Nr. 69

Aus dem Nagold*, Enz* und Albtal

13 . Juni 1949

Calwer Stadtnachrichten

Mit der Eisenbahn an den Bodensee

Am Sonntag, den 19. Juni, wird ein Verwal­tungs-Sonderzug mit 50°/e Fahrpreisermäßigung von Calw mit Halt in Nagold nach Konstanz ausgeführt. Besichtigung der Stadt Konstanz, Rundfahrt auf dem Bodensee mit Sonderschiff entlang dem Schweizer Ufer bis auf die Höhe von Romanshorn? weiter nach Meersburg, dort Aufenthalt. Anlegen auf der Insel Mainau und Besichtigung der Insel. Fahrplan wird durch Aushang bekanntgegeben. Zusteigemög­lichkeit auf mehreren Bahnhöfen der Nagoldbahn. Fahrpreis ab Calw hin und zurück 11. DM. Für Bodenseerundfahrt etwa 3.* DM.

Nagolder Stadtchronik

Konsumgenossenschaft Nagold. Die Betriebs-An­gehörigen der Konsumgenossenschaft Nagold, die im Bezirk Nagold eine Reihe Filialen unterhält, machte mit dem Autobus Leutze eine gemeinsame zweitägige Ausfahrt nach Freiburg i. B., bestiegen den Feldberg und fuhren dann weiter nach Schopf­heim, wo übernachtet wurde, besuchten am nächsten Tage Lörrach, das Albtal und St. Blasien und kehr­ten, von dem während der Fahrt Erlebten tief beein­druckt, in die Heimat zurück.

Die Stadtbrunnen zeigen sich in neuem Gewände. Am bemerkenswertesten ist auch heute noch der Rathausbrunnen, der in seiner jeUigen Gestalt aus dem Jahre 1747 stammt und dessen Brunnenfigur mit Stadtwappen ein Wahrzeichen der Stadt ist. Der untere Marktbrunnen wurde in seiner heutigen Form 1755 erbaut. Der Vorstadtbrunnen, der ehe­dem von einer Linde überschattet war, wurde, wie er heute aussieht, 1780 angelegt. Ehe die Wasser­leitung gelegt wurde, gab es in Nagold 14 laufende und 17 Pumpbrunnen. Sogar einen Ziehbrunnen gab es beim Gutleuthaus. Wenn sich auch heute das Stadtleben nicht mehr an den Brunnen ab­spielt. so bereichern die noch vorhandenen auch jetzt das Stadtbild und sind aus demselben nicht fortzudenken.

Die Naturfreunde aus Nagold auf Pfingstfahrt

Mit zwei vollbesetzten Omnibussen der Firma Autohaus Benz wurde die gut vorbereitete zwei­tägige Pfingstfahrt quer durch den württembergi- schen und badischen Hochschwarzwald durchge­führt. Die Vereinsleitung der Sektion Nagold hatte damit ihren Mitgliedern einen seltenen Genuß der Naturschönheiten vermittelt. Erstes Ziel war der Kniebis. Zu sehen war ringsum nichts als Nebel. Ein guter heißer Kaffee erwärmte die Gemüter, dann ging es weiter das Peterstal hinunter und hinüber durch das Harmersbachtal auf den Schön­berg bei Lahr, wo wir die Ritterburg Hohengerolds- eck besichtigten. Nach Besichtigung der Sehens­würdigkeiten in Lahr ging es Freiburg zu. Hier wurde das herrliche und unversehrte Münster einer Besichtigung unterzogen, und ein Blick vom Glok- kenturm über die zerstörte Innenstadt machten auf die Teilnehmer einen nachhaltigen Eindruck. Dann ging die Fahrt durchs Höllental, vorbei am Hirsch­sprung, über Ravennaschlucht, Hinterzarten, dem Endziel des ersten Tages, dem Feldberg, zu, wo wir programmgemäß gegen 17 Uhr ankamen. Als Uebernachtungsstätte hatten wir das Breitnauer Naturfreundehaus aufgesucht. Hier herrschte reges Leben von vielen Naturfreunden aus Freiburg, Pforzheim und anderen Ortsgruppen. Am Montag früh führte die Fahrt zum Titisee, über Neustadt, nach Furtwangen, wo wir das bekannte Uhren­museum besichtigten, dann weiter nach Triberg zu, ufn die bekannten romantischen Wasserfälle zu besichtigen. Weiter gings über St. Georgen nach Schramberg, dem letzten Haltepunkt des Tages. Hier wurde eine längere Rast eingelegt. Bei einer Besichtigung der Stadt ist der Besuch der evangel. Kirche empfehlenswert; hier befindet sich ein Kunstwerk der Junghanswerke, eine Kunstuhr im Werte von 50 000 Mark, an der 10 Jahre gearbeitet

wurde. In rascher Fahrt ging es abends über Schiltach, Freudenstadt, unserer Heimatstadt Nagold entgegen, wo wir um 2l Uhr wohlbehalten an­kamen. Noch lange wird diese Pfingstfahrt allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Nicht zuletzt gebührt den beiden Fahrern der Omnibusse volle

Anerkennung. Es ist zu wünschen, daß sich dieser ersten großen Fahrt noch ähnliche interessante an­schließen. Auch die Gäste, die sich an dieser Fahrt beteiligten, waren tief befriedigt und zollten Aner­kennung für Organisation und Durchführung dieser fast uhrenmäßig abgelaufenen Pfingstfahrt. G. H.

Der Haushaltplan der Stadt Neuenbürg

Aufstellung des außerordentlichen Haushaltsplanes 1949. Außerordentlicher Holzhieb beantragt zur

Beschaffung von 100 000. DM.

Grundstücke enthalten sind. Es gäbe sonst Unzu­träglichkeiten. Allgemein kam der Wunsch zum Ausdruck, daß das Bauen in jeder Hinsicht geför-

Die letzte Gemeinderatssitzung stand ganz im Zeichen des Finanzproblems. Stadtpfleger Klaiber trug den ordentlichen Haushaltsplan 1948 für den Zeitraum vom 1. 7. 1948 bis 31. 3. 1949 vor. Er kommt praktisch einer Rechnungslegung gleich, da die Ausgaben ja bereits getätigt sind. Wesent­liche Einwände wurden von Seiten des Gemeinde­

dert werden muß. Bauliebhabem wie Industrie- Interessenten soll in jeder Beziehung entgegenge­kommen werden, damit auch hier künftig fleißig gebaut wird. Der Stadtrat wünschte, daß man

rats nicht erhoben. Der ordentliche Haushaltsplan eigentlich in jedem Jahr irgendeine größere Aufgabe

schließt mit 372 247 Mk. in Einnahmen und Aus­gaben ab. Beim Posten Hauptverwaltung wünscht der Stadtrat, daß die Auslagen für Porto und Fern­sprechgebühren in Höhe von 3680 Mk. künftig nied­riger gehalten werden. Jedes unnötige Telefon­gespräch muß unterbleiben. Der Bürgermeister hat bei seinem Amtsantritt in dieser Hinsicht sofort

durchführt, die auch äußerlich sichtbar zeigt, daß .(etwas geschehen ist und die Gelder gut angelegt wurden. Die* vorgelegte Haushaltssatzung wurde beschlossen. Sie basiert auf folgenden Steuer­sätzen: Grundsteuer A für fand- und forstwirt­schaftliche Betriebe 142,5%, Grundsteuer B 120°/o, Gewerbesteuer 225°/o und Zweigstellensteuer 67,5%.

von sich aus strenge Anordnungen getroffen. Für ^ Kassenkredite, Darlehen und Bürgschaftsübernahmen die Schulen wurden 79 168 Mark aufgewendet, denen waren nicht erforderlich. Der außerordentliche eine Einnahme von 38 345 Mark, hauptsächlich für Haushaltsplan 1949 stellt an die Stadt große An- die Oberschule, gegenübersteht. Diese Kosten ver* forderungen. Sie sind jedoch zwangsbedingt und teilen sich auf Volks- u. Oberschule, Stadt. Frauen- lassen sich nicht umgehen. Der Plan sieht 318 446 arbeits- und gewerbliche Berufsschule, sowie auf Mark in Einnahmen und Ausgaben vor. Er muß die landwirtschaftliche Berufsschule. Die Stadt läßt durch eine Schuldaufnahme von 288 100 Mark aus­sich das Schulwesen sehr angelegen sein und för- geglichen werden, da ihm durch Beiträge Beteilig- dert es, wo sie kann. Für öffentliche Einrichtungen ter nur 8920 Mark und als Zuschuß aus dem' ordent-

geldern dazu ein Darlehen bekommen zu können. Der Bau dieses Werkes ist dann eine solche Lei­stung, wie sie die Bürgerschaft von ihren Stadt­vätern erwartet. Die andern Ausgaben sind alle zwangsläufig und nicht mehr aufzuschieben. Sie sind: 1. Bau einer IRO-Baracke; die Baiacke kann später eventuell für Schulzwecke der Stadt gute Dienste leisten, wenn durch den FlüchHingszugang die Klassen zu groß werden. 2. Erstellung der Ufermauern am Kriegerdenkmal mit 3000 Mark und an der Hirsctfbrücke mit 8000 Mark. 3. Bauland­erschließung auf den Junkeräckern mit 72 500 Mark und die Anlage des Kanalisierungssystems, Dolen etc. mit 20 000 Mark. 4. Demontage der veralteten Dieselanlage des E-Werks mit 2500 Mark, Anlage der Trafo-Stationen an der Hafnersteige und im Brunnenweg für die Knopffabrik mit 15 820 Mari. 5. Neue Reservestrom-Anlage für das Werk Bau­straße mit 16 626 Mark.

.Nachdem diese wichtigen Beschlüsse nach lan­ger, ausgiebiger Aussprache gefaßt waren, folgte der öffentlichen Sitzung noch ein ebenso umfang­reicher nichtöffentlicher Teil. Alles war froh, die umfangreiche Tagesordnung bewältigt zu haben. Der unvoreingenommene Besucher einer solchen Sitzung stellt fest, daß es für die Stadtväter oft recht schwer ist, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, Leider waren nur 2 Besucher bei der Haushaltungs­beratung anwesend. Es wäre manchmal sehr lehr­reich, wenn eine größere Oeffentlichkeit sich für die Angelegenheiten der Stadt interessieren würde.

und Förderung von Landwirtschaft, Handel und Ver­kehr schließt der Plan mit 5990 Mark Einnahmen und 12 525 Mark Ausgaben ab. Die wirtschaftlichen städtischen Unternehmen, Wasserversorgung und Stromversorgung, ergeben 110 315 Mark in Einnah­men und 95 065 Mark in Ausgaben. Die Finanz- und Steuerverwaltung schließt mit 198 655 E. und 83 725 Mark A. Der außerordentliche Haushaltsplan 1948 sah für die Enzausbaggerung beim Mühlenwehr 21 100 Mk. in E. u. A. vor, wobei ein Staatsbeitrag von 21 100 Mk. gegeben wurde. Es wurde gewünscht, daß sich die Mietwaschküche selbst tragen soll, ebenso auch die Fremdenverkehrswerbung eine Sache des Fremdenverkehrsverein sein soll, dem die Stadt einen Zuschuß gewährt. Bezüglich der Obsterlöse wurde für richtig gefunden, daß die Bäume auf den städtischen Grundstücken gesondert verpachtet werden und nicht im Pachtpreis der

liehen Haushalt nur 21 426 Mark zufließen. Die Schuldaufnahme soll durch einen außerordentlichen Holzhieb gemildert werden. Die Körperschafts- Forstdirektion wird gebeten, einen außerordent­lichen Holzhieb von 2500 Festmeter zu genehmigen, der einen Erlös von etwa 100 000 Mark bringen würde. In den nächsten 10 Jahren müßte dann ent­sprechend weniger Holz geschlagen werden. Es blieben dann nur noch 188 000 Mark für eine Schuldaufnahme übrig. Wenn sich die Stadtväter zu diesem Plan entschlossen, dann war vor allem auch die Erwägung ausschlaggebend, daß die ge­plante Errichtung des neuen Triebwerks T 174/das allein mit 164 000 Mark veranschlagt ist, die künf­tige Stromversorgung Neuenbürgs sicherstellt, die ja auch von Jahr zu Jahr größere. Anforderungen bringt. Das neue E-Werk ist zudem eine sich jeder­zeit rentierende Anlage. Man hofft, aus Marshall-

Aus dem Tagesgeschehen des Städtchens Haiterbach

Am wiederaufgebauten Haiterbacher Rathaus wird emsig gearbeitet. Die Gipser sind bereits fer­tig, die Heizungsanlagen werden einmontiert, und man geht an die Inneneinrichtung. Bis zur Kirch­weih soll das Haus bezugsfertig sein. Durch die Aufführung des Rathauses konnten Handwerker und Bauarbeiter in Brot gesetzt werden, die sonst durch die Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen wor­den wären. Der Neubau des Postamts bei der Traube, wofür zur Zeit die Vorarbeiten durch Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern be­tätigt werden, stellt gleichfalls eine Auffangmög­lichkeit dar. Gebaut wird auch sonst, doch kann infolge der Finanzschwierigkeiten das geplante großzügige Bauprogramm der Stadt noch nicht an- laufen. Das bekannte Gasthaus mit Cafe zur Traube" ist, nachdem es schön renoviert wurde, wieder offen. Die ausgesprochene Krise der Möbel­industrie sucht man, so gut es geht, zu überwin­den. Jedenfalls gibt man sich größte Mühe, durch­zuhalten. Von der geplanten Aktion der Wieder­gewährung von Ehestandsdarlehen verspricht man sich eine Belebung des Möbelmarktes. In kritischer Lage befindet sich vor allem aber das Kübler- gewerbe, bedingt durch das Wiederauftauchen der

Pfingstgastspiel in Wildbad

des Schauspielensembles vom Pforzhelmer Stadttheater

Im Kurtheater gingen vom 4.-6. Juni 3 Komö­dien in Szene, die inhaltlich nicht unterschiedlicher hätten sein können:Ingeborg von Curt Goetz, Krach um Jolanthe" von August Hinrichs undDes Teufels Schüler" von Bernhard Shaw. Die junge Frau Ingeborg, die nichts, aber auch gar nichts zu tun hat, verbraucht deshalb ihre natürlichen Energien in keiner Weise. Durch die entstehende chronische Langeweile wird ihre Phantasie in gefährliche Bahnen gedrängt. Wenn da der Gatte durch berufliche Tätigkeit nicht dau­ernd zu Unterhaltung, Vergnügen, kurz Zeitvertreib bereit sein kann, wird die Sache bedenklich. Curt Goetz versteht es meisterlich, die Situation zu schürzen und zuzuspitzen. Die? Titelheldin wird durch Ilse Krause überzeugend daigestellt; prachtvoll wirkt die Tante Ottilie der Erna Kel- dann, die Rolle der beiden Freunde (Ehegatte und Peter Peter) sind bei Erich Meines und Heinz Kiefer in besten Händen und auch der Diener Konjunktiv findet in Bernhard Haag eine ausgezeichnete Ver­körperung.

Krach um Jolanthe", diese saftige Bauernkomö­die von August Hinrichs, verwendet als Sujet die Sturheit und Schläue eines Bauernschädels, wenn es die leidigen Steuern gilt. Auch diese Komödie fand eine in allen Einzelheiten vorbildliche Aufführung. Georg Sertel als Bauer, Gisela Leininger als seine Tochter, Curt Müller, der Knecht und Marg. De- bod, die Magd, spielten ebenso lebensvoll* und natürlich wie die 3 Nachbarn Heinz Kiefer, Arthur Hellinger und Franz Huck. Glänzend die Darstel­lung des etwas naiven Lehrers durch Erich Schudde und des hinters Licht geführten Gendarmen Alw, Mich. Rüffers.

Während der 1. Abend mäßig, der 2. stärker besucht war, bewies das vollbesetzte Haus am 3. Abend die starke Anziehungskraft G. B. Shaws. Sein Teufelsschüter, einStück der Puritaner", wie er selbst es bezeichnet, ist ein echter Shaw: voll beißender Ironie und Satire in satten Farben menschlich allzu Menschliches ausmalend, wobei nichts und keiner verschont bleibt. Trotzdem oder gerade deshalb sind seine Bühnenwerke Kassen- magneten, den Autor zum reichsten Sozialisten der Welt machend. Der Beifall war herzlich; er galt einerseits dem Schriftsteller, sodann aber dem her­vorragenden Spiel der Darsteller. Erna Keldaan als Frau Dudgeon, Heinz Kiefer und Erich Schudde als die Söhne Richard und Christoph, Hans-Herbert

Essie trugen ebenso wie Alw. Mich. Rüffer als General Bourgeyne und Bernhard Haag als Major Swindon zur wirkungsvollen Wiedergabe bei. Von den übrigen Schauspielern ist vor allem noch Hans-Fred Kimmei (Feldwebel) zu nennen, sodann Artur Hellinger (Titus Dudgeon), Curt Müller (Advokat) und Rolf Buch (Feldprediger).

Die Inszenierung des 1. und 3. Abends besorgte Erich Schudde, diejenige des 2. Abends Curt Mül­ler. Die technische Leitung hatte Hermann Lamey; das Bühnenbild wurde entworfen von Alex Vogel; der Bühnenmaler war Hans Tonndorf. Alle, ohne jede Ausnahme, verdienen vollste Anerkennung, und wir hoffen, daß der Beschluß der Pforzheimer Stadtverwaltung hinsichtlich der* Schließung des Theaters doch hoch revidiert wird. Ö. Ke.

Blechware. Man setzt seine Hoffnung auf die vielerorts benötigten Herbstgeräte, die aus Holz bestehen müssen. Arbeitslose gibt es erfreulicher­weise in Haiterbach noch nicht. Eine 60er-Feier fand imHirsch", eine 40er-Feier imLamm" statt. Die 40er legten am Gefallenenehrenmal einen Kranz nieder. Aus russischer Kriegsgefangenschaft kehrte Julius Helber zurück. Landtagsabgeordneter Schü­ler, Calw, sprach in einer CDU.-Versammlung über das derzeitige politische Geschehen und fand mit seinen Ausführungen vielen Anklang. Eine schöne Neuerung hat sich Stadtpfarrer Klaus angelegen sein lassen. Die Tauffeiern werden feierlicher ge­staltet als bisher. Die Eltern des Täuflings stehen nicht mehr während der Taufe an ihrem Platz in der ersten oder zweiten Bank, sondern sind mit den Paten um den Taufstein versammelt und be­zeugen vor der Gemeinde mit ihrem Ja, daß sie gewillt sind, ihr Kind christlich zu erziehen. Die Tauffeier findet grundsätzlich während des Haupt­gottesdienstes statt. Nach dem Schlußgebet nimmt die Mutter das Kind auf die Arme und für die Mutter wird ein eigenes Gebet gesprochen. Mis­sionar Tröster von der Basler Mission hielt einen Missionsgottesdienst ab und sprach abends über das ThemaWas geht in China vor?" Geboren wurden Wolfgang Kalmbach, Elke Luise Fey, Ellen Lina Brezing, Gerda Else Hiller und Gudrun Graf. Die Ehe schlossen Georg Schübel mit Emilie Stöff- ler, Fritz Brenner mit Lina Lehrer, Albert Walz mit Berta Lehre. Altersjubilare: Wilhelm Helber 81 Jahre, in Nuifra? Konrad Schuon 79 Jahre; Karo- line Helber 74 Jahre? Barbara Ziegler 74 Jahre? Friederike Helber 71 Jahre; Christiane Helber 70 Jahre; Metzgermeister Christian Furch 78 Jahre; Schreinermeister Karl Kaupp 73 Jahre? Marie Schuon 75 Jahre; Schreinermeister Christian Sitzler 73 Jahre; Gottlieb Schaible, Alt-Nuifra, 70 Jahre. In Neu-Nuifra -wurde Schreinermeister und Anwalt Christian Kaupp 75 Jahre alt. Die Landwirte sind zur Zeit mit Kartoffelhacken stark beschäftigt. Die Heuernte schließt sich, wenn das Wetter günstig wird, unmittelbar an. Neuerdings treten auch in Haiterbach Wildschweine in ganzen Rudeln auf und richten größere Schäden an.

Vom Rathaus Wildberg

Mit den Wegverhältnissen am Zufahrtsweg zum Kloster hatte sich der Gemeinderat in seiner letz­ten Sitzung zu befassen. Seit dem Hochwasser im Jahr 1947, bei dem die Bepflasterung vollständig herausgerissen wurde, konnte der Weg nicht mehr instandgesetzt werden. Durch teilweise Bepflaste­rung und Beschotterung soll diesem Notstand abge­holfen werden. Einer Firma, die nächstens mit eine! Walze in unsere Gegend kommt, soll ferner das Teeren und Walzen übertragen werden. Für Zwecke des Feueralarms wurde eine Telefonneben­stelle für die Wohnung des Stadtpflegers bean­tragt. Durch die Kündigung der seitherigen Leichenbesorgerin wird die Stelle zur Neubesetzung öffentlich bekannt gemacht werden. Die Schal- weide wurde bis 1951 an Schafhalter Bauer hier vergeben. Als Vertreter der Heimatvertriebenen wurde Herr Pape in den Wohnungsausschuß be­stellt. Die Trümmerbeseitigung am Schulhaus wurde an einheimische Arbeiter im Akkord ver­geben. Ein Gesuch des Landesfremdenverkehrs­verbands um Wiederbeitritt unserer Gemeinde wurde zurückgestellt. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Stadtgemeinde zu einem baldigen Beitritt ent­schließen könnte, denn es sollte heute wieder das Bestreben dahin gehen, Wildberg als Luftkurort zura beliebten Ausflugsziel fremder Gäste zu ma­chen. -r.

Wieder Obstbauverein Altburg

Am Pfingstmontag fand in Weltenschwann und Altburg unter der Führung von Kreisbaurawart Walz aus Nagold eine Besichtigung von Obstbaum­anlagen statt. Dabei wurde besonders der Wert der Winter- und Frühjahr-Spritzungen klar festge­stellt und besonders auch die Düngung der Bäume und die Verwendung der Düngerlanze hervorge­hoben. Dem Rundgang folgte im Gasthaus z. Ochsen in Altburg eine Besprechung über den Obstbau. Bei Neuanlagen ist Wert auf genügend Baumabstand zu legen. Die Spritzungen der Obstbäume sollen regelmäßiger durchgeführt werden; dabei sollen Winterspritzungen nicht regelmäßig mit Obstbaum- karbolineum ausgeführt werden. Es wird Wechsel mit Gelbspritzmittel empfohlen, die auch für Unter­kulturen weniger schädlich sind. Auf Grund lang­jähriger Erfahrungen äußerte sich Kreisbaumwart Walz über die empfehlenswerten Sorten von Obst. Kirschen und Zwetschgen sollten bei ans noch mehr angepflanzt werden, weil dafür gute Absatz­möglichkeit vorhanden ist. Bürgermeister Wall empfahl die Wiedergründung des Obstbauvereins. Mehrere Obstbaumbesitzer haben sich bereit er - »klärt, wieder einen Obstbauverein zu gründen; ihren Beitritt erklärten schon 17 Obstbaumbesitzer. Im Herbst ds. Js. ist die Abhaltung einer Obstbau- ausstellung vorgesehen. Kreisbaumwart Walz gab einen Satzungsentwurf für den Obstbauverein be­kannt, der anerkannt wurde; der Jahresbeitrag sollte auf 2. DM vorgesehen werden. Für den Ausschuß wurden vorgeschlagen: Michael Pfrom* mer, Benjamin Sohn in Weltenschwann, als Vor­steher? Ulrich Roller als Rechner, Karl Walz ah Schriftführer und die Baumwarte Gottlieb Burkhardt, Jakob Pfrommer und Georg Kusterer als weitere Mitglieder, Bürgermeister Walz dankte zum Schluß dem Kreisbaumwart für seine lehrreichen Anre­gungen und den Versammlungsteilnehmern für das gezeigte Interesse am Obstbau.

Aus dem Neuenbüvger Gerichtssaal

Ein über 70 Jahre alter und bislang unbestrafter Rentner war des schweren Diebstahls angeklagt. Er hatte auf dem eingefriedigten Hof einer Baufirma eine Handsäge entwendet. Der Angeklagte gab vor, er habe die Säge nur genommen, um sie vor Nässe zu schützen und gegenüber fußballspielenden Kin­dern in Sicherheit zu bringen. Wie die Beweisauf­nahme ergab, widersprach aber das Verhalten nach der Tat seinen Behauptungen, von welchen er sagte, sie seien überhaupt nur Spaß gewesen. Die schnelle Aufklärung des Falles ist das Verdienst eines mutigen I2jährigen Jungen. Dieser sah des nachts einen verdächtigen Schatten, sprang sofort aus dem Küchenfenster und belauerte den Täter. Wegen eines Verbrechens des schweren Diebstahls wurde der Angeklagte unter Zubilligung mildern­der Umstände, vor allem wegen seines hohen Al­ters, zu drei Monaten Gefängnis als der gesetz­lichen Mindeststrafe verurteilt. Ein Maurermei­ster hatte sich wegen einfachen Diebstahls in Ver­bindung mit fortgesetztem Forstdiebstahl zu ver­antworten. Es handelte sich um 3 Kubikmeter Steine und einige Weißtannen. Mangels Beweises wurde der Angeklagte des Diebstahls an den Stei­nen freigesprochen, im übrigen wurde er wegen eines Vergehens des Forstdiebstahls (auf das Holz war ja noch keine menschliche Arbeit verwendet worden), zu einer Geldstrafe von 15. DM, sowie zum Wertersatz des entwendeten Holzes verurteilt.

. . - Eine Frau war angeklagt, sie habe ungebühr-

Kienscherf als Pastor Anderson, Gisela Leininger Hcherweise groben Unfug verübt, indem sie von als seine Frau und Ilse Kramer als Pflegetochter einem Kettenbrief 6 Abschriften fertigte, und zwei

davon an Personen weitergab, die ihrerseits wieder 6 Abschriften fertigen und weiterleiten sollten. Dieses Verhalten war geeignet, einen unbestimm­ten Personenkreis zu belästigen und durch die in­folge der lawinenartigen Verbreitung der Ketten- briefe^ erregten Unruhe den äußeren Bestand der öffentlichen Ordnung zu gefährden. Es wurde eine Geldstrafe in Höhe von 30. DM ausgesprochen. Es kann demnach nicht genug vor dieser augen­blicklich um sich greifenden Seuche der Ketten­briefe gewarnt werden. So hieß es in dem besag­ten Kettenbrief u. a.:Uns alle drückt die Geld­knappheit ganz mächtig, wir wollen ihnen heute einen Weg zeigen, wie sie durch gemeinsame Hilfe zu einer beträchtlichen Geldsumme kommen kön­nen, oder es wird beispielsweise versichert, es sei wirklich kein Unfug, den Berlinern bringe es man­chen Notpfennig ein und die Post mache dadurch beträchtliche Portoeinnahmen. außerdem seien durch das Vorrücken von Stelle 1 auf Stelle 6 6. DM, also 46 656. DM, zu erwarten. Man lasse sich aber nicht durch derartige ebenso viel versprechende wie zweifelhafte Andeutungen zu «olch strafwürdigen Geschäften verleiten. Drei Männer standen wegen* gemeinschaftlichen Dieb­stahls bezw. wegen Begünstigung desselben zur Anklage. Es wurde ein Schäferhund im Wert von etwa 500. DM. weggeüommen. Er lief seinen neuen Herren zu und wollte in echter Hundetreue sich nicht mehr von ihnen trennen. Es mag aller­dings auch ein bißchen nachgeholfen worden sein. In weinseliger, übermütiger Laune nahm man ihn

nach Karlsruhe mit. Zwar wurde behauptet, es sei aus reinem Mitleid gegenüber dem herrenlosen Tier geschehen (obwohl es ein Halsband, zwar ohne Namen trug, und gut genährt war), andererseits fte" len auch Redewendungen wie:Wir verkaufen ihn an einen Amerikaner um 15 Dollar" und ähnliches. Niemand kam auf den naheliegenden Gedanken, dßj 1 Schäferhund bei der Polizei abzugeben oder z. den dortigen Bürgermeister in Kenntnis zu setzen- Der Hund konnte dem Eigentümer wieder zurüc gegeben werden. Ein Angeklagter wurde wegen Diebstahls zu 100. DM Geldstrafe verurteilt, die anderen wurden aus verschiedenen Gründen man gels Beweises freigesprochen. Drei Frauen u ein Mann hatten sich wegen Abtreibung hezW. Beihilfe und Anstiftung dazu zu verantworten. übliche Bild. Nachdem die Schwangerschaft f® s stand, sah man sich nach Hilfe um Durch Vf mittlung einer Frau erreichte man in einer

gelegenen größeren Stadt eine weitere Frau, gewisse Tabletten zu ihrer Verfügung hatte.

nahe* die Ob

diese allerdings Abtreibungsmittel waren, könnt® nichf mit hinreichender Sicherheit nachgewi 6 ^ werden. Ein ursächlicher Zusammenhang zwisc dem eingenommenen Mittel und dem eingetreten^ Erfolg war gleicherweise, u. a. auch wegei 1 großen zeitlichen Abstandes, nicht bestimmt naC zuweisen. So blieb es bei einer Bestrafung versuchter Abtreibung. Nur deshalb wurde einer Freiheitsstrafe abgesehen. Die Schwang® wurde wegen versuchter Abtreibung zu einer strafe von 100. DM, die übrigen Beteiligen­den wegen Beihilfe dazu zu je 70. DM in einem Falle zu 40. DM verurteilt.