Sette S Nr. 288

Nagolder TagblaltDer Gesellschafter"

Donnerstag S0. September 1928

In Jmmensraüt wurden zwei Burschen aus Augsburg bzw. Regensburg verhaftet, die in einem Rucksack über einen Arntner Käse und Butter in kleinen Stücken trugen, die sie a« Tage erbettelt hatten und die nun nach Augsburg zum Verkauf weitergeleitet werden sollten.

Hansen in Hohenzollern, 29. Sept. Diehandinder Tutterschneidmaschine. Der 50jährige Landwirt Melchior Maier in Schwäblishausen brachte beim Kurz- sulterschneiden die linke Hand in die Maschine, wobei ihm sämtliche fünf Finger nbgeschnitten wurden.

Mergentheim, 28. Sept. Unfall im Manöver. Während die Reichswehr bei Mergentheim manöoerierte, hörte man des öfteren, daß ein Geschütz in einen Steinbruch gestürzt sei, wobei vier Mann gelötet worden seien. Wie nun demFränkischen Volksfreund" aus Kirchheim gemeldet wird, hat sich tatsächlich dort ein schweres Unglück ereignet. Allerdings war es kein Geschütz, das in den Steinbruck) stürzte, sondern das Unglück betraf eine Abteilung des 17- Reiterregiments, das in Bamberg garnisoniert ist. Diese stürzte mit ihren Pferden in einen Steinbruch, wobei zwei Mann getötet und zwei schwer verletzt wurden. Die Pferde wurden so schwer verletzt, daß sie getötet werden mußten.

Reutlingen, 28. Sept. Ein Einbrecher fest- genommen. Am Pfarrhaus in Wannweil wurde nachts eingsbrochen. Der Einbrecher ist mit einer Leiter in den 1. Stock eingestiegen und hat Silberbesteck und etwas Bar­geld mitgenommen. Der Täter, der 57 Jahre alte Gott­lieb Schwämmle aus Beinberg, OA. Neuenbürg, der schon mehrfach vorbestraft ist, wurde hier am Sonntag früh fest­genommen. Er hatte noch sämtliche gestohlenen Sachen bei sich.

Aus Stadt uud Land

Nagold, 30. September 1926.

Heute tret ich diese Schwelle,

Die du gestern überschritten. Morgen wird ein Dritter kommen, Und ein Vierer folgt dem Dritten. Jeder, der vorangegangen,

Wird Vergangenheit dem andern Und doch ist mir oft, als säh ich Immerdar - denselben wandern.

Morgenstern.

-X-

Schöne Erfolge.

Bei der am Sonntag in Calw abgehaltenen Geflügel- und Kaninchenausstellung wurden sämtliche hiesige Aussteller mit Preisen bedacht. Einige Züchter wurden mit ersten und zweiten Preisen ausgezeichnet, während die andern einen 3. Preis zu­erkannt bekamen. Wir gratulieren den strebsamen Züchtern zu dem schönen Erfolg und ermuntern diese zugleich, in ihren züchterischen Bestrebungen immer weiter fortzuschreiten, damit sie bei der im kommenden Jahr in Nagold stattnndenden Ju­biläums - Ausstellung nur gute Zuchttiere zur Schau bringen können.

Ablösung von Markauleihen.

V Höhere Aufwertung. Zur Ablösung ihrer Markanleihen haben in den letzten Tagen neu aufgefordert: Stadtgemeinde Eßlingen für Allbesitz (Anmeldung bis 1. November, Ein- lösungssrist für Baravlösung bis 15. Dezember. Bar abgelöst werden die lOprozentige Jnhaberanleihe von 1923 und die Sprozentigen Schuldscheindarlehen von Dezember l 922 bis Febr. 1923, letztere zum vollen Goldmarkwert, (sonst Tilgung mit 18 Prozent des Goldwerts der Markanleihen); Bezirksverband Heimbachkraftwerk in Frendenstadt (Aufwertung von 53°/ des vollen Goldmarkwertcs für die 9prozeniigen Teilschuldver­schreibungen von >923 (Einlösuvgsstist bis 30. November 1926) unv Bezirksverband Oberschwäbischer Elektrizitätswerke in Biberach (Aufweitung von 45"/<> des vollen Geldweries für 5,6 und 10°/oige Teilschuldoerschreibungen von 1922 und 1923.

LV Millionen Mark billiges Baugeld

sind nun in knapp 14/<r Jahren von der Gemeinschaft der Freunde in Wüstenrot zum Bau von rund 600 Eigenheimen zu dem Zins von nur 5 Proz. bereitgestellt, nachdem am 15. Sept. für 10V Bausparer wieder 2 Millionen Mk. zur Ver­gebung gelangten. Diese Gelder sind nicht etwa erst aufzu­bringen, sondern sind in bar vorhanden, so verfügt heute die Gemeinschaft der Freunde über ein Barkapital von über 4^ Millionen Mark, das auf über 100 öffentlichen Kaffen Deutsch­lands angelegt ist. Von den 6(0 Bausparern, die ihr Bau­geld bis jetzt erhielten, sind 109 Arbeiter, 245 Beamte, 110 selbständige Handwerker und Angehörige freier Berufe, 100 Privatbeamte und kaufmännische Angestellte, 13 Vereine und Gemeinden u. a. m. Der Erfolg, den dies gemeinnützige Werk trotz aller Angriffe und sogar Widerstände von Behörden zu verzeichnen hat, ist ein überaus erfreulicher Unbestritten ist die Gemeinschaft der Freunde in Wüstenrot nicht nur die erste, älteste und größte, sondern auch die leistungsfähigste, kapital­kräftigste und damit sicherste Bausparkasse in Deutschland.

Zumniedriger hängen".

Unter dieser Ueberschrift lesen wir in der neuesten Nummer des Zentralorgans des Sparerbuudes: Der Gläubiger und Sparer: Im württembergischen Kriegerkalender für 1927 steht auf Seite 62 in einem Artikel:Die Voreingenommenheit gegen das Sparen" also geschrieben:

Warum dis Rentenmark nicht schon früher kam? Man wird zugeben müssen: Bevor nicht das Volk durch die aufs höchste gesteigerten Schrecknisse der Inflation in den Herdst- monaten 23 mürbe geworden war, hätte kaum eine Regierung «it dem Verlangen genügend hoher Steuern durchdringen können".

Nun wissen wir also, woran wir sind: Ehe ein Volk Steuern zahlen kann, muß esmürbe" gemacht, d. h., um alles bestohlen werden. Wann endlich, deutscher Michel, wirst du «ufwachen und dich gegen solchenDank des Vaterlandes" zur setzen?! Ist es nicht der Gipfel des Zynismus, uns Asch 12 schweren Leidensjahren noch so etwas vorzusetzen? Ob dieseErklärung" dem Verlag oder der über dem Artikel ! verenden Sparkasse entschlüpft ist bleibt sich gleich. Jeden­falls können die blöden Sparer sehen, was ihnen bevorsteht, wenn die Lasten noch höher werden, was bei der Geschäftslage unausbleiblich ist.

Michel, wach auf!

^»^elegramme. Die Üx.-Telegramme (L Glückwünsche usw.), worüber wir b haben, werden auf 1. November bei der A ^ Der Zuschlag zu den gewöhnlichen

»ammgebühren beträgt ohne den Preis für das Sch A".- eme Mark für die ersten 50 auf Schmuckblc

folgende Reihe von 40

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TunnelunIcZuchnng. Seil Montag sieht man, wie der ,Pftrzheimer An.- per" aus Isprinaen berichtet, auf der Bahnstrecke einen eigentüm:ick:n kleinen Zug, bestehend aus zwei Waaen. denen eine kleine, nagelneue, grünge- strichene Lokomotive vorgespannt ist. Es ist eine rauchlose Maschine, die ein Dieselmotor betreibt. Der Zug, in dem sich eine technische Kommission, bestehend aus höheren Be­amten nebst zwei Praktikanten (Ingenieuren), befindet, befährt die Tunnels auf der Strecke PforzheimKarlsruhe, um sie nach jeder technischen Seite hin zu untersuchen. Be­sonders wird dem eigentlichen Tunnelbau und dem Unter­bau Aufmerksamkeit geschenkt. 3m Anhängerwagen befin­det sich ein Dynamo, der von einem Benzinmotor bedient wird und eine starke Lichtquelle spendet für einen Schein­werfer, mit dem man die Gewölbe des Tunnels ableuchtet. Bei diesen Untersuchungen kann man natürlich nur eine rauchlose Lokomotive gebrauchen, da eine andere, qualmende, die Beobachtungen unmöglich machen würde. Insbesondere das Ispringer Tunnel besitzt eine geologische Eigentümlichkeit, die nur Kennern bekannt ist. Man vernimmt in ihm zeit­weilig ein eigenartiges Rauschen, dessen Ursachen noch nicht ganz geklärt sind.

v 783 Millionen Reichsmark Hartgeld im Umlauf.

Bis Ende August sind nach Abzug der wiedereingegangenen Münzen in den 6 deutschen Münzstätten geprägt worden: für 580,4 Millionen Mark Silbermünzen, für >94.5 Millinen Mark Bronzemünzen und für 7,8 Millionen Mark Kupfermünzen.

Altensteig, 30. Sept. Ertrunken. Gestern früh wurde der 76 Jahre alte Schneider Lehmann, Veteran von 1870/71, in der Nagold ertrunken aufgefunden. Lehmann war Dienstag nachmittag bei der Hochzeit einer Verwandten in dem ku nach­barten Walddorf. Um > 7 Uhr sah man ihn aus dem Ort heimwärts gehen. Da er nicht nach Hause kam, suchte man schon in der Nacht nach ihm, konnte aber nur Stock und Hut des Vermißten im Kanal des Sägewerks Braun finden. Bei weiterem Suchen fand man den Vermißten gestern früh tot in der Nagold. Der alte Mann war oberhalb der Brücke, die nach Walddorf führt, zwischen Anker und dem Wohnhaus von Gg. Schneider die steile Nagoldböschung hinuntergestürzt und hat so einen elenden Tod in den Fluten der Nagold gefunden.

A-

Frcudcnstndt, 28. Sept. In den Ruhestand. Ober­forstmeister Kienzte verläßt nach 34jähriger Tätigkeit, zuerst in Baiersbronn und dann als Vorstand des Forst­amts Freudenstadt, die Stadt, um seinen Ruhesitz in Deger­loch zu wählen.

Aus aller Welt

Musikhochschule für Hamburg? Die Hamburger Orts­gruppe des Aeichsverbands deutscher Tonkünstler und Mu­siklehrer hat beim Hamburger Senat beantragt, eine staat­liche Musikhochschule nach Berliner Müller zu errichten.' An der Hamburger Universität soll ein Lehrstuhl für Musik­wissenschaft eingerickkek werden.

Der Typhus in Hannover. Am 29. September betrug die Zahl der in Krankenhäusern verpflegten Typhus­kranken 1724; bis jetzt sind 143 Kranke gestorben.

Die Stadtverwaltung von Hannover hat 50 Brunnen in den verschiedenen Stadtteilen untersuchen lassen. Das Wasser von 13 Brunnen wurde zur Benutzung als Trink­wasser als nicht geeignet befunden und 21' weitere Brunnen wurden als verdächtig angesprochen.

Ein Juwelendieb verhaftet. Im Berliner Edenhotel wurde ein langgesuchter Iuwelendieb auf frischer Tat er­tappt und von Kriminalbeamten verhaftet. Der Verhaftete hafte erst kürzlich im Hotel Bristol dem Vertreter eines großen Berliner Iuwelengeschäfts wertvolle Schmuckstücke gestohlen. Der Verhaftete wurde als ein aus Kottbus ge­bürtiger Kaufmann Karl Schmüser festgestellt. Er ist wegen' Iuwelenschwindels bereits vorbestraft.

In Breslau wurde durch die Kriminalpolizei ein Mann festgenommen, bei dem sich ein Teil der in der Tauentzies- ftrahe in Berlin geraubten Juwelen befand. Der Man», namens Spruch, ist geständig, die Tat gemeinsam mit seiner Geliebten begangen zu haben, die aber mit einem Teil der erbeuteten Juwelen über die polnische Grenze geflüch­tet sei.

1Z0 Fälle von Vahnsreveln in IN Jahren. Wie die Reichsbahndirektion Köln a. Rh. mitteilt, ereigneten skh in den letzten IN Jahren im Bezirk Köln 130 Fälle von Bahn- frevel, wie Beschädigung der Bahnanlagen, Auflegung von hemmenden Gegenständen auf die Schienen, Schießen und Wersen aus fahrende Züge usw- Die letztgenannte Art um­faßt allein 110 Fälle, wobei meist Kinder die Täter waren.

Pocken i« Paris. 3n den nördlichen Stadtteilen und Bororken von Paris sind zahlreiche Pockenerkrankungen' mit verschiedenen Todesfällen eingetreten. Das erste Todes­opfer war die Rechtsanwaltin, die als erste Frau in Frank­reich in diesen Beruf ausgenommen worden war.

Scheunenbrand auf den Besitzungen Briandv. In einer dem Minister des Aeußern, Briand, gehörenden landwirt­schaftlichen Besitzung in Cocherel ist nachts Feuer aus­gebrochen, das die Scheune einäscherte. Getreidevorräte im Wert von 100 000 Franken wurden vernichtet. Der Scha­den an Gebäuden wird auf 40 000 Franken geschätzt.

Das Gold derEgypke". Wie aus Brest gemeldet wird, ist auch der neuerliche Versuch, den Goldschatz derEgypte" zu heben, erfolglos verlausen. Der deutsche Taucher er­reichte eine Tiefe von 125 Metern, die einsetzende schlechte Witterung hinderte aber die Fortführung der Arbeiten, so daß der SchlepperJroise" nach Brest zurückkehren mußte. Die Bergungsarbeiten werden für dieses Jahr ein­gestellt und erst im nächsten Frühjahr wieder ausgenommen.

Flugzeugabsturz. Ein französisches Militärflugzeug stürzte bei Chertren nacbks brennend ab. Ein Offizier, ein Unteroffizier und drei Mann verbrannten.

In Neusatz (Südslawieist stürzte der vormalige russische Offizier Kowenko der jetzt südslawischer Fliegeroffizier ist, mit seinem Mechaniker ab. Beide sind tot.

Letzte Nachrichten

Ein Notruf aus Germersheim Germersheim, 29. Sept. Das Bürgermeisteramt der Stadt Germersheim hat an den Völkerbund, an die Reichsregierung und an die bayerische Regie­rung einen Notruf gedrahtet, in dem auf die schwere Bedrängnis der Stadt durch die Besatzung hingewiesen und die sofortige Einsetzung eines unparteiischen Schiedsgerichts zur Untersuchung der kürzlichen Vor­fälle sowie die schnell st e Entfernung aller frem­den Truppen aus den Mauern der Stadt ge­fordert wird.

Dr. Brauns auf der Tagung der christlichen

Bergarbeiter in Königsrviuter. Königswiuter, 30. Sept. Der Gewerkverein christ­licher Bergarbeiter Deutschlands hielt hier einen stark be­suchten Reichsjugendtag ab, an dem u. a. der Führer der christlichen Gewerkschaften, Stegerwald und Reichsarbeits­minister Brauns teilnahmen. Reichsarbeitsminister Dr. Brauns führte in einer Ansprache folgendes aus:Die Gewerkschaften sind geboren aus der Zeit der Not. Auch jetzt müssen wir aus der Not zur Größe herauswachsen. Der Rückschlag der Gewerkschaften in der Krisenzeit ist ganz verständlich. Nicht leere Hochrufe auf die Republik, nicht hohle Phrasen, sondern allein praktische Arbeit im neuen Staate zum Schutze der breiten Volksmasse kann uns retten.

Zunahme der Arbeitsaufnahme in den englischen Bergwerken London, 30. Sept. Das Zurückfluten der Bergarbeiter an die Arbeit dauert an. Weitere 9000 Arbeiter sind am Mittwoch nach den Gruben zurückgekehrt, wodurch die Ge­samtzahl der Arbeiter, die während der letzten 3 Tage ihre Tätigkeit wieder ausgenommen haben, auf 24000 ange­stiegen ist.

Der Wirbelstnrm über Deraeruz Berlin, 30. Sept. Wie die Morgenblätter aus Lon­don melden, scheint nach den bisher aus Galyestone (Texas) vorliegenden Nachrichten der Wirbelsturm in Veracruz nur wenige Menschenopfer gefordert zu haben, dagegen sind die Sachschäden bedeutend, sie werden etwa auf 5 Millionen Pesos geschätzt. Im Hasen von Veracruz sind 4 Dampfer gesunken, wobei die Besatzung ums Leben kam. In etwa 10 Orten der Umgebung wurde schwerer Sachschaden ange­richtet. Die Straßen der Stadt sind noch immer überschwemmt.

Seit 5 Tagen im Bergwerk verschüttet New-Zork, 30. Sept. Die bei einem Bergrutsch am vergangenen Freitag in Fronwood (Michigan) in einem Schacht verschütteten 53 Bergleute konnten bis zur Stunde noch nicht befreit werden. Die Versuche, den Eingang zum verschütteten Stollen freizulegen, mußten immer wieder auf­gegeben werden, weil neue Bergrutsche drohten. Das Schick­sal der Eingeschlossenen ist noch sehr ungewiß.

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In Trier hat ein Besatzungsangehöriger einen deutschen Arbeiter erschossen.

Der Generalrat in Belfort nahm unter dem Vorsitz des französischen Verkehrsministers Tardieu Beschlüsse gegen die deutsch französische Verständigung an.

Der Abschluß des russisch-litauischen Beitrags hat in Warschau starke Erregung hervorgerufen und die Regierungs­krise fast in den Hintergmnd gedrängt.

Rußland will die Verhandlungen mit den übrigen Rand­staaten, vor allem mit Estland und Finnland, beschleunigen.

Konkurse.

Eingestellt mangels Masse: Firma Haas und Becker (Ho- hag Nachfolger). Offene Handelsgesellschaft in Ludwigsburg. Herstellung und Vertrieb von Holzwaren jeder Artzund Haus­haltungsmaschinen.