Sette 2 - Nr. KtS
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Freitag. 23. 3utt 1V2S
Grundsteinlegung für den neuen Kürsacu. mehrere Vortragsabende und eine Aufführung des Festspiels mit festlicher Beleuchtung des Kurparks ergänzen das Monatsprogramm.
Rlünsingen, 22. Juli. Ehrengeleit. Die Kommandantur veranstaltete Montag nachmittag im Lager eine Trauerfeier für den verstorbenen Major Gerhard Wolters. Die Verbringung des Leichnams zur hiesigen Bahnstation geschah unter militärischen Ehren- Die Leiche ist nach Magdeburg überführt worden.
DalLsee, 22. Juli. Ein guter Fang. Bei einer Kontrolle einer Herberge wurde ein 18jähriger junger Bursche sestgenommen, der in Weilimdorf ein neues Fahrrad gemahlen hat. Unter den Kopfkissen des Diebes fand der Landjäger eine neue zehnschüssige Selbstladepistole und außer den -ehn Patronen im Magazin noch 21 Stück Munition.
Ravensburg. 22. Juli. Ein Pferd gefunden. Gestern vormittag fand man ein herrenloses Pferd in der Herrerrstraße, das keinen Schritt mehr weiter ging und auch ckeine Lust zeigte, sich den Anordnungen der Polizei zu fügen. Der Besitzer des Pferdes war unbekannt und so mußte bas offenbar kranke Pferd mit dem Schinderwagen rvegge- Dhrt werden.
Friedrichshofen, 22. Juli. JnternationaleLand- jSgerzusammenkunft. Der Verein württ. Landjä- jgerbeamten veranstaltet auf Wunsch der Landjäger- u. Gen- barmerieverbände der Bodenfeeuferstaaten am Sonntag,
U. August hier eine internationale Zusammenkunft. Es werben Beamte aus dem Land, aus Baden, Bayern, Oesterreich «nd der Schweiz erwartet.
Eßlingen. 22. Juli. Großes Brandunglück. — wei Menschenleben verloren. Zn dem Haus des au- und Sparvereins in Obereßlingen betreibt die Witwe Anna Dangelmaier mit einer Tochter und zwei Söhnen im Alter von 18 und 22 Zähren Heimarbeit für eine Eß- linger Gelakistefabrik. Gestern abend entzündete sich plötzlich explonsionsartig eine größere Menge Gelatine und die ganze Stube stand bald in Flammen. Die beiden Söhne erlitten schwere Brandwunden und starben nachts im Krankenhaus, die Mutter und die Tochter sowie eine Freundin derselben kamen mit leichteren Verletzungen davon. Das Feuer wurde von der Weckerlinie bald unterdrückt. Man vermutet, daß das Gelatine durch eine Zigarette zur Entzündung kam.
Fellbach, 22. Juli. Selbstmord durchStark ström. Der 32 Jahre alte Kaufmann Ernst Haug bestieg, wohl im Zustand geistiger Umnachtung einen Mast der elektrischen Hochspannungsleitung und kam mit dem Starkstrom in Berührung. Am ganzen Körper schwer verbrannt, fiel er tot zur Erde.
Sulzbach OA. Gaildorf, 22. Juli. DerneunteSohn. Reichspräsident von Hindenburg hat beim neunten Sohn der Holzhauerseheleute Bahn in Kohlwald, Gemeinde Sulzbach a. K., unter Anschluß eines Glückwunschschreibens und der dabei üblichen Ehrengabe die Patenschaft übernommen.
Marlach OA. Künzelsau, 22. Juli. Selbstmord. In dem benachbarten badischen Ort Gommersdorf war seit mehreren Wochen ein Mädchen aus Mannheim bei Berwand- ten auf Besuch. Vor acht Tagen verschwand es und seine Handtasche wurde bei Krautheim am Iagstufer gefunden. Darin befand sich ein Zettel mit der Angabe, daß das Mädchen den Tod in den Wellen der Jagst suchen werde. Da die Jagst zurzeit ziemlich hoch geht, waren Nachsuchungen unmöglich. Nun ist die Leiche einige hundert Meter vom Fundort des. Täschchens am Iagstufer geborgen worden.
Arach, 22. Zuli. Zwei Kalbinnen erstickt. Ein Diehknecht brachte nachts verschiedene Stücke Händlervieh von Döttingen über den Eisenrüttel nach Arach. Zn der Dunkelheit kam er zu weit nach rechts ab. Auf einmal verschwan- I Len drei Stück die sollte binunter. Zwei zuiammengekoppelte I
Kalbinnen sind dabei an einem Baum hängen geblieben uno zwar so, daß sie, bis Hilfe kam, in ihren Halsstricken erstickt waren. Dem dritten Tier hak es nichts getan.
Belsen OA. Rottenburg, 22. Zuli. Kirschendiebe. Am Sonntag wurden im hiesigen Kirschenfeld vom Feldschützen vier junge Burschen beim Kirschenplündern erwischt. Sie hatten etwa 30 Pfund beisammen. Sie stammen aus Hechingen.
Böhmenkirch OA. Geislingen, 22. Juli. Ueberfahren. Beim Steighof wurde der ledige Eugen Bieger von einem Motorrad überfahren. Das Rad ging ihm über den Rücken. Er mußte in schwer verletztem Zustand ins Bezirkskrankenhaus Geislingen übergesührt werden.
Erbach OA. Ehingen, 22. Juli. Ertrunken. Beim Baden in der Donau ertrank der ledige 27 Jahre alte Reinhard Bücher. Seine Leiche konnte bis jetzt nicht gefunden werden.
Schemmerberg OA. Biberach, 22. Juli. Messerhelden. Nachts kam es zwischen hiesigen und Jngerkinger Burschen zu Streitigkeiten. Ein Schemmerberger junger lediger Mann wurde in den Rücken gestochen, sodaß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Ein weiterer Mann von hier erhielt einen Stich in den rechten Oberschenkel. Der Täter, ein Jngerkinger Zimmermann, wurde festgestellt und erhielt von jungen Leuten von hier eine gehörige Tracht Prügel. Außerdem wird der Fall noch ein gerichtliches Nachspiel haben.
Vom Ries. 22. Juli. Vermächtnis. Der kürzlich in Nördlingen verstorbene Staatsrat a. D. Exzellenz Ritter v. Böhm, Ehrenbürger der Stadt Nördlingen, hat in seinem Testament der Stadt einen großen Teil seiner Gemäldesammlung, seine gesamte Sammlung alter Münzen, ferner 1000 Bände seiner Bibliothek und noch verschiedene andere Gegenstände vermacht.
Von der bayerischen Grenze, 22. Juli. AufderIagd tödlich verunglückt. Der Jagdpächter und Gutsbesitzer Johann Hofmann in Babenhausen schoß einen Rehbock an und holte dann einen Burschen, um mit diesem den Bock zu suchen. Beim Eintritt in ein Jungholz verhängte sich das Gewehr an einem Ast, der Schuß ging los und drang Hofmann durch di« Achsel. Schwer verletzt wurde Hofmann nach Haus verbracht, wo er bald darauf starb.
Aus Stadt und Land
Nagold, 23. Juli 1926.
Man nimmt in der Welt jeden, wofür er sich gibt, aber er muß sich auch für etwas geben. Man erträgt die Unbequemen lieber, als man die Unbedeutenden duldet. Goethe.
A-
Dienstuachrichten.
Herr Hauptlehrer Paul Schuster an der evang. Volksschule in Wildberg wurde zum Oberlehrer ernannt.
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Nebuugsalarm der Freiwillige« Feuerwehr.
Gestern abend 9.15 fand der in dieser Woche übungsplanmäßig fällige Probealarm statt. Der Hebung lag folgender Plan zugrunde: Im Waldachtal ist ein Wolkenbruch nieder- geganaen, die Waldach ist über die Ufer getreten, der Meisterweg ist unpassierbar. In die Scheuer und das Bräuhaus des Ankerwirt Walz hat der Blitz eingeschlagen, beide Gebäude stehen in Hellen Flammen. Im kleinen Saale des Brauhauses ist einer Gesellschaft der Rückweg abgeschnitten, da der Ver- I Hindun gswez vom Wohnhaus her eingestürzt ist. Es herrscht > starker Ostwind. Einige Minuten nach dem Weckerlinien- und
Sirenenalarm war die Feuerwehr am Brandplatz. Die Aufgabe wurde in allen Teilen richtig ersaßt und ausgeführt. Das Zusammenarbeiten zwischen Weckerlinie und der Freiivil- ligen^Feuerwehr war gut. Auch dein Hochwasser wurde richtig begegnet; in kurzer Zeit waren die nötigen Notstege für die bedrängten Bewohner geschaffen. Der anwesende Bezirksfeuerlöschinspektor Schleicher und der Stadtvorstand brachten in der anschließenden Kritik Feuerwehr und Weckerlinie uneingeschränkte Anerkennung zum Ausdruck.
3m Zeichen des Verkehrs uud Lokal- Patriotismus.
Aus 'Hailfingen OA. Rottenburg wird geschrieben: Seit 1. Juli hat die Privatautolinie Nagold—Mötzingen—Bondvrf eine Erweiterung erfahren nach Hailfingen und Seebronn. Der hiesige Gemeinderat hat dieses Unternehmen von Benz <L Koch in Nagold einstimmig gebilligt, da es von der Firma auf eigenes Risiko eingerichtet wurde und die Gemeinde keinerlei Verpflichtung übernehmen mußte, und auch nicht übernommen hat. Nun sind aber Bestrebungen im Gange, diese für uns sehr günstige und verhältnismäßig auch billige Einrichtung auf alle mögliche Weise zu Hintertreiben. Es mutet ganz sonderbar an, daß sogar das Obersmt Rottenburg „beabsichtigt, die von der Firma Benz L Koch in Nagold eingerichtete Kraftfahrlinie Bondorf—Hailfingen—Seebronn nicht länger zu dulden". In einem demokratischen Staat, in dem wir zu leben die Ehre haben, soll in der heutigen Zeit, in der das Auto als Verkehrsmittel die Hauptrolle spielt, einer von aller Welt abgeschlossenen Gemeinde eine derartige Einrichtung einfach weggesprochen werden! Vielmehr hätte erwartet werden dürfen, daß das Oberami, dem doch auch das Wohl einer entfernt liegenden Oberamtsgemeinde am Herzen liegt, ein solches Unternehmen begrüßen und nach Kräften fördern würde. Die Gemeinde, die über diesen oberamtliche Bestimmung nicht gerade erbaut ist, wird es aber aufs äußerste ankommen lassen, daß uns diese Autoverbindung unter allen Umständen erhalten bleibt.
Zu der Unwetterkatastrophe Ebhaufe«.
Vergangenen Donnerstag gegen 7 Uhr abends ging bekanntlich der Wolkenbruch bei Ebhausen nieder. Die Hochflutwelle der Nagold, die in Pforzheim ein Steigen des Flusses von maximal 40 Ztm. zur Folge hatte, trat noch nachts bezw. in den Morgenstunden des Freitags ein und hatte, da der Stand der Nagold unter Mittel war, hier und im Unterlauf des Flusses keinerlei schädigende Wirkung. Dagegen zeigte sich der große Schaden an der tiefrotgelben lehmigen Färbung des Wassers, die volle drei Tage anhielt und erst Sonntag nachmittag völlig verschwand. Wenn man bedenkt, daß der Fluß von der Unheilstelle bis Pforzheim rund 70 Klm. Lauflänge hat, die das Wasser bei durchschnittlich 2 Meter Sekundenge- sck>windigkeit in zehn Stunden zurücklegt, so kann man sich einen ungefähren Begriff von der ungeheuren Menge der durch den Wolkenbruch sortgerissenen guten Ackererde machen, die hier abgeschwemmt wurde. Durch diese Abschwemmung dürste der größte Schaden, der Dauerwirkung hat, verursacht worden sein.
„Durch Württemberg und Bade«"
(288 Klm.)
^ Die Strecke dieses Industrie-Straßenrennens, am nächsten Sonntag führt, wie der untenstehende Plan zeigt, von Stuttgart über Böblingen, Herrenberg, Oberndorf, Freudenstadt, Baden, Offenburg nach Freiburg i. Br. Die Hauptkontrolle befindet sich in Baden. Da „Durch Württemberg und Baden" das einzigste diesjährige Straßenrennen in dieser Gegend ist, an dem Berufsfahrer teilnehmen, so bringt man der Fahrt seitens der Bevölkerung schon jetzt größtes Interesse entgegen. Ganz bestimmt kommen spannende Positionskampfe der einzelnen Fabrikmannschasten zustande, die alle Kräfte aufwenden werden, um ihre Gegner niederzuringen. Der Start der Berufsfahrer
Die Entwicklung der Feuerwehr Wildberg
Von P. Schuster.
(1. Fortsetzung.)
Die alte Feuerwehr war aber nicht so organisiert und geübt wie die heutige. Sie wuchs heraus aus dem Zunftwesen und später aus den Turnvereinen. So lesen wir in der Chronik des Sebastian Fischer von Ulm: „Jetz will ich beschreiben die Ordnung des Füers halb. Cs ist allweg gewesen von Alters her alhie zu Ulm, wann Füer aufgegangen und man Fürio geschrien, so haund alle Mann bei Eids Pflicht ihre Harnasch missen anlegen und also mit Wehr und Harnasch ein jeder uf sein verordneten Platz geloffen und jeder seine Söhn und Knecht mit ihm missen nehmen und also us- den verordneten Plätzen gestanden, bis sie der Burgemeister abge fordert hat. Auch send zum Füer verordnet gewesen, von allen Zünften mit Aimern, das Füer zu löschen, desgleichen auch Maurer und Zimmerleut und welche dann zum Feuer gehören."
In der ällerältesten Zeit war zur Bekämpfung des Feuers so gut wie gar keine Veranstaltung getroffen, denn wenn Feuer ausgebrochen war, dachte man bei dem vorherrschenden Holzbau in den engen Gassen kaum daran, solches zu löschen, sondern alles ergriff unter möglichster.Rettung der beweglichen Gabe eiligst die Flucht. Dazu kam noch die damals allgemein herrschende Annahme, daß jede Feuersbrunst eine gerechte Strafe des Himmels für die Sünden der Menschen und somit unabwendbar sei, und andererseits der Wahn, es könne das Feuer durch Zaubersprüche und Geheimmittel gebannt werden. Bekannt dürfte der Spruch sein: „Heiliger Florian beschütz mein Haus, zünd andere an!" Die Regierungen haben aber doch schon sehr frühe allgemeine Löschordnungen herausgegeben, die vom Jahr 167 l ist schon erwähnt. Für uns besonders wichtig ist die allgem. Ordnung vom Jahr 1808, auf der sich auch die folgenden aufgebaut haben.
Nach der Ordnung von 1808 ist die Wildberger Ordnung von 1814 eingerichtet, von der eine Kopie bei den Feuerwehr- Akten aufbewahrt ist. Dort heißt es:
8 1 - „Wenn in hiesiger Stadt eine Feuersbrunst ausbrechen soltte, welches Gott abwenden wolle, solle hievon nicht nur dem Vorsteher in aller Eil Anzeige gemacht, sondern auch durch die, welche das Feuer zuerst sehen werden, von Gassen zu Gassen Feuer gerufen und unverzüglich mit allen Glocken durch den Mößner drei Klang schnell auf einander getan werden.
8 2. Auf den Sturmschlag ist jeder Bürger nebst seinen Söhnen und Knechten bei dem geschworenen teuren Eid schuldig und verbunden, mit allen Geschirren und Waffen, welche zum Löschen tauglich sind, unverzüglich dem Feuer zuzueilen und nach Kräften Hilfe zu leisten.
Dies ist das charakteristische der alten Ordnungen. Jeder
Mann hat einzeln seine Aufgabe zugewiesen erhalten. Wenn sie pünktlich und gewissenhaft ausgeführt wurden, war es recht und waren auch keine besondere Uebungen nötig. Die folgenden Paragraphen führen darum auch die Aufgaben und die Bürger, die sie auszuführen hatten, namentlich auf.
8 3. Die Feuer-Eimer auf dem Rathaus soll der, welcher zuerst dazu kommt, herabstellen. Aufseher mußten die ab- und zurückgegebenen Eimer abzählen und die mangelnden nach jeder Brunst anzeigen, um ivegen deren Beischaffung das nötige veranstalten zu können."
8 4. Die zu dem Feuerwagen bestellten Handwerksleute und deren Gesellen sollen gleichmäßig den Feuerhaken und Leitern zulauferi, besonders aber die Zimmerleute mit Aexten versehen sein, und im Notfall mehrere Personen zur Hilfe nehmen, welche sich hiezu ohne Anstand gebrauchen zu lassen schuldig sind.
8 6. Die sämtlichen Metzger sollen jedesmal mit ihren Pferden parat sein und im wirklichen Notfall die 4 ersten mit gesattelten Pferden auf den Slurmschlag vor dem Rathaus erscheinen und weitere Anweisung erwarten, bei Strafe eines kleinen Frevel.
In den folgenden Paragraphen wird dem Stadtknecht aufgetragen, auf das Rathaus aufzupassen und ist von den Gassen und Viertelmeistern die Rede.
8 9 sagt: „Wobei besonders diejenigen, welche zu den Stadt-Registraturen bestellt sind, (dies waren die Magistratsmitglieder) bei deren nötigen Transportierung und Verwahrung in andere sichere Orte allen Fleiß, Treue und Sorgfalt anwenden, und die zu denen Toren verordnte nur die kleine Türlen offen lassen und die große Tor aber beschlossen Hallen, alle Unordnungen verhüten und besonders darauf wachsam sein sollen, daß keine Effekten und Feuereimer hinausgetragen werden, welch alles auch denen Torwärtern ohnehin obliegt.
Besonders ivurden Leute bestellt zum Akten austragen aus der Kirch, dem Rathaus, dem Dekanat und Diaconathaus. Aus diesen beiden Häusern mußten die „Teutschen Herren Schullehrer" austragen. Wildberg war früher Oberamtsstadt. Auch waren besondere Plätze angegeben, wohin die geretteten Mobilien gebracht werden sollten und die Wachmannschaft dazu.
8 12V». Die an den Eckhäusern der Stadt hin und wieder befindlichen Pechpfcwnen, welche in gemeiner Stadt Kosten erhalten und mit Pechrina versehen werden, sind herkömmlich von den Inhabern der Häuser und außerdem von denen, dazu hienach bestellten Personen in Brünsten und andern nächtlichen Notfällen zu versehen, welche gute Aufsicht zu haben, daß bei einem Wind und aus andere Weise hierdurch kein Unglück geschehen mag.
Der zweite Teil bringt die Ordnung bei einer Brunst außerhalb hiesiger Stadt. Hiebei waren in erster Linie die Bauern mit den Pferden nötig. Mit Wagen und Spritze nickte man aus. In Brunstsachen, sagt 8 17, sind die beiden Herren Bürgermeister zu Hauptleuten verordnet, die sich mit dem Herrn Amtmann unterreden, welche Rotten abzuschicken. Die Wehr war in Rotten eingeteilt und jede Rotte hatte ihren
Rottenmeister. Die Rotten sollen in folgender Ordnung aus- ziehen:
I. Rotte mit blauem Fahn. Rottmeister Augustin Roller Schneider, Chr. Ludwig Völmle, Zeugmacher, welche die Fahnen bei 16 kl Straf während dem Dienst nicht aus den Händen lassen sollen. Aufseher, welche neben dem Rottenmeister auf die Rott wohl Achtung geben, mithin gleich jenen sich niemalen davon entfernen sollen: Bärenwirt Rühm, Christoph Roth. Der Versammlungsplatz dieser Rott ist bei dem Marktbronnen, woselbst dieselben ihrer Vorgesetzten Bescheid zu erwarten hat.
^ II. Rott mit dem rothen Fahnen, welche sich bei Herrn Bräunings Handelsladen versammeln soll. Heute gehört das Haus Herrn Kfw. Protz
III Rott mit gelb m Fahn. Die'e solle bei Jakob Zchivels Haus in rer besetzten Gasse zusammen kommen.
IV- Rott weißer Fahn. Der Ledigen, welche sich bei Jakob Freyhofers, Nadlers Haus einfinden und allda Bescheid abwarten sollen. Lies Haus ist in der Wilhelmstraße gegenüber der Krone gehört jetzt Gg. Röhm. Für jede Rotte galt was bei der ersten im besonderen gesagt war und war jeder zugehörige Bürger namentlich aufgesührt. lieber den Ernstfall uno wie wichtig es die Leute vor 100 Jahren nahmen, gibt 8 23 Aufschluß und sei deshalb wörtlich angeführt:
Welch vorbcnannte Burger und Ledige gleich nach angezogener Glocken bei unausbleibender Strafe auf ihrcn bestimmten Plätzen ohne Saumsaal erscheinen, und nicht so langsam herlausen sollen, daß Stunden verfließen bis eine Rotte versammelt ist, auf welcher sodann dieselben bei einer Ungehorsamsstrase mit ihren Rottmeistern aus und einziehen, alles liederliche Umlaufen und unanständige Verhalten unterlassen und sich ohne des Rottmeisters Erlaubnis nicht entfernen, die Ledigen bei der Heimkunft die Feuereimer wiederum aufhängen, keineswegs aber solche nur vor dem Rathaus oder auf dem Tanzboden hinwerfen sollen". Allem nach war die Heimkehr ein besonderes Fest und es wird nicht unmöglich gewesen sein, daß die Rotte mehr als l „Fahnen" heimgebracht hat.
An Löschgeräten vorhanden sind 8 28 aufgezählt: Eine große 4rädrige Feuerspritze mit mößenem Rohr und S Mundstück, welche im Wachthaus neben dem Marktbronnen in Verwahrung. Eine kleine Hand spritze im Hirtenhaus stehend, unbrauchbar.
Feuer-E.imer auf dem Rathaus auf gehängt :
neue lederne
30 Stück
alte dto.
29 „
zwilchene
20 .
79 Stück
Feuerhaken
aus dem Wagen
6 Stück
„ „ Rathaus
3 .
„ „ Schützenhaus
3 .
„ „ Hasentor
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13 Stück
(Fortsetzung folgt.)