18 . Juni 1949
WIRTSCHAFT
Nr. 71 / Seite „
Fieberkurve des Baukostenindex
Ausgangsbasis 1913 erschwert Uebersicht / Direkter Preisvereleich zeiirt 93 Pr n , P „t baukostenverteuerung. / Erhöhte AbsetzungsmöglichkeS^^^^^
Dr F. J. N. Die Frage des Baukostenindex beschäftigt in steigendem Maße sowohl Fachkreise wie Baulustige. Die Gruppe der letzteren — im bautechnischen Sinne meist Laien — geht dabei häufig von Vorstellungen aus, die zumindest einer Korrektur bedürfen; auch über Bildung und Entwicklung des Baukostenindex bestehen Ansichten, die nicht immer stichhaltig sind. Es dürfte daher nicht verfehlt sein, den Sachverhalt einmal in einem größeren Zusammenhang darzustellen.
Baukostenindex nicht ohne Einschränkungen anwendbar
Wichtig für die Beurteilung einer Kostenkurve ist die Kenntnis ihres Ausgangspunktes. Hier zeigt sich, daß als Bezugsbasis für die Entwicklung des Baukostenindex immer noch das Jahr 1913 herangezogen wird, wobei uns praktische Vorstellungen der damals herrschenden Verhältnisse fehlen. Richtiger wäre zweifellos, ein Vorkriegsjahr von verhältnismäßig ausgeglichener Konjunkturlage als Ausgangspunkt zu betrachten, etwa das Jahr 1936, ln dem der Preis- stop in Kraft trat. Wenn man bedenkt, daß für die Aufstellung der meisten anderen Indices — etwa der Löhne und der Lebenshaltungskosten — Bezugsjahre genommen werden, die sich nicht auf die Zeit vor dem ersten Weltkrieg beziehen, dann wird diese Forderung ohne weiteres einleuchten.
Welche Aufgabe hat nun eigentlich der Baukostenindex, wie wird er berechnet? Zunächst ist festzustellen, daß er nicht die absolute Höhe der Baukosten ausweist, sondern vielmehr Durchschnittswerte ermittelt. Wesentliche technische Momente — etwa der Einfluß neuartiger Bauweisen oder der Leistungsgrad der Arbeitskräfte — bleiben außer Betracht. Aus diesem Grunde scheint es zweckmäßig, die Streitfrage über die tatsächliche Höhe des Baukostenindex zunächst unberücksichtigt zu lassen und dafür den Gesichtspunkten größere Beachtung zu schenken, die für die Entwicklung der heutigen Baupreise maßgebend sind.
Die Berechnung des Baukostenindex wird nach einem bestimmten Schema durchgeführt. Das ehemalige Statistische Reichsamt legte diesen Berechnungen seit 1924 ein dreistöckiges, städtisches Wohngebäude mit sechs Wohnungen mit je zwei Zimmern, Kammern, Küche, Abort mit Bad (nutzbare Fläche 60 qm, Rauminhalt 170 cbm) zugrunde und ermittelte für dieses Haus die zum Bau notwendigen Materialien, Lohnstunden, Gehälter, Baunebenarbeiten usw. Auf diese Weise ergaben sich 66 Bauelemente, für welche in 15 Großstädten monatlich die Preise ermittelt wurden; mit Hilfe der gleichbleibenden Mengen, sowie der wechselnden Preise wurden die durchschnittlichen Baukosten für das Haus berechnet und zum Durchschnitt der Baukosten des Jahres 1913 in Beziehung gebracht.
Die Berechnungsmethoden des Baukostenindex
Für unsere Untersuchung, die ja auch die regionalen Verhältnisse berücksichtigen soll, ist aber auch der württembergische Versicherungsindex von Wichtigkeit. Die Württembergische Gebäudebrandversicherungsanstalt hat entsprechend den Schadensfällen laufend Berechnungen angestellt. Jeder Schadensfall wird von ihr
Meinungsverschiedenheiten über die deutschen V ermögens werte
WASHINGTON. Die zwischen den USA, Großbritannien und Frankreich einerseits und der Schweiz andererseits geführten Verhandlungen über die Liquidierung der deutschen Vermögenswerte (wir berichteten ausführlich über dieses Problem in unsrer Nummer vom 18. Mai unter dem Titel „Die Schweiz bemüht sich um Gerechtigkeit“) sind wieder einmal abgebrochen worden, obwohl bei ihrem Beginn behauptet wurde, es handele sich nur um die Erörterung technischer Fragen. Die Schweiz steht auf dem Standpunkt, daß die Potsdamer Erklärung über die Liquidierung der deutschen Vermögenswerte für die neutralen Länder nur für solche Vermögenswerte gilt, die sich in diesen Ländern befinden; die in anderen Ländern befindlichen Zweigunternehmungen von Firmen, die ihren Hauptsitz in der Schweiz haben, will die Schweiz
*ls eigenes und nicht als deutsches Eigentum betrachtet wissen. Dies gelte insbesondere für die IG-Chemie, das von der IG-Farbenindustrie in der Schweiz gegründete Tochterunternehmen, das über beträchtliche Guthaben in den USA verfüge. Von schweizerischer Seite wird erklärt, man habe den Nachweis erbringen können, daß nur 17 Prozent dieser Vermögenswerte deutschen Ursprungs gewesen seien. Die Schweiz fordert die Freigabe der restlichen 83 Prozent als schweizerisches Guthaben.
durch genaue Kostenberechnung geprüft, wobei das Gebäude rechnerisch in die einzelnen Bauelemente zerlegt wird. Die Bauelemente werden mit den feststehenden Preisen des Jahres 1914 und mit den neuesten Preisen multipliziert. Die Summe der Kosten für die einzelnen Bauelemente ergibt damit Baukosten insgesamt für 1914 und für den Zeitpunkt des Schadensfalles. Indem die Baukosten für 1914 und für den Zeitpunkt des Schadensfalles zueinander in Beziehung gesetzt werden, ergibt sich der Verteuerungsindex. Aus allen im Laufe eines Jahres anfallenden Schadensfällen berechnet die Württ. Gebäudebrandversicherungsanstalt einen
durchschnittlichen Jahresindex. Auch hier zeigt sich — was besonders zu beachten ist — wieder, wie bei der Methode des ehemaligen Statistischen Reichsamts, daß es sich um einen Preisindex handelt, der die Wandlungen in der Bauweise nicht berücksichtigt. Der Unterschied zwischen beiden Systemen besteht darin, daß der Reichsindex einen festen Haustyp und die Preise zugrunde legt, die in 15 Großstädten ermittelt worden waren während der württembergische Versicherungsindex wechselnde Haustypen und die Preise wechselnder Plätze heranzieht. Wir haben beide Kurven der Indexbewegung in einer graphischen Darstellung zusammengefaßt, die die Bewegungen sehr plastisch veranschaulicht und in ihrer Eindringlichkeit an das Bild einer Fieberkurve denken läßt. Es zeigt sich hierbei bemerkenswerterweise, daß beide Indexkurven auf Preisschwankungen in gleicher Weise reagieren.
Unmittelbarer Preisvergleich gestattet besseres Urteil
JK. Wir haben im ersten Teil unserer Untersuchung das Zustandekommen der Baukosten- indices und diese selbst dargestellt und in großen Zügen nachgewiesen, unter welchen Voraussetzungen und Einschränkungen ein Baukostenindex betrachtet werden will. Mit diesen Mitteln läßt sich aber nur die Tatsache der durchschnittlichen Baukostenerhöhung feststellen, und es läßt sich nicht verschweigen, daß die auf diese Weise gewonnenen Einsichten beunruhigend genug sind. Wenn man indessen die Möglichkeiten zur Baukostensenkung einer kritischen Betrachtung unterziehen will, ist es wichtig, die Kostenerhöhungen für die einzelnen Bauelemente zu prüfen. Für einzelne Bauelemente (Baulöhne, Industrie der Steine und Erden) ist das an die
ser Stelle zwar schon geschehen, aber es präsentiert sich uns heute durch eine Veröffentlichung im „Handelsblatt“ Nr. 44, vom 10. Juni, ein besonders eindrucksvolles Beispiel. Da, wie wir schon im ersten Teil dieser Arbeit nachwiesen, Indexziffern aus einer Reihe von Gründen mit Vorsicht zu betrachten sind, bleibt nur die Möglichkeit übrig, Einzelbeispiele zu untersuchen und aus einem Preisvergleich die effektiven und prozentualen Kostenerhöhungen abzulesen. Beispiele, die nach Umfang und Planungszeitpunkt einen Vergleich gestatten, sind verhältnismäßig selten. Es erscheint daher richtig, das im „Handelsblatt“ herangezogene Beispiel dieser Betrachtung zugrunde zu legen.
Eine Nürnberger Wohnungsgenossenschaft hat nach den gleichen Bauplänen und Leistungsaufstellungen den gleichen Baublock (mit zehn Wohnungen) 1939 und 1940 geplant und im Aus
schreibungsverfahren vergeben. Da das Vorhaben im Jahre 1939 nicht durchgeführt wurde, jetzt aber wieder zur Diskussion steht, ergibt sich die seltene Möglichkeit, einen Preisvergleich unmittelbar nach Kostenpositionen zu veranstalten. Dabei zeigt sich folgendes Bild:
1939
1949 Verteuei
Gesamtbaukosten
67 342.22
130 209.12
V. H.
93
Maurerarbeiten
22 587.—
43 806.80
94
Zimmevmannsarbeiten
5 244.10
7 467.80
42
Dachdeckerarbeiten
1 640.20
4 825.20
194
Flaschnerarbeiten
491.80
1 152.52
135
Installationsarbeiten
3 053.40
7 887.—
158
Elektroinstallation
911.46
2 416.20
165
Fensterarbeiten
2 316.—
4 007.—
76
Schreinerarbeiten
2 070.—
3 802.—
83
Schlosserarbeiten
914.1$
2 006.62
120
Glaserarbeiten
448.50
777.—
75
Plattenarbeiten
330.40
676.80
103
Stückarbeiten
4 638.—
12 963.80
180
Holzfußböden
2 688.—
6 191.—
135
Steinholzfußböden
547.20
670.80
24
Fensterläden
944.—
1 240.70
32
Türzargen
310.—
1 326.—
828
Malerarbeiten
1467.—
4 059.88
278
Herde, Oefen, Waschkessel
1 600.—
3 150.—
96
Architektenhonorar
1 400.—
6 431.—
359
Anliegerleistungen (Straße, Kanal)
4 285.—
4 285.—
_
Nebenkosten,
Gebühr usw.
3 12$.—
3 126.—
Finanzierungskosten einschl. Disagio
1 030.—
2 500.—
142
In diesem Preisvergleich finden wir also Verteuerungen zwischen 24 und 359 Prozent. Das Architektenhonorar hält mit 359 Prozent die Spitze; es folgen die Kosten für Türzargen mit 326 Prozent, die Malerarbeiten mit 278 Prozent, die Dachdeckerarbeiten mit 194 Prozent, die Stückarbeiten mit 180 Prozent, die Installationsarbeiten mit 165 bzw. 158 Prozent — alles
Positionen, bei denen eine gründliche Nachprüfung angebracht erscheint. Es ist nicht einzusehen, auf welche Weise es zu so enormen Verteuerungen gekommen ist, und angesichts der Dringlichkeit des Problems Wohnraumbe- schaffung ergibt sich die unabweisbare Notwendigkeit, daß die ln Betracht kommenden Bauwirtschaftszweige wie auch die Baubehörden scharfe Nachprüfungen der Kalkulationen in die Wege leiten Wir sind uns dabei der Tatsache bewußt daß die Verhältnisse zwar nicht im einzelnen miteinander zu vergleichen sind, aber der Baukostenindex liegt, wie bekannt, in Nürnberg wie in Tübingen annähernd auf gleicher Höhe, woraus hervorgeht, daß ln einer Reihe von Positionen irgend etwas nicht stimmt.
Steuererleichterungen wirken ausgleichend und fördernd
Das hier gegebene Bild wäre gar zu deprimierend, wenn wir zum Schlüsse nicht auch gewisser erleichternder Momente gedenken könnten. Diese ergeben sich aus dem zweiten Steuerreformgesetz, das im südwürttembergi- schen Landtag zwar noch nicht beschlossen ist, das aber in der Bizone gilt und zweifellos auch bei uns in absehbarer Zeit in Kraft treten wird. § 7b zunächst siebt erhöhte Absetzungen für Wohngebäude vor, und zwar dürfen bei Gebäuden, die nach dem 31. Dezember 1948 errichtet worden sind, und die zu mehr als 80 Prozent Wohnzwecken dienen, im Jahr der Erstellung und im darauffolgenden Jahr auf Antrag je 10 Prozent der Baukosten abgesetzt werden. Ferner können in den darauffolgenden zehn Jahren jeweils bis zu 3 Prozent der Baukosten für Abnützung abgesetzt werden, während sich darnach die Absetzungen für Abnützung nach dem dann noch vorhandenen Restwert und der Restnutzungsdauer des Gebäudes richten.
Bei der Errichtung von Werkswohnungen, die nach Größe, Ausstattung und Mietwert bestimmten Vorschriften entsprechen, dürfen im Jahr der Erstellung und im darauffolgenden Jahr sogar je 20 Prozent abgesetzt werden. Außerdem sind zur Förderung des Wohnungsbaues noch sehr weitgehende Steuererleichterungen vorgesehen. Steuerpflichtige, die ihren Gewinn nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ermitteln, können Zuschüsse oder unverzinsliche Darlehen zur Förderung des Wohnungsbaus im Jahre der Hingabe als Betriebsausgabe absetzen, wenn die Zuschüsse oder Darlehen an gemeinnützige Wohnungsunternehmen, Organe der staatlichen Wohnungspolitik, gemeinnützige Siedlungsunternehmen, an zur Ausgabe von Heimstätten zugelassene Unternehmen, an sonstige Woh- nungs- und Siedlungsunternehmen und private Bauherren gegeben werden, wenn durch diese Zuschüsse und Darlehen der Bau von Wohnungen gefördert wird, die in Größe, Ausstattung und Miete den Grundsätzen des sozialen Wohnungsbaus entsprechen, die für die genannten Unternehmungen gelten.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese steuerlichen Erleichterungen zwar den Wohnungsbau unter Umständen zu fördern vermögen, daß aber außerdem noch zwei grundlegend wichtige Fragenkomplexe gleichlaufend zu lösen sind: die Finanzier ungsprobleme
und, nach den hier angestellten kritischen Untersuchungen, vor allen Dingen die Rückführung der Kostenpositionen des gesamten Bau- und Baunebengewerbes. Gelingt die Lösung dieser letzteren Frage nicht, dann taucht eine andere, noch viel schwierigere auf: die Mietpreiserhöhung. Und mit ihr soziale Spannungen, Lohnerhöhungen Preiserhöhungen usw. im bekannten Ablauf. Man sollte sich hüten, diese letzte Konsequenz auch nur in Erwägung zu ziehen und lieber alle nur erdenklichen Anstrengungen in Richtung auf eine Preiskorrektur der beanstandeten bauwirtschaftlichen Kostenfaktoren unternehmen.
• D-Mark-Kurs auf Höchststand
BASEL. Während bei anderen ausländischen Zahlungsmitteln nur geringfügige Kursschwankungen zu verzeichnen waren, erreichte die D-Mark zur Wochenmitte einen Rekordkurs von 67,60 bis 68.60 Schweizer Franken für 100 DM. Schweizer Bankkreise beurteilen den Kursanstieg zurückhaltend; als Grund wird im allgemeinen die zunehmende Stabilisierung der deutschen Wirtschaft angegeben.
Die Lohn-Preis-Schere in Oesterreich
WIEN. Nach vorläufigen Berechnungen des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung werden die Lebenshaltungskosten durch die verfügten Preis-, Steuer- und Tariferhöhungen selbst dann um rund 14 Prozent ansteigen. wenn die Preise für gewerbliche Erzeugnisse und Leistungen unverändert bleiben sollten.
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Aus der christlichen Welt
Der Blumenstock
„Darum so behütet aufs fleißigste eure Seelen, daß ihr den Herrn, euren Gott, liebhabet.“ Josua 23, 11 .
Am Geburtstag und bei der Konfirmation, an der Hochzeit und beim Begräbnis greifen wir nach dem Blumenstock. Er ist schön und lieblich und vor allem so angenehm still. Er will hichts von einem. Er will nur Zierde sein. Und wenn die Feierlichkeit vorüber ist, stellt man ihn wieder beiseite, und er läßt sich das gerne gefallen.
ich könnte mir vorstellen, daß der Teufel in unseren Tagen voller Triumph vor Gott treten und zu ihm sagen würde: „Siehst du, Herr, so weit hast du es gebracht! Weißt du, was du für d)e Menschen des 20. Jahrhunderts noch bist? fi m Blumenstock, mehr nicht, gerade recht, li vft ^immungen zu verklären und ihre Feier- uchkeiten zu verzieren. Da wollen sie unter all nren irdischen Blumenstöcken auch noch den himmlischen haben. Aber zu sagen hast du nnen nichts. Früher haben sie dich wenigstens «och ernst genommen. Da haben sie deine Pro- gesteinigt und deinen Sohn ans Kreuz Beschlagen. Heute lächeln sie dir wohlwollend u. Wohlwollend holen sie dich im geeigneten “Ugenblick hervor, wohlwollend stellen sie dich ni u. nac hher wieder weg. Ernst nehmen sie dich tii/j Ern ? 1 nehmen sie die Währung und die Poli- pnV •? , Fu ßball und die russische Gefahr, die Preis- _jwu^lung und die Besatzungsmacht, das Ver- Bnugen und die Atombombe. Dich aber lassen sie schönen Blumenstock sein, auf den sie hem * * nidlt ganz verzichten möchten. Und das „ ‘ ue n sie ihre abendländische Religion, die man | e n den gottlosen Osten verteidigen müsse.“ der Teufel. Hat er nicht recht? Hat er Grund, sich zu freuen? Ist die ganze Blu- »Tnj^ook-Religion nicht sein eigenstes Werk?
ü will er nicht uns alle damit betören? daR ?u Un } so behütet aufs fleißigste eure Seelen, heiRt I ® en Herrn > euren Gott, liebhabet!“ Das tnri u' : weg von der Blumenstock-Religion da« k 1 ? zu ernsthafter Liebe! Gott lieb haben, llchiro 6 . eytet: Gott als die entscheidende Wirkung j Lebens begreifen, von der Gedeih d a , k„, e „ r . der b für uns abhängt. Gott liebhaben, ihm „ u mit Gott rechnen, viel ernsthafter mit 1 rec hnen als mit allem andern, womit wir
sonst zu rechnen pflegen. Gott lieb haben, das heißt, sich etwas von ihm sagen lassen auch in den Dingen des täglichen und des öffentlichen Lebens. Gott lieb haben das ist keine traurige und bittere Angelegenheit. Das ist eine frohe und selige Sache. Sie sollte uns nicht allzuschwer fallen, wenn wir bedenken, was wir dem Herrn- verdanken, und wenn wir sehen, wohin der Abfall von ihm führt. Hans Ziegler
Gefahr in China
Der China-Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“, Walter Boßhard, schreibt in einem Aufsatz über „Die christlichen Missionen im kommunistischen China“:
„Im Kampf zwischen Kuomintang und Kommunisten stellte sich die christliche Kirche beider Bekenntnisse entschlossen hinter die Nationalregierung. Infolgedessdh betrachteten die Anhänger des Marxismus die Tätigkeit der Missionare mit größtem Mißtrauen. Die Schulen und Erziehungsanstalten mußten den Kommunisten übergeben werden, die auch Pfarrhäuser und allen übrigen Grundbesitz „im Namen des Volkes“ einzogen. Das berühmte, drei Tagereisen von Peking gelegene Trappistenkloster wurde überfallen und zerstört. Die Insassen wurden niedergemetzelt. Die protestantischen, insbesondere die amerikanischen Missionare entzogen sich größtenteils durch rechtzeitige Flucht den Verfolgungen. Man geht kaum fehl in der Annahme, daß eine kommunistische chinesische Regierung trotz mancherlei Versprechen jegliche religiöse Beeinflussung durch das Ausland verbieten wird.“
Johannes Brenz
Ein Wort der Erinnerung
Am 24. Juni vor 450 Jahren ist in dem Benjamin unter den süddeutschen Reichsstädten, in Weil der Stadt, Altwürttembergs bedeutendste Reformatorengestalt geboren worden. Wer sein Land kennt, begegnet in West und Ost seinen Spuren: in Schwäbisch Hall steht noch das Haus, in dem er von 1522 bis 1547 wirkte und aus dem er von den Schergen Karls V. vertrieben wurde. „Fuge, Brente, cito, citius, citisseme!“ (Fliehe Brenz, so schnell du kannst!). Die Feinde Luthers haben ihn nicht erwischt, Württembergs Kronprätendent hielt von Mömpelgard aus seine schützende Hand über Ihn, Ulrich hatte ihn in der Marburger
Verbannung schätzen gelernt. Im Schwarzwald lebte er lange verborgen, er, der auf dem Augsburger Reichstag 1530 als einziger — dieser Ehre wurde nicht einmal Melanchthon zuteil — von Luther um seines rechten reformatorischen Verständnisses willen gelobt wurde, er, der in den wütenden Zeiten der Bauernrevolte echt schwäbisch den Zorn der Parteien sänftigte, er, der den schweizerischen Zwinglianern im Abendmahlsstreit mit den klügsten Worten und Formeln Hochachtung abzwang und Luthers Radikalität versteh- und annehmbar machte, mit 26 schwäbischen Gleichgesinnten.
Rühmen wir uns heute dessen? Jawohl. „Ihr Schwaben mit eurem Gaischt“, schrieb der Herr aus Wittenberg seinem verläßlichsten Mitstreiter, „was wäre ich ohne Euch?“ Jahre vor Luthers Katechismus hat Brenz den seinigen verfaßt und der Meister ahmte den Schüler nach. Oder sollen wir daran erinnern, was Luther über Brenzens Auslegungen der Psalmen und der alttestamentlichen Propheten geurteilt hat? „Leset Brenz, besser kann ich’s nicht!“ Seine Glanzzeit kam in der zweiten Phase der würt- tembergischen Reformation. Der „gütige“ Christoph wußte, was er an seinem Stiftsprobst hatte. Die Kanzel der Stuttgarter Hauptkirche, unter der Brenz begraben liegt, wird bald wieder sein, was sie war: die Stätte der Verkündigung des lauteren Evangeliums. Noch lebt sein Geist, der sanfte und gerade Geist, aber auch das messerscharfe Wort, das mit alten und neuen Schwarmgeistern, das mit allem „Papismus“, in welche Form er sich auch kleidet, Zwiesprache und Abrechnung hält. In das Bibelbuch versenkt steht noch seine sinnende Gestalt in Stein an der Stuttgarter Hospitalkirche, offenbarend das evangelische Ja zum protestantischen Nein der Luthergestalt. em.
LEUTKIRCH. Am Dreieinigkeitsfest fand der fünfte evangelische „Allgäuer Kirchentag“ statt. Landesbischof Dr. Haug hielt die Festpredigt, Prälat Lic. Lempp erklärte in einem Vortrag über „Die Kirche der Zukunft“, diese werde eine „Freiwilligkeitskirche“ sein.
STETTEN i. R. Am 11. und 12. Juni feierte die Heilanstalt für Schwachsinnige und Epileptische ihr lOOjähriges Jubiläum. Innenminister Ulrich überbrachte den Dank der Staatsregierung für die bisher geleistete Arbeit. Es sprachen außer
in dem Menschen da und dort durch den Heiligen Geist mit Jesus Christus und so auch untereinander Zusammenkommen, entsteht und besteht da und dort sichtbar christliche Gemeinde. Sie ist darin eine Gestalt des einen, heiligen, allgemeinen Volkes Gottes und darin eine Gemeinschaft heiliger Menschen und Werke, daß sie sich allein von Jesus Christus, in dem sie begründet ist, auch regieren läßt. K. Barth
dem Landesbischof Dr. Haug, Prälat Lic. Lempp und Prof. D. Dr. Thielicke, Tübingen.
BERLIN. Eine Konferenz der Bischöfe und der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) wurde für den 30. Juni nach Dresden einberufen. — Der Weltkirchenrat hat zu einer im Juni/Juli in England stattfindenden Konferenz auch neun deutsche Vertreter, unter ihnen Dr. Schönfeld und Dr. Nenn von der Oekumenischen Zentrale in Frankfurt a. M., eingeladen.
PRAG. Am 10. Juni wurde ein sogenanntes „Katholisches Aktionskomitee“ gegründet, das an die führenden kommunistischen Regierungsmitglieder Ergebenheitsadressen gerichtet hat. Der Erzbischof von Prag verbot den Gläubigen eine Beteiligung an dieser nichtkatholischen Aktion unter Androhung der Exkommunikation.
WIEN. In Anwesenheit des Bundespräsidenten Karl Renner und des päpstlichen Nuntius zelebrierte Kardinal Innitzer am vergangenen Sonntag zum ersten Male seit 1933 eine Messe auf dem Heldenplatz, an der 60 000 Personen teil- nahmen.
ROM. Papst Pius XII. nahm am letzten Sonntag in der Peterskirche die Heiligsprechung der seligen Maria Giuseppa Rosello, der Gründerin des Instituts der „Töchter Unserer lieben Frau von der Barmherzigkeit“ vor.
ATHEN. Am 4. Juni wurde der 74jährige Erzbischof von Janina, Vlahos, zum neuen Primas der orthodoxen Kirche Griechenlands gewählt.
BOSTON. Auf der Jahresversammlung der Mutterkirche Christlicher Wissenschaftler, zu deren Präsidentin Emma C. Shipman gewählt worden ist, wurde festgestellt daß eine entscheidende grundsätzliche Aenderung in den Hauptgebieten der Wissenschaft zu einer wachsenden Achtung für die Bewegung der „Christian Science“, beigetragen habe.