Donnerstag. 14. Juli: 16.00 Nachmittags-

konzert. 17.30 Das Südwestfunk-Unterhaltungsorcn

ster spielt Werke von Lortzing Bruneau, cn 8 ? nade und von Weber. 19.15 Volksmusik. 20.00 u» Tanzabend im Südwestfunk. 21.00 SWF-Reporter d richten. 22.30 Berlioz:Harold in Italien, Simoni® in vier Sätzen mit Solobratsche op. 16. 23-10 Ber hard Kempner: Leben und Werk Arnold Zweig 23.25 Dimitri Kabalewsky; fjonatine op. 13 Nr. l Klavier; Hilding Rosenberg: 4. Streichquartett.

Freitag, 15. Juli: 14.15 Unterhaltungsmus» mit dem Orchester Emmerich Smola 16.00 Musi lische Teestunde. 17.30 Hans-Alexander Kaul sp Werke von Henk, Badings und Werner EgK. ^ Sportvorschau. 19.15 Tanzende Tasten. 20.00 G°® , g im Alltag, Hörfolge von Herbert Günther. .

Alltag, Hörfolge von Heroen uurunw. . Kammermusik. 21.30 Aus Naturwissenschaft u Technik. 21.45 15 Minuten im Dreivierteltakt. *> Kleine Intimitäten 1

Samstag, 18. Juli: 14.15 Wir jungen Men­schen .14.15 Frohe Melodien. 16.00 Unser Samsws Nachmittag. 17.30 Sang und Klang im Volkston. Kleine Abendmusik: Cowboy-Lieder. 20.00 von £ blenz bis Konstanz ein Rückblick auf die neu Sendereihe des SWF. mit dem Frohen Kleeoia « Gisela Krauß, Karl Steuer, Willi Millorwirsch un« Peer Lhot, es spielen das SWF.-Unterhaltungsorc* ster und das Tanzorchester Karl Friedrich Hornau«*