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Nießen ist ein teurer Spaß
Virus Ursache für Schnupfen < Hoffnung auf wirksame Gegenmittel
B.H. Ist der Schnupfen nicht die verbreitetste Krankheit der Welt? Wie viele Tabletten, Pastillen, Arzneien und Kräutcrchen werden doch täglich eingenommen, ganz zu schweigen von dem Verbrauch an Taschentüchern. Wären wir nicht glücklich, wenn wir der Knechtschaft der Dampfbäder, der feuchten Umschläge und des ewigen Gurgelns entrinnen könnten?
Nach den Statistiken der Metropolitan Life Insurance Company soll der Schnupfen die Bevölkerung der USA jährlich auf nahezu eine Milliarde Dollar zu stehen kommen. Diese Summe verteilt sich grob gerechnet wie folgt: 400 Millionen für Arzt- und Arzneikosten, im Durchschnitt 10 Dollar pro Familie; über 240 Millionen durch Verlust an Arbeitslöhnen, der durch etwa 60 Millionen
„ Ewiq junqe Lady
Lord und Lady Astor, zwei der bekanntesten Erscheinungen der englischen Aristokratie, wurden am gleichen Tage desselben Jahres geboren (19. Mai 1879). Trotzdem feierte der Lord seinen 70., seine Gattin hingegen ihren 32 Geburtstag.
„Ich habe seit langem erkannt, daß 32 das richtige Alter für eine Frau ist", erklärte die Lady freimütig, „und mich entschlossen, es für den Rest meines Lebens zu bleiben.“
Tägliches Golfspiel sei das Geheimnis ihrer Beständigkeit, sagte sie weiter und wenn etwas an ihrer „Jugend" zehre, so sei es höchstens das Telefon.
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verlorene Arbeitstage entsteht. Ebenso trägt der Schnupfen die Verantwortung für l 1 / 2 Milliarden Tage des Unwohlseins, eingeschränk- -ter Tätigkeit, ja sogar Arbeitsunfähigkeit. Dieselben Verhältniszahlen lassen sich ohne weiteres auf allen gemäßigten Zonen der Welt anwenden.
Deshalb ist es wahrlich nicht so überflüssig, die Arbeit der Mediziner und Biologen zu würdigen, die ihre Zeit auf die Bekämpfung dieses offenbar lächerlichen Uebels verwenden.
Schon vor 15 Jahren hat Dr. A. R. Dochez von der Columbia Universität die Feststellung gemacht, daß der Schnupfen auf einen besonderen Virus zurückzuführen ist. Seither sind die Forscher aber auf der Stelle getreten. Erst im Laufe der letzten Monate haben sie uns neue Ergebnisse mitzuteilen vermocht.
Eine der größten Schwierigkeiten, die sich den Forschern in den Weg stellte, war das Fehlen von geeigneten Versuchsobjekten. Unter den Säugetieren hat allein der Schimpanse mit Erkältungen zu tun und das wäre wahrlick ein kostspieliges Versuchstier. Es war einfach unmöglich, ein billiges schnupfenempfindliches Tier ausfindig zu machen. So blieb nur die Möglichkeit, den Menschen selbst als Versuchsobjekt einzuspannen.
Im englischen Krankenhaus von Harvard bei Salisbury arbeitet die Common Cold Research Unit (Forschungsgruppe zur Bekämpfung von Erkältungen) mit Freiwilligen aus Studenten der dortigen Universität. Nachdem man sie in Quarantäne gebracht und sich vergewissert hatte, daß sie frei von jeder Erkältung waren, blies man ihnen eine Reihe wenig angenehmer Stoffe wie Nasenschleim
oder Speichel in die Nasenlöcher, um heraus- .zufinderr, ob in diesen Substanzen die gesuchten Keime enthalten sind.
Aehnliche Experimente, an 42 Soldaten der Aerzteschule der Western Reserve University (USA) führten zu dem Ergebnis, daß es mindestens zwei Haupttypen von Erkältungen gibt: Die erste zeigt sich bereits 24—48 Stunden nach der Ansteckung und beginnt in der Nase, die zweite Spielart hat ihren Ursprung im Hals und entwickelt sich erst 5—7 Tage nachdem man sich „erkältet" hat.
Die letzte Nachricht, die wir über diese Forschungen mitgeteilt • bekommen haben, ist zweifellos''die sensationellste: Der Erreger der Krankheit konnte endlich isoliert werden. Vor nahezu einem Jahr ist es zwei amerikanischen Forschern, Dr. N. H. Topping und Leon T. Atlas, gelungen, ihn auf befruchteten Hühnereiern zu zückten.
Der Virus wurde insgesamt 60 Personen in die Nase gespritzt und löste bei 57 einen starken Schnupfen aus. Zweifellos ist damit nicht etwa der einzige Und alleinige Erreger
gefunden. Es steht aber fest, daß man nun zumindest einen der Schuldigen gefaßt hat.
Dr. Atlas machte diese Entdeckung, als er einen seiner Kollegen untersuchte, bei dem sich eine beginnende Erkältung an der leichten Rötung der Nasen- und Halsschleimhäute abzeichnete. Der Arzt nahm sofort mit Milch einige Nasenspülungen vor. Später dienten ihm Insassen der Erziehungsanstalt Lorton (Columbia) zu seinen Versuchen. Von den 2000 Insassen der Anstalt hatten sich 500 freiwillig zu diesem Zweck erboten. Der Virus wurde bei der ersten Nasenspülung des 14. Freiwilligen erneut entdeckt; daher der Name V 14 a.
Die Doktoren Topping und Atlas haben durch Behandlung der Spülungsflüssigkeit mit Penicillin und Streptomicin, wodurch alle Mikroben entfernt wurden, bewiesen, daß es sich beim V 14 a nicht um eine Bakterie, sondern wirklich um einen Virus handelt. Jetzt, da der Feind aufgespürt und ermittelt ist, werden die Forscher leichteres Spiel haben. In Reinkultur isoliert wird man den Schädling allen wünschenswerten Einflüssen unterwerfen können, ihm alle möglichen Gegner entgegegenstellen und womöglich auck einen findeh können, der ihn bezwingt.
Das Geheimnis des großen Uimensterbens
Spaltpilz als Urheber einer Baumkrankheit / Infektionsfeste Sorten
H. Sch. Die Ulme oder Rüster, die ein Alter von mehreren 100 Jahren und eine Höhe von über 30 Meter erreichen kann, bildet mit ihrem reichen Blätterschmuck und der weit ausladenden Laubkrone eine besonders schöne Zierde unserer Wälder. Ihr Holz, das an Brennwert dem der Eiche gleichgestellt wird, findet durch Drechsler, Instrumentenmacher, Maschinen- und Mühlenbauer sowie Wagner mannigfache Verwendung. Hochgeschätzt wird namentlich die Maserung zur Herstellung von Pfeifenköpfen. Die Ulmenrinde hat man früher vielfach als Arznei-, Färbe- und Gerbemittel, in Notzeiten sogar zum Brotbacken benutzt, während der Bast Jenem der Linden vorgezogen wird und das Laub als Viehfutter dient.
Um so bedauerlicher ist es, daß schon seit einer Reihe von Jahren die Ulmen in Mittelund Westeuropa von einer verheerenden Seuche heimgesucht werden, durch die in vielen Fällen gerade die größten und schönsten Bestände dieser Baumart gänzlich vernichtet wurden. Ihr Erreger ist der Spaltpilz „Graphium ulmi“, der sich in den Wasserkanälen des Holzes einnistet, durch den Saftstrom bald in die entferntesten Teile der Ulmen verschleppt wird und sie schließlich langsam, aber sicher zum Absterben bringt.
Zum erstenmal in Europa wurde die unheimliche Krankheit 1917 in Belgien festgestellt. Zwei Jahre später trat sie schon in Holland auf. Eine Biologin ermittelte als Ursache des Ulmensterbens den bereits erwähnten Spaltpilz. Trotz aller Bekämpfungsmaßnahmen verbreitete sich die Seuche von 1921 an über fast ganz Deutschland. Zuerst waren es nur der Westen und Süden, später auch der Osten und Norden des damaligen Reiches, die davon heimgesucht wurden.
In allen Fällen des Ulmensterbens handelt es sich zweifellos um den gleichen heimtük- kischen Erreger. Man konnte dies dadurch feststellen, daß man von erkrankten Uimen aus verschiedenen Ländern Sporen des Gra
phium ulmi in Wasser aufschwemmte und dann mit einer Morphiumspritze unter die Astrinde einheimischer noch gesunder Bäume einspritzte. Nach einiger Zeit zeigten diese infizierten Ulmen dieselben Verkümmerungserscheinungen wie ihre nachweisbar von dem Spaltpilz befallenen Artgenossen. Sogar im Laboratorium konnte der gefährliche Seuchenerreger künstlich gezüchtet werden. Man setzte zu diesem Zweck vorsichtig aus einem erkrankten Baum herausgeschnittene Aststellen in verdeckte Glasschalen, in denen sich mit Malzextrakt versetzte Nährgelatine befand. Auf diesem Boden wucherte der Graphium ulmi lustig weiter und zeigte sich unter dem Mikroskop als ein dicht verschlungenes Netz feiner Fädchen.
Nach langjährigen Versuchen ist es endlich gelungen, infektionsfeste Ulmen zu züchten, •• wodurch dem Ulmensterben teilweise Einhalt geboten werden kann. In verschiedenen Gegenden Deutschlands wurden bereits die neuen Bäume angepflanzt. Sie haben sich als außerordentlich widerstandsfähig gegenüber dem gefährlichen Spaltpilz erwiesen, der durch den Ulmensplitkäfer verbreitet wird. Es dürfte allerdings noch geraume Zeit dauern, bis auf diese Weise alle Schäden behoben sind.
. Rauchen — aber mäßig
L. D. Die statistischen Untersuchungen eines Londoner Diagnostikers über die Auswirkungen des unmäßigen Rauchens geben zu denken Der Professor hat über 6000 Menschen Jahre hindurch beobachtet und erklärt, daß unmäßiges Rauchen das menschliche Leben verkürze. Warum dies so ist, konnte bislang Sicht geklärt werden. Auf jeden Fall enthält der Tabakrauch neben dem herz- und nervengefährlichen Nikotin eine Unmenge anderer Giftstoffe, besonders solche alkalischer Natur, die den’ Organismus schädigen.
Vielseitig sind die Gefahren, die nach Prof Pearl den Raucher bedrohen; Starker Tabakgenuß erhöht die Anfälligkeit gegen Tuberkulose. Pfeifenraucher werden besonders leicht vom Zungenkrebs befallen. Die meisten der bekannten seelischen Leiden sowie Nervenkrankheiten, Neurosen und selbst die scheinbar ungefährliche Neurasthenie werden in der Hauptsache durch unmäßiges Rauchen hervorgerufen. Raucher sind leichter erregt, reizbarer und ungeduldiger als Nichtraucher. Ihre Reaktionsfähigkeit wird herabgesetzt, sie sind weniger geistesgegenwärtig, aber bedeutend unbeherrschter als Nichtraucher. Die aufschlußreichste Erkenntnis vermittelt jedoch die Sterbestatistik: Nichtraucher werden durchschnittlich 5 bis 10 Jahre älter als Raucher. Rund 46 Prozent aller Nichtraucher erreichen das 70. Lebensjahr, aber nur 42 Prozent der mäßigen und 29 Prozent der starken Raucher!
Bei den sogenannten Kettenrauchern wird besonders eine Veränderung des Blutes festgestellt. Der Zuckergehalt des Blutes verringert sich, Kreislaufstörungen sind die Folge, und damit eine erhöhte Anfälligkeit gegen alle Kreislaufkrankheiten, wie ein früheres Eintreten der Alterskrankheiten, von der Arterienverkalkung bis zur Herzschwäche. Die Fähig- ‘ keit der Haut, sich bei Kälteeinwirkung durch Zusammenziehung der Poren zu schützen (die sogenannte „Gänsehaut“) wird nach reichlichem Nikotingenuß so stark herabgesetzt, daß Raucher bedeutend leichter frieren und im Winter eher Erfrierungen ausgesetzt sind als Nichtraucher.
Experimente mit Ratten haben ergeben, daß die Fruchtbarkeit durch das Nikotin stark herabgesetzt wird. Mit den Giften des Tabak- rauehes injiziert, haben die Versuchstiere nur noch die halbe Zahl an Jungen geworfen wie zuvor. Dieselbe Beobachtung läßt sich auf den Menschen übertragen. Weibliche Raucher werden oft gefühlskalt, oder sind doch wenigstens in der Mehrzahl nervösen Störungen ausgesetzt.
Alle diese Erkenntnisse geben zu denken. Vor allem ist es wohl das Uebermaß, vor dem man sich hier wie andernorts hüten muß ...
Gedankenlesen über Kontinente hinweg
Moritz Vogel verblüfft das britische Kriegsministerium
Dreizehn Monate statt zwölf
.., falls die Kalenderreform durchgeführt wird
N.P. Die Gehaltsempfänger gingen rosigen Zeiten entgegen. Stellen Sie sich vor: Der Betriebsrat brauchte sich nicht mehr mit dem Arbeitgeber wegen des 13. Monatsgehaltes her- umzuärgem, falls... Die Hausfrauen hätten es leichter, denn Cs dauerte nur noch 28 Tage bis zum Ersten, falls... Und die Hauswirte kämen auch endlich zu einem erhöhten Mietseinkommen, falls ... Ja, falls die längst fällige Kalenderreform durchgeführt würde.
Die Bestrebungen, den alten, komplizierten Gregorianischen Kalender durch einen neuen einfachen zu ersetzen, haben sich in letzter Zeit wieder verstärkt. Der Krieg verhinderte eine bereits Ende der dreißiger Jahre geplante Reform. Nunmehr tritt der Arithmetische Verlag Wolters & Weiskircher, Hannover, mit einem Vorschlag an die Oeffentlichkeit, der stärkste Beachtung verdient.
Warum ist die jetzige Zeitrechnung so kompliziert? Es ist nur so Zu verstehen, daß man sie ln die bekannte Zwölferform pressen wollte und deshalb einen unübersichtlichen Kalender mit in Kauf nahm, während doch die Natur selbst den einfachsten Weg zeigt. Der Mond, wonach der Monat seinen Namen hat, läuft im Jahr nicht 12-, sondern rund 13mal um die Erde. Teilt man diese 13 Umläufe in je 28 Tage ein, so erhält man 384 Tage. Es ist dann nur noch der Neujahrstag ohne Tagesnamen hinzuzufügen und das Normaljahr mit 365 Tagen ist fertig. Beim Schaltjahr muß alle vier Jahre noch ein Tag hinzugefügt werden.
Nach der Methode Wolters-Weiskircher erhält dann jeder Monat nachstehende einheit
Die genaue Berechnung der Tage würde dann unter Zuhilfenahme eines von der gleichen Firma bereits fertiggestellten Tagerechners keine Umstände bereiten, da man sämtliche Tagesdifferenzen vor- und rückwärts, ja sogar über das Jahr hinaus, einfach ablesen kann. In einer Uebergangstabelle von der alten zur neuen Zeitrechnung werden die alten Daten den neuen gegenübergestellt, so daß man das neue Datum für die festliegenden Feiertage, Geburtstage usw. sofort weiß.
Der günstigste Uebergang zur neuen Zeitrechnung wäre das Jahr 1950, da zufälligerweise der 31. Dezember 1949 mit einem Samstag endet und somit der 1. Januar 1950 nach dem neuen Kalender ein Sonntag wäre.
R.M. Kürzlich' wurde eine Gruppe höherer Offiziere im Beisein einiger Gelehrter aufs Kriegsministerium gerufen, um einer sensationellen Vorführung beizuwohnen, die, so meint man, für das politische Leben und auch für das Militärwesen von großer Bedeutung sein könne.
Die geladenen Persönlichkeiten haben zu Anfang mit ihrer Skepsis nicht hinter dem Berg gehalten
Es ging um die Ueberprüfung eines 34jähri- gen Mannes Namens Moritz Vogel, der behauptete, er könne auch auf große Entfernungen die Gedanken anderer Menschen lesen. Die Vorstellung begann und man mußte tatsächlich zugeben, daß man es mit etwas Außergewöhnlichem zu tun hatte.
Einer der englischen Offiziere begann folgende Frage zu stellen: „Augenblicklich arbeitet man in einem Büro des Kriegsministeriums an einem äußerst bedeutsamen Dokument. Sind Sie imstande, uns dessen Inhalt zu offenbaren?“ Moritz Vogel wiederholte Wort für Wort den Inhalt des Dokuments
Als nächstes bat man Ihn, einige Angaben über eine Unterhaltung zu machen, die in eben diesem Augenblick auf einem Kriegsschiff zwischen zwei Offizieren des britischen Generalstabs stattfand. Die Antworten Vogels trafen ganz genau zu. Mit derselben Präzision trug er alle Einzelheiten des Manöverplans vor, den einer der anwesenden Generale am Nachmittag in seinem Büro ausgearbeitet hatte.
Flugzeuggedanken einer Landratte
30 Minuten mit der „Skymaster" über Stuttgart / Es zerrt in den Eingeweiden
Ja, wenn Fliegen so einfach wäre, wie es hier auf unserem Bild aussieht. Aber als ich bei einem Rundflug über Stuttgart, dem ersten nach dem Krieg, in einer
liehe Anordnung: Sonntag I
8
15
22
Montag
2
9
16
23
bienstag
3
10
17
24
Mittwoch
4
11
18
25
Donnerstag
5
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Freitag
6
13
20
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Samstag
7
14
21
28
Dieser neue Vorschlag hat eine Reihe von Vorteilen. Nicht nur, daß durch die Reform eine Materialeinsparung erfolgt, da ein Kalenderexemplar für eine Reihe von Jahren genügt, sondern man hätte auch den Vorteil einer einheitlichen und immer festliegenden Einteilung der Wochentage des Monats. Sämtliche Monate hätten die gleiche Anzahl von Tagen. Die willkürliche Verteilung von vier oder fünf Sonntagen auf den Monat würde fortfallen. Eine einheitliche Zinsberechnung mit 365 Tagen würde den Banken die Arbeit erleich- ' ern.
„Skymaster“ saß mit rund 60 mehr oder weniger Sensationslüsternen, stand mir der Schweiß auf der Stirn, denn der silberne Vogel hatte für fünf Sitzplätze nur zwei dichtverschlossene runde Fenster. Wenn je zwei Köpfe sich über die zwei herzlich kleinen Fenster beugten, gab es für den fünften Kopf nicht mehr viel zu sehen.
Als letzte Stärkung hatte ich im Cafö eine Zeichnung: Webet Nordpolspitze und eine Arabertorte zu mir genommen und mich vergewissert, daß ich ein Ersatztaschentuch „für den Notfall“ bei mir hatte. Eine nette junge Dame hatte mir empfohlen, Kirschen zu essen und die Kerne auf die Erde zu spucken, das lenke die Magennerven ab. Doch, wie gesagt, die Flugzeugfenster waren klein und nicht zu öffnen.
Spannend wurde es beim Einlaß in den Echterdinger Flugplatz, denn auf Wunsch der Industrial Police mußte man die Kennkarte abgeben. An der Sperre kamen zwei Mädchen mit einem Fotoapparat und erklärten sich bereit, für 2 DM eine Eiftzelaufnahme vor dem Flugzeug zu machen. Viele Fahrgäste ohne eigenen Foto bezahlten die gewünschte Summe, dürften als erste die Sperre passieren, stellten sich wie Feldherren nach einer verlorenen Schlacht auf den Landesteg, wurden geknipst und verschwanden ins
Innere. Die nicht Fotografierten durften erst später ins Flugzeug. Dann wollte ein rasender Reporter, daß wir ihm wegen einer Aufnahme von der Landebrücke aus zuwitiken sollten. Endlich saß ich auf dem besagten Platz, ließ mich durch einen nordländischen Ingrid - Bergmann - Typ in marineblauer Uniform belehren, wie man sich bei Start und Landung festschnallt, und wo die Tüte mit der Aufschrift „for air-slcknes“ („für Luftkrankheit“) zu finden sei.
Nach endlosen Kurven auf dem Rollfeld erhob sich endlich das Riesenflugzeug — eine inzwischen veraltete Konstruktion, meinte ein „Fachmann“. 60 Köpfe drängten sich um die Bullaugen, zahllose Fotoapparate wurden unter akrobatischen Verrenkungen auf die sich langsam verkleinernden Krautfelder, die Vierecke mit blühendem Mohn und gelbendem Korn gerichtet.
Immer höher geht es hinauf, Wolken stehen plötzlich nicht mehr über, sondern neben uns. Straßen werden zu Bleistiftstrichen, wir errei- tf chen eine Zeitlang 700 m, also 1100 m über Meereshöhe. Jedesmal, wenn wir um einige Meter heruntergehen, zerrt es in den Eingeweiden, ein ähnliches Gefühl, wie ich es als kleiner Junge im Riesenrad auf dem Cannstatter Wasen empfand. Der Neckar schlängelt sich als helles Band durch graue Erde und grüne Felder. Ein ehemaliger Flugzeugführer trägt an der Türe mit dem Schild „Captain Lind“, ob er nicht den Pilotenstand besichtigen dürfe. Er darf es.
Die kleinen Scheiben müssen immer wieder gewischt werden, ebenso wie die heißen Stirnen, denn die Lüftungsanlage funktioniert infolge der verhältnismäßig geringen Geschwindigkeit nicht richtig. Und so sind am Ende nicht nur die bleich- gesichtigen Kinder froh, als sich der „Skymaster“ langsam wieder dem Boden nähert, leicht schürfend aufsetzt, und uns der erste frische Wind durch die Haare fährt. Die bewußte Tüte hatte keiner der Rundflügler benützen müssen ...
Gerhard Werner.
Die folgenden Experimente über das Gedankenlesen auf große Entfernungen waren ebenfalls von größtem Erfolg begleitet.
Skeptiker versuchten, Moritz Vogel irgendwie hereinzulegen. Man telegrafierte per Radio an Pr. J. P. Rhine von der Universität Duke in Nordkarolina (USA) und bat ihn, an etwa Bestimmtes zu denken. Zur selben Zeit händigte man Moritz Vogel ein Blatt Papier und einen Bleistift aus. Einen Augenblick später antwortet Prof. Rhine durch Funk: „Ich habe an ein Schiff gedacht.“ Man öffnete das Blatt, auf das Moritz Vogel in der Zwischenzeit einige Worte geschrieben hatte und las: „In diesem Augenblick denkt Mister Rhine an ein Schiff.“
Ein Journalist, der sich für solche Fragen sehr stark interessierte, bat um die Erlaubnis, mit Moritz Vogel einen Versuch durchzuführen. Vogel bat den Zeitungsmann, den Namen und die Telefonnummer eines seiner Freunde auf ein Stück Papier zu schreiben. Dann wandte er sich an die Frau des Journa- sten und bat sie, sie möchte den Namen einer kürzlich verstorbenen Person, die ihr Mann nicht gekannt habe, auf ein anderes Stüde Papier schreiben. Die beiden Zettel wurden in einem Briefumschlag verschlossen. Moritz Vogel hatte sie nicht gelesen, der Journalist und seine Frau wußten nicht, was der andere geschrieben hatte.
Vogel blickte die beiden Eheleute für einen Augenblick fest an und sagte dann: „Sie, mein Herr, haben die Nummer 4959 in Springpark verlangt, und der Name ihres Freundes ist Werner. Sie, gnädige Frau, haben an einen Besuch gedacht, den Sie vorzeiten dem vor 11 Jahren verstorbenen Mister Fry abgestattet haben.
Diese an Wunder grenzenden Experimente sollen von noch sensationelleren Versuchen übertroffen werden. Moritz Vogel hat nämlich die Absicht, sich mit einem in vollem Flug befindlichen Piloten in Verbindung zu setzen, sowie mit dem Kommandanten eines getauchten Unterseebotes und einem Passagier eines mitten auf dem Ozean befindlichen Dampfers.
„Wie erklären Sie sich diese Ihre geheimnisvolle Macht?“ fragte man Moritz Vogel.
„Das weiß ich nicht“, antwortete er, „ich wurde ihrer bei einer Prüfung zum erstenmal gewahr. Damals las ich in den Gedanken des Professors die Antwort auf eine mir gestellte Frage, die ich sonst nicht gewußt hätte.“
Claretta und Benito
Seit einigen Tagen sind Tausende von Italienern mit Soaten, Schaufeln und Hacken dabet, die Straßenböschungen und das Strand- gebiet zwischen den Orten Musso und Dongo am Korner See umzugraben, um dem sogenannten Dongo-Schatz auf die Spur zu kommen (s. „Schwäbisches Tagblatt“ vom 9. Juli)-
Seit einiger Zeit häufen sich die Meldungen und Berichte, die neues Material zu diesem Thema bringen. Aktuell geworden ist m diesem Zusammenhang auch wieder die Liebesgeschichte zwischen Benito Mussolini und Claretta Petacci. Nun kündet die Illustrierte „Der Stern“ einen Tatsachenbericht an, in dem sie auf Grund neuen authentischen Materials, sowie bisher unveröffentlichter Dokumente und Fotos erstmals eine umfassende Darstellung geben will.