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Nagolder Tagblatt »Der Gefellfchaster-

Samstag 2l. August 1S2S

Kriminalbeamte haben mit Spürhunden die Ver­folgung ausgenommen. Eine Spur soll nach Gardelegen führen, auch sollen schon verschiedene Verhaftun- e n vorgenommen worden sein. Man vermutet, daß die äter entlassene Bahnangestellte seien. Die Reichsbahngesellschast hat sich bereit erklärt, die Beerdigungs­kosten für alle Getöteten zu übernehmen, doch werden erst die Angehörigen befragt, ob die Bestattung in Hannover oder in der Heimat gewünscht wird..

Der Reichspräsident, der Reichskanzler und der Ver­kehrsminister haben der Reichsbahnverwaltung telegraphisch ihr Beileid ausgesprochen.

Noch letzten Meldungen ist die Staatsanwaltschaft noch nicht überzeugt, ob ein Verbrechen vorliegt. Es soll unter Umständen auch eine Fahrlässigkeit in Frage kommen, da die Schienenschrauben und Laschen geordnet nebeneinander lagen. Außerdem fand man einen Schraubenschlüssel und eine Tabakspfeife. Die am Oberbau dieser Linie, der übri­gens zu den besten in Deutschland gehört, beschäftigten Rot­tenarbeiter sagten aus, daß der Schlüssel nicht zu ihrem Werkzeug gehöre. Die im Wald gefundenen Instrumente tragen das Zeichen H. K. Der Reichsverkehrsminister hat die Reichsbahn um einen Bericht ersucht, um die Frage zu prüfen, ob nicht durch vermehrte Kontrollbegehungen der Banhnstrecken di« Sicherheit gegen verbrecherische Anschläge zu erhöhen fei.

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Me Philippinen noch nicht reif Washington, 20. Aug. Coolidge läßt gegenüber der Be­hau;, lung des philippinischen Senators Osmena erklären, er habe im vorigen Jahr in einem Brief an den Borsitzenden des philippinischen Unabhängigkeiksausschusses geschrieben, daß die Philippinen für die Unabhängigkeit noch nicht reif seien. (Osmena hatte in einer Tischrede an das Verspre­chen Coolidges erinnert, daß die Bereinigten Slckrten die Inseln freigeben werden, sobald ihre natürlichen Hilfs­quellen entwickelt seien.)

Der Klrchenstreil in Mexiko Mexiko, 20. Aug. Die Bischöfe haben in einem Schrei­ben den Präsidenten Calles gebeten, die Kirchengesetze auf­zuheben und der Kirche die Freiheit zurückzugeben. Calles erwiderte, die Aufhebung der Gesetze und Verordnungen sei unmöglich, da sie Teile der Verfassung seien und er die Verfassung nicht ändern könne. Den mexikanischen Geist­lichen sei durch die Verfassung die Freiheit gewährleistet,

sie müßten sich aber im übrigen de« Landesgesehen unter­werfen.

Zwischen mehreren Abgeordneten kam es zu einem Streit, wobei einer erschossen wurde. Zwei Abgeordnete, ferner der frühere Gouverneur und ein Zeitungsverkäufer wurden schwer verwundet.

AuMand in Nicaragua

London. 20. Aug. In Nicaragua sMitte-lamerrka) ist ein Aufstand ausgebrochen, der nach derDassy Mail" durch die Regierung der Vereinigten Staaten, den Präsidenten Eha- morro anzuevkennen, verursacht worden sein soll. Me Eisen­bahnlinien wurden unterbrochen. Es finden Kämpfe statt und verschiedene Städte sind von den Aufständischen ein­genommen worden. Nördlich der Hauptstadt wurde ein Zug in di« Lust gesprengt.

Rückkehr de» Genecats Aeng Moskcm. 20. Aug. Der chinesische General Fengjuh - siang ist nach Chinq abgereist, um den Oberbefehl über die Kuomintschun, das sogenannte Vckksheer, wieder zu über­nehmen. Als sich Wupeisu mit Tschangtsolin verbündete, mußte Feng, nachdem er anfänglich erfolgreich gegen seine Gegner gewesen war, das Heer verlassen und er wandte sich nach der Mongolei und später nach Moskau. Das Volksheer vermochte sich zunächst in Peking halten, zog sich aber, als die Stadt mehrmals mit Fliegerbomben belegt wurde, nach dem Nankaupaß zurück, der nun vor 14 Tagen von den ver­einigten Marschällen ebenfalls erobert worden ist. Das Vvlks- heer sammelte sich wieder in der Gegend von Kalgan.

Württemberg

Stutkgark, 20. Aug. Weitere Verhaftungen von Roten Frontkämpfern. Wie der .Süd­deutschen Arbeiterzeitung" vom Roten Frontkämpferbund mikgeteilt wird, sind im Verlauf des gestrigen Tages erneul Verhaftungen von mehreren roten Frontkämpfern vorge­nommen worden.

Stuttgart, 20. Aug. Am 21. August feiert Oberbaural Reihling, der Erbauer der König-Karlsbrücke, den sieb­zigsten Geburtstag.

Todesfall. In Neu - Württemberg, im brasilianischen Staat Rio Grande do Sul, ist Kolonialdirektor Hermann Faulhaber, Sohn des früheren Pfarrers am Diakonissen­haus in Hall, gestorben. Faulhaber wurde 1906 als Pfarrer und Schulverwalter der Kolonie berufen, der er seine ganze bedeutende Kraft widmete. Finanzielle Schwierigkeiten eines neuen Kolonisationsunternehmens und Ueberarbeitung führ­ten zu einem Nervenzusammenbruch, in dem er seinem Leben selbst ein Ziel setzte. Er wird von den Tausenden Deutschen in Brasilien betrauert.

Schäferhundeschau. Die Ortsgruppe Stuttgart und Um­gebung des Vereins für Deutsche Schäferhunde veranstaltet am Sonntag auf dem Sailerwasen unter der Eisenbahnbrücke bei Cannstatt eine Schau für deutsche Schäferhunde mit Polizeivorführungen.

Afchinger Betrieb. Um einem dringenden Bedürfnis ab­zuhelfen, soll in der unteren Königstraße, Ecke Kronenstraße, ein Großgastbetrieb nach Art des bekanntenAfchinger" in Berlin eingerichtet werden. Der Bezirksrat hat aber bis jetzt die Genehmigung versagt.

Lotteriegewinn. In eine Stuttgarter Lotteriestelle fiel ein Gewinn mit 100 000 Mark der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie.

Vom Tage. In einem Haus der Reinsburgstraße stürzte sich eine 59jährige Frau von der Veranda des vierten Stock­werks in den Hof. Sie war sofort tot-

Aus dem Lande

stornwestheim, 20. August. Jäher Tod in der Fremde. Der hier angestellte Lehrer Robert Rau machte mit dem Volkshochschulkurs Heilbronn eine Ferienwande­rung durch Südbayern und ist dort in der Nähe von Mitten­wald beim Baden ertrunken. Die Leiche des Verunglückten wird nach dessen Heimat Biberach OA. Heilbronn über­geführt werden.

Ludwigsburg, 20. Aug. F a ß r o l l e r. Ein vor dem Hause des Küfermeisters Greiner in der Schorndorferstraßs lagerndes Faß im Eichgehalt von über 2000 Liter wurde nachts gegen die Mühlstraße gerollt. Dort sauste das Faß die Straße hinab, prallte auf einen Gaskandelaber auf, knickte diesen um, rollte weiter die Straße hinab und blieb schließlich in der Nähe des Badgartens liegen. Durch den abgeknickten Kandelaber ist im Laufe der Nacht ziemlich viel Leuchtgas entwichen.

Wimsheim OA. L.eonberg, 20. Aug. In die Sense gefallen. Schreinermeister Christian Decker glitt mit der Sense in der Hand auf dem Pflaster aus. Die Sense drang ihm in den Oberschenkel und zwar so stark, daß sie auf der andern Seite wieder kervortrat. Dabei wurde die Schlag-

Derhüten ist besser als heilen!

Licht-, Luft- und Sonnenbad sind die Feinde der Tuberkulose.

Auch die anderen

sollten deshalb in das Licht-, Luft- und Sonnen­bad gehen.

aber durchschnitten. Der Schwerverletzte, der großen Blut­verlust hatte und ' lange besinnungslos war, wurde ins Krankenhaus nach Leonberg verbracht.

Bonfeld OA. Heilbronn, 20. Aug. Tragisches Miß­geschick eines Brautpaares. Die auf dem Guts­hof der Zuckerfabrik beschäftigte Emma Wacker eilte wäh­rend eines Gewitters in schnellem Tempo nach Hause. Auf der Straße vor ihrem elterlichen Hause brach sie, von einem Hitzschlag getroffen, bewußtlos zusammen. Ihr Bewußtsein ist bis jetzt noch nicht zurückgekehrt. Auch soll sie gelähmt sein. Sie wollte am übernächsten Samstag Hochzeit machen. Nun verunglückte auch ihr Bräutigam, der bei der Firma Fuchs in Heilbronn beschäftigte, in Biberach OA. Heilbronn wohnhafte Johann Halter dadurch, daß er mit einem Rohr in das Auge gestoßen und hiebei erheblich verletzt wurde.

Sulz a. R., 20. Aug. Drei Menschen das Leben erettet. Eine mutige Tat vollbrachte die im Erholungs­eim der Reutlinger Oltskrankenkasse angestellte Kranken­schwester Klara Zander, indem sie drei Menschen vom Tod des Ertrinkens rettete. Am Badeplatz beim Wehr am Maienwatd badete u. a. auch das Töchterchen einer hiesigen Familie, das jedoch an eine tiefe Stelle geriet und in Lebens­gefahr schwebte. Ein wackeres Mädchen kam der Unglück­lichen zu Hilfe, konnte jedoch ihr Ziel nicht erreichen und verschwand ebenfalls an der tiefen Stelle. Stadtschultheiß Berg war in nächster Nähe und versuchte, die beiden zu retten, war jedoch des Schwimmens unkundig und ebenfalls dem Ertrinken nahe. Auf seine gellenden Hilferufe kam Frl. Zander, eine gute Schwimmerin, kurz entschlossen den Bedrängten zu Hilfe und brachte unter Aufbietung aller Kräfte urrd in größter Lebensgefahr alle drei ans Land.

Oberndorf a. R.. 20. Aug. G l o ck e n st: f t u n g. Direk­tor Doll hat eine 42 Zentner schwere Gußstahlklangglocke gestiftet.

Rottweil. 20. Aug. Wiederaufnahme des Bahn­baus Wellendingen Rottweil. Wie verlautet, wird mit den Arbeiten zur Fertigstellung des Bahnbaus WellendingenRottweil in den nächsten Tagen wieder be­gonnen werden.

Tuttlingen, 20. Aug. Tödlicher Ausgang. Der durch Sturz vom Rad verunglückte Gemeinderat Josef Gaß- ner von Liptingen ist im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.

Ulm, 20. Aug. Vom Neuen Bau. Mit dem Innen­ausbau des dem Staat gehörenden, am 19. Februar 1924 abgebrannten und im Spätfahr 1924 im Rohbau wieder­erstellten historischenNeuen Baus" wird es nun Ernst. Das Bezirksbauamt Ulm das mit dem Ausbau beauftragt ist, hat bereits die zunächst erforderlichen Arbeiten zur Ver­gebung ausgeschrieben.

Wippingen OA. Blaubeuren, 20. Aug. Brand. Gestern vormittag ist die dem Landwirt Johann Baier gehörige Scheuer, die mit Heu- und Strohvorrüten gefüllt war, nieder­gebrannt. Die Brandursache ist nicht bekannt.

Aus dem Dommlal, 20. Aug. Unwetterschaden. Das Unwetter vom Dienstag richtete im Donautal besonderen Schaden an. Der ganze Oesch oberhalb Hausen bis in die Höhe von Schloß Merenwag ist vernichtet. Sogar Kar­toffeln sind erledigt. Die besten Felder sind wie abgemäht. Eine volle halbe Stunde prasselte der Hagel nieder; etwa 15 Zentimeter bedeckte er den Boden. Dabei aing der Regen wolkenbruchartig nieder. In Unterdorf wurden die niedergelegenen Wohnungen und Stallungen mit Wasser angefüllt. Das Vieh stand zum Teil bis zum Hals unter Wasser und mußte in Sicherheit gebracht werden. Auch die Gemarkung Kreenheinstetten wurde ziemlich mit­genommen; dagegen blieben die Nachbarorte Leiber­kingen, Hausen und Neidingen verschont. Guten­stein erlitt größeren Schaden.

Ravensburg 20. Aug. Mit der Sichel verletzt. Durch eine ungeschickte Handhabung der Sichel verletzte ein jüngeres Mädchen einen Jungen, der ihr beim Futterbolen half, ziemlich schwer, so -- ein Zarter Blutverlust eintrat ' d -er Jung« in das Eliiabetbenkrankenhaus verbracht wer- den mußte.

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Komma von ?sul Hmia

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(6. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Oder vielleicht war es das, was die Menschen die Liebe aus den ersten Blick nannten und über das in früheren Jah­ren er so oft gespottet hatte.

Ach er wußte nichts anderes, als daß diese blonde Re­nate Raimund begehrenswert war wie keine der Frauen vorher, die seinen Lebensweg gekreuzt hatten.

Nur dieses wußte er.

Und darum saß er nun hier in dieser alten, romantischen Kleinstadtkirche, zwischen den alten Müttern und den Grei- senköpfen und den wenigen jungen Menschen, und ließ di« Orgelmusik und die Predigt eines Pfaffen, von denen er als Mediziner nicht allzuviel hielt, über sich ergehen.

Nur um den blonden Mädchenkopf drüben zu sehen und sich im stillen an der holden Verwirrung ihres Gesichts zu berauschen.

Renate zuckte zusammen.

War die Predigt wirklich schon zu Ende?

Spielte der Organist schon den Schlußchoral? Laut hall­ten die Stimmen zu der rauschenden Melodie der OrgÄ durch den hohen Raum. Leise fiel sie mit ein aber sie sang nicht so hell und sorglos-froh wie am Anfang des Got­tesdienstes.

Nun verstummte der Gesang.

Nur die Orgel spielte noch allein.

Die Gemeinde erhob sich. >

Me Bänke leerten sich. Alles schob dem Ausgang zu.

Auch Renate war schnell aufgestanden.

Nur hinaus, dachte sie angsdioll, bevor mir jener folgen kann!

Tief aufatmend stand sie draußen im Hellen Sonnenlicht und eilte den Bergweg nach unten. Als sie sich einmal um­drehte, war es ihr, als sähe sie Hans von Schlieben hinter­her eilen. Da beschleunigte sie den Schritt und bog in die erstbeste Seitengasse ein.

Angst vor der Liebe?

Und doch war ein feines, süßes, banges Klingen in ihrer Seele.

3. Kapitel.

Hans von Schlieben wohnte nun im Hause Raimund und er schien sich dort sehr wohl zu fühlen. Er pflegte schon früh aufzustehen, denn er hatte in der Klinik zu assistieren und nahm das Studium ernst.

Allerdings wenn Renate aus dem Büro nach Hause kam, dann war auch er zu Hause, und er wußte es immer so einzurichten, daß er Renate dann auch zu Gesicht bekam. Entweder wünschte er gerade dann noch eine Tasse Kaffee oder er bat um ein Glas Wasser oder hatte sonstwie irgend­einen bescheidenen Wunsch.

Renate merkte wohl die Absicht aber ine mädchen­hafte Scheu hielt sie immer zurück, trotzdem sie vielleicht im Innersten sich selbst auf die kurze Unterhaltung freute, die sich dann so imposant von selbst ergab.

Aus dem Verbindungsleben schien sich von Schlieben nicht mehr allzuviel zu machen. Er war zwar öfters auf der Kneipe des Abends aber Renate hörte, daß er dann früh zurückkam. Manchmal summte er dann wohl noch einen Vers vor sich hin. '

Ja, Hans von Schlieben hatte nicht mehr die richtige Bierruhe" vor dem gefüllten Humpen. Er merkt« es selbst. Eine andere Sehnsucht blühte in ihm, wenn er mit den Kommilitonen des Abends auf der großen Gartenveranda des Bandalenhauses saß und der Mond so geruhig über der Landschaft stand.

Dann dachte er: Jetzt müßte ich Renate in den Armen halten und ihren frischen, roten Mund wachküfsen. Jetzt müßte ich jung, sehr jung sein. Hol' der Teufel alle Exa­men der Welt!

Die Tage wurden länger und heißer. Die Sonne kletterte höher auf ihrer Bahn und in den Anlagen der Stadt, in den Dörfern der Umgebung, zwischen den Waldhügeln, überall war ein frohes, heimliches, lachendes Treiben.

Es war an einem sonnenhellen Sonntage, als alle Kor­porationen der Universität einen Ausflug in eines derBier­dörfer" unternahmen, wo besonderer Iahrmarktsrummel war. Solche Vergnügungen waren ja bei dem Studentenvolk höchst beliebt. Rur wenige unter ihnen wurden von der Teilnahme an dieser Partie, di« eine ganz offizielle Ange­legenheit war, dispensiert, und es mußten dann schon schwer­wiegende Gründe sein.

Hans von Schlieben weigerte sich zum großen Erstaunen seiner Kommilitonen, mitzumachen. Als Inaktiver konnte man ihn nicht gut zwingen.

Der erste Chargierte schüttelte aufrichtig bedauernd den l Kopf.

Gerade du müßtest doch mit dabei fein, Schlieben. So ein repräsentativer Kerl"

Bedaure lebhaft, lieber Hasemann, aber ich habe Mich auf klinische Arbeiten vorzubereiten, wirklich. Das ist natür­lich wichtiger."

Allerdings ja gewiß. Na dann langweile dich nur nicht zu sehr allein in der Stadt"

Ein anderer Kommilitone, ein junges Kerlchen, von Zett­ritz, schmunzelte kindlich und meinte:

Du hast ja eine hübsche filia hospitales, Schlieben. Ich glaube nicht, daß du dich langweilen wirst."

Naseweis," sagte von Schlieben ein bißchen gereizt.Halt den Schnabel, junges Gemüse."-

So blieb er also am Sonntag zu Hause.

Das, was er von der Vorbereitung auf irgend welche kli­nische Arbeiten gesagt hatte, entsprach natürlich nicht den Tatsachen. Er hatte einfach keine Lust, das laute Treiben! der andern mitzumachen und hoffte im stillen, vielleicht dies- ! mal mit Renate einige Stunden gemeinsam verleben zu können.

Er ahnte, sie ging chm aus dem Wege. Mit einer mäd­chenhaften Scheu, die wohl selbst nicht recht ernst gemeint i war. Und gerade diese feine, heimliche Scheu an ihr, die > ihn gewiß nicht verletzen sollte, macht« sie ihm noch be-! gehrenswerter.

Es war ein nicht gewöhnlicher Zufall, der ihm half, end«, sich ihre Scheu zu brechen und ihr ganzes Zutrauen zu ge-! winnen. , , , , ^

Am Nachmittag war es. ' ? » ^ §

Er hatte gehört, wie Renate wegging und wußte, daß siel sich mit einer Freundin zum Spaziergang treffen wollte. Erl zögerte noch eine Weile dann aber verließ auch er seinH Zimmer, nachdem er sich vom Fenster aus überzeugt hatte» ! welche Richtung Renate einschlug, und war entschlossen, sie unterwegs einzuholen und zu fragen, ob er sich nicht a»-j schließen dürfe. ,

Die Straßen der kleinen Stadt waren heute fast menschen-i leer. Die Studenten fehlten ja sie waren fast sämtlich^ außerhalb zum Jahrmarkt, und natürlich war auch ein gut) Teil desBürgeroolks" hinausgewandert.

Renate ging über den Wall und strebte den Anlagen zu,§ wo sie sich mit ihrer Freundin verabredet hatte.

Hans von Schlieben folgte in weitem Abstand und kam > sich in dieser ihm ungewohnten Situation ziemlich bedrückt! vor. Er schalt sich einen Narren und Esel, daß er so zögernd zurückblieb, anstatt so schnell wie möglich an Re- i nates Seite zu gelangen. (Fortsetzung folgt.)