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GeseUschackter
Mit äen illustrierten Unterhaltungsbeilagen „Zeierstuncken" unä „Unsere Heimat"
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Mit äer lanäwirtschastlichen Wochenbeilage „Haus-, Garten- unä Lanäwirtschast"
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Nr. 226
Gegründet 1826
Dienstag, den 28. September 1926
Fernsprecher Nr. 29
100. Jahrgang
§
«euysranzier Dr. Tu arx ist in Bad Harzburg zum Erholungsaufenthalt eingekroffen.
In Genf verlautet, nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund werde sich auch Argentinien wieder anmeideu.
Der frühere amerikanische Senator Hamilton Lews schrägt eine Vereinigung aller Staaken Nord-, Mittel- und Südamerikas vor, um der VSlkerbundsgefahr entgegenzuarbei- ten.
Pilsudski hak seinen Freund Bartels wieder mit der Kabinettsbildung in Polen beauftragt. Bartels stellte das bisherige Kabinett wieder her. Sollte es im Sejm auf Schwierigkeiten stoßen, so soll bas Parlament aufgelöst werden.
Der Präsident von Guatemala, General LreLana, ist gestorben. Sein verfassungsmäßiger Nachfolger, General La- zaro Charon, HE die Präsidentschaft übernommen.
Wir meinen die „Vorbereitende Abrüstungs- konferen z". > Wohlverstanden die „vorbereitende". Denn die eigentliche Abrüstungskonferenz soll nach dem am Donnerstag erfolgten Beschluß der Vollversammlung des Völkerbunds „nach Möglichkeit" (!) vor der nächsten Bundesversammlung 1927 .zusammentreten, vorausgesetzt, daß die „politischen Umstände" und die „technischen Verhältnisse" dies nicht unmöglich machen. Dieser ersten Abrüstungskonferenz sollen dann im Lauf der Jahre andere folgen. Die „erste" aber hat zunächst die Aufgabe, „weiteres Wettrüsten" zu verhindern, d. h. in der Spräche der „bösen Welt" noch ein Jahr Schonzeit, in der ihr tüchtig drauf los rüsten könnt!
Es hat einmal ein Witzbold gesagt: Wenn der liebe Goti zur Erschaffung der Welt eine Kommission bestellt hätte, so wäre sie heute noch nicht fertig. Das paßt vorzüglich aus die A b r ü st u n g s k o m m i s s i o n in Genf mit ihren zwei Unterkommissionen und namentlich mit ihrer aus 55 Offizieren aller Völker zusammengesetzten „U n t e r k o m m i f° sion A-". Diese hat — man staune — nicht weniger als 160 Sitzungen gehalten und ist bei dieser märchenhaften Gründlichkeit an allen möglichen und unmöglichen Fragen herumgekommen, als da sind: Was gehört zu der „potentiellen" (wirtschaftlichen, bevölkerungspolitischen) Rüstung eines Volks? Was zu seiner moralischen Rüstung (militärischer Geist)? Kann das Rekrutenjahr als militärisches Jahr angesprochen werden? Gehören Reserve, Landwehr und Landsturm zur Rüstung? Muß nicht ein kleineres Volk mehr Soldaten haben als sein zahlenmäßig größerer Nachbar? Ist ein Berufsheer infolge seiner vieljährigen Ausbildung nicht höher zu werten äls «in Volksheer,' das aus der allgemeinen Wehrpflicht hervorgegangen ist?
Genug mit diesen paar Fragen! Es sind deren aber Legion —. Und dabei kamen die Herren auf die tollsten Schlußfolgerungen. So hat z. B. die Roßidee: Deutschland mit seinen nur 100 000 Mann, aber Mannschaften eines Berufsheers mit 12jährigem Dienst, sei nicht schwächer als Frankreich, das allerdings mehr als 700 000 Mann unter Waffen habe, aber nur mit 18monatlicher Dienstzeit. Ueb- rigens sei Frankreich „zentral" gelegen und dazu noch von dem um 20 Millionen größeren Deutschland Tag und Nacht schwer bedroht. — Und dies trotz Locarno?!
Nun ja. diese famose U n t e r k o m m i s s i o n A legte letzten Mittwoch ihren großen Bericht vor. Alles mar sprachlos vor Bewunderung der großartigen Leistung. Nur einer machte den Spielverderber. Der Amerikaner Gibson erhob sich, machte den Herren, wie es nun einmal Sitte im Genfer Weltparlament ist, zunächst allerlei liebenswürdige Komplimente, dann aber kam die Kritik: erstens seien die technischen Gesichtspunkte so gut wie nicht berücksichtigt worden; die Herren hätten viel zu viel Politik getrieben; zweitens sei die Ansicht der Minderheit gar nicht zum Ausdruck gekommen.
Wohl stammelte ein italienischer Brigadegeneral allerlei Entschuldigunos- und Rechtfertigungsgründe und meinte, es sei unmöglich, den mit so viel Mühe verfaßten Kommissionsbericht im Sinn Gibsons jetzt noch umzugestalten. Gibson batte aber vollkommen recht. Er sprach genau im Sinn und Geist seines Präsidenten Coolidge, der bekanntlich vor fw paar Wochen sich sehr ungnädig über die Genfer Ver- Meppungspolitik äußerte und dabei drohte, wenn es so gehe, dann werde Amerika sich kein Gewissen daraus lachen und weiterrüsten, statt abzurüsten.
scheuste Rolle in dieser „Abrüstungskomödie" — Wort ist in Genf geprägt worden — spielte Frank- s ist noch kein Jahr her, so sagte Kriegsminister eve, Frankreich habe keinen Grund, auf eine Be- 7 ^.Eun>gung in -er Frage der Abrüstung zu dringen. Aber r « Donnerstag erklärte der französische Vertreter ° u r, Frankreich wünsche dringen-, daß die so bald als möglich stattfinde. „Er- Gras Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur!" 8»», mit einem heuchlerischen Auge-nauffchlag nach
Gläubiger und seiner Forderung: „Zah- Oder will P o i n c a r 6, um den Franken M bessern, allen Ernstes am Militarismus abbauen? Oder ' das Ganze überhaupt nur eine schöne Geste sein, die .2" Frankreich!""' wie friedliebend ist Loch dieses
Dock Sckerr beiseite. Tatsache ist. daß Frankreich von dem
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Heimtückische Hetzrede Poiueares in Saint Germai«
Die Handelssachverständigen der britischen Botschaft in Berlin haben einen Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands während des Jahrs 1925 und der ersten Halste des Jahrs 1926 gemacht, der auch in Deutschland Beachtung verdient. Die Monate bis zum Juni 1626 werden als die schwerste Strecke auf dem Weg der Erholung Deutschlands in der Nachinflationszeit bezeichnet. Die Krise, heißt es, war hart, aber kurz, und Deutschland hat wieder einmal seine bemerkenswerten Kräfte zum Wiederaufbau gezeigt. Der beherrschende Faktor sei der Mangel an Betriebskapital und Kredit gewesen, und zwar ein so starker, daß von Mitte 1925 bis zum März 1926 sofortige Barzahlungen fast ganz aufgehört haben. Es gebe wohl kaum ein anderes Land mit einer bedeutenden Industrie, das mit einer solchen verhältnismäßigen Leichtigkeit und mit so geringer innerer Störung die völlige Zerrüttung seiner Währung überwunden habe oder mit gleicher Schnelligkeit durch die darauffolgende Zeit einer notwendigen, aber überaus mühsamen Neuordnung geschritten sei. Deshalb müsse man unbedingtes Vertrauen in die Zukunst eines solchen Landes yaven. Eine Auswarrs- und Vorwärtsbewegung im deutschen Handel sei klar erkennbar insofern, als Deutschland allmählich seine Hauptaufgabe erfülle, nämlich die Bildung neuenKapitals an Stelle des durch die Inflation zerstörten. Bei einer ausführlichen Behandlung der zahlreichen Bankrotte und der großen Arbeitslosigkeit wird auch der Zusammenbruch des Stinnes-Werks besprochen. Er habe der deutschen Geschäftswelt die Torheit der vertikalen Trusts deutlich vor Augen geführt. An ihre Stelle seien jetzt die horizontalen Zusammenschlüsse getreten, die ein Hauptmerkmal der besprochenen Zeit seien.,. »— ->
Bemerkenswert ist, daß der Bericht in den verschiedenen Bestrebungen nach internationalen Zusammenschlüssen keine Gefahr für England sieht. Ein besonderes Lob bekommt die deutsche Metallindustrie, die trotz der schweren Krise die Stahlerzeugung zum Teil noch über den Friedensstand gehoben habe und damit im Vergleich zu Großbritannien glänzend abfchneide. Ueberall in der deutschen Metall- und in der Maschinenindustrie werde auf Steigerung der Erzeugung und Verbesserung der Transportmöglichkeiten hingearbeitet. Die heute tätigen Stahlwerke seien Musterbeispiele der letzten technischen Verbesserungen. Die Sckwieriakeiten, mit
Venen sie noch zu kämpfen hätten, seien hauptsächlich finanzieller Art, aber in dem Maße, wie sie überwunden würden, sei es als Ergebnis heimischer Kapitalbildung oder fremder Anleihen, würde Deutschlands Wettbewerb auf den fremden Märkten immer stärker werden, bis er durch irgendwelche internationale Abmachungen geregelt werde.
Hetzrede PoinearSs
Paris, 27. Sept. Auf der Tagung der Kriegsbeschädigten in S t. G e r m a i n hielt Ministerpräsident Poincare eine Ansprache, in der er u. a. ausfllhrte: „Arbeiter des Siegs und Wächter der Erinnerung, seid ihr Kriegsbeschädigten wertvolle Ratgeber für das Volk, das ihr gerettet habt. Die Pflicht jeder Regierung ist es, euch so oft wie möglich eujzusordern, mit mir zusammenzuarbeiten. Sicherlich liegt in eurem gemeinsamen Gefühl nichts Angreifendes und nichts K iegerisches. Aber der Friede wird für euch niemals ein E:und sein, auf euren Ruhm zu verzichten oder die Rechte z-: verleugnen, die ihr verteidigt habt. In der Stunde, als Deutschland und Oesterreich gegen die Welt selbst eine Katastrophe ohnegleichen entfesselt haben, seid ihr nicht auf den Gedanken gekommen, für diesen Angriff alle Deutschen ohne Unterschied verantwortlich zu machen. Ihr habt auch nicht allen Offizieren und allen Soldaten des feindlichen Heeres die in unseren besetzten Dörfern begangenen Barbareien zur Last gelegt. Ihr könnt indessen weder vergessen, daß uns der Krieg erklärt worden ist, noch, daß er auf unser Gebietgetragen wurde, durchdieVergewaltr- gung eines neutralen Staats, noch, daß er auf
Be sehldeskaiserliAenGeneral st abs mitunerbittlicher Grausamkeit geführt wurde. Wenn das neue Deutschland gewisse Taten des Deutschlands von gestern bereuen würde, wieviel leichter würde es sein für euch, die Augen von euren Wunden abzulenken und den Urhebern eurer Verletzungen die Hand zu reichen. Auf jeden Fall ist es nicht an euch und nicht an Frankreich, irgend etwas von dem Vergangenen zuverleugnen. Ihr sehnt euch nur nach der Ruhe Europas. Ihr verlangt nur die Dauerhaftigkeit unserer Grenzen, die Unabhängigkeit unserer diplomatischen Tätigkeit und die Sicherheit eurer täglichen Arbeit."
ersten Tag an, wo Lord Rodert Cecil, übrigens der einzige, dem es wirklich heiliger Ernst ist, die Frage der Abrüstung — es sind schon 6 Jahre her — anschnitt, jede nur auch denkbare Gelegenheit benützt hat, um die Abrüstung zu Hintertreiben. Jetzt, nachdem die Tatsache der vollzogenen Entwaffnung Deutschlands nicht mehr abzuleugnen ist — jetzt heißt es aus einmal: „Ich wasche meine Hände in Nrffchuw". bl.
Ankauf der Anleihsadiösungsschuld durch das Reich
Der Reichsfinanzminister wird entsprechend dem Wunsch des Haushaltungsausschufses des Reichstags in den nächsten Tagen eine Bekanntmachung über den Ankauf von Anleiheablösungsschuid und Auslosungsrechten betagter Leute erlassen. Im Inland wohnende deutsche Staatsangehörige, die älter als 65 Jahre sind, ein Vermögen von weniger als 20 000 NM. haben und im Kalenderjahr 1925 ein Einkommen von weniger als 3000 Reichsmark hatten, können die Ablösungsschüld und die Auslosungsrechte, die sie als Altbesitzer von Markanleihen des Reichs zugeteilt bekommen haben, bei den Finanzämtern verkaufen. Der Kaufpreis beträgt 40 RM. für je 12,50 Reichsmark Nennbetrag der Anleiheablösungsschuld, einschließlich der Auslosungsrechte, und liegt damit über den Preisen, die zurzeit im freien Verkehr der Börse für Auslosungsrechte genannt werden. Er entspricht einem Satz von 8 Prozent des Nennbetrags der alten Markanleihen, für die Auslosungsrechte ausgegeben werden. Der Höchstnennbetrag der Auslojungsrechte. den ein einzelner Gläubiger zu diesem Kurse an das Reich verkaufen kann, ist 500 RM-, dies entspricht 20 000 Mark Nennbetrag der alten Anleihen.
Der Ankauf wird vom 4. Oktober dieses Jahres an durch die Finanzämter vorgenommen. Anleihegläubiger, die ihre Auslosungsrechte verkaufen wollen, müssen sich zunächst bei der Polizeibehörde eine Bescheinigung über ihr Alter, ihre Reichsangehörigkeit und ihren inländischen Wohnsitz beschaffen. Auf Grund einer solchen Bescheinigung können sie den Verkaufsantrag bei dem Finanzamt, das für ihre Einkommenbesteuerung zuständig ist, stellen.
Der Verkauf der Anleiheablösungsschuld und der Auslosungsrechte empfiehlt sich vor allem für Personen, die ein Einkommen von mehr als 800 RM. haben, für die übrigen dürfte es zweckmäßiger sein, die Ablösungsschuld und die Auslosungsrechte zu behalten, weil sie im Fall der Bedürftigkeit im Sinn des Anleiheablösungsgesetzes Anspruch auf laufende Vorzugsrente haben, deren Bezug für sie vorteilhafter ist als Verkauf.* "
Der angeboteve Kaufpreis beträat. wie ^den oelaat. 40
Reichsmark für 12,50 RM. Anleiheablösungsschuld einschließlich Äuslosungsrecht, oder 80 RM. für 25 RM.; die Anleiheablösungschuld beträgt nach dem Anleiheablösungsgesetz 214! Prozent des ursprünglichen Betrags des Anl'eihe'altt- b e s i tz e s, also stellt das Angebot der Regierung einen Gegenwert von 8ProzentdesAnleihealtbesitzes dar, d. h. 80 RM. für 1000 Papiermark. Der oben- angegebene Höchstnennbetrag der Auslosungsrechte von 50Ü Reichsmark entspricht 20 000 Papiermark Nennbetrag der alten Anleihe: denn 500 ist 2^ Prozent von 20 000, im Höchstfall werden also 1600 RM. ausgezahlt.
Die Bemerkung, daß der anqebotene Preis über dem im freien Verkehr bezahlten Preis liegt, erklärt sich aus folgender Ueberlegung: Anleiheablösungsschuld einschließlich Auslosungsrecht wird zurzeit mit 300 Prozent bezahlt, d. h. 300 Prozent von 25 RM. gleich 75 RM. Dieser Kurs erklärt sich aus der der Anleiheablösungsschuld anbaftenden Chance auf Auslosung. Diese Auslosung beginnt bereits in diesem Jahr, voraussichtlich im November. Wird ein Auslosungsrecht gezogen, so wird es durch Barzahlung des Fünffachen seines Nennbetrags eingelöst, also erhält man für 25 RM. Ablösungsschuld (für 1000 Papiermark) 125 RM. Die Börse bewertet die Anleiheablösungsschuld einschließlich Auslosungsrecht naturgemäß noch nicht mit diesem Betrag, sondern mit 75 RM. Das Reich bietet (denen, die älter als 65 Jahre sind) 80 RM. oder 320 Prozent.
Neuestes vom Tage
Stresemann über die Verständigung Berlin, 27. Sept. Zu dem Berichterstatter des Pariser „Matin", Sauerwein, äußerte sich Außenminister Dr. Stresemann, er sei sich mit Briand über die Mög- lichkeiten des großen Verständigungswerks einig geworden das die Zukunft Europas hell und fruchtbar machen werde. Alle Möglichkeiten für die Annäherung seien gegeben. Gegenseitig werden Zugeständnisse gemacht werden. Im Vordergrund stehe die Befestigung des französischen Franken, Er (Stresemann) werde niemals das Vertrauen täusche^ das Briand, dieser geistvolle und tatkräftige Mann, zu ihm gefaßt habe. Diese Politik habe in Deutschland an Boden gewonnen und die Reichsregierung rechne auf die fast einmütige Unterstützung des deutschen Volks.
Um di« Große Koalition in Preußen Berlin, 27. Sept. Die Meldung des „Reichsdienstse der deutschen Presse", die der dem Zentrum angehörende Dr. Spiecker herausgibi, daß die Deutsche Volkspartei <m das Zentrum wegen Beteiligung der Volksportei an der Regie-