Sette 2 - Nr. 184

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

nicht zu bestätigen schien, daß Spanien die Insel an Frank­reich zu verkaufen gedenke, erging vo mStaatsamt in Wa­shington aus der Bonnstrahl, daß die Vereinigten Staaten unter keinen Umständen irgendeiner Macht außer Spanien den Besitz der Insel gestatten würden. 1843 mußte England dieselbe Erfahrung machen, als abermals Verkaufsgerüchte ouftauchten. Fünf Jahre später ließ Präsident Polk Spa­nien hundert Millionen Dollar für Kuba anbieten, erlitt aber eine Ablehnung. Spanien verkaufte nicht, verlor die Insei aber doch in dem Krieg mit den Vereinigten Staaten 1898.

Während Amerika im Atlantischen Ozean sich nicht weiter als bis zum Golfstrom vorwagte und niemand näher heran- Heß, sah es im Stillen Weltmeer ein breiteres Feld Mr seine Zukunft. Im Jahr des Berliner Kongresses, 1878, Der nach den Worten Viallates den Tag bezeichnet, von dem an die Beziehungen der europäischen Nationen weniger durch ^europäische Fragen, als durch den Kampf um Kolonien und -fremde Märkte bestimmt würden, in diesem Jahr 1678 schloß lAmerika einen völlig unbeachteten Vertrag mit dem dama- slrgen Königreich Samoa, durch den ihm die Benutzung des Hafens von Pago-Pago auf der Insel Tutuilä als Flot- tenstation zugestanden wurde, während Amerika sich zu der Gegenleistung verpflichtete, etwaige Schwierigkeiten zwischen Samoa und einer Amerika befreundeten Nation in zufrie­denstellender Weise zu schlichten. Damit sollten England wie Deutschland von allenfallsigen Gelüsten auf Samoa abge­schreckt werden, aber es bedurfte doch erst des Zwischenfalls mit der deutschen Flaggenhifsung, 1885, und des Taifuns von --1889, der die versammelten amerikanischen, britischen und deutschen Kriegsschiffe in den samoanischen Gewässern in den Schutz der Häsen trieb, um die dreifache Schutzherrschast über Sa«oa aufzurichten: 1899 fiel Amerika die Insel Tutuila tzu. Amerika war eine Macht rm Stillen Ozean geworden. Nachdem es ein Jahr vorher die Philippinen den Spa­niern abgenommen hatte, bedurfte es der Zwischenstütz- Punkte auf dem weiten Weg von 11000 Kilometer bis nach Manila, und heute ist der Stille Ozean mit amerikanischen Dnseln förmlich übersät.

Der Handel folgt nicht mehr der Flagge, sondern dem Dollar, und der Dollar war es, der die Politik der Inter­jessensphären, derOffenen Tür", des Protektorats, des dicken Knüppels und schließlich sogar der heimlichen Schürung fremder Unruhen er,zwang und noch erzwingt. Seit Präsi­dent Taft spricht man offen von der Dollardiploma- 1 i e, und hinter 'dem Wort steht so ziemlich ganz Amerika. Last betrachtete di« Verschuldung der Länder in der Nach­barschaft der Kanalzone und im Karibischen Meerbusen an

fremde" Geldgeber als gefährlich, weshalb dieVereinigten Staaten glücklich sind, die amerikanischen Bankiers, die wil­lens sind, diesen Ländern eine helfende Hand zu reichen, zu ermutigen und zu unterstützen". Diese Unterstützung er­folgte meist in Gestalt von Marinesoldaten und Finanzver- waltern. Nicaragua, Ekuador, San Domingo, Haiti, Panama, Kuba, erzählen die Geschichte der Dollarpolitik. <Ne reichte unter Taft bis in den Fernen Osten, wo Chinaermutigt werden mußte, amerikanisches Kapital zu verwenden, um die Reformen durchguführen, zu denen es vertraglich sich ver­pflichtet hatte". Die Viermächte-, die Fünfmächte-, die Sechs­mächteanleihe an China erstreckte sich von der Taftregierung bis in die doppelte Wilsonregierung, wurde durch den Krieg unterbrochen, bis sie endlich 1920 in Form einer Viermächte­anleihe zum Abschluß kam. China war eine ameri­kanische Interessensphäre geworden-, eine zwan­zigjährige Politik war zur Frucht gereift. Die Nachkriegs­zeit brachte di« Erkenntnis von dem Wert des O els, und so wandte sich die Washingtoner Politik neben Südamerika, wo sie schon vorher tätig war, auch dem Nahen Osten m und geriet dabei namentlich mit England, aber auch mit Frank­reich und Italien aneinander, so in Persien, in Mesopota­mien, wo die Sinclairgruppe, die Standard Oil und die Che­sterleute ihren Anteil verlangten. Sogar mit Holland wurde deutsch geredet, als es 1921 die Djambi-Oelfekder nicht auch an die Standard Oil-Gesellschaft verpachten wollte.

Was die Alte Welt in tausend Jahren durchgemacht, das drängtZich in Amerika auf anderthalb Jahrhunderte zusam­men: Eroberung und Ausschließung des Siedlungsgebiets, allmähliche Entwicklung einer Industrie zur Bedarfsbefriedi­gung der Menschenmassen, Ueberentwicklung der industriellen Erzeugungsmöalichkeiten wie der Landwirtschaft, Auffuchen fremder Märkte für Rohstoffe und Waren, Zufluß fremden' Goldes Ki vorhandenem Reichtum, Neuanlagen, Mehrerzeugung, neue fremde Märkte, und zwar jetzt auch für Kapital, Schutz dieses Kapitals und endlich strategische Stützpunkte. Amerika hat die ganze Stufenleiter durchlau­fen. Jetzt fehlt nur noch der Schlußakkord: Neid, Haß und ein gemeinsames Borgehen gegen den glücklichen Besitzer.

Schiller sagt im .Ring des Polyprates': Noch keinen sah ich friMch enden, auf den mit immer vollen Händen die Witter ihre Gaben streun.

Neuestes vom Lage

Schulfragen in Elsaß-Loch ringen Paris, 9. August. Der französische Lehrerkongreß in Straßburg hat sich in einer Entschließung für die sofortige Einführung der weltlichen Schule in Elsaß-Lothringen aus­gesprochen und den Unterrichtsminister aufgefordert, die Neutralität der Schule nicht durch die konfessionellen Ver­bände verletzen zu lasten.

Ein gesetzgebender Nal für das Tanganjikagebiet London, 9. August. .Daily Mail' berichtet aus Dares­salam (Ostasrika), daß jetzt die königliche Zustimmung zur Schaffung eines gesetzgebenden Nats für das Tanganjika- aebiet erteilt worden sei. Dieses sei das wichtigste Ereignis heit dem englischen Raub dieser ehemals deutschen Kolonie.

Zum Kirchenstreit in Mexiko Reuyork, 9. August. Wie die .Neuyorker Times' schreibt, mißbilligt die Negierung in Washington das Vor­gehen des katholischen Ordens der Kolumbusritter gegen die mexikanische Negierung, das gefühlsmäßig verständlich, aber politisch widerspruchsvoll sei. Die Negierung werde fich von ihrer Zurückhaltung nicht adbringen lasten.

Der 24. Märkische Katholikentag in Berlin sandte an den Erzbischof von Mexiko ein Begrüßungstelegramm.

Die Lage in China

Schanghai. S. Aug. Nachrichten aus Peking zufolge ist Marschall Wupeifu nicht imstande gewesen, seinen Sieg über das Nationalheer im Nankau-Paß auszunutzen und die flüchtenden Nationalisten zu verfolgen. Er wurde im entscheidenden Augenblick durch frisch« Kuomintschutruppen im Rücken angegriffen und in die Verteidigung gedrängt, so daß das geschlagene Nationalheer unbehelligt seine Aus­nahmestellungen erreichen konnte.

Dienstag, 10. August 1V2S

Der Bahnhof Eutingen.

Es wird uns geschrieben:

Zwischen Köln und München, Königsberg und Basel, gibt es sicherlich keinen Bahnhof mehr, der uns so lebendig in die Gründungszeiten der Eisenbahnen vor hundert Jahren hinein­versetzt, wie der Bahnhof Eutingen. Ursprünglich beim Bau der Eisenbahn als Notbaracke für die Bauarbeiter erstellt, ist uns die Baracke durch die gütige Vorsehung der württember- ischen Eisenbahndirektion in vollkommen unberührtem Zustand is auf den heutigen Tag glücklich erhalten geblieben. Ueber ein halbes Jahrhundert steht dieser sogenannte Bahnhof schon so da, zwei bis drei Generationen sind an ihm vorübergezogen, Telephon, Elektrizität, Radio, alles ist gekommen, erfunden, bezw. entdeckt worden, ihn geniert das nicht weiter, er bleibt wie er ist. Es wäre aber auch zu schade, wenn diese Eingangs­pforte in den württembergischen Schwarzwald von unserer Eisenbahnverwaltung anders gestaltet würde, um schon hier äußerlich zum Ausdruck zu bringen, daß von hier ab wenig In­teresse mehr vorhanden ist.

Und doch, wieviel Hunderte, ja Tausende von Reisenden steigen hier tagtäglich aus, um den Zug zu wechseln, schutzlos jedem Unwetter preisgegeben denn die Ueberdachung wie z. B. in Böblingen wäre für die Schwarzwälder doch ein un­verantwortlicher Luxus, da sie an Regen und Kälte gewöhnt sind muß man oft noch weite Strecken zurücklegen, um von einem Zug zum andern zu kommen, da die Stuttgarter Züge sehr weit hinausfahren. Dann aber preist jeder sich glücklich, wenn er, nach links und rechts schauend, ob kein anderer Zug ihm in die Quere kommt, im Eilschritt über die Schienengeleise gestolpert ist. Meist stößt man aber doch noch mit einem der lieben Postwägelchen zusammen, die prompt dir entgegen- fahren und ganz gern dir etwas von ihrem Ueberfluß auf den Kopf werfen. Wie angenehm ist nur der Gehsteig für die nach Stuttgart Reisenden, die wie eine lange Schlange sich am Ge- länger drücken müssen, um dem heranfahrenden Zug nicht zu nahe zu kommen. Besonders bei Regen, Sturm und Schnee ist das Warten auf dem zugigen Bahnhof ein äußerst belieb­

tes, unterhaltsames Geduldspiel. Ist man endlich zum soge­nannten Bahnhofsgebäude vorgedrungen, so entdeckt man meist, daß wir viel Zeit haben, bis der Zug weitergeht, daß wir also gemächlich die Aufenthaltsräume besuchen können. O Himmel, sind die schön und stattlich eingerichtet: kein Wunder, da doch Hunderte von Passanten hier auf große und behagliche Aufent­haltsräume angewiesen sind. Schweig stille, mein Herze. War­tet man vor dem Hause, dann darfs dich nicht wundernehmen, wenn ein Postwägelchen dir mit einer herausragenden Stange den Hut mitnimml immer noch besser als den Kopf. Schon oft hat man Leute besinnlichen Charakters vor diesem Bahn­hof stehen sehen, erwägend, warum er so pietätvoll der Nachwelt erhalten bleibt: und fragt man, so erhält man die tröstliche Antwort, es sei eine direkte Führung von Ergenzingen nach Hochdorf geplant und dann gebe es große Umänderungen. Gut Ding braucht lange Weile seit 50 Jahren besinnt man sich in Stuttgart darüber und wird sich noch weitere 50 Jahre darüber besinnen, bis den Herren wie dem schlafenden Barbarossa im Kyffhäuser auch der Bart durch den Tisch gewachsen ist. Und so lange mögen sommers und winters Tausende und Abertau­sende von Reisenden an diesem schönen Bahnhof vorüberziehen und sich darüber freuen, dieses Schmuckstück württembergischer Bahnhofbaukunst kennen gelernt zu haben. Ich habe noch immer Hoffnung, daß man sich doch schließlich einmal ausbe­sonnen haben werde, wie weiland bei der Murgtalbahn. Diese beiden Dinge werden immer das Ruhmstück der württembergi­schen Generaldirektion sein.

Oder weiß die Generaldirektion nicht, was mit diesem Bahnhof anfangen? Ich wüßte eine Lösung Der Gemeinderat Freudenstadt, habe ich gelesen, sucht alte, ausrangierte Eisen­bahnwagen für streitsüchtige Mieter. Ihm kann geholfen wer­den, er soll diesen ausrangierten Bahnhof ankaufen, vielleicht daß man doch aus dem Dornröschenschlaf aufwacht und das wichtige Eutingen-Problem wieder einmal dem Kasten F ent­nimmt. Vielleicht, vielleicht. Wir heißen euch hoffen!

Daily Mail" meldei aus Peking: Die Streitkräfte T s ch a n g t s o l i n s stoßen an der Westfront auf entschlosse­nen Widerstand der Kuomingtun-Truppsn- Die Kantonstreit­kräfte überschwemmen das Land mit bolschewistischer Wer­bung und benutzen die Missionen, Kirchen und Hospitäler als Kasernen. Eine weitere Verwicklung bietet die Schaffung eines Bürgerheers in Honan und Schantung mit dem Schlachtruf: Vertilgung aller Militaristen.

Die linksradikÄe Regierung in Kanton hat ein Tele­gramm erhcckten, die Truppen Wupeifus seien an der Tschantse-Front geschlagen worden und ziehen sich in nörd­licher Richtung zurück.

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Rückkehr der Reichsministcr Berlin, 9. August. Die Reichsminister sind aus dem Ur­laub nach Berlin zurückgekehrt, um an der VerfassungsfÄer am Mittwoch teilzunehmen. Am 12. August findet eine Kabinettssihung im Rahmen einer allgemeinen Aussprache statt.

Angebliche Milikäraufftände in Rutzland Bertin. 9. August. Aus Warschau kommen polnische Be­richte über angebliche militärische Putsche in Petersburg und Kronstadt gegen die Sowjetregierung, die von dem in Un­gnade gefallenen Militärkmnmiffar Trotzt! und dem ab­gesetzten Vorsitzenden der bolschewistischen Internationale, S i n o w j e w - Apfelbaum, angezettelt worden sein sollen. Trotzki sei ans Moskau entflohen. In der Ukraine sei der Regierungskommissar Dracenco von aufrührerischen roten Soldaten ermordet worden, die sich gegen die blutig« Tscheka (politische Geheimpolizei) erhoben haben. Auch di« Matrosen der Schwarzmeerflotte sollen gemeutert, in Kertsch und Odessa Strahenkämpfe stattgefunden haben.

Von Moskau ans werden alle diese Meldungen in Ab­rede gezogen und es wird behauptet, Polen bezwecke mit diesen Alarmnachrichten nur, seine eigenen Angrrffspläne zu verdecken. (Jedenfalls sind die Meldungen sowohl aus Warschau wie aus Moskau mit Vorsicht aufzunehmen.)

Vom MagöÄnirger Fall

Magdeburg. S. August. Die Spruchkammer hak die Haftentlassung des Fabrikanten Haas, des Kaufmanns Fischer und des Kraftwagenführers des Haas, Reuter, be­schlossen. Die Genannten wurden sofort in Freiheit gesetzt.

Württemberg

Stuttgart. 9. August. Ein Grammophonplatten­dieb. Am 3. August wurde der 28 Jahre alte Schriftsetzer Zosef Zoos von Ulm hier festgenommen und dem Gericht übergeben. Er hat hier etwa seit 14 Tagen in einer ganzen Reihe von kleineren Gastwirtschaften und Kaffeehäusern Grammophonplatten entwendet und diese in anderen Wirt­schaften zum Kauf angeboten und auch verkauft. In einigen Fällen hat er in derselben Wirtschaft, in der er Platten ver­kaufte. gleichzeitig auch solche entwendet. Bevor Ioos nach Stuttgart kam, hat er sich im, Oberland, besonders in den Bezirken Ulm, Äiberach und Ravensburg Herumgetrieben, und sich dort sehr wahrscheinlich in gleicher Weise betätigt.

Bei der Geißeiche wurde ein 50 3. a. Mann im Wald erhängt aufgefunden. Es liegt Selbstmord vor.

Patzverwelgerung nach Sowjetrußland. Der Weißgerber Rolle von Eßlingen sollt« als Mitglied einer Arbeiter­delegation zum Studium der russischen Wirtschaft nach Ruß, land entsandt werden. Das vberamt Eßlingen hat ihm den Paß verweigert. Darauf wurde Beschwerde an das Mini­sterium des Innern eingelegt. Dieses hat die Beschwerde ab- gelehnt und hinzugefügtr^Mit dem Oberamt muß angenom- men werden, daß die Reis« wie di« früher von gleicher Seite veranstalteten derartigen Fahrten in erster Linie zur Förde­rung der bolschewistischen Ziele in Deutschland dienen soll. Daß dadurch erhebliche deutsche Belange gefährdet werden und der Staat davon absehen muß, für solche Zwecke Pässe auszustellen, bedarf keiner weiteren Ausführung.

Fachausstellung der Schuhmachermeister. Aus Anlaß des Deutschen Schuhmachertags findet in der Gewerbehalle eine Fachausstellung der Schuhmachermsister statt. Die Aus­stellung wurde am Samstag vormittag um 10 Uhr im Fest» mal des Stadtgartengebäudes eröffnet. Der erste Vorsitzende des Reichsverbandes des Deutschen Schuhmacherhandwerks, Obermeister S t o f s e r-Hannover, dankte in seiner Eröff­nungsansprache für das der Ausstellung enkgegengebrachte Interesse, namentlich dem Staatspräsidenten Das Schuh- macherhcmdwerk sei bemüht, den neuesten Anforderungen gereckt xu werden und das xeiae auck die Ausstellung. Ge­

meinderat Wolf überbrachte die Grüße und Wünsche der Stadt.

Im Festsaal der Liederhalle fand am Sonntag unter dem Vorsitz von Obermeister S t o f f e r-Hannover eine öffent­liche Versammlung statt, in der Oberregierungsrat Kälber und Oberregierungsrat Michel die Grüße des Staats­präsidenten und der Regierung, Landtagsabg. Hermann HilIer und Landtagsabg. Fischer die Grüße der Stadt Stuttgart und des württ. Handwerks überbrachten. Prof. Dr. Stahl- Leipzig sprach über die Wege zur Zukunft des Handwerks, Paul Knüppel- Berlin über die Technisierung der Schuhmacherwerkstatt und Syndikus Dr. Schild- Han­nover über das deutsche Schuhmacherhandwerk in Staat und Wirtschaft.

Am Montag wurde die Gründung des Reichsverbands des deutschen Schuhmacherhandwerks vollzogen.

Fahrlässige Tötung. Am Pfingstsonntag hak der 19 Jahre alte Arbeiter Karl Schnitzer von Kirchheim a. N. gelegent- sich eines Besuchs in Bartenbach, OA. Backnang, seine 18 Jahre alte Base Frieda Riecker, als er mit einem Jagd­gewehr hantierte, erschossen. Wegen fahrlässiger Tötung wurde er vom Schöffengericht in Cannstatt zu 1 Monat Ge- fänanis verurteilt.

Ludwigsburg. 9. August. Begrüßung des Ge­neralfeldmarschalls von Mackens e n. General- feldrnarichall von Mackensen, dessen Sohn, Botschaftsrat von Mackensen, sich dieser Tage mit der Tochter des deutschen Botschafters in Rom, Freiherr von Neurath, in Enzweihingen verheiraten wird, traf am Samstag abend mit dem Berliner Schnellzug in Stuttgart ein und wurde hier von einem kleinen Kreis, darunter einigen Offizieren der Reichswehr, empfangen, aber auch vom Publikum im Bahnhof und nachher auf der Straße freudig begrüßt. Der Generalfeldmarschall, der die Uniform der Danziger Leib- Husaren trug, fuhr dann mit dem Auto nach Enzweihingen. Am Sonntag nachmittag versammelten sich hier im Schloßhof vaterländische und militärische Vereine zu emer Begrüßung des Generalfeldmarschalls. Um 3 Uhr traf der Generalfeldmarschall im Schloßhof unter Trommelwirbeln ein und schritt sodann die Front der Vereine ab. Alfred Roth, der Vorsitzende der Vaterländischen Verbände, hielt eine Begrüßungsansprache, in der er die großen Verdienste des 77jährigen Feldherrn würdigte. Der Generalfeldmar­schall dankte in herzlichen Worten, wobei er die treue Hin­gebung der schwäbischen Truppen besonders rühmte. Er schloß mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland, woraus das Deutschlandlied gesungen wurde. Nachher fand ein Vorbeimarsch vor dem Generalfeldmarschall statt. Im An­schluß daran besuchte der Generalfeldmarschall das Grab des Königs, auf dem er einen Strauß niederlegte.

Vaihingen a. F., 9. August. Tödlicher Unglücks- sall. Der Schreiner Friedrich Elsäßer, der z. Zt. als Hilfs­arbeiter beim Bahnbau beschäftigt ist, wurde von einem Per­sonenzug überfahren und so schwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.

Böblingen, 9. August. Tödlicher Unfall aus dem Flughafen. Der Student Hans Bau mann, zurzeit Volontär bei der Daimler-Motorengesellschaft in Sindelfingen, verunglückte beim Anwerfen eines Flug- Motors am Freitag auf dem hiesigen Flughafen tödlich.

heilbronn, 9. August. Ungültige Wahl. Das Mini­sterium hat die Wahl des Schultheißen Knecht in Abstatt hum Sparkassendirektor für ungültig erklärt und dem An­trag des Mitbewerbers Rechnungsrat Wendel stattgegeben und die Losentscheidung angeordnet.

Heilbronn» 9. August. EröffnungderStraßen- Lahn Heilbronn Bückingen. Am Samstag, den 21. August, findet nun die Eröffnung der seit über 20 Jahren geplanten Straßenbahn von hier nach Böckingen statt.

Ziklhausen OA. Balingen, 9. Aug. Kampf zwischen Kreuzotter und Igel. Ein interessanter Kampf, der zahlreiche Zuschauer anlockte, war dieser Tage zu sehen. Hauptlehrer Letsch von hier hat in einem mit Brettern ein­gemachten Viereck eine lebende Kreuzotter mit zwei Igeln zusammengebrachk. Während einer der Igel zunächst keine Notiz von der Otter nahm, wurde diese von dem andern bald nach dem Zusammenbringen angegriffen. Wütend und beißend hieb die Otter um sich, bis es ihr gelang, dem Igel einen Biß am Bauch beizubringen. Nun gab dieser den Kampf auf und die Otter bewegte sich in dem Viereck hin und her, bis sie in die Nähe des bisher untätigen Iaels kam ein rasches Zupacken und der Otter war der Kopf zer­bissen und dadurch hatte der Kampf «in Ende. Beide ver­zehrten nun gemeinsam die Beute. Eine Wirkung scheint der Biß dem Igel nicht verursacht zu haben.