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Nr 185

Segrüncket 1826

Mittwoch, den 11. August 1928

Fernsprecher Nr. 29

1VV. Jahrgang

Tagesspiegel

Ser Widerhall des

Washington, 10. August. Der offene Brief Cleme n - ceaus an den Präsidenten Coolidge wird in Amerika allgemein einedumme Unverschämtheit" erklärt, die nicht geeignet fei, die gereizte Stimmung gegen Frankreich zu verbessern. Die Politik der Vereinigten Staaten in der Schuldenfrage werde jedenfalls sich nicht ändern. Den Fran­zosen zieme eine solche Sprache nicht, da Frankreich von seinen Nach kriegsschulden noch keinen Pfennig an Amerika zurückgezahlt habe. Präsident Coolidge erhalt zahllose Zuschriften aus dem ganzen Land, die ihn aufsordern, in der Schuldenfrage nicht nachzugebcn.

Oberst House, der Freund Wilsons, sagt in einem Ar­tikel, die Amerikaner haben während des Weltkriegs Hun­derte von Millionen Dollar für Europa geopfert, und jetzt sollen sie sich (von Frankreich) Wucherer und Schinder nennen lassen. Der Grund sei, daß die amerikanische Re­gierung es ablehne, am Wiederaufbau Europas mitzu- wirken.

Paris. 10. August. Die Kammergruppe der republika­nischen Union, die einen Minister im Kabinett Poincare hat (Pensionsminister Marin) hat Clemenceau zu seinem Brief beglückwünscht.

DerMatin", der die Meinung Briands wiedergeben dürfte, schreibt: Der Schuldige (Clemenceau) steht auf und klagt an. Clemenceau hat die bedauerliche Angelegenheit der Schuldenfrage noch peinlicher und schwieriger gemacht. Er war aber kaum befugt, als Ankläger wegen eines schlech­ten Friedens aufzutreten, den er selbst gemacht hat.

Vorläufige Ruhe in Mexiko

Neuyork, 10. August. Nach einer Meldung der Associe- ted-Preß aus Washington konnten die beiden protestantischen Kirchen der Hauptstadt am Sonntag ohne Störung den üblichen Gottesdienst abhalten. Die katholischen Kirchen wur­den, obwohl in ihnen keine katholischen Priester mehr amtier­ten, von einer großen Anzahl Gläubigen ausgesucht, die dort beteten. Im ganzen Lande herrscht Ruhe. Die Bevöl­kerung scheint geduldig die weitere Entwickelung abzuwar­ten. Die R.gierung forderte die protestantischen Pfarrer auf, sich in die aufliegenden Listen einzurragen und den Gemeindebehörden eine Aufstellung des gesamten kirchlichen Vermögens zu übergeben. Die Regierung beabsichtigt jedoch, allen Kirchengemeinden die Benutzung dieses Eigentums auch in Zukunft zu gestatten.

Neuyork, 10. August. New-Nork World veröffentlicht eine Erklärung des mexikanischen Erzbischofs an das ameri­kanische Volk, in der es heißt, die mexikanische Regierung versuche, die richtige Beurteilung der Streitloae dnrck das

Clemencem-Vrieses

Deutschlands Hilfe für die Frankenstühung London, 10. August. DerDaily Telegraph" erwähnt, wieder das Gerücht, daß Deutschland der französischer» und belgischen Währung zu Hilfe kommen wolle, indem e«^ die Hälfte der Reich sbahnvorzugsaktien des Da-' wesplans an den Börsen verkaufe, um Geld für die Stützung des Franken zu schaffen. Die gegenwärtige Zeit wäre allerdings fdr die Unterbrirkgung dieser Papiere nicht günstig und sie müßte zu niederen Preisen abgegeben wer­den. Deutschland würde also einen erheblichen fi­nanziellen Schaden haben. Weiter gehe das Ge­rücht. Deutschland wolle Belgien die Hilse gewähren, damit es die im Vertrag von Versailles an Belgien verlorenes Bezirke Eupen und Malmedy, oder wenigstens Eugen, zurückerhalte.

Die Alarmgerächte über Rußland London, 10. August. DieDaily News" berichten, die Gerüchte über angebliche Meutereien in Rußland stammen im Grund aus Rumänien. Der neue Diktator-Minister­präsident Averescu wolle in Rom wichtige diplomatische Unterhandlungen mit Mussolini führen, auch über Beßara- bien, die er durch Alarmgerüchte fördern zu können glaube. Unbedeutende Vorkommnisse in Südrußland an der rumä­nischen Grenze seien daher so stark übertrieben worden.

DieTimes" sagt zu dem neuen italienisch-spa­nischen Vertrag, er betreffe hauptsächlich die Macht­stellung Italiens im Mittelmeer. Es sei bezeichnend, daß ein italienisches Blatt schreibe, die wirkliche Bedeutung des Vertrags liege außerhalb des Einflusses des Völkerbundes.

I amerikanische Volk und durch die übrige Welt"durch falsche I Behauptungen zu beeinflussen. Die mexikanische Regierung behaupte, daß kein religiöser Streit vorhanden sei, während doch 30 Bischöfe und Erzbischöfe mit Billigung des Papstes die religiösen Handlungen eingestellt hätten. Die Verfassung und die Gesetze Mexikos stimmten nicht mit dem Volks­glauben überein. Der Versuch, diese Gesetze abzuändern, bedeute keine Errichtung eines Staats im Staat oder einen Angriff aus die nationale Selbständigkeit.

Reue Erfolge Ser Drusen

Jerusalem, 10. August. Nach einer arabischen Meldung ist eine französische Kolonne auf dem Marsch von Sueiba nach Misrean von den Drusen eingefchlossen worden, und sie wird bereits seit vier Tagen regelrecht belagert. Die Lage der Kolonne verschlechtert sich von Stunde zu Stunde. Weiter wird erklärt, daß die Drusen erfolgreiche Gegen­angriffe auf die Ortschaften Hamilia und Mazza ausgeführt haben, wobei die Franzosen schwere Verluste erlitten.

Der Rcichsrat ist auf Donnerslaa einberufen worden, um erneut die Frage der TNündelfichsrheit für die Hypo- thekarschuldverfchrcibungcn der Renlenbank-Kredikanstalk zu beraten.

Der preußische Minister hat den Berliner Polizeikommis- faren, die in Magdeburg tätig waren und die Freilassung des Haas herbeiführken, amtliche Anerkennung ausgesorcchsn.

Me der Generalbevollmächtigte des ehemaligen preußi­schen Königshauses mitkeilt, hak er in Beantwortung des Schreibens des preußischen Ministerpräsidenten Braun vom 21. Juli der preußischen Ressicruna eine kommissar-sste Be­sprechung zur weiteren Klärung der Verglcichsmvslichkeilen vorgeschlagen.

In Fulda begann heute die diesjährige deutsche Bischofs­konferenz in Anwesenheit von 17 Teilnehmern.

Wie will man der Arbeitslosigkeit wirksam steuern?

Es gibt keine größere Gefahr für die öffentliche Sicherheit als die Arbeitslosigkeit. Wie waren hierin etwas besser daran als andere Staaten, besonders als das sonst so reiche E ngland. Das ist aber leider seit Jahr und Tag anders geworden. Und heute kann man, so fürchterlich auch die Wahrheit ist, geradezu von einer chronischen Ar­beitslosigkeit sprechen.

Das beweisen die Zahlen. Im Juni 1925 hatten wir im Deutschen Reich nicht ganz 200 000 Vollerwerbslose. Diese Zahl stieg bis 15. Februar 1926 auf 2 058 000 (dazu noch 2 330 000 Zuschlagsempfänger). Damals kamen auf 100 Krankenkassenmitglieder 13, auf ebensoviel Mitglieder der Arbeiterfachverbände 22 Erwerbslose. Diese entsetzliche Zahl Hot sich etwas, aber im Verhältnis zur günstigen Jahreszeit viel zu wenig, nämlich nur um etwa 300 000 gemindert. Ami. Juliwarenesimmernochl 742 000 unter- stützte Vollerwerbslose und 17300 000 Zu­schlagsempfänger.

Mi? dem abhelfen? Denn, darüber wird sich jedermann klar sein, es gibt im Augenblick für den Staat keine größere Sorge als die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, eine An­gelegenheit, gegen die alle sonstigen Fragen der Politik, des Völkerbunds, derRückwirkungen", der Stellung zu Ruß­land usw. unbedingt zurücktreten müssen. Wir verstehen deshalb recht gut, daß Regierung und Reichstag und Reichs­wirtschaft mit ihren sozialpolitischen und wirtschaftlichen Aus­schüssen alle Hände in Bewegung setzen müssen, um diese Herftilesarbeit bewältigen und die furchtbare Gefahr, die unserem Vaterland droht, noch rechtzeitig beschwören zu können. Es ist deshalb eineM i n i st e r i al k o m m i s s i o n für Arbeitsbeschaffung" eingesetzt und mit den erforderlichen Befugnissen ausocstattet worden. Sie setzt si-^ zusammen aus Vertretern des Reichsfinanz-, Reichswirt­schafts-, Reichspost-, Reichsverkehrs- und Reichsernährungs­ministeriums.

Diese Kommission hat keine leichte Aufgabe, denn das Arbeitsbeschasfungsproaramm der Regierung ist außerordent­lich vielseitig. Es betrifft Eisenbahnbauten (mit 154 Millionen Mark Mehrausgaben), Reichspost auf- träge (300 Mill.), Wasserstraßenbauten (insbe- sonders Vollendung des Mittellandkanals), Landarbei­terwohnungen (30 Mill.), Wohnungsbau (200 Millionen), Straßenbau, Förderung des ländlichen Siedlungswesens (150 Mill.). landwirtschaft­liche B o d e n v e r b e s s e r u n g (35 Mill.) und andere Arbeiten der produktiven Erwerbslosenfürsorge.

Wie man die Ausführung dieser ..Notstandsarbeiten" im einzelnen denkt, darüber nur ein Beispiel, und zwar aus dem größten gewerblichen Betrieb, den wir haben, nämlich dem Eisenbahnwesen. Hier hat das Reick sich bereit erklärt, ein Darlehen von 54 Millionen RM. zur Fertig­stellung begonnener Bahnbauten unter besonders günstioen Bedingungen zu gewähren, Von diesen Mitteln soll ein mög­lichst hoher Betrag schon im Laus dieses Jahres in Bezirken mit besonders großer Arbeitslosigkeit oerausoabt werden. Ferner will die Reichsbahngesellschaft mit finanzieller Unter­stützung des Reichs außer den Aufträgen, die sie bereits aus­gegeben hat, weitere Aufträge im Gesamtbetrag von 100 Millionen Mark vergeben. Die Reichshilfe soll in einer Zins­verbilligung bestehen. Die Arbeiten dienen hauptsächlich der Verstärkung des Oberbaues und der Umwandlung der Bahnen in elektrischen Betrieb.

Wir wissen wohl, daß damit noch lange nicht dem furcht­baren Uebel abgeholfen ist. Solange die Wirtschaftskrise, der Kapitalmangel, die verminderte Kaufkraft der Bevölkerung, auch die Zunahme der Erwerbstätigen anhält, so lange wird diese Sorge unser politisches und wirtschaftliches Leben weiterhin mit ihrer Zentnerlast bedrücken. Aber es ist eben doch auf diesem Gebiet Anerkennenswertes geleistet worden, «o betrug das Verhältnis der Notstandsarbeiter zu den Hauptunterstützungsempfängern am 15. Januar dieses Jahrs uur 2,3 v. H am 15. Mai aber 8,9 v. H. Das ist doch eine erhebliche Besserung. Diese ist um so höher zu bewerten, ms bei den Notstandsarbeiten grundsätzlich in erster Linie Me sogen.Ausgesteuerten" d. h. diejenigen, die länger als kin halbes Jahr erwerbslos sind und somit der Armenfürsorge verfallen, in erster Linie berücksichtigt werden sollen.

Alles in allem: Die Not ist groß, riesengroß. Aber Reich, 'dtaat und Gemeinde tun das Menschenmögliche, um ihr

wirksam zu steuern. Wenn nur das ist der he-bc W'in'ck aller ernsten Vaterlandsfreunde auck unser liebes Volk den Ernst der Lage besser einselwn und sich in seiner Lebens- baltung, namentlich in seiner Vergnügungssucht, etwas ein­schränken wollte!

Neuestes vom Lage

Gras Brockdorsf-Rcmtzan beim Reichspräsidenten Berlin, 10. August. Der Reichspräsident empfing heute den deutschen Botschafter in Moskau, Gras von Brockdorff. Rantzau.

Die deutschen Dawesleistungcn im Juli Berlin, 10. August. Nach dem Bericht des Generah­agenten hat Deutschland im Juli etwas über 93 Millionen Eoldmark bezahlt, darunter 20 Millionen aus den Ein­nahmen des Reichshaushalts, 22,9 Millionen Goldmark Be­förderungssteuer, 50 Millionen Goldmark Verzinsung der Reichsbaynreparationsschuldvcrschreibungen. Die Gesamt­summe der bis 31. Juli auf die zweite Jahresleistung ein- gezahlken Beträge beläuft sich einschließlich des aus dem ersten Dawesjahr übernommenen Barbestands auf rund 1117 Millionen Goldmark. Der Kassenbestand zum Monatsende betrug 93 Millionen Goldmark. Als Zahlungen im letzten Monat sind u. a. ausgewiesen: für Frankreich 43,4 Mil­lionen, für England 17,4 Millionen, für Italien 6,5 Mil­lionen, für Belgienz9,3 Millionen. Die entsprechenden Zah­len für Leistungen in den ersten elf Monaten des zweiten Dawesjahres sind: Frankreich 487,2 Millionen, England 201

Millionen, Italien 65,4 Millionen und. Belgien 103 Millio­nen. Die SachlieferungM des vergangenen Monats sind mil der Summe von 55,6 Millionen und die in den erstey eis Monaten des zweiten Dawesjahrs mit 598,2 Millionen aus­gewiesen.

Der Magdeburger Fall

Berlin, 10. August. Wie das Berl. Taoebl. erfährt, soll das Oberlandesaericht Raumbura bekcklosten baden, ein dienstliches Strafverfahren gegen-Lanögeri'chtsra't Dr7 Köst­ling in Magdeburg zu eröffnen.

Schwere Zuchthausstrafen für die Füssener Sprengkolonne Leipzig, 10. August. Das Reichsgericht hat in dem Pro- zeß gegen die Kommunisten aus Füssen, die im September 1923 den Sprengstoffanschlag auf das Bezirksamt ausgesührt hatten, das Urteil gesprochen. Das Gericht hielt es für er­wiesen, daß der Reichstagsabgeordnete Wendelin Tho­mas, der inzwischen flüchtig geworden ist, den Plan aus­arbeitete und auch von der Berliner Zentrale die notwen­digen Sprengstoffe lieferte. Der Rechtskonsulent Röger war dann der geistige Leiter des Sprengkommandos, und auch die übrigen sieben Angeklagten beteiligten sich an der Ausführung der Tat. Das Gericht vernurteilte R ö g e r zu 10 Jahren Zuchthaus und 1000 Mark Geldstrafe, den Schlosser K l e b s ch zu 8 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und 850 Mark Geldstrafe, außerdem zur Ausweisung aus dem Gebiet des Deutschen Reichs, da er österreichischer Staatsangehöriger ist. Der Schreiner Köpf erhielt 7 Jahre Zuchthaus und 700 Mark Geldstrafe, der Eisendreher Roth- ärmel, der Fabrikarbeiter K u p r i a n, der Malergehilfe Frank je 6 Jahre Zuchthaus und 600 Mark Geldstrafe, der Bauarbeiter Steindl 3 Jahre Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe und der Fabrikarbeiter Thaler 2 Jahre Zuchthaus und 200 Mark Geldstrafe. Die Strafen wurden dem Republik-Schuhgesetz entnommen. Die erlittene Unter­suchungshaft kam in Anrechnung.

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Die französische Nationalversammlung Paris, 10. August. Heute vormittag wurde die Ratio- nalversammlung in Versailles eröffnet, die zur Ver­abschiedung der verfassungsmäßig festzulegeirden Bcstim- mungen über die Tilgungskasse einberufen ist. Minister­präsident Poincarö verlas die Begründung des aus einem einzigen Artikel bestehenden Gesetzentwurfs, der lautet:Das Verfassungsgesetz vom 25. Febr. 1875 wird wie folgt er- gänzt: Die Autonomie der Kasse zur Verwaltung der Schatz- scheine der nationalen Verteidigung und Tilgung der öffent­lichen Schulden trägt verfassungsmäßigen Charakter. Ihr werden bis zur vollständigen Tilgung zugewiesen: 1. die Einnahmen aus dem Tabakverkaus, 2. der Ertrag der ehe­maligen Lteuern bei Eigentumswechsel, die Erbschaftssteuer