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UMSCHAU IM LANDE
18. Juni 1941
Die Um sied'er kommen
Ende nächster Woche treffen die ersten Transporte ein / 30 000 neue „Schwaben
Reifeprüfung war nidif schwieriger
Tübingen. Die diesjährige Reifeprüfung hat bei der Elternschaft in einzelnen Städten zu lebhaften Erörterungen geführt. Sie hatte aus Klagen der Schüler verschiedentlich den Eindruck gewonnen, als habe es sich dieses Jahr, vor allem in der Mathematik, um besonders schwierige Aufgaben gehandelt.
Wie wir erfahren, trifft das jedoch nicht zu, doch ist es richtig, daß viele Schüler bei der Lösung der mathematischen Aufgaben in eine gewisse Zeitnot geraten sind Es ist aber damit zu rechnen, daß bei der Bewertung der Arbeiten diesem Umstand Rechnung getragen wird.
Verwaltungssouderzug nach Tübingen
Tübingen Anläßlich des ersten Stadtringrennens am 26. Juni m Tübingen fährt von Rottweil nach Tübingen ein Verwaltungssonderzug mit 50 Prozent Fahrpreisermäßigung. Der Zug fährt in Rottweil ab 6.50 Uhr, Oberndorf 7.13, Sulz 7.29, Horb 7.49 Rottenburg 8.18 und kommt in Tübingen um 8.35 Uhr an. Die Rückfahrt erfolgt Tübingen ab 17.07 Rottenburg 17.27, Horb 18.00, Oberndorf 13.50 Uhr und kommt in Rottweil 19.29, in Spaiehingen 20.02 und in Tuttlingen 20.28 Uhr an. In Rottweil ist Anschluß nach Villingen mit Zug 2868; Rottweil ab 19.40 mit Halt auf allen
Den Lesern des „Schwäbischen Tagblatts“ wird künftig die
SH. Tübingen. Nach vielem Hin und Her kommt nun die Umsiedlungsaktion ganz ins Rollen Ende der nächsten Woche treffen die ersten Transporte in Württemberg-Ijohenzoüern ein. Die Regierungen von Südbaden und Rheinland- Pfalz dagegen weigern sich, noch Flüchtlinge aufzunehmen so lange die Länder der französischen Zone nicht in den Finanzausgleich einbezogen werden, der auf bizonaler Basis beschlossen wurde.
Die Umsiedlung wird in den drei Abgangsländern gleichzeitig beginnen, und zwar kommen aus Schleswig-Holstein 3250, aus Bayern 2750 und aus Niedersachsen 2000, insgesamt also 8000 arbeitsfähige Flüchtlinge mit ihren Angehörigen. Da man auf jeden Arbeitsfähigen etwa drei zu versorgende Familienglieder rechnet, wird unser Land etwa 30 000 neue Einwohner erhalten.
Die Verteilung auf die einzelnen Kreise liegt zahlenmäßig schon genau fest. Man hat dabei besonderen Wert der Frage beigemessen, wie und wo die Flüchtlinge am schnellsten in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden können. Man stellt also die Wohnraumfrage bewußt in den Hintergrund gegenüber den Möglichkeiten der Arbeitsbeschaffung. Mit Recht geht man dabei von der Ueberlegung aus, daß nur durch Arbeit Werte geschaffen werden, die der Allgemeinheit und mittelbar auch dem Bau von Wohnungen zugute kommen, während andererseits brachliegende Arbeitskräfte der Fürsorge zur Last fal
len und somit Werte aufzehren, anstatt solche zu schaffen.
Die Umsiedler werden folgenden Berufsgruppen angehören; Land- und Forstwirtschaft, holzverarbeitende Industrie, Textil- u. Bekleidungsindustrie, Baugewerbe Gaststättengewerbe. Dazu kommen noch Hausgehilfinnen und Hilfsarbeiter. Das Landesarbeitsamt und die Arbeitsämter der Kreise haben die Anzahl der einzelnen Berufsangehörigen nach dem Bedarf der einheimischen Industrie und Wirtschaft festgelegt. Für einen großen Teil der Flüchtlinge sind schon Arbeitsplätze zugesichert worden. Angehörige der freien Berufe und freie Gewerbetreibende werden in demselben Verhältnis mit übernommen, wie es in der Berufsstruktur unseres Landes bereits gegeben ist. Wenn also hier beispielsweise auf je 1000 Einwohner ein Friseur kommt (die Zahl ist nur beispielhaft angenommen und nicht statistisch begründet), so würde mit je 1000 Umsiedlern auch ein Friseur mitkommen.
Ohne Zweifel wird die ansässige Bevölkerung die Neuankömmlinge mit kritischen Augen betrachten. Das ist eine Eigenart des Schwaben jedem Fremden gegenüber. Er will zunächst einmal wissen, mit wem er es zu tun hat. Andererseits aber wird er dem, den er als tüchtig und arbeitswillig erkannt hat, seine Achtung und seine Hilfe nicht versagen, und das wird wichtig und wertvoll sein für die Umsiedler, die das Verlangen nach einer neuen Heimat in unser Land führt.
Quer duieb die Zonen
Stuttgart. Die bekannte Reinsburgstraße in Stuttgart wurde am vergangenen Montag, teilweise wenigstens, geräumt. Innerhalb dreier Stunden mußte der Befehl der Räumung durchgeführt sein. Ein Sonderzug verbrachte die Bewohner der Reinsburgstraße in das Dp.-Lager nach Heidenheim.
Stuttgart. Auf der Autobahn Stuttgart—Ulm in der Nähe des Viadukts bei Untereichelberg fuhr ein Lastzug mit großer Geschwindigkeit verschiedene entgegenkommende Fahrzeuge an und stürzte dann über die etwa 20 m hohe Brücke in die Tiefe. Das Unglück forderte zwei Tote und drei Schwerverletzte.
Stuttgart. Ein Dolmetscher, der bei der Militärregierung in Waiblingen angestellt war, hatte es verstanden, sich bei einem Bäckermeister 16 000 DM zu erschwindeln, mit der Begründung, die Militärregierung gewähre ihm dafür ein Baudarlehen. Der Schwindler fertigte dementsprechend ein Papier mit dem Kopf der Waiblinger Militärregierung aus und versah sie. mit einer gefälsehien Unterschrift des dortigen Militärgouverneurs. Das Geld verbrauchte er für sich.
Hechingen. Der außerordentliche Kreistag He- chingen bestätigte am vergangenen Dienstag die Zusammensetzung das Sechseraussdiu^ses, der die Frage zu prüfen hat, welche Haltung Hohen- zollern zum Länderzusammenschluß einnehmen soll. Zu den Sitzungen dieses Aussehus-es werden in Zukunft Vertreter der Gemeinden, der Industrie, des Handwerks, der Bauernschaft und der Gewerkschaften hinzugezogen, wenn entsprechende Fragen dieser einzelnen Bevölkerungsschichten behandelt werden.
als Beilage unberechnet
zugestellt. Für Nichtabonnenten ist die Sonntags- Zeitung nach wie vor bei den Zeitungshändlern im Einzelverkauf für 10 Pfennig erhältlich.
Wenn der Staat Geschäfte macht...
Bis jetzt 280 Millionen DM Defizit bei der STEG / Vollständiger Absatz des Lagers kaut» möglich
Unterwegsbahnhöfen. Ankunft in Villingen 20.39 Uhr. In Spaiehingen Anschluß nach Reichenbach (Hbg), Spaiehingen ab 20.10 Uhr (eine Stunde später als sonst).
Verbandstag der Angestelltengewerkschaft
Tübingen. Der Angestelltenverbapd Württem- berg-Hohenzollern wird am 9. Juli in Tübingen seinen Verbandstag abhalten. Auf diesem wird vor allem die Frage des Anschlusses an ähnlich aufgebaute Angestelltenverbände entschieden werden. Aus diesem Grunde werden Gäste der öffentlichen Verwaltung, des Gewerkschaftsbundes und der Angestelltenverbände der gesamten Westzone an dem Verbandstag teilnehmen.
Beihilfe für Angestellte im Handel Tutilingen. Der Angestellten-Verband und die Fachverbände des Handels beschlossen ln einer Verhandlung am 23. Mai 1949 die einmalige Zahlung einer Ueberbrückungsbeihilfe an die Angestellten dieser Berufsgruppe. Diese fJeberbrük- kungsbeihilfe ist bis zun} 31. August 1949 auszuzahlen. In dieser Verhandlung wurde auch der Urlaub für 1948 vereinbart. Näheres hierüber kij nnen die Arbeitgeber von ihren Fachverbänden, die Angestellten von ihrer Organisation erfahren.
Rom-Pilgerfahrten 1950 Rottenburg. Unter der Voraussetzung der Gewährung eine? Devisenkontingentes sind aus der Diözese Rottenburg für Frühjahr und Herbst 1950 anläßlich des Hl. Jahres zwei Pilgerzüge nach Rom geplant- Mit der Durchführung wurde vom Bischöflichen Ordinariat der Caritasverband für Württemberg, Stnttgart-S, Wei- ßenburgstr. 13, beauftragt. Die Kosten der Pilgerfahrt werden etwa 350 DM betragen. Voranmeldungen vorerst ohne Anrecht auf eine sichere Beteiligung an einem Pilgerzug sind an den Caritasverband in Stuttgart zu richten.
MS. Als die amerikanische Militärregierung in den Jahren vor der Währungsreform der VfW überschüssige amerikanische Heeresbestände gegen Doiarbelastung überlassen hatte, war man auf beiden Seiten sehr zufrieden. Die Amerikaner waren froh, daß sie für ihre Heeresbestände einen Käufer gefunden hatten und die VfW hoffte, mit diesen Waren den großen Bedarf an Verbrauchsgütern teilweise befriedigen zu können. Bis jedoch die STEG — die Treuhänderin der Waren — aufgebaut war, bis die Waren fachmännisch sortiert, bis die einzelnen Verteilungsschlüssel aufgestellt und bi3 die STEG-Verkaufsstellen und -lager eingerichtet waren, verstrich geraume Zeit. So kam es, daß bis zur Währungsreform nur ein Teil der STEG-Ver- käufe abgewickelt werden konnte.
Nach den} großen Geldschnitt war die Lage für die StEG außerordentlich schwierig. Sie verkaufte sofort frei an Einzelhändler, die natürlich nur an besseren^ Waren Interesse hatten. Im Oktober letzten" Jahres kamen neue Verteilungsschlüssel heraus und die StEG-Wa- ren wurden wieder staatlich gelenkt. Inzwischen blieben Waren, die zu dieser Zeit noch guten Absatz gefunden hätten, liegen.
Die Ansprüche der westdeutschen Bevölkerung hinsichtlich Form und Qualität sind in den letzten Monaten erheblich gestiegen. Es wird wenige geben denen der Besitz eines altmodischen, formlosen Damen- oder Herrenmantels, wie wir sie bei der letzten Besichtigung im STEG - Lager Friedrichsfeld sahen, reizvoll erscheint. Unter der Fülle des Rcstwarenange- botes befanden sich indessen auch einige recht preiswerte Artikel wie zum Beispiel Arbeitshemden, Arbeitshosen, Herren Unterhosen und -Unterhemden, Kinderschlüpfer, Damentaschentücher und wollene Kniestrümpfe. Auch die Ärbeitsschuhe, Turn- sowie Kinderschuhe sind billig und preiswert. Die Mehrzahl der angebotenen Waren dürfte jedoch unter den heutigen Verhältnissen kaum Käufer finden.
In der anschließenden Aussprache zwischen Presse und StEG gab Dr. S i 11 i g einen Ueber- blick über die derzeitige Finanzlage. Aus der
Püorzheim die »Pforte des Schwarzwaides“
Durch Fleiß und Tatkraft ist d|e „Goldstar! t“ heute wieder wirtschaftlicher Mittelpunkt
RM. Pforzhejm, 17. Juni Schon immer war Pforzheim, dank seiner herrlichen Lage an den cjrej Sjphwarzwaldflüs- sen, ein Auss.iahlüngspunkt für das wirtschaftliche, gesellschaftliche und geislige Leben. Die al.e. Römersladt war, geschützt durch Mauern ünd Türme, im Jahre 12Q3 Residenz der Markgrafen von Baden geworden.' Das Schmuckge- werbe, dem Pforzheim seinen Weltruf verdankt, brachte einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg. Die „Golds ad.“ hit im Laufe der Jahrhunderte in vielen Kiicgswirren große Zerstörungen erlitten. Immer wieder führten sie ihre pflichttreuen und arbei.samen Bürger zu neuer Blüte empor. Nach der Eingemeindung vop Brötzingen und Dillweißenstein und dem Bau vorbildlicher Siedlungen zählte die Stadt über 83 00Q Bewohner. Den Zerstörungen der UnälücksnariH vom 23. Februar 1945 fiel die ganze Innenstadt zum Opler, die Einwohnerzahl sank um über 35 Prozent auf 51 230, die Zahl der Betriebe ging 1925 von S-1QQ um 33 Prozent auf 43Q6 zurück.
Wer heute vjer Jahre ngch der Ka as’-op'te, von den Honen auf die Stadt herabblidct. der staunt über das, was hier ein unbeugsamer Lebenswille in den Wohn- und Industrievierteln wieder errichtet hat Wer das letzte Mal die Stadt vor vier Wochen gesehen hätte, würde sie bei einem neuen Besuch kaum wiedererkennen, so fleißig wurde gebaut, so vieles ist im Aufbau begriffen, noch viel mehr aber ist geplant. Selbst der Einheimische ist über die Schnelligkeit des Aufbaus überrascht, der überall neues Leben au3 den Ruinen ersnrießzn läßt. Am frühesten war mit dem Aufbau des Bahnhofplatzes begonnen worden. Dort, am Mark platz und am Leopoldspla'z ist heule wieder ein reges Gelchäf tsleben zu verzeichnen. Ganze Straßenzüge mit Geschäften, Banken und Gasthäusern rind überall wieder entstanden, und sie sind sich der Verpflegungen als Mittelpunkt eines großen Wirtschaftsgebiets wohl bewußt und se zen alles daran, den Besuchern wieder das zu bieten was sie früher vorfanden. Durch unbeugsamen Fleiß und ungebrochene Tatkraft ist Pforzheim heue wieder zum wirt- echaNichen Mirielpunkt seines weiten Hinterlandes geworden. Durch Omnibus- und Eisenbahnlinien lückenlos erschlossen und unmittelbar erreichbar, stellt Pforzheim heute eine Brücke dar. die zwei künstlich voneinander getrennte Länder verbindet und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen ein und derselben Landschaft nur noch mehr verstärkt. Ueßer 300} Arbeitnehmer aus den umliegenden Kreisen Calw. Vaihingen-Enz, Leonberg, Ludwigsburg, Mannheim, Waiblingen, Heilbronn, Böblingen, Eßlingen, Nürtingen, - Horb, Reutlingen u a. sind heute wieder in den neuerstandenen und erhaltenen Betrieben der Goldstadt beschäf'igt.
Auch auf kulturellem Gebiet hält Pforzheim enge Fühlung mit seiner Umgebung und ist
Dollarbelastung bei der BdL resultiert nach Abzug der Einnahmen noch ein Schuld-Saldo von 417 Mill. DM. Nach Abzug von Zöllen, Verbrauchssteuern, Materialrücknahme für die Luftbrücke. Korrekturen seitens der Besatzungsmacht verminderte sieh diese Verlustziffer um 137 Mill. DM auf rund 280 Mill. Ferner ist die Ausstattung der DP’s in Höhe von 23 Mill. Dollar abzuzieben. Außerdem dürften die tatsächlichen Erlöse der StEG um 30 Mill. DM über den bisher angenommenen liegen. Doch selbst bei Berücksichtigung all dieser Korrekturen wird der Verlust beträchtlich sein.
Den größten Anteil an diesem Verlust stellen 53 000 gelagerte, kaum verkäufliche amerikanische Kraftfahrzeuge. Sie wurden gegen Dollar angekauft, aber man kann sie in Bälde verschrotten, denn die lange Lagerung, meist im Freien, hat ihren Wert nicht gerade erhöht. Es bleibt den verantwortlichen deutschen Stellen nur die eine Hoffnung, daß ihr amerikanischer Partner aus der Tatsache, daß aus dem ursprünglich fairen Geschäft durch die Veränderung der Verhältnisse ein unfaires geworden ist, die Konsequenzen zieht und die Preise wesentlich senkt. Das aber ist auch die einzige Hoffnung, doch dürfte es auch nach merklichen Preissenkungen ein Problem bleiben, die Lager zur Genüge und verlustfrei zu liquidieren.
Lindau. Der französische Oberkommandierende in Deu'schland, General Pierre König, hat für bedürftige Einwohner mehrerer Gemeinden des Kreises Lindau eine Spende von mehreren tausend D-Mark zur Verfügung gestellt. Der Betrag wurde dem Pfarramt Wasserburg und den Bürgermeistern der Gemeinden Nonnenhorn, Hege und Bodolz zur weiteren Verteilung übergeben
*
Auf der Strecke Lindau — Hergatz wurden die ersten Probefahrten mit einem Schienen- zepp, einem Schnelltriebwagen, mit einer S!un- dengerchwindigkeit mit 80 km durchgeführt. Der Zepp..der Maybadi-Dieselmotorantrieb hat, kann 309 Fahrgäste aufnehmen und wird für Sonderfahrten im Bodenseegebiet eingesetzt werden. — Auf dem Luftschiffbaugelände in Friedrichshafen stürzte der bei einer Baufirma beschäftigte Bernhard Ehinger von Mimmenhausen bei Abbrucharbeiten tödlich ab. — Bei einem Einbruch in Kreßbronn. Kreis Lindau, fielen dem Täter zwei wertvolle Großplastiken im Wert von etwa 10 000 DM in die Hände. — Ein Kraftfahrer fuhr in Tuttlingen an einer abschüssigen Stelle mit seinem Motorrad in einen Kraftwagen, wobei ihm der Schädel zertrümmert wurde. — Der Gemeinderat in Münsingen beschloß zur Förderung des sozialen Wohnungsbaues, noch in diesem Jahre acht neue Wohnungseinheiten zu erstellen.
Wolkenlos und warm
Voraussichtliches Wetter ' bis Montagabend: Trocken und wolkenlos, heiter, nachts noch recht kühl, nachmittags warm. Tageshöchsttemperaturen 20—23 Grad.
Aschenurnen auf Anforderung
Abschluß der Vernehmung der Angeklagten Im Grafeneck-Prozeß
bestrebt, durch höhere Schulen, Fachschulen, Konzerte, Theater. Tagungen, Führungen und Ausstellungen die guten Beziehungen zwischen S.adt und Land im allen Umfang wieder auf- zunehipen und zu beidersei.igem Wohle noch weiter auszubauen,
Von all den architektonischen Reichiümern der Stadt arj Kirchen und Klöstern, an Adejsbau- ten und Patrizierhäusern, zu denen eine reizende Berglandechaft einen vollendeten Hintergrund lieferte, hat doch wenigstens das bedeutendste und schönste Kunstdenkmal, die Sihloß- kirche, alle Stiirine der Jahrhunderte ppd die Verwüstungen der Schreckensnacht, vom .33. Februar 1945 überdauert. Die aufopfernde Arbeit Pforzheimer Bürger konnte dieses gewal ige Bpuwsrk der Nachwelt erhalten, Die Schloßkirche mit ihren f'ürstengruftep und Der.kma^ malen, derer» Bau im Jahre 1223 begonnen und mit dem hohen S.ifigchqr im Jahre 1450 vollendet wurde, ist zum y/ahrzejehen und Symbol der schwergeprüften Stadt geworden. Der Betrachter dieses wiederersiandenen Kunstwerkes upd des daneben in einem antnu lgen Park stehenden R.euchlin-Turmrnuseuros, das gegenwärtig ausgestaltet wird, wird ergiffen von der geistig künstlerischen Größe der S ad'-, in deren Mauerp einst Johannes Reuchlin, das Haupt der Humanisten, geboren wurde.
Die Pforzheimer Bevölkerung aber hat heute die große Aufgahe und erfreulicherweise auch den s*qlzen Ehrgeiz, dem neu erstehenden Hei- ma : bild die Seele zu erhalten, die ihm einst große Ahnen gaben.
HR. Tübingen. Der Abschluß von Dr. Fausers Vernehmung bildete insofern einen gewissen Einschnitt im Prozeßgang, als nach ihm nur noch die beiden Pfleger und die zwei Standesbeamten, also doch mehr oder weniger untergeordnete Beteiligte, zu hören waren,
Angst vor dem KZ
Der ehemalige Krankenpfleger Heinrich Un- verhau aus Vienenburg, Kreis Goslar, dem Mithilfe bei der Abholung der Kranken, ihre Verbringung in den Gasraun} und gelegentlicher Wachdienst in Grafeneck vorgeworfen waren, sagte aus, er sei Mitte Januar 1940 in Berlin von Dr. Bohne notdienstverpflichtet worden. Dr. Bohne habe ihm erklärt, es handele sich um Verlegung von Geisteskranken aus dem kriegsgefährdeten Westgebiet in das Reichsinnere. Erst in Grafeneck sei (hm klar geworden, worum es sich gehandelt habe. Entsetzt habe er nun alles versucht, um wieder wegzukommen. Allein die dauernden Drohungen mit KZ und Erschießung hätten ihn von einer Flucht abgehalten. Auf die Frage, wie er hätte an ein Gesetz glauben können, das er gar nicht kannte, antwortete Unver- hau: Ich muß ja auch heute glauben, daß Ich zurecht hier Sitze, obwohl ich das betreffende Gesetz nicht kenne.
Ganz ähnlich lagen die Dinge bei der 1903 geborenen Berufskrankenschwester Marie A p p i n- g e r aus Nürnberg. Auch sie war in Berlin unter Vorspiegelung kriegsbedingter Verlegungen notdienstverpflichtet worden In Grafeneck mußte sie bei Frauentransporten mithelfen. Die Ange
klagte gab an, zwei andere Pfleger seien wegen Nichtmitmachens ins KZ gekommen.
Mein Name ist „Hase“ Kriminalkommissar Jakob W ö g e r aus Steinheim, Kreis Heidenheim, wurde im Dezember 39 auf eine „Geheime Reichssache“ verpflichtet und zur Einrichtung des eigenen Standesamtes Grafeneck nach dort kommandiert. Er mußte das Sterbebuch führen, hatte aber mit dem eigentlichen „Betrieb“ nichts zu tun. Erst später will er von dem „Gesetz über den Gnadentod“ erfahren haben. Auf Anforderung von Angehörigen hatte er Aschenurnen zu versenden. Weiter oblag ihm die Beantwortung der eingeangenen mißtrauischen Anfragen, das heißt, er hatte in solchen Fällen einen von Berlin vorgesehriebenen Text zu versenden. Er mußte, ebenfalls auf Berliner Weisung, mit „Hase“ unterschreiben.
Der ehemalige Kriminalkommissar Hermann Holzschuh aus Stuttgart war früher Snort- referent beim Inspektor der Sicherheitspolizei. Er wurde ebenfalls, wie Wöger, ohne entsprechende Aufklärung nach Grafeneck versetzt. Holzschuh leitete nach Weggang Wögers das Standesamt. Er unterschrieb seine Briefe an die Angehörigen mit „Lemb“. Man ist geneigt, ihm Glauben zu schenken, wenn er immer wieder betont, wie furchtbar für ihn das Kommando gewesen sei und daß er ohne die dauernde Todesdrohung einfach auf und davon gegangen wäre. Es sei ihm bekannt gewesen, sagt Holzschuh, daß das Polizei-KZ, in Danzig, wohin er bei Befehlsverweigerung mit Sicherheit verbracht worden wäre, den Tod bedeutet habe.
Hayingen das „Dornröschen“ der Alb
Am Sonntag Eröffnung des Naturtheaters mit dem Heimatspiel „Die Orgelmacher“
TA. Hgyingen, Kreis Münsingen. In dem kleinen Albstädtchen Hayingen ist in einjähriger froher Gemeinschaftsarbeit ein Naturtheater entstanden, das sich durch seine herrliche Lage inmitten von Tannengrün und schroffem Fels würdig in den Kranz der schon bestehenden Freilichtbühnen unserer schwäbischen Heimat einreiht. Wer einmal auf den bekannten abwechslungsreichen Wanderwegen im Lauter- und Aachtal seine Schritte zum Tiefental gelenkt und die
Wir hören im Rundfunk
Van Radio Stuttgart
Samstag, 18. Juni. 13.45 Der Sport am Wochenende; 14.00 Zeit und Lehen; 15.00 Volksmusik mit A’-pert Hof,eie; 16.00 Tee- und Tanzmusik; 17.00 Nachmtttagskonzert; 18.00 Mensch und Arbe't; 18,30 Bekannte Solisten mit Hubert Giesen; 20 00 Zwanz % durch prei, zwölftes öffentl. Preisraten; 22.00 Die schöne Stimme; 22.38 Tanz in den Sonntag.
3 o n n t a g, 19. Juni - 8.45 Geistliche Chormusik. 9.00 Evangelische Morgenfeier. 9.30 Aus der Werkstatt des Genius. 10.20 Melodien am Sonntagmargen. 13.00 Rheinischer Sang. 13.30 „Die erste Automahil- fernfahrt der Welt“ eine Hörfolge um Carl Renz. 15.09 Stunde d-s Chorgesangu. 15.30 K'ne Stunde schön und bunt. 16.30 Und jetzt ein Tänzchen. 17.00 Leonce und Lena, ein Lustspiel. 18.30 Camille Sarnt-Saens, Konzert für Violine und Orchester Nr. 3. 19.30 Der Sport vom Sonntag. 20.05 Im Juni, wenn die Rosen blühen. 22.00 Wilhelm Kempff spielt, Werke von Ludwig van Beethoven .22.30 Heiter klingt der Sonntag aus.
Montag, 20. Juni; 16 00 Das Unterhaltungsorchester spiplt. 1700 KO-nzertsUrnde. 18.00 Quer durch den Sport. 18.15 Um den Arbeitsplatz der verheirateten Frau. 18.30 Der Kammerchor von Radio Stuttgart. 29 08 Weißt Du noch? Bepebte Schlager von eins*. 31-08 Stelldichein hei Maupassant,, eine heitere Szenenfolge. 22,30 Der Liebsten ein Ständ
chen. 23.00 „Das Kaffeehaus" eine Hörfolge von Albert Scliinzinger.
Vom Südwestfunk
Samstag, 18 Juni. 14.15 Wir jungen Menschen, 16.0Q Unser Samsteg-Nachmittag, 17.30 Sang und Klang im Volkston 19.15 Moderne deutsche Tanzmusik. 20.00 ,Der letzte Walzer“, Operette von Oskar Strauß. 22.80 Der SWf bittet zum Tanz!
Sonntag, 19. J 11 n } ; 9.30 D.as Unvergängliche. 11.00 Die Auia, die Stunde der Universitäte i. H.30 Es spielt dag große Vorarlberger Funkorchester. 1240 Mittagskonzert mit Ope.rettentuus;k. 14.15 Frohe Melodien. 15.30 Stimme der Heimat. 16.15 Es spielt das SWF-Unterhaltungserchester. 17.15 Da3 junge Herz, Lyrik von heute. 17.30 Musik und Sport. 18.15 Friedrieh Sehu'.ze-Matzier: Aus Literatur und Wisgenseha t. 19.00 Sportnachrichten. 19.15 Pusztaklänge mit dem Zigeunerorchester Sandor Kurt Hohenherger und Seinen} Orchester.
M ’zaros. J0.00 Sinfoniekonzert. 21.30 Wir tanzen mit
Montag, den 2 0. Juni; 14.15. Unterhaltungsmusik mit Freddy Alberti. 18.00 Musik am Nachmittag. 17.00 Die Weit der Frau. 17.30 So’.istenkon- zert. 19.11 Kleine Abendmustk. 20.00 Musik für Dich. 21.08 Au» der Welt der Oper. 32 30 Carl Augstein: Der dichterische Prozeß. 23.13 gs spielt das Streichorchester Armand Bernard.
wundersame Romantik der künstlerischen Auf* bauten von dem in den Fels gehauenen Gestühl auf sieh hat wirken lassen, bezeugt, daß hier ein Kleinod entstanden ist ein Märchenbild, aus den) reizvollen Landschaftsbild gewachsen, das unvergeßlich bleibt. Nicht umsonst nennt man Hayingen das „Dornröschen“ der Alb.
In den vergangenen Sonn- und Feiertagen haben Wanderfreunde in Scharen das fertig#* stellte Naturtheater bewundert und im L’nfle draußen davon berichtet. Omnibusse brachten Besucher aus allen Teilen Oberschwabens, d e ^ Donau und des Neefears. Sie alle werden wieder“ kehren, wenn das Naturtheater am 19. Juni seine Pforten für die diesjährige Sommerspielzeit 011 - net, wenn das Heimatspiel „Die Orgelmadie? im reizvollen Gewand des Rokoko, ein Bild der alten Zunftherrlichkeit des verklungenen 18. Jan ■ hunderts. Wiedererstehen läßt, wenn Freud un Leid großer Meister der Orgelbaukunst .in wo h Musik und Lied sich nocheinmal widerspiegei«,
ln diesem Rahmen wird das Naturthea Hayingen seinen Leitgedanken, unter dem entstanden in die Tat umsetzen: es soll den “ der Schwäbischen Alb in einer gewissen Ans sehiedenheit vom pulsierenden kulturellen »1 unserer Zeit lebenden Bewohnern eine leben « Teilnahme am kulturellen Schaffen der Geg wart vermitteln, die Liebe zur Heimat und aus dem reichen Schatz der historischen gangenheit Bilder und Gedankengüter erstehen lassen, die wert sind, daß S! ril rr js- Mensch unserer Tage in seiner inneren ze senheit für Stunden daran wieder erbaue.
Zu den landschaftlichen Erlebnissen der liehen Schwäbischen Alb gesellt sich nunm an jedem Sonn- und Feiertag, 15 Uhr. I J°r? he a- kulturelles Erlebnis: der Besuch des Natur ters Hayingen-