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Nr. 186
Gegründet 1826
Donnerstag, den 12. August 1S26
Fernsprecher Rr. 29
Ivo. Jahrgang
Tagesspiegel
Die großen französischen Manöver in Westfrankceich im September werden nach dem „Figaro" aus Ersparnisgründen abgesagt.
In Belgien wird in Abrede gestellt, daß Belgien über die Rückgabe von Lupen an Deutschland um den Preis einet Währungshilfe zu verhandeln beabsichtige.
Die Spanier haben nach Kampf die Stadt Scheschauen Marokko) beseht.
In Kanton (Südchina) sind gefährliche Arbeiternnruhen an »gebrochen.
Eine amtliche Erklärung über Kitcheners Tod
Mit keinem Ergebnis des Weltkriegs hat sich die englische Dolksphantasie lebhafter beschäftigt als mit Lord Kit- cheners Tod an Bord des Kreuzers „Hampshire", der am 5 Juni 1916 auf der Fahrt nach Rußland bei den Orkney- inseln auf eine Mine stieß und versank. Die Frucht dieser Beschäftigung waren Gerüchte, daß Kitchener Rußland bereist Hecke und noch am Leben sei, dann daß der Untergang des Kreuzers das Werk von Spionen gewesen sei, daß der 11 Jahre alte Kreuzer nicht ganz seetüchtig gewesen sei, als er Lie Fahrt begann, daß Kitcheners Leiche an der skandinavischen Küste angeschwemmt und dort begraben worden sei usw. Als Niederschlag aller dieser Gerüchte schwören heute noch Tausende von Engländern darauf, daß es bei Kitcheners Tod nicht mit rechten Dingen zugegangen sei und daß die Admiralität durchaus nicht alles gesagt habe, was sie miste.
Die Forderung nach Aufklärung, die im Unterhaus und anderswo laut wurden, haben die Admiralität bestimmt, ein ausführliches Weißbuch zu veröffentlichen, das die Vor- Wschichte der Fahrt Kitcheners und des Untergangs des Schiffes beschreibt, der wenige Stunden nach der Abfahrt von Scapa Flow bei stürmischem Wetter erfolgte. Die Schlüsse, zu denen die Admiralität auf Grund des ihr vorliegenden und nun veröffentlichten Materials kam und kommen mutzte, sind folgende:
Die „Hampshire" war ein durchaus seetüchtiges und geeignetes Schiss. Sein Kurs war von Admiral Jellicoe gewählt, und die Wahl war in Anbetracht der Umstände klug. An dem Untergang des Schiffs war kein Verrat schuld, sondern sein Auslaufen auf eine oder oder zwei verankerte Minen, die das Uboot 75 gelegt hatte. Diese Minen wurden gelegt ohne Vorwissen von Kitcheners Sendung und ohne die Absicht, irgend ein besonderes Schiff oder igrend eine bestimmte Person zu zerstören. Die einzigen Ueberlebenden waren ein Maschinist und 11 Seeleute. Es sind keinerlei Beweise dafür vorhanden, daß Kitchener das untergehende Schiff verließ und kein Ueberlebender sah irgend ein Boot mit Insassen von dem Schiff abstoßen. Die Leichen, die an der skandinavischen Küste antrieben und dort begraben wurden, kamen aus der Iütlandschlacht und keiner der Toten der „Hampshire" ist jemals erkannt und an der skandinavischen Küste begraben worden.
Letztere Feststellung ist interessant angesichts des Um- üands, daß eben noch Londoner Blätter die Erklärung eines Mr. Power veröffentlichten, er habe in einem norwegischen Fischerdorf das Grab Kitcheners entdeckt und bringe die Leiche nach England mit, die er durch ein Merkmal am Schädel erkannt habe, und zwar ein Merkmal, das Kitchener infolge einer Wunde am Schädel trug.
Bon der Arbeit der Weltkonferenz in Helsingfors
ep. Die aus nicht weniger als 46 Nationen der ganzen Erde zusammengesetzte WeltkonferenzChristlicher Vereine Junger Männer, die am 6. August ihren Abschluß fand, hatte nicht geringe Schwierigkeiten zu überwinden, um die Fülle der wichtigsten Fragen, die sich an das Hauptthema „Jugend in einer sich wandelnden Welt" anschiosten, in einem fruchtbaren Gedankenaustausch zu bewältigen. Dennoch wurde die Aufgabe gelöst, wesentlich dank der neuen, mit bestem Erfolg angewandten Arbeitsmethode, nach -er die einzelnen Fragen zunächst in 50 Gruppen erörtert wurden und dann am Abend jeden Tags das Gesamtergebnis allen Konferenzteilnehmern mitgeteilt wurde, 3n den Mittelpunkt des Interesses traten sehr bald die Fragen des Familienlebens und die sexuelle Frage. Die Tatsache wachsender sittlicher Verwilderung der Jugend im Abendland und des Versagens christlicher Familienerziehung wurde noch unterstrichen durch die Wirkungen, die sich aus die Völker des fernen Ostens und Afrika ausübt. Ausklärungsdienst von verantwortungsbewußtem, christlichem Boden aus, Austausch von Literatur und sonstigen Erfahrungen sind gerade bei Liesen Frage dringend notwendig. Dabei wurde aber in einer Entschließung zum klaren Ausdruck gebracht, daß „zur Aufklärung für die einzelnen die Macht des christlichen Glaubens und die persönliche Verbindung mil Christus kommen muß". Außerdem wurden Fragen, wie dos Verhältnis der Rassen unterinander, Militareismus und Krieg, Berufswahl und Berufsethik, Konflikte zwischen christlicher Ethik und geschäftlicher Praxis erörtert. — Dem christlichen Charakter des gastlichen finnischen Landes ist ein
Zum Magdeburger Fall
Lin-: Erklärung Hörsm^s
Berlin, 11. August. Der OberpräsidenL der Provinz Sachsen und Vorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, O. Hörsing in Magdeburg, veröfscnüicht in verschiedenen Berliner Blättern eine Erklärung über seine Stellungnahme und sein Eingreifen im Mord Helling. Er behauptet, der Fabrikant Haas in Magdeburg, den er vorher nicht gekannt habe, habe mit dem Mord nichts zu Lun. Die Mörder seien Schröder und seine Braut. Als er von der Verhaftung des Haas gehört habe, sei ihm sofort klar gewesen, daß diese Verhaftung entweder ein Wahnsinn oder ein Verbrechen oder beides sei. Es sei undenkbar, daß der Fabrikant, der eine Steuerhinterziehung begangen hatte, einen Mitwisser aus seinem Geschäft (den Buchhalter Helling) habe aus dem Wege räumen lassen, weil er als Zeuge gegen ihn aussagen sollte. Bei einer, derartigen Steuerhinterziehung in einem Geschäft gebe es jedenfalls mehr als einen Mitwisser. Daraus habe er (Hörsing) folgern müssen, daß eine Angeberei aus Rache gegen Haas und ein völkisch-nationales Treiben gegen diesen jüdischen Mitbürger vorliege, und daß, wenn der Kniff nicht gelänge, die Erfindung eines Ritual mords beabsichtigt sei. Damals habe auch der scharfsinnigste Jurist nicht erkennen können, welche Rolle der Untersuchungsrichter Kölling und sein Kriminalkommissar Tenholt in der Sache spielten. In jedem Fall habe eine politische Ungeheuerlichkeit Vorgelegen, die er (Hörsing) als politischer Kommissar der Staatsregierung mt allen Mitteln habe verhindern müssen. Er habe sich daher an das Landeskriminalamt in Berlin um Absendung dortiger Kriminalkommissare gewandt. Tenholt und der Magdeburger Kriminaldirektor Müller seien auf die Berliner nach deren Aussage neidisch gewesen- — Kleine Geister sind immer neidisch, fügt Hörsing hinzu. — Am 11. Juli habe sich der Berliner Kommistar Büsdorf abmelden wollen, weil die in Magdeburg angewandte Art der Untersuchung, die Haas zum Mörder oder Anstifter machen wolle, kein denkender Mensch mitmachen könne. Er (Hörsing) habe Busdorf beruhigt. In einer Unterredung Hörsings mit dem Untersuchungsrichter Dr. Kölling habe dieser die Gründe der Berufung Busdorfs gebilligt und aus die Darlegung der Mordsacke nack der Ansicht Hörsings erwidert: „Das wäre
ja gut, ober es kann auch anders sein". Ob Kölling, sährk Hörsing fort, aus Unfähigkeit oder Böswilligkeit der Rechts- pflege diesen furchtbaren Schlag versetzte, werde der Straß« richter festzustellen haben. Schlimmer aber als Kölling, da» sage er dem Disziplinarrichter und dem Oberlandesgerichtepräsidenten, sei das Treiben jener völkisch-nationalistischen Juristengruppe — Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte — im Jastizpalasi, deren Führer Landgerichtsdirektor Haffin ann sei.
Hörsing zieht also die Untersuchung der Mordsache rein auf das politische Gebiet.
Dr. Müller-Meiningen zum Fall hörsing
TNünchen. 11. August. Der frühere bayrische Justizminister Dr. Müller (Meiningen), der viele Jahre hindurch der Führer der Demokratischen Partei in Bayern war, äußert sich in der Presse über den Magdeburger Fall: Die Tatsache liege nach den bisherigen Mitteilungen nicht klar. Vor allem sei es unverständlich, wie die Berliner Polizei dazu komme, in das Mordverfahren gegen Haas, Schröder und Genossen e i nzu g r e i f e n. Nach dem Gesetz könne das Untersuchungsversahren nur von dem Untersuchungsrichter geführt werden. Der Untersuchungsrichter habe das Recht, Kriminalbeamte zu beschäftigen oder abzulehnen, die in dem Untersuchungsverfahren tätig sein sollten. Noch viel weniger als die Staatsanwaltschaft hätten Polizeibehörden irgendein Recht, selbständig Untersuchungshandb.^eu vor- Amehmen oder gar aus eigne Faust Untersuchungen zu silM ren. Wenn es richtig sei, daß man dem ordentlichen Unter- schungsrichter absichtlich die in der Sache verwandten mck ein geweihten Polizeiorgane genommen oder durch ein DW- plinarverfahren kaltgestellt habe, so zeige das nur, wohin o»i» in der anarchischen Entwicklung unsers Behördenapparats gekommen seien, und darin liege dieungeheur « grundsätzliche Bedeutung der ganzen Frage, die rechtlich durchaus zugunsten des Untersuchungsrichters zu entscheiden sei. Gegenüber rechtzerstörenden Wirkungen, wie sie dieser Magdeburger Prozeß enthülle, gelte es, die Unabhängigkeit und Selbständigkeit des deutschen Berufsrichters als die Grundlage des modernen Staats zu verteidigen.
wesentliches Stück des Gestngens der Konferenz zu verdanken. Eine Fülle neuer Anregungen haben alle Teilnehmer empfangen. Möge die geleistete Arbeit in -der Heimat nun ihre Früchte zeitigen!
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Neuestes vom Lage
Die Versaffungsfeier in Berlin Berlin, 11. August. Heute mittag 12 Uhr fand im Reichstag die amtliche Berfassungsseier statt. Reichspräsident von Hinüenüurg wurde an der großen Pforte vom Reichs- tagspräsidenten Lobe empfangen und in seine Loge geleitet. Als er im Saal erschien, erhob sich die Versammlung von den Sitzen. Reichsminister Dr. Kül z hielt die Festrede, in der er ausführte, die Weimarer Verfassung sei ein Programm für die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Erneuerung des deutschen Volks, die Magna Charta der deutschen Republik. Wenn der Pazifismus daraus abziele, daß der Krieg aus der Entwicklungsgeschichte der Menschheit immer mehr verschwinde, dann sei er die größte Mensch- heitsidee.
Nach dieser Rede hielt Reichskaiyster Dr. Marx eine Begrüßungsansprache an den Reichspräsidenten. Noch stehen große Volksfeste dem neuen Staat ablehnend gegenüber, ober darin seien alle einig, daß dem Wohl des Vaterlands zu dienen Inhalt und Ziel des Denkens und Handelns sein müsse. — Nach Schluß der Feier schritt der Reichspräsident, von der Menge lebhaft begrüßt, die vom 17. Infanterie- regiment in Braunschweia gestellte Ehren kompagnie ab, die zurzeit zur Berliner Wachtruppe gehört. - -
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Die Ueberwachung der Rüstungen Genf. 11. August. Der Unterausschuß der Militär- sachverständigen des Abrüstungsausschusses hat mit 8 gegen 6 Stimmen bei 6 Enthaltungen sich für militärisch technische Ueberwachung der Rüstungen ausgesprochen. Dagegen erklärten sich die Italiener und noch entschiedener die Amerikaner.
Das Tilgungskaffengefetz angenommen Paris, 11. August. Nachdem gestern der Ausschuß der Nationalversammlung in Versailles den Gesetzentwurf über die Tilgungskaffe mit 21 gegen 5 Stimmen angenommen hatte, ging die Regierungsvorlage wieder an die Vollvev- sammlung zurück. Die Sozialisten und Kommunisten bekämpften die Vorlage in einer Weise, daß die Sitzung zeitweise unterbrochen werden mußte. Der Abgeordnete Doriot (Komm.) erging sich in den schwersten Ängrissen gegen die Negierung. Die Saaldiener mußten die gegen den Presidenten der Sitzung tätlich vorgehenden Kommunisten «S Gewalt auf ihre Sitze zurückdr'ängen. Doriot leistete d« wiederholten Aufforderung, die Rednertribüne zu verlasse», keine Folge, woraus der Militärbefehlshaber des Palastes, General Pelletier, mit 9 Soldaten im Saal erschien und die Aufforderung wiederholte. Jetzt trat Doriot ab. Der Gesetzentwurf wurde darauf unter großem Lärm mit 671 gegen 1Ä Stimmen angenommen.
100 Tage kohlenarbeiterskreik in England London, 11. August. Gestern am 100. Tag des Kohlen- arbeirerftreiks richtete der Gewerkschaftssekretär Cook eine Drahtung an die russischen Gewerkschaften, in der er um ihre Hilfe bittet. Die Äugen der englischen Bergleute seien nach Osten gerichtet. — Die Zahl der zur Arbeit zurückkehrenden Bergleute nimmt täglich zu.
Der Vermittlungsvorschlag der Bischöfe von den englischen Bergarbeitern abgelehnk
London, 11. August. In einer Abstimmung haben die Bergarbeiter den Friedensvorschlag der Bischöfe der anglikanischen Hochkirche mit 367 650 gegen 333 036 Stimmen abgelehnt. Die „Westminster Gazette" sagt, es scheine, dich die Arbeiter nicht gern für einen Vorschlag stimmen wollten, den die Zechenbesitzer und die Regierung bereits abgelehnt hatten und der, einmal angenommen, die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit bedeutet hätte. Die Ablehnung komme den Arbeiterführern ungelegen. Der Vollzugsausschuß wolle am Montag um Vollmachten für neue Verhandlungen bitten aus der Grundlage: Siebenstundentag, allgemeiner Mindestlohn, allgemein verbindliche Regelung und Schied»- gerichtsbarkeit.
Serbien gegen Bulgarien — Eingreifen Englands Belgrad, 11. August. Die südslawische Regierung läßt, in Sofia ein Ultimatum übergeben, in dem drohend die Auflösung des mazedonischen Komitees, Auslieferung der Führer und Entschädigung der angeblich bei Grenzkämpfen ums Leben gekommenen Personen verlangt wird.
Der englische Gesandte verlangte von der südslawischen Negierung Aufklärung über das Ultimatum mit dem Beifügen, Südslawien solle den Streitfall nicht eigenmächtig entscheiden, sondern dem Völkerbund unterbreiten. Der Getankte betonte, daß lein Sckrikt mit Willen und Zustimmung