Sette 2 Nr. 228
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Macht hindurch, ohne die Zeche zu bezahlen, beschädigten die Hinrichtungen und mißhandelten auf den Straßen die Ein- «ohner.
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Die sauren Trauben
London. 29. Sept. Auf eine Anfrage sagte Erstminister Maldwin im Unterhaus, die britische Regierung werde Uch an einem gemeinsamen Vorgehen der Mächte in China »icht beteiligen-, es sei Sache jeder einzelnen Regierung, in ^eigener Angelegenheit und den Verhältnissen gemäß in Mhina Maßnahmen zu ergreifen. — England hat bekanntlich Die Mächte zu einem gemeinsamen Vorgehen zu veranlassen versucht, aber die andern wollen nicht.
Der Streik der englischen Bergarbeiter
London. 29. Sept. Aach einem Beschluß der englischen Bergarbeiter wird nächste Woche eine allgemeine Ab- Mimmung unter ihnen darüber zu entscheiden haben, ob die Morschläge Baldwins ketr. Bezirks-Verhandlungen und '«Einsetzung eines entscheidenden Schiedsgerichts angenommen werden können.
In den Kohlengruben arbeiteten am 29. September rund 44« 000 Mann.
Das Haushattgesetz im polnischen Senat abgelehnt Warschau, 28. Sept. Die Oppositionsparteien im Senat .haben heute das Staatshaushaltsgesetz für das letzte Vierteljahr zu Fall gebracht, indem sie den Gesamthaushalt von 484 auf 450 Millionen Zloty herabsetzten. Dieser gegen die Regierung gerichtete Antrag wurde im Senat mit 40 gegen 37 Stimmen bei 6 Stimmenthaltungen angenommen. Ein Antrag der Nationaldemokraten, den Haushaltentwurf überhaupt zu verweigern, wurde mit 44 gegen 36 Stimmen bei 7 Stimmenthaltungen abgelehnt. Alle Abstimmungen waren namentlich. Die Folge der Abstimmung ist, daß die Vorlage noch einmal an den Sejm zurückgeht, was von -er Senatsopposition offenbar beabsichtigt war, um auf diese Weise noch eine Sejmsitzung herbeizuführen und so den Sejm zu zwingen, Hu der Wiederernennung der Regierung Bartel in unveränderter Zusammensetzung nach der Mißtrauenserklärung gegen den Innen- und Unterrichtsminister Stellung zu nehmen.
Der russisch-litauische Beitrag Moskau, 29. Sept. Der zwischen der Sowjetunion und Litauen abgeschlossene Vertrag gilt für 5 Jahre. Der Vertrag legt fest: Aufrechterhaltung des Moskauer Vertrags -vom Jahr 1920, gegenseitige Achtung der Souveränität unter allen Umständen, beiderseitige Versicherung, von Angriffs-Handlungen gegeneinander Abstand zu nehmen, sowie rm Fall eines Angriffs gegen eine der vertragsschließenden Parteien dem angreifenden keinerlei militärische, politische, wirtschaftliche oder finanzielle Unterstützung zu gewähren, Entscheidung von Streitfällen, die nicht auf diplomatischem Weg beigelegt werden können, durch ein Einigungsverfahren. Rußland erkennt den Raub Wilnas durch Polen nicht an.
Zu den Gouverneurswahlen im Staate Neuyork Aeuyork, 29. Sept. Der republikanische Parteitag des Estaats Neuyork stellte das Kongreßmitglied Mills, der hen Gesetzentwurf betreffend die Rückgabe des deutschen .Eigentums eingebracht hat, als Kandidaten für die Gouver- steurswalsien in Neuyork auf. Der demokratische Parteitag. der in Syracuse (Staat Neuyork) abgehalten wurde, stellte den jetzigen Gouverneur, Kolumbusritter Smith wiederum als Kandidaten auf. Der demokratische Parteitag nahm ferner ein Programm an, die die Abänderung des Alkoholgesetzes vorschlägt und den Beitritt der ^Vereinigten Staaten zum Weltgerichtshos fordert.
Eine Schlappe -er Kantontruppen?
London, 29. Sept. «Westminster Gazette" meldet ans Schanghai, Marschall Suntschuangfang habe den Kanton- Kuppen bei Kantschang eine ernste Schlappe beigebracht. Die Waatontruppen hätten 2000 Mann verloren.
Württemberg
Stuttgart. 29. Sept. Der Riesenbesuch deS Volksfest s. Noch niemals dürste ein Volksfest so stark besucht worden sein wie in diesem Jahre. Die Straßenbahn beförderte am Freitag 235700, am Samstag 370 500, am Sonntag 377 800, am Montag 309 400 Personen. Der Dienstcw krackte ebenfalls über 200 000 Besuch«. DaM
Kommen^ noch die Fahrgäste mit Abonnementskarken, ferner diejenigen Personen, die die Eisenbahn oder sonstige Beförderungsmittel benützten oder zu Fuß das Volksfest erreichten. Die Zahl der Besucher in diesen 5 Tagen dürfte somit 2 Millionen überschritten haben.
50. Milikärdienfijubiläum. Am 30. Sept. feiert der in Stuttgart im Ruhestand lebende General der Kavallerie a. D. Karl von Knörzer sein 50jähriges Militärdienst- jubiläum.
60. Geburtstag. Der schwäbische Dichter August Reiff feiert am 29. September seinen 60. Geburtstag.
Ucbcrwachungsausschuß für den Rundfunksender. Durch das Reichsministerium des Innern ist, wie für andere Rundfunksender, so auch für den Stuttgarter Sender, ein Ueber- wachungsausschuß eingesetzt worden, dem als Vertreter des Reichs Oberregierungsrat Schanz enbach- Stuttgart, als Vertreter Württembergs Regierungsrat Vögele von der Pressestelle des Staatsministeriums und als Vertreter Badens Regierungsrat Bär angehören. Der Ueber- wachungsausschuß kann jederzeit Auskunft verlangen, die Gesellschaft ist verpflichtet, sich in allen politischen Fragen der Vortragsgestaltung mit dem Ueberwachungsausschuß in Verbindung zu setzen und seine Entscheidung abzuwarten.
Besichtigungsfahrt. Auf Einladung der Kraftverkehr Württemberg AG. besichtigte der Deutsche Straßenbau-Verband am Samstag einige mit dem bewährten Colas-Kalt- asphalt behandelte Straßen im württembergischen Schwarzwald.
Unwahre Behauptungen. Von zuständiger Seite wird uns geschrieben: Unter der Ueberschrift „Notschrei eines Gefangenen aus der Strafanstalt Ludwigsburg und Hohen- asperg" hat die „Südd. Arbeiterzeitung" in ihrer Ausgabe vom 3. d. M. schwere Angriffe gegen die Beamten der Strafanstalten in Ludwigsburg und Hohenasperg gerichtet. Sie entbehren jeder Grundlage: das Justizministerium hat gegen den verantwortlichen Redakteur der „Südd. Arbeiterzeitung" Strafantrag gestellt.
Stuttgarter Autobuffe. Am Mittwoch, früh 6.30 Uhr, eröffneke die Stuttgarter Krafkwagenlinie den Betrieb auf der Linie Silberburg—Schloßplah—neuer Bahnhof—Cannstatt—Kursaal. In den Hauptverkehrszeiten folgen sich die Wagen alle fünf Minuten.
Heiratsschwindler. Der 34jährige geschiedene frühere Barbier und Provisionsreisende Georg Buchmaier aus Schnetzenhausen wurde wegen Heiratsschwindels und anderer Betrügereien vom Schöffengericht zu 8)4 Monaten Gefängnis verurteilt.
Stuttgart, 29. Sept. Vrotpreisherabsetzung. Die Bäckerinnung hat sich bereit erklärt, den Preis für Schwarzbrot mit Wirkung vom 30. September ab auf 36 herabzusetzen.
Württ. Landestheaker. Generalintendant Kehm hat für die Württ. Landestheater das neue Lustspiel von Julius Berstl „Dover—Calais" (Verlag Die Schmiede) zur gleichzeitigen Uraufführung mit den Berliner Barnowsky-Bühnen erworben. Die Uraufführung dürfte in der Weihnachtszeit stattfinden.
Aus dem Lande
Heilbronn, 29. Sept. Einstellung der Personen- d a m p ff ch i f f ah r t. Die Perjonenfahrten zwischen Heilbronn und Heidelberg werden ab 1. Oktober eingestellt.
Mergentheim, 29. Sept. Die Beflaggung in Weikersheim. Zu der Bemerkung der „Schwäb. Tagwacht" in ihrem Bericht über den Besuch des Landtags in Mergentheim, die sozialdemokratische Fraktion habe es sich versagen müssen, der Einladung zur Besichtigung der Orgelfabrik Laukhuff in Weikersheim Folge zu leisten, da die Fabrik schwarz-weiß-rot geflaggt habe, — erklärt Kommerzienrat Laukhuff u. a.: „daß mit der Beflaggung meines Anwesens anläßlich des Besuchs des Landtags in Weikersheim keine Herausforderung der Republikaner beabsichtigt war, ist für jeden ruhig denkenden Mann ohne weiteres klar. Man nimmt eben die Fahne, wie man sie von früher her hat. Man sieht bei festlichen Veranlassungen, wie sie in letzter Zeit wiederholt in Mergentheim stattfanden, oder auch bei der Beflaggung anläßlich der Kirchweih in Weikersheim, aus Bürgerhäusern selten eine schwarz-rot-go!Serie Fahne; es sind fast immer die alten Reichsfarben vertreten, deren sich ein Deutscher wahrlich nicht zu schämen braucht. Wenn die Sozialdemokraten daran Anstand nehmen wollten, so müßten sie vielen Orten den Rücken kehren. Daß deutsche Männer an den alten deutschen
Donnerstag, SV. September 1S2«
Farven, unter denen vielleicht manche von ihnen auch sär Deutschlands Ehre gekämpft haben, solchen Anstoß nehmen, wie es angeblich in Weikersheim geschehen ist. sollte man nicht für möglich ballen."
Heidenheim. 29. Sept. Zwei weitere Spiele im Naturtheater. Der Erfolg der Heidenheimer Volksschauspiele veranlaßte die Leitung, noch an den ersten beiden Sonntagen im Monat Oktober (am 3. und 10. Oktober) die Hebbelsch-en „Nibelungen" zur Aufführung zu bringen.
Gerstetten OA. Heidenheim, 28. Sept. Seinen Verletzungen erlegen ist der 19 I. a. Sohn des Sternwirts Deiningcr, der im Juni d. I. bei einem Turnfest in Gingen a. F. vom Neck gefallen war und eine schwere Rückgratverletzung erlitten hatte.
Kirchheim OA. Neresheim, 29. Sept. Lügennachricht. Vor 14 Tagen brachten einige Männer von Aalen die Nachricht, daß der seit September 1918 vermißte Friedrich Vogelfang von Jagstheim in Marokko in französischer Kriegsgefangenschaft als Strafgefangener schmachte und wahrscheinlich in Bälde heimkehren werde. Ein angeblich von Calw gebürtiger, aus lOjähriger Gefangenschaft zurück- gekehrter Mann hatte diese Nachricht verbreitet. Die Nachforschungen ergaben, daß sich weder in Calw noch im Calwer Bezirk ein aus lOjähriger Kriegsgefangenschaft Heimgekehrter befindet. Die Landjägermannschaft fahndet nach dem gewissenlosen Verbreiter dieser Lügennachricht.
Rottenburg, 29. Sept. Kirchensteuerzuschlag zur Vermögenssteuer in der Diözese Rotte n b u r g. Die Veranlagung der Pflichtigen zur Diözesan- und Ortskirchensteuer für das Kirchensteuerjahr 1925 erfolgt in unmittelbarem Anschluß an die Feststellung des Vermögenssteuersolls für 1925. Der Kirchenskeuerbescheid wird den Pflichtigen als Anlage zu dem Vermögenssteuerbescheid erteilt. Die Veranlagung für das Kirchenskeuerjahr 1926 erfolgt zugleich mit dem Kirchensteuerzuschlag für 1925. Der Kirck-nsteuerzuschlag ist in -wei Beträgen auf 15. November 1926 und 15. Februar 1927 zugleich mit den Vermögenssteuervorauszahlungen auf diese Termine zu entrichten. Der Kirchensteuerzüschlag zur Einkommensteuer 1924/25 der herbskveranl m Pflichtigen für das Kirchensteuerjahr 1926 wird zugleich mit den Einkommenssteuervor- auszahiungen in zwei Raten auf 15. November 1926 und 15. Februar 1927 ---hoben.
Plochingen, 29. Sept. Aus dem Zug gefallen. In Zell a. N, fiel nachts ein verh. Mann aus dem Zug, wodurch ihm ein Arm und ein Bein abgefahren wurden. Der Verletzte wurde sofort in das Krankenhaus nach Plochingen verb acht, woselbst er andern Tages starb. Ohne Zweifel dürfte die Ueberfüllung der Züge durch das Volksfest mit Schuld tragen.
Tübingen, 29. Sept. Freispruch. In der Berufungs- Verhandlung vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wurde der wegen fahrlässiger Tötung (Automobilunglück) angek' ate Oberamtsbaumeister Striekel von Neuenbürg freiges, ochen. In erster Instanz hatte ihn das Schöffengericht Neuenbürg zu 800 -K Geldstrafe verurteilt.
Tro"ingen, 29. Sept. Unaufgeklärte Todes- ursache. In der Nacht auf Sonntag ist die ledige 24jährige Rosa Meßner unter verdächtigen Umständen gestorben- Ihr Liebhaber Karl Meßner wurde dem Amtsgericht Tuttlingen eingeliefert. Inwiefern er die Schuld an dem Tod der Meßner trägt, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.
Dietenheim, OA. Laupheim, 28. Sept. Diebstahl. Dem Viehhändler Wilh. Baur wurde aus seiner im Wohnzimmer hängenden Joppe ein Geldbetrag von 280 -1t gestohlen. Dem Täter ist man auf der Spur.
Siggen OA. Wangen, 29. Sept. Erstickt. Der Dienst- Knecht Taver Ortmann von hier verunglückte nachts mit dem Rad; er wurde bei einem Hof morgens tot aufgefunden. Nach Freigabe der Leiche durch das Gericht wurde er hier beerdigt. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Ravensburg mußte die Leiche wieder ausgegraben werden. Die Untersuchung ergab Erstickungstod.
Friedrichshofen, 29. Sept Wasser st and des Boden fees. Der See fällt täglich, der Wasserstand betrug gestern 3,39 Meter, die Wasserwärme ist verhältnismäßig noch hoch, 17—18 Grad.
Ans dem Allgäu, 29. Sept. Autounfall. Abends fuhr bei einer Straßenkurve bei Kempten ein aus Grönen- bach kommendes Gesellschaftsauto mit voller Wucht gegen einen Baum, wobei die im Auto befindlichen 13 Personen herausgeschleudert und drei von ihnen ziemlich schwer verletzt wurden.
Feuer am Nordpol.
Technisch-politischer Roman von Karl-August von Lasser t.
11 ) (Nachdruck verboten-
Zehntes Kapitel.
Aufregendes brachte der nächste Morgen für Schloß Daratu. Der gesamte Schmuck der Fürstin sowie der kostbare Platinschrein waren verschwunden.
Sanders erfuhr durch Stefanescu die ersten Einzelheiten.
Die Fürstin bemerkte beim Ankleiden den Verlust. Am Abend vorher hatte sie ihren Schmuck in die Kassette Ltratows gelegt und sie in einem Fach ihres Toilettentisches verschlossen, der in ihrem Schlafzimmer stand. Dieser war anscheinend mit einem Nachschlüssel geöffnet, sein Inhalt geraubt. Ein Einbruch schien nicht vorzuliegen, also ruhte der Verdacht aus den Dienstboten.
„Was wurde bisher veranlaßt?" fragte Sanders.
„Stratows Auto fuhr vor zehn Minuten nach Buka- ceft, um zwei Polizeibeamie zu holen, die auch einen Spürhund mitbringen werden. Man telephonierte bereits mit »em Polizeipräsidium."
„Geschah sonst noch etwas?"
„Man untersagte den Dienstboten jedes Verlassen des > pauses, bis die Polizei hier wäre."
„Ich werde die Umgebung des Schlosses absuchen," iagte Sanders. „Wollen Sie mich begleiten?"
Die Herren begaben sich in den Park bis unter das Kenster, aus dem Sanders am Abend vorher sein Zimmer »erlassen hatte. Hier nahm er die Silberrute zur Hand, tellte sie in der Richtung auf, aus der die Einwirkungen »es unbekannten Mannes gekommen waren, und verharrte nnige Zeit in tiefster Sammlung. Dann schritt er mit »alb geschloffenen Augen vorwärts.
Leise begann die Silberschlinge zu drehen, plötzlich pukte sie nach oben. Sanders blieb stehen und warf einen Slick auf den Boden. Der sonnengebräunte, verhärtete llasen zeigte keinerlei Fußspuren. Nun stellte er die Rute
senkrecht auf zwischen beiden Zeigefingern. Sofort drehte die Schleife links vom Schlosse fort.
„Wollen Sie, bitte, genau auf etwaige Eindrücke im Boden achten, während ich die Bewegungen der Rute verfolge," bat er Stefanescu.
Langsam ging er weiter, einen weißen Kiesweg entlang. Vor einer Gartenbank drehte die Schlinge im Kreise. Sanders blieb stehen, während Stefanesccu sich bückte, um ein in Seidenpapier eingewickeltes Päckchen aufzuheben, das unter der Bank lag.
Er schlug das Weiße Papier auseinander und stieß einen Ruf der Überraschung aus.
„Der Schmuck der Fürstin!" rief er erregt.
Die oberflächliche Untersuchung ergab ein wildes Durcheinander von Ringen, Ketten und Armbändern. Die Schmuckstücke schienen in Eile zusammengerafft und achtlos in das Papier gehüllt zu sein.
„Wie wird die Fürstin sich freuen!" rief Stefanescu. „Wir müssen sie sofort benachrichtigen."
Sie trafen Linda, die Prinzessin und Straiow beim Frühstück auf der Terrasse. Groß war die Überraschung, und die Fürstin strahlte. Doch die Kunde, daß die Kassette fehlte, versetzte sie aufs neue in Bestürzung.
„Höchst seltsames Begegnis," meinte der Russe mit einem Unterion von Mißtrauen.
„Ich werde mich jetzt an die wettere Verfolgung der Spuren machen," erklärte Sanders. „Vielleicht gelingt es mir, Näheres über den Täter herauszubekommen."
„Aber erst müssen Sie frühstücken," bat Linda.
„Sie haben recht, Fürstin," sagte Sanders. „Wer kann wissen, wie wett mich die Spuren noch führen. Auch bitte ich darum, daß einige Ihrer Leute zu Pferde und zur Vorsicht bewaffnet mich begleiten."
„Wir kommen alle mit!" rief Linda eifrig. Dann gab sie dem Diener kurze Anweisungen.
„Ich schlage vor, bis zum Eintreffen der Polizei zu warten," meinte Straiow. „Die Fähigkeiten von Herrn Sanders in allen Ehren. Sollte es ihm aber doch nicht gelingen, etwas ausfindig zu machen, so würden durch das Herumlaufen vieler Menschen im Park nicht nur die
vielleicht vorhandenen Spuren verwischt, sondern ei könnte auch dem Spürhung so gut wie unmöglich gemach! werden, die Fährte des Verbrechers von den vielen ande ren zu unterscheiden."
„Die Frau Fürstin hat zu befehlen," sagte Sanders „Wenn sie es wünscht, so warte ich. Allerdings wird «nä mir später das Nachsuchen sehr erschwert sein."
„Ich bitte dringend, versuchen Sie Ihr Heil."
„Sie haben Ihren Schmuck bereits wieder," sagt« Straiow. „Bisher bin ich allein der Verlusttragende."
„Durch meine Nachlässigkeit ging Ihre kostbare Kas sctte verloren," widersprach Linda. „Also bin ich auä für den Verlust haftbar, den ich Ihnen eventuell ersetz« muß."
i „Sie wissen, Fürstin, daß es mir ein Vergnügen seir würde, Ihnen das Schmuckkästchen als Zeichen mein« Verehrung zu überlassen. Wird es nicht wiedergefunden dann bitte ich, es als Geschenk von mir zu betrachten."
„Sie sind sehr liebenswürdig," sagte die junge Frar kühl. „Aber derart kostbare Geschenke vermag ich «ich anzunehmen."
Elftes Kapitel.
! Nach beendetem Frühstück gingen alle ins Schloß, uir i sich für die möglichen Schwierigkeiten des Weges passertt anzuziehen.
Straiow gelang es, der Fürstin unbemerkt zuzu- flüstern:
„Merkwürdig, daß der Dieb sich mit der Kassette begnügte und Ihren Schmuck so offensichtlich liegenließ, das er bestimmt gefunden werden mußte. Da wäre es bessei gewesen, Sie hätten den Schmnckkasten heimlich verkauft, um das von Ihnen gewünschte Geld zu erhalten. Sie konnten dann ja ruhig behaupten, bestohlen worden zu sein, und ich allein hätte das Nachsehen gehabt."
„Wollen Sie damit sagen, daß Sie mich einer solchen Niedertracht für fähig halten?"
„Ich bin der Meinung, daß Sie sehr klug daran getan hätten. Aber wenn es Sie beleidigt, nehme ich na- türlich einen derartigen Gedanken zurück." (Forts, folgt.)