Seite 2 - Nr. 180

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, 8. August 1S2S

Württemberg

Stuttgart, 4. Aug. Darlehen gegen Aufwer­tungsansprüche. Abg. Dr. Wider (BP.) hat folgende Kleine Anfrage gestellt: Besitzer von solchen Staats-, Kom­munal- und sonstigen Papieren, die im Jahr 1932 aufgewer­tet zur Auszahlung kommen sollen, befinden sich heute vielfach in starker Kapitalnot. Diese Kreise wünschen die Möglich­keit, auf die seinerzeit auszuzahlende Summe schon jetzt Kapi­tal aufnehmen zu können- Nach meiner Kenntnis ist von Reichs- und Landesseite für die Beleihung solcher Beträge . nichts vorgesehn. Ist das Staatsministerium bereit, sowohl . beim Reich darauf hinzuwirken, als auch im Lande entspre­chende Maßnahmen zu treffen, daß unter Verpfändung siche­rer Aufwertungsansprüche aus Staats- und evtl. Kommunal­papieren angemessene Darlehen bei entsprechender Verzin­sung gegeben werden?

Stuttgart. 4. Aug. Trinkerfürsorge. In einem Erlaß des Ministeriums des Innern an die Bezirksfürsorge­behörden wird auf die schon jetzt bestehende Möglichkeit hin­gewiesen, eine wirksame Trinkerfürsorge, die im Rahmen der Familienfürsorge bereits zu den Aufgaben der Fürsorge­behörden gehört, auszuüben. So kann z. B. die Fürsorge, um drohende Hilfsbedürftigkeit zu verhüten, auch vorbeugend eingreifen, besonders um Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Außerdem wird ein enges Zusammenarbeiten mit den Organen der freien Fürsorge, vornehmlich mit den im Württ. Landesausschuß gegen den Alkoholismus zusammen­geschlossenen alkoholgegnerischen Vereinen und ihren Trin­kerfürsorgestellen empfohlen.

Mit einem Aaitboot in zehn Tagen von Alm bis Buda­pest. Zwei mutige Stuttgarter Faltbootfahrer berichten aus Budapest, das sie von Ulm aus in nur zehn Tagen, unter­stützt vom Donauhochwasser, mit ihrem Klepper-Faltboot er­reicht haben. Die Strecke UlmBudapest beträgt 1000 Kilo­meter. Die beiden Paddler haben täglich etwa 100 Kilometer zurückgelegt, eine ganz hervorragende sportliche Leistung.

Vom Tage. Am Dienstag mittag mußte ein 23jähriger Mann wegen Wurstvergiftung in das Krankenhaus Cann­statt übergeführt werden.

Gestern wurde in Hedelfingen die 76 Jahre alte P. Decker, als sie die Straße überschreiten wollte, von einem Radfahrer angefahren. Sie wurde in den Straßenkandel geschleudert und erlitt erhebliche Verletzungen am Kopf und an den Füßen.

Aus dem Lande

Mergentheim, 4. Aug. D i e n st j u b i l ä u m. Der in weitesten Kreisen bekannte Stadtschultheiß Klotzbücher begeht am 5. d. M. die Feier seiner 25jährigen Amtstätig­keit als Stadtoorstand von Bad Mergentheim. Seitens des Gemeinderats und der Bürgerschaft sind eine Reihe von Ehrungen für den verdienten Jubilar geplant.

Weikersheim OA. Mergentheim, 4. Aug. Kleine Ur­sache... Der junge Mann, der am Sonntag freiwillig aus dem Leben geschieden ist, hatte der Mutter ein paar Eier aus dem Nest geholt. Die Mutter bezichtigte einen Nach­bar des Diebstahls, der hierauf klagte. Dieser kostspielige Prozeß und die Vorwürfe, die nun der 15jährige Mann er­dulden mußte trieben ihn zum Selbstmord.

Göppingen. 4. Aug. Tödlicher Unfall. Gestern abend wurde auf der Kreuzung der oberen Garten- und vor- deren Karlsstraße hier ein auswärtiger Radfahrer von einem fremden Kraftfahrzeug angefahren und so schwer verletzt, daß er kurz nach seiner Einlieferung ins Bezirkskrankenhaus sei­nen Verletzungen erlegen ist.

Geislingen a. Sk., 4. Aug. Fahrradunfall. Eine junge Frau, die auf ihrem Fahrrad die Parkstraße abwärts fuhr, verlor die Herrschaft über ihr Fahrzeug und prallte auf das Portierhäuschen an der W.M.F. auf. Mit gebrochenem Arm und schweren Verletzungen wurde sie ins Pförtnerzim­mer getragen, wo ihr ein rasch herbeigeholter Arzt die erste Hilfe leistete.

Heidenheim. 4. Aug. Trauersitzung. Der Ge­meinderat hat in eindrucksvoller Trauersitzung die Teilnahme der Stadt an dem großen Unglück vom letzten Sonntag auch äußerlich zum Ausdruck gebracht. Oberbürgermeister Jäkle hielt eine tiei emviundene Traueranivracke. Er wies dar- I

Nittee Her Schwarz-Roten Fahne an der Nordsee.

Jawohl, sie weht an der Nordsee über 5V Schwaben, die da zusammengekommen sind, um in Nordseewind und Nordseebad sich neue Kräfte zu holen. Sie freuen sich eines behaglichen Daseins imZHause ihres Landsmanns, im Gmelinschen Sanatorium in Wyk- Föhr. Der Höhepunkt dieser Tage war ein Schwabenabrnd. Er war durchweht von Anfang bis Ende von echt schwäbischer Wärme und Fröhlichkeit. Er begann mit einem Kinderreigen. Daran fügten sich zu Herzen gehende Reden, schwäbische Bedichte und Lieder. Wir eindringlich klang hier oben in der Nordmark das Lied der SüdmarkKennt ihr das Land in deutschen Gauen", und, von einiger Wehmut durchzittert, das alte LiedPreisend mit viel schönen Reden". Wer so frei von Pflicht und Sorge den ganzen Tag in der Nordseesonne am Strand sich tummeln kann, mag leicht wieder wie in jungen Tagen mit Begeisterung, und in der Ferne und in so besonderer Umgebung, mit stärkerem Emp­finden die altvertrauten Volkslieder fingen.L.Ein Gruß der Heimat, vom Meer zum FelL!

Von stillem Ufer ^

Von lr r » >l Huhn

Der See war gestern erregt wie das Meer. Die Wellen rollten von Kehrsiten her, bäumten sich aus mit weihen, gekräu selten Mähnen, stürmten ans Ufer und warfen sich in Säulen daran empor, als wollten sie mit wilden Armen nach den alten, düsteren Tannen langen.

Und die Tannen standen und starrten. Von Westen über­fiel sie der Sturm und wühlte in den Zweigen. Aber die Stämme standen; Wellen und Wind erschütterten sie nicht.

Die Tannen stehen und staunen heute wie gestern, heute, da der See schläft. Wolken am Himmel hangen und Nebel Uber die Berge gefallen sind. Wundersame alte Gesellen Hunderte von Vögeln wohnen uud jubilieren, Leben und Geschicke ereignen sich in ihren Kronen. Eine junge Amsel fiel jüngst von einem der Aeste hinunter in den See und ertrank. Der Sturm von gestern riß ein paar Nester aus dem Gezweig. Tod und Ob­dachlosigkeit erfüllt sich zu ihren Füßen. Aber reglos stehen die alten Bäume.

Freilich zuweilen knistert und flüstert es im Gezweige. Oft. wenn die Sonne brennt, weht ein Duft nieder zur Erde, in dem es wie Kraft ohnegleichen strömt. Die alten Gesellen haben noch ihre Iugendglut. Sie tragen sie nur weise zurückgedämmt, und sie lassen den Sturm und den See und die Böarl Hausen und

auf hin. daß es eine selbstverständliche Ehrenpflicht der Stadt sei, daß die Bei ?tzung der so jäh aus dem Leben Geschiedenen in einer würd gen und ehrenvollen Weise geschehe. Am Beerdigungstage werden die öffentlichen Gebäude Halbmast beflaggt. In der nächsten Zeit soll jedes laute gesellige Leben vermieden werden. An den Gräbern der fünf Opfer werden Kranzspenden in den Farben der Stadt niedergelegt.

Tübingen, 4. Aug. Falsche Fünfmarkscheine. Hier sind falsche Fünfmarkrentenscheine im Umlauf. Die Falschstücke sind deutlich zu erkennen. Die weißen Wasser­zeichen sind Heller, der Druck fetter als bei den echten Schei­nen.

Kirchentellinsfurt, OA. Tübingen, 4. Aug. Beim Pad­deln ertrunken. Gestern abend 9.30 Uhr kam der 26 Jahre alte Student Richard Bletschinger aus Stuttgart mit einem Freund von Tübingen her in einem Paddelboot den Neckar herab. An der Brücke an der Pfrondorferstraßc blieb das Boot hängen und kippte um. Bletschinger, des Schwimmens nicht kundig, ertrank. Sein Freund konnte ihit in d-7 Dunkelheit nicht retten.

Schramberg. 4. Aug. Uebe-rfall. In der Nacht zum Sonntag wurde ein hiesiger Bürgerssohn beim Sammel­weiher von vier Fabrikarbeitern überfallen und schwer miß­handelt, so daß er ärztliche Hilfe in Ansvruch nehmen mußte. Außerdem vermißte er gleich nach der Tat seinen Geldbeutel mit 25 -fl Inhalt. Drei der Arbeiter sind arbeitslos, dar­unter ein verheirateter, der früher in Arbeit bei dem Vater des Ueberfallenen gestanden war. Am Sonntag hatte er den Sohn in einer Wirtschaft um Bezahlung der Zeche gebeten, was dieser aber ablehnte. Aus Aerger darüber wurde der Ueberfall gemacht.

Schwenningen. 4. Aug. DurchStark st romschwer verletzt. Am Dienstag früh hatten die hiesigen Betriebs­werke eine starke Störung in der Elektrizitätsversorgung. Grund hiefür war, daß in der Ueb raoagsstation Villingen der Betriebsmonteur Kugler der Hochspannungsleitung zu nahe kam und schwer verletzt wurde.

Ulm, 4. Aug. Münsterbeleuchtung. Zu Ehren der hier tagenden Imker fand gestern abend eine Münster- beleuchtuna sm -

Nunmehr konnte die Leiche des am 19. Juli beim Pferde­schwemmen in der Donau ertrunkenen Dienstknechts Georg Jungmaier von Neu-Ulm in Regensburg geborgen werden.

Am Sonntag abend gegen 9 Uhr wollte ein etwa 60- jähriger Mann im Rausch auf der alten Donaubrücke in die Donau springen, was chm jedoch infolge seines Zustands nicht gelang. Einige hilfsbereite Leute verbrachten den Be­trunkenen nach Ulm.

Aulendorf OA. Waldsee, 4. Aug. Sturz- Durch einen Brettbruch stürzte Heizer Hasenmeith beim Kohlenfassen so ab, daß er schwere Kopfverletzungen erlitt.

Vom Bayerischen Allgäu. 4. Aug. Ungetreuer Bankbeamter. Der verheiratete Bankier August Sei- ,bert, der seit kurzer Zeit das. Bankgeschäft Arnold Albert in Kempten übernommen hatte, wurde wegen Depotunter-- schlagungen in Höhe von 2000 verhaftet.

Gmünd, 4. Aug. Vom Rathaus. Der Gemeinderat beschloß folgende Aufwertung der städtischen Anleihen: Der Altbesitz erhält 1216 Prozent, der Neubesitz 10 Prozent; bei besonders Bedürftigen soll bis 15 Prozent aufgewertet wer­den. Die Schuldaufnahme hiezu soll als langfristiges Dar­lehen im Betrage von 162 000 -tt zu 9 Prozent (zurzeit) verzinsbar, von der Württ. Girozentrale Stuttgart ausge­nommen werden. Von der Württ. Privatbank AG., soll eine schwebende Schuld von 120 000 Mark ausgenommen werden.

Neuravensburg OA. Wangen, 4. Aug. Brand. In vergangener Nacht ist das zum Gasthof zunlKreuz" ge­hörige gegenüberliegende Wohnhaus, ein malerischer Fach­werkbau, fast bis auf die Grundmauern niedergebranM. Auch die gesamte Einrichtung wurde ein Raub der Flammen. Brandstiftung wird vermutet.

Friedrichs Hasen, 4. Aug. VomHerzoglichenHaus. Herzogin Charlotte, die einige Tage im Schloß weilte, hat sich am Montag nach Bebenhaufrn zurückbegeben. Ebenso gedenkt Herzog Albrecht am FreitaK wieder nach Altshausen überzusiedeln.

wissen von der ewigen Gleichheit der Zeiten und wie unwichtig in ihrem Jahrhundertgang all das Gestürme, Geräusche und Singen ist, das sich einen Tag, eine Stunde lang wichtig macht.

Ich will mich unter meine Bäume legen. Vielleicht lerne ich von ihnen die Ruhe. Drüben streckt sich der grüne Landleib von Hertenstein, schwarzüberwaldet mit leuchtend Hellen Matten dazwischen. Die Bauen steigen jenseits auf. Wolken lösen^sich von ihren Häuptern; Sonne durchspinnt sie. Nicht eine Glocke klingt, nicht ein Book zieht über den See. Der Bannfluch des Krieges ist noch nicht von den Gestaden genommen.

Jenseits der Landesmarken feilschen sie noch um Verträge, streiten sie um Grenzen, versuchen Krämerseelen den wolken­hohen Heilbund zu dichten, der die Völker im ewigen Frieden einen soll. Aber noch stocken Handel und Verkehr, will Freund­schaft Hatz nicht lösen und liegt das Geld entwertet, das den Nachbarn gestatten würde, wieder bei uns Einkehr zu halten. Und doch würden sie hier wieder sich selber finden, die Trauer oder Zorn, Kriegswut und Enttäuschung, Siegestaumel und Qual der Niederlage aus allen Gleisen geworfen, hier, wo nicht der Mensch predigt sondern die Natur.

Jüngst kamen zwei Unwetter über den See. Von Süden und Westen grollten die Donner, dumpf erst und fern, dann näher und näher, härter und wilder. Die Blitze fuhren in Gar­ben und Pfeilen durch den Himmel, daß er stetig in Feuer stand. Sie fuhren in den See, und es krachte, als stürzten die Berge ein. Der Regen brach los. Er rauschte über das schwarze Wasser und über den Wald und über das Hochgras der Wiesen. Doch ehe noch der Regenguß sich erschöpft, riß im Westen das Gewölk, und die Sonne warf Gold auf Wellen und Ufer. Da spannte sich ein Regenbogen selig weit hin übers Land, der hatte seinen einen Fuß im See am Rande von Hertenstein, daß das Wasser in sechs köstlichen Farben schimmerte, und hatte den anderen über Küßnacht. dem Hellen Userort. Sock und kühn aber schwang er sich über dem Rigi hin. wie ein kunstvoller Rahmen zum Berge der Berge.

Da fuhr der Fischer wieder aus, der. ohnmächtig gegen die Gewalt des wilden Sees, sich in unser Boothaus geflüchtet hatte. Unermüdlich sind diese Fischer. Morgens um zwei Uhr schon treiben ihre Nauen im See.Wann schlaft Ihr?" fragte ich einen. Wir brauchen wenig Schlaf", war die Antwort. Er stand stämmig und jung und helläugig in seinem Boote.

Der seltsame Sommer, der während Wochen in den Tälern Gluten entzündet, um sie mit einem jähen, kalten Westwind zu verjagen, malt am Abend oft wundersame Lichter über Himmel und Höhen. Die rote Rigiwand besonders glimmt wie eine im Feuer geglühte Platte aus Eisen. Fenster brennen. Hütten ver­ratend, wo sonst das Auge sie nicht endeckt. Wolken entzünden sich und lodern wie fliegende Hadern eines flammenergrisfenen Gewandes. Aber Inmitten der Oraie von Rot erwachen die

Jahrestagung der württ. Körperschafsbeamten

Gmünd, 4. Aug. Auf der Landesoerjammtung des Ver­eins württ. Körperschaftsbeamten standen die Erörterungen über Finanzausgleich und über Staatsvereinfachung im Mit lpunkt. Rechtsrat Hirzel - Stuttgart wies darauf hin, daß >n keinem deutschen Staat die Gemeinden so stark vom Staat belastet seien wie in Württemberg. Vom Staat müssen außer dem Zuschlagsrecht zur Einkommensteuer die Bei­behaltung der Getränkesteuer, die Aufrechterhaltung der Vergnügungssteuer für Kinos, Rückführung der Polizeikosten auf ein erträgliches Maß, Aenderung der Schullastenvertei­lung schon für 1927, allmählicher Abbau des staatlichen Zu­griffes auf Katastersteuern, Rückbildung der Gebäude­entschuldungssteuer zu einer Gemeindesteuer gefordert wer­den. Oberbürgermeister Dr. Schwammberger-Ulm verlangte, daß bei der Verwaltungsvereinfachung zuerst der Umfang der Verwaltungsgeschäste abgebaut werde, ehe man an den Personenabbau gehe. Die Angelegenheit solle in die Hände der Reichsregierung gelegt werden. Stadtschultheiß Rommel-Balingen hielt dagegen eine weitere Zentrali­sierung nicht für wünschenswert. Die von mehreren hundert Beamten besuchte Versammlung nahm darauf folgende Ent- schließungan: Eine Vereinfachung und Verbilligung der, öffentlichen Verwaltung ist möglich, ihre baldige Durch­führung dringend erwünscht. Eine Aufhebung von Be­hörden und ein Abbau von Beamten allein führe nicht zum Ziel. Beschränkung des Aufgabenkreises der öffentlichen Ver­waltung auf das Notwendigste, zweckmäßige Verteilung der Aufgaben unter weitgehender Heranziehung der Gemeinde- und Bezirksinstanzen, insbesondere der Selbstverwaltungs­körper, Einschränkung der Verwaltungsgesetzgebung und Vereinfachung des Verwaltungsrechts, Stärkung der Selb­ständigkeit und Verantwortungsfreudigkeit der unteren In­stanzen und Beschränkung der Aufsicht und der Kontrollen auf das Unerläßliche, sind die Wege einer Verwaltungs­reform. Innerhalb der Selbstoerwaltungskörper muß dafür gesorgt werden, daß minder wichtige Geschäfte von Einzel­beamten, die laufende Verwaltung von kleinen Abteilungen und nur die wichtigsten Geschäfte von großen Kollegien be­handelt werden. Die württ. Regierung wird ersucht, eine Vereinfachung unserer Verwaltung, unter Verwirklichung dieser Leitgedanken alsbald in die Wege zu leiten und bei' ihrer Vorbereitung und Durchführung die Gemeinden und Amtskörperschaften und ihre Beamten in angemessener Weise heranzuziehen.

Zum Ort der nächsten Tagung, die in 2 Jahren statt­findet, wurde Eßlingen gewählt

Aus Stadt «ad Laad

Nagold» 5. August 1926.

Im Grunde sind wir überall in der Fremde, und die wahre Heimat ist aus wirklich Irdischem und aus Geistigem und Fernem wundersam gewischt.

Burckhard.

*

Dierrstuachrichten.

Die erste Dienstprüfung für den evang. Volksschuldienst legten u. a. in Backnang und Heilbronn ab: Alfred Kapp, Gompelscheuer Gemeinde Enztal OA. Nagold und Wilhelm. Moser, Calw.

Die erste Dienstprüfung für den kath. Volksschuldienst legten u. a. in Rottweil ab: Erwin Eißeler, Göttelfingen OA.Horb, Andreas Hartmann, Oberndorf OA. Herrenberg und Alois Wetzel, Rohrdorf OA. Horb.

Die erste evang,-theol. Dienstprüfung hat u. a. bestanden Rudolf Brrzger, Reinerzau OA. Freudenstadt.

Der Herr Staatspräsident hat die Stelle Hes Vorstands des Staatsrentakkts Rottweil in der Dienststellung eines Ober­rechnungsrats dem Rechnungsrat Kircher in Freudenstadt übertragen.

Der Herr Staatspräsident hak dem Forstmeister Maurer in Pfalzgrafenweiler eine OberforstrütIftelle bei der Forstdirektion übertragen.

Oberlehrer Zoller an' der evang. Volksschule irt Hoch­dorf OA. Freudenstadt wurde seinem Ansuchen entsprechend in den Ruhestand versetzt.

Kiemen, fernen. Sie Kühlen, heiligen Sterne. Die Nacht legki Schatten aus die unzähligen Höhen ünd um den See. Am Bür­gen blüht eme Reihe roter Perlen süf. Dort hängt bei Tage ein schlimmes Eifengestell. an dem der Aufzug in die Höhe klinEt. Zur Nacht versinkt das häßliche Menschenwerk; nur eine gerade Reihe «oter Lichter glitzert gleich einem erstarrten und zerbrochenen BW vor dem dunklen El'ekn des Berges: Die Helligkeit zweier Scheinwerfer huscht durch dis Landschaft; aber bald löst ein anderer, heiterer, ruhiger Schein' sie ab. Der Mcmd steigt heraus. Der ewig unruhige See wird still-. Silbern glitzert das sich glättende Wasser. Silbern fließt es vost-den Aesten der Ufertannen. Und die Nacht wirft neue Schleier aufs LaNS, kämpfend mir dem Monde, Schatten schichtend. Jeder Laut er­stirbt. Die Fensteraugen der Hütten erlöschen. Nur die Lichter der Gipfelgasthäuser prahlen noch ins Dunkel, dem'Monde zu« Spott.

Hoch am Bauen brennt ein einsäMes Feuer, vielleicht lagern Hirten daran, vielleicht Wanderer, die «ach einem der Gipfel streben.

Feuer loderten auch am 1. Augcht. Fm ganzen Umkreis krönten die Flammenzeichen die Berge: Zuweilen schoß ein Licht auf und versprühte in der Nacht, eine' ferne Rakete. Bon allen Seiten schollen Lieder und BlechmLsik, in drolligen Ver­änderungen der eine Sang: Rufst du, mein Vaterland! Er kam über den See, er tönte vom Berge, er scholl-über's Land. Und wo er lebte, wußte man Menschen beisammen zu Ehren der Heimat, sich begeisternd an Glockenläuten uüd' Feuerschein, an Liedern und prangenden Worten festerregter Redner.

Aber als Flammen und große Worte am höchsten loderten, Glocken und Lieder am lautesten jauchzten, stand wiederum der Mond über der Erde Wolken rasten aus Westen. Wolken warfen sich über das strahlende Gestirn. Das aber segelte höher und höher, immer wieder sich lösend vom jagenden' Gewölk und immer freier, immer lachender leuchtend DruNten lag die Heimat und trank das Licht, die verborgene Wiese am Rütli, die Felsnadel mit dem Namen Schillers, tauchend aus reglosem See, die Kapelle am Axen, die Stelle, an der Teil sich befreit, vor allem aber die Berge. Und die ewigen Firne.

Die Tannen am Ufer reckten sich und standen wie grüßende Soldaten. Da grüßte auch ich das Land, grüßte es schweigend. Und dankte dem Geschick, daß ich nvck woknte nickt in seinem Feste, doch in seiner Einsamkeit uno Schönheit. Gesegnet vor allen Ländern wohl ist es durch Freiheit seit Jahrhunderten, aber Freiheit ist vielleicht nicht ewig, ewig also auch vielleicht nicht der Freiheit Fest, heilig aber ich Schönheit, die nicht ab- hängi von Menschengunst, Schönheit, die frei macht, nicht das Land von den Völkern, aber die Menschen von sich selbst.