16. Februar 1943

UMSCHAU IM LAN DU

Nr. 20 / Seite 8

i büchied von Professor Dr. Steinbüchel

Tübingen. Am Dienstag nahm die Univer­sität Tübingen in einem Trauerakt in der Neuen Aula Abschied von ihrem verewigten Prorektor Prof. Dr. Theodor Steinbüchel. Unter den zahlreichen Trauergästen waren Kreisgouvemeur Oberst Broehu, Kultminister Sauer, Arbeitsmini-, ster Wirsching, Justizminister Beyerle als Ver­treter der Regierung von Württemberg-Baden, die Vertreter des Bischofs von Rottenburg, Dom­kapitular Prälat Sedlmeier und Ordinariatsrat Weidmann, Oberkirchenrat Keller als Vertreter der evangelischen Kirche, die Rektoren der Tech­nischen Hochschule Stuttgart, der Universität Freiburg und der kalh. Hochschule Passau, der gesamte- Lehrkörper der Universität; die Vertre­ter zahlreicher Behörden der Stadt Tübingen, so­wie viele Studenten.

Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Erbe, hielt die Trauerrede, in der er die Verdienste des Verewigten um die Tübinger Hochschule schilderte und das wissenschaftliche Ideal Prof. Steinbüchels umriß. Der Dekan der kath. Fakul­tät, Prof Dr. Franz Arnold, gab in seiner Rede einen Einblick in die wissenschaftliche theo­logische Arbeit und die Werke des Verstorbenen, während der Verbindungsoffizier der Militär­regierung zur Universität, Administrateur Che- v a 1, ein sehr lebendiges Bild von der frucht­baren Zusammenarbeit mit dem Verewigten zeichnete. Im Anschluß an den Trauerakt in der Universität erfolgte die Beisetzung auf dem Fried­hof in Tübingen.

Tod im Kalkofen

J u n g n a u, Kreis Sigmaringen. Die Brüder Hugo und Anton Wetzel aus Jungnau und der Moritz Betz aus Trochtelfingen hatten ein seit Jahren nicht mehr in Betrieb befindliches Kalk­werk gepachtet und am vergangenen Freitag einen Ofen in Brand gesetzt. Am Abend wollte einer von ihnen den Ofen nadisehen und ist offenbar in der Ofengrube durch ausströmende Gase bewußtlos geworden. Es wird angenommen, daß seine beiden Kameraden bei dem Versuch, ihn zu retten, ebenfalls bewußtlos wurden. Als . die drei Männer am Samstag noch nicht zurück­gekehrt waren, suchte man nach ihnen und fand sie vollständig verbrannt in der Ofengrube.

Die mißglückte Brautwerbung

Ebingen. Was tut man nicht alles, wenn' man verliebt ist. So auch ein junger Mann von hier. Er war erstmals zu den Eltern seiner Braut in Tübingen geladen. Da er jedoch keinen salon­fähigen Sonntagsanzug hatte,entlieh er sich kurzerhand bei seinem Vetter, ohne daß dieser zu­nächst es bemerkte, dessen Sonntagsanzug. Fesch gekleidet setzte er sich in den Zug. Inzwischen aber hatte der Vetter den Verlust des Anzugs bemerkt und der Polizei gemeldet. Als der junge Liebhaber in Tübingen ausstieg und in die Arme seiner glücklichen Braut eilen wollte, trat die Polizei dazwischen und verhaftete ihn vor den Augen der maßlos Enttäuschten.

Im Lift auf den Berg

Feldberg. Im Fahler Loch am Feldberg wurde ein Skilift gebaut, der einen Höhenun­terschied von 170 Meter bewältigt. Die Anlage, die nach dem Pasternostersystem gebaut ist, wurde von Sachverständigen auf ihre Zuverläs­sigkeit geprüft und bereits dem Verkehr über­geben. Der Besucher wird auf einem Sessel zur Höhe hinaufgetragen, wobei er die Skier ange­schnallt läßt. Vorerst sind zwanzig Sitze im Be­trieb. Dadurch .können in der Stunde 150 Per­sonen befördert werden. Zur Verhütung von Unfällen wurden Sicherungen eingebaut.

Die Isnyer Sonderbriefmarke

Besonderen Anklang bei allen Besuchern der Deutschen Skimeisterschaften fand die von Kunst­maler Josef Dorner, Isny, entworfene Sonder­briefmarke zu 10 und 20 Pfennig, von deren Er­lös ein Teil dem Organisationskomitee zufallen wird. Die grüne Zehnermarke zeigt im Vorder­grund zwei Skistöcke mit dem Isnyer Stadtwap­pen, im Hintergrund das verschneite Städtchen mit Iberg, Stuiben, Rindalphorn und Hochgrat. Auf der braunroten Zwanzigermarke blickt ein Wettkampfteilnehmer mit der Startnummer 49 über die Giebel der Altstadt mit Rathaus, Espan- tor und Blaserturm. Die Entwürfe sollen also gleichzeitig auf das sportliche Ereignis hinweisen und für das Allgäustätdchen und seine reizvolle Umgebung werben. Nach Genehmigung durch 13 Stellen konnte die Briefmarke gerade noch recht­zeitig am Vorabend nach Isny gebracht werden.

Das geht alle an

Wir suchen!

Le Service Des Personnes Deplacees, Rastatt/Ba­den, Schloß, bittet um die Auskunft über das Schick- sat oder die jetzige Adresse der folgenden vermiß­ten Personen.

Belgische Nationalität

Van Herzeele, Carolus Charles, am 27. 1 ». 19 ln Tenese/Ill, USA geboren. Van Heybeck, Conatant, am 17. 6. 21 in Anvers geboren. Wohnte in Ekeren, Lange Sterrestraat 47. Van Hofstraeten, Herman Al­fons, ara 7. 5. 24 geboren in Anvers. Van Hove, Jo­seph Guillaume, am 4. li. 16 in Wilsele geboren und wohnte in Wilsele. Van Hove, Joseph Jan, am 2. 3. 17 in Anvers geboren und wohnte in Anvers. Van den Hove, Roger Julien Camille, am 20 . 2. 12 ln Evergem geboren. Wohnte in Gnad. Sloepstraße 24. Van Humbeck, Jean Baptiste, am 4. 9.12 ln Capeele- au-Bois geboren. Wohnte in Berche-Anvers, Guiden- ynesstraat 20. Letzte Nachricht stammt vom 27 . 9 . 44 - Van Huygh, Jan Frans, am 6. 5. 21 ln Muizen geboren. Wohnte in Muizen (Brabant), Vlamingen- straat 25. Letzte Nachricht stammt vom Jahre 1944 . Van Huyse, Auguste Pierre, am 6. 2. 1839 in Ples- emgue geboren. Wohnte in Plessingue, Rue Jonghe Wintam 17. Van Huyse, Sidonle Felicie, am 21. 9. 18 in Boezinge geboren. Wohnte ln Wijtchate, Houten- straat 6. Van Jncheighem Jean, am 15. 12. 21 in Ter- naegen geboren. Wohnte in Kl.-Willebroek, Reyn- üenekstraße 13. Van Itterbeek, Hosalie, geb. Weg- ung, am 11 . 4. 04 in Langenberg (Preußen) geboren. Wohnte in Brüssel, Rue G. Schildknecht 29.

Nur die Hälfte kann körperlich schwer arbeiten

Die Lage der erwerbslosen Angestellten in Württemberg-Hohenzollern

Das Arbeitslosenproblem Württemberg-Hohen- zoljerns ist nach wie vor das Problem der er­werbslosen Angestellten. Zwar stieg ihre Zahl seit der Währungsreform nur um 57 Prozent von 628 auf 989, während bei den Arbeitern die Stei­gerung von 587 auf 1016 über 73 Prozent betrug, aber man darf diese Zahlen nicht allein für sich betrachten, es ist unbedingt nötig, auch die offe­nen Stellen und Arbeitsvermittlungen zu berück­sichtigen. Bei den Arbeiterberufen stieg die Zahl der monatlichen Arbeitsvermittlungen von 5256 auf 7137. Dabei ist schon der saisonbedingte Rück­gang bei den Außenberufen einbezogen, denn das Maximum betrug 8107 In den Angestelltenberu­fen stieg die Zahl der Vermittlungen zwar sofort nach der Währungsreform ebenfalls etwas an (von 740 auf 749), aber sie sank dann stetig ab, bis sie im Dezember mit 429 den bisherigen Tiefstand erreichte. Wir hatten so am Jahres­ende die Situation, daß jeder zweite Erwerbslose ein Angestellter war, daß aber in der Vermitt­lung nur jeder 17. einen Platz in Angestellten­berufen erhalten konnte. Noch deutlicher wird die Lage, wenn man die Zahl der offenen Stellen daneben hält. Bei den Arbeitern sank sie von 17 790 im Juni auf etwas über 8000 und unter den Einflüssen des Winters schließlich auf 6731. Nicht zahlenmäßig, wohl aber prozentual ist der Rüdegang von 735 auf 241 bei den Angestellten­berufen noch stärker. Während also jedem er­werbslosen Arbeiter heute sechs Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, die nur aus irgendwelchen Gründen (etwa räumliche Entfernung oder feh­lende fachliche Ausbildung) nicht besetzt werden, sind bei den Angestelltenberufen für jeden freien Platz schon zwei Bewerber da. Dabei ist die Stel­lung der älteren Angestellten besonders schwie­rig. In Württemberg-Hohenzollern sind bei den arbeitslosen Angestellten 56,4 Prozent der Män­ner und 24,2 Prozent der Frauen über 40 Jahre alt.

Es wäre verkehrt, wollte man für diese Lage in den Angestelltenberufen nur die jüngste Ent­wicklung der Wirtschaft und die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand verantwortlich machen. Den Hauptanteil hat die Aufblähung der Ange­

stelltenberufe im letzten Jahrzehnt. 1938 zählten die Arbeitsämter des heutigen Württemberg- Hohenzollern 25 565 männliche und 14 093 weib­liche Angestellte (davon 16 099 bzw. 11889 kauf­männische). 1948 waren es .31124 männliche und 25 541 weibliche (davon 22 623 bzw. 18 229 kauf­männische). Das bedeutet bei den Männern eine Steigerung um 21,8 (40,5) und bei den Frauen um 80,5 (53,4) Prozent! Bei den männlichen Be­schäftigten stieg der Anteil der Angestellten in den zehn Jahren von 12,2 auf 16,9, bei den Frauen von 13,1 auf 25,6 Prozent. Der Anteil hat sich also bei den Frauen fast verdoppelt. Während so die Zahl der Angestellten um 15 500 anwuehs, sank gleichzeitig die Zahl der Arbeiter um 51 500.

An dieser Entwicklung ist nicht nur das Stre­ben nach sozialer Besserstellung schuldig. Auf­rüstung und Krieg brachten Einberufungen und alle Gebiete umfassende Bewirtschaftungsmaß­nahmen, dazu kam der riesige Verwaltungsappa­rat der NSDAP. Da fachlich geschulte Kräfte fehlten, rückten bald Arbeitskräfte' mit mangel­haften oder gar keinen beruflichen Voraussetzun­gen nach. Seit 1945 förderten die immer weiter ausgebauten staatlichen Bewirtschaftungsmaß­nahmen, die Bedürfnisse der Besatzungsmacht und der Aufbau der staatlichen Selbstverwaltung diese Entwicklung weiterhin. Wollten Industrie und Handel den zusätzlichen Bewirtschaftungs­vorschriften nachkommen, so mußten auch sie folgen. Die Sorge um die erwerbslosen Angestell­ten, besonders um die älteren unter ihnen, wird den Arbeitsämtern nicht so bald abgenommen werden, denn nur ein Teil dieser Männer und Frauen eignet sich zur Umschulung in andere Be­rufe. Nach einer Sondererhebung, die das Lan­desarbeitsamt vor einigen Monaten anstellte, wa­ren 14 Prozent der erwerbslosen Angestellten für schwere körperliche Arbeit geeignet, 39 Prozent eigneten sich nur für leichtere körperliche Arbei­ten. Es blieben also 47 Prozent übrig, die nur bei Büro- und ähnlichen Arbeiten eingesetzt werden können. Die Frage: Wohin mit den vielen An­gestellten? trifft eines der Hauptprobleme, die heute auf ihre Lösung warten. -e

Auch der Wald braucht seine Pflege

Waldbauernsöhne werden in der Forstschule Dornstetten geschult

Die Landesforstschule Dornstetten wird im März dieses Jahres ihre Tore wieder öffnen. Forst­warte aus vielen Revieren Südwürttembergs wer­den einkehren, um an einem Forstwartlehrgang teilzunehmen. Damit wird der fünfte Kurs seit Eröffnung der Schule beginnen. An den bisher veranstalteten Lehrgängen nahmen insgesamt 56 Revierförster, 77 Forstwarte und 23 Waldbauern­söhne teil. Der Kurs für die Waldbauern, vor kurzem abgeschlossen, war ein Novum in seiner Art. Es war der erste Versuch dieser Art in West­deutschland. Die Teilnehmer stammten zum größ­ten Teil aus dem Kreis Freudenstadt, aus den Waldbauerngemeinden des Schwarzwalds, aber auch aus Enzklösterle, Zwiefalten, Hofstetten, Bad Liebenzell, aus Wangen und dem Kreis Biberach waren Waldbauernsöhne dabei. Dornstetten ist keine forstwissenschaftliche Akademie. Es ist eine Anstalt, die dem Praktiker dient, und ihr Leiter, Forstmeister Rupf, legt der Arbeit keinen aka- demlschen-methodischen Lehrplan zugrunde. Der Unterricht ist weithin praktisch ausgerichtet, die forstliche Gerätekunde spielt allenthalben eine besondere Rolle und der für Lehrzwecke ausge­zeichnete Stadtwald von Dornstetten ist ein An­schauungsrevier, das sich ebenso wie die präch­tigen Bauernplenterwälder des nahen Schwarz­walds für Lehrgänge und Lehrwanderungen vor­züglich eignet. Auch an die Arbeit der Holzhauer ist gedacht. Die Ausbildungsstätte für Forstarbei­ter im Murgtal ist oft das Ziel von Exkursionen, bei denen die Holzarbeit, die Käferbekämpfung und das Abrücken der Stämme aus unwegsamen Lagen Gegenstand der Betrachtung sind.

Wir machten einige Stunden des Waldbauern­lehrgangs mit. Es war kein Schulbetrieb mit didaktischer Strenge. Während der Lehrer vor­trug, war ein Einwurf der Schüler wohl gestattet Denn die jungen Praktiker, die hier an den Tischen saßen, konnten aus ihrer eigenen Erfah­rung manches illustrieren, was hier theoretisch behandelt wurde. Es ging um den bäuerlichen Wald, um den Plenterwald in erster Linie. Auf­schlußreiche farbige Waldaufnahmen wurden ge­zeigt. Nicht nur aus Schwaben, auch aus Bayern und Mitteldeutschland und vor allem aus der Schweiz, deren Bauernwälder vorbildlich sind. Gute und schlechte Waldkulturen standen sich im Bilde gegenüber. Ueber die Pflege des Wald­bodens wurde gesprochen. Welcher Laie weiß da­von, daß auch der Waldboden seine Pflege braucht, seinen Dung, seine Lockerung und seine Bear­beitung? Wer weiß etwas von derHähersaat, aus der ein niederer Eichenschlag emporkommt, den sich der Waldbauer zunutze machen kann? Wer hat je, wenn er den Wald durchwanderte, seinen Blick geschult für die Zucht und Qualität astreinen Holzes, wer hat je unterscheiden ge­lernt zwischen der hochstämmigen und astreinen Elite der Großen und dem zuchtlosen Massen­volk der Kleinen fm Walde? Wer hat das Wesen des Plenterwaldes ganz erfaßt, in dem alle Altersstufen, alle Durchmesser, alle Höhenstufen in scheinbarchaotischer Ordnung beisammen­stehen? Wir hören von der Bedeutung der Weg­führung im Walde und der Weg genossenschaft­lichen Wegbaues der Waldgemeinden wird emp­fohlen. Anschließend unterstreicht eine Lehr­stunde mit Wandtafel und schematischen Darstel­lungen das im Lichtbild Gezeigte. Unter dem MottoWir müssen mit Pflanzen umgehen wie mit rohen Eiern erhalten die Schüler eine An­leitung zum Setzen der Pflanzen, gründliche Aus­kunft über dieLoch-Hügel-Pflanzung und über den rechten Umgang mit Setzlingen, einenbota­nischen Knigge für den Forstmann in Kurz­fassung.

Das sind nur Ausschnitte. Sie können das Ganze nicht geben. Die Lehrwanderungen nehmen einen breiten Raum ein im Programm der Kurse, und

auch im winterlichen Wald ist noch immer genug zu sehen, was den Forstmann reizt. Die Dozen­ten sind Fachleute auf ihren Spezialgebieten, in der Hauptsache aber Männer der Praxis: über forstliche Gesetzeskunde wird unterrichtet, die Gerätekunde wurde schon erwähnt, die forstliche Arbeitslehre steht auf dem Lehrplan, desgleichen Holzsortierung, Holzverkauf und Holzpreiskunde, daneben die Grenzgebiete, die den Waldbau mit der Landwirtschaft verbinden. Am Schluß der Lehrgänge wird eine Prüfung abgehalten und ein Zeugnis bescheinigt dem Teilnehmer seinen Erfolg.

Die Schüler der Forstschule leben im Internat. Das Haus auf dem Brunnenberg in Dornstetten ist ein ansehnliches Gebäude, das einst der Reichs­arbeitsdienst bewohnte. Heute gibt es dem Land­wirts chaftsavru des Kreises Freudenstadt und der staatlichen Forstschule Unterkunft. Diese Wohn­gemeinschaft hat ihre Vorteile. Denn Land- und Forstwirtschaft haben viele Gemeinsamkeiten, und Forst- und Landwirtschaftsschule ergänzen sich an manchen Stellen. Die Zimmer der Schüler sind freundlich und licht, sie haben weiten Aus­blick auf die dunklen Höhen des nördlichen Schwarzwalds mit dem Kniebismassiv und der Hornisgrinde im Hintergrund. Die Küche sorgt für einen ordentlichen Imbiß zu den Mahlzeiten, und wenn der dumpfe Gongschlag auf dem Flur ertönt, wissen die Schüler, daß sie Vertrauen zu der Speisekarte haben können, die auf dem Haus­gang hängt

Quer durch die Zonen

Stuttgart. Der Oberbürgermeister von Stutt­gart hat angeordnet, daß in diesem Jahre Fast­nachtsumzüge sowie das Tragen von Gesihts- masken auf Straßen und öffentlichen Plätzen verboten sind.

Geislingen - Steige. Die geringe Kauf­kraft der Bevölkerung und die Tendenz, mit Einkäufen im Zeichen des Preissturzes noch zu warten, hat in vielen Werken zur Ueberfüllung der Läger geführt. Auch die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen hat Ab­satzschwierigkeiten. Der Betrieb mußte auf eine 40stündige Arbeitswoche zurückgehen, in einzel­nen Abteilungen ist mit einer noch stärkeren Verkürzung zu rechnen.

Ulm. Am 16. Januar 1949 fuhr ein Pkw mit vier Insassen in die Donau, wobei zwei Personen den Tod fanden. Wie wir hierzu von gutunter­richteten Kreisen erfahren, hat die Versicherungs­gesellschaft ihre Hilfe versagt und ihrerseits die Stadt Ulm verklagt. Grund der Anklage ist die Nichtbeleuchtung der Gefahrenstelle.

Ulm. Die städtische Polizei führte am ver­gangenen Freitag verschiedene Gasthauskontrol­len durch. Dabei wurde ein auswärtiger, aus der französischen Zone stammender Reisender festge­nommen, der 2000 Schweizer Franken bei sieh hatte. Er wird sich wegen Devisenvergehen zu verantworten haben.

Ulm. Im Stadt- und Landkreis Ulm sind zur­zeit insgesamt 20 547 Flüchtlinge untergebracht. Von den insgesamt 74 702 Einwohnern des Land­kreises sind 16133 Flüchtlinge. Das entspricht 21,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ferner le­ben noch 4788 Evakuierte im Landkreis, die 6,4 Prozent der Gesamteinwohnerschaft ausmachen. Die Münsterstadt selbst zählt trotz größter Kriegs­schäden schon wieder 65 428 Menschen, wovon 4414 Flüchtiinge und 684 Evakuierte sind. Pro­zentual gesehen entspricht das 6,7 Prozent Flücht­linge und 1 Prozent Evakuierte.

Ravensburg. In Friedrichshafen brach am Montag im alten Pfarrhaus ein Brand aus, der durch das Eingreifen der Feuerwehr auf den Dachstock beschränkt werden konnte. Das Ge­bäude erlitt Wasserschaden; die Brandursaehe ist noch nicht geklärt.

Owingen, Kreis Hechingen. Am Samstag­abend ist das landwirtschaftliche Anwesen des Robert Sickinger abgebrannt. Der Schaden be­trägt mehrere tausend Mark; die Brandursache konnte noch nicht festgestellt werden.

Kürzlich wurde der Landwirt Benedikt Gäßler in Neutrauchburg, Kreis Wangen, in der Güllen­grube seines Pferdestalles tot aufgefunden. Unter dem Verdacht des Mordes ist jetzt ein bei ihm beschäftigter Dienstknecht festgenommen wor­den. Eine Hausgehilfin hatte beim Einkauf in einem Bäckerladen in Biberach ihre Geldmappe liegen gelassen. Als sie später die Mappe abholen wollte, war dieselbe mit einem Inhalt von 1100 DM verschwunden. Die Firma Hugo Manz in Königseggwald, Kreis Saulgau, kann auf ihr 100- jähriges Bestehen zurückblicken. In Erringen, Kreis Ehingen, konnte die Polizei einen Kraft­wegen mit 84 Zentner Tabelobst sicherstellen. Nach zweijähriger Bautätigkeit ist die Jugend­herberge auf dem Roßberg bei Reutlingen fertig­gestellt worden. In Reutlingen drangen Ein­brecher in einen neu eingerichteten Laden ein und räumten ihn vollständig aus. In Nagold zog sich ein zweieinhalbjähriges Kind so schwere Verbrühungen zu, daß es bald darauf gestorben ist. Die Polizei in Stuttgart konnte einen Ge* wohnheitsverbrecher festnehmen, der sieh in we­nigen Monaten insgesamt 30 000 DM erschwindelt hatte. In Essingen, Kreis Aalen, ist eine Glas­hütte in Betrieb genommen worden, die in der Hauptsache Stangenglas produziert.

Das Grosseifinger Narrengericht

Was es mit dem Krauthafen des Pfarrers auf sich hat

Von M. Walter, Rangendingen

Wir hören im Rundfunk

Von Radio Stuttgart

Donnerstag, 17. Februar 1949: 13.15 Die Kapelle Günter Hirte. 14.30 Wirisehaftstragen. 15.0« Musik nach griechischen Dramen. 16.00 Nachmittags­konzert. 17.05 Carl Maria von Weber: Trio für Flöte, Violoncello und Klavier. 18.00 Mensch und Arbeit. 18.15 Jugendfunk. 18.30 Klänge der Heimat. 20.00 Fa­milie Staudenmaier, eine heitere Hörfolge. 20.45 Mutter Ostpreußen, eine Sendung mit ostpreußi­scher Dichtung. 22.00 Amerikanische Unterhaltungs­musik 23.00Faust, eine Erzählung in Briefen von Iwan S. Turgenjew.' 23.30 Meister des Jazz.

Freitag, 18. Februar 1949: 16.00 Nachmit­tagskonzert. 17.00Faschingsschwank aus Wien. 18.30 Das Heinz-Lucas-Quintett spielt. 20.00Der Mantel, Oper in einem Aufzug von Giacomo Puc- cini. 21.05Bestiarium Humanum, Weisheiten aus dem menschlichen Tiergarten. 22.00 Das Tanzensemble von Radio Stuttgart. 23.00 M'isilc zur Nacht.

Samstag,19. Februarl9 4 9: 14.00 Der Sport «m Wochenende. 14.15 Unsere Volksmusik. 15.00Das Tübinger physikalische Institut". 15.30 Stunde der Hausmusik. 16.00Wenn man könnte, wie man wollte". 18.15 Mensch und Arbeit. 18.30 Bekannte So.isten mit Hub. Giesen. 20.00 Die schöne Stimme. 2: ' 30 Tanz in den Sonntag.

Vom Südwestfunk

Donnerstag, 17. Februar 1949: 18.00

Nachmittagskonzert. 17.00 Neue Musikliteratur. 17.30 Das Süd-vestfunkunterhaltungsorchester spielt. 19.15 Hans Busch mit seinem Orchester spielt schöne Me­lodien. 20.00 Ein Tanzabend. 21.30 War dasDie gute alte Zeit? Kabarett zwischen 1920 und 1930. 22.30 Große Meister. 23.15 Edmund Gläser, Jakob Böhme : der religiöse Poet.

Freitag,18. Februarl949: 14.15 Unterhal­tungsmusik mit dem Ensemble Bruno Sänger. 16.00 Musikalische Teestunde. 17.30 Klaviermusik. 18.00 Sportvorschau. 19.00 Die Welt der Frau. 19.15 Kleine Abendmusik. 20.00 Goethe im Gespräch mit Ecker­mann. 20.45 Kammermusik. 21.30 Lutz Röhrich: Hol­ländische Reisebilder. 23.15 Kleine Intimitäten.

Samstag, 19. Febrnar 1949: 14.15 Wir jungen Menschen. 14.15 Melodien am Samstagnach- mittag. 16.00 Unser Samstagnachmtttag. 19.15 Kleine Abendmusik. 20.00 Unser Samstagnachmittag mit den Sendungen:Kleinstadtmelodie" Ausschnitte aus der Bodenseerevue von und mit Karl Steuer (2. Teil) Klaus Ueberall stellt vor: Hans G. Orling, Fall 10 Aus der Kriminalakte des SWF, dazwischen Klingende Rhythmen". 22.30 Der SWF bittet zum Tanz. 0.15 Das Rendezvous der Jazzfreunde.

Eines der reizendsten Teilspiele in dem alten, schon von Christoph Friedrich Nicolai in sei­nen Reisebeschreibungen und von Karl Julius V7 e b e r in seinemDemokritos erwähn­tenehrsamen Narrengericht von G r o s s el­fin g e n, Kreis Hechingen (Hohenzollem), das in diesem Jahre erstmals wieder nach zwölf­jähriger Pause amschmotzigen Donnferstag, aufgeführt wird, ist die Abholung des Kraut­hafens.

Ehe noch die Gerichtssitzungen des hohen Ma­gistrats beendet sind, tragen vier der schwarzen, vermummten Butzen mit Hilfe einer Tragbare einen Hanswurst nach dem Pfarrhause, wo die­ser vom Pfarrer des Ortes einen Krauthafen in Empfang nimmt Dieser ist gefüllt mit Kraut, über das, wie man im Schwabenlande zu sagen pflegt,eine Sau gesprungen ist. Das sieht man schon an den Schweineschwänzchen, die aus dem Kraut herausragen, die der edle Spender in mühsamer Arbeit im Dorfe gesammelt hat. Die sogenannten Gassenrollen, die Hauptspaßma­cher des Spiels, und viel Volk begleiten den ei­genartigen Zug zum Pfarrhaus. Dort überreicht der Pfarrer dem Hanswqrst den Krauthafen. Während dieser feierlichen Zeremonie zeigt der Wegräumer so recht, daß er ein Wegräumer ist. Nichts ist vor der räumenden Hacke sicher. Der Geiger spielt auf seinem kostbaren, aus Ve­nedig stammenden, einsaitigen Instrument dem Spender für seine gute und reiche Gabe die schönsten Schnaderhüpfel. Ich lasse einige fol­gen, die ich mir bei früheren Aufführungen des Spiels aufgeschrieben habe.Pfarrer und Lehrer sind gscheite Leut, dia wissa scho morga, wenns gestert hot gschneit, oder:Du bist der Hairle, der Geiger bin i, du magst den Herrgott, Mädle mag i. Natürlich sprang auf dieses Bekenntnis hin sofort der Wegräumer herbei.Wart Bürschle, i werds deiner Alten sagen, die wird dir die Possen mit dene Mädle schon aus dem Kopf treiba.Neidhammel rief das Geigerle, hüpfte beiseite und fidelte weiter:I tue was i will, i tue was i mag, nur daß i immer mei Alte zerst frag. So setzt sich der Zug mit allerlei necki­schem Treiben nach dem Gerichtssaal in Bewe­gung. Unterwegs führen die Gassenrollen dem gebefreudigen Hanswurst immer neue hungrige Zuschauer zu, die auch einmal von einem Sau­schwänzle beißen möchten Zimpferlich darf man dabei nicht sein. Doch wie heißt es in dem al­tertümlichen Bad-Verruf zu Beginn des Spiels? Der allhier will nicht verstehen, der soll auf die Seite gehen, daß er diesen Platz tut machen, die verstehen unsre Sachen. Wenn der Kraut­hafenzug wieder im Gerichtslokal angekommen ist, halten die Butzen nach altem Brauch, so wie es ehemals am großen Jahrgerichtstag, dem einstigenKlärestag der Fall war, einege­richtliche Zöhrung.

Durch die Spendung des Krauthafens wird der Pfarrer in das Spiel des Narrengerichts einge­gliedert. Dies ist um so bemerkenswerter, weil auch der Bürgermeister oder Vogt, wie er noch vor kurzer Zeit in Grosselfingen genannt wurde, durch die ihm obliegende Pflicht, den neuange- kommenen Sommervogel auf seine Echtheit zu prüfen, ebenfalls in den Spielverlauf einbezogen

wird. Da an dem Narrengericht gegen vierzig Chargen mit einer Besetzung von 1 bis 24 Personen beteiligt sind, so ist ein namhafter Teil der männlichen Bewohner des Marktflek- kens Grosselfingen Mitspieler, einschließlich der geistlichen und weltlichen Obrigkeit. Der weib­liche Teil stellt die kostbaren historischen Ko­stüme her, keine leichte Aufgabe in unserer Stoff armen Zeit! Doch vererbt sich manches Stück durch mehrere Geschlechter hindurch. So wirkt die ganze Dorfgemeinschaft mit Leib und Seele, mit größter Begeisterung und einem be­rechtigten Stolz beiihrem Narrengericht mit, das sie durch fünfhundert Jahre hindurch in die heutige Zeit hereingerettet hat. Ein be­rechtigter Spruch sagt:Wer in Grosselfingen am Narrengerichtstag nicht verrückt ist, der ist das ganze Jahr verrückt.

Da beim Narrengericht von Grosselfingen al­les einen besonderen Sinn hat, so darf man fra­gen, welche tiefere Bedeutung kommt der Spen­dung des Krauthafens durch den Ortspfarrer zu? Am nächsten liegt die Annahme, es handle sich um eine Gegengabe des Pfarrers für den von ihm von den Dorfbewohnern bezogenen Zehn­ten. Solche Gegengaben von seiten der Zehnten­empfänger waren früher häufig üblich. Es sei nur an die von Pfarrern, Klöstern, weltlichen Obrigkeiten gereichten Fastnachtsküchle, Wein- trunke, Mahlzeiten erinnert.

Bei der Krauthafenspende des Grosseifinger Narrengerichts fäüt auf, daß das vom Pfarrer überreichte Kraut die Herren Doktoren, welche dem Gericht als medizinische Sachverständige beigegeben sind, gründlich auf seine Unschäd­lichkeit zu untersuchen haben. Das läßt vermu­ten, daß die Krautspende vielleicht einen ande­ren Zweck hatte. Wir müssen daran denken, daß nach alter Ueberlieferung das Grosseifinger Narrengericht zur Rekreation, wie es in der von Hans Heinrich von Bubenhofen, von 1478 bis 1522 Herr zu Grosselfingen, unterschriebenen Stiftungsurkunde heißt, d. h. zur Erholung und Belebung der durch die Pest sehr niedergedrück­ten Bewohner eingeführt wurde.

Wolkig und unbeständig

Vorhersage bis Donnerstagabend: vielfach Ne­bel, sonst heiter bis wolkig, leicht unbeständig, Temperatur ansteigend, besonders auf den Bergen, nur leichter Nachtfrost.

Schneeberichte 15. Februar 1949, 9 Uhr

Alb. Münsingen, Meßstetten: Schneehöhe 7 cm, Harsch, Sport mäßig.

Schwarzwald. Baiersbronn: im Tal schneefrei, an den Nordhängen teilweise Schneedecke, keine Sportmöglichkeit.

Allgäu. Isny, Großholzleute, Schwarzer Grat: 68 Grad, 2565 cm Schnee, Pulver, klar, Sport sehr gut.

Infolge der ungünstigen Wetterlage müssen die Landesskimeisterschaften in der Alpinen Kom­bination in Baiersbronn bis auf weiteres verscho­ben werden.