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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" undUnsere Heimat"

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Mit der landwirtschaftlichen Ipochenbeilage Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

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Nr. 1S3

Gegründet 1826

Freitag, den 20. August 1026

Fernsprecher Nr. 29

100. Jahrgang

Tagesfpiegel

Der Landeskommandank von Möhren. General Podaj sky. wurde an Sxelle des abgesetzlen Rassisten Saida zum tschechischen Geneealftabschef ernannt. Die französische An­wartschaft wurde also von der tschechoslowakischen Regierung abermals abgelehnk.

In Mexiko sind der General Orizo und zwei Damen unter der BesckMgung einer Verschwörung gegen Präsident Calles verhaftet worden. Die mexikanische Regierung hat in Wa­shington die Auslieferung des Generals Csttada und des früheren Präsidenten Huerta beantragt.

Eupen und Malmedy

Die Rückgabe von Eupen und Malmedy an das Deutsche Reich will aus den politischen Erörterungen nicht mehr ver­schwinden. Der Gedanke, Belgien könne durch Eupen und Malmedy so etwas wie eine dreisprachige Schweiz werden, ist in Belgien selbst nie beliebt gewesen. Man hatte an seiner Zweisprachenfrage in Belgien (flämisch und französisch) gerade genug und suchte diesen innern Streit auf diese zwei Fragen dadurch zu beschränken, daß man von vornherein danach trachtete, den Kreisen Eupen und Malmedy das deutsche Gesicht und den deutschen Charakter zu nehmen. Das ist dann freilich hier, wie anderwärts in den durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich getrennten Gebieten, mißglückt, und es gab schon bald einsichtige Belgier genug, die sich sagten,Neubelgien" werde immer ein Pfahl im eigenen Fleisch bleiben und außerdem in den Beziehungen zu Deutschland immer eine schmerzliche Wunde offen halten, die auch in wirtschaftlicher Hinsicht Belgien schaden müsse.

Bezeichnend ist auch die Meldung der LondonerMor- nmg Post", die französische Regierung habe bei der belgischen Regierung Einspruch gegen die etwaige Rückgabe von Eupen und Malmedy erhoben, da die beiden Städte von großer strategischer Bedeutung seien. Diese Meldung reißt einen Schleier vom eigentlichen Gesicht des Versailler Ver­trag, den zurückzuziehen man sich bisher gehütet hat. Jetzt hören wir mit einem mal von strategischen Gründen; das ist schon ein erhebliches Zugeständnis an die Wahrheit. Aber ganz ist der Weg zur Wahrheit auch heute noch nicht ge­funden. Skategische Bedeutung haben, soweit nicht jeder Quadratmeter eines Grenzgebiets für ausmarschierende Truppen strategische Bedeutung hat, Eupen und Malmedy überhaupt nicht. Eupen und Malmedy haben für die fran­zösischen Väter des Versailler Vertrags lediglich poli­tische Bedeutung. Durch die Wegnahme der beiden Kreise von Deutschland und deren Uebergabe an Belgien sollte Belgien einmal in den Ring der gegen Deutschland ver­bundenen und verbündeten Mächte einge,zogen werden. Aus dem deutschen Land Fetzen herauszuschneiden und sie den Nachbarländern anzugliedern, das war ja der Schachzug von Versailles, der die europäische'Feindschaft gegen Deutschland wachhalten sollte.

Es ist darum nicht verwunderlich, daß diejenigen, die noch heute am Geist wie am Buchstaben des Versailler Diktat­vertrags festhalten, gegen die Rückgabe von Eupen und Mal- nwdy an das Reich sind. Sie wünschen, daß dieser Zankavfel bleibe. Ihnen istLocarno und sein Geist nichts, da er ohne eine Aenderung des Versailler Vertrags doch nicht lebendig bleiben kann. Es wäre deshalb auch nicht verwunderlich, wenn italienische Kreise'gegen eine Rückgabe von Eupen und Malmedy sein sollten. Die Gründe wären hier wie dort dieselben. Denen aber, denm an der endgültigen Befriedung von Europa liegt, muß di" Rückgabe von Eupen und Malmedy in ganz anderm Licht erscheinen. Sie wäre die erste vernunftgemäße Abwendung vom Kriegsgeist des Versailler Vertrags und die erste praktische Auswirkung des Vertrags von Locarno, da er zwischen Belgien und Deutschland alle Kriegsgrenzen niederreißen und die beiden Länder wieder zu dem alten freundschaftlichen Nachbarschafts- Verhältnis zurückführen würde, das vor dem Kriea bestand, und das Belgien sicherlich nicht zum Nachteil gereicht hat.

Nur daß Deutschland, wie es hieß, für Eupen und Mal­medy 1500 Millionen Gold mark bezahlen soll, würde den Locarnogeist doch zu kostspielig machen. Welche deutsche Regierung wollte eine solche Verschwendung recht- fertigen und verantworten? Die belgische Regierung läßt zwar bestreiten, daß Belgien an Holland die genannte Summe schulde und daß Deutschland sie an Holland bezahle. Es wird aber doch etwas an dem Handel sein, und schließlich kommt es auf das Gleiche heraus, ob Deutschland das Geld an Holland für eine belgische Schuld abführen oder an die Staatskasse in Brüssel bezahlen würde. So viel sind die kleinen Bezirke von Eupen und Malmedy denn doch nicht wert. Selbstverständlich würde das Reich auch anderen uns entrissenen deutschen Gebieten den Loskauf nicht versagen dürfen, wenn derSieger" oder Schmarotzerstaaten in die Lage käme was sehr leicht möglich ist durch Verkauf von Landkriegsgewinn seinen Finanzen aufzuhelfen. Zu welchen Folgerungen müßte das führen! Es ist kein Ge­heimnis, daß Belgien an Eupen und Malmedy schon lange übergenug hat. Früher oder später würden die Bezirke doch wieder zum Reich kommen. Je früher, desto besser wird es für die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse Bel­giens sein.

Nack dem LondonerDaily Telegraph" soll bis jetzt nur

MM ms eineu D-Zug Verlin-KSl« 21 Ale

Errgl. Bergarbeiterstreik endgültig beendigt

Berlin, 19. Aug. Heute nachts 2.10 Ahr entgleisten aus steter Strecke zwischen Meinersen und Leiferde vom Schnell­zug 8 Berlin Hannover Maschine und sieben Wagen. Einige Wagen stürzten den 1^ Meter hohen Damm din- unter und legten sich aus die Seite. Der siebte Wagen schob sich auf den sechsten, letzterer wurde vollständig zertrümmert. Bis jetzt sind 8 Tote, darunter der Zugführer als tot ge­meldet, 3 (nach anderer Meldung 13) Reisende und zwei Zugbedienstete sind schwer verletzt; der Packmeister dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Unter den Trümmern befinden sich noch einige Tote.

Das Unglück ist offenbar auf ein Verbrechen zurück- zusühren, da festgestellt wurde, daß die Verbindungslaschen der Schienen und die Schwellenverschraubungen gelockert bzw. ganz gelöst waren. Die Rettungsarbeiten wurden sofort ausgenommen; eine Anzahl Aerzte und die Hilfszüge von Oebisfelde, Lehrte und Hannover waren in kürzester Zeit .zur Stelle. Der Präsident der Reichsbahndirektion begab sich von Berlin aus unverzüglich sich zur Unglücksstelle. Der S^nellzug war glücklickerweise sehr schwach besetzt, sonst wäre bas Unglück noch viel größer geworden.

Bisher 21 Opfer der D-Zugskatastrophe bei Hannover.

Hannover, 20. Aug. Laut Mitteilung der Eisenbahn­

direktion Hannover beläuft sich die Zahl der Toten bei dem Eisenbahnunglück in Leiferde auf. 21. 3 Verletzte be­finden sich im Krankenhaus. Unter den Toten befindet sich auch der Reichs- und Staatkommifsar Mehlich vom Reichsarbeitsministerium.

Das Ende des Bergarbeilerausstands London. 19. Aug. Aller Ueberredungskunsk des Führers des Bergarbeiterverbands, Cook, ist es nicht gelungen, die Arbeiter von der Aufgabe des Ausstands zu bewegen. Die Berkreterversammlung, die 783 000 Stimmen vertraten, hat mit 715 000 gegen 68 000 Stimmen neue Verhandlungen beschlossen, obgleich mitgeteilt wurde, daß soeben weitere 400 000 Goldmark Unter st ühungsgelder aus Rußland eingetroffen seien. Fast nur Vertreter aus Wales waren für die Fortsetzung des Streiks. Für die Verhandlungen verlangen die Arbeiter nur. daß die Ab­machungen fürdasganzeLand und nicht bloß für ein­zelne Bezirke gelten sollen, von der Ablehnung niedrigerer Löhne und des achtstündigen Arbeitstags unter der Erde war nicht mehr die Rede. Den Arbeitern kommt es vor allem darauf an, den V e r g a r b e i t e r v e r b a n,d, also ihre nationale Organisation, vor dem Verfall zu retten.

der R c i ch s b a n k p r ü s i d e n t Dr. Schacht mit Dem .belgischen Mitglied der Daweslommission, Delacroix» über die Angelegenheit gesprochen haben. Deutsche, hol­ländische, englische, amerikanische Bankiers seien für ein der­artiges deutsch-belgisches Abkommen, während Frankreich dagegen sei. Die Sache bekommt durch die halbamtliche Londoner Meldung eine eigenartige Beleuchtung. Das Ber­liner Auswärtige Amt wird doch wohl Auskunft geben müs­sen, ob es wahr ist, was man allerdings schon öfter be­hauptete, daß die auswärtige Politik vielfach vom Reichs­bankpräsidenten und anderen Bankgrößen gemacht werde.

die Einigung selbst. Immerhin würde der Deutsche Beam­tenbund, wenn die Emioungsbestrcbungen Tatsache werden sollten, eine nicht unerhebliche Mitgliederzahl zu gewinnen, da der Allgemeine Deutsche Beamtenbund heute noch über 40 bis 50 000 Anhänger verfügt, während die in den christ­lichen Verbänden zusammengefaßten Beamten zahlenmäßig noch stärker sein dürften.

Neuestes vom Lage

Die Einigung der BeamLenverbände

Aus Berlin wird uns geschrieben: Im Asabund hat eine Aussprache über die schwebenden Einigungsverhandlungen zwischen dem Deutschen Beamtenbund und dem Allgemeinen deutschen Beamtenbund stattgesunden, mit dem Ergebnis, daß die freien Gewerkschaften, soweit wenigstens der Afa- .bund und die ihm nahestehenden Gewerkschaften in Frage kommen, eine Wiedervereinigung der bisher sich lebhaft be­kämpfenden Beamtenverbände nicht als zeitgemäß betrachten. Im Deutschen Beamtenbund wird man noch eingehend zu den bisherigen Ergebnissen Stellung nehmen, und man wird darüber hinaus sich mit den Verhandlungen beschäftigen, die zwischen dem Beamkenbund und den ckriktlickenOrnaniiationen aevfloaen worden sind. Hier ist bereits esne starke Annäherung festMtellen, und es verlautet, daß die Einigungsbestrebungen zwischen Beamtenbund und dem Christlichen Gesamtverband der Beamtengewerkschaften Deutschlands bisher mehr Erfolg ge­habt haben, als die Annäherungsversuche zwischen dem Deut­schen Beamtenbund und dem Allgemeinen deutschen Beam­tenbund. Auch im Lager der freien Gewerkschaf­ten sind die Ansichten über das Zusammengehen mit dem alten Deutschen Beamtenbund nicht einheitlich Eine große Gruppe s o z i a l i st i s ch e r Beamter, die zum Teil auch in führenden Stellungen dem Deutschen Beamtenbund schon angehören, aus diesen oder jenen Gründen aber dem All­gemeinen deutschen Beamtenbund nicht beizutreten wünschen, erstrebt die Vereinigung, während die auf sreigewerk- schristlichem Böden stehenden Führer und Mitglieder Des Allgemeinen deutschen Beamtenbunds sich dem Zusam­mengehen widersetzen. Ein Haupthindernis ist bisher der Organisationsvertrag gewesen, der den Allgemei­nen deutschen Beamtenbunü an die freien Gewerkschaften fesselte, doch fragt es sich, ob man um den Preis der Wieder­vereinigung mit der großen, sehr kapitalkräftigen Beamten­organisation nicht hier Zugeständnisse machen wird. In die­sem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß der All­gemeine deutsche Beamtenbund bereits ein Opfer gebracht hat, indem man den aus dem Eisenbahnerstreik bekannt ge­wordenen Führer Menne, der ja bekanntlich auch die Ab­splitterung des Allgemeinen deutschen Beamtenbunds vom Deutschen Beamtenbund seinerzeit einleitete, abgesägt uu > auf einen unbedeutenden Posten in Bayern gesandt har. Ohne dieses Opfer wäre an eine Verhandlung mit dem Deut­schen Beamtenbund überhaupt nicht zu denken gewesen. Der Deutsche Beamtenbund wird im Oktober d. I., wie üblich, seine Bundestagung abhalten. Bis dahin hofft man mit den christlichen Organisationen und auch mit dem Allgemei­nen deutschen Beamtenbunü Io weit gekommen zu sein, daß man der Bundesversammlung in großen Richtlinien wenig­stens die Einigung vorschlagen kann. Ob man bei dieser Gelegenheit allerdings schon über die künftige Zusam­mensetzung der Bundesleitung sprechen wird, ist noch sehr fraglich, denn die Verhandlungen über Len An­teil der christlichen und der jetzt noch freigewerkschaftlichen Ricktuna werden einen last weitern Raum einnebmen. als

Wasfenbeschlagnahme bei Magdeburg Magdeburg, 19. Aug. In der Umgebung von Magde­burg sind seit zwei Jahren öfters aus dem Hinterhalt auf Personen Schüsse abgegeben worden. Endlich wurde nun ein Aufgebot von 200 Polizeimannschaften usgesandt, um in Gommern und in anderen Ortschaften Haussuchungen nach Waffen vorzunehmen. Außer einer großen Zahl von ^ Revolvern aller Art wurden auch zwei Jnfanteriegewehre ^ gefunden. Die Besitzer wurden festgenommen, jedoch alle bis auf drei Arbeiter wieder freigelassen. Letztere wurden ans Amtsgericht in Gommern eingeliesert.

Coolidge und die Philippinen

Eebu (Philippinen), 19. Aug. Senator' Os me na, eine hervorragende Persönlichkeit der Philippinen, gab bei einem Frühstück, das dem früheren amerikanischen Schatz­sekretär und persönlichen Vertreter des Präsidenten Coo­lidge, Tompson, zu Ehren gegeben wurde, die be­merkenswerte Erklärung ab, Coolidge habe ihm bestimmt versprochen, daß die Vereinigten Staaten sich von den Phi­lippinen zurückziehen werden, wenn die natürlichen Hilfs­quellen des Landes erschlossen seien, und daß die Philip­piner sich an der Entwicklung des Landes beteiligen sollen. (Die Philippiner erstreben immer dringlicher die Selbst­verwaltung ihrer Inseln, die ihnen unter der spanischen Herrschaft so wenig zuteil wurde wie unter der amerika­nischen (seit 1902). Kürzlich kam es sogar zu einem Auf­stand, da der inzwischen abberufene amerikanische General- gouverneur die Wünsche der Philippiner zurückwies.)

China kündigt die Handelsverträge London. 19. Aug. Die .Morning Post' meldet, die chinesische Regierung habe Belgien davon verständigt, daß sie alle China aufgezwungenen, ungleichen Handelsverträge kündigen werde. Sie mache Belgien auf die Gelegenheit aufmerksam, einen Vertrag mit China auf der Grundlage »oller Gegenseitigkeit abzuschließen, wie solche Verträge von China bereits mit Deutschland und Oesterreich abae- lchlossen seien.

Württemberg

Stuttgart. 19. Aug. Ernennungen. Der Staats- Präsident hat den Landgerichtsdirektor Mohr in Hechingen seinem Ansuchen gemäß zum Landgerichtsdirektor in Stutt­gart und den Vorstand der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsanstalt Wangen i. A., Landesökonomierat Dr. Teichert, mit Wirkung vom 1. April 1926 ab zum Fachschul­direktor ernannt.

Mit Ablauf des 30. September ds. Js. tritt Landgerichts­direktor Jäger in Stuttgart in den Ruhestand.

Schnellzüge für Sonntagsrückfahrkarten. Vom Sams­tag, den 21. August, an werden die Züge O 56 auf der Strecke illmStuttoart und l) 91 aut der Streck» S<,,ti.