Nr. 71

Aus dem Nazold*, Enz* und Albtal

18. Juni 194]

Calwer Stadtnachrichten

Wieder Münzfernsprecher

Die öffentlichen Münzfernsprecher am Bahnhof­vorplatz und am Marktplatz werden am Montag den 20. 6. in Betrieb genommen und für den Verkehr freigegeben. Bis auf weiteres können von den Münzfernsprechern aus nui Ortsgespräche geführt werden. Da bis jetzt noch nicht genügend Zehn­pfennigstücke im Umlauf sind, wurden für die Be­nützung Fernsprechwertmarken aus Zinnblech her­gestellt Diese werden für den Münzfernsprecher am Marktplatz bei Bäckerei und Wirtschaft Niet­hammer und für den am Bahnhofvorplatz bei Weck­mann, Verkaufsstand neben dem Fernsprechhäus­chen gegen Bezahlung von 15 Pfg. abgegeben. Außerdem können die Marken noch am Telegramm­schalter des Postamts erworben werden. Die Be­nützungsanweisungen, die außerdem noch einen Hinweis auf die nächstltegende Abgabestelle für Fernsprechwertmarken enthalten, sind im Innern der Fernsprechhäuschen angebracht.

Schüler auf Reisen

Zur Zeit benützen Calwer Schulklassen das Som­merwetter, um ihre Ausflüge in die nähere und wei­tere Umgebung unserer schönen schwäbischen Heimat zu machen. Die Kinder, denen es in den vergangenen Kriegs- und Nachkriegsjahren nicht vergönnt war, diese schöne Gepflogenheit zu er­leben, empfinden solche Fahrten, die zum Teil bis zum Lich*enstein, Nebelhöhle und der Burg Hohen- zollern führen, als eine willkommene Abwechslung in Ihrer täglichen Lernarbeit. Die Schüler sind allen, die ihnen diese Freuden ermöglicht hatten, herzlich dankbar.

Am Fronleichnamstag

Der Fronleichnamstag wurde von der katholischen Kirchengemeinde in Calw in festlicher Weise be­gangen. Auch von der näheren Umgebung sind die Gläubigen zum Festgoriesdienst am Vormittag ge­kommen, sodaß die Kirche die große Zahl von Be­wuchern kaum zu fassen vermochte. Einem alten Brauch folgend, versammelten sich die Kirchen­gemeindeglieder am Nachmittag im Schützenhaus.

Ein neuer Prospekt für den Fremdenverkehr Es ist jedesmal eine kleine Freude, wenn wir wieder einen Fortschritt entdecken, der uns weiter von den primitiven Zeiten der letzten Jahre ent­fernt. Dazu gehört auch der Prospekt, den die Ge­meinden Calw. Hirsau, Bad Liebenzell, Zavelstein, Altburg, Neubulach und Bad Teinach jetzt gemein­sam herausgebracht haben. Um ihn weht die Luft des Fremdenverkehrs, der sich nun wieder regt und

auch für das Nagoldtal und seine Kurorte wichtig wird, denn er ist eine gute Erwerbsquelle für einen großen Teil unserer Bevölkerung. Deshalb begrüßen wir es, wenn die genannten Gemeinden den Fremdenverkehr durch Werbung zu fördern suchen und sich dabei eines so schönen Prospektes bedienen. Sein äußeres Bild verrät Geschmack und wirkt ausgezeichnet. 'Sein Inhalt enttäuscht nicht, und wir glauben, daß der Prospekt seine Wirkung nicht verfehlen wird. Die beiden Gestalter, A. Ber­ner (Graphik) und G. Bodamer (Texte), haben ihre Aufgabe sehr geschickt gelöst.

Birkenfeld. Bürgermeister Aymar nahm anläßlich der Besprechung der Denkschrift des Pforzheimer Stadtrats an die Regierung- zur Neuordnung des politischen Lebens im Pforzheimer Wirtschaftsge­biet bei der letzten Stadtratssitzung in Pforzheim die Gelegenheit wahr, den Standpunkt einer Reihe von Nachbargemeinden zu vertreten. Er zeigte die

großen Nachteile auf, die das Fehlen eines natür­lichen Verwaltungsmittelpunktes im Enz- und Na­goldgebiet mit sich bringt und betonte, daß die betreffenden Gemeinden mit allen Mitteln für die Schaffung eines vernünftigen und natürlichen Ver­waltungsgebietes mit der Zentrale Pforzheim ein- treten werden.

Heimkehrer, ln diesem Jahr sind bis heute 13 ehemalige Kriesgefangene heimgekehrt und zwar aus Rußland 11, aus Frankreich und Jugoslawien je 1. In Gefangenschaft befinden sich noch 12. Ver­mißte aus unserer Gemeinde sind es noch über 90.

Die Union-Lichtspiele bringen bis einschließlich Montag den Jubiläumstarbfilm der UfaM üncb- hause n". Dieses hervorragende Filmwerk schil­dert die aus dem gleichnamigen Roman bekannten Erlebnisse des Freiherrn von Münchhausen. Die Hauptrollen sind mit Hans Albers. Leo Slezak, Brigitte Horney, Ilse Werner und Käthe Haack erst­klassig besetzt.

Gewerkschaft Oeffentliche Dienste

Zu Vorsitzenden der Kreisverwaltung wurden Sternbadier und Soulier gewählt

Buchbindermeister August Endreß ist jezt 40 Jahre im Hause Fr. Häußler, Buch- und Kuns'hand- lung in Calw, tätig. Bis 1920 war er Gehilfe de* damaligen Firmeninhabers und Begründers Fr. Häußler. Nach dessen Tode übernahm er die Buch­binderei und Einrahmerei auf eigene Rechnung. Dem stadtbekannten, fleißigen und in seinem Fach tüchtigen Jubilar herzliche Glückwünschei

Die Meisterprüfung im Pflastergewerbe hat Josef Stotz von Calw vor der Handwerkskammer Reut­lingen mit Erfolg abgelegt.

Vom Schwarzwaldverein. Die Calwer Ortsgruppe führt am kommenden Sonntag den 19. 6. eine ganz­tägige Wanderung in die idyllisch gelegene Kap- fenhardter Mühle durch, Abmarsch um 7 Uhr am Brühl. Am H,mmelfahrtsfest hat die hiesige Orts­gruppe an der Sternwanderung des Arbeitsaus­schusses der Schwarzwaldvereine der amerikani­schen Zone mit einer Teünehmerzahl von 23 nach Maulbronn tellgenommen, das Kloster wurde unter einer sachkundigen Führung anschließend besich­tigt. Am Nachmittag fand eine Wandererfeier statt, in den Ansprachen wurde die Anwesenheit der hie­sigen Ortsgruppe, neben der von Herrenaib, beson­ders erwähnt, da diese die ersten Vereine aus der französischen Zone waren, die an einer solchen ge­meinsamen Veranstaltung teilnahmen. Die Orts­gruppe hat seit Ihrem Bestehen (Januar 1949) eine Mitgliederzahl von über 200 erreicht und erfreut sich bei ihren Wanderungen immer einer statt­lichen Teilnehmerzahl. Die Wegmarkierung ln der näheren Umgebung von Calw wird eine der näch­sten Aufgaben sein, damit die sich lohnenden Wanderziele unserer schönen Heimat von jeder­mann leicht errel«ht werden können. Dazu ist aller­dings die Unterstützung aller, die Freude an un­serer Heimat haben, notwendig, und es wäre zu wünschen, daß auch diejenigen, denen die Pflege unserer Heimat und unseres Schwarzwaldes nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, die Bestrebungen de* Vereins unterstützen, Indem sie dem Verein bei­treten, auch wenn sie an Wanderungen nicht teil­nehmen.

Die Generalversammlungen der Landesberufsge­werkschaften der Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes und des Gesamtverbands der öffentlichen Betriebe in Württemberg-Hohenzollern haben die Vereinigung mit der bizonalen Gewerk­schaft Oeffentliche Dienste, Transport und Verkehr beschlossen. Am Dienstag abend fanden sich die Kollegen der seitherigen Kreisberufsgewerkschaften zur Vereinigungsversammlung in der Kreisstufe ln Calw zusammen. Ge verkschaftssekretär Dagne be­grüßte die Anwesenden und eröffnete die Versamm­lung alsNeutraler".

Der seitherige Geschäftsführer der Landesberufs­gewerkschaft Bürgermeister a. D. Höfel, z. Zt Sach­bearbeiter im Beamtensekretartat in Stuttgart, refe­rierte über die Vereinigung der Gewerk­schaften, deren Trennung in der Bizone schon von Anfang nicht bestand und ln Südwürttemberg nur auf höhere Anordnung zurückzuführen Ist Er sprach sich für das Prinzip der Industriegewerk­schaften aus Nur bet einer Vereinigung aller Schaf­fenden, der Arbeiter der Stirn und der Faust, aller Beamten, Angestellten und Arbeiter, kann die Or- ganisa'ion die notwendige Stoßkraft erhalten, um sich lm Existenzkampf des wirtschaftlichen und sozialen Lebens durchzusetzen. Der Bezirksleiter der neugebildeten Gewerkschaft, Koll. Roßbühl, Tutt­lingen, berichtete über die seitherige Arbeit, die sich größtenteils auf Lohn- und Gehaltsfragen be­schränken mußte. Es handelt sich um die Erhal­tung eines anständigen Grundlohns für die Arbeiter und die endgültige Beseitigung der heute noch be­stehenden 6%igen Gehaltskürzung einer Brüning- schen Notverordnung ab 1. 12. 49, evtl, auch etappenweise schon ab 1. 6. 49 und 1. 10. 49. In der

Diskussion befürworteten die Koll. Baumann und Laich die Vereinigung. Es wurde auf die Frage der Beitragszahlung (letztere wird allgemein als zu hoch angesehen) eingegangen und darauf hingewie­sen, daß ein Um- und Abbau im Hinblick darauf, daß für die Bediensteten des öffentlichen Dienstes praktisch kein Streikrecht in Anspruch genommen wird, notwendig erscheint.

Bel den Wahlen ln den Vorstand der Kreisver- waltung wurden durch Zuruf und auf Vorschläge aus der Mitte der Versammlung gewählt: 1. Vor­sitzender: Kreispfleger Sternbacher, 2. Vors.t Koll. Soulier, EVS., Kassier: Kreisbrandmeister Stauch, Schriftführer: Reg.-Insp. Bofinger. Als Leiter der Hauptfachabteilungen: I. Bundes- und Länderver­waltungen und -betriebe einschl. Arbeitsverwal­tung und Sozialversicherung: Reg.-Oberinsp. Wal­ter. II. Kommunale Verwaltungen und Betriebe ein­schließlich Gas, Wasser und Elektrizität: Bürger­meister Wldmann, Wildberg/Gültlmgen und Gregor Arnold, EVS. IV. Gesundheitswesen: Koll. Dillner, Kreiskrankenhaus Calw, und Koll. Lani, Schömberg. Der Leiter der Hauptfachabteilung III Polizei wird noch benannt werden. Die Koll. Laich, Sterr und Wieland wurden als Revisoren bestellt. Die Koll. Soulier, Laich, Roller und Bofinger werden als Delegierte bei dem am 9. 7. 49 in Tuttlingen statt­findenden Bezirksverbandstag sein.

Kreispfleger Sternbacher schloß die Versamm­lung und gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch die noch fernstehenden Angehörigen des Öffent­lichen Dienstes den Weg zu ihrer Gewerkschaft finden mögen, daß sie nicht nur ernten, wo sie nicht gesät haben. R- B.

Neuenbürger Stadtnachrichten

Altersjubilar. Gustav Buck, Steuer-Inspektor i. R., konnte am 17. 6. seinen 80. Geburtstag in kör­perlicher und geistiger Frische im Kreise seiner zahlreichen Kinder und Enkel feiern. Während sei­ner 30jährigen Tätigkeit beim Finanzamt Neuenbürg erwarb er sich allgemeine Wertschätzung. Später wurde er ans Finanzamt Pforzheim versetzt. Der große Angriff auf Pforzheim zwang auch ihn, al* Ausgebombter eine neue Heimat zu suchen. Gern hätte er sich wieder in Neuenbürg niedergelassen, da hier ein Teil seiner Kinder beheimatet ist. Da ihm keine Zuzugserlaubnis gegeben werden konnte, kam er. bei seiner Tochter in Wildbad unter und verbringt dort seinen Lebensabend. Wir wünschen dem Hochbetagten alles Gute.

Im VBW war der Lichtbildervortrag von Dr. Lübbert über Rembiandt sehr gut besucht. In an­schaulicher Weise schilderte der Redner den Le­bensweg des großen Meisters des Barock und zeigte im Lichtbild die bedeutendsten Werke. Das 17. Jahr­hundert war allgemein ein schöpferisches Jahrhun­dert. Auf dem Gebiet der Malerei war es dem holländischen Müllerssohn Vorbehalten, eine Fülle von Werken zu schaffen, die für ihre Zei geradezu revolutionär anzusehen sind. Rembrandt war der Meister der Technik des Hell-Dunkels, der Licht­wirkung.

Tennis-Verbandsturnier. Der Tennisclub Neuen­bürg führt im Rahmen der Verbands-Mannschafts­meisterschaften (kleine Medenspiele) morgen Sonntag auf dem Tennisplatz beim Kreiskranken. haus Ausscheidungskämpfe gegen den Tennis-Club Calw durch. Spielbeginn 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, nachmittags ab 14 Uhr.

Beschlüsse des Herrenalber Gemeinderats

Der Vorsitzende gab zu Beginn der letzten Sitz­ung die Weisung des Landratsamts betr. finanzielle Maßnahmen des Landes zur Förderung des Wieder­aufbaues und zur Wohnraumbeschaffung bekannt Darlehensanträge sind von Baulustigen alsbald beim Bürgermeisteramt einzureichen, damit dieselben fristgerecht bis zum 20. Juni d. J. mit den erforder­lichen Unterlagen dem Landratsamt vorgelegt wer­den können. Der GR. hat bestimmt, daß die in Frage kommenden Baulustigen persönlich zur Einreichung der Darlehensgesuche aufgefordert werden sollen. Einem auswärtigen Grundbesitzer wird zur Auf­lage gemacht, sein 16 Ar großes Ackergrundstück lm Gewand Ochsenäcker ordnungsmäßig zu bewirt­schaften, andernfalls dem Landwirtschaf'samt hier- wegen Meldung erstattet wird. Eine Pforzheimer Firma beabsichtigt, in Herrenaib eine Verkaufsstelle für Uhren und einschlägige Artikel zu errichten. Fünf hiesige Geschäftsinhaber derselben Branche bitten den Gemetnderat, die Bedürfnisfrage zu ver­neinen. Ihrem Antrag wurde stattgegeben. Zu dem Antrag auf Erteilung der Erlaubnis zum Be­trieb einer Gastwirtschaft (Cafö-Restaurant) im Gais­tal mußte die Bedürfnisfrage verneint werden, da dieser Betrieb in unmittelbarer Nähe des Cafä- Restaurants ,,Waldschlößchen'' und des Gasthauses Zur Linde" erstellt werden sollte. Dagegen könnte die Bedürfnisfrage bejaht werden, wenn der An­tragsteller seinen Restaurationsbetrieb im oberen Gaistal (Talwiese) erstellen will. Der GR ist da­mit einverstanden, daß die nachgenannten Ein­trittspreise für Kurgarten und Kursaal während der Kursaison erhoben werden: Kurtax- und Dauer­karteninhaber haben freien Zutritt zum Kursaal und in den Knrgarten, soweit für die Veranstaltungen nicht besondere Eintrittsgelder erhoben werden. 1. Für Nich'kurkarteninhaber betragen die Gebüh­ren zum Besuch eines Konzertes für Erwachsene

0.30 DM. und Kinder bis zu 10 Jahren 0.15 DM. 2. Besuch eines Tanztees bzw. Tanzabends 0.75 und eines Ballabends 1. DM. 3. _Auch für Kurkarten­inhaber betragen die Gebühren für den Besuch eines Kindernachmittags Je Kind 0.40 DM.; eine be­gleitende Person ist frei und weitere Erwachsene zahlen 0.40 DM. Der GR. hat die Aufstellung von weiteren 30 Ruhebänken, davon auch einige im Gaistal, genehmigt. Der Antrag des Hoteliers Oswald Zobel, sein Fremdenhaus zu einer Vollgast- sätte zu erweitern, wird vom GR. befürwortet. Unter PunktVerschiedenes" kamen noch Woh­nungstausch-Angelegenheiten und Zuzugsbewtlli- gungs-Anträge zur Beratung.

Arnbach. Aus russischer Kriegsgefangenschaft kehrte Kari Hiller zurück und wurde durch den Ge­mischten Chor mit einem Ständchen geehrt. Die Heu- und Kirschenernte ist nun ln vollem Gange. Das schöne Wetter der letzten Tage hat den Reife­grad der Kirschen sehr günstig gefördert, sodaB man nun nicht mehr vonwässerigen Kirschen" sprechen kann, wie man anfangs befürchten mußte.

In Mötzingen geht es aufwärts

In der Letzten Gemeinderatssitzung kam es zu einigen finanziell positiven Beschlüssen: Um der Sperlingsplage zu begegnen, wurde für jeden ge* fangenen Spatz ab sofort eine Prämie von 5 Pfg., zahlbar aus der Gemeindekasse, ausgesetzt Anlaß* lieh des für August in Herrenberg geplanten Neu* bürgerfestes übernimmt die Gemeinde die Kosten für einen Festwagen. Jeder ab 9. Mai 1949 aus der Kriegsgefangenschaft HeimKehren.de erhält aus der Gemeindekasse 25 DM. Der Musikkapelle Mötzia* gen, die unter der Vorstandschaft von Martia Schweikert wieder ins Leben gerufen wurde und eifrig Proben hält, wurde der einmalige Zuschuß von 150 DM. zur Instandsetzung ihrer Instrumente gewährt. Zur Anschaffung der Kirchenglocken stellt die Gemeinde einen ersten Betrag von 500 DM. zur Verfügung, womit ein guter Anfang in der Spendensammlung der Kirche gemacht ist. Die Ausführung von etwa 200 m Kandelungen wurde an die beiden hiesigen Pflasterer je zur Hälfte in Auftrag gegeben. Bürgermeister Maier gab Auf* Schluß über die Bodenbenutzungserhebung 1949 und über die letzte Viehzählung. Danach ist die Getreideanbaufläche im Vergleich mit dem Vorjahr unverändert geblieben. Der Gemüseanbau ging leicht zurück, während die Sommerrapsfläche sich verdoppelt hat. Für den Kartoffelanbau wurde die Fläche um etwa 8 ha erweitert. Der Viehbestand hat sich gegenüber der gleichen Zählung im Vor* jahr um rund 30 Stück und der Schweinebestand um 80 Stück vergrößert.

Was Nagold zu berichten hat

Unser Calwer Kultur- Wochenspiegel

In der abwechslungsreichen Vortragsreihe des Kulturwerks sprach der Kunsthistoriker Dr. Lüb­bert, Garmisch, über Michelangelo, den Titanen in der Kunst. Er gab zunächst einen Ueber- blick über die Bedeutung der Stadt Florenz, die der Kunst drei große Söhne geschenkt hat: Dante, Llonardo, Michelangelo, über das Wesen dieser Stadt, in der sich die verschiedensten Geistesrich­tungen begegneten und bekämpften. Daraus läßt sich auch mancher Wesenszug Michelangelos erklä­ren. Dann sprach Dr. Lübbert über das Werk Michelangelos, der zwar durchaus Plastiker, aber wenn auch widerwillig Maler war und Sonette schrieb, die wieder den Plastiker verraten. Der Hauptteil des Vortrags bestand aus einer Lebens­beschreibung Michelangelos, in die der Redner die Vorführung der Werke des KünsTers lm Lichtbild einbaute. Wir sahen seine Plastiken, den David, die Figuren vom Julius-Grabmal und aus der Grab­kapelle der Medici, die Pietd-Gruppen. Hier hat der Film mit seinen Darstellungsmöglichkeiten zwei­fellos dem Lichtbild den Rang abgelaufen, zumal wenn es klein ist. Viel umfassender und anschau­licher (ausgezeichnet farbige Bilder einzelner Köpfe) war die Wiedergabe des malerischen Werks, der Heiligen Familie, der Deckengemälde der Sixtina, des Jüngsten Gerichts. Der Redner, der von seinem Gegenstand sichtlich ergriffen war, fand großen Beifall.

Wir können noch ein zweites Mal den Ehren­namenTitan" vergeben, wenn wir nämlich von Beethoven sprechen. Im Sanatorium Hirsau gab

Prof. Bruno Maischhofer einen Beethove n- Abend. Er spielte die Sonaten op. 26 As-dur, op. 14 Nr. 1 E-dur, Nr. 2 G-dur und op. 22 B-dur. In der Sonate ging eine knappe, das Wesentliche aus­sagende Einführung voraus. Und dann hörten wir einen Beethoven, der vielleicht sogar den Kenner, ganz sicher aber den Laien in der Vielfalt des musi­kalischen Ausdrucks überraschte ein Erlebnis, das wir nicht zuletzt der meisterlichen Interpreta­tion Prof. Maischhofers verdanken. Ende August wird ein Schubert-Abend folgen.

Es ist Jetzt gerade ein Jahr her, daß wir den ersten Calwer Kuiturspiegel schrieben. Er ist für den Tag geschrieben, mag auch manche Bemerkung vielleicht eine etwas längere Lebensdauer haben. Wir möchten nur die Gelegenheit benützen, allen treuen Lesern zu danken, nicht zuletzt denen, die der Schriftleitung ihre Zustimmung oder Ablehnung mitteilten. Sie alle haben irgendwie mi'gedacht und mitgearbeitet. Daß nun neulich sogar von Frank­furt a. Main ein Echo kam, hat uns besonders ge­freut. Wir wären dankbar, wenn das sachliche Echo aus nah und fern sich verstärken würde als Ausdruck der Anteilnahme aller Kreise der Be­völkerung am kuPurellen Leben unserer Stadt.

ln der neueröffneten modernen Abteilung der Württ S'aatsgalerie in Stuttgart hat auch das be­kannte Bild von Kurt Weinhold, Calw,Die Schirmolympiade" (gemalt 1928) Aufstellung ge­funden.

Nagolder Oberschulen erhielten Oberstudiendirektoren

Die Ernennung des bisher kommissarischen Lei­ters der Oberschule Nagold, Stud.-Rat Dr. Ernst Köpf, zum Oberstudiendirektor an dieser Schule Ist nicht nur eine Anerkennung der erzieherischen Tüchtigkeit des Geehrten, sondern auch eine Ehr­ung der Schule selbst und der Stadt Nagold. Dr. Köpf ist am 14. 5. 1901 ln Tübingen geboren und war, ehe er 1948 nach Nagold kam, Leiter der Oberschule Neuenbürg. Seine Tätigkeit in Neuen­bürg wurde unterbrochen durch Kriegsdienst und entbehrungsreiche Kriegsgefangenschaft. Früher war er u. a. am Lehrerseminar Nürtingen tätig. Seine Fächer sind Naturwissenschaften und insbesondere Geologie. Er hat einen Namen unter den Geologen Württembergs. Dr. Köpf kommt aus der Jugendbe; wegung desWandervogel" und ist auch heute noch aufgeschlossen für alle Belange der Jugend, wie ihn auch seine Erfahrungen an der Hermann- Lietz-Schuie, die jedem Pädagogen ein Begriff ist, wertvoll sind. Mit den Schülern verbindet den Schulleiter das den modernen Erzieher kennzeich­nende Verhältnis. Die Oberschule Altensteig unter­steht auch dem Leiter der Oberschule Nagold.

Zum Leiter der Lehreroberschule Nagold und gleichzeitig zum Oberstudiendirektor wurde Schul­rat Erwin Bassler, ein besonders erfahrener Schulmann, ernannt, der, dem Lehrerseminar Na­gold entstammend, wie kein anderer für den ge­nannten Posten geeignet ist. Geboren am 16. 8. 1890 in Friolzheim (Leonberg), verließ er 1910 das Na­golder Seminar und wandte sich dem höheren Volksschuldienstfach zu. Die erste ständige Stelle erhielt er in Schwäbisch Hall, die zweite in Reut­lingen. 1921 wurde er Seminaroberlehrer in Back­nang, 1928 Stud.-Rat an diesem Seminar und 1931 Bezirksschulrat in Urach. Seine energisch veran­lagte Persönlichkeit hat in starker persönlicher Haltung das Nazi-System durchgestanden. 1948 wurde er an die Akademie für Erziehung und Un­terricht in Calw, Abt. Volksschulen, abgeordnet und hat sich dort namentlich bewährt. Bassler ist ein alter Methodiker und bewährter Mathematiker, dessen Rechenbücher in der US.-Zone gern verwen­det werden. Die Lehreroberschule Nagold kann sich glücklich schätzen, eine so wertvolle Kraft zum Lei­ter erhalten zu haben.

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An der Oberschule Nagold sind Prüfungen an der Tagesordnung. Dem schriftlichen Teil der Reife­prüfung folgte die Aufnahmeprüfung in die erste Klasse. Auch tn diesem Jahre wird die Schule einen starken Zuzug von Schülern und Schülerinnen aus Nagold und der ganzen Umgebung erhalten. Die Versetzungsprüfung (früher Einjähriges) steht dicht bevor. Im Juli folgt der mündliche Teil der Reife­

prüfung. Unter Leitung von Musiklehrer Pätzold brachte der Schülerchor der Schule dem zum Ober­studiendirektor ernannten Leiter Dr. Köpf ein schö­nes Ständchen.

Das Fronleichnamsfest wurde diesmal unter so starker Beteiligung der Katholiken und namentlich der Neubürger aus der ganzen Umgebung Nagold» einschließlich der benachbarten Dörfer in der US.- Zone gefeiert, daß das Straßenbild zeitweise von den Gästen beherrscht wurde. Die feierliche Prozei­sion brachte die glaubensstarke Einheit sehr schön zum Ausdruck. Die ev. Mitbürger zeigten ein be­merkenswertes Bild des konfessionellen Einverneh­mens nicht nur Verständnis für den katholischen Kult, sondern trugen auch zu Ihrem Teil zur wür­digen Gestaltung des Festes bei.

Der ev. Kirchenchor machte in Stärke von etwa 50 Personen per Autobus eine schöne Ausfahrt nach Alpirsbach und wirkte dort beim Sonntags-Gottes­dienst mit. Was der Chor, der z. Zt. in guter Form ist, bot, fand viele Beachtung bet den Alph* - bachern. Ueber Wolfach und die Alexanderschanze glngs wieder der Heimat zu.

Adolf Lang, ein bekannter Nagolder, wurde in Rottweil zu Grabe getragen. Sein Vaterhaus ist ü aJ heutige Cafö Lang, das von seinen Schwestern jetzt noch betrieben wird. Mit seinem verstorbenen Bruder Heinrich führte er früher die Lang sehe Zuckerwarenfabrik in den Räumen, die heute Fabri­kationszwecken der Firma Dau dienen. Seit Jahren hatte Adolf Lang seinen Wohnsitz in Rottweii.

Pflege heimatlichen Brauchtums. Die Heimatver­triebenen der Stadt Nagold trafen sich_ in der Rose". Ortsvertrauensmann Gagelmann begrüßte auch verschiedene Ortsvertrauensleute der Nach­bargemeinden, unter denen sich auch Ortsver-

trauensmnnn und Mitglied des Kreisvertrauensrates

Pape aus Wildberg befand, Herr Neumann berich­tete über Wirtschafts- und Sozialfragen. Herr P*P® forderte auf, auch in Zukunft an der Pflege lan * mannschaftlicher Verbundenheit und heimatlichen Brauchtums festzuhalten. Die nun folgende P aus * wurde von den Teilnehmern zu lebhafter Aus* spräche benutzt, man rückte näher, um sich noc enger kennenzulernen. Lehrer Schill gab in einem Kurzvortrag mit teilweise reichen statistischen terlagen einen Ueberblick über das deutsche Vo tum in der Ukraine. Die nächste Zusammenkun findet am 2. Montag des Monats Juli statt.-

Württ. Wohlfahrtsbund. Die vom Württ. W° . fahrtsbund in Nagold unter ungünstigen U® s den durchgeführte Sammlung ergab die immer schöne Summe von mehr als 500. DM.

Tonfilmtheater Nagold. Ueber das Wochenen läuft wieder einmal ein bemerkenswerter engl*c Film in deutscher Sprache, der den Titel tr 3 Schicksal von gestern".