15. Juni 1949

UMSCHAU IM LANDE

Nr. 70 / Seite 3

Stimmung Stimmung

S.T.Unsere Stimme nahm in ihrer letz­ten Ausgabe die Zuschritt einer kettenbrief- jreudigen Leserin zum Anlaß, zu der Propagie­rung der ihr ideal erscheinenden Gesellschafts­ordnung was ihr niemand verwehren wird einige Behauptungen mit einzuschmuggeln, die Jeder Grundlage entbehren und denen daher Widersprochen werden muß.

Es heißt da u. a.:Es ist üblich, den Zeitun­gen sog. Auflagemeldungen' zur Veröffentli­chung zu vermitteln, d. h. die Besatzungsmacht oder die Staatliche Nachrichtenstelle kann die Zeitungen dazu zwingen, Meldungen allgemein interessierenden Charakters zu veröffentlichen. Eine solche Auflagemeldung war unsere Publi­kation über die Kettenbnefe.

SollteUnsere Stimme noch nicht wissen, daß eine Staatliche Nachrichtenstelle keine Rechts­grundlage dafür hat, den Abdruck einer Mel­dung auch nur zu fordern. Auflagemeldungen der Besatzungsmacht aber liegen heute schon so weit zurück, daß darauf nicht mehr einge­gangen zu werden braucht. Wie wäre es, wenn dieStimme sich in dieser Hinsicht mit den Praktiken der Ostzone befaßte? Diese Feststel­lung ist deshalb notwendig, weil die oben wie­dergegebenen getarnten Diffamierungen der westdeutschen Presse recht geschmacklos an­muten.

Zugverkehr an Fronleichnam

Tübingen. Im Bezirk der Eisenbahndirektion Karlsruhe verkehren die Züge im allgemeinen wie an Sonntagen. Auf nachfolgenden Strecken verkehren die Züge wie an Werktagen, und zwar die Strecken TübingenStuttgart, Metzin­genUrach, ReutlingenMünsingen, Tübingen Herrenberg. Auf der Strecke TübingenHorb verkehren zusätzlich die Züge 2820 und 2821 Tü­bingen ab 8.28 Uhr.bzw. Tübingen an 21.26 Uhr und Zug 4166 und 4167 Tübingen ab 12.15 bzw. an 13.50. Dafür fällt der Zug 2810 Tübingen ab 10.55 aus. Dafür verkehren die Züge 2822(S) und 2823(S). Die Züge auf der Strecke Tübin­genSigmaringen und TübingenHorb verkeh­ren ebenfalls wie an Sonntagen.

Dr. Ehard spricht auf dem CDU-Parteitag

Ravensburg. Bel dem am kommenden Samstag und Sonntag in Ravensburg stattflndenden Lan­desparteitag der CDU Württemberg-Hohenzollern wird der südwürttembergische Staatspräsident Dr. Gebhard Müller in der Landesversamm­lung am Samstag ein ReferatDas Bonner Grundgesetz und wir halten. Landtagsabgeord­neter G o g erstattet den Jahresbericht der CDU- Landtagsfraktion. Auf der für Sonntagnachmittag vorgesehenen Kundgebung im Konzerthaus wird der bayerische Ministerpräsident Dr. Hans' Ehard über das ThemaFöderalismus nicht Partikularismus sprechen.

Großschwarzbrennerei ausgehoben

Wangen. Das Zollkommissariat Wangen hat eine transportable Geheimbrennerei, die seit 1946 mi{ zehn Schwarzbrennern in den Kreisen Wan­gen, Tettnang und Lindauarbeitete, während des Betriebes ausgehoben. Der ständige Wechsel des Standortes ermöglichte es, die geheime Branntweinherstellung jahrelang zu verschleiern. Nach den bisherigen Ermittlungen sind dabei rund 10 000 Liter Rohstoff verarbeitet worden. Es handelt sich hierbei um die bisher größte ge­werbsmäßige Geheimbrennerei in Württemberg. Im Zusammenhang mit ihrer Aufdeckung sind im Kreis Wangen weitere vier kleinere geheime Brennereien entdeckt worden, an deren Betrieb ebenfalls zehn Personen beteiligt waren.

Der Blumenteppich von Hüfingen

Ein Fronleichnamsbrauch auf der Baar / Tausend Händeweben Ornamente

FJM. Der Fronleichnamstag Ist das Hochfest des katholischen Volkes. Ueberall prangen die Straßen unserer Städte und Dörfer, in denen der Heiland begleitet wird im prächtigen Festschmuck. Und doch ist überall die Feierstimmung verschie­den. Auf der Baar zeichnet sich das malerische Städtchen Hüfingen bei Donaueschingen durch einen Fronleichnamsschmuck aus, der in der gan­zen Welt Berühmtheit erlangt hat.

Ein einziger großer Blumenteppich wird hier zu beiden Seiten der Hauptstraße gelegt. Arm und reich, jung und alt und Angehörige aller Konfessionen beteiligen sich an dieser mühevol­len Arbeit.

Der 1881 verstorbene Bildhauer weilte 1841 in Protici und Resina, wo er Aehnliches sah. Und als er dann wieder in seine Pleimat zurück­kehrte, regte er die Uebernahme dieses Brau­ches an und die Hüfinger Bürger gingen begei­stert darauf ein. Im Jahre 1842 wurde erstmals der Teppich gelegt und der Anfang mit einem Brauch gemacht, auf den die Hüfinger stolz sein können und der sich von Generation zu Gene­ration erhalten hat.

In der Frühe des hohen Festtages, wenn die Stadtmusik mit klingendem Spiel zur Tagwache durch die Stadt schreitet, ist auf der Straße be­

reits reges Leben. Korb um Korb, gefüllt mit Schon Wochen vor Fronleichnam beginnen die Blumen und Blüten aller Art wird herangetra- Vorbereitungen mit der Festlegung einesWeb- gen Noch einmal ein kurzes Ueberlegen der musters, denn der Teppich soll auch kürst- Plan zum Teppich ist ja schon längst geschmie- lerische Qualitäten haben.. Die herrlichsten Orna- det und dann wird mit dem Ausmessen be- mente werden in ihn hineingearbeitet und es gönnen, denn der Teppich erhält eine einheit­mag keine Uebertreibung sem, wenn die Hüfin- liehe Breite. Grundrisse werden entworfen, da ger und die Besucher dieses Städtchens behaup- wird etwas auf den Boden gezeichnet, dort wie-, ten, dieser Blütenteppich sei schöner als die kost- der mit einem großen Zirkel gearbeitet. Blume

barsten Teppiche aus Persien Draußen auf den weiten Fluren wogt ein Meer von Blumen und Blüten Tausende von Händen regen sich einige Tage vor Fronleichnam, um die Blütenköpfe zu brechen. Hunderttausende von Blüten tragen die Hüfinger in Körben heimwärts und bewahren sie an einem kühlen Ort auf. Wenn die Entfaltung der Blüten in der Natur noch zu­weit zurück, oder bereits vorüber ist, dann ist die Auslegung des Teppichs nicht ganz gesichert. Aber trotzdem, man geht zu Ehren des Heilandes dennoch an seine Ausführung. Die Hüfinger

um Blume wird an die andere gereiht. Hun­derte von Händen regen sich: Männer, Frauen und Kinder, alles ist an der Arbeit. Dabei geht alles mit einer Ruhe und Sicherheit vor sich, daß der Fremde über dieses schweigsame Arbei­ten erstaunt ist. Bald schon erblickt man die ersten Umrisse des Blumenwunders.

Da entsteht z. B. aus lauter gelbenSchJoß- rollen ein Teppichstück mit einem großen Kreuz. Da wieder prächtige Teppichmuster und Ornamente, immer wieder etwas anderes. Dort ein Symbol des allerheiligsten Altarsakramen­

scheuen kein Opfer und keine Mühe. Kein Weg tes, ein Kelch, dort wieder eine Hostie, ein Got-

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ist ihnen zu weit, um die Blüten zu holen. Dies trifft vor allem stets für dieKatzenblatten (Farnkraut) zu. die den äußeren Rahmen des Teppichs bilden, und die dann von weither ge­holt werden müssen.

Am Vortag des hohen Festes werden die letz­ten Vorarbeiten getätigt. Und wenn dann in den Abendstunden die Stadtmusik mit klingendem Spiel durch das Städtchen zieht, um damit dem großen Festtag einen würdigen Auftakt zu geben, stehen schon die vier Stationen. In der Frühe

teslamm, dann wieder ein auferstandener Chri­stus, ein Heilandsbtld mit dem Schäflein nach Beuroner Vorbild, schließlich ein Christuskopf. Weiter die Symbole des Handwerkerwappens, Hufeisen, Pferd, Wagenrad, Hammer und Zange; dazwischen immer wieder neue Muster und Or­namente. So entsteht aus lauter Einzelstücken der kunstvolle Teppich, und es ist schwer zu ent­scheiden, welches von vielen das schönste Stüde ist. Alles fügt sich in das Große und Ganze, das aus frommer Gesinnung entsprang. Hier ist

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dof Auslegen Tradition Mittel zur-tieferen religiösen Erkennt-

des großen Blumenteppichs widmen.

Dieser einzigartige Brauch ist noch gar nicht so alt. Er geht auf einen Sohn des Oberlehrers Luzian Reich, Franz Xaver Reich, von Beruf Bildhauer und 1815 in Hüfingen geboren, zurück.

nis des großen Geheimnisses.

So feiert man in Hüfingen den Fronleichnams­tag. Zehntausende von Menschen strömen nach diesem zierlichen Städtchen um das große Werk zu schauen.

Schwobamädle in Fern-D-Zügen

Neuartige Werbung für den Fremdenverkehr in Württemberg-HolienzcIIern

AS. Man ist nicht wenig erstaunt, wenn man neuerdings in den durchs Schwabenland fahren­den Fernschnellzügen plötzlich von einer Gruppe junger Schwabenmädchen begrüßt wird. Sie tra­gen die farbenprächtigen Trachten und Mieder von Bad Mergentheim, Schwäbisch Hall, Betzin­gen bei Reutlingen. Echterdingen und Herrenalb. Und wenn sich diese Begrüßung zu einer mun­teren Plauderei über die Schönheiten und Man­nigfaltigkeiten unseres Landes erweitert, das Isolde Kurz einmal so treffend alsDie Muster­karte aller Länder bezeichnete, so ist man noch mehr überrascht von dem Wissen und der Be­schlagenheit dieser Mädchen, die auf alle Fragen, die ihre Heimat betreffen, freundlich und sicher Auskunft geben.

Man hört vom romantischen Schlösser- und Burgenland Hohenlohe, vom gesunden, schönen

Der Staatsanwalt sah den Schornstein rauchen

Abschluß der Vernehmung der im Grafeneck-Prozeß angeklagten Aerzte

HR. Tübingen. Die zweite Woche des Grafen- edtprozesses begann mit der Vernehmung des ehe­maligen Landesjugendarztes Dr. Max E y r i c h. Ihm ist vorgeworfen, am Zustandekommen der Meldebogen mitgewirkt zu haben. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte die Betreuung der Er­ziehungsanstalten und als Psychiater mußte er die Diagnosen stellen, auf Grund derer dann gei­steskranke Jugendliche in Pflegeanstalten über­führt wurden. Dr. Eyrich skizzierte die Situation eines beamteten Arztes in jener Zeit und stellte heraus, wie schwer es für den einzelnen gewesen sei, zu opponieren. Er habe durch entsprechende Diagnosestellung, die gefährdeten Zöglinge zu retten versucht.

Als nächster wurde der 41jährige frühere prak­tische Arzt Dr. Alfons Stegmann vernommen. Stegmann war im Jahre 1940. vor der Medizinal­rätin Dr. Fauser, Leiter der Anstalt Zwiefalten. Audi ihm wird indirekte Unterstützung der Eu­thanasieaktion durch die Aufstellung der Mel.de- hogen vorgeworfen.. Der Vorsitzende wies, ihn darauf hin, daß nach dem ganzen Material und nach Lage der Dinge der Verdacht nahe liege, er sei als überzeugter Nationalsozialist der Aktion nicht ablehnend gegenübergestanden. Stegmann bestritt dies und gab an, erst Ende März oder Anfang April klar gesehen zu haben, was in Gra- feneck vor sich gehe. Auch er Ist von Dr. Stähle ®ter Androhung der Todesstrafe zur Geheim­haltung verpflichtet worden. Stegmann schilderte dann, wie er einzelne Kranke entgegen den Gra­fenecker Transportlisten zurückgehalten habe.

Sie vertraute auf das Recht Die angeldagte ehemalige Medizinalrätin Dr. F a u s e r machte durch ihre offenen Aussagen einen günstigen Eindruck. Der Angeklagten wird argeworfen. sie habe als Anstaltsleiterin von Zwiefalten 376 ihrer Pfleglinge zur Euthanasie abtransportieren lassen und sie habe weiter in einer nicht zu bestimmenden Anzahl von Fällen na J Abbruch der allgemeinen Euthanasieaktion noch auf eigene Faust durch Spritzen getötet. Ohne den Versuch einer Beschönigung schildert Hergang der Dinge, wie sie ihn sah. Sie "iiidert dann, wie sie den Anfang der Aktion in Weißenau als Aerztin unter dem dortigen Lel- r Dr - Sorg erlebt habe. Als ihr später die «>nze Wahrheit klar wurde, sei sie aufs tiefste erschüttert gewesen.

ÜV« U Jbrer grundsätzlichen Einstellung führte rau Dr. Fauser aus, daß sie die Euthanasie in der uns enecl5er Form aufs schärfste verurteilt habe » n °* heute verurteile. Aus diesem Grunde a.te si e die Abstellung für Grafeneck soweit vnn P^Sllch eingeschränkt. Die Auswahl sei troffT danach getroffen worden, ob der be- ritin en . kranke überhaupt noch eine Verbin- Sa* < * 6r Außenwelt gehabt hebe. Daß die sei s Gra f®neck an sich gesetzlich begründet 2 '.daran habe sie nicht im entferntesten .ge- 5 , 1Ie n, dennder Staatsanwalt hat doch den könn rnStein von Münsingen aus rauchen sehen nen und es wurde nichts unternommen!

Lebens verkürzende Wirkung kaum 9®' st eskranken in Zwiefalten hätten wohl e j n m *nr Schicksal begriffen. Einmal habe sie of ,, , ru PPe von Kranken aufden Knien mit kätto ' en fänden überrascht, die ihr gesagt en: >Wir beten, weil wir Jetzt bald durch

den Schornstein zum lieben Gott dürfen. Sie habe es als ihre Pflicht angesehen, sich selbst in Grafeneck davon zu überzeugen, in welcher Form die Kranken zu Tode gebracht werden Es sei ihr eine große Beruhigung gewesen, zu sehen, daß sie ganz ruhig und ohne die geringste Schmerzempfindung eingeschlafen seien.

Zu den ihr vorgeworfenen Einzeltötungen sagte die Medizinalrätin, es wünsche sich doch jeder Mensch einen schönen Tod, einen Todes­kampf wolle niemand. In diesem Sinne habe sie sich auch den Geisteskranken gegenüber verpflichtet gefühlt. Allerdings nahm sie, und das gibt sie unumwunden zu, die Gefahr einer lebensverkrüzenden Wirkung bei ihren Spritzen in Kauf.

Schwarzwald, man vernimmt Empfehlungen für Herz- und Rheumaleidende a guats Viertele des gäbs em Neckartal zwischa Heilbronn ond Eßlenga, aber au em Bottwar- und Remstäle wächst a guater Tropfa. Manchem Reisenden wird der Mund nach dem gesegneten Schwabenland so wässrig gemacht, daß er kurz entschlossen seine Fahrt unterbricht, um dem verlockenden Rat einer Betzingerin oder Saizsiederin aus Schwäbisch Hall zu folgen, sich doch einmal für einige Tage unser Land anzuschauen. Woher kommen diese frischen Schwabenmädchen und was ist der Sinn ihrer Plaudereien in den D- Zügen?

In Stuttgart entstand eines Tages in einem Freundeskreis sechs junger Schwabenmädchen die Idee der aktiven und persönlichen Werbung für unsere schöne Heimat. Der Landesverkehrs­verband Württemberg-Hohenzollern zeigte sich sehr aufgeschlossen für den Plan und begann mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, ihnen das Rüstzeug für eine große Werbeaktion mitzuge­ben. In Kursen und Diskusionen wurden die Mädchen in der Geschichte Württembergs ge­schult, über Landschaftsverhältnisse, Bahnver­bindungen, Erholungs- und Wandermöglichkeiten, Heilbäder, historische Anziehungspunkte, wirt­schaftliche Erzeugnisse, Industrie und Gewerbe Schwabens informiert.

Nach Abschluß dieses Unterrichts startet nun am heutigen Tage die erste Werbereise auf der Strecke UlmBruchsal.Die Schwabenwerbs- gruppe empfängt die Fahrgäste an den Grenz­stationen Württembergs und begleitet sie als Reiseführer auf der Fahrt durchsSchwoba- ländle. Und wenn Sie einmal auf einen Bahn­hof kommen, wo ein Grüppchen Wißbegierige und Unternehmungslustiger stehen, dann wissen sie gleich, das sind sie ... die sechs Mädle der Schwabenwerbegruppe,

Beschleunigte Hilfe für zerstörte Städte

Gemeindetag erwägt Möglichkeiten der Finanzierung / Kulturelle Einrichtungen anerkannt

Friedrichshafen, Der Gesamtvorstand des Ge­meindetages Württemberg - Hohenzollern be­faßte sich in einer internen Sitzung im vergan­genen Freitag in Friedrichshafen u. a. mit den Möglichkeiten einer finanziellen Hilfe für die Schwerkriegsbeschädigten Städte und Gemein­den, insbesondere für Friedrichshafen und Freu­denstadt. Die Verhandlungen darüber standen unter dem unmittelbaren Eindruck der schwe­ren Kriegsschäden der Tagungsstadt.. Der Ge­samtvorstand des Gemeindetags sieht den Wie­deraufbau dieser Städte als eine Gemeinschafts-' aufgabe des ganzen Landes an und hält es für dringend geboten beschleunigt die gesetzlichen Voraussetzungen für die Bereitstellung der er­forderlichen öffentlichen Mittel zu schaffen. Eine neue steuerliche Belastung darf aber den sozial Schwachen nicht treffen. Der Gemeindetag wird sich unverzüglich mit einem bereits vorliegen- gen Gesetzentwurf zur Finanzierung des Wie­deraufbaus befassen.

Einer Neuregelung der Gehälter und Löhne der Arbeiter und Angestellten im kommunalen Dienst, die die Löhne an die veränderten Le­benshaltungskosten anpaßt, wurde im Grund­satz zugestimmt.

Die Notwendigkeit der Förderung örtlicher kultureller Bestrebungen und die finanzielle Unterstützung des Städtetheaters Tübingen Reutlingen und des Reutlinger Philharmoni­schen Orchesters durch die Gemeinden und Kreisverbände wurde anerkannt. Die Woh­nungsbaufinanzierung muß nun mit allen Mitteln vorangetrieben werden. Alle bürokratischen Er­schwernisse sind zu beseitigen. Der Gemeinde­tag wendet sich erneut vor allem gegen eine zu starke Zentralisation in der Verwaltung der Finanzierungsmittel für den Wohnungsbau und verlangt die weitgehende Einschaltung der Kreisinstanz zur selbständigen, verantwortungs­bewußten Entscheidung. Die Schulspeisung, die von den Gemeinden außerordentlich begrüßt worden ist, erfordert den Einsatz beträchtlicher kommunaler Mittel. Es besteht Einmütigkeit darin, daß die Gemeinden zu ihrer finanziellen Entlastung auf freiwillige Spenden der Schü­lereltern und anderer privater Kreise nicht ver­zichten können.

Vor den Vertretern der Kreisverbände, der Städte und der Gemeinden über 3000 Einwoh­nern sprach sodann Prof. Dr. Friedrich Metz, Freiburg, über die Neuordnung im Südwesten.

Wir hören im Rundfunk

Von Radio Stuttgart

Donnerstag, 16. Juni (Fronleichnam). 8.15 Der Leipziger Thomanerchor, Orgelwerke von Johann Sebastian Bach; 9.50 Unterhaltungsmusik; 11.30 Wolf­gang Amadeus Mozart: Sonate B-dur, KV. 570; zwei Menuette; 14.30 Fronleichnamsvesper aus der Abtei Neuburg mit einer Ansprache des Abtes und an­schließender Prozession; 16.00 Aus deutschen Opern; 16.50 Dr. Hanns Theo Bauer:Ludwig Frank ein badischer Sozialist; 17.05 Max Reger, Streichqartett Es-dur, op. 109; 18.30 Das Orchester Hans Bund; 20.00 Wolfgang Amadeus Mozart, Krönungskonzert für Klavier jnd Orchester D-dur, KV. 537; 20.45 Schöne Melodien; 22.00Die Rüdekehr des verlore­nen Sohnes, eine Dichtung von Andr6 Gide; 22.40 Joseph Haydn Harmonie-Messe.

Freitag, 17, Juni. 16.00 Nachmittagskonzert; 17.00 Froh tfnd heiter, es spielt das Unterhaltungsorche­ster unter Heinz Schröder; 18.00 Aus der Wirtschaft; 18.15 Jugendfunk; 18.30 Es spielt die Stuttgarter Volksmusik; 20.00 Mach mit und lach mit, eine hei­tere Hörfolge; 20.30 Symphoniekonzert; 23.00 Zeit­genössische Unterhaltungsmusik,

Vom Südwestfunk

Donnerstag, 16. Juni (Fronleichnam). 9.15 Das Unvergängliche. 10.00 Aus Freiburg: ,,Le laudi. Die Lobgesänge des hl. Franz von Assisi für Soli, ge­mischten Chor, Knabenchor, Orchester und Orgel von Herrn. Suter, anschl. Ausschnitte aus der Freiburger Fronleichnamsprozession. 14.15 Kl. Kon­zert. 17.00 Nachmittagskonzert. 18.00 Max Mell: Le­genden. 18.15 Großes Unterhaltungskonzert. 20.00 Rechts der Isar, links der Donau Aus der Schub­lade desKommödchens 12. Folge dazwischen Klingende Rhythmen. 22 30 Die großen Meister. 23.10 Johannes Junkersdorf: Was will medizinische Graphologie. 23.25 Für Kenner und Liebhaber.

Freitag, 17 Juni. 14.15 Unterhaltungsmusik mit dem Orchester Hans Bund. 16.00 Musikalische Teestunde 17.39 Klaviermusik, 18.00 Sportvorschau. 19.00 Die Frau im Beruf und öffentl. Leben. 19.15 Tanzende Tasten. 20.00 Der Dichter August Strind- berg die Katastrophe eines Lebens. 21.30 Aus Naturwissenschaft und Technik. 21.45 15 Minuten im Viervierteltakt. 23.15 Das gute Chanson. 23.30Sa­hara AG.. Ein Vorschlag zur Güte.

Quer durch die Zonen

Stuttgart. Mit der Begründung, durch die Auf­hebung der Blockade sei das Notopfer Berlin hinfällig geworden, reichten 1200 Angehörige der Vereinigten Kugellagerfatjriken in Bad Cannstatt eine Entschließung gegen die Beibehaltung des Notopfers Berlin ein.

Stuttgart. Zur Förderung des Fremdenverkehrs hat das Verkehrsministerium Württemberg-Baden beschlossen, künftig wieder Ausnahmegenehmi­gungen für den Gelegenheitsverkehr mit Kraft­omnibussen in einem Umkreis von 150 km zuzu­lassen und Anträge für Fahrten von Omnibus­unternehmern im Rahmen der Treibstofflage wie­der zu genehmigen.

Stuttgart. In Württemberg-Baden müssen nur noch 40 Personen in erster Instanz entnazifiziert werden. Danach ist die Entnazifizierung in Würt­temberg-Baden beendet Bei der Zeniralberu- fungskammer sind noch etwa tausend Fälle zu bearbeiten.

Ludwigsburg. Am Sonntagnachmittag ist die Lokomotive eines Güterzuges kurz vor der Bahn­hofeinfahrt aus dem Gleis gesprungen. Durch die Druckwirkung der zweiten Lokomotive und des ganzen Zuges stürzte sie um und kam quer über die Gleise zu liegen. Der Lokomotivführer und der Heizer kamen bei dem Unglücksfall ums Leben.

Freudenstadt Da sich die Erstellung von Be­helfsladenbauten auf den abgebranten Grund­stücken in Freudenstadt weder für das Stadt­bild noch für den zügigen Wiederaufbau gün­stig auswirkt beschloß der Gemeinderat, auf dem Marktplatz für abgebrannte Geschäftsleute eine Ladenstraße zu errichten. Die Behelfsladen­bauten sollen gleichmäßig und in geschlossener Reihe erstellt werden.

Onstmettingen. Die diesjährige Gauversamm­lung und Gauwanderung des Zollern-Alb-Gaues des Schwäbischen Albvereins findet am Sonntag, dem 19. Juni im Nägelehaus auf dem Raichberg statt. Die - Ortsgruppen des Schwäbischen Alb- vereins treffen um 13 Uhr auf dem Raichberg ein. Um 14 Uhr findet die Gauversammlung statt

Beuron. In der Zeit vom 6. bis 12. Juni fand in Beuron die dritte religiös-wissenschaftliche Aerztetagung statt, an der über 200 Mediziner, Theologen, Psychologen, Soziologen und Philo­sophen aus Deutschland und einige Gäste aus Frankreich und Holland teilnahmen. Die Tagung diente einem medizinischen und religionsphilo­sophischen Gedankenaustausch.

Konstanz. Der Ausschuß der deutschen Stati­stiker für die Berufs- und Volkszählung befaßt sich vom 13. bis 20. Juni in Konstanz mit Vor­bereitungen für die Zählung, die im Jahre 1950 in allen Ländern der Erde durchgeführt jverden.

Staatspräsident Dr. Müller sprach dem Volks­schüler Manfred Schönle aus Ravensburg seine Anerkennung für die Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens aus und ließ ihm eine Belohnung überreichen. Eine bei einem Ver­kehrsunfall in Esch ach, Kreis Ravensburg, schwer verletzte Frau ist, ohne das Bewußtsein erlangt zu haben, gestorben. Das Landratsamt Ravensburg hat die Aufhebung der Kohlen­bewirtschaftung beantragt Bei einer Vorstel­lung des Zirkus Fischer in-B Iber a ch wurde der bekannte Dresseur Willi Schäfer im Bären­käfig von einem Bären angefallen und schwer verletzt Die Abgebrannten von Freuden­stadt und Friedrichshafen wurden, was die Versorgung mit verbilligten Möbeln und Hausrat betrifft mit den Heimatvertriebenen gleichgestellt. Mit Rücksicht auf seine eigene schwierige Finanzlage konnte Freudenstadt dem Gesuch des Städtetheaters Tübingen-Reut­lingen um einen Barzuschuß nicht entsprechen. Dem Theater werden jedoch bei seinen Gastspie­len Saalmiete und Vergnügungssteuer erlassen. Eine Anzahl Jugendlicher im Alter von 12 bis 13 Jahren aus Holzhausen, Kreis Horb, die sechs schwere Einbruchsdiebstähle ausgeführt hatten, konnten von der Polizei ermittelt wer­den. _ In Tübingen feierte die katholische

Kirchengemeinde das Richtfest der neuen St. Mi­chaels-Kirche. Die Einweihung soll bereits im Oktober erfolgen.

Kleine Sjud -Nachlese

Stand der deutschen Straßenmeisterschaft Nach den beiden Meisterschaftsläufen der deut­schen Straßenmeisterschaft der Berufsfahrer un Preis der Weinstraße undQuer durchs bayeri­sche Hochland, den Pfannenmüller mit Radlänge vor Ziege und Bautz gewann, ergibt sich folgender Stand: 1. Ziege, Berlin 47 Punkte, 2. Bautz, Dort­mund 45 Punkte; 3. Pfannenmüller, Nürnberg 40 Punkte; 4. Weimer, Stuttgart, Hans Hoermann, München und Müller, Schwenningen je 39 Punkte.

Südwürttembergische TT-Einzelmeisterschaften Bei den TT-Einzelmeisterschaften, die der ASV Ebingen als Veranstalter vorbildlich organisiert hatte, konnte der SSV Reutlingen seine Vormacht­stellung erneut behaupten. Die Ergebnisse: Herren- Einzel: 1. Dzintars, SSV Reuüingen; 2. Freier, Rott­weil: 3. Volodka, SSV Reutlingen; 4. Neubrander, SSV Reutlingen. Damen-Einzel: 1. Fräulein Schmid, Schwenningen; 2. Haule, SSV; 3. Soravia SSV; 4. Astfalk, Ebingen. Herren-Doppel: 1. Fiegler/Freier, Rottweil; 2. Neuorander/Dzintars, SSV; 3. Volodka/ Schuon; 4. Nieblich/Gengler, SSV. Damen-Doppel: 1. Schmid/Springer, Schwenningen/SSV; 2. Astfalk/ Schmon, Ebingen; 3. Haule/Soravia SSV. Mixed: 1. Springer/Volodka, SSV; 2. Sehmid/Freier; Schwen­ningen'Rottweil; 3. Haule/Neubrander, SSV; 4. So- ravia/Dzintars, SSV. Junioren; 1. Felder, SSV; 2. Fuchs, SSV. Junioren-Doppel: 1. Felder.'Hellwig, SSV; 2. Wirthle/Hagmann, Tübingen.

Schachgeschichte Ueberlegener Sieg Unzickers Sonderber. für das Schwab. Tagblatt v. E. J. Dtemer Als ich vier Runden vor Schluß nach Heidelberg zum ersten internationalen Schachturnier der Nach­kriegszeit auf deutschem Boden kam, stand der Kampf auf den64 Feldern ganz im Zeichen des letztjährigen Deutschlandmeisters Wolfgang Unzik- ker aus München.

Daß es Unzicker schaffen würde, stand bereits nach der 7. Runde so gut wie fest. In großem An­griffsstil kanterte er den Engländer Wood nieder, und nach bewundernswert Sichererverteidigung nahm er seinem einzigen ernsthaften Konkurrenten, dem Meister von Frankreich und Sieger von Hastings, Rossolimo, den entscheidenden halben Punkt ab. Der erst 24 Jahre alte Deutschlandmeister von 1948 könnte, seiner ganzen Schachauffassung nach, ein zweiter Lasker werden. Wie diesem gelang es ihm, gerade die umstrittensten Partien zu gewinnen.

Kurz berichtet

Die Wiederholungsspiele 1. FC Kaiserslautern ge­gen FC St. Pauli und Offenbacher Kickers Wor- matia Worms werden in Düsseldorf bzw. Karlsruhe ausgetragen.

Nach einer Mitteilung des deutschen Fußballaus­schusses wurde das Endspiel um die deutsche Fuß­ballmeisterschaft auf den 10. Juli verlegt.

Immer noch unbeständig Aussichten bis Donnerstagabend: Vielfach noch heiter bis leicht bewölkt, im ganzen zunehmende Bewölkung und wieder überwiegende Schauer­tätigkeit Zunächst noch warm, später Abküh­lung.