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Nr.. 181 Gegründet 1826 Freitag, den 6. August 1926 Fernsprecher Nr. 29 109. Jahrgang

Deutschland noch nicht eingeladen

. . . edle Sache der Unabhängigkeit und für die franzöfische Freundschaft" Separatismus!

Vorbereitungen für die Vökkerbundskagung

Varis, 5. Aug. Außenminister Briand hatte gestern Besprechungen mit den Botschaftern von Spanien, Polen und Japan über die bevorstehende Tagung des Völkerbunds bzw. die Ausnahme Deutschlands und die Erweiterung des Rats. AnDeutschlandistnochkeineEinladung ergangen und die Aufnahme Deutschlands ist nicht an die erste, sondern an die elfte Stelle der Tagesordnung gesetzt. Vor der Ausnahme soll jedenfalls die Frage derErweite - rung des Rats bereits entschieden ss'n. Die deutsche Reichsregierung soll damit einverstanden sein. Spanien und Polen halten an ihrem Anspruch auf einen ständigen Ratssitz fest. Man glaubt auch in Paris, daß Brasilien dem Völkerbund wieder bcitrelen werde.

Französische Hilfe für die rheinischen Sonderbündler

Paris, 5. Aug. Wie dieLa Lantcrne" mittcilt, ist in Paris eine VereinigungLa Halte" gegründet worden, die diejenigen Rheinländer unterstützen will, die sich für die edle Sache der Unabhängigkeit und für die französische Freundschaft" eingesetzt haben. Viele von Liesen Rheinländern seien nach Paris geflüchtet. Es gelte, die Versprechungen -einzulösen, die jenen Leuten in Frankreich gemacht, aber nicht gehalten worden seien. Unter anderem soll ein Flücht­lingsheim geschaffen werden und man werde ihnen bei der Erlangung des französischen B:"> - -'>ts bebilflick sein.

Vom allafiatifchen Kongreß

London, 5. Aug. Der allasiatische Kongreß in Naga­saki ist am 3- Juli geschlossen worden, nachdem zwei Japa­ner, zwei Chinesen, zwei Inder und ein Philippine zu Direktoren des neuenBundes der asiatischen Na­tionen" gewählt worden waren. Der nächste Kongreß soll in Peking stattfinden. Ein chinesischer Vertreter schlug vor, der Bund solle Indien und die Philippinen be­freien Helsen. Wenn Indien unabhängig wäre, würde der .Einfluß der weißen Rassen in Asien rasch verschwinden. Ein japanischer Vertreter gab zu bedenken, daß solche Fragen nicht öffentlich verhandelt werden können. Es wurde be­schlossen, den Vorschlag später geheim zu erörtern. Weiter­hin soll eine Agentur zur Verbreitung asiatischer Nachrich­ten gegründet werden, da die amtlichen Agenturen in Japan und Agenturen in Europa absichtlich verwirrende Nach­richten über die asiatischen Verhältnisse verbreiten; ferner soll ein Ausschuß eingesetzt werden, der für die Gründung asiatischer Unternehmungen und einer allasiatischen Universität in Schanghai die Mittel beschaffen soll.

Kaufmännische Kreise und die ArbeiterverbänL? in

Die Verfolgung der Elsässer

' Kolmar i. E 5. Aug. Das Dienststrafgericht verurteilte- den Professor Rosse, der den Aufruf des elsaß-lothringi­schen Heimatbundes unterzeichnet hatte, zur Amtsent­hebung. Aus fünf Jahre wurde ihm eine Rente von neun Zehnteln seiner gesetzlichen Pension zugebilligt.

Die Niederlage der Franzosen bei Ehuka Aleppo, 5. August- Englische und arabische Berichte stimmen überein, daß die Franzosen, die seit Monaten in Damaskus eingeschlossen seien, bei einem Ausfall auf die Oase Ghuta in der letzten IuKrvoche eine schwere Nieder­lage durch die Drusen erütten haben- Die Oase, die mitte« !n der syrischen Müstenlandschaft kegt, ist der Lebensnerv für die Stadt Damaskus und ein überaus fruchtbares Ge­biet. Sie erstreckt sich um die Stadt Damaskus nach Osten und Süden etwa 30 Kilometer weit. Es ist den Franzosen nicht gelungen, sich der Oase zu bemächtigen. Ihre Frucht­barkeit verdankt die Oase, die von den ArabernParadies- garlen" genannt wird, dem kurzen Esbirgsfluß Barada (dem Chrysorrokoas der Alken), der von dem naben Hermongebirge herabsiürzt und in sieben Hauptkanälen Damaskus und die Umgebung durchfließt und dann in den sumpfigen Wicsenseen am Rand der Wüste sich verliert.

Schanghai und in anderen chinesischen Städten soll.',:, wie Reuter lenglisch) meldet, gegen den allasiatischen Kongreß Einspruch erhoben und Japan beschuldigt haben, daß es den Kongreß für seine eigenen Ziele ins Werk setzte.

Maßregelung eines indischen Fürsten Bombay, 5. Äug. Der englische Vizekönig hat dem Nisam (Fürsten) von heiderabad, dem wichtigsten u, er den indischen Fürsten, Zwangsmaßregeln angedroht, wenn "er der angeblichen Mißwirtschaft seiner Regierung kein Ende machte. Es wurde verlangt, daß der Nisam eng­lische Beamte anstelle. Das Vorgehen der Engländer hat große Erregung im ganzen Land hervorgerufen.

vsfizierseutlassungen in Mexiko Mexiko - StM. 5. August. Viele Offiziere sind wegen .Urlaubsüberschreitung und.zu starker Beschäftigung mit außerdienstlichen Angelegenheiten" aus dem Heeresdienst entlassen worden. Unter den entlassenen Offizieren sind drei Obersten und 23 Oberstleutnants.

Deutschland mutz Kolonien haben

In Hamburg fand dieser Tage die Jahr eso er» summlung der Deutsche« Kolo-ni al-ge sebL- jchaft statt. Die Tagung wird dem Ausland die Aug« darüber geöffnet haben, dich im deutschen DM der Wille «tr kolonialen Betätigung nicht erstorben ist. Es ist die Wirt- Wastliche Rot, die den Gedanken -an erneut« koloniale Be- Migung wachhält, nachdem die alte durch die Friedens­verträge zunichte gemacht wurde: die unzureichende Rohstoffversorgung, die srachtlich ungünstige Lage zu aussichtsreichen Weltmärkten und die Ueber- völkerung unseres Mutterlands. Innere Kolonisation, nämlich Urbarmachung von Oedländereien und Verpflanzung entwurzelter Grohstadtexistenzen auf Las Land, ist ja nur in beschränktem Umfang möglich und Hilst überdies höchstens der Uebervölkerungsgesahr etwas ab. Die Gründe, aus de­nen staatlich und wirtschaftlich entwickelte Völker Kolonial­besitz erstreben, haben sich im Daus der Jahrhunderte ge­wandelt. Ursprünglich hatte man es hauptsächlich aus die Aneignung der Schätze neuent-deckter Länder abgesehen. Erst in der neuesten Zeit wurden Kolonien als erwünschte Roh­stofflager für das Mutterland angesehen und begehrt. Ws Aufnahmebecken für überschüssige Bevölkerung sind die Mlonien in der Regel nicht angesehen worden; eine Aus­nahme bikien lediglich gewisse Sieülungskolonien Groß­britanniens und ein Teil des japanischen und des früheren deutschen Kolonialbesitzes. Deutschland stand vor dem Krieg als Kolonialmacht hinter andern Ländern weit zurück. Frank­reich hatte vor dem Krieg ein viermal, RuUcmd ein sechs­mal und Großbritannien sogar ein zehnfach größeres Ko- lvnistreich als wir. Der von Wilson verkündete Grund­satz, daß die kolonisatorische Tätigkeit der Mächte in erster Nniedem Wohlergehen und der Entwicklung zurückgeblie­bner Völker'" gelten muffe, hat zwar früher schon zum Wortschatz der europäischen Kolonialpolitiker gehört, hat aber in der Praxis keine große Rylle gespielt. Das vom Obersten Rat in den Pariser Verhandlungen von 1918/19 ausgearbeitete sogenannteM a n d a t s s y st e m" ist ziem­lich das ungeeignetste Mittel, um die Wilsonsche Forderung zu verwirklichen. Rur die Tatsache, daß die mit Mandaten betrauten Mächte die ihnen vom Völkerbund übertragenen Kolonien als unveräußerlichen Teil ihres eige­nen Kolonialbesitzes ansehen, hat verhindert, daß die Mcmdatskolonie nicht noch mehr, als dieses bisher der FM gewesen ist, Stiefkinder im Kolonialreich der Mächte Weben.

Vom Abschluß des Versailler Vertrages an dauerte es mehrere Jahre, bis sich die Erben des deutschen Kolonial­besitzes überhaupt herbeiließen, die Frage der Wiederein- veihuug Deutschlands unter die Kolonialmächte zu erörtern. In Frankreich haben solche Anregungen fast durchweg scharfe Ablehnung erfahren. Auch in Italien war man gegen die Erfüllung der deutschen Kolonialwünsche. Die Behauptung, Deutschland habe sich unfähig und unwürdig gezeigt, Kolö- men zu entwickeln die sogenannte K o l o n i als chul d - lüge, wird kaum noch von einem ernsten Politiker aus- rechterhalten. Es gibt aus der Zeit unmittelbar vor dem Krieg allerlei Stimmen hervorragender britischer Kolonial­politiker, die Deutschlands Geschick und Fähigkeit in der Lö­sung kolonialer Ausgaben rückhaltslos rühmen. Die Gründe, Warum die übersättigten Kolonialmächte nichts von ihrem Besitz herausgeben möchten, sind folgende: Machtgefühle, wirkliche oder vermeintliche Entwicklungsmöglichkeiten in späteren Zeitaltern und auch die Hoffnung, einen Teil des derzeitigen Kolonialbesitzes im Fall der Not einmal mit Nutzen an solche Völker zu veräußern, die mit Kolonien un­zureichend versorgt sind.

Da dem Völkerbund das Recht zusteht. Kolomalm an dass verleihen, lag es nahe, bei den Verhandlungen über utschlands Eintrittinden Völkerbund auch über die Beteiligung Deutschlands an Kolonialmondaten zu spre­chen. Der britische Unterstaatssekretär Locker Lampson hat am 18. März 1926 im Namen des Ministers des Aeußern, Chamberlain, erklärt, in Locarno seien Deutschland Kolonialmandate einstweilen nicht versprochen worden. Da­gegen sei es grundsätzlich möglich, Deutschland noch seinem Eintritt in den Völkerbund ebenso wie andern Mächten dieses oder jenes Mandat zu erteilen. In der Reichsregie­rung hat man noch im Frühjahr den Standpunkt vertreten, «ß die Erteilung von Kokonialmandaten nicht als eine Bedingung für den Eintritt Deutschlands in den Völ­kerbund ausgestellt werden solle, daß die Regierung sich aber Vorbehalte, nach dem Eintritt Deutschlands in den Völker­bund inzu einem geeigneten Zeitpunkt" in Genf unsre be­rechtigten Forderungen vorzubringen. Als Reichsbankpräsi- Sent Dr. Schacht am 24. März d. I. auf der Berliner Ta­gung der Deutschen Kolonialgesellschast die Gründung von staatlich privilegierten Gesellschaften, wie sie in England und Holland bestanden, als Zwischenstufe zwischen dem gegen­wärtigen Zustand und einem spätern formellen deutschen Kolonialbesitz empfahl, sollten zweifellos gewisse Cmpfindun- Kn sin Ausland geschont und doch möglichst bald die deut­schen Ansprüche stchergestellt werden. Allerdings würde es wenig -Zweck haben, wenn Deutschland nicht gleichzeitig mit »rr Konzession für solche Kolvnialgefellschaften auch die An­wartschaft erhielte, daß diese Gebiete später in seinen Besitz «ergehen. Gin wesentlicher Punkt bei unjerm Streben Aul, Kolonialbesitz ist ja der, daß die in überseeischen Ge- bieten angelegten Kapitalien und die dorthin verpflanzten »rutschen Arbeitskräfte dem deutschen Staats- und Wirt- Ichastskörper erholten bleiben. Wen« auch gelegentlich Mit. Meder der Reicbsresteruna in Reden und Aussätzen fjir die

Wiederaufnahme Deutschlands in die Reihe der Kolonist- Mächte eingetreten sind, so haben sie es bisher doch nicht vermocht, auch nach außen hin das ganze deutsche Volk als Träger unsrer Kolonialwünsche und Ansprüche erscheinen zu lassen. Es ist aber notwendig, allen im Völkerbund vertre* tenen Ländern klar zu machen, daß wir unsre Robstokk - ^ " sorgung bejsern muffen, um näher an künftige, große Absatzmärkte heranzukommen, und daß wir unfern Be- völkerungsüberschuß unterbringen muffen. Dazu aber gibt es unter den Umständen der Gegenwart kein andres Mittel als eigene Kolonien; aus wirtschaftlichen, nicht aus Machtgründen, das soll das Ausland wissen, können

wir uns den Anspruch aus koloniale Betätigung nicht auf alle Zeiten aus irgendwelchen Machtgründen der andern verbieten lassen.

Neuestes vom Lage

Der Magdeburger AM

Berlin, 5. Aug. DasVerl. Tageblatt" will erfahren haben, der wegen des Mords an dem Buchhalter Helling verhaftete Schröder in Magdeburg habe ein Geständ­nis abgelegt. Seine in Köln verhaftete Braut Hildegard Götze habe angegeben, sie habe mit Schröder seit dem Jahr 1923 nach dem plötzlichen Tod der Mutter Schröders sie war von Schröder angeblich aus Versehen erschossen wor­den in deren Wohnung mit Schröder zusammengelebt. Am 10. Juni 1925 sei ein Mann mit einem Fahrrad ge­kommen und Schröder habe sie (die Götze) aufgefordert, ihn mit dem Mann allein zu lassen. Sie sei in den Garten gegangen und habe plötzlich zwei Schüsse fallen hören. Auf einem Teppich im Zimmer Abe sie dann einen Blutflecken entdeckt, auch die Kleidung Schröders sei mit Blut bespritzt gewesen. Schröder habe einige größere Geldscheine oor- gezeigt. An dem Vergraben der Leiche im Keller sei sie nicht beteiligt gewesen. Nach der Verhaftung Schröders im März 1926 sei sie nach Köln gegangen. Einer seiner besten Freunde sei der ebenfalls in Haft befindliche Fischer gewesen. Der Teovick, der an einen Trödler verkauft worden sei, ist nach

dem Blatt von der Kriminalpolizei wieder beigeschafft wor­den, er soll noch den Blutfleck zeigen, ebenso ist das Fahr- rad des Ermordeten gefunden worden. Es sei festgestellt, daß Schröder den Helling aus seiner Wohnung gelockt Hab«.

Der Magdeburger Polizeipräsident Weiß hat dem Mini­ster Severing über den Gan-g -er Untersuchung Bericht er­stattet. Das Material soll veröffentlicht werden.

Pazifistische Denkschrift über die Reichswehr Berlin, 5. Aug. Wie ein Blatt berichtet, soll von pazi­fistischer Seite eine Denkschrift vorbereitet werden, in der gegen eine Anzahl von Personen in hohen Stellen der Vorwurf des Amtsmißbrauchs erhoben werde. Es handle sich um angebliche Begünstigung oder Veranlassung von Schiebungen mit heeresgut oder dergleichen im Wert von über 20 Millionen Mark ins Ausland unter dem Deckmantel einer Privatfirma. Bestätigung bleibt abzuwarten.

Bayerische Hochverräter vor dem Reichsgericht Leipzig, 5. Aug. Wegen des Bombenanschlags auf das Bezirksamtsgebäude in Flüssen (Allgäu) am 22. November 1923, wobei das Gebäude schwer beschädigt und zwei Per­sonen erheblich verletzt wurden, haben sich vor dem Reichs­gericht acht bayerische Kommunisten zu verantworten. An­geklagt sind: der 23jährige Eisendreher Rothormel aus Füssen, der Malergehilse Frank aus München und sechs weitere Personen aus Füssen und Umgebung. Als geistiger Urheber wird ein gewisser Wendelin Thomä bezeichnet, der nach dem Anschlag flüchtete.

Rücktritt des bayerischen kultminifters München, 5. Aug. Wie verlautet, wird der fett bängerer Zeit erkrankte Kultminister Dr. Matt (Bayer Vvttsp.) dem­nächst zurücktreten. Nach einer Blättermeldung so« ein Streit über die Besetzung der erledigten Professur für Geschichte an der Wur.churger Universität den Anlaß gegeben haben. Matt wollte den Lehrstuhl mit dem Münchner Professor Buch- n e r, der Katholik und Mitglied der Deutschnationvlen Polks- partei ist, besetzen, dagegen soll aber der B i scho f von Wür.z- burg Einwendungen erhoben haben, der den Professor A b e r t, Mitglied der Bayerischen Volkspartei, haben möchte. Im neuen Konkordat ist den Bischöfen ein Einstuß auf die B:Pung gewisser hochschulprofessuren eingeräumt worden.