Sette 3 - Nr. 22«

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag 28. September LS2S

RledNngen. 27. Sept. S t a d t s ch u l t h o i ß e n w ci h I. De! der gestrigen Stadtschultheißenwahl erhielt Schultheiß Kilian Fischer von Hüttlinqen 668 Stimmen, Stadtsekre­tär Herrmann von Rottweil 501 Stimmen, Stadtpfleger Dölkle in Riedlingen 224 Stimmen. Fischer ist somit ge­wählt.

Friedrichshafen, 27. Sepr. Erfolgreicher Probe- flua. Das neue Dornier-Suver-Wal-Flimdoot. das größte, der Welt, das 26 Personen Raum dielet, hat seinen ersten Probeflug mit Erfolg -nrnch"e!eot.

Müllheim, 27. Sept. Dieduftende" Lokomotive. Auf

der Station Müllheim wurde dieser Tage ein Handwagen, der mit vielen Kisten Limburger Käse beladen war, von einem von Basel kommenden Schnellzug erfaßt und vollständig zermalmt. Die Bahnbeamten konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Inhalt der Kisten spritzte weit umder und die Lokomotive des Schnellzuges wurde dermaßen mit Wie überdeckt, daß sie in Freiburg ausgewechselt werden mußte. Noch lange soll man den lieblichen Duft weithin empfunden haben.

Aus Stadt und Land

Nagold, 28. September 1926. Nie lange besinnen, das Leben ist nicht lang ge­nug dazu. Raabe.

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Allgem. Orts- (Bezirks)-KrankenKasse Nagold.

Der Beitragssatz für die Krankenversicherung, der bis zum 27. Juni 1926 7°/g des Grnndlohns bezw. wirklichen Arbeits­verdienstes betrug, wurde von diesem Zeitpunkt an versuchs­weise auf 6,5°/g ermäßigt. Nachdem es sich aber gezeigt hat, oaß sogar in den Sommermonaten die Ausgaben die Einnah­men überstiegen, wurde der Kassenvorstand leider in die Zwangs läge versetzt, vom 27. September an die Beiträge wieder auf 7"/« zu erhöhen. Dabei ging er von dem Standpunkt aus, daß es in der gegenwärtigen Zeit nicht verantwortet werden könnte, einen vollständigen oder teilweisen Abbau der Familien­hilfe, die durchschnittlich 1°/o des Grundlohns erfordert, durch­zuführen. Die Einnahmen der Kasse sind in diesem Jahr in­folge der gesteigerten Arbeitslosigkeit, der Kurzarbeit und der fast überall reduzierten Löhne verhältnismäßig gering und so kam es, daß es in den Sommermonaten im Gegensatz zu frü­heren Jahren nicht möglich war, die so dringend notwendigen Reserven für den Winter mit seinen vermehrten Ausgaben zu schaffen. Der Kassenvorstand hält es für eine selbstverständliche Pflicht, bei den Ausgaben der Kasse größtmöglichste Sparsam­keit walten zu lassen und die Beiträge wieder zu ermäßigen, sobald es die Verhältnisse irgendwie zulassen. L.

Kreiskonferenz des Neichsbunds der Kriegsbeschädigten. Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen.

Unter Beteiligung der Vorstandschaft und einiger Gäste der Bezirke Horb, Herrenberg, Freuvenstadt und Nagold fand am vergangenen Sonntag in Horb im Gasthaus zumLamm" eine Konferenz des Kreises VI, der die genannten Oberämter um­faßt, statt. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden, 2. Kreis­leiter, Kam. Leib Horb erstattete Kreiskaisier, Kam. Walz- Nagold, den Kassenbericht. Anstelle des zurückgelretenen 1. Kreis­leiter, Kam. Släbler Nagold, dem die Anwesenden für seine bisherige Tätigkeit vollste Anerkennung und herzl. Dank zollten, wurve in geheimer Wahl mit Stimmenmehrheit Kam. Kalis- Horb geroählt. Durch Zuruf bestimmte man zum Kreisschrift­führer, Kam. Ehrat-Horb, während der bisherige 2. Kreis­leiter, Kam. Leib-Horb und der Kreiskassier, Kam. Wal- Nagold in ihren Aemtern neu bestätigt wurden. Zum Gautag, der im November in Heilbronn statifindet, wurven 4 Delegierten beauftiagt. Bei verschiedenen Punkten entwickelte sich eine leb­hafte Aussprache, in die außer versch. Kameraden besonders auch der gleichfalls anwesende Vertreter der Gauleitung, Kam. Boyna-Stuttgart eingriffen und die in manchen Punkten Klarheit brachte. Nach nahezu 6stündiger Dauer konnte Kam. Leib die Konferenz gegen 4 Uhr schließen.

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Aus der Sriegsbcschädigten-Aürsorge. Das Reichsarbeits­ministerium hat neuerdings eine Denkschrift über die Kriegs­beschädigtenfürsorge herausgegeben. Danach ergibt sich, daß die Zahl der Versorgungsberechtigten zunächst 1)4 Millionen Köpfe betrug. Aus dieser Zahl ist nach Abfindung der in ihrer Erwerbsfähigkeit Minderbeschränkten inzwischen fast die Hälfte ausgeschieden. Es bleiben jedoch noch immer 771353 Versorgungsberechtigte übrig; und eine Schätzung des Abgangs durch Todesfälle kommt zu dem Ergebnis, daß zu Beginn des Jahrs 1945 noch immer rund 550 000 Be­schädigte übrig bleiben. Unter den Kriegsbeschädigten waren 2734 Blinde. In mehr als 41000 Fällen war Lungen­tuberkulose der Grund der Versorgungsberechtigung. Weiter kamen 5410 Geisteskranke in Betracht, darunter 70 Prozent, die um mehr als 90 Prozent in ihrer Erwerbsfähigkeit be­schränkt waren. Dazu rechnet man noch 65 000 Verstümmelte, die zum Teil den Verlust beider Hände oder Füße zu be­klagen hatten. Neben den Kriegsbeschädigten stehen rund 360 000 Witwen, mehr als eine Million Halb- und Voll­waisen und 200 000 Eltern, denen durch den Tod des Sohns der Ernährer genommen wurde. Die Absterbeschätzung rech­net für den Anfang des Jahrs 1945 noch immer mit 275 000 Witwen und 24 000 Eltern, die auf Versorgung Anspruch haben.

Skud,enre,se schwäbischer Landwirte in die schlesischen Siedlungsgebiete. Ueber die Studienreise von 46 Land- wirten aus Württemberg und Hohenzollern nach Schlesien wird berichtet, daß zunächst im Kreis D-ls die 7200 Mar ien

großen Güter Reesewttz, Galwitz, Nieder- und Obermühl­witz besichtigt wurden, deren Eigentümerin, die schlesische Äandgesellschaft ist. Während die Ländereien im Kreise Oels allgemein in guter und bester Kultur gefunden wurden, ö^igte sich im Kreise Grünberg das Gegenteil. Hier wird der Neusiedler zunächst längere Zeit zu arbeiten haben, um JE Stelle in bessere Kultur zu bringen. Den schwäbischen 4.anowirten fiel auf, daß in Schlesien trotz der langen 17^ .ENheit überall gepflügt werden konnte. Die Boden- veryaltnisse wie auch die landschaftliche Lage entsprechen im allgemeinen den Wünschen unserer heimischen Siedlungs- lustigen. Dagegen haben die bisher von den Siedlungsgesell- schaften erstellten Wirtschaftsgebäude keinen Beifall gesun- "PE sachverständigen kamen zu der Ueberzeugung, daß -r- "ü-I"'"Äv.^o^rlich ist, hem einzelnen Siedler aus öffentlichen Mitteln größere Darlehen auf lange Sicht zins­los zu geben, wenn seine Existenz gesichert bleiben soll.

Für Auswanderer. Wer nach Amerika will, sei davon in Kenntms gesetzt, daß die Zahl der beim amerikanischen onlulat Stuttgart vorgemerkten Auswanderer so groß ist,

daß demnächst keine Anträge mehr angenommen weroen. Leuten, die nach den Vereinigten Staaten reisen wollen, wird empfohlen, sich schnellstens anzumelden. Die Warte­zeit ist für Personen, die sich heute anmelden, ungefähr 20 Monate.

Die gesetzliche Miele in Deutschland. Das Reichsarbeits­ministerium versandte im August d. I. eine Mitteilung an sämtliche Landesregierungen über die Höhe der gesetzlichen Miete für den Monat August 1926 in allen deutschen Län­dern. Die Wohnungsmiete beträgt fast allgemein 100 v. H. der Friedensmiete, nur in Braunschweig und Lippe-Detmold je 102 v. H. und in Mecklenburg-Schwerin 101 v. H. An Miete für gewerbliche Räume erhebt Braunschweig 125 v. H. der Friedensmiete (jedoch ohne Umlagen), Bremen 120 v. H., Mecklenburg-Schwerin 115 v. H., Württemberg 110 v. H. bezw. 115 v. H., Baden 114 v. H., Lippe-Detmold, Lübeck und Mecklenburg-Strelitz je 110 v. H., Thüringen 106 v. H. und Bayern je nach der Iahresfriedensmiete 102 v. H. bezw. 107 v. H. In den nicht genannten Staaten beträgt die Miete für gewerbliche Räume gleichfalls 100 v. H. Die Mietzinssteuer beträgt in Preußen, Sachsen und Mecklen­burg-Strelitz je 40 v. H., davon wieder für Wohnungsbau in den beiden ersteren Staaten 20 v. H. und in Mecklenburg- Strelitz 15 v. H. Hessen erhebt 39,25 v. H. Mietzinssteuer und verwendet hiervon 11 v. H. für Wohnungsbau, Bayern 37 bezw. 11 v. H., Württemberg, Hamburg Mecklenburg- Schwerin Braunschweig, Lippe-Detmold und Waldeck je 35 v. H. Mietzinssteuer und je 15 v. H. davon für Woh­nungsbau.

ep. Gefangenenzeikungen. Um die Strafgefangenen in Verbindung mit der Außenwelt zu erhallen und sie nicht ganz unvorbereitet wieder in die Freiheit treten zu lassen, sowie ihnen Wissen und Belehrung zu bieten, werden in ver­schiedenen Ländern Gefangenenzeitungen herausgegeben. So erscheint für Württemberg unter der Schriftleitüng von Re­gierungsrat Schmidbäuser in der Landesgefängnisdruckerei Heilbronn halbmonatlich eine ZeitschriftWelt und Leben", die die wichtigsten außen- und innenpolitischen Ereignisse, vermischte Nachrichten aus dem Land, Sportsberichke und einen unterhaltenden Teil, an der Spitze aber für stille Stun­den besinnliche Worte bedeutender Persönlichkeiten bringt. Die schlesische GefangenenzeitungDer Leuchtturm" erscheint wöchentlich in einer Auflage von 20 000 Stück und alle 4 Wochen mit einer Beilage. Auch Sachsen gibt eme Ge­fangenenzeitung heraus. Parteipolitik und Berichterstattung über Straffälle ist ausgeschlossen.

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Calw, 27. Sept. Aulounfall Kartoffelernte. Von

einem furchtbaren Unglück wurden die Insassen des ausnahms­weise am Samstag von Oberkollwangen über Teinach nach Calw verkehrenden Lastwagens mit Personenbeförderung verschont. Das Auto war mit etwa 12 Mann, meistens Telegrafenarbeiter, die an der Strecke gen Aichelberg arbeiten besetzt. An der scharfen Kurve unterhalb Oberkollwangen, da wo die Straße von Schmieh einmünvet, verlor der Autolenker die Herrschaft über den vollbesetzten Wagen; das Auto riß einen Randstein, sowie den eisernen Träger der Markungstafeln und Wegzeiger um und stürzte die steile 15 Meter hohe Böschung, sich einmal überschlagend, hinab, wo es an stärkeren Tannenbäumen hängen blieb. Die Insassen kamen außer Hautschürfungen mit dem Schrecken davon, nur der Autobesitzer erlitt schwerere Verletzun­gen, die seine Unterbringung ins Krankenhaus notwendig mach­ten. Der Chauffeur rettete sich durch Abspringen. Die Kartoffelernte ist in vollem Gange. Trotz des schönen Wetters ist sie dadurch erschwert, daß der Boden zu hart und« das Aus­graben mit großer Mühe verbunden ist. Das Erträgnis ist sehr verschieden. In lockeren, leichteren Böden ist der Ertrag sehr zufriedenstellend, in den schwereren Böden dagegen schadete der nasse Sommer, weshalb der Ertrag zu wünschen übrig läßl. Im allgemeinen ist die Ernte aber nicht unbefriedigend. Die Kartoffeln kommen wie gewaschen aus dem Boden und sind ganz trocken, eignen sich daher gut zur Einlagerung im Keller. Der Verkauf der Kartoffeln hat schon lebhaft eingesetzt. C. T.

Aichelberg, 28. Sept. Goldene Hochzeit. Am letzten Sonntag durfte unser Altschultheiß Frey mit Frau, geb. Braun, umgeben von 8 Kindern und 18 Enkeln und unter Teilnahme der ganzen Gemeinde das seltene Fest des goldenen Ehejubi­läums feiern. Der Jubilar ist 74 und die Jubilarin 73 Jahre alt. Beide erfreuen sich noch völliger körperlicher und geistiger Frische. Altschultheiß Frey, eine im ganzen Bezirk und darüber hinaus bekannte und geschätzte Persönlichkeit, war in seiner Heimat­gemeinde der Bergorte 35 Jahre lang Ortsoorsteder und hat in dieser langen Zeit sein Amt in mustergültiger Weise geführt und ungeheuer Vieles und Wertvolles geschaffen. Der Herr Staatspräsident Bazille sprach dem Jubelpaar in einem sehr herzlich gehaltenen Schreiben die Glückwünsche aus und gedachte insbesondere noch der großen Verdienste des Ortsvorstehers in aner­kennenden Worten und ließ ein wertvolles Kunstblatt über­reichen. Vom Herrn Kirchenpräsidenten Dr. Merz wurden herzl. Glück- und Segenswünsche und ein schönes Gesangbuch überreicht.

Antcrniebelsbach, OA- Neuenbürg, 27. Sept. Frei­williger Tod. Aus Furcht vor Erblindung hat sich der frühere Schultheiß, Landwirt Jakob Seuffert, im Wald erhängt.

Freudenstadt, 26. Sept. Neues von der Murg- talbahn. Dieser Tage wurde ein weiteres Los und zwar auf badischem Gebiet durch die Eisenbahnbauinspekkion Freudenstadt an die Bavunternehmung Gebr. Vollmer in Königsbronn OA. Zeidenheim vergeben. Die 21 Angebote schwankten zwischen 96 000 und 307 000 Reichsmark. Mit den Arbeiten, die in der Hauptsache im Gewinnen und Be­fördern von 25 000 Kubikmeter Granikfels bestehen, wird alsbald begonnen. Die zu diesem Los durch Vermittlung des Arbeitsamts Rastatt einzustellende Arbeiterzahl dürfte 6080 Mann betragen, so daß im ganzen am Bahnbau bis jetzt etwa 250 Mann beschäftigt sind. Demnächst wird ein weiteres Los und zwar der Tunnel chei Schwarzenberg aus­geschrieben, was weiteren 80100 Arbeitern Beschäftigung geben wird.

Mit der Erbauung der neuen Kirche in Kälberbronn wird sofort begonnen werden.

Freudeustadt, 27. Sept. Tödlicher Unfall. Heute vor­mittag ereignete sich bei den Lolenbauarbeiten in der Langen­straße ein tödlicher Unfall. Bei Absprießung der Grabenwand gab plötzlich ein Kubikmeter Erde an der Ecke, auf der Pflaster­steine aufgeschichtet waren, nach und verschüttete den 56 Jahre alten verheirateten Taglöhner Christian Werner. Er wurde sofort in das Bezirkskrankenhaus überführt, ist jedoch alsbald seinen schweren Verletzungen erlegen.

Hailfingen, 28. Sept. Bon der Autolinie. Der Rottend. Ztg. wird deschrieben: Die Nachricht von dem Verbot unserer Privatautolinie seitens des Oberamts Rottenburg hat hier große Entrüstung hervorgerufen. War doch diese Linie nament­lich auch für unsere Frauen eine große Erleichterung und Ent­lastung, wenn sie mittags bequem und billig nach Nagold

kommen konnten, um dort ihre Einkäufe zu erledigen, und abends waren sie wieder frühzeitig zu Hause bei ihren Familien. Wie uns aber Herr Koch von Nagold bei seinem Hiersein versicherte, soll diese günstige Fahrgelegenheit uns erhalten bleiben und sogar bei eoentl. Wegfall der Postautolinie Rottenburg-Ergen- zingen bald auch nach Rottenburg weitergefühct werden, was noch begrüßenswerter wäre.

Letzte Nachrichten

Schiedsspruch für das Baukgewerbe Berlin, 28. Sept. Im Schlichtungsverfahren beim Reichsarbeitsministerium wurde am gestrigen Montag in später Abendstunde für das Bankgewerbe ein Schiedsspruch gefällt, wonach die bisherigen Gehälter und die Arbeitszeit bis 28. Februar 1927 weiter gelten sollen. Dem Reichs­verband der Bankleitungen wird aber empfohlen, den Ban­ken nahe zu legen, vom Januar 1927 ab wieder die Ultimo- Gehaltszahlungen vorzunehmcn und als Uebergangsmaß- nahme V- Monatsgehalt zu bezahlen.

Die ganze italienische Industrie und Handel unter Staatskontrolle

Rom, 28. Sept. Mussolinis ZeitungPopolo d'Jta- lia" bringt in einem langen Leitartikel den Plan zur Re­organisation der ganzen Industrie und schlägt die Bildung großer Trusts unter strenger Staatsaufsicht vor. Die ganz kleinen Industrie-, ja sogar die kleinen Handelsge­schäfte müßten zusammengefaßt werden, um rationell und wirtschaftlicher unter Staatskontrolle arbeiten zu können.

Hasenarbeiterstreik in Hamburg Berlin» 28. Sept. Nach einer Meldung der Morgen­blätter aus Hamburg ist in einer am Montag abend er­folgten Abstimmung der Hafenarbeiter, in der über den letzten Schiedsspruch Beschluß gefaßt wurde, der Streik mit ^/« Mehrheit beschlossen worden.

Zuchthaus

für eine« kommunistischen Geheimbündler Leipzig, 28. Sept. Der 4. Strafsenat des Reichs­gerichts verurteilte gestern den Wilhelm Warncke aus Ham­burg wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Vergehen gegen das Republikschutzgesetz und das Sprengstoffgesetz zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 200 Geldstrafe. 6 Monate Zuchthaus und 200 ^ Geldstrafe werden als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet. Das Gericht hat als erwiesen angesehen, daß Warncke in hervorragender Weise an der Bildung sogenannter kommunistischer Partisanen­gruppen in Mecklenburg sich beteiligt hat und daß er nicht nur für diese Gruppen Mannschaften geworben, sondern anch Waffen und Sprengstoff beschafft hat.

Der Attentäter aus Malta ausgewiefe« Basel, 28. Sept. Der Russe Max Grünberg, der während der Völkerbundsversammlung ein Attentat auf Lundesrat Motta versuchte, hat vom Bundesrat den Aus­weisungsbefehl erhalten.

Steuerprotest der Berliner Gewerbetreibende« Berlin, 28. Sept. Wie derBerliner Lokalanzeiger" mitteilt, haben die Berliner Gewerbetreibenden beschlossen, als Protest gegen die Ueberlastung ihre Geschäfte am 3. November zu schließen.

Die Berliner Zuwelendiebe in Paris? Berlin, 28. Sept. Die Pariser Polizei sucht, wie die Morgenblätter aus Paris melden, die Diebe, die am letzten Samstag den Juwelendiebstahl in der Tauentzienstraße aus­geübt hatten, da man annimmt, daß die beiden nach Paris geflüchtet sind.

Die Mörder von Germersheim schon bei den Zuliausschreitnuge« beteiligt Berlin, 28. Sept. Wie die Morgenblätter aus Ger­mersheim melden, ist über die Personalien der Täter der Ausschreitungen ermittelt, daß die beiden Leutnants Haupt­rädelsführer bei den schweren Ausschreitungen der ftanzö- fischen Besatzungstruppen anläßlich des Kriegerverbandstags am 3., 4. und 5. Juli ds. Js. gewesen sind und an den Beschimpfungen der deutschen Reichsflagge und der bayerischen Fahne den Hauptanteil hatten.

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Deutsche offizielle Kreise bedauern zwar die Störungen durch Poincares Reden, wollen aber trotzdem an der posi­tiven Verständigung weiter arbeiten.

Im englischen Unterhaus übten Lloyd George und Macdonald scharfe Kritik an der Haltung der Regierung im Kohlenstreik.

Das Auswärtige Amt hat Erkundigungen über die neue Bluttat in Germersheim eingefordert.

In Berlin wurde gestern die allgemeine Polizeikonferenz eröffnet.

Die Ford-Motoren-Compagnie in Detroit hat die fünf­tägige Arbeitswoche eingeführt.

Ein Dornier-Merkurflugzeug überflog mit 9 Mann Be­satzung und Paffagieren den Kaukasus.

Der Sport am Sonntag

Fußball. VsR. Heildronn Union Bückingen 2:2; Sportklub Freiburg FC. Freiburg 2:2; VfB. Stuttgart Sportklub Stuttgart 2:2; Phönix Karlsruhe KFV. 0:4; Jahn-Stuttgart SpVg. Prag 4:1; FV. Nürtingen Eintracht-Stuttgart 4:2; SV. Ebingen 4:0; FVB. Ludwigsburg FV. Zuffenhausen 2:3; SpV. Reutlingen RSV. Ludwigsburg 3:3; SpV. Schorndorf Sportverein Cannstatt 3:1; SpV. Münster Viktoria Unter- türkheim 5:2; Normannia Gmünd VfB. Obertürkheim 4:2; Sportfreunde Eßlingen Sportvereinigung Cannstatt 1:2; Geis­lingen Union Augsburg 5:0; Pfersee Schwaben-Ulm 2:3; Ulmer FV. 94 Viktoria Augsburg 4:0; FC. Zürich Stutt­garter Kickers 3:7.

Leichtathletik. Anläßlich des Münchener Oktoberfestes starteten in München Körnig und Peltzer. Im 10V Meter-Lauf siegt Körnig in 112 Sekunden, ebenfalls im 200 Meter-Laus in 22:3 Sekunden. 2m 40V-Meter-Lauf wunde Peltzer mit 4941 Sekunden dritter, wäh­rend er im 1000 Meter-Lauf in 2:24,8 Minuten siegte. Im Kugel­stoßen erreicht« der Frankfurter Brechenmacher 14F2 Meter.

Am Dienstag stellt« in Wien Rurmi einen neuen Weltrekord aus, indem er 3 Meilen (4828 Meter in 14:07,4 Minuten zurücklegt«-