Die Reichsbahn wird teurer

Die Gefahr der Erhöhung der Personentartfe der Reichsbahn ist durch die Entscheidung des Reichsbahnrates plötzlich heraufbeschworen. Bon der Reichsbahngesellschaft ist die Fahrpreiscrhöhung und ebenso der Tariferhöhungs­antrag bisher abgelehnt worden. Die Verwaltung sagt sich nicht mit Unrecht, daß eine Preissteigerung den Personenver­kehr nachteilig beeinflusse» müsse und der geringere Umsatz vielleicht nicht einmal durch die heraufgesetzten Fahrpreise ansgeglichen werden könne.

Die augenblickliche Lage ist so, daß die Vorschläge des Reichseisenbahnrates, am ehesten Aussicht haben, vom Neichs- verkehrsminister genehmigt zu werden. Die Reichsbahn muß also einen neuen Personentarif ausarbeiten. Es ergibt fitz für sie nun die Frage, ob die höhere oder niedrigere Wagen­klasse stärker herangezogen werden soll. Bei der zweiten Wagenklaffe würde eine Preisheranfsetznng wahrscheinlich eine starke Abwanderung ans den Krastwagenverkehr herbei» führe«, weil dann die Unterschiede zwischen den Eisenbahn­fahrpreise« «nd den Antosahrtkoste« nicht mehr so erheblich find. Um diese Entwicklung zu verhindern, wird man ver­mutlich die bisherige« Fahrpreise für die zweite Wageuklaffe nicht ändern. Das ist zwar unsozial, aber für die Reichsbahn kommt in ihrer gegenwärtigen Zwangslage nur der eine Gesichtspunkt in Frage, wie sie ihre Einnahmen steigern kann, ohne die Kraftwagenkonkurrenz zu begünstigen. Beim Reise- pnbliknm der dritten Klaffe besteht die Gefahr einer Ab­wanderung zum Anto nicht. Hier wirb es sicherlich z« Tarif- heranfsetznngen kommen.

Vorläufig untersucht di« Reichsbahn noch die verschiede­nen Möglichkeiten einer Tariferhöhung im Personenverkehr. Sie wird das Ergebnis ihrer Untersuchung unverzüglich dem Reichsverkehrsminister zuleiten, von dem es dann ab­hängt, welch« Tariferhöhungen vorgenommen werden sollen. Darüber besteht aber wohl kein Zweifel mehr, daß über kurz oder lang eine Aenderung der Reichsbahntarife eintreten wird, weil es aussichtslos erscheint, auf anderem Wege das Defizit des Haushalts der Reichsbahn zu beseitigen.

Schober über seine Besuchsreisen

Wien, 6. Mat. Bundeskanzler Schober erklärte nach feiner Ankunst Pressevertretern, baß der Besuch in Paris und London vor allem ein Akt der Höflichkeit mar. Wenn die Reise nach Berlin, abgesehen von der Beschleunigung der Handelsvertragsverhandlungen, dem selbstverständlichen Bedürfnis eines deutschen Ministers, des deutschen Oester­reich, den deutschen Bruder im Reich zu besuchen, entsprochen habe, so hätten die Besuche in Paris und London die will­kommene Gelegenheit geboten, auch über die innerpolitische und wirtschaftliche Entwicklung des neuen Oesterreich auf­klärend zu wirken und das Vertrauen in das Land zu stär­ken. Oesterreich dürfe mit seiner Reise zufrieden sein.

Mussolini macht Agrarpropaganda

MussolinisWeizenzug" auf der Propagandareise.

Eine Karawane von acht Lastkraftwagen, die den sog. Weizenkraftzug" bildet, setzte sich dieser Tage in Anwesen­heit Mussolinis in Rom in Bewegung, um ihre Fahrt nach dem Süden anzutreten. Der Wcrbezug, der vom italieni­schen Weizenkomitee auf Anregung des Duce ins Leben ge­rufen wurde, soll eine wichtige Rolle in dem Kreuzzug spie­len, der in Italien die Modernisierung des veralteten Systems, der Ackerbauwirtschaft anstrebt. Das letzte Ziel dieser Bewegung ist die Absicht, das Land in der Getreide­versorgung unabhängig zu machen. Die Seitenwände der Wagen der Karawane lassen sich nach außen öffnen und ent­hüllen dabei Bilder, Statistiken und Anweisungen, die in kurzen Worten dem bäuerlichen Grundbesitzer über die Neu­gestaltung der Ackerwirtschäft alles Wissenswerte Mitteilen. Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, daß der Wagenpark mit Apparaten für Filmvorführungen, mit drahtlosen Empfangsapparaten und mächtigen Lautsprechern ausgerüstet ist. Man hat auch nicht versäumt, die wirkungs­vollsten Stellen aus den Reden, die Mussolini über die Mo­dernisierung des italienischen Farmwesens gehalten hat, in großer Schrift auf die Setten der Wagen zu malen. Diese Mahnungen gipfeln in dem Satz:Italien muß selbst für seinen Gctreidebedarf sorgen, selbst wenn zur Erreichung dieses Zieles Millionen Lire und ein halbes Jahrhundert erforderlich sind."

Kleine politische Nachrichten

Ein Verbot flngakrobatischer Vorführungen beabsichtigt. Die preußische Regierung beabsichtigt nach erneuter Prü­fung der Sachlage in den nächsten Tagen ein Verbot aller Veranstaltungen zu erlassen, bet denen Flugakrobatik in irgendeiner Form dem Publikum zu Unterhaltungszwecken vorgeführt wird. Der Erlaß der entsprechenden Verordnung wird zur Zeit von dem für diese Veranstaltungen zuständi­gen preußischen Handelsministerium vorbereitet.

Deutscher Pastor in Ostoberschlcsie« überfalle«. Auf dem Weg von Jastrzerb nach Ruptau in Ostoberschlesien wurde der Pastor der Gemeinde Ruptau, Guttcnberger, von drei Personen überfallen und ohne jede Veranlassung nieder­geschlagen. Er versuchte, sich mit einer Schußwaffe der An­greifer zu erwehren, worauf die Banditen die Flucht er­griffen. Pastor Guttcnberger trug so schwere Verletzungen davon, daß er sich sofort in ärztliche Behandlung begeben mußte. Die Täter sind Mitglieder des Aufständischenver­bandes.

Kampf zwischen Polizei «nd Eingeborene«. In Wor- eester, einer kleinen Stadt IM Km. östlich von Kapstadt kam es zu einem Straßenkampf zwischen Eingeborenen und der Polizei, in dessen Verlauf 6 Eingeborene getötet und der Befehlshaber der Polizei sowie 2 Polizisten schwer verletzt wurden. Die Polizei hatte einen im Besitz eines Gewehrs befindlichen Eingeborenen während einer Versammlung von Eingeborenen verhaften wollen.

Riesenbrände in Amerika

TU. Neuyork, 6. Mai. Infolge der große» Hitze und der damit verbundenen Trockenheit sind an der amerikanischen Ostküfte zahlreiche Riesenbrände ausgebrochen. In der Stadt Nashua, 60 Klm. nordwestlich von Boston, steht das Regie­rungsviertel, 2 Fabriken und die Eisenbahnstation in Brand. Bisher sind 300 Häuser den Flammen zum Opfer gefallen. Der Schaden beträgt viele Millionen Dollar. Den Bemü­hungen der Feuerwehr gelang es, den Riesenbrand zum Stehen zu bringen. Ueber 1000 Personen sind obdachlos ge­worden.

Riesige Walöbründe haben auch Staaten Island südlich von Neuyork hcimgesucht. Mehrere hundert Sommerhäuser sind bereits vernichtet worden.

Aus aller Welt

Eine wertvolle deutsche Erfindung.

Zwei deutsche Techniker, die Ingenieure Venzlaff und Buck, haben einen Raupenschlepper konstruiert/ der genau so wendig und leicht beweglich ist wie jeder Lastwagen und der es an Behendigkeit mit jedem auf Rädern laufenden Fahrzeug aufnehmen kann. Die Gefrat-Gesellschaft für rad­lose Transportfahrzeuge und Zugmaschinen führte auf einem Fabrtkgelänbe tm Norden Berlins diesen leicht lenkbaren Raupenwagen vor, der in der Tat als eine sensationelle Er­rungenschaft angesprochen werben kann. Dieser Schlepper ist in der Lage, mit einer Last von zwanzig Tonnen eine Geschwindigkeit von dreißig Kilometer, also die polizeilich zugelassene Höchstgeschwindigkeit, anznschlagen. Ihm kön­nen, ohne daß der Motor verstärkt zu werden braucht, vier Wagen mit je zwanzig Tonnen angehängt werben, so daß der Raupenschlepper mit Leichtigkeit hundert Tonnen über unwegsames Gelände hinwegbrtngen kann. Die Vorfüh­rung hat ergeben, daß der Schlepper über den Boden hin­weggleitet, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen oder gar im tiefen Sand stecken zu bleiben.

Weh dir, daß du ein Enkel bist.

Jean Charles Millet, Enkel jenes französischen Malers Millet, der das populärste Bild der Welt, denAngelus", gemalt hat, mußte vor dem Untersuchungsrichter gestehen, daß er zusammen mit einem Freunde falsche Millets fabri­ziert habe. Nach den Aussagen des tüchtigen Enkels seien viele Millets in ausländischen und auch in französischen Mu­seen unecht. Er selbst habe damit angefangen, Zeichnungen des Großvaters zu kopieren, sein Freund Cazeau in Mat- son Laffitte die Gemälde. Durch gefälschte Briefe des Groß­vaters habe man den Bildern dann die nötige Authentizität verschafft. Das Geschäft blühte innerhalb sechs Jahren für einige Millionen, weshalb es auch auf andere Impressionisten ausgedehnt wurde. In den Jahren 1923 und 1924 verfertigte man Diaz, Corot, Daubigny, Millet, später Monet, dann Degas, Sisley, Cözanne und verkaufte sie nach England und Amerika.

Schwere Unwetter im Südschwarzwald

lieber den Südschwarzwald gingen schwere Unwetter nieder, die die Flüsse erheblich zum Anschivellen brachten. So müßte ein HilfStrnpp ins Sulzbachtal ausrttcken. Von Berghängen und Seitentälern stürzten tosende Wild- bäche. Mitgerissene Steine, Holzstücke, Schlamm usw. ver­stopften alle Ausflüsse, so daß sich das Wasser staute und die Bergstraße stellenweise in einen Bach bzw. einen See ver­wandelte.

In Müllheim hat der niedergegangene gewitter­artige Regen zu einem erheblichen Anschwellen dos Klemm­baches geführt, so daß das Wasser die Ufer überschritt und die nähere Umgebung bis zum Bahnhof überschwemmte.

In Schli engen ist der Hohlebach derartig angeschwol­len, daß er nach Mitternacht an verschiedenen Stellen über seine Ufer trat und dort die Straßen des Ortes unter Wasser setzte. Das Wasser drang auch in mehrere Häuser und Keller, so daß die Bewohner Schutzvorrichtungen tref­fen mußten.

Im Kandertal gingen eine halbe Stunde lang un­geheure Wassermassen mit starkem Hagel vermischt nieder, der an verschiedenen Stellen mehr als 12 Zentimeter tief lag. Von allen Höhen stürzten Wasserbäche zu Tal und er­gossen sich über Ackerfeld und Hausgarten, alles mit sich reißend. An vielen Stellen des Dorfes stauten sich die Was­sermassen, rissen die Straßen auf und füllten Scheunen, Stal­lungen und Keller. Viele Ackerfelder, aus denen bas Wasser die frisch eingelegten Saatkartoffeln herausritz und fort­schwemmte, sehen trostlos aus. In den Rebbergen wurden die schon stark entwickelten Schoße abgeschlagen und viele Rebstöcke aus dem Erdboden gerissen.

Aus Württemberg

Reichswehrmanöver de, S. Division.

Im Verbände mit der 3. Kavalleriedivision übt im Rahmen einer sogenanntenGroßen Rahmenübung" unsere 5. Divi­sion. Beide Truppenkörper werden mit Nachrichtentruppen reichlich ausgestattet, um bei dem schnellen Verlauf des dies­jährigen Manövers es dauert nur vom 15. bis 19. Septem­ber den Kampfnachrichtendienst sachgemäß zu erproben. Der Mannöverraum ist ausgedehnt. Vom Truppenlagcr Ohr­druf, wo vorher ( 22 . August bis 12. Septembers das Cann- statter Reiterregiment 14 übt, geht es ins Manöver in die Gegend von Meiningen Kissingen Würzburg. Es ist

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wohl anzunehmen, daß die motorisierten Truppenversuche auch hier zur Anwendung gelangen. Die 5. Division und Reiterregiment 17 dürften der eine Gegner, von Süddeutsch­land her, sein, während die 3. Kavalleriedivision die andere Seite darstellt. Prästdentcnparade findet am 19. September bet Königshofen in Grabfcld-Franken (Fränkische Saale» statt.

Die Landeskirchensteuer.

In der Sitzungsperiode des Landeskirchentages fand bet Beratung der Deckungsmittel eine lebhafte Aussprache übe^ die Landeskirchensteuer statt. Alle Redner stimmten darin überein, daß die Landeskirchensteuer ein notwendiges liebes sei. Der Entwurf sieht für die beiden Rechnungsjahre 1936s und 1931 einen Ertrag der Landeskirchensteuer von je 3H Millionen Mark vor. Sie weist einige Aenderungen ans: so soll die Vorstufe einen Ausbau in der Richtung eines allge­meinen Kirchengeldes erfahren, das heißt, alle volljährigen Ktrchengenossen, bei denen keine besondere Bedürftigkeit vor- liegt, sollen mit einem einheitlichen kleinen Betrag zur Lan-i desktrchensteucr herangezogen werden. Von verschiedensten Setten wurde auf die Schwierigkeiten hingewiesen, denen die LandeSkirchensteuer bei der gegenwärtigen Notlage be­gegnet. Abgeordneter Gehr betonte die außerordentlichen Schwierigkeiten in der Arbeiterschaft. Abgeordneter Braun zeigte die Notlage der Landwirtschaft an einigen Stichzahlen auf. Er führte unter anderem an, daß von 120 württember- gischen landwirtschaftlichen Betrieben im Jahre 1928s29 nur 32 Prozent mit Gewinn, 68 Prozent dagegen mit Verlust gearbeitet hätten, und daß die Verschuldung der württem- bergischen Landwirtschaft im Jahre 1924 pro Hektar 74,40 M. gleich 4,9 Prozent des Wertes, 1929 dagegen 344 M. gleich 24 Prozent betragen habe. Abgeordneter Saur bezeichnet« nicht weniger eindringlich das Ringen des selbständigen Ge­werbes und der Industrie um ihre Existenz. Dennoch wurde die Frage einer allgemeinen Senkung der .Kirchensteuer bet den bestehenden lebenswichtigen Aufgaben als unmöglich be­zeichnet. Abgeordneter Baur betonte, daß acht Neuntel aller Ausgaben zwangsläufig seien und daß die evangelische Lan­deskirchensteuer immer noch niedriger als die katholische sei. Abgeordneter Völter gab einen Vergleich zwischen bürger­licher und kirchlicher Steuer. Die Staats- und Gemeinde­steuern belaufen sich insgesamt auf 304 Millionen Mark, während die evangelische Kirche 3,9 Millionen Mark Lnn- öesktrchensteuer erhebt, das heißt 1,28 Prozent der bürger­lichen Steuern- Auch die Frage des Unterschieds der Land­wirtschaft und der Arbeiterschaft hinsichtlich ihrer kirchliche» Besteuerung wurde erörtert. .Oberkirchenrat Oehler dankte der Unterstützung der Finanzämter bei der Veranlagung der Kirchensteuer. Dann wurde der Entwurf des landss- kirchlichen Häushaltsgesetzes für die Rechnungsjahre 1936 und 1931 mit den vom Ausschuß für Recht und Wirtschaft eingebrachten Anträgen in erster und zweiter Lesung ein­stimmig angenommen.

Hanptpersammlung des Alls. Lehrerinneuvereins.

Der Allg. Württ. Lehrerinnenverein und seine Einzel­vereine (Akademtkerinnen, Neallehrerinnen, Volksschulleh- rerinnen, Frauenarbeitsschullehrerinnen, Handels- und Ge- werbelehrtrtnnen, Handarbeits- und Hauswirtschaftslehre- rtnnen) hielt am 3. und 4. Mai seine Hauptversammlung in Stuttgart. Die Vorsitzende, Studienrätin Hähnle, wies auf die Fortschritte, besonders für das weibliche Berufsschul­wesen, hin, die im Entwurf des Landesschulgesetzes vorge­sehen sind. Den Versuchen, die da und dort gemacht wer­den, die weibliche Schul- und Berufsbildung zurückzudrän­gen, müsse man entgegentreten, da sie den Lebenskampf der erwerbstätigen Frauen hemmen.

Fräulein Johanna Baumann wies in ihrem Vortrag Probleme des Uebergangs von der Grundschule zu der höheren Schule" darauf hin, daß gewisse Tatsachen den Zu­drang zur höheren Schule unweigerlich steigern: Der Ver­lust der Vermögen in der Inflation spornt die Eltern an» den Weg über eine bessere Schulbildung zum Wiederaufstieg für ihre Kinder zu beschreiten,- die geringe Kinderzahl er­möglicht ihnen, für die wenigen Nachkommen große Gelb­opfer zu bringen. Der harte Wirtschaftskampf überhaupt legt ihnen nahe, den Kindern nach Kräften den Lebenskampf durch gute Schulbildung zu erleichtern. Angesichts des von den Eltern auSgeübten Drucks sowie der Ungleichheit der Zeugnisgebung an verschiedenen Grundschulen hält Frl. Baumann eine von einer Kommission vorbereitete Prüfung mit einheitlicher Aufgabenstellung für das ganze Land für notwendig. Die jetzige Prüfung (Diktat, Aufsatz, Rechnen) soll durch eine 4. Aufgabe, die testartig die sprachliche Be­gabung feststellen soll, verbessert werden. In der Aussprache wurde von 2 Grundschullehrerinnen der Uebergang ohne Prüfung auf Grund des Grundschulzeugnisses und einer Probezeit in der höheren Schule befürwortet. Allgemein wurde betont, wie schwer es halte. Ungeeignete von der höheren Schule zurückzuhalten. Aufbauklassen und Einrich­tung einer Werkschule oder Werkoberschule als Vorbildung für praktisch-technische Berufe würde am ehesten die Eltern veranlassen, für theoretisch weniger befähigte Kinder vom Besuch der höheren Schule abzusehen.

Keine Zwangsimpfung mehr.

Der frühere Reichsinnenminister Severins hatte in einem Erlaß vom September vorigen Jahres den Landesregierun­gen empfohlen, daß von der Veranlassung von Zwangs- Impfungen abgesehen wird, bis die eingeleiteten Untersuchun­gen und Erhebungen in der Jmpffrage zu einem praktisch verwertbaren Resultat geführt haben würden. Der Reichs- gesundheilsrat hat sich nach mehrtägiger Beratung am 11. Februar einstimmig dahin ausgesprochen, daß die Anwen- düng polizeilichen Zwanges bei der Impfung unangebracht sei und eine Entschädigung bei nachgewiesenen Jmpfschäden erfolgen müsse. Ferner empfiehlt der ReichsgesundheitSrat ein« Änderung der Ausführungsbestimmungen zum Jmpf- gesetz, welche den Ärzten genaue Untersuchung vor der Imp­fung und Zurückstellung kränklicher Kinder mehr als bis­her zur Pflicht macht. Me Krankheiten, welche bei Zurück­stellungen in erster Reihe tv Frage kommen, find namentlich angeführt.