'Kt- 74

Aus dem Nagold », Enz« und Albtal

2$. Juni 1949

Calwer Stadtnachrichten

Kinderfest verschoben

Das Kinderfest, das sich traditionsgemäß an ein verangegangenes Fest anschließt (Vereinssportfest das SV. Calw am 10. Juli) ist vom 4. auf den 11. Juli verschoben worden. Die Schulen üben schon fleißig auf diesenihren" Tag auf dem Brühl, an dessen Planierung gearbeitet wird.

Das Siebzigste erreicht

Am gestrigen Tag durfte Frl. Lisa Fechter in Rüstigkeit ihren 70. Geburtstag feiern. Der Cal­wer Frauenarbeitsschule gehörte die Jubilarin 40 Jahre an, davon 16 Jahre als Leiterin. In dieser langen Zeit gab sie vielen Schülerinnen das Rüst­zeug für ihr ferneres Leben mit und auch ihre Abendkurse hatten immer großen Anklang gefun­den. Alle werden sich ihrer allgemein geschätzten Lehrerin erinnern i mit ihren Wünschen für Glück und Gesundheit beim Eintritt ins achte Jahrzehnt verbinden sich auch die unsrigen.

Fortuna war hold. Im 37. Sporttoto haben 103 Calwer gewonnen. Nach Mitteilung der Toto-Haupt- »telle Tübingen sind es 14 Sieger mit 10 Punkten «nd 89 Sieger mit 9 Punkten, die bei der Toto- Annahmestelle Illinger tippten. Fortuna schüttelt lächelnd den Segen aus. Die To'ostelle Calw ist für ihre Tätigkeit auch darin belohnt, daß an den Calwer Sportverein ein Zuschuß von 1500. DM überwiesen wurde, was sicher dankbar akzeptiert wird. nn.

Kulturwerk. Infolge der zahlreichen Meldungen findet heute Samstag, den 25. Juni, die angekün­digte Omnibusfahrt zur Festaufführung der Mozart- echen OperEntführung aus dem Serail" im Staatstheater Stuttgart statt. Abfahrt 13.30 Uhr beim Hotel Waldhorn.

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Der hier als Bachsänger wohlbekannte Bariton Xibrecht Werner wird am Donnerstag, 30. Juni, 20.15 Uhr, im Rahmen der Kulturwerk-Veran- »taltüngen Hugo-Wolf-Lieder singen nach Gedich­ten von Mörike, Goethe und Eichendorff. Wer sich diese Aufgabe stellt, muß freilich gewisse Voraus­setzungen dafür mitbringen, ein sicheres Stilgefühl, unbedingt Treue gegen die Vorschriften des Ton­dichters und ein starkes musikalisches Können. So­wohl der Sänger, wie die Pianistin Lisi Beck, Ludwigsburg, werden diese Bedingungen erfüllen. Albrecht Werner hatte als Schüler von Emil Kauff- mann in Tübingen, dem langjährigen intimen Freunde Hugo Wolfs, Gelegenheit, die originale 'Auffassung des Tondichters kennen zu lernen und ein ganzes Leben lang treulich zu bewahren. Auch die Pianistin ist Hugo Wolf-Spezialistin, gleichfalls von einem Freund Hugo Wolfs unterrichtet, dem Prof. Mayser in Ludwigsburg. So hat das Künst­lerpaar landauf landab, die Kunst Hugo Wolfs, des leider viel zu selten gehörten letzten großen Liederschöpfers, verbreitet und vertieft. Neben be­kannten, fast schon zum Allgemeingut gewordenen Liedern:Die Fußreise",Der Tambour",Der Gärtner",In der Frühe" von Mörike,Heimweh", Der Freund" von Eichendorffi werden auch be­kanntere, von denen wir besonders die nach Goethe hervorheben möchten, zum Vortrag kommen. Vor­verkauf bei der Buchhandlung Häußler. Karten zu DM 1.50. DM 1, DM.50, Flüchtlinge und Schü­ler 30V» Ermäßigung.

Zugverkehr am 29. Juni (Peter u. Paul)

Am 29. Juni ist hier Werktagsverkehr. Es werden jedoch Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben mft Gül­tigkeit vom 28. Juni, 12 Uhr, bis 29. Juni, 24 Uhr.

Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Sonntags­rückfahrkarten. Während des Sommerfahrplans sind folgende Züge über die allgemeine Gültigkeit der Sonntagsrückfahrkarten hinaus zur Benützung zuge­lassen: Samstags P 3090 Unterreichenbach ab 11.27 Uhr. Calw an 11.57 Uhr, Montags P 3085 Eutingen- Württ. ab 6.27 Uhr, Calw an 7.29 Uhr, P 1901 Horb ab 4.50 Uhr, Eu*ingen-Württ. an 5.03 Uhr, P 9687 Altensteig ab 5.30 Uhr, Nagold an 6.24 Uhr. Weitere Züge auf anderen Strecken können bei den Bahnhöfen erfragt werden.

Ausgewiesene kommen

Der erste Transport mit Ausgewiesenen aus der Bizone trifft Anfang nächster Woche im Kreis­durchgangslager für den Kreis Calw, Haus Saron in Wildberg, ein. Mit diesem Transport wird die große angekündigte Umsiedlungsaktion aus den Län­dern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern eröffnet

Stammheim. Morgen Sonntag findet hier ein grös­seres Sängertreffen statt, dem sich dann am Mon­tag das Kinderfest anschließt. Auf dem Rasen des Freibades wird an diesen Tagen Hochbetrieb seini beiden Veranstaltungen wünschen wir vollen Erfolg.

Altensteig putzt sich

In dem großen Wettbewerb der Kurorte um Ge­winnung von Kurgästen und Steigerung des Frem­denverkehrs kann unser Städtchen mit keinen be­sonderen Vorzügen aufwarten. Es hat keine be­kannten Heilquellen, kein berühmtes Mineralwasser und ist auch nicht für eine bestimmte Art von Krankheiten zuständig kein Kurleben unterhält Fremde und Einheimische, keine schmissige Kur­kapelle läßt ihre Weisen ertönen und was sonst noch alles zu einemberühmten Badeort" gehört, all das finden wir nicht in Altensteig. Hier können die Gerberstädtler nichtkonkurrieren". Was Alten­steig aber mit Stolz nennt, das ist sein eigenartig schönes Stadtbild mit demoberen Städtle", das durch die Stadtmauer ohne jeden vermittelnden Uebergang vom Hauptteil der Siedlung, demun­teren Städtle" abgegrenzt wird, geschmückt mit dem alten Schloß, diesem Wahrzeichen des oberen Na­goldtales, das ist seine eindrucksvolle landschaft­liche Schönheit mit dem tief eingeschnittenen Tal­kessel, seinen steilen Hängen und dem von der Nähe grüßenden Schwarzwald. Ein Rundgang um und durch die Stadt ist eine köstliche und erquickend« Freude. Viele Fremde sind entzückt über unser reizendes Städtchen.

Eine emsige Tätigkeit, so ganz im Stillen und in uneigennütziger Weise, ein Zeugnis lebendiger Heimatverbundenheit, ist kürzlich zu bemerken. Der Schwarzwaldverein und seine führenden Männer un­terziehen sich mit Eifer der Aufgabe, die schönen Wanderwege mit neuen Schildern und Wegmarken zu versehen, die umliegenden Wälder werden in Gemeinschaftsarbeit unter tätiger Mithilfe der Ju­gend von dem durch die langen Jahre des Krieges und seiner Folgen angesammelten Unrat gereinigt, das alte Wehr an der Wasserstube beim E.-Werk, einer alten Embindstätte für die Flößerei, wird wieder sauber gemacht und dabei riesige Stämme bis zu 60 cm Durchmesser aus der Nagold heraus­geholt. Diese und noch andere der Lösung harren­den Aufgaben werden zum großen Teilnach Feier­abend" von ideal gesinnten Menschen in Angriff genommen und gemeistert Gewiß ein schönes Zei­chen von Gemeinschaftsgesinnung und Verantwor­tungsgefühl für das Ganze!

Am früheren unteren Stadttor an deralten Steige" steht heute noch breit ujid behäbig als eines der hervorstechendsten Häuser des oberen Städtchens dieAlte Apotheke". Wie die anderen Häuser der Nachbarschaft steht sie auf der noch gut erhaltenen Stadtmauer, die im Keller der Alten Apotheke die erstaunliche Stärke von 3,20 Meter erreicht. So wie unser Rathausbrunnen und die 1775 erbaute Stadtkirche dem Herzog Karl Eugen und seiner Zeit zu verdanken ist, so hat dieser im Charakterbild der Geschichte in schwankendem Lichte erscheinende Fürst laut der noch vorhandenen Urkunde im Jahre 1762 die Genehmigung zur Er­richtung einer Apotheke in Altensteig erteilt. Bis 1931 holten die Altensteiger ihre Pillen und Arz­neien dort in der alten Apotheke bis dann die Apotheke zweckmäßigerweise in das untere Städt­chen verlegt wurde. Eine besondere und reizvolle Sehenswürdigkeit ist der stattliche Hauseingang und die mit selten schönen Schnitzereien und Einlege­arbeiten verzierte Haustüre Dieser Hausteil glänzt nun seit einiger Zeit in neuen, geschmackvoll ge­wählten Farben und entzückt den Heimatfreund in gleichem Maße wie den vorübergehenden Wande­rer. Der einheimische Jugendliche Kunstmaler Ger­hard Schmid hat es verstanden, diesem alten Patri­zierhaus in gediegener Farbengestaltung einen Haus­eingang zu schaffen, der ein Schmuckstück für un­ser Städtchen ist. Leuchend hebt sich aus den gedämpften Farben die Rose und der in Gold ein­gelegte Anfangsbuchstabe des früheren Apothekers Rösler heivor. Wohl sind es für unsere schnell­lebige Zeit vielleicht Kleinigkeiten und wird von manchem als belanglos angesehen. Unsere Zeit verlangt aber Schau nach innen und wir finden so viel Schönes in unserer Heimat und in Unserer nächsten Umgebung, daß wir Ersatz genug finden für die uns verschlossene Fremde. Das so reizend geschaffene Werk lobt den Meister und auch den Hausbesitzer, Friseurmeister Weinstein, und ist mit ein Beitrag zu dem so nachdrücklich geforderten Wunsch nach Verschönerung unseres Städtchens, dem, so wünschen wir, bald andere- nachfolgen möchten.

Haiterbach braucht eine Apotheke

Vergangene Woche hielt der Gemeinderat ln An­wesenheit von Landrat Wagner eine Sitzung ab. Hauptpunkt der Tagesordnung war der Neubau einer Apotheke. Bekanntlich ist die ehemalige Isen- bergsche Apotheke dem Großbrand, der ui den letzten Kriegstagen einen Teil der Stadt vernich­tete, zum Opfer gefallen. Bürgermeister Meroth wies eingangs der Sitzung auf 'die Dringlichkeit des Problems für Stadt und Umgebung hin. Er be­tonte, daß die Gemeindeverwaltung sich mit allen Kräften für eine möglichst rasche Wiedererstellung einer Apo'heka einsetzen werde. Aootheker Schmid von Nagold, der ebenfalls an der Sitzung teilnahm, wurde der Vorschlag zur Errichtung einer Zweig­stelle in Haiterbach gemacht, damit der Bevölke­rung der weite Weg nach Nagold erspart bleibe. Ein von dort eingesetzter Apotheker könne die Filiale in Haiterbach verwalten. In der anschlies­senden Aussprache äußerte Apotheker Schmid, daß er schon nach dem Ableben des Apothekers Isen- berg den Versuch gemacht habe, eine Apotheke zu errichten. Eine Weiterführung der alten Apo­theke sei wegen der ungünstigen und feuchten Räume nicht möglich gewesen. Der ihm von Bür­germeister Dengler angebotene Bauplatz am Schöm­

berg sei denkbar ungeeignet gewesen, ein anderer Platz sei ihm nicht angeboten worden. Der Krieg habe dann allen erwogenen Plänen ein vorläufiges Ende gesetzt. Die Gemeinde selbst ist aber heute nicht in der Lage, einen Neubau zu erstellen, da sie durch den Neubau des abgebrannten Rathauses finanziell stark belastet Ist. Nach gemeinsamer Be­sichtigung des Geländes der alten Apotheke wurde beschlossen, die Angelegenhit bis zur nächsten Sitzung zu vertagen. In der Zwischenzeit sollen die noch ungeklärten Fragen weiter bearbeitet werden. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde über die Gewährung von Baudarlehen durch die Lan- deskreditanstalt verhandelt. Es würde einstimmig beschlossen, daß die Gemeinde die Bürgschaft für verzinsliche und unverzinsliche Darlehen über­nimmt. Die bisherige rege Bautätigkeit, welche durch finanzielle Schwierigkeiten zu erliegen droht, soll dadurch weiter gefördert werden. In nichtöffent­licher Sitzung wurde eine größere Anzahl von Bau­darlehensgesuchen zwecks Bürgschaftsübernahme eingehend geprüft.

Haiterbach, Kübler Jakob Klenk in der Horber Straße konnte am 22. Juni seinen 73. Geburtstag feiern.

Liederkranz Nagold auf froher Fahrt

Ein frischer und klarer Sommermorgen ließ die Mitglieder des Liederkranzes sich am vergangenen Sonntag ln. der Vorstadt sammeln, um mit den bereitstehenden 5 Omnibussen den zur Tradition ge­wordenen Jahresausflug zu unternehmen. Es mögen ungefähr 150 Reiselustige gewesen sein. Jung und Alt, Männlein und Weiblein, kurz gesagt, eine rich­tige Sängerfamilie. Selbst die alten Ehrensänger Günther und Harr fehlten nicht Wie es sich für Sänger geziemt, wurde vor der Abfahrt ein Lied an­gestimmt. Nun ging es das Nagoldtal abwärts bis Pforzheim. Das Gemüt wurde froher beim An­blick unserer schönen Wälder und der an der Weg­strecke liegenden gepflegten Städtchen und Dörfer. Ueber Mühlacker ging die Reise zum ersten Halte­punkt Maulbronn. Selbstverständlich ließen es sich die Sänger nicht nehmen, im weiträumigen Kloster­hof die der Würde des Ortes und Tages entspre­chenden Weisen ertönen zu lassen. Mittlerweile kam der Zeitpunkt der Klosterbesichtigung heran und alles fand sich am Eingang zur Klosterkirche zusammen, um sich von kundiger Stelle die Kloster­anlage zeigen und erklären zu lassen. Kirche, Kreuzgang, Refektorium und Kapitelsaal sind Zeugen der alten unübertroffenen Baukunst jener Zeit. Nach dieser Besichtigung fand sich noch reichlich Ge­legenheit, Stadt und Umgebung Maulbronns kennen

zu lernen. Gegen 11 Uhr wurde die Weiterfahrt angetreten. Durch das schöne Zabergäu, vorbei an herrlichen Rebhängen und schönen Obstanlagen ging es dem alten Oberamtsstädtchen Besigheim zu. Zur Ueberraschung und Freude aller Teilnehmer erwar­tete uns doit der frühere Dirigent des Vereins, Herr Rieht, und nach kurzer Begrüßung konnte man sich ln den schönen Räumen des am Bahnhof gelegenen Gasthauses niederlassen. Dank der guten Vorbe­reitung durch die Vereinsführung war für unser leibliches Wohl gut gesorgt worden. Und dann kam auch der Gesang zu seinem Rechti es war doch Ehrensache der Sänger, dem alten Dirigenten Proben des heutigen Leistungsniveaus vorzutragen. Dia Stadtbesichtigung fand ihren Höhepunkt durch die BesichMgung der Kelter und der Weinkeller der dor­tigen Winzergenossenschaft. Die sachkundige Er­läuterung der Weinkelterung interessierte alle Teil­nehmer, am meisten aber erfreute uns doch die Verabreichung der Weinproben. Daß diese Wein­proben die Stimmung aller Teilnehmer erhöhten, bezeugten unsere Sänger durch den Gesang des LiedesHier bei diesen Weingeländen". Doch alles nimmt ein Ende, und der sich um uns freundlichst annehmende Bürgermeister wartete, um uns sein architektonisch und schön gelegenes Rathaus zeigen zu können. Der Blick ins Neckar- und Enztal herab

Unser Calwer Kultur^Wochenspiegel

Der Schumann-Klavierabend, für den das Kultur­werk den Direktor des Konservatoriums und Musik­seminars Kassel, Dr. Georg K u h 1 m a n n . ge­wonnen hatte, war ein außergewöhnliches musika­lisches Ereignis. In früheren Besprechungen war ihm bereits bestätigt worden, daß er handwerkliches Können mit angeborenem Musikantentum vereinigt und Musiker bis ln die letzten Fingerspitzen ist Kuhlmann spielte technisch vollendet (alles aus­wendig) in einem geistig disziplinierten Vortrag. Besonders wertvoll waren seine Erläuterungen zu den einzelnen Teilen des Programms. Er spielte zunächst die Romanze in fis-dur, die letzte Musik, die sich Klara Schumann vor ihrem Tode Vorspielen ließ. Es folgten die Davidsbündlertänze, aus Schu­manns glücklichster Zeit stammend, deren Musik teils einen ruhigen und ausgeglichenen, teil« einen kämpferischen Charakter trägt (Eusebius und Flore- stanl). Die ausgezeichnete Wiedergabe des Papil­ions (12 musikalische Miniaturen) war ein Erlebnis. Hs war erstaunlich, was Kuhlmann aus dem Instru­ment herausbolte. Die Sonate g-molh die an den Spieler besondere Anforderungen stellt, fand gleich­falls eine hervorragende Wiedergabe. Der einmü­tige und anhaltende Beifall des Publikums veran­laßt« den Künstler zu einer Dreingabe, für die er die KinderszeneKind Im Einschlafen" wählte. Dem

gelang, diesen ungewöhnlich begabten Künstler nach Calw zu bringen.

Der aus Nordenburg/Ostpreußen stammende, in Calw ansässige Journalist Kurt Petreck be­richtete im Kulturwerk über «eine Heimat Ein­gangs nannte der Redner die Gründe, warum er über dieses Land spreche, das zu Deutschland ge­hört wie ein Körperglied zum Körper. Er gab dann einen geographischen, geschichtlichen und wirt­schaftlichen Ueberblick. Besonders eindrucksvoll war die Reihe der großen Ostpreußen, von denen wir nur Kant Herder, Sudermann, Corinth, Ernst Wiehert, Paul Wegener und vor allem die 70jäh- rlge Agnes Mlegel nennen wollen. Nicht weniger schlagend die Zahlen die die wirtschaftliche Bedeu­tung Ostpreußens erhärteten: es hat neben seiner eigenen Bevölkerung von 2Vi Millionen noch 4 Mil­lionen zusätzlich ernährt Und dann folgten Dut­zende von Bildern, die die herbe Schönheit des Landes zeigten, Samlandküste, Kurische Nehrung, Masurische Seen, den Alltag der Menschen, Haus und Hof, Vieh und Pferde, Ern'ewagen und Fischer­kähne, und die geschichtlichen Stätten, die uns im­mer gegenwärtig sind, Königsberg und Danzig, Tan­nenberg und die Marlenburg. Wer sie einmal sah, erst recht wer seine Heimat dort hatte, wird nie vergessen und verzichten. Der Vortrag sollte den

für die unter uns lebenden Ostpreußen: leider wa­ren nur wenige Calwer, dafür um so mehr Lands­leute des Redners erschienen. Sie alle waren dankbar für diese Stunde.

Der deutsche FarbfilmOpfsrgang wurde nach einer Novelle Rudolf G. B i n d 1 n g s gedreht. Der tote Dichter konnte sich gegen dieses Vor­haben nicht wehren. Da Goebbels zu jener Zeit noch regierte, wollen wir weder dem Rdgisseur Veit Harlan, noch den z. TI. sehr gut spielenden Darstellern, noch sonst irgend jemand einen Vor­wurf machen. Der Film Ist Kino mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Die Novelle aber, die den Stoff lieferte, ist ein Kunst werk. Jeder Besucher des Films hätte unseres Erachtens die moralische Pflicht, nun auch das Buch zu lesen, falls er es noch nicht kennt Er wird dann be­greifen, um was es hier geht wenn anders er die Stimmen des Inneren überhaupt noch hören und verstehen kannl

Als wir über den Michelangelo-Vortrag berich­teten, war uns noch nicht bekannt, daß die Dich­tungen des Michelangelo, übertragen von Rilke, als Nr. 496 der Insel-Bücherei wieder erschienen sind. Das mit einem Nachwort versehene Bändchen berichtet über einNebenamt" des Künstlers: dennoch ist es ein Teil seines Lebens oder, wie Rilke sagt, einGrundriß seiner Ver-

Erweiteiter Fernsprechverkehr mit Pforzheim

Die Fernsprechteilnehmer des Ortsnetzes Un­terreichenbach, deren Amts- und Geschäfts­beziehungen hauptsächlich nach dem benachbarten Pforzheim gerichtet sind, können unter der Ruf­nummer 05 ab 21. d. Mts, wieder das Fernamt in Pforzheim erreichen.

vom Oberteil des Städtchens wird unvergessen blei­ben. Es blieb nicht viel Zeit übrig, die Besigheimer Weinerzeugnisse zu genießen, denn die Omnibusse warteten zur Weiterfahrt nach Bietigheim. Zur Freude der alten Sänger fand sich POI. Stöhr mit Familie noch ein, um am Ort seiner neuen Wirkungsstätte seine alten Sangesfreunde begrüßen zu können Nur zu rasch kam die Stunde des Aufbruchs. Ueber Lud- wigsburg-Stutgart-Böblingen ging die Fahr* ohne Unterbrechung zurück in unser Heimatstädtchen. Ein Tag schönster Harmonie und herrlichster Erlebnisse liegt hinter uns. Alle Teilnehmer kamen bestimmt auf ihre Rechnung, und es gereicht der Vereins­führung zur besonderen Ehre, diesen Jahresausflug ln so vorteilhafter Weise organisiert zu haben. Der Sinn, die große Sängerfamilie noch enger und fester zusammenzuschließen, hätte durch nichts besser ge­fördert werden können, als durch diese Sonntags­fahrt durch schönes schwäbisches Land.

Nagolder Stadtchronik

Das seit einigen Tagen sommerliche und bestän­dige Wetter hat die Einbringung der Heuernte sehr gefördert. Der Ertrag ist in Menge und Güte über Erwarten ausgefallen. Kurgäste beleben wieder das Stadtbild, auch kehren zahlreiche Ausflügler aus nah und fern immer wieder zu kurzer Rast in den bekannten Gasthöfen der Stadt ein.

Die 8. Klasse der Volksschule, die in den näch­sten Tagen entlassen wird, machte am Mittwoch einen Ausflug im Omnibus auf die Schwäbische Alb. Unter Führung von Hauptlehrer Bundschuh wurde der Lichtenstein, die Nebelhöhle, St. Johann, der Uracher Wasserfall und der Hohenstaufen besich­tigt. Der Ausflug zu diesen für jeden Schwaben zu den schönsten Stellen der Heimat gehörenden Orten war einTrostpflaster" für die ln diesem Jahr zum erstenmal abgehaltene Abschlußprüfung.

Eine Sehenswürdigkeit im Straßenbild von Na­gold ist der am Donnerstag hier eingetroffene neue Omnibus der Firma Leuze u Rübenacker, Omnibus­verkehr, Nagold. Der sehr geräumige, mit Radio und Lautsprecher versehene Omnibus kann über 60 Personen aufnehmen und bietet gute Aussicht, die Sitze sind ledergepolstert. Nagold erhält damit eine wesentliche Verbesserung im Ausflugsverkehr nach allen Richtungen.

Blick in die Gemeinden

Effringen. Am Sonntag, 26. Juni, findet die Sport­platzeinweihung des VfB. Effringen, verbunden mit einem Fußball-Turnier, statt. Namhafte Vereine de, Kreises beteiligen sich an den Spielen, welche nach dem Punktsystem durchgeführt werden. Beginn der Spiele vormittags 8.30 Uhr. Der Musikverein Em­mingen umrahmt das Sportfest mit musikalischen Darbietungen. Freunde und Gönner des Sports wer­den herzlich eingeladen.

Zwerenberg. Im Alter von 78 Jahren verstarb Altwaldschütz Johs. Schaible. Bis ins hohe Alter hat er der Gemeinde treue Dienste geleistet. Den 87. Geburtstag feierte Wagner Johs. Bäuerle bei bester Gesundheit. Noch heute steht er an der Hobelbank oder ist im Bienenstand anzutreffen. Frau Margarete Dürr vom Ochsen hat das 83. Le­bensjahr erreicht. Auch sie läßt es sich nicht neh­men, im Haus und auf dem Feld mitzuhelfen, so­weit es ihre Kräfte erlauben. Ihr Sohn Adam feiert den 60. und die Tochter Marie den 56. Geburtstag. Die Heuernte ist zum größten Teil beendet. Die Qualität des Futters ist sehr gut. Mengenmäßig läßt es teilweise zu wünschen übrig. Nachdem die Hei­delbeeren wunderbar geblüht haben, muß je'zt fest­gestellt werden, daß auf hiesiger Markung mit einer nui geringen Ernte gerechnet werden darf.

Neuweiler. Nach langer Zeit bangen Wartens kehrte endlich Hans Hanselmann aus polnischer Kriegsgefangenschaft zu Frau und Kindern zurück. Der Kirchenchor erfreute den Heimkehrer mit einem Ständchen. Die Heuernte ist Jetzt zum größten Teil beendet und hat einen einigermaßen zufrieden­stellenden Ertrag erbracht. Dagegen sind die Aus­sichten bei den Heidelbeeren ausgesprochen un­günstig, da die Stauden unter der Einwirkung des Frostes im Mai doch mehr gelitten haben, als zu­nächst angenommen wurde. Besonders an den Waldrändern und in lichten Beständen sind nur vereinzelt Beeren zu finden und diese sind, gegen­über früheren Jahren, noch weit zurück.

Liebeisberg. Die Heuernte ist beendet. Der Bauer ist mit ihr wohl zufrieden, denn er konnte seinen Heubarn mit gutem Futter füllen. Anders steht es mit der beginnenden Kirschenernte. Sie entspricht nicht den anfangs gehegten Hoffnungen. Durch die Einwirkungen des Frostes und der Schädlinge zeigen die Bäume nur noch einen geringen Behang.

Beinberg. Im Alter von 57 Jahren starb Frau Katharine Calmbach an einem Schlaganfall. Unter Beteiligung der Liebenzeller Mission, in der sie 31 Jahre als Köchin wirkte, wurde sie am 21. Juni hier zur letzten Ruhe gebettet. Friedrich Bohnenberger betreibt seit einiger Zeit ein Fuhr­unternehmen mit einem Lastkraftwagen. Da unser Dorf etwasabseits" der Verkehrsstraßen liegt, biefet das Unternehmen einen großen Vorteil.

Bieselsberg. In den letzten Tagen des Krieges wurde unsere Ortschaft noch erheblich in Mitlei­denschaft gezogen: es waren erhebliche Schäden an Häusern und Wirtschaftsgebäuden eingetreten, ja sogar Totalverluste zu beklagen. Unter größten Schwierigkeiten haben die Bauherren die fast aus­nahmslos vor der Währungsreform begonnenen Bauarbeiten im wesentlichen beendigen können. Es hat erhebliche Opfer seitens der Geschädigten gekostet: aber sämtliche Bauten fügen sich ln da« Ortsbild harmonisch ein:

Stimmen aus dem Leserkreis

Unter der UeberschriftEntnazifizierung" rügt in Nr 72 vom 20. Juni ein Einsender die Tatsache, daßan einer Mauer auf dem Schloßberg" noch immer eine Platte aus dem tausendjährigen Reich mit einem Symbol ein stilles Weiterleben führe. Der Einsender vergaß leider anzugeben, in welcher Stadt oder Ortschaft dieses Ueberbleibsel zu ent­fernen vergessen wurde. Vielleicht nennt der Ein­sender den Standort des Schloßberges. Antwort: