Seile 2 - Nr. L82

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Samstag, 7. August 1S2«

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Peking .zurückzuziehen. habe Beunruhigung hervorgerufen. Man befürchte, daß dieser Schritt das Ansehen der Fremd­mächte ernstlich schädigen und die chinesischen Generale M neuen Herausforderungen verleiten werde.

Der Kirchenstreit in Mexiko

Mexiko-Stadt, 6. Aug. Die Lage im Kirchenstreit ist un­verändert. Das Land ist äußerlich ruhig, unter der Ober­fläche wird der Kampf jedoch von beiden Seiten mit Hart­näckigkeit geführt. Die Regierung scheint fest entschlossen, die Aussührungsbestimmungen zum Kirchengesetz mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln durchdrücken zu wollen, und erklärt alle Gerüchte über einen bevorstehenden Kom­promiß für falsch. Andererseits verteidigt die Kirche ihre Stellung mit gleicher Zähigkeit. Der Beauftragte der erz- bischöflichen Delegatur, Bischof Diaz, veröffentlichte einen Brief des Kardinalstaatssekretärs Gasparri, in dem Wider­stand bis zum Aeußersten empfohlen wird. Die Kirchen in der Provinz sind fast ausnahmslos von Bürgerausschüssen! übernommen worden, die das ihnen anvertraute Gut mit großer Gewissenhaftigkeit verwalten. Trotzdem sind in eini­gen Ortschaften Diebstähle goldener Medaillen und Kruzi- sire vorgekommen, wobei die Diebe sich mit Hilfe gefälschter «Papiere als zu der Beschlagnahme entsandte Regierungsbe­amte ausgegeben haben. Aus frischer Tat ertappte Kirchen­diebe läßt die Regierung ohne Prozeß erschießen.

Der katholische Orden der Kolumbusritter in den Bereinigten Staaten erhob gegen die Kirchenpolitik des mexi­kanischen Präsidenten Calles Einspruch. Die Bürger der Bereinigten Äaaken dürfen nicht dulden, daß Mexiko dem Bolschewismus ausgeliefert werde. Es müsse verlangt wer­den. daß die Waffenausfuhr nach Mexiko freige­geben werde, denn nur dem bisherigen Waffenausfuhr- verbot der Vereinigten Staaten verdanke Calles sein Ueber- gewichr. Der Vorstand des Ordens wird ermächtigt, von den Mitgliedern Beiträge bis zu einer Million Dollar einzu­ziehen für einen Presse- und Aufklärungsfeldzug gegen Calles.

Das Auswärtige Amt erwiderte auf den Aufruf der Ko­lumbusritter, es seien Vorkehrungen getroffen, um vertrag­liche Rechte von Bürgern der Vereinigten Staaten in Mexiko gu schützen. Beschwerden über angebliche Verletzung dieser Rechte werden dem Botschafter der Vereinigten Staaten in Mexiko, Sheffield, zur Untersuchung übergeben. Die Regie­rung in Washington werde wie bisher sich auf den Schutz hrer vertraglichen Rechte ihrer Staatsangehörigen beschrän­ken.

Der frühere Minister Perez wurde in seiner Wohnung erschossen ausgefunden.

Württemberg

Stuttgart, 6. Aug. Protest gegen die Bauland- ,steu er. Zahlreiche Vereinigungen von Grundbesitz-, Gar­ten- und Weinbau sowie Landwirtschaft haben eine Ent­schließung angenommen, in der gegen die vom Gemeinderat beabsichtigte Baulandsteuer Protest erhoben und das Mini­sterium des Innern gebeten wird, der Steuer seine Zustim­mung zu versagen. Die Steuer wird als eine Sondersteuer m»d als eine Ungeheuerlichkeit bezeichnet.

Stuttgart» 6. Aug. Im Arbeitsnachweisbezirk Stuttgart standen am 3. August 1926 6590 männliche und 2247 weib­liche, zusammen 8357 Personen in Erwerbslosenunterstützung. Die Ärbeitsmarktlage hat sich leicht verschlimmert.

Fußgängerfurten. Dem Beispiel anderer Großstädte fol­gend, hat das Polizeipräsidium Stuttgart sich zur versuchs­weisen Einführung sogenannter Fußgängerfurten entschlos­sen. Die Uebergangsstellen werden an besonders belebten Teilen der Stadt durch weiße Striche ausgezeichnet. Die Kraftfahrer werden aus das GebotLangsam fahren", das dies« Furten schützen, besonders hingewiesen.

Württ. Volksbühne. Die Württ. Volksbühne wird unter der Leitung des neuen Intendanten Hans Herbert Michels ihre Tätigkeit am 16. August ds. Is. mit den Vorproben in Friedrichshasen beginnen. Die Spielreise beginnt am 1. Sept. durch 24 Städte des Landes: Aalen, Biberach, Calw, Ell- wangen, Feuerbach, Freudenstadt, Friedrichshafen, Geis­lingen, Giengen, Göppingen, Gmünd, Heidenheim, Kirch- heim, Kornwestheim, Lindau, Ludwigsburg, Oberndorf, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sindelfingen, Schwen­ningen, Tübingen, Waldsee. Neu hinzugekommen ist die Stadt Eßlingen mit 48 Vorstellungen im Spieljahr 26/27.

Zu dem Paddelbook-Unglück. Der bei dem Paddelboot­unglück bei Kirchentellinsfurt ums Leben gekommene Studienassessor heißt nicht Bletschinger, sondern Pflet- s ch i n g e r. Er ist der Sohn des Oberregierungsrats Pflet- schinger in Stuttgart, einem Mitglied des Kath. Ober- schulrats.

Aus dem Lande

Ehlingen, 6 Aug. Frauenkirche-Lotterie. Bei der gestrigen Ziehung fiel der erste Gewinn mit 5000 Mark ruf die Losnummer 38 357.

Vaihingen a. C-, 6. Aug. Mackensen-Ehrung. Am Montag abend findet eine Ehrung des Generalfeldmar­schalls von Mackensen durch die Kriegervereine des Be- zirks, denen sich die Ortsvereine von Enzweihingen anschlie­ßen werden, statt. Die standesamtliche Trauung des Frei­fräulein von Neurath mit Botschaftsrat von Macken-> sen findet am Dienstag vorm, auf dem Rathaus in Enz­weihingen statt; sie wird durch Schultheiß Brett vorgenom­men; als Trauzeugen fungieren Generalfeldmarschall von Mackensen und Botschafter von Neurath. Um 12 Uhr mit­tags schließt sich in der Kirche in Enzweihingen die kirchliche Trauung durch Pfarrer Schmid an.

Heildroan, 6. Aug. Rückgang der Erwerbs- losenziffer. Im Bezirk Heilbronn ist die Zahl der Cr- werbslosen in der Zeit vom 15. Juli bis 1. August von 5171 «f 4444, die der Rotstandsarbeiter von 650 auf 510 zurück­gegangen.

Heilbronn. 5. Aug. Das Theater spielt im Win- ter. Da in letzter Zeit die Zahl der geforderten Abonnen­ten erheblich zugenommen hat und somit die Vorbedingungen für die Spielzeit erfüllt sind, wird im kommenden Winter auf her Basis der letzten Gemeinderats- und Kommissions­verhandlungen des Stadttheater eröffnet werden. Es wird Schauspiel und Operette gespielt werden. Das Orchester wird wahrscheinlich 21 Mann betragen.

Oehringen, 6- Aua. Einbrüche. In einer hiesigen Bäckerei und Wirtschaft wurde nachts eingebrochen und Geld, Rauch- und Backwaren gestohlen. In kurzen Abständen ha­ben sich hier solche Diebstähle wiederholt.

Buchengehrea OA. Welzheim. 6. Aug. Seltene Leier. Die beiden Zwillinasbrüder Georg Höfer, AuH-

dingbauer von hier und Veteran von 1870 und Gottlob Höfer, Ausdingbauer in Unterkirneck bei Lorch feierten am 3. August mit ihren Gattinen in körperlicher und geistiger Frische ihren 83. Geburtstag. Beide Paare haben vor eini­gen Jahren das Fest der goldenen Hochzeit gefeiert.

Heidenheim, 6. Aug. Beisetzung. Die fünf Opfer des Fliegerunglücks vom letzten Sonntag wurden am Mittwoch in Gerstetten, Hermaringen und hier beigesetzt. Die Be­teiligung an den Leichenbegängnissen war überaus zahlreich. Die Stadt Heidenheim ließ an sämtlichen Gräbern der Todes­opfer Kränze niederlegen, ebenso der Württ. Luftverkehrs­verband. An allen Gräbern wurden Nachrufe gehalten.

Reutlingen, 6. Aug. Erntesegen. Die ersten Ernte­wagen sind nun auch hier eingeführt worden. Nicht ohne Sorgen blickten Heuer die Landwirte der Erntezeit entgegen, wurden doch in nächster Umgebung die Früchte teilweise durch Hagelschlag übel zugerichtet. Doch soviel bis jetzt be­merkbar ist, fällt die Ernte gut aus.

Rottenburg, 6. Aug. DieAmmerta!-Schönbuch- Gruppe gesichert. Die Ammertal-Schönbuch-Gruppe, deren Zweck ist, die beteiligten Gemeinden mit Wasser zu versorgen, ist nunmehr gesichert. Es sind ihr Rlgetreten vom Oberamt Rottenburg: Bühl, Hirschau, Kiebingen und Wurm­lingen; vom Oberamt Tübingen: Dettenhausen und Hagel­loch: vom Oberamt Herrenberg: Oberndorf, Pfäffingen, Pol- tringen und Unterjesingen; vom Oberamt Böblingen: Böb­lingen, Holzgerlingen, Schönaich und Weil i. Schönbuch: von Stuttgart-Ämt: Steinenbronn und Waldenbuch mit Teil­gemeinden: die Teilgemeinde Glashütte sowie vom OA. Böblingen- Breitenstein und Neuweiler können dem Ver­band noch beitreten, wenn sie ihren Beitritt bis spätestens 1. Oktober erklären. Nach langwierigen Verhandlungen ist es der Gruppe gelungen, zur Durchführung des Unter­nehmens ein Darlehen von 2 000 000 von der Girozentrale zu erlangen. Zur Errichtung der Pumpstation sind im Be­zirk Rottenburg die notwendigen Grundstückskäufe schon abgeschlossen. Für eine große Anzahl von Erwerbslosen steht wieder eine Verdienstmöglichkeit in Aussicht.

Balingen. 5. Aug. Selbstmord durch Dynamit. Es steht nunmehr fest, daß der als Schießmeister beschäftigte, ledige 23 I. a. Arbeiter Adolf Götz von Ziegelwasen, Gds. Waldstetten OA. Balingen, Selbstmord verübt hat. Er stellte sich auf eine größere Anzahl Dynamitsprengkapseln und brachte diese zur Explosion. Die Wirkung war furchtbar. Der Körper wurde in viele Stücke gerissen, sodaß sie nur müh­sam und nach längerer Zeit zusammengesucht werden konn­ten. Der Beweggrund zu der schrecklichen Tat dürfte in häus­lichen Vorwürfen gegen den jungen Mann wegen seiner Be­ziehungen zu einem jungen Mädchen zu suchen sein.

Tuttlingen, 6. Aug. Donauversickerung. Trotz der großen Wassermassen, die die Donau seit Monaten führte, ist die Schwarzwalddonau auch Heuer seit einigen Tagen auf kurzer Strecke wieder vollkommen versickert. Ein mäch­tiges Donnern und Tosen, das man aus der Tiefe vernimmt, ist ihr Abschiedsgesang. Das Flußbett liegt zwischen Möh­ringen und Jmmendingen an verschiedenen Stellen bereits gänzlich trocken. Die Kiesbänke innerhalb des Flußbetts werden von Jahr zu Jahr größer und riegeln den Flußweg immer mehr ab.

Tuttlingen. 6. Aug. Arbeitgeberverband und Umlage. Der hiesige Gemeinderat beabsichtigt, die Um­lage von 15 Prozent auf 18 Prozent zu erhöhen und evtl, weiter« 5 Prozent Zusatzumlwge zu verlangen oder diese in eine Schuldaufnahme zu verwandeln. Gegen diese Absicht hat der Arbeitgeberverband Tuttlingen an den Gemeinde­rat eine Eingabe gerichtet, worin er unter Hinweis auf die Wirtschaftskrisis und auf die Tatsache, daß erhöhte Steuern eine selbsttätige Erhöhung der Kurzarbeits- u. Erwerbslosen­ziffern zur Folge- haben werden, vorschlägt, in dem Haus- haltplan rücksichtslos jede Ausgabe zu streichen, die nicht zu den Lebensnotwendigkeiten der öffentlichen Verwaltung ge­hört.

Ulm. 6. Aug. OpferderDonau. Die Leiche des am 19. Juli bei einer Faltbootfahrt, die von Ulm ausging, bei Elchingen in der Donau ertrunkenen Betriebsleiters Adolf Maier wurde in Straubing geborgen und nach Ulm über­geführt, wo die Einäscherung stattfand. Der Wasserstand der Donau ist rasch zurückgegangen und zurzeit verhältnis­mäßig sehr nieder.

Bon der alten Donaubrücke aus sprang ein 1516jähriges Mädchen aus Neu-Ulm in die Donau. Sie kam wieder an die Oberfläche und erreicht« schwimmend das Ufer. Bei der poli­zeilichen Vernehmung bestritt sie jeglichen Selbstmordgedan­ken, das dahinfliehende Wasser habe sie in einen Zwangs­zustand versetzt, in dem sie gehandelt habe.

Aus Stadt und Land

Nagold, 7. August 1926.

Es gibt in der Welt einen einzigen Weg, welchen niemand gehen kann außer dir. Wohin er führt, frage nicht: Gehe ihn?'

. Nietzsche,

-tz- '

Ich oder die andern?

Diese Arbeit sollen andere tun, nicht ich" wer hätte solch ein Wort nicht schon gehört oder gar selbst gesprochen! Ja, wer sind denn diese Anderen, die so manche Arbeit tun sollen, für welche sich das vornehmeIch" zu gut dünkt? Damit sind wohl diejenigen Menschen gemeint, die in den Augen jenes Vornehmen, Eingebildeten niedriger scheinen als er selbst und deshalb gerade genug sind, um untergeord­nete, mühsame, undankbare Arbeiten aus sich zu nehmen. Welch eine Brüd rlichkeit!

Würden sich alle Mens-' > von so niederen Gedanken leiten lassen, wie schlimm wäre es da bestellt! Wer "rde die vielen blutenden Wunden an Lew und Seel, v >.en, die um Barmherzigkeit schreien, wer die Armen, Notleiden­den stärken, trösten, ihnen Hilfe leisten, wer würde all die vielen tausend Kleinar^aen mn, die unbedingt zum großen Ganzen geh. :en und getan sein mujsen?

Gott sei Dank, es gibt noch edle hilfsbereite Menschen, die das eigeneIch" zurücksetzen und sich in den Menst stel­len. die selbstlos angreifen und helfen, wo es am nötigsten ist. Und angreifen, Arbeit leisten, wo und wie sie sich uns bietet, auch wenn die eigene Bequemlichkeit darunter lei­det, das ist unsere Pflicht. Und uns zwingen, das zu tun, was uns am schwersten dünkt, was wir glauben nicht voll­bringen zu können, weil wir nicht wollen! Die Früchte, die aus verleugnungsvoller. unverdrossener Arbeit wachsen, sind köstlich und unvergänglich.

Beraustallungen und Teste am Sonntag.

Nagold: Waldfest mit Schauturnen auf dem Schloßberg. Jselshausen: Preisschießen des Schützenvereins.

Freudenstadt: Pferderennen.

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Großer Opel'Preis von Württemberg" 187 siw.

Unter diesem Titel veranstaltet der Radfahrerlandesoerband Württemberg. Sitz Stuttgart, nächsten Sonntag ein Straßen­rennen auf der StreckeStuttgart-Vaihingen/Enz-Pforzheim-Calw- Nagold-Rottenburg-Tübingen-Reutlingen-Metzingen. Der Start ist morgens 6 Uhr am Hauptbahnhof Stuttgart, von wo aus die Fahrt über Feuerbach, Zuffenhausen, Schwieberdingen ins Enztal geht, das bei Enzweihingen erreicht wird. Weiter über Vaihingen, Mühlacker, nach Pforzheim, wo sich eine Abwurs- kontrolle befindet. Ohne Aufenthalt streben die Fahrer der Haupt­kontrolle Nagold zu, um sich dort durch eine Zwangspause von 15 Minuten zu erholen. Stark 100 Kilometer sind bereits zurück­gelegt, dann geht es aus dem Nagoldtal heraus über Bondorf nach Rottenburg ins Neckartal. Immer weiter über Tübingen, Reutlingen dem nahen Ziel, Metzingen, entgegen. Der Start ist morgens 6 Uhr, Vaihingen-Enz dürfte von der Spitze etwa 7.20 Uhr, Pforzheim 7.50, Liebenzell 8.30, Calw 8.45 passiert werden, sodaß die ersten Fahrer in Nagold etwa um 9.40 Uhr eintreffen werden. Hier hat der bestens bekannte alte, gute Velo-Club unter Leitung der Herren Hafner und Schweifte, unterstützt durch eine Reihe Sportskollegen eine mustergültige Absperrung eingerichtet, um einen durchaus korrekten Verlauf zu sichern. Da bei der Qualität der Fahrer mit einer sehr starken Spitzengruppe zu rechnen ist (wir schätzen 40 Mann, wird den Herren eine große Arbeit zur Bewältigung in kurzer Zeit zufallen. Eine derartige Kontrolle bei einem großen gut besetzten Straßenrennen ist auch für Nagold sehr interessant, sodaß sicher die ganze Bevölkerung großen Anteil nehmen wird. Die Hauptkontrolle Nagold wird etwa um 11.15 Uhr ausgehoben, da um diese Zeit alle Fahrer passiert sein dürften, Die Be­völkerung wird ersucht, den Anordnungen der Ordner Folge zu leisten, um Unglücksfälle zu vermeiden.

Nicht weniger als 103 Meldungen wurden abgegeben, darunter beste deutsche Klasse. Wir crwähneu: Nickel. Baron, Büttner, Gebrüder Wolke, Mroczoszek-Berlin, Dumm-Köln, Damm-Frankfurt, Rohn, Ploch-Mainz, Lay, Denzler-Bamberg. Gebrüder Kimmig-Freiburg, Gebrüder Schüler-Mannheim, Dobler, Hönning-Ludwigshafen und viele andere, denen unsere einheimischen Kanonen wie Haas, Steng-Cannstatt, Stäbler, Biedermann Stuttgart, Scholl, Böpple-Untertürkheim, Beck- Kayh, Rinderknecht-Oberjetlingen, Armbruster, Röhm-Mittel- stadt, Necker-Dörnach alles entgegensetzen müssen, um ehrenvoll abzuschneiden. Bei gutem Weiter wird die ganze gute Klasse beieinander bleiben und erst dicht vor dem Ziel scharfe End­kämpfe liefern. Eine Voraussage, wer der Sieger sein könnte, ist fast unmöglich, jedoch dürfte er unter den Berlinern zu suchen sein.

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Autolinie EbhausenMartinsmoos.

Zu unserer gestrigen Notiz über die neu zu errichtende Autolinie erfahren wir weiter, daß bereits ab Mittwach nächster Woche mit der probeweisen Einrichtung der Linie für die Zeit von 12 Monaten begonnen wird. Das Risiko hierfür über­nimmt die Unternehmerfirma Benz <L Koch Nagold. Ausge­führt werden täglich 3 Fahrten je hin und zurück und zwar von Ebhausen über Ebershardt nach Wart, von da aus nach Wenden, auf der gleichen Straße zurück nach Gaugenwald und Martinsmoos. Zwischen Gaugenwald und Martinsmoos wird durch eine Seitenfahrt die Verbindung mit Berneck her­gestellt. Die Rückfahrt erfolgt auf gleicher Strecke. Bei dem in den nächsten Tagen herauskommenden Fahrplan ist zu hoffen, daß möglichst alle Anschlußzüge der Eiseubahn beachtet werden können, doch wird dies ein für sich zu lösendes Problem sein.

Das Schöffengericht Tübingen

verurteilte den 22 Jahre alten Kaufmann O. S. von hier. Derselbe hatte Züge der Reichsbahn nach allen Seiten hin ohne Fahrkarte benutzt und stets verstanden, sich dem kontrollierenden Beamten durch Aussteigen aus der falschen Seite zu entziehen. In Calw wurde er bei einem gleichen Versuch jedoch verhaftet. Weiterhin hat S. sich bei 6 Bekannten an verschiedenen Orten insgesamt 150 Mark geliehen und versprochen, bei seiner Rück­kehr nach Hause das Geld zurückzusenden, was jedoch, da er keinen Verdienst hatte und über sonst keine Mittel verfügte, nicht geschehen ist. Zechprellereien in Wirtschaften wurden ihm eben­falls nachgewiesen. Der ihm zur Last gelegte schwere Diebstahl in Unterreichenbach ebenso 2 andere Betrügereien konnten chm nicht belegt werden und so wurde er in diesen Fällen freige­sprochen. In Anbetracht der schon erhaltenen Vorstrafen wegen Hehlerei und Steuerhinterziehung wurde der Angeklagte wegen 13 Verbrechen zu 8 Monaten Gefängnis und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. 4 Wochen Untersuchungshaft wurden in Anrechnung gebracht.

Messerstecherei.

Nicht genug, daß die Landplage des fahrenden Volks die Einwohnerschaft durch Betteln und Hausieren belästigt, nein, sie versetzt sie sogar durch Schlägereien, die man bald als Schlach­ten bezeichnen könnte, in wohlzuverstehende Erregung. In Schön­bronn lagerten am Donnerstag abend 3 Wagen dieses Gesindels, Gescknrrhändler und Korbmacher, die sich in 2 feindliche Lager trennten. Anläßlich eines Handels kam es abends um 11 Uhr zu Schlägereien, irr deren Verfolg die 2 Männer des einen Wagens den beiden männlichen Insassen der anderen Wagen derartig mit dem Messer zu Leibe gingen, daß der Arzt, Herr Dr. Vesenmeyer-Wildberg, noch in der Nacht herbeigerufen wer­den mußte. Die beiden Messerhelden wurden von Landjäger» verhaftet und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wogegen die beiden andern schwer verletzt in ihren Wagen lie­gen. Es handelt sich hierbei um Leute aus Matzenbach und Unterdeuffstetten, deren Bewohner ja als fahrendes Volk bekannt sind. Die Stiche wurden mit Korbmachermessern, den sogenann­ten Hapen, beigebracht. Es wäre zu wünschen, wenn sowohl die Polizei und die Landjägermannschasten weiterhin ein sehr wachsames Auge auf diese Gesellen haben würden als auch das Gericht sie nicht mit einer geringfügigen Strafe laufen liege, sondern ihnen einen derartigen Denkzettel gäbe, daß ihnen die Rauflust und ihr unverschämtes Auftreten ein bischen verginge.

Sonderziige anläßlich des Pferderennen» in Freudenstadl.

Am Sonntag, den 8. August, verkehren zwischen Eutingen und Freudenstadt Hbf.:

1. Vorzug 261 Eutingen ab 12.55 nachmittags; Freuden­stadt Hbf. an 2.02 nachmittags;

2. Vorzug 264 Freudenstadt Hbf. ab 7.55 abends; Eu

tingen an 8.46 abends. ..

Die Züge führen die 2., 3. und 4. Wagenklasse; Ire Hallen auf allen Zwischenstationen.