Nr. 70

Aus dem Na%old=, Enz= und Albtal

15. Juni 194}

ITlitten im 3Ceuet

Sie hat mancherorts schon vor zehn Tagen be­gonnen und in dieser Zeit hätten unsere Landwirte alles unter Dach bringen können. Aber es war ein Heuen mit Verzögerung, denn immer wieder ging ein Platzregen nieder und den kann man bei diesem Bauerngeschäft nicht brauchen. Die Wetter­vorhersage war auch immer auf Regenschauer aus- gerichtet? doch das Gras war reif zum Schnitt und somit wollte man die Arbeit hinter sich bringen. Aber es war bis jetzt ein verdrießliches Beginnen zumal da, wo es nicht zu guten ,,Schochen" reichte und das liegende Gras gewaschen wurde. Einer meinte beim Blick auf eine solche Wiese: Wir brauchen es ja nicht zum Fr..." Gewiß, aber wenn kein gutes Heu in die Scheunen kommt, macht sich dies in manchen Dingen für alle bemerkbar. Nun. vorgestern und gestern war rich­tiges Heuwetter und manche stattliche Fuhre ist da eingebracht worden. Hoffentlich hält es diese Woche noch an, dann werden die Wiesen zum größten Teil leer sein und sie können zum zweiten Schnitt ausholen, immer wieder vorausgesetzt, daß alles mittut, was dazu gehört, in diesem Fall zeit- weiser Regen und Sonnenschein. Ja, ja, kein an­derer Beruf wie der des Bauern ist so sehr von der Natur abhängig und nicht zuletzt von seiner Arbeit hängt auch unsere leibliche Nahrung ab.

Calwer Stadtnachrichten

Ständchen. Der Männerchor des Gesangvereins Liederkranz-Concordia" brachte seinem Ehrensän­ger Christian Ntedhammer, Schreinermeister, und seiner Gattin zur goldenen Hochzeit ein wohl­gelungenes Ständchen. Herr Niedhammer war mehr als drei Jahrzehnte lang ein treuer Sänger im früheren Calwer r ,Liederkranz. Vorstand Wochele überbrachte die Glückwünsche des Vereins.

Orgelkonzert in der Stadtkirche. Am Donnerstag, 16. Juni, 20 Uhr, spielt in der ev. Stadtkirche in Calw der hier wohlbekannte Orgelkünstler Martin Günther Förstemann Werke von Buxtehude, Bach, Händel und Max Reger. Ueber seine reife Kunst braucht nichts mehr gesagt zu werden. Wer nach einer tief innerlichen Erquickung verlangt in dieser notvollen Zeit, der wird sie aus der gehei­ligten Welt dieser großen Meister sich holen dürfen, zu der Förstemann den Schlüssel hat.

Kulturwerk. Ein vielversprechender Klavierabend steht am Freitag den 17. Juni im Georgenäum, 20.15 Uhr, bevor. Der Frankfurter Pianist und Musik­wissenschaftler Dr. Georg Kuhlmann, der jetzt als Direktor an das Konservatorium und Musik­seminar Kassel berufen wurde, spielt und erläutert Werke von Robert Schumann. Zum Vortrag kom­men: Die Romanze in fis-moll, Davidsbündlertänze, Sonate in g-moll und Papillons 112 musikalische Miniaturen). Die Presse rühmt nicht nur die bra­vouröse Technik dieses Pianisten, sondern auch sein geistvolles Spiel und vor allem die geschickte Art, mit der er die zum Vortrag kommenden Werke einzuführen weiß. Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei der Buchhandlung Häußler zu DM. 1., DM. 1.50 und eine beschränkte Anzahl zu DM. 2. zu erhalten. Flüchtlinge und Schüler haben halbe Pieise.

Kultürwerk. Montag den 20. Juni 1949, 20.15

Uhr, Georgenäum, ArbeitsgemeinschaftGeschichte des deutschen Dramas und Theaters". Thema:Die klassischen Dramen", Leitung Stud.-Rat Kapp, Oberschule Calw. Donnerstag den 23. Juni 1949, 20.15 Uhr, Georgenäum, LichtbildervortragWas Ostpreußen für Deutschland und für uns Heimat­vertriebene war". Kurt Petreck, Calw. Montag, 20. Juni, bis Samstag, 25. Juni: Singwoche im Volkshochschulheim Inzigkofen. Volklieder, Madri­gale und Kanons. Leitung Hans Grischkat. Anmel­dung über das Kulturwerk. Bei genügender Beteiligung findet am Samstag den 25. Juni anläß­lich der Mozartwoche in Stuttgart eine Omnibus­fahrt zu der dortigen Festaufführung der Oper Entführung aus dem Serail im Staatstheater statt.

kleinen Fahrplan dazu. Hinfahrt: Calw ab 4.58, Wildberg (W) ab 5.13, Nagold ab 5.28, Konstanz an 9.30. R ü c'k fahrt: Konstanz ab 19.30, Nagold an 23.41. Wildberg (W) an 23.52, Calw an 0.05. Rundfahrt auf dem Bodensee mit Sonderschiff ent­lang dem Schweizer Ufer bis auf die Höhe von Romanshorn, weiter nach Meersburg, dort Aufent­halt. Anlegen auf der Insel Mainau und Besichti­gung derselben. Fahrpreis DM. 11., Schiffsfahr­preis DM. 3.10. Fahrkarten ab sofort beim Bahnhof Calw erhältlich (solange vorrätig).

109 Einwohner auf 1 qkm im Kreis Calw Bei der letzten Vorkriegsvolkszählung am 17. Mai 1939 entfielen im Kreis Calw, der einen Flächeninhalt von 882,48 qkm nach dem heutigen Stand hat, erst 101 Einwohner auf jeden qkm. Bei der ersten Nachkriegszählung vom 29. Oktober 1946 waren es dann bereits 104 Bewohner je qkm un­seres Kreises und heute sind es deren rund 109. Die Bevölkerung hat demnach bei uns in den letz- den 2*/i Jahren erheblich stärker zugenommen als in den vorhergegangenen rund 7 1 /2 Jahren. H. H,

Tagesgeschehen in den Kreisgemeinden

Zugverkehr an Fronleichnam

Am 16. Juni fahren die Züge im allgemeinen in Baden nach dem Sonntagsfahrplan, in Württem­berg nach dem Werktagsfahrplan. Auf der Strecke PforzheimHorb ist Sonntagsverkehr, es fahren jedoch zusätzlich die Werktagszüge: P 3082 Calw ab 6.50 Uhr, Nagold an 7.25 Uhr und P 3096 Calw ab 14.10 Uhr, Horb an 15.28 Uhr. P 3129 Horb ab 18.10 Uhr, Pforzheim an 20.26 Uhr (Calw an 19.25 Uhr, Calw ab 19.38 Uhr). Auf der Strecke Calw Stuttgart ist Werktagsverkehr. Zusätzlich fahren noch die Sonntagszüge P 2195 Calw ab 20.10 Uhr, Weilderstadt an 20.47 Uhr, P 2196 Weilderstadt ab 21.00 Uhr, Calw an 21.38 Uhr.

Es werden Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben, gültig ab Mittwoch, 15. 6., 12 Uhr, bis Donnerstag, 16. 6., 24 Uhr.

Sonderzug an den Bodensee

Wie schon bekanntgegeben, wird am Sonntag, 19. Juni, ein Verwaltungs-Sonderzug an den Boden­see ausgeführt. Nachstehend bringen wir nun den

Unterlengenhardt. Unter Leitung von Pfarrer Achenbach aus Bad Liebenzell fand in unserer Ge­meinde das diesjährige Jugendmissionsfest statt. Die Veranstaltungen waren auch von vielen aus­wärtigen Gästen besucht, mußten aber leider wegen des schlechten Wetters in den Räumen des Schul­hauses durchgeführt werden und nicht, wie beab­sichtigt, im Walde. Der allseits beliebte Lehrer Richard Kern hat als erster Heimatvertriebener bei uns seine letzte Ruhestätte gefunden. Seine In­dienststellung hat er nicht mehr erlebt.

Gechingen. Einem tragischen Unglücksfall fiel der hiesige Schuhmacher Richard Kielwein in der Nacht des Pfingstmontag zum Opfer, nachdem er auf dem Heimweg in Ostelsheim auf einen unbe­leuchteten parkenden Lastkraftwagen aus Aidlin­gen auffuhr. Er trug sehr schwere Kopfverletzun­gen davon und starb bald nach seiner Einlieferung in das Kreiskrankenhaus. Auch die Soziusfahrerin erlitt einen Schädelbruch mit Gehirnerschütterung und mußte ebenfalls ins Krankenhaus verbracht werden.

Althengstett. Trotz des bewölkten Himmels war das Sommerfest des hiesigen Musikvereins recht gut besucht. An der Durchführung des Festpro­gramms beteiligten sich neben dem hiesigen Ver­ein noch die Musikkapellen von Neuhengstett, Gechingen und Simmozheim. Die Darbietungen, insbesondere die von sämtlichen vier Kapellen gemeinsam zum Vortrag gebrachten Stücke, brach­ten starken Beifall. Auch die Chöre des Gesang­vereins und des Gemischten Chors von Altheng­stett fanden besondere Beachtung. Auf dem Fest­platz war bis in den späten Abend hinein ein lebhaftes Treiben. Der Musikverein hat bewiesen, daß er solche Feste wohl zu gestalten vermag.

Ostelsheim. Witwe Gertrud Hauser, geb. Hiller, Lehrerswitwe, beging in körperlicher und geistiger Frische ihren 73. Geburtstag.

Wildberg. Nach langem, schwerem Leiden wurde Sägwerksbesitzer Friedrich Wörnsr vomTäle" in Sulz zur letzten Ruhe bestattet. Er wurde im Jahre 1876 in Sulz geboren und erlernte später das Zimmermannshandwerk. Im Jahre 1906 erwarb er die untere Sägmühle imTäle", die er durch gute Sachkenntnis und zähen, unermüdlichen Fleiß zu einem bedeutenden Werk unserer Gegend ent­wickelte. Seine Freude an dem aufblühenden Le­benswerk erhielt einen schweren Schlag durch den frühen Tod seines einzigen Sohnes, der vor zehn Jahren einer heimtückischen Krankheit zum Opfer fiel. Viele Bekannte und Geschäftsfreunde beglei­teten ihn zu seiner letzten Ruhestätte. Im Namen der Arbeiter des Betriebs legte Obersäger Hillin- ger mit ehrenden Dankesworten einen Kranz am Grabe nieder. Der Gesangverein Sulz umrahmte die Trauerfeier mit erhebenden Chören.

Mindersbach. Die Heuernte hat eingesetzt. Die Kinder haben Heuferien. Gestorben ist die älteste Person des Dorfes, die 83 Jahre alte Marie Henß- ler, die den bei einem Unfall erlittenen Verletzun­gen erlegen ist.

Simmersfeld. Unser Luftkurort und die umliegen­den Ortschaften werden mehr und mehr an das Verkehrsnetz angeschlossen. Im Interesse der Leser gaben wir folgende Fahrpläne bekannt: Der Mon­tags bis Freitags verkehrende Kraftomnibus Ober­tal 5.35, Baiersbronn 6.00, Klosterrreichenbach 6.05, Igelsberg Kreuzung 6.15, Besenfeld 6.25, Sim­

mersfeld 6.40, Stuttgart 8.30 und ab Stuttgart 18.00, Simmersfeld 19 45, Besenfeld 20.00, Igelsberg Kreuzung 20.15, Klosterreichenbach 20.30, Baiers­bronn 20.45, Obertal 21.15 ist seit 6. 6. verstärkt worden durch einen Autobus, der 23.00 ab Stutt­gart fährt. Ab 1. Juni verkehrt Dienstags, Don­nerstags und Samstags ein Omnibus der Firma Georg Rupps, Gaugenwald, in folgenden Fahrzeiten: Gaugenwald 5.45, Zwerenberg 5.50, Simmersfeld 6.10, Oberweiler 6.18, Aichhalden 6.20, Zwerenberg 6.23, Martinsmoos 6.26, Oberhaugstett 6.35, Neu­bulach 6.40, Station Teinach 6.45, Calw 7.10 (Ab­fahrt des Zugs nach Stuttgart 8.00) und Calw ab 13.45, Neubulach 14.15, Oberhaugstett 14.18, Mar­tinsmoos 14.25, Zwerenberg 14.30, Simmersfeld 15.00. Das Postauto fährt jetzt wochentags 6.15 ab Simmersfeld bis Bahnhof Altensteig (Anschluß Zug nach Nagold 7.00) tind zurück ab Bahnhof Alten­steig 18.30, aber Samstags 13.56.

Herrenalb. Die bisherigen Bemühungen der hie­sigen Stadtverwaltung, eine direkte Verkehrsver­bindung zwischen Herrenalb und Pforz­heim zu schaffen, sind von Erfolg gewesen. Seit einigen Tagen ist die neue Omnibuslinie Herrenalb über Dobel nach Pforzheim in Betrieb genommen worden. Es kommen täglich zwei Fahrten zur Aus­führung: Herrenalb (Rathausplatz) ab: Werktags: 8.15 und 15.15 Uhr: Sonntags: 9.15 und 20.15 Uhr. Pforzheim ab: Werktags: 7.00 und 14.00 Uhr: Sonn­tags: 8.00 und 19.00 Uhr. Die Fahrzeit beträgt nur 65 Minuten, was eine wesentliche Abkürzung des bisherigen Reiseweges über Ettlingen-Karlsruhe be­deutet.

Birkenfeld. Am Sonntagnachmittag wurde der 70- jährige Emil Dingler unter großer Anteilnahme der Gemeinde zu Grabe getragen. Mit ihm ist eine be­

kannte und wegen ihres geraden Charakters ge­schätzte Persönlichkeit von uns geschieden. Der Sängerbund weihte dem treuen Sangesbruder seine letzten Grüße.

Obernhausen. Am kommenden Sonntag, 19. Juni, veranstaltet der Verein für Leibesübungen naclt mehrjähriger Unterbrechung wieder ein Schautur­nen. Neben Reigen und Spielen der Jugend dürfte ein Leichtathletik-Mannschaftskampf zwischen dem VfL. Obernhausen und dem S.V. Alzenberg, ein Korbballspiel der Frauen gegen eine Mannschaft des S.V. Eutingen, sowie Faustballspiele das Pro­gramm reichhaltig und interessant gestalten. -er, 50 Jahre Telegraphenhilfsstellen

Am 15. Juni 1899, vor nunmehr 50 Jahren, wur­den die Telegraphenhilfsstellen in Engels­brand und Waldrennach in Betrieb genom­men, d. h. Telegraphenanstalten mit Telephonbe­trieb, die nicht mit dem Postdienst vereinigt sind. Es waren dies die ersten postalischen Einrichtun­gen in den beiden Gemeinden.- H. H.

Missionsfest in Altensteig

Am Dreieinigkeitsfest, 12. Juni, fand nach altem Brauch das Missionsfest in der hiesigen Stadtkirche statt. Es stand unter dem Wort: Gottes Wirken unter den Völkern. Missionsinspektor Dilger, Stutt­gart, der schon im Vormittagsgottesdienst das Pre­digtamt versah, gab einen umfassenden Ueberblick über die heutige Lage des Missionsdienstes, insbe­sondere über die Arbeit der Basler Mission. Ge­waltige Schwierigkeiten äußerer und innerer Art türmen sich auf allen Seiten auf. Missionar Tröster sprach über die besondere Lage der Mission in Afrika, besonders in Kamerun. Trotz aller Schwie­rigkeiten werden' immer wieder Zeugnisse lebendi­gen Christentums unter den Eingeborenen sichtbar. Die Ansprachen waren umrahmt von Vorträgen des Posaunenchors von Grömbach-Egenhausen, der un­ter der Leitung von Pfarrer Zeller schöne Proben seines beachtlichen Könnens gab.

Altensteig. Am 9. Juni wurde eine hiesige Frau von einem Kraftfahrer im Walde zwischen Pfalz­grafenweiler und Spielberg in völlig erschöpftem Zustande aufgefunden. Die nervenkranke Frau wurde ihren Angehörigen zurückgebracht. Sie war schon über zehn Tage von Hause weg.

Altensteig. Hans Seidt, Sohn des Johannes Seidt, Pächters der Metzgerei und Wirtschaft zur Rose" in Altensteig, ist aus russischer Kriegsge­fangenschaft zurückgekehrt.

Was Nagold zu berichten hat

65 Jahre Möbelfabrik Koch, Nagold Eigentlich hätte die Möbelfabrik Koch in Na­gold, Herrenbergerstraße, im vorigen Jahre schon ihr 65jähriges Bestehen feiern können. Gegründet 1883, kam der Betrieb aber erst im nächsten Jahre in Fluß und entwickelte sich seitdem so, daß er heute das führende Unternehmen seiner Art in Nagold und Umgebung ist. Die Fabrik hat sich jetzt auf Innenausbauten, Ausstattung von Läden und speziell auf geschmackvolle Einrichtung von Gaststätten, Cafös usw. verlegt. Vor dem Kriege schon war die Möbelfabrik Koch namentlich in Stuttgart und Freudenstadt wegen ihrer Qualitäts­möbel bekannt und geschätzt. Wenn die zu erwar­tenden vielen Besucher der Nagolder Gewerbeschau viel Bemerkenswertes hier sehen werden, so wird die Möbelfabrik Koch für sich in Anspruch nehmen dürfen, an geschmackvollen Gaststätten-Einrichtun- gen geradezu Mustergültiges vor Augen zu führen. Vor 1939 wurde der Innenausbau derTraube" in Nagold durch die Firma Koch zu einem Schmuck­kästchen gestaltet. Nach 1945 richtete das Haus Koch u. a. dieSchwane" und dasWaldhorn" in Nag'old, weiter dasWaldhorn" in Berneck und das Cafe Lenk in Altensteig nach neuzeitlichen Grund­sätzen behaglich und gemütlich und dabei doch wirkungsvoll schön ein. Augenblicklich wird von der Firma Koch derLöwen in Nagold groß­zügig neu eingerichtet. Daß die Firma Koch auf dem Gebiete der Büroneugestaltung führend ist,

zeigen die fein renovierten Räume der Schwarz­wälder Tuchfabrik in Rohrdorf. Im Wirtschaftsleben der Stadt spielt die Möbelfabrik Koch keine unbs- deutende Rolle, setzt sie doch 60 Betriebsangehörige in Arbeit und Brot, von denen eine stattliche Reihe schon Jahrzehnte hindurch in diesem Betriebe tätig ist unter Bedingungen, die nicht überall so günstig sind wie hier.

Warum in die Ferne schweifen ...

Simmersfeld, im Juni.

Nach diesem erfreulichen Gesichtspunkt wurde in der letzten Woche der Ausflug der Volksschule Simmersfeld durchgeführt. Schon tags zuvor waren die Kinder in den Wald gegangen, und als am an­dern Morgen die Wagen zur Abfahrt bereitstanden, waren sie so herrlich geschmückt, als ging's zum größten Fest. Mit leuchtend-offenen Augen fuhren sie über Aichelberg ins Enztal nach Wildbad. Dort gab es viel zu sehen. Aber der Höhepunkt war die Bergbahnfahrt zum Sommerberg. Ein Spaziergang von einer Stunde und die Besichtigung der neuen Sprungschanze und der oberen Rodelbahn war den Kindern «ehr interessant. Kurz vor Mittag wurde zu Tal gefahren und glücklicherweise hatten die Kin­der Gelegenheit, unter sachkundiger Führung das Eberhard-Bad zu besichtigen/ Bei einem Rund­gang durch die Stadt riefen oft die teils prächtigen Schaufensterauslagen helles Entzücken hervor.

Dann ging es wieder weiter über Calmbach-Ober­reichenbach nach Hirsau. Auch hier gab es aller­lei Neues zu sehen. Mit gespannten Sinnen lausch­ten und verfolgten die Kinder die Ausführungen ihrer Lehrer über die Ausmaße und 4 die Anlage des ehemaligen Klosters. Von hier führte die Fahrt nach Teinach, von wo aus ein Spaziergang zur Ruine Zavelstein gemacht wurde. Schon vorher war den Kindern im Unterricht Werden und Ver­gehen der Burg Zavelstein erläutert worden, und so war ihnen nun Zeit und Muße gegeben, jeden Winkel der Ruine zu durchstöbern und die Mauern und Zinnen zu erklettern. Doch alle Freude hat ein Ende und gegen Abend wurde aufgebrochen und von Teinach aus ging es über Oberkollwangen wieder der Heimat zu. Noch am anderen Morgen leuchteten die Kinderaugen erinnerungsfröh und ab und zu hört man noch das eine zum anderen sagen: ,,Woischt no ...?"

Wieder ein Verkehrsunfall vor Gericht

In einer zweistündigen Verhandlung hatte das Amtsgericht Nagold wieder einmal die Frage des Verschuldens an einem Verkehrsunfall zu klären. Am 23. Februar fuhr eine Radfahrerin aus Nagold die dortige Bahnhofstraße herab und wollte den für Verkehrsunfälle geradezu geschaffenen Vorstadt­platz überqueren. In diesem Augenblick kreuzte ein Motorradfahrer, der mit einer Geschwindigkeit von etwa 1520 km aus der Marktstraße in Richtung Herrenbergerstraße eingebogen war, die Fahrbahn der Radfahrerin. Diese verlor bei dem Auftauchen des Motorrades völlig den Kopf und fuhr gerade­wegs auf das Motorrad auf. Durch den Zusammen­stoß wurde der Soziusfahrer vom Motorrad ge­schleudert und erlitt einen Schädelbruch und an­dere Verletzungen. Die Radfahrerin stürzte auf die Straße und trug eine Gehirnerschütterung und einen Schlüsselbeinbruch davon. In gründlicher Beweisaufnahme kam das Gericht zu der Ueberzeu- gung, daß die Radfahrerin diesen Unfall allein verschuldet hatte, weil sie den besonderen Um­ständen entsprechend zu schnell gefahren war und vor allem das Vorfahrtsrecht nicht beachtet hatte. Die Kopflosigkeit allem kann dieses Verhalten nicht entschuldigen. Da durch diese Mißachtung der Straßenverkehrsordnung aber der Mitfahrer des

Motorrads schwer verletzt worden ist, wurde die Angeklagte wegen fahrlässiger Körperverletzung zu der Geldstrafe von 40 DM. verurteilt. Ein Ver­sicherungsagent, der die Versicherungsbeiträge sei­ner ländlichen Kunden anstatt in Geld in Eiern und Butter einkassierte und diese in Stuttgart absetzen wollte, wurde mit einer Geldstrafe von 100 DM. bestraft. Das Gericht brachte zum Aus­druck, daß zwar die Zwangsbewirtschaftung im allgemeinen im letzten halben Jahr erheblich ge­lockert wurde und daß die Verfehlung des Ange­klagten, wenngleich sie durch ihre Wiederholung ein besonderes Gepräge erhielt, nicht zu den größeren und besonders schweren zu rechnen ist und daß deshalb noch von einer Freiheitsstrafe abgesehen werden könne. Die Bestimmungen in an­deren Zonen haben auf die Gültigkeit der in un­serer Zone bestehenden Wirtschaftsgesetze keinen Einfluß. Außer dieser Geldstrafe hat aber der An­geklagte noch den nicht minder schweren Verlust der großen Mengen von Eiern und Butter zu tra­gen. Eine ganz gemeine Diebin, die ihre Anstel­lung in der Heilstätte Rötenbach dazu mißbrauchte, um Patienten in deren Abwesenheit kleinere Geld­beträge aus Brieftaschen oder Geldbquteln zu ent­nehmen, wurde der gerechten Strafe überführt. Da

sie nicht aus Not, sondern aus Hang zum Stehlen gehandelt hat, mußte sie, die schon mehrfach vor­bestraft ist und zwar schon zweimal wegen Dieb­stahls, die Strenge des Gesetzes zu spüren bekom­men. Sie wurde zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Nur die Tatsache, daß sie das erstemal rückfällig geworden ist und daß es sich doch nur um geringfügige Geldbeträge handelte (50 DM., 8 DM., 5 DM.) bewahrte sie vor dem Zuchthaus. Wegen laufender Betrügereien und des Verdachts des Diebstahls stand ein Mann aus Haiterbach vor den Schranken des Gerichts. Durch kostspielige Trinkgelage hatte er sich in Schulden gestürzt und -versuchte nun durch Schwindeleien sich aus dieser mißlichen Lage zu befreien. Einmal wollte er einen Fotoapparat günstig verkaufen und ließ sich des­halb den wertvollen Apparat aushändigen schon mit der Absicht, den Erlös für sich zu verwenden, das andere Mal verschwand er stillschweigend unter Zurücklassung einer ansehnlichen Kost­rechnung aus den Augen derer, die ihm 14 Tage lang im Vertrauen auf seine vorgespiei*e Zahlungs­fähigkeit Essen verabreicht hatten. Ein ihm zur Last gelegter Diebstahl konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Das Gericht verurteilte ihn zu der Gesamtstrafe von sechs Wochen und drei Tagen Gefängnis. Wegen Landstreicherei und Uebertretung der Verbrauchsregelungsstrafverord­nung erhielt ein Angeklagter vier Wochen Haft.

25 Jahre im Elektrizitätswerk Nagold war io diesen Tagen Montage-Inspektor Albert Gauß, eine in Stadt und Land bekannte und geschätzte Persön» lichkeit. Er war bereits als Lehrling bei C. Kling- lers Erben beschäftigt, erweiterte dann seine Kenntnisse im Ausland und kehrte zum Elektrizi­tätswerk Nagold zurück. Seitens der Werksleitung und seiner Kameraden wurde der Jubilar an sei­nem Ehrentage mit Aufmerksamkeiten reichlich bedacht.

Fremdenverkehr kommt auf Touren. Auch vorige Woche belebten zahlreiche auswärtige Gäste, die die Kurstadt Nagold als Reiseziel ausersehen hat­ten, das Stadtbild. So weilten die Betriebsangehö­rigen der Firma Karcher, Schraubenfabrik in Waiblingen, in Stärke von 450 Personen neben 50 Angehörigen einer Karlsruher Kleiderfabrik hier. Die Gäste waren von den Schönheiten des Nagold­tales tief beeindruckt und sprachen sich sehr lo­bend aus über die Aufnahme im gastlichen Nagold. Der Fremdenverkehrsverein hat mehrere Führer aufgestellt, die, mit großer Sachkenntnis und rei­chen geschichtlichen Kenntnissen ausgestattet, die Fremden mit den Schönheiten und historischen Be­sonderheiten Nagolds bekannt machen.

Die neuen Zehner sind seit einigen Tagen nun im Umlauf Blitzblank nach außen und gefällig machen sie der Papierwirtschaft, wenigstens was das Kleingeld angeht, vollends ein baldiges Ende.

Tragischer Tod. Auf der Höhe des Wolfsbergs wurde von der dort wohnenden Familie Gauger Holz abgeladen. Beim Herunterwerfen der Scheiter wurde die 59 Jahre alte Ehefrau Katharine Gauger* geb. Weiß, durch einen eigenartigen, unglücklichen Umstand so schwer am Kopf getroffen, daß sie außer einer Gehirnerschütterung auch einen Scha­delbruch erlitt, dem sie zwei Stunden später i® Kreiskrankenhaus erlag. Der Tod der fleißigen und allseits beliebten Frau ist umso bedauerlicher, da mit ihr 13 noch lebenden Kindern der Famiü e Gauger die Mutter entrissen wurde.

Verheerende Wildschäden werden neuestens' meldet. Selbst Gemeinden wie Haiterbach, die bi s jezt über umfangreichere Schäden nicht zu klage hatten, berichten über schlimme Verwüstungen durch die Tiere. Landwirtschaftsminister Dr. We erklärte soeben, daß dem Landtag Jetzt ein Ja? gesetz vorliege, das eine Bewaffnung der Jäg er vorsehe; er hoffe, daß damit eine Besserung der Verhältnisse eintrete.

Nachkonfirmation, Für zwei Mädchen, die krank heitshalber im Frühjahr nicht konfirmiert werden konnten, fand am Dreieinigkeitsfeste eine em ( drucksvolle, feierliche Nachkonfirmation statt.

Die katholische Jugend hielt am Dreifaltigkeits feste den Gottbekenntnis-Tag ab. Ueber den Kre® der Jugendgemeinschaften hinaus war die, un der ParoleChristus gestern, heute und * Ewigkeit" sehr festlich gestaltete Jugendfeier 9 besucht. Die ganze Stadtpfarrgemeinde betei sich daran.

Die Nagolder Naturfreunde

hielten imAdler" eine gut besuchte Mitgliß^ Versammlung ab. Als nächste Veranstaltung ist 8 Sonntag eine Sonnwendfeier, welche die ^ u ^ en abteilung auf derTeufelshirnschale" abhält, gesehen. Um 18.30 Uhr beginnt der Marsch. 6 der Feier ist ein Fackel- und Lampionzug zur St®

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Nähere Einzelheiten im Vereinskasten Milchzentrale. Bezüglich der einzelnen Punkte Tagesordnung herrschte volles Einvernehmen, eigene Musikgruppe gab beim geselligen Teil Abends Proben ihres Könnens. Gl