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Stuttgart, 28. Sepk. Rettungsmedaille. Der Staatspräsident hat dem Flaschner Karl Falk in Brauns­bach OA. Künzelsau die Rettungsmedaille Gerliehen.

Krankheitsstatistik. 3n der 37. Zahreswoche vom 12. bis 18. September wurden folgende gemeingefährliche und sonstige übertragbare Kranlu-eiten amtlich gemeldet: Diph­therie 26 (tödlich 0), Kindbettsieber 3 (2), Lungen- und Kehl­kopftuberkulose 8 (19), Ruhr 4 (0), Scharlach 11 (0), Typhus 37 (2).

Vom Tage. In einem Gebäude der Ludwigsburgerstraße siel ein 68 I. a. verw. Hilfsarbeiter infolge eigener Unacht­samkeit durch einen Aufzugsschacht in den Keller und war sofort tot.

Einem vor einen Expreßgutwagen gespannten Pferd sollte in der Katharinenstraße von einem Sattlermeister vor der Werkstätte ein neues Kopfstück anprobiert werden. Das Pferd scheute jedoch und überrannte auf seinem Weg durch die Katharinenstraße, Wagnerstraße und Eberhardstraße, wo es schließlich angehalten werden konnte, mehrere Per­sonen. Außer dem Fuhrmann und dem Sattlermeister er­litten eine 40 Jahre alte Frau und deren 5 Jahre altes Kind erhebliche Verletzungen. Drei Personen mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden-

In der Animierkneipe. Ein hiesiger junger Mann hatte für seinen Baker einen Scheck über 1200 Mark zu erheben. Nachdem dies geschehen war, wollte er ein Glas Bier trin­ken und scheint dabei gerade in das richtige Lokal geraten zu sein. Als er am andern Tag zur Besinnung kam, hakte er keinen Pfennig mehr in der Tasche. Wie das zuging, interessiert die Oeffenklichkeit nicht: die Zeche in der Wirt­schaft betrug 400 Mark, weitere 600 Mark wurden von der Kriminalpolizei bei einer Kellnerin und 150 Mark bei einer zweiten Kellnerin beschlagnahmt. Das Schöffengericht dik­tierte der betreffenden Wirtin 3 Wochen Gefängnis, außer­dem wurden ihr die 400 Mark wieder abgenommen, so daß sie die Zeche zu bestreiten hak. Die Kellnerinnen und ihre Hintermänner erhielten entsprechende Strafen.

Der Wilderer. Der verh. 39jährige Mützenmacher Wil­helm Lülch in Stuttgart betrieb die roheste Art der Wil­derei, mit Schlingen. Viele Rehe und Fasanen hat er, be­sonders im Pfaffenwald bei Stuttgart, einem qualvollen Tod preisgegeben. Als Lülch endlich gefaßt wurde, ver­urteilte ihn das Schöffengericht zu der sehr milden Strafe von 4 Monaten Gefängnis. Er legte Berufung ein. Die Strafkamtner beließ es bei der Strafe, rügte aber scharf die Gemeinheit des Schlingenlegens, die eine Tierquälerei schlimmster Art ist.

Vom Tage. In Cannstatt hat sich eine 62 jährige Direktrice mit Gas vergiftet.

In der Mordsache Lochmann ist inzwischen weiter fest­gestellt worden, daß aus dem im Hintergebäude Nr. 7 a untergebrachten Bildhaueratelier eine vergoldete Kupfer­münze, Durchmesser 55 Millimeter, Randstärke 3 Milli­meter, Gewicht 33Z Gramm, Notgeld der Provinz Westfalen aus dem Jahr 1923 darstellend, auf der Vorderseite die Um­schriftMinister von Stein, Deutschlands Führer in schwe­rer Zeit 17571831" und dessen Bildnis, auf der Rückseite ein springendes Pferd, und eine runde Badeseife, Marke Lavendel, gestohlen wurde. Es ist möglich, daß der Mör­der versucht hak, die Münze, die nur Sammelwert hat, ab- zusetzen.

Aus dem Lande

Eßlingen, 28. Sepk. G e s ch ä f t s j u b i l ä u m. Die bekannte Sektkellerei G. C. Keßler u- Co. begeht Anfang Oktober das Fest ihres 100jährigen Bestehens. Der Chef der Firma. Kommerzienrat Weiß, feierte bekanntlich vor einigen Tagen den 90. Geburtstag.

Eßlingen. 28. Sept. Der Einbruch ins Po st amt. Wie verlautet, sind verschiedene Spuren da, die lebhaft ver­folgt werden, so daß man annehmen darf, daß man der Täter in Bälde habhaft werden wird. Ohne Zweifel haben diese die Stadt sofort nach der Tat verlassen. Es bestanden schon länger Zweifel darüber, ob die Wertsachen des Post­amts 2 in dem dortigen Gebäude genügend gesichert seien.

Gestern nachmittag brachte in einer hiesigen Kunstanstalt ein Maschinenmeister den rechten Arm in eine im Gang befindliche Buchdruckschnellpresfe. Im Krankenhaus mußte ihm der Arm abgenommen werden.

Zuffenhausen. 28. Sept. UmdesVolksfestswillen. Schon einige Zeit wurden bei Spielen auf einem hiesigen Sportplatz Geldbeträge bzw. Geldbeutel nebst Inhalt ent­wendet. Es gelang der Polizei, den Täter in der Person eines jungen Manns von hier festzustellen und zu über­führen. Etwa 15 des zuletzt entwendeten Geldbetrags hatte er sofort auf dem Volksfest verbraucht.

Heilbronn, 28. Sept. Schweres Mißgeschick. Ein 20jähriges Mädchen befand sich auf der Fahrt nach Heil­bronn, um an den Hochzeitsfestlichkeiten der Schwester teil­zunehmen. Zwischen Schlierbach und Neckargemünd ver­suchte es, das Fenster seines Wagenabteils zu öffnen. Es drückte dabei mit dem Arm die Scheibe ein und erlitt ober­halb des Handgelenks so schwere Verletzungen, daß die Pulsader und Sehnen vollständig abgeschnitten wurden. Nur ein sofortiges Abbinden des Arms verhinderte eine Ver­blutung.

Weinsberg, 28. Sept. Auflösung des Amts­gerichts. Auf den 1. Oktober 1926 löst sich auch das Amts­gericht Weinsberg auf. Die Beamten des Oberamts und des Amtsgerichts wurden nach Heilbronn versetzt.

ep. Schorndorf. 28. Sept. Die Innere Mission in Württemberg. In Schorndorf fand am Sonntag und Montag die diesjährige Jahrestagung des Landesverbands für Innere Mission statt, eingeleitet durch ein Bezirksfest der Inneren Mission. Beim Hauptgottesdienst am Sonntag hielt Prälat v. T r a u b - Stuttgart die Festprediat; am Abend wurde der wohlgelungene, neu hergestellte Film über die Arbeit der Inneren Mission in Württemberg vorgeführt. Bei der Mitgliederversammlung am Montag unter der Lei­tung von Geh. OKR. v. v. Römer berichtete der Ge­schäftsführer Pfarrer Schosser- Stuttgart über die Haupt­arbeitsgebiete der Inneren Mission und ihre Entwicklung rm letzten Jahr. Im ganzen Land beträgt die Zahl der Schwestern 2669. In 470 Gemeinden stehen Kranken­schwestern; die Schwestern des Stuttgarter Mutterhauses allein haben 103 710 Hilfsbedürftigen gedient. An 282 Orten

bestehen 317 Kleinkinderpflegen: Die Karlshöher Brüder­schaft zählt jetzt 817 Brüder. Die Anstalten für Gebrechliche jeder Art sind voll besetzt. Erholungsheime, Jugendheime, Herbergen, Arbeiterkolonien, Bahnhofsmisston taten beson­ders in dieser Zeit wirtschaftlicher Not viele wertvolle Dienste. Dienste. Anschließend hielt Dekan S ch r e n k - Gaildorf einen Vortrag überKirche und Evangelisation".

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Ehlenbogen bei Alpirsbach, 28. Sept. Besitzwechsel. Frau Jula Lechler hier, verkaufte ihr hier gelegenes Erho­lungsheim nebst Oekonomiegebäude, lebendem und totem In­ventar und Grundstücken im Flächengehalt von ca. 48 Morgen durch die Vermittlung des Immobilien- u. Hypolhekengeschästs Albert Preßburger in Horb a. N., um den Preis von RM. 60000., an Herrn Dr. med. Schairer-Zuffenhausen.

Aus Stadt und Land

Nagold, 29. September 1926.

Man soll nicht genießen wollen, wo man nicht zu genießen gibt. Nietzsche.

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Die Körperschastsbeamte«. Ortsvorsteher und Gememdepfleger des Bezirks MW

sind letzten Sanistag sehr zahlreich (etwa 60) in Untertalheim zur Beratung laufender Angelegenheiten und brennender Tages­fragen zusammengetreten. Unterlagen für die Ermittlung der durchschnittlichen Roherträge der Ernte 1926 für Steuerzwecke wurden geschaffen; die Lage und Zukunft der Staats- und Vizinalstraßen im Beürk im Zeitalter des Kraftwagens besprochen und geeignete Vorschläge zu machen beschlossen, die zweckmäßige Behandlung des Auskunfleiwesens und manches andere erönerl. Einen breiten Raum der Besprechung nahm die lebhafte Be­wegung im Bezirk über die Einschränkung der Sonntagsruhe im Handels- und Bedürfnisgewerbe ein. Die früher bestandene Regelung des Offenhalrens der Läden im Bedürfnisgewerbe an 12 Stunden jeden Sonntag, wird auf dem Lande als dringend notwendig empfunden. In Freudenstadl wird jahraus jahrein einige Stunden offengehalten, ebenso in anderen Nach­barbezirken. Auch in unserem Bezirk ist Fremdenverkehr. Was aber das Offenhalten ganz besonders dringend macht, ist der Umstand, daß in unserem Bezirk von vielen Filialgemeinden der Gottesdienst in der Hauptgemeinde besucht wird. Bei dieser Gelegenheit will die Bevölkerung, genau so wie im Oberland das Nötigste für die Woche wieder einkaufen, andernfalls müßte sie ja am Werktag besondere Zeit versäumen. Nach sehr ein­gehender Erörterung wird ein Antrag Metzzer-Simmersfeld einmütig angenommen, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß für das Bedürfnisgewerbe an jedem Sonntag etwa von 89 und 1112 Uhr offen gehalten wird. Ein Offenhalten für das übrige'Handelsgewerbe am Sonntag von 1112 Uhr soll der einzelnen Gemeinde freigestellt sein. Eine Schädigung der Angestellten kommt in unserem ländlichen Bezirk weniger in Be­tracht. Zudem ist es jedem einzelnen Geschäftsinhaber sreige- stellt, ob er von dem Recht des Offenhaltens Gebrauch machen will oder nicht. Nachdem ähnliche Regelungen in den Nach­barbezirken bereits getroffen sind, bleibt nichts anderes übrig, als mitzumachen.

Herbstfeier des Radfahreroerems.

Am vergangenen Sonntag hielt der Radfahrerverein Nagold seine Herbstseier ab, zu Gunsten der neugegründeten Reigen- mannschast. Unter Vorantritt der Stadtkapelle fuhr eine statt­liche Zahl Radfahrer und 2 Einradfahrer sowie mehrere aus- wärtige'Fahrcr vom Lokal aus durch die Stadt zum Festplatz in den Stadtgarten. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Vorstandes E. Hafner führte unsere junge Reigenmann­schaft ihre bisher gelernten Schulreigen in mustergültiger Weise vor, was ihnen von den anwesenden Zuschauern mit reichem Beifall gelohnt wurde. Auch -den 2 Cannstatter Einradfahrern wurde für ihre Vorführungen auf den flinken Einrädchen ohne Lenkstange und Rahmenbau, was sehr viel Geschicklichkeit be­ansprucht, ebenfalls reicher Beifall gezollt. Inzwischen hatte sich eine sehr ansehnliche Zuschauermenge eingefunden. Nach einer kurzen Pause kam das Rennen mit Hindernissen, das viel zur Belustigung beitrug. Wenn auch die wärmenden Sonnenstrahlen fehlten, so herrschte im Stadtgarten doch ein reges Leben und Treiben. Den Schluß bildeten noch einige Reigen- und Kunstreigen-Uebungen, die allgemein gefielen, so- daß jedermann über das Gebotene und Gesehene befriedigt nach Hause ging. Bei der Preisverteilung erhielt vom Hindernis­rennen den 1. Preis, Fritz Schaaf, den 2. Preis, KarlSchweikle, einen 3. Preis, Karl Rapp und Friedr. Schuon. Unter den Klängen der Stadtkapelle fuhr um halb 7 Uhr der Verein zu­rück ins Lokal. Einen schönen Abschluß fand die Feier in einem wohlgelungenen Familienabend im Gasth. z. Löwen, den die Sportskameraden befriedigt verließen, in dem Bewußtsein, wieder einige schöne Stunden unter Sportsfreunden erlebt zu haben.

Rentenbankscheine zu 1 und 2 Renteumark

mit dem Ausfertigungsdatum l. Nov. 1si23 werden zur Ein­ziehung aufgerufen. Die aufgerufenen Scheine können bei den öffentlichen Kassen noch bis 3 0. Sept. 1926 in Zahlung gegeben, bei den Kassen der Reichsbank aber bis 15. Dez. 1926 gegen andere Rentenbankscheine oder gegen gesetzt. Zahlungs­mittel umgetauscht werden. Mit Ablauf des 15. Dez. 1926 werden die aufgerufenen Rentenbankscheine kraftlos, und es er­lischt damit auch die Umtausch- und Einlösungspflicht der Deutschen Rentenbank.

Starker Trost.

Die vergangene Nacht brachte uns eine starke Abkühlung der Temperatur, sodaß das Thermometer unter 0 Grad sank.

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Michaelislag. Der Michaelistag, 29. September, spielt im Leben des Bauern eine bedeutende Rolle. Die Winter­saal richtet der Landmann gern auf die Zeit um Michaelis. Heuer wird es kaum gelingen, die gestürzten Aecker sind von der August- und Septemberhitze her noch zu dürr, Regen ist zum Säen nötig. Der Bauer vom Ries sagt: Um Michele

kn der Tat gedeiht die beste Wintersaat, wogegen es in der Göge bei Saulgau und Hohentengen heißt: Wer michlet, net sichlet, d. h. vor Micheli soll in der Göge gesät werden, dann ist gute Ernte in Aussicht. Auf der Leutkircher Heide aber sät man den ersten Strang schon am Magnustag, am 6. September. Am besten geschieht die Aussaat an einem Donnerstag, am dritten Donnerstag soll der letzte Acker eingesät werden, dann wird das Feld von Hagel und Brand verschont bleiben. So glaubt der Landmann von Backnang bis Mergentheim. Im Nagolder Bezirk ist Bauernregel, an Aegidi, den 1. September, schon das Korn zu säen, auch Aegidi Rogge, sei nemme verschrocke. Die Gerste sät man um Nagold am Mittwoch und im Oberamt Aalen am Freitag.

Rückwirkungen des Geburtsausfalls in den Kriegsjahren.

Angesichts der jetzigen schwierigen Lage auf dem Arbeits­markt ist die Frage von Interesse, welche Rückwirkungen der Geburtenausfall während des Kriegs haben wird. Die Zahl der Geburten begann im April 1915 sich infolge des Krieas m verringern. Der Höchstausfall der Geburten wurde

_Mittwoch, 29. September 1826

NN November 1817 erreicht mit ungefähr 50 Prozent Ser Geburten des Jahres 1913. Vor dem Krieg machten die unter fünf Jahre alten Kinder 12 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, 1919 nur 6,35 Prozent. Im Jahre 1932 wird die Zakfl der zur Schulentlassung kommenden Kinder auf die Hälfte zurückgegangen sein und zweifellos ein erheblicher Ausfall an jugendlichen Arbeitskräften eintreten. Doch ist die Aus­wirkung auf den gesamten Arbeitsmarkt schwer zu über­sehen. Nach den imReichsarbeitsblatt" veröffentlichten Schätzungen des Regierungsrats Dr. Strunden muß da­mit gerechnet werden, daß der Arbeitsmarkt für jugendliche Arbeiter gegenüber dem Arbeitsmarkt von 1928, der noch als normal angenommen werden kann, bereits 1929 einen Ausfall von über 80 000, 1930 von über 500 000, 1931 von über 570 000, 1932 von über 640 000 und 1933 von über 590 000 aufweisen wird. Auf dem Arbeitsmarkt der erwach­senen Arbeiter werden sich die Rückwirkungen des Geburten­ausfalls in den Kriegsjahren erst dann äußern, wenn die im Krieg geborenen Jugendlichen das 18. Lebensjahr erreichten. Das wird in den Jahren 1933 bis 1937 der Fall sein. Von 1938 an dürfte sich der Zugang an Arbeitskräften wieder steigern.

Reue Fahrplan-Ausgaben. Zu dem am 3. Oktober be­ginnenden Winterfahrplan 1926/27 erscheinen neu: Der Aushangfahrplan, der kleine (gelbe) und der große (rote) Taschenfahrplan der Reichsbahndirektion Stuttgart, sowie das Reichskursbuch in seiner 1. Winter-Ausgabe nebst sei­nen 3 Sonderausgaben (Abt- 1, 2 und 3); die Abteilung 3 umfaßt das südliche Deutschland. Die 2. Winter-Ausgabe erscheint Mitte Dezember. Die Preise haben sich nicht ge­ändert (80 L und 1.50 -K, 6.50 und je 2 -H).

Der Volksreichkum in Deutschland. Die im vorigen Jahr vorgenommene Volkszählung hat, wie schon einmal berichtet wurde, im Deutschen Reich die Einwohnerzahl von 62 350 600 ergeben. Rechnet man noch das Saargebiet, in dem wegen der vorübergehenden Trennung von der deutschen Verwal­tung nicht gezählt werden konnte, mit seinen rund 770008 Einwohner hinzu, so kann die Bevölkerung des Deutschen Reichs im heutigen Umfang auf rund 63,1 Millionen be­ziffert werden. Das ist die gleiche Einwohnerzahl, die das Deutsche Reich früheren Umfangs bereits Ende 1908 aufzu­weisen hatte. Bei der Reichsgründung 1871 gab es im da­maligen Reichsgebiet rund 41 Millionen Einwohner. Bei Ausbruch des Weltkriegs zählte das Reich rund 68 Millionen. Das alte Reich hat demnach in einem Zeitraum von etwas über 4 Jahrzehnten seine Bevölkerungszahl um 27 Millionen oder rund zwei Drittel (65,1 v. H.) erhöht. In diesem fort­schreitenden Bevölkerungswachstum, das last ausschließlich auf eigener Kraft beruhte und durch Zuwanderung von außen kaum unterstützt wurde im ganzen überwog sogar die Abwanderung ganz erheblich die Zuwanderung trat durch den Krieg und seine Folgen ein schwerer Rückschlag ein. Rund zwei Millionen deutsche Männer sind unmittelbar dem Krieg zum Opfer gefallen, über drei Viertel Millionen hat die englische Hungerblockade unter der Zivilbevölkerung dahingerafft, rund 3 Millionen Kinder blieben infolge des Kriegs (bis Ende 1919) ungeboren und endlich hat das, Deutsche Reich infolge des Versailler Vertrags ein Gebiet von mehr als der doppelten Flächenausdehnung des König­reichs Belgien mit rund 7 Millionen Einwohner an andere Staaten abtreten müssen. Ohne den Krieg und seine Folgen würde das Deutsche Reich heute wohl über 75 Millionen Einwohner zählen. Aber auch mit seinen 63 Millionen Ein­wohnern von heute ist das Deutsche Reich nächst Rußland immer noch der volkreichste unter den 3 Dutzend europä­ischen Staaten. Von den 454 Millionen Einwohnern Euro­pas entfallen rund 100 Millionen oder 22 v. H. auf.das europäische Rußland, 63 Millionen oder rund 14 v. H. auf das Deutsche Reich; an 3. Stelle folgt Großbritannien mit 44 Millionen oder rund 9,7 v. H.; dann kommen Frankreich und Italien mit je 39 Millionen oder 8,6 v. H. Läßt man den derzeitigen Kolonialbesitz der einzelnen Weltmächte außer Betracht, so steht das Deutsche Reich auch heute noch an 4. Stelle.

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Simmersfeld, 27. Sept. 40jähriges Amtsjubiläum.

Am letzten Sonntag feierte Postagenl Hanselmann von hier sein 40jähriges Dienstjubiläum. Zu dieser erhebenden Feier sind zahlreiche Gäste erschienen, so von auswärts einige Herren Ortsoorsteher, seine Kollegen und Fimnde und von Aliensleig seine vorgefetzte Dienstbehörde. Nach einem einleitenden Marsch richtete Herr Schultheiß Metzger Worte des Dankes an den Jubilar. Er erinnerte an die Zeit, in der Herr Hanselmann noch den Dienst eines Landpostboten versah (18861901). Im Jahre 1901 übernahm er von seinem Vaier die Postagentur, die er nun seit 25 Jahren in guten und bösen Zeiten getreu ver­waltete. Er hat sich des Vertrauens, das die Gemeinde Simmers­feld und Umgebung samt der Oberpostdirektion in ihn setzte, in hohem Maße würdig gezeigt. Als Zeichen der Dankbarkeit wurde ihm dann von der Gemeinde ein schöner Lehnstuhl überreicht. Die Oberpostdirektion ließ durch den Herrn Oberpostmeister von Altensteig ein Anerkennungsschreiben überreichen. Die Beamten des Postamts Altensteig sowie seine Mitarbeiter von Simmers­feld erfreuten ihn mit Geschenken. Herr Wieland, als Ver­treter der Postunterbeamten, feierte seinen Kollegen als Mann der Pflichttreue. Herr Hanselmann dankte gerührt für die vielen Ehrungen und versprach, auch ferner alles zu tun, um sich die Znfriedenheit der Bürger und seiner Vorgesetzten Behörde zu erhalten.

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Pollringen OA. Herrenverg, 28. Sept. Brand. Sonn­tag abend wurde ein großer Strohhaufen des Taver Pfeiffer angezündet und brannte vollständig nieder. Vermutlich wurde das Feuer von ruchloser Hand gelegt.

Sulz a. R-, 28. Sept- Fe st genommener Schaf­dieb. Der Schäfer, der wie berichtet, aus einer Schaft Herde 27 Schafe gestohlen und diese verkauft hatte, wurd^ von einem Horber Landjäger verfolgt und noch am Fru- tag abend in Metzingen verhaftet. Den Bankscheck konntt der Dieb unterwegs gegen bar einlöfen, er war aber noch im Besitz des größten Teils der Geldsumme.

Aus aller Well

ie Prinzessin Joachim von Vreußen, eine g-bvr^ essin von Anhalt, hat sich wieder verheiratet <mt dE sfreiherrn Johann Michael v. Loen. dnn emM«» des verstorbenen anhaltischen Hoftnarschalls HE >oen - Prinz Joachim, der jüngste Sohn des Kaffe«, ch bekanntlich Ende 1920 erschossen.

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