Seit- 2 Nr. LS7

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Mittwoch. 25. August rv2tz

Breslauer Katholikentag

Breslau. 24. August. Auf das Begrüßtmgstelegramm « den Papst ist eine Antwort aus Rom eingetroffen, worin der Papst seine Freude darüber ausdrückt, daß der Katho­likentag sich mit so wichtigen Fragen der Zeit beschäftigt Habe. Dazu gehöre das Bestreben, alle zum Gehorsam gegen das christliche Gesetz zu bringen und den Menschen unserer Zeit, die an heidnische Sitten zurückdenken, Zügel anzulegen. M»r so werde es gelingen, unter den Völkern das Reich Whristi z» errichten.

An den Reichspräsidenten von Hindenburg wurde «in Telegramm abgesandt, die Versammlung begrüße den deutschen Reichspräsidenten mit dem Gelöbnis der Treue gum Reich und der Mitarbeit an seinem Wiederaufbau.

Hindenburg erwiderte mit folgendem Telegramm: Der. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands danke ich für die freundlichen Grüße, die ich herzlichst er­widere, und für das Gelöbnis der Treue und der Mitarbeit, das ich gern entgegengenommen habe. Möge Ihre Tagung «rten Erfolg haben und dazu beitragen, den Geist gegen­seitiger Verständigung und gemeinsamer Hingabe an das Vaterland zu stärken und zu verbreiten.

gez .1 von Hrndenbnrg, Reichspräsident.

Aufschub der Rückzahlung von Landwirtschafts- krediten

Rach den Verhandlungen, die das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit den Zenkralkreditinsti- tuten geführt hat, besteht, wie bereits kurz berichtet, die Möglichkeit, einen Teil der in der Zeit während und »«mittelbar nach der Ernte fälligen landwirt­schaftlichen Personalkredite auf spätere Monate zu verlängern, um auf diese Weise in gewissem Amfang «M unerwünschtes Zusammendrängen von Fälligkeiten auf si«en kurzen Zeitraum zu verhindern. Insbesondere hak Sie Deutsche Rentenbank infolge von Maßnahmen, Sie von ihr und der Deutsch en Rentenbank-Kre- Silanstalt seit einiger Zeit getroffen wurden, die Rück­forderungen der auf in diesem 1>erbst fälligen landw. Ab- wickelungskredike wesentlich ermäßigen können. Die Kredit v e r m i t k u n g s Institute, die bereits entsprechende Mitteilungen erhalten haben, sind hierdurch in die Lage versetzt worden. Landwirten, welche die im Herbst fälligen

Abwickslungskredite ganz oder teilweise nicht zurückzahlen Können, und zwar insbesondere auch nicht aus erhaltenen Realkrediten, Erleichterungen zu gewähren. Die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt hat von der Rückforderung von Personalkre- »iten für diesen H kr bst ganz abgesehen. Nur « Fällen, in denen di« Ablösung der Wechsetschulden durch Sie gewährten Realkredite erfolgen kann, wird auch bei Kredi- >» der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt aufAbdeckung be­fanden werden müssen. Nach den Erhebungen des Instituts Mir Konjunkturforschung ist der landw, Realkredit im ersten khatHahr 1926 im ganzen um 600 Millionen, näm­lich von 1,1 auf 1.7 Milliarden gestiegen. Hier­von entfallen allein auf die Zeit von Ende Mürz bis Ende Äuni 500 Millionen, so daß wohl mit einer fortschreitenden Anwandlung der landw. Schulden in einen länger be­fristeten Realkredit gerechnet werden kann. Einer «überstürzten Veräußerung der Ernteoorräte sollen die mit Hilfe der Reichsbank, der Preuß. Zentral-Genossenschafts- -aste, sowie der Getreidehandelsgesellschafi geschaffenen Lombardierungs Möglichkeit für Getreide Meleihung von Getreide) entgegenwirken. - ^

Württemberg

Stuttgart. 24. Aug. Eröffnung des Milchhofs. Der neue Milchhof der Milchversorgung Stuttgart m der Rosensteinstraße wird am 30. August eröffnet werden.

I« Herdweg wurde ein 6 I. a. Mädchen, das unmittel­bar vor einem Personenkraftwagen «der die Straße steh «faßt, zu Boden geworfen and überfahre«. Das Mädchen war sofort tot.

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Koma« von ?avl Hain

Lop/rigkl 1SLS Verlag Orkar itelrler, Veräaa

(9. Fortsetzung.) (Nachdruck verböten.)

Die Sekundanten traten aufeinander zu. Sprachen zu­sammen. von Schrieben und Wieprecht standen abseits. Gleichgültig scheinbar. Keiner den andern beachtend.

Endlich schienen die Sekundanten untereinander einig ge­worden zu sein. Sie trennten sich der Unparteiische und der Arzt kamen hinzu noch ein paar kurze, halblaute Worte dann machte sich Hasemann daran, die fünfzehn Schritte Distanz, die vereinbart worden waren, abzumessen. Er machte es etwas reichlich.

Der Arzt hatte inzwischen unter einem Strauchwerk seine Bestecke ausgepackt.

Nun gingen die Sekundanten aufeinander zu, tauschten förmlich ihre Pistolen aus und luden sie.

Schweigend gleichmütig schauten die beiden Gegner den Formalitäten zu.

Der Unparteiische stand plötzlich zwischen ihnen. Seine Stimme klang gedämpft.

Er machte noch einmal den vorgeschriebenen Versöhnungs­versuch, der natürlich ergebnislos verlief.

Nun ging alles weitere sekundenschnell.

Die beiden Gegner schritten auf ihre Plätze, jeder die Pistole in der Hand. Die Sekundanten hatten sich nach der Seite zurückgezogen. Der Unparteiische stand unter einem Baum.

Ganz von Sonne überrieselt.

Und ein Pirol flötete in der warmen Luft.

Eine kurze, abgehackte Stimme:

Achtung! Eins zwei drei!"

Don Schlieben dachte flüchtig an Hasemanns Mahnung, den Arm so zu halten, daß der Kopf möglichst gedeckt wäre.

Eine Wolke blau-grauen Pulverdampfes stieg vor seiner Hand auf den eigenen Schuß hörte er nicht. Er wußte, daß er an Wieprecht oorbeigeschossen hatte. Er wollte vorbeischießen. Aber er hörte dessen Kugel zischend dicht an seinem Kopf vorbeifahren und stand einen Augenblick lang wie erstarrt.

Also Ernst?

Da stand schon sein Sekundant neben ihm. Nahm ihm die Pistole ab lud sie von neuem. Ein feines Flüstern:

Stuttgart. 24. August. Württ. L a n d e s t h e a k e r. Die Ausgabe der ersten 6 Eintrittskarten an die Mitglieder Ser Theatergemeinde erfolgt gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte an der Kasse rechts des Große« Hauses bis einschließlich Donnerstag, den 26. August. Bis zu diesem Tag nicht abgehotte Karten werden den Mitgliedern durch Postnachnahme zugestellt.

Weinkostprobeu aus der AusstellungSpeis und Trank".

Am Mittwoch, den 25. August und Mittwoch, den 1. Sep­tember werden im Stadtgartensaal in Stuttgart von nach­mittags 2 Uhr an Kostproben von etwa 50 vmrttE- bergischen Erzeugeroereinen, darunter lEer Edelweme. ausgegeben.

Ein ungeeiglttkec Erzieher. Das Große Schöffengericht hat den 60 Jahre allen Oberlehrer Gottlieb Ochfenwadel von Heimsheim OA. Leonberg wegen unzüchtiger Hand­lungen an Schülerinnen zu 16 Monaten Gefängnis ver­urteilt. ^ ^

Aus de« Lande

Waiblingen. 24. August. Autounfall. In der Win- nender Straße verlor ein Autolenker cm der starken Bie­gung der Straße beim Felsenkeller die Herrschaft über den Wagen, so daß dieser an der Böschung umschlug u«d die beiden Insassen (zwei Stuttgarter Kaufleute) unter sich be­grub. Einer davon wurde schwer verletzt, während der andere mit leichteren Verletzungen davonkam.

Lu-wigsburg. 24. August. Errichtung eines Al­tersheims. In den Anlagen der Kraußschen Anstalten soll ein Altersheim errichtet werden.

Weinsberg. 24. August. UebleFolgen. Am Freitag wurde im grasigen Hag das Karussell für das Sängerfest auf- montiert. Junge Burschen trieben hiebei allerhand Unfug, so daß sich ein Mann des Karussells veranlaßt sah, einen davon zu züchtigen. Der Gezüchtigte mußte blutüberströmt vom Platz getragen werden. Einige jüngere Leute griffen den Mann dann an und warfen Steine. Ein Stein traf einen jungen unbeteiligten Lehrling in die Milzgegend, >o daß seine Ueberführung ins Heilbronner Krankenhaus nötig wurde.

Backnang. 24. Aug. Eine aufregende Beerdi­gung. Beim Einwerfen der Erde in das Grab des Maler­meisters Hermann Schmückte wurde vom Totengräber und einigen weiteren Personen ein Geräusch vernommen, das für ein Klopfen des Verblichenen gehalten wurde. Die sofort verständigte Polizei ordnete an, daß der Sarg nochmals geöffnet werde. Der hinzugezogene Arzt stellte fest, daß der Tod schon lange eingetreten war und die Leiche unverändert im Sarg lag. Bei näherer Prüfung stellte sich heraus, daß der Sargdeckel beim Einwerfen der Erde eingebrochen war, wodurch das fragliche Geräusch entstand.

Oehringen, 24. August Ueberschlagen. In der Gegend von Mamhardt überschlug sich das Auto einer Prager Firma, die sich zur Zeit mit acht neuen französischen Kraftwagen aus dem Weg von Paris nach Prag befindet. Offenbar hatte einer der Fahrer infolge Uebermüdung die Herrschaft über seinen Wagen verloren. Das Auto wurde sehr stark beschädigt, der Lenker kam mit leichteren Ver­letzungen davon.

Markklustena«, OA. Crailsheim, 24. August. DerTeu - fel im Haus. In einen nicht geringen Schrecken wurde vor einigen Tagen ein hiesiger Ortsbewohner verseht. Er wurde nachts durch starkes Klopfen und Stoßen an seiner Zimmertüre aufgeweckt. Aus dem Bett springen und Nach­sehen war eins. Kaum aber war er draußen, als der Gatte cm allen Gliedern zitternd an das Bett seiner Frau kam und stöhnte: Behüte dich Gott, Frau, der Teufel steht draußen und will mich holen, ich habe schon seine Hörner gespürt. Schließlich siegte aber doch der Lebenswille wieder, er riß das Fenster auf und begann .Feurio" zu schreien. Einige Nachbarn kamen auf sein Geschrei herbei, um zu schauen, wo es brenne. .Am Himmelswillen,' rief er, .gebt mir einen Stecken her, der Teufel will mich holen.' Als die Nach­barn ihm helfen wollten, entpuppte sich der Böse als seine eigene Kuh, die sich losgerissen hatte und sich bis an die Zrmmertüre verirrte.

Göppingen, 24. August. Schadenfeuer. Durch einen Brand irn Oekonomieaebäude der Fürsorgeanstalt

Keine Schonung, Schlieben! Wieprecht macht Ernst"

Schlieben lächelte.

Die Sekundanten sprangen zurück. Wieder ertönte das Kommando:

Achtung!"

Kurze Gedankenhetze in Schliebens Hirn: Unsinn Wie­precht hat doch auch vorbeigeschossen! Und er weiß jetzt nach dem ersten Schuß daß ich in die Luft knalle also! Ach, liebe, süße Renate!

Da schrillte schon dasdrei" des Unparteiischen.

Schlieben schoß schräg nach oben. Diesmal hörte er sei­nen Schuß denn Wieprecht muhte den Bruchteil einer Sekunde gezögert haben.

Haarscharf pfiff seine Kugel an Schliebens Arm vorüber, streifte das Ohr es war wie ein Hauch ein gefährlicher.

Da preßte Schlieben die Lippen zusammen.

Muskelhart wurde sein Gesicht.

Schon stand der Sekundant wieder neben ihm, lud die Pistole.

Menschenkind Schlieben bist du verrückt?" flüsterte er-Der Kerl schießt sich doch ein! Der ist gewissenlos. Merkst du es denn nicht? Bei drei sofort abdrücken am Daumen vorbei zielen bei zwei im Anschlag liegen"

Achtung!"

Er sprang zurück.

von Schlieben blickte zu dem Gegner hinüber. Sah das kalte., leblose Gesicht -- die kühlen Augen voll Drohung.

Zwei'."

Er hob den Arm. Zielte. Voll Ruhe.

Drei!"

Noch summte der Klang des Kommandos in der Lust. Schlieben hatte abgedrückt. Nicht mehr blindlings, sondern wohl überlegt.

Ein Schrei kurz verwehend.

Wieprechts Schuß knallte hoch in die Luft, denn plötzlich fuhr sein Arm wie hochgerissen aufwärts die linke Hand schnellte gegen die Brust er wankte leise hin und her totenblaß taumelte nach vorn da eilten schon Arzt und Sekundant auf ihn zu fingen ihn auf.

Schlieben stand mit hängenden Armen. Hasemann nahm ihm die Pistole ab.

Deine Rettung," sagte er leise.Es ging nicht anders. Scheint Brustschuß gewesen zu sein."

Er schritt zu der anderen Gruppe hinüber.

Der Arzt bemühte sich bereits um den Verletzten, der mit glasigen Augen um sich blickte. Es dauerte eine geraume Weile, bevor die Untersuchung beende! war.

Wilhelmshilfe wurde die gesamte Ernte mit 5000 Garben und eine große Menge Heu und Oehmd vernichtet. Die Umfassungs- und Giebelwände des Gebäudes blieben stehen. Die Anstalt ist versichert. Man vermutet, daß ein Fürsorge- zögling der Anstalt das Feuer gelegt hat.

Heidenheim, 24. August. Brand. Im Sägewerk Ziegler brach am Montag früh aus unbekannter Ursache ein Brand aus, der das Werk, zwei Wohnungen und viele Maschinen vollkommen vernichtete. Die großen Holzvorräte konnten gerettet werden. Die Insassen der beiden Woh­nungen konnten kaum das nackte Leben retten. Der Schade« ist außerordentlich groß.

Nürtingen, 24. August. Den Verletzungen er­be gen. Der am letzten Donnerstag in der Oberboihinger Straße verunglückte Schneider Ganter von Zizishausen ist ferner Verletzung im hiesigen Krankenhaus erlegen.

kirchheim u. T-, 24. August. Verhaftete Zigeu­ner. Am Freitag abend konnte man aus der Jesingerstraße einen seltsamen Aufzug sehen. Drei Zigeunerkarren fuhren im großer Geschwindigkeit Kirchheim zu. Und hinter den Fahrzeugen fuhren drei Landjäger zu Rad. Es handelte sich um die Zigeunerbande, die den Ochsenwanger Bürger bei Hepsisau berauben wollte.

Laichingen, 24. August. Eisenbahn Unfall. Vor­gestern brach bei Zug 5 vor der Station Oppingen ein« Spurstange, wodurch der Packwagen mit einer Achse ent­gleiste- Die Entgleisung wurde sogleich behoben, so daß es keine wesentliche Verspätung gab und die Reisenden in Am­stetten die Anschlußzüge erreichten. _

Oberndorf, a. R., 24. Aug. DasEndeelnesHano- werksburschen. Der Wanderer Alfred Rösner, von Saargemünd gebürtig, wurde von einem Oberndorfer ArH vor etwa acht Wochen aus hiesiger Markung im Gras lie­gend vollständig entkräftet gefunden und im Auto des Arz­tes nach dem hiesigen Krankenhaus verbracht, wo er nun gestorben ist. Der Mann gab vor seinem Tod an, daß er s. Zt. vor Erschöpfung in der Nähe von Aistaig zusammen- gebrochen sei und eine Nacht im Freien lag. Abs er ander« Tags aufgefunden wurde und von der Aistaiger Gemeinde ausgenommen werden sollte, verbrachte ihn ein Mann aas Aistaig auf die Oberndorfer Gemarkung, wo er ihn ins Gras legte und seinem Schicksal überließ. Dort lag er stundenlang, bis sich schließlich der Oberndorfer Arzt seiner erbarmte.

Aus Stadt und Land

Nagold, 25. August 1926.

Ich bewundere, was über mir ist, ich beurteile es nicht. Göthe.

A-

Dieustuachrichteu.

Durch Entschließung des Herrn Kirchen Präsidenten ist Pfarrer Niethammer in Loßburg, Dek. Freudenstadt, seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt worden.

Ihre Prüfung im Nufbeschlag haben bestanden: Luz Gottlieb aus Haiterbach, Roller Gottlieb aus Effringen, Rau Wilhelm aus Wildbad und Steimle Wilhelm aus Neubulach.

Stoppelfelder im August.

Die eigenartigen Witterungsoerhältnifse dieses Jahres haben es fertig gebracht, daß sich Heumahd und Getreideschnitt zeitlich eng zusammendrängten. Dieser Umstand hat nach so langen Re­genwochen plötzlich eine intensive landwirtschaftliche Tätigkeit er­weckt, die rasch nnd unvermittelt vielerorts der Landschaft jetzt schon in den Augusttagen einen verfrüht herbstlichen Charakter gibt. Das geschnittene Gras wächst zwar nach und reift zur Oehmdernte heran, aber das Stoppelfeld bleibt: kahl mit gelben Borstenbüscheln liegt es da im Glanze der strahlenden August­sonne soweit wir Heuer von solchem Glanze sprechen können und nicht ohne Wehmut denkt man an die goldgelben, wogen­den Getreidefelder, die dem Bild der sommerlichen Flur einen so eigenartigen, tiefen Reiz gaben. Die stolzen Roggenhalme, die in den blauen Himmel hinaufwachsen zu wollen schienen, die

Linksseitiger Lungenschuß ohne sichtbare Komplikationen. Augenblickliche Lebensgefahr nicht vorbanden. Aber Vor­sicht natürlich."

Man atmete auf.

Von Schlieben verbeugte sich leicht zu der Gegenpartei. Hasemann und fein Sekundant traten zu ihm sie ver­ließen den Schauplatz und schritten durch das Gehölz dem Waldrand zu, wo der Fax mit dem Wagen wartete.

Der hatte schon lange besorgt durch das Gehölz geäugt, denn er hatte die Schüsse natürlich gehört und seit dem letzten war eine beträchtliche Spanne Zeit vergangen, wie es beiglattem" Verlauf des Duells sicher nicht der Fall gewesen wäre. Nun war er in langem Zweifel, wer von den beiden geblieben war.

Unwillkürlich glitt ein frohes Leuchten über sein Gesicht als er Schlieben heil und gesund sah. Er kletterte schnell wieder auf den Bock.

So, Fax nach Hause," rief ihm Hasemann zu.

Es war eine nicht weniger schweigsame Fahrt als vorhin- Denn jeder ahnte, daß der Ausgang des Duells nicht ge­heim bleiben konnte. Der Arzt mußte, ob er wollte oder nicht, Meldung erstatten. Und Schlieben konnte sich immer­hin auf ein paar Monate Festung gefaßt machen, die zwar nicht entehrend für ihn, aber doch immerhin unangenehm waren. Man konnte nur hoffen, daß die Verletzung von Wieprecht nicht allzu gefährlich war.

Als man aber im Vandalenhause anlangte, schlua h'-- Stimmung doch um. Die älteren Kommilitonen hatten dott den Ausgang des Duells erwartet und beglückwünschten Schlieben. Und als eine Weile später der Arzt telephonisch die Ueberführung des Verwundeten in die Klinik meldete und beruhigend hinzufügte, daß menschlicher Voraussicht nach alles normal verlaufen würde, die Kugel sei bereits entfernt und der Schußkanal ganz klar, da fühlte sich jeder wieder froh undaufgelegt". Was nun noch nachkam nun, das konnte nicht so schlimm sein. Schlieben würde es ertragen können, die Verbindung konnte stolz auf ihn fein.

Nach dem Essen, das Schlieben diesmal im Verbindungs­haus einnahm, begab er sich nach Hause.

Er fühlte plötzlich eine unbändige Sehnsucht nach Renate. Und wenn sie auch jetzt noch nicht zu Hause war, so hatte die Wohnung doch etwas von ihrem Wesen in sich und er konnte mit mehr Geduld auf ihre Rückkehr aus dem Büro warten.

Frau Raimund empfing ihn mit etwas frageoollem Ge­sicht.

O Sie waren heute ja schon so früh auf den Beinen» Herr von Schlieben?" (Fortsetzung folgt.)

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