Seite 2 / Nr. 14
sc;li YV ABISCH ES l'AGBLA I I
2. Februar 184»
sklavung durch den Marsballplan“ bestätigt. Ein anderes Handelsabkommen steht mit Italien bevor, wo Titos Emissäre wegen Ankaufs einer Oelraflinerie für Fiume verhandeln, wogegen sie bereit sind, die Frage der italienischen Fischereirechte in jugoslawischen Gewässern, die Entschädigung aus Jugoslawien vertriebener italienischer Staatsbürger und die Klauseln der von Italien zu leistenden Flottenreparationen wohlwollend zu überprüfen Mitte Januar wird sich eine jugoslawische Handelsdelegation nach Ceylon begeben Die für Tito brennende Frage bleibt freilich, ob auch die USA bereit sein werden, mit ihm Handel zu treiben. Die Aussichten scheinen nicht ungünstig. So( werden neuerdings die Exportlizenzen nach Jugoslawien in Washington wesentlich großzügiger gehandhabt und dem Export von Gütern, die nicht als „strategisch“ gelten, wird weniger Schwierigkeiten gemacht.
Diese Umstellung vom östlichen auf westlichen Handel kann freilich nur allmählich erfolgen. Und es erscheint mehr als fraglich, ob die erste Etappe des jugoslawischen Fünfjahresplanes, die 1951 abläuft und eine riesige Steigerung der Erzeugung von elektrischem Strom, Kohle, Stahl, Zink, Mangan, Aluminium und Blei vorsieht, sowie große Investierungen in Entwässerungen, Düngemitteln, Saatgut, Eisenbahnen und landwirtschaftlichen Maschinen erfüllt werden kann.
Stuttgart als Bundeshauptstadt?
STUTTGART, (Eig. Bericht.) Die vom Oberbürgermeister Dr. K1 e 11 dem Parlamentarischen Rat übermittelte und inzwischen von der Oeffenthchkeit schon diskutierte und angegriffene Denkschrift „Stuttgart als vorläufige Bundeshauptstadt“ ist, wie der Oberbürgermeister in einer Pressekonferenz am Montag betonte, keineBewerbung Stuttgarts um die-Ehre, Bundeshauptstadt zu werden. Sie ist lediglich entstanden auf Anregung bestimmter Kreise des Rates, die festzustellen wünschten, ob und unter welchen Umständen Stuttgart bereit wäre, Sitz der zukünftigen Bundesregierung zu werden.
Allem Anschein nach können die bisher rivalisierenden Städte Kassel, Bonn und Frankfurt die Anforderungen nicht erfüllen, die mit der Aufnahme der Bundesregierung gestellt werden müssen. Kassel verfügt zwar über genügend Büroräume, ist aber nicht imstande, den entsprechenden Wohnraum zu erstellen. Bonn selbst wird als viel zu klein angesehen, um einen derartigen Apparat, wie ihn die Bundesregierung darstellt, aufnehmen zu können. Als ernsthaftester Konkurrent bliebe Frankfurt mit seiner glänzenden zentralen Verkehrslage und seinen IG-Farben-Gebäu- den. Auch hier sind wiederum die Hotel- und Wohnungsverhältnisse so. katastrophal, daß schon jetzt die Mitglieder der Behörden und Regierung ein Hotelzimmer zu zweit und dritt bewohnen. Außerdem steht die Bevölkerung, die mit Behörden „gesegnet" ist, dem Plan, auch noch die Bundesregierung aufnehmen zu müssen, äußerst ablehnend gegenüber.
Stuttgart kann demgegenüber viele Vorteile bieten — und auch erhoffen, wie Dr. Klett sagte. Politisch gesehen würde Stuttgart außerdem, im Gegensatz zu Frankfurt, immer des vorläufigen Charakters als Bundeshauptstadt eingedenk bleiben und niemals vergessen, daß eigentlich Berlin die Hauptstadt Deutschlands ist. Das „Neue Schloß“ könnte mit einem Aufwand von 30 bis 40 Millionen DM wieder aufgebaut werden. Württemberg-Baden hat der Stadt eine 10-MiUionen-Anle>he zugesichert. Die Angriffe aus der Oeffentlichkeit, daß S;utt- gart statt der enormen Bauvorhaben für die Bundesregierung lieber menschenwürdige Wohnungen für die Bewohner der Elendsquartiere schaffen solle, entkräftete der Oberbürgermeister mit dem Hinweis darauf, daß die geplanten Bauten nicht auf Kosten Stuttgarts errichtet. sondern aus den Geldern der Länder bezahlt werden würden.
UerMmseöei «net eholrtdaKtwjr«. W H. HeSsacket. Dr. Ernst Müller und Alfred Schwengel Mnglieaei der aedeictlon Qudrun Borten. Pu. WU heim Gail Dr. Otto Haendle, Dr. Elcfrnut Kiecza. Joseph KürtaeRiöfer und Franz Josef Mayer
Der Kampf um
Auseinandersetzungen zwischen
N. P. Als auf der Donau-Konferenz in Belgrad Anfang 1948 die These der Sowjets siegte, daß über den Strom nur die Anrainerstaaten zu bestimmen hätten, fragte man in Aegypten sofort: „Gilt das auch für den Suezkanal?“ Freudig nahm die ägyptische Presse diesen Gedanken als eine überraschende Bestätigung ägyptischer Thesen auf. Tatsächlich durchläuft der Suezkanal durchweg ägyptisches Gebiet. Verwaltet wird er aber von der Suezkanal-Gesellschaft, die französisch und britisch ist, und deren Konzession vom Khediven 1869 für 99 Jahre vergeben wurde. Aegypten muß also noch 19 Jahre warten, ehe es den Kanal legal in Besitz nehmen kann. Diese Konzession ist den Aegypiern schon lange ein Dorn im Auge. Immer wieder unternehmen sie Angriffe gegen diese Machtposition Englands, die sich in einem großen Verwaltungsgebäude Port-Saids manifestiert. Vor einiger Zeit erst versuchte Aegypten auf Grund eines Gesetzes über die Aktiengesellschaften durchzusetzen, daß 40 Prozent der Verwaltungsräte Aegypter sein sollten.
Diese Angriffe Aegyptens auf die Souveränität der Suezkanal-Gesellschaft machen den Engländern kaum große Kopfschmerzen. Das Königreich am Nil ist auf Gedeih und Verderb mit den westlichen Demokratien verbunden. Dazu können in Orientländern politische Meinungsverschiedenheiten noch leichter durch rentable „Händedrücke“ beschwichtigt und beigeiegt werden als anderswo. Die militärische Schwäche Aegyptens ist der Hauptgrund dafür, daß England selbst den Schu.tz dieser unentbehrl'chen Verkehrsader in der Hand behalten will.
Die größte Gefahr für den Kanal kommt indes von Isreals. Der jüdische Staat, von dem ein Satiriker sagen könnte, er sei ein uneheliches Kind sowohl der USA als auch der UdSSR, hat sich in seinem Kampf gegen die Araber — vielleicht zwangsläufig — als ein Werkzeug der Sowjets erwiesen, für die alle britischen Bastionen im Nahen Osten ein Stein des Anstoßes bedeuten. Die geographische Lage Palästinas bringt es mit sich, daß ein dort etablierter Staat den Zugang zum Roten Meer suchen muß, ebenso wie Rußland
Nachrichten
KARLSRUHE. Der zweite Vorsitzende der DVP Württemberg-Badens, Landtagsabgeordneter Dr. Keßler, erklärte in einer öffentlichen Versammlung, 30 der 100 Abgeordneten des Landtags würden für sein Funktionieren genügen. Die meisten erschienen nur, um sich m die Anwesenheitslisten einzutragen und danach wieder zu verschwinden.
RENCHEN. Staatspräsident Wohieb besuchte, begleitet von einigen anderen südbadischen Ministern, den für die Stadt Kehl gebildeten Ausschuß, um Probleme des Kreises zu besprechen, die dadurch entstanden sind, daß die Stadt seit ihrer vollständigen Evakuierung ausschließlich unter französischer Verwaltung steht.
- KÖLN. Der Erzbischof von Köln, Kardinal Frings, erklärte als autorisierter Sprecher des Heiligen Stuhls, das im Jahre 1935 abgeschlossene Reichskonkordat werde noch immer als rechtsverbindlich angesehen. Falls dieses Konkordat angefochten würde beabsichtige der Heilige Stuhl, offiziell wegen Verletzung internationalen Rechts Protest einzulegen.
HAMBURG. Die 52jährige Lehrerin Dr. Dorothea Klage aus Kiel tritt dafür ein, daß angesichts des großen Frauenüberschusses im Nachkriegsdeutschland eine „Ehe auf Zeit“ eingeführt wird. In Rundfunksendungen und Presseinterviews, fordert sie, man sollte den rund sieben Millionen deutschen Frauen, die keine Aussicht auf eine dauernde Ehe haben, die Möglichkeit bieten, eine feste Ehe einzugehen, damit sie Kinder bekommen und „die deutsche Kultur retten“ könnten.
HAMBURG. Während der letzten stürmischen Tage warf ein englischer Dampfer mehrere Tonnen Apfelsinen über Bord. Die Bevölkerung der Deutschen Bucht in der Südwestküste Schleswig- Holsteins hat reichlich davon profitiert Als die Zollbehörden feststellten, daß es sich hier um größere Mengen handelte und daher ein Einfuhrzoll von 2,7 DM pro Zentner zu erheben sei, protestierte die Bevölkerung und wies darauf
den Suezkanal
Briten, Juden und Acgyptern
•zum Persischen Golf, Polen nach Danzig und Bulgarien zum Thrazischen Meer streben. Damit kommt Israel arabischen und britischen Interessen genau so in die Quere, wie jene Staaten ihren Nachbarn unbequem wurden.
Mehr als das. In Tel Aviv spielt man mit dem alten, schon in England früher ventilierten Gedanken, einen zweiten Kanal aus dem Mittelmeer nach dem Ro'.en Meer, ungefähr von Gaza nach Akaba, zu bauen und damit dem Suezkanal wenn auch nicht das Wasser, so doch den Dividendenstrom abzugraben. Darum wollten die Juden unbedingt den Hafen von Akaba erobern, der heute noch Transjordanien gehört.
Großbritannien, das mit den arabischen Staaten durch gemeinsame Erdöl-Interessen eng verbunden ist, konnte das nicht zulassen. Die erwiesene Untauglichkeit der arabischen Armeen, zwang England dazu, selbst und schnell zu handeln, um den Israeliten einen Riegel vorzusch'.eben. Prompt wurden von Malta etwa 300 Mann Marinekommandos nach Akaba gesch’ekt und der Hafen besetzt. Das geschah auf Grund einer Aufforderung Trans- jordan'ens und in Ausführung des gegenseitigen Schutzvertrages von 1940. In Transjordanien wurden außerdem britische „Spitfires" stationiert.
Die Sicherheit des Suezkänals ist aber mit diesen Maßnahmen noch lange nicht gewährleistet. Es gilt, den arabischen Staaten den Rücken zu steifen. England bot Aegypten militärische Hilfe an. Aber Aegypten lehnte sie teils aus Kränkung über den erlittenen Prestigeverlust, teils aus angeborener Angst vor Englands Machtansprüchen und zuletzt auch aus der berechtigten Hoffnung ab, den Judenstaat mit diplomatischen Mitteln zur Raison bringen zu können.
Hinter dem Pokergesicht der hritisehen Diplomaten bei ihrem S» : ei um den Suezkanst verbirgt sich auch Englands Sorge um seine Stellungen im Mittelmeer, besonders aber in Nordafrika Je gefährdeter Großbritanniens Position in Aegypten ist, desto geringer sind daher z. B. auch die Aussichten Italiens, seine alten Kolonien zurückzuerhalten.
aus aller Welt
hin, daß Strandgut zollfrei sei, dem Finder gehöre und die JEIA hierfür keine Einfuhrlizenzen gegeben habe.
MOSKAU. Zum Nachfolger des 1943 verstorbenen Chefs des Kominform, Schdanow, Ist nach einer Meldung von Radio Moskau das Mitglied des Politbüros Suszlow bestellt worden.
WASHINGTON. Blei, Kupfer und Zinn wenden in Kürze für den zivilen Bedarf der USA nicht mehr im bisherigen Umfang zur Verfügung stehen,, teilt das amerikanische Munitionsamt mit. Die Regierung beabsichtige, das Programm für die Anlegung von Materialvorräten für den Kriegsfall zu beschleunigen.
NEW YORK. Eine Maschine der „Pan American Air Lines“ stieß über Long Island mit einem Privatflugzeug zusammen. Das Privatflugzeug verschwand im Ramof der Verkehrsmaschine, die dennoch imstande war, eine Notlandung varzunehmen. Von den 23 Fluggästen und der zehnköpfigen Besatzung wurde niemand verletzt. Die Leichen der beiden Insassen der Privatmaschine fand man im Rumpf des Verkehrsflugzeugs!
MEDFORD (Machusetts). Da 75 Prozent der Jungen» und 50 Prozent der Mädchen der höheren Schule in Medford sowieso rauchen, beschlossen die Direktoren, allen Schülern während der Pause das Rauchen zu erlauben.
ASUNCION, Nach einem unblutig abgelaufenen Militärputsch übernahm in Paraguay General Rolon provisorisch das Amt des Präsidenten. Eine neue Regierung ist bereits gebildet. Der bisherige Präsident Gonzalez ist in die brasilianische Botschaft geflüchtet. Ihm wird vorgeworfen, er habe Staatsgelder veruntreut, um sich eine persönliche Miliz zu verschaffen.
MIAMI. 36. Finnen und Esten, die mit einem Segelboot aus Schweden eintrafen, wurde die Einreise in die USA verweigert.
FANGUN. In Burma finden heftige Kämpfe zwischen aufständischen Eingeborenen, den Karen, und Regierungstruppen statt.
Nochmals: Haftentschädigung
Mit der Veröffentlichung eines weiteren Beitrags zum Thema „Haftentschädigung für politisch Verfolgte des NS-Reglmes“, der uns von der VVN zugeleitet wurde, schließen wir die Diskussion über dieses Thema ab. Die Red.
Die Ausführungen Herrn Dr. Watzingera ln Nr. 12 des „Schw. Tagblatts“ vom 29. 1.1949 können nicht unwidersprochen hingenommen werden, denn sie gehen an einigen entscheidenden Punkten vorbei.
Dr. W. übersieht bei seinen Betrachtungen das wesentlichste, nämlich, daß der Nazistaat kein Rechtsstaat war. Wäre er dies gewesen, könnten die Ausführungen Herrn Dr. W.s ohne Diskussion hingenommen werden, denn keinem politischen Kämpfer würde es je entfallen, aus einer politischen Tat Kapital schlagen zu wollen. Eine Ausnahme bildeten wohl die sogenannten „alten Kämpfer“ Hitlers.
Unser Staat stützt sich in allen Rechtsfragen auf das Bürgerliche Gesetzbuch, das jedem, der zu Unrecht in Haft war, eine Haft-> entschädigung zusichert Die Wiedergutma- chungsansprüche von Menschen, die während des Dritten Reiches ohne Verurteilung und ohne Richterspruch für küraere öfter längere Zeit in Halt waren, könnten also auf Grund der Bestimmungen des BGB erledigt werden. Herr Dr. W. nimmt auch an, daß es sich bei der Haftentschädigung nur um solche Menschen handelt, die auf Grund einer besonderen politischen Tat in Haft genommen wurden.
Es dürfto den breitesten Volksschichten bekannt sein, daß der NS-Staat zunächst willkürlich jeden, der ihm als „Staatsfeind“ bezeichnet wurde, in Haft nahm, auch dann, wenn der Beweis für diese Beschuldigung nicht zu erbringen war. ■
Bei unseren Ausführungen haben wir uns auf die politisch Verfolgten begrenzt, wie dies Herr Dr. W. offensichtlich ebenfalls tat Die Frage der rassisch und religiös Verfolgten an- zuschneiden, hieße die Ausführungen Herrn Dr. W.s vorneweg ad absurdum führen, denn bei diesen Menschen traf die politische Ueber- zeuguogstat überhaupt kaum zu, weil der Hit- lefstaat alle Juden für vogelfrei erklärte, ohne hierbei die politische Gesinnung überhaupt in Betracht zu ziehen.
Die Frage der Kriegsgefangenen mit der Frage der politisch Verfolgten zu identifizieren, ist eine unsachliche Effekthascherei, wenn nicht eme Ungeheuerlichkeit.
Die Kriegsgefangenenfrage ist internationalen Abmachungen unterworfen, während die Frage der politisch Inhaftierten Angelegenheit der deutschen Rechtssicherheit ist. Die Verschiedenheit der Probleme in politischer Hinsicht zu werten, hießa die Ursache», die sich diametral gegenüberstehen, untersuchen.
Die rassisch, religiös und politisch Verfolgten stellen nicht die Forderung, daß das ganze Volk das erlittene Unrecht wieder gutmachen soll, vielmehr sind reiche Quellen vorhanden, aus denen diese Forderungen gestillt werden könnten: die Urheber und Nutznießer des Nazismus, die Kriegs- und Rüstungsgewinnler und nicht zuletzt die Einnahmen aus der Ent- (Re- ?)nazif izierung.
Wenn solche Exponenten des Nazistaates, wie beispielsweise die Berufsoffiziere, schon längst ihre Forderungen an das Deutsche Volk angemeldet haban, selbst Rüstungsindustrielle noch Ansprüche anmelden und sogar die Volkswagensparer in Erscheinung treten, wird ausgerechnet von den rassisch, religiös und politisch Verfolgten verlangt, sie sollten ihrerseits auf alle Ansprüche verzichten?
Während die übrigen Völker Europas ihren Widerstandskämpfern schon längst zu deren Recht verhelfen, müssen die deutschen Opfer des Nationalsozialismus noch vier Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches darum streiten, ob ihre Ansprüche zu Recht oder zu Unrecht hestehen.
Nicht die politisch Verfolgten haben zu verzichten, sondern das deutsche Volk sollte dafür sorgen, daß endlich diesen Menschern ihr Recht wieder wird. Nur dann, wenn d : es@ Forderung erfüllt ist, kann von einem Hort des Rechts gesprochen werden, nicht früher!
Elftausend Insekten auf jeden Menschen
Nicht weniger als eine halbe Milliarde Arten von Insekten fliegen, krabbeln und surre» um uns Mensche» herum, die wir uns auf der Erde so affeinherrschend dünken. Gelegentlich liest man zwar in der Zeitung von einem Heusdhreekenüberfall auf irgendeinen kleinen Teil eines Landes, findet darum auch erschreckende Zahlen über die Menge der oft in Mlnu'en radikal abgefressenen Ernte, aber wer macht »ich schon Gedanken darüber, wieviel Schaden auf unserer ganzen Erde jährlich durch die Insekten aller Art »»gerichtet werden?
Professor Richards, ein Entomologe — wie sich die Insektenforscher nennen — der Universität Columbia, hat in einem jahrelangen Studium der Kerbt'erwelt festgestellt, daß nicht weniger als 100 000 Tonnen, das sind nicht weniger als 2 Millionen Zentner. Nahrungsmittel von ehesen gefrässigen Tieren vertilgt werden. Diese Zahl soll sieb nun in seinen Erfahrungen seit 1925 um etwa ein bis zwei Prozent in einem Zeitraum von je fünf Jahren erhöht haben.
Worauf ist nun dieser bei der schon so bedenklich erscheinenden Ernährungslage unseres Planeten gefährlich erscheinende Zustand zurückzuführen, und besteht die Gefahr. daß uns eine Insekteninvasion droh:?
Das Ueberhandnehme» der Plage läßt die Frage bejahen der Gelehrte stellte sich aber auf einen anderen S andnunkt. Er stellte fest, daß sich die verschiedenen Insektenarten so sprunghaft vermehren — man denke an d : e rna : käferreicben Jahre und dann wieder an die, in denen die Maulwürfe vergeblich nach Engerlmgen suchen, daß dort, wo heute von einer großen Gefahr gesprochen werden muß, morgen praktisch schon krine mehr bes.ebt.
Interessant ist die Feststellung, daß im Gebiete von Hiroshima, wo der erste Abwurf "hör Atombombe sta* > noch heute fast
w 1 oh-n erstorben ist. hzw. sich in krank
haftem Zustande befindet. Nur die Insektenwelt krabbelt schon wieder vergnügt über die Trümmer und frißt das wenige Grün, das sicb langsam durch den immer noch radioaktiv geladenen Boden wagt.
Gerade hier macht sich, wie festgestellt wurde, die vollkommene Vernichtung der Vogelwelt katastrophal bemerkbar. Die Natur gle ! cht alles aus — wenn man ihr nicht in den Arm fällt. Vele Insekten fördern das Gedeihen der Vögel, die durch ihre Freßlust wiederum dafür sorgen, daß die Kerbtiere nicht überhandnehmen. Ist aber auf einem Erdenfleek kein Vogel mehr anzutreffen — und vorläufig ist dies im Geb : et von Hiroshima noch der Fall —, vermehren sich die fast ausschließlich jetzt als Schädlinge aufzufassenden Insekten derart, daß ihr Nutzen der Blüienbestäubung weit hinter dem Schaden ihrer übermäßigen Freßlust zurückbleibt.
Das plötzliche Auftauchen von bisher ln einem Lande fast unbekannten Insektenartert in größerem Ausmaß beruht häufig darauf, daß diese Tierchen in ungeheuren Mengen du rch Stürme in andere Gegenden getragen werden, und hier, wenn sie rvcht erfolgreich bekäftmit werden zu einer Plage werden können, d : e über Nacht alle Ernteberechaungen über den Haufen wirft.
Ebenso können durch E'nsch'eopungea beim Transport von Waren derartige ungebetene Gäste dem Landmann viel Kummer bereiten Der Kartoffelkäfer ist für uns Deutsche ja bekanntlich ein solcher Eindringling. Daß es noch heute Insektenarten gibt, die noch kam Mensch je erschaute, und deren He'mat in d°n undurchdringlichen Urwäldern Südamerikas ist, davon zeugen die nxht seltenen Mi bedungen vom Auftauchen derartiger Exemplare.
Aber — und h'er beruhigt uns unser Forscher — eine erhöhte Gefahr stellt die erkannte Vermehrung dieser T ; ere zurre't n r cht dar. Forschungsinstitute und Ueberwachungs- siat’onen registrieren sorgfältig jedes Vorkommen von außergewöhnlich großen fnsek-
tenansammlungen und das Neuauftauchen von unbekannten Arten. Die chemische Industrie der Welt ersinnt täglich neue Abwehraiittei und in der heute schon fast überall durchge- führten Schulung der Landwirte zur Schädlingsbekämpfung sieht man einen wirksamen Schutz gegen die Schädlinge.
Natürlich wird es n>e ausbleiben, daß — besonders nach warmen Wintern — ein überraschend starkes Auftreten bestimmter Insekten siattf'ndet. Daß dann auch so manches für die Ernährung so wicht'ge Stück Land ausfällt, ist leider kaum zu vermeiden.
Aber eme Herrschaft der Insekienwelt, wie sie in Zukunftsromanen prophezeit wurde, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Wenn ein besonders Kluger auch ausgerechnet hat, daß auf jeden Menschen nicht wen'ger als 11 000 Insekten kommen, so wollen wir nur hoffen, daß es in den nächsten Jahrzehnten nicht noch ein paar mehr werden.— denn mit der bisherigen Zahl wurde Mutte* Natur allein fertig. Erik .T. Herrn
Kuhn netto Nachrichten
Der würctembergische Landeskonservator Dr. Oskar P a r e t ist zum Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart ernannt worden.
Radio Stuttgart wird tn den kommenden Mo„ naten regelmäßig Ajitoren-BqjSprechun- g e n abhatten, bei denen Themen und Stoffkreise der Hörspiele in gemelnscmer Arbeit zwischen Autoren, Dramatu toten und Regisseuren erarbeitet und entsprechende Aufrtäge erteilt werden sollen.
In Stuttgart ist der „Stuttgarter Fil oo- c 1 u h“ gegründet worden. Vorsitzende sind Professor Willi Baumeister, Werner Finck und der JournaMst Walter Fritz.
Die Sehwaben-Film-Produktionin Stuttgart wird im Lauf» dieses Jahres mehrere Lehrf !, m;» berausbringen, die vor allem an den Volkshochschulen verwendet werden sollen. Der erste Film dieser Art m>t dem Titel „Der springende Punkt“ soll den. Schülern in anschaulicher Weise die Lösung geometrischer Aufgaben zeigen.
Der badische Landesverband zur Bekämpfung der Krebskrankheiten hat seine Tätigkeit wieder aufgenommen. In Karlsruhe konnte ein vorbildliches Strahlungsinstitut eingerichtet werden. Der. Krebsforscher Professor Bauer, Heidelberg, hat beim Gesundheitsausschuß des Länderrats den Antrag gestellt, das Färben von Butter, Käse* und' anderen Nahrungsmitteln mit sogenannten Azo-Farbstof- ffen zu verbieten, da diese vor allem als Krebserzeuger gelten sollen.
Das Markgrafen-Theater in Erlangen hat. als erste deutsche Bühne nach dem Kriege Schülers, „Wilhelm Teil“ aufgeführt
Zum Rektor der Berliner Humboldt- Universität wurde Professor Noadt von der mathematisch - naturwissenschaftlichen Fakultät gewählt. Der von der Zentratverwaltung für Volksbildung auf gestellte Kandidat Professor Beyer (SED) erhielt nur wenige Stimmen.
Die rechts- und wirtschaftswissenschafttiehe Fakultät der Universität Jena und die rechts- wtssenschaftiiche Fakultät der Universität Halle werden wegen, der Abwanderung ihrer Professoren geschlossen.
Wüheim Furtwängler ist in Paris ein- getruffen, um dort eine Anzahl von Konzerten zu geben.
In Paris verteilte eine Gruppe von Autogramm-Jägern zwei amüsante Preise an. behebt# fraaaösische Fllmadiauspieier und Regisseure. Das: „Zitranen-Prers.“ ist für Darsteller bestimmt, die sich am ablehnendsten gegenüber affen Autogrammwünschen und Besuchen verhalten. Er wurde Danielie Darrieux. Georges Marchal sowie dem Regisseur Mareet Carnet zuerkannt. Den „O r a n g e n p r e i s“ für die ent- gegMikoKcmsndk-en Darsteller erhielten Josett# Dar und Jean Mrrais
Vor wenigen Tagen, ist der bedeutende russische Komponist B. W. As,afiew gestorben. Die sowjetische Presse-betonte in ihren Nachrufen, daß der Verstorbene den Feldzug gegen den „Formalismus" in der russischen Musik voll unterstützt habe.
Die hüchstan Gehälter In Hollywood. belieben noch immer der Produzent Loui» Mayer mit 417 000 Dollar jährlich, und die Star» Bette Davis mit 3£4 Q00, der Sänger Frank Si- natra mit 325 335 und Denis Morgan, und. Judy Garland mit je 300 000 Dollars.