14. Mai 194»
WIRTSCHAFT
Nr. 56 / Seite
Fortschritte der deutschen Automobilindustrie
Daimler-Benz als Beispiel ' Eindrucksvoller Wiederaufbauerfolg ' Das Bauprogramm 1949 / Der langerwartete Diesel-Pkw geht in Serie
Sonderbericht 1 ür das „Schwäbische Tagblatt“
.Wir haben“, sagte Generaldirektor Dr. ing Wilhelm Haspel, „im Jahr 1949 unsere Produktion auf 1000 im Monat Februar, auf 1100 im Monat März gebracht, wir werden sie bis Ende des Jahres auf 1800 bis 2000 Wagen steigern“.
Hinter dieser. Zahlen stecki ein Unmaß von Planung, Arbeit und Idealismus Es handelt sich um den Personenwagen 170 V der Daimler-Benz Aktiengesellschaft
In wenigen Tagesangriffen, die im wesentlichen im September 1944 innerhalb eines Zeitraumes von 14 Tagen abrolHen, sind die verschiedenen Werke von Daimler-Benz vernichtet worden. Im einzelnen war das Werk Untertürkheim zu 70 Prozent, das Werk Gaggenau zu 80
Vorderradaufhängung des Mercedes-Benz Personenkraftwagens Typ 1"0 S. Dreieckslenker mit Schraubenfeder und in deren Mittelachse befindlichen Teleskopstoßdämpfer
Prozent, das Werk Sindelfingen, das am schwersten betroffen wurde zu 85 Prozent und das Werk Mannheim zu 20 Prozent zerstört Die Werke in Berlin fielen völlig aus Heute umfaßt das Werk Untertürkheim wieder 60 Prozent der früher vorhandenen überbauten Fläche. Im Karosseriewerk Sindelfingen. das besonders ungestüm vielleicht weil es der jüngste Ableger der Firma ist, nach vorne drängt, werden im Monat Juni die gleichen Fa- brikatiorisflächen zur Verfügung stehen wie ehedem Das Mannheimer Werk ist wieder voll arbeitsfähig Erst im Juni vorigen Jahres konn'e die Firma das volle Verfügungsrecht über ihr Lastwagenwerk Gaggenau wiedererlangen, seither wird aber auch dort der Wiederaufbau schnell und tatkräftig betrieben So ist die Lage bei den Prodliktionsanlagen. Und nun die Entwicklung der Produktion selbst.
Im Monatsdurchschnitt 1946 erzeugte das Mannheimer Werk 125 Dreitonner 1947 165 Drei- bis Siebentonner, wogegen im Jahre 1948 das Monatsmittel schon auf 320 Stück heraufging. Ab Juli wird in Mannheim nicht mehr der Opel Blitz im Nachbau sondern ein Wagen eigener Konstruktion gefertigt. Die entsprechenden Daten lauten: im Jahr 1946 520 i l h beziehungs- we se 5-Tonner, im Jahr 1947 400, im Jahr 1948 ungefähr 1000. In den Hauptwerken Untertürkheim und Sindelfingen bildete der Bau des bekannten 1,7 Liter günstigen Ausgangspunkt für die Produktion. Er wurde als s 'i-Tonner in verschiedenen Varianten, — als Lieferwagen, Pritschenwagen. Polizeistreifenwagen, Krankenwagen usw. — gebaut. Im Jahr 1945 verließen 214, im Jahr 1947 1 300, im Jahr 1948 5 100 Fahrzeuge vom Typ 170 V das Werk. Im Zeitpunkt der Währungsreform schwankte die monatliche Produktion zwischen 150 und 250 Wagen.- Herbst 1948 rollten bereits 800 Fahrzeuge aus den Sin- de’finger Hallen Im Februar waren es 1 000, im März 1 100, am Jahresende werden es 2 000 sein, das wurde schon erwähnt.
SS PS i-Zylinaer Mercedes Benz-Dieselmotor für Typ 170 D
Daimler Benz wird nun ohne von dem bewährten Typ 170 V sofort abzugehen, mit neuen Typen herauskommen.
Aus dem 170 V wurde der 170 S entwickelt. Ein Fahrzeug, das in etwa die Karosserieabmes- fungen des alten Mercedes 2,3 Liter hat, das in bezug auf Straßenlage und Federung, in bezug auf Oekonomie und Leistung ein Optimum darstellt. Der Serienbau beginnt Juni/Juli dieses Jahres. Der Wagen, wird als Innenlenker, als viersitziges Kabriolett und als zweisitziges — wir sind versucht zu sagen: „Luxus“-Kabriolett ~ geliefert. Es kommt als Schlager weiterhin das seitherige 170 V-Fahrzeug mit 1,7 Liter Dieselmotor heraus. Dieser Wagen gestattet eine durchschnittliche Betriebsersparnis von 60 Prozent. Und diese Vergleichsberechnung ist ge- •nacht unter Zugrundelegung des Preises für weißgekauftes Benzin!
Mannheim wird einen 3‘/i-Tonner Mercedes- benz-Diesellastkraftwagen liefern, dessen 90- Po-Maschine mit ihrem Verbrauch von nur 14,4 Litern eine besonders interessante technische «euschöpfung ist. Der Wagen wird im Preis konkurrenzlos sein.
, ™j>. früher eine Hauptschwierigkeit für die im Wiederaufbau begriffene Firma in den Kon- ‘ngentierungen, scheint jetzt die Entwicklung us diesem Stadium herausgetreten zu sein. Der ‘^nstrom verläßt das künstlich vorgezeichnete tt der Kontingente und sucht sich selbst seinen . jS Zum Käufer. Aber zugleich damit auf der „dg® r d Seite sozusagen gewinnt die Absatzfrage cn Aussicht, und hier wieder besonders das t„ PddfPfoblem. Ueber die Schwierigkei- j • “ie für den deutschen Unternehmer aus sr+in 130 Cent -Umrechnungskurs resultieren, wurde „ on g enu g gesagt. Mercedes-Benz exportiert , T -? en u ‘^'ich noch auf Grund alter, auf einem d». T," u ”Sskurs von 17 bis 18 Cent basieren- r .„. Ver trage. Die Firma glaubt, bei einem Um- r » skurs von 23 bis 25 Cent no ch konkur- an a r , zu sein Man ver 18ßt sich hier auf die
ist Üa? Kaus gewöhnte Kundschaft, die bereit ’ ‘ nen etwas höheren Preis für „ihren“ Mer
cedeswagen anzulegen. Die Preisentwicklung in Deutschland selbst läßt sich im Augenblick noch nicht absehen
Auf dem Gebiet der Lastwagen und Omnibusse, die in ihren Preisen jetzt — und das will bei den allgemeinen Kostenerhöhungen sehr viel besagen — nur etwa 50 Prozent über Vorkriegsstand liegen dürfte mit einem nennenswerten Absinken nicht zu rechnen sein Günstigere Aspekte eröffnen sich für die Personenwagen. Daimier-Benz hat heute erst 40 Prozent der alten Produktionshöhe. Mit ihrem Steigen werden die Preise fallen. Man tut aber gut, sich die Kurven nicht allzu jih vorzustellen!
Dar Mercedes-Benz-Wagen des Jahres 1949 ist in seiner Linienführung weicher und flüssiger, im Raum größer er ist für den Fahrer bequemer. Er ist nicht amerikanisiert. Die Kotflügel sind weder unnatürlich hochgezogen noch bizarr geformt. Der Kühler ist nicht so hoch und nicht so lapg. daß der Fahrer nichts mehr siebt. Die Fenster sind in .vernünftigen Abmessungen gehalten. Und dies alles zum Nutzen der Fahrsicherheit und ohne Schaden für das Aussehen. Mercedes-Benz — wie übrigens auch Rolls-Royce — hält an seiner Tradition fest. Der Käufer eines Mercedeswagens hat nicht nach wenigen Jahren das Gefühl, ein antiquiertes Modell zu fahren. Die Mercedes-Linie ist „zeitlos“.
Innenlenker und Kabrioletts vom Typ „170 S“
Wir haben den Wagen gefahren. Seine bestechendsten Merkmale sind die unvergleichliche
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Straßenlage, die vollendete Federung, die Erhöhung der Leistung auf 52 PS (gegenüber 38 PS beim „170 V“), die sehr geräumige Karosserie und — last not least — die gut getroffene Lenkraistellung. Der 47 Liter fassende Kraftstoffbehälter liegt hinten. Die Vorderachse ist vollständig neu entwickelt. Sie entspricht der bei den Rennwagen verwendeten Querlenkerachse Selbst auf der schlechtesten Alpstraße gleitet der Wagen wie auf Asphalt - wenigstens beinahe. Durch den neuen Solex-Fall- stromvergaser wird der Kraftstoffverbrauch trotz der ungeheuren Leistungssteigerung doch dem des 170 V gleich sein. Als Aufbauten werden geliefert: 1. Der viertürige, vier- bis fünf- sitzige Innenlenker (Limousine);
2. das zweitürige, vier- bis fünfsitzige B-Kabrio- ,lett und 3. das zweitürige, (zwei bis dreisitzige A-Kabriolett. Die Innenausstattung ist in jeder Hinsicht gediegen, beim A-Kabriolett ausgesprochen komfortabel
Diesel-Personenwagen, Typ „170 D“
Daimler-Benz hat mit dem 1,7 Liter Dieselmotor eine Maschine geschaffen, die hinsichtlich Beschleunigungsfähigkeit, Endgeschwindigkeit und motorischem Geräusch — mit Ausnahme des Leerlaufs — sich praktisch ebenbürtig neben den Vergasermotor gleicher Stärke und Abmessung stellt. Die wirtschaftlichen Vorteile sind gewaltig. Bei einer Bremsleistung von 38 PS ist der Gasöl-Normverbrauch für 100 km 6,4 Liter!
314 Tonner-Diesel-Schnell-Lastwagen Das Handicap des Dieselfahrzeugs liegt *n seinem gegenüber dem Benzinfahrzeug ungünstigeren Verhältnis zwischen Nutzlast und Eigengewicht. In dieser Richtung mußte sich der konstruktive Fortschritt bewegen. Was Daimler- Benz, fußend auf einer gewaltigen Erfahrung (der erste Fahrzeugdieselmotor der Welt wurde bereits 1922 von der Birma Benz & Cie. in Mannheim gebaut), heute erreicht hat, ist eine Drehzahl von 2800 U'Min., sind große Fortschritte in der leistungsmäßigen Ausnützung des Hubvolumens, ist verringerter Treibstoff verbrauch. Das Leergewicht des 3'ü-Tonners beträgt nur noch 2400 kg gegenüber 3460 kg beim früheren Dreitonner. Die Gewichtsersparnis findet in der Preisstellung des neuen Wagens beredten Ausdruck. Der Kraftstoff- Normverbrauch ist 14,4 1/100 km.
Der 3'/i-Tonner und auch der 5-Tonner, der hier nicht bespro- .. _ - chen wird, kommen beide als
" r ' • ' • - Omnibusse eigener Ganzstahl-
bauart heraus.
Die mit diesen Fahrgestellen gelieferten Kipper (System Meil- ler) Müllwagen (System Kuka), Fäkalien-Wagen, Sprengwagen, Tankwagen usw. besitzen Daim- ier-Benz-Qualität.
Dem in Betrieb und Leistung typisch schwäbischen Werk gelang davon konnten wir uns eindringlich überzeugen, ein guter Start in die Periode der großen wirtschaftlichen Erholung, an deren Anfang wir zu stehen hoffen. rr.
Mercedes-Benz Typ 170 S, Kabriolet „A “ Armaturenbrett Bilder: Werkaufnahmen
Langfristige Kredite dringlich
Wissenschaftlicher Beirat der VfW empfiehlt in einem Gutachten Kredit aus weitung
J. K. Nach dem neuesten Monatsbericht der 3ank deutscher Länder wird die Neubildung von Ge^dkapital für Anlagezwecke im ersten Quartal 194S auf reichlich eine halbe Milliarde D-Mark geschätzt. Es werden erstmals auch auf Sparkonten echte Einlagenzugänge verzeichnet. Der tatsächliche Einsatz langfristigen Leihkapitals wird jedoch auf noch nicht die Hälfte der besagten halben Milliarde veranschlagt. Nach Meinung der BdL hätte die sinkende Ausgabenneigung an sich eine noch stärkere Sparkapitalbildung erlaubt, jedoch scheue das Publikum mit seinen gegenwärtig noch starken Liquiditätsbedürfnis längerfristige Bindungen. Indessen liege — so findet man — schon allein in der sinkenden Ausgabenneigung bereits eine latente Geldkapitalbildung, möge diese sich auch zunächst nur als Rückgang der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes äußern.
Es zeigt also auch der neueste Monatsbericht der BDL, daß die Sparkapitalbildung der deutschen Volkswirtschaft zu den Investitionsbedürfnissen unserer Wirtschaft nur einen unzureichenden Beitrag zu leisten in der Lage ist. Der wissenschaftliche Beirat der Verwaltung für Wirtschaft machte angesichts der Dringlichkeit des Problems der langfristigen Kredite in einer Ende der vergangenen Woche stattgefundenen mehrtägigen Sitzung die Investi- tions- und Kreditfragen zum Gegenstand eingehender Untersuchungen. Nach einem Bericht im „Handelsblatt“ ist er dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen:
Die veränderte Marktlage mildere die zwischen Preisen und Löhnen entstandenen Spannungen. Der Fortfall der Uebemachfrage erleichtere die Ueber- windung von Engpässen, die wachsende Konkurrenz fördere Kostensenkung und Ausschaltung falsch eingesetzter Kräfte. Der seit Jahresbeginn sich vollziehende Konsolidierungsprozeß sei aber noch nicht abgeschlossen.
Auf der anderen Seite habe sich der Aufschwung der deutschen Wirtschaft seit Anfang/1949 nicht fortgesetzt. Auf gewissen Gebieten drohe sogar Stagnation einzutreten. Vor allen Dingen sei die saisonbedingte Zunahme der Produktion ausgeblieben, womit bestimmte Gefahren in Erscheinung träten. Zwar habe der Beschäftigungsrückgang noch kein bedrohliches Ausmaß angenommen, aber die Arbeitslosenziffern stiegen iniolge des ständigen Zuganges von neuen Arbeitskräften und hätten in gewissen Notstandsgebieten nun mehrfach alle Wirtschaftszweige erfaßt.
Allgemeine Unsicherheit in bezug auf die Weiter- entw.cklung führe bei Unternehmern und Konsumenten zur Kaufzurückhallung. Der bisherige leichte Absatz sei beendet und habe vielfach Absatzschwierigkeiten Platz gemacht. Erschwerend in dieser allgemeinen Unsicherheit wirke neuerlich eine Hemmung der Investitionstätigkeit. Die tn- vestitions- und sparhemmende Besteuerung wrrde angesichts der veränderten Marktlage besonders fühlbar. Das Investitionsvolumen sei so wesent: ; ch zurückgegangen, daß die wirksame Gesamtnachfrage schrumpfe.
Die damit gekennzeichnete Lage mache es angezeigt, die wirksame Gesamtnachfrage zu erweitern. Neben die ohnehin von strukturellen Gesichtspunkten gegebenen Investitionsnotwendigkelten träten nunmehr auch die unter konjunkturellen Aspekten
erforderlichen. Durch kredit- und finanzpolitische Maßnahmen solle die Investitionstätigkeit belebt werden, was Produktionskapazitäten, Vorräte und Arbeitskräfte rechtfertigen. Demzufolge wird eine nicht übermäßige Kreditausweitung empfohlen. Eine verhältnismäßig geringe Kreditschöpfung reiche aus da mit einer multiplikativen Windung auf die Gesaminachfrage zu rechnen sei. Das Maß der Kreditschöpfung fihde seine Begrenzung in der stabilen Höhe des Preisniveaus unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Zur Senkung von auch heute noch überhöhten Preisen werden marktpolitische Mittel weiterhin empfohlen.
Der wissenschaftliche Beirat rechnet damit, die höhere Beschäftigung und bessere Ausnutzung der Kapazitäten wirke kostensenkend. Damit würde die für die Lohnzahlung verfügbare Gesamtsumme vergrößert, die Voraussetzungen für Lohnverbesserungen seien gegeben. Neben zurückgebliebenen Löhnen und Gehältern könnten 'auch zu niedrige Beiträge derFürsorgeieistungen und Soziairenten verbessert werden. Die auf d 5 ese Weise erzielte Intensivierung der Massennachfrage vermöchte die Gesamtbeschäftigung zu stützen und zu heben, sei aber nur zu verantworten, wenn parallel ein umfassendes System von steuerpolitischen und sonstigen Mitteln das Konsumsparen anreize.
Zur Erweiterung der Gesamtnachfrage will man in erster Linie vorhandene finanzielle Mittel nutzbar gemacht sehen, und zwar solche, die bisher bewußt zurückgehalten wurden, um den Preisauftrieb im letzten Viertel des vergangenen Jahres zu dämpfen. Man denkt hierbei vor allem an Mittel der öffentlichen Haushalte und an solche, die aus von Marshall-Plan-Lieferungen angesammelten Gegenwerte („Counterpart-Funds“) resultieren.
Da diese Quellen aber noch n : cht ausreichen, sollen darüber hinaus in vorsichtiger Weise mit Unterstützung des Zentralbanksystems Geldmarktmittel für die Zwecke der Vor- und Zwischenfinanzierung verfügbar gemacht werden. Finanzierungsmethoden dieser Art seien nur anzuwenden wo eine spätere Ablösung gesichert sei. Für d 5 e Konsolidierung der Vorfinanzierung kämen künftige Einnahmen der öffentlichen Haushalte der organisierte Kapitalmarkt und weiteren. die Counterpart-Funds in betracht. Die Tatsache, daß nach der Währungsreform weitgehend Anlagen aus kurzfristigen Geldmarktmtiteln finanziert worden seien, erschwere die Au*dehungn der Vor- und Zwischenflnanzierung. Die Konsolidierung dieser zum Teil fcstgefrorenen Kredite würde das Kreditsystem zu neuen Zwischenflnanzierungsaufga- h p n sehr befähigen. Allerdings sollte die notwendige Konsolidierung dieser früheren Investitionen keineswegs den Kapitalmarkt belasten, sie solle etwa geschehen durch Heranziehung der Anlagekonten, durch Umwandlung der Bankkredite in von den Banken zu übernehmende Industrieobligationen.
Die wissenschaftlichen Berater der Verwaltung für Wirtschaft haben an einen neuralgischen Punkt unserer Konjunkturentwicklung den Finger in einem Augenblick gelegt, da Gefahr im Verzüge ist. Man darf auf die Wirkung gespannt sein, die das A’armsignal auf den Zentralhankrat und die anderen maßgeblichen Stellen ausübt. Man darf aber auch gesnannt sein darauf, in welcher Weise die Oeffentliche Hand sich ihrer Verantwortung in kreditpolitischer Beziehung gewachsen zeigen wird.
Amerikanisches Kapital für Europa
Genf. Aus einem Bericht der Wirtschaftskommission der Vereinigten Nationen geht hervor, daß Europa noch auf lange Sicht auf amerikanische Kapital angewiesen ist. Trotz der Erholung der europäischen Wirtschaft seien deren Ausssichten schlecht, well eine chronische Knappheit an Dollarreserven herrsche und well eine organische gegenseitige Anpassung der Wirtschaftspläne der verschiedenen europäischen Staaten fast völlig fehle. Die USA müßten wahrscheinlich auf lange Jahre hinaus das Ausland durch Investierungsanleihen unterstützen. Es wäre wohl am zweckmäßigsten, wenn die USA ein umfassendes Programm der Kapitalinvestierung im Ausland zur Verwendung für besondere Entwicklungsprojekte entwerfen würden.
Kurzberichte
Schweizer Kapitalkredite an Deutschland?
BASEL. Der Wirtschaftskommentator der Basler „Nationalzeitung'' erörtert die Frage der Gewährung Schweizer Kredite an die Westzonen. Das Blatt meint, bei allem Verständnis für die Tatsache, daß ein wirtschaftlich gesundes Europa ohne Deutschland undenkbar sei, stünden hier noch viele Fragen offen. Die JETA habe mit der H'nausschiebung der Diskussion um die deutschen Schulden bereits die erste „Mine angelegt, die jeden Optimismus in der Frage neuer Kredite an Deutschland in die Luft jagen müsse“. Falls auf diesem Gebiete keine tragbare Regelung gefunden werde, bleibe alles eitler Traum.
Als weitere Voraussetzung für den Schweizer Kapitalexport nach Deutsch’and nennt das Blatt die Gewährleistung e'ner möglichst wirtschaftlichen Anlage der ausländischen Gelder. Die einschneidende Restriktionspolitik der Frankfurter Wirtschaftsstellen gebe gegenwärtig dem ausländischen Kapitalver- leiher nicht die Gewißheit, daß seine Investitions- Werte erhalten bleiben: Zinsen abwerfen und dem eigenen Land letztl'ch die Möglichkeit bieten, die Handelsbilanz über die Zahlungsbilanz auszugleichen Svmo'omat'sch für die falsche Politik sei die bisherige Zurückhaltung des aus'ändischen USA- Kap'ta's An den Amerikanern wäre es. so meint das Schweizer Blatt, bei der JETA für das nötige Ve-s*äeariis zu sorgen d=nn . dann käme man vielleicht schneller als erwartet aus der Misere heraus, ln die man die deutsche Wirtschaft hineingeritten habe“.
„Grundzüge einer Kolonialgesetzgebung“
BASEL. Eine „ungerechtfertigte Behandlung Schweizer Vermögen in Deutschland“ n»nnt die Basler „Natlonal-Zeltung“ die alliierten Pläne, nur Vermögen der Mitglieder der Vereinten Nationen, nicht aber die der neutralen vom Lastenause’eich auszunehmen. Vernünftiger wäre es. nach den R'cht- linien der europäischen Wiederaufbauorganisat'on vorzugehen, da es s'ch um eine rein wirtschaftliche Maßnahme handle. F.s erwecke den Eindruck, daß man im deutschen Steuerrecht versuche Orr-d. zöge einer Kolonialgesetzgebung einzuführen. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Westdeutschland scheine nach, diesem ..Schildbürgerstreich gegen die Schweiz“ in der Praxis kaum durchführbar, nie Zeitung spricht die Erwartung aus. daß der Wirtschaftsrat. der am 23. Mai das Lastenausgleichgesetz noch einmal be T *« f * a n wird. 0 dlp Alliierten auf die unerfreulichen Folgen der ungleichen Behandlung der Auslandsvermögen" aufmerksam macht.
Deutsche auf der Basler Mustermesse
BASEL. D'e B’sler Mustermesse wi“s h'eher einen geringeren Besuch auf. als ln den Vorfahren. Die meisten Ausländer, d'e die Basier Mustermesse besuchten kamen aus Frankreich und Deutschland. Man rechnet mit 8000 deutschen Gästen.
Verkehrsaufteilung
zwischen Benelux- nnd deutschen Seehäfen FRANKFURT. Auf einer Tagung der Verwaltung für Verkehr, an der Delegierte aus den Bene’.ux- ländern tei’.nahmen, wurde eine Aussprache über die Beteiligung der deutschen See- und Rheinmündungshäfen an der Waren-Ein- und -Ausfuhr geführt. Nach Möglichkeit soll eine Lösung herbeigeführt werden, die einen billigen Ausgleich zwischen d"n Interessenten der Beneluxhäfen und d-'r deutschen Seehäfen gewährleistet. Grundsätzt'ch dürfe man sich nicht von politischen Gesichtspunkten aus leiten lassen. Auch könne man sich nicht von vornherein auf best'mmte Häfen und bestimmte Wirtschaftsgruppen festlegen. Zur Herbeiführung einer dem Interessenausgleich dienenden Regelung wurde ein 24köpfiger Ausschuß gebildet, der diese Fragen endgültig klären soll.
Folgen der Exportkrise TUTTLINGEN. Die AG für Feinmechanik Jetter & Scheerer mußte 130 Arbeiter (10 Proz. der Belegschaft) entlassen und zur 5 -Tage-Arbeitswoche übergehen. Schon seit einigen Wochen besteht bei feinmechanischen Erzeugnissen eine schwere Exportkrise. Die Chiron-Werke in Tuttlingen haben sich aus diesem Grunde auf die Produktion von Kompressoren und eiektrotherm’schen Geräten umgestellt.
Einfuhr amerikanischer Bücher FRANKFURT. Nach einer Mitteilung des Frankfurter ECA-Büros werden zehn amerikanische Verleger, amerikanische Bücher im Werte von 120 700 Dollars, zum Verkauf nach Westdeutschland liefern. Die Ueberweisung des Verkaufserlöses in amerikanischer Währung nach den USA ist gewährleistet.
Holzschutz-Tagung
F RE IBURG. In Freiburg fand eine Tagung statt, die von der wissenschaftlichen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaft und der Vereinigung für Holzschutz dürchgeführt wurde. Die Lage der Holzversorgung werde so betonte der Referent. Ober- landforstmaister Dr. Bauer, dadurch verschleiert, daß man dauernd in die Substanz der Wälder eingreife Er bezeichnete Holz als Mangelware, die auch dementsprechend behandelt gehöre.
Häuteauktionen in der französischen Zone
BADEN-BADEN. Am 25. Mai findet ln Offenburg eine Häuteauktion statt. Eine weitere Versteigerung von Rohhäuten ist für den Monat Juni in Reutlingen vorgesehen.
Lederbewirtschaftung aufgehoben
BADEN-BADEN. Die französische Militärregierung hat der Aufhebung der Lederbewirischaftung in der französischen Zone zugestimmt. Damit wird der gesamte Lederhandel freigegeben.
kerung der Bewirtschaftung in der Ostzone
1RLIN Auf Grund einer Anordnung der DKW de eine Reihe von Waren für punkt -oder be- cheinfrei erklärt. Zu den punktfreien Waren Iren: Krawatten. Pelzmäntel, Jachen und We- , verschiedene Artikel für Säuglinge, Haus- und ßenschube mit Textil- oder Kunstlederoberteil Holzsohlen. Bezugscheinfrei sind folgende Er- nisse: Radio-, Photoapparate, Schreibmaschinen, e Nägel, Schneidewaren,- Möbel, Geschirr,
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Steuerfreie Wiederaufbauanleihe FRANKFURT. Der Verwaltungsrat beschloß ln seiner letzten Sitzung, an der auch die Leiter der BdL und der Kreditanstalt für Wiederaufbau teil- nahmen. dem Wirtschaftsrat den Entwurf eines „Gesetzes über die Steuerfreiheit der Wiederaufbauanleihe“ vorzulegen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau beabsichtigt die Emission einer Wiederaufbauanleihe, um damit einen Teil der für den Wiederaufbau erforderlichen Kapitalmittel zu beschaffen. Die Anleihebeträge sollen von der Vermögens- und der Gewerbekapitalsteuer, die Anleihezinsen von der Einkommens-, Körperschafts- und Gewerbeertragssteuer befreit sein.