Sette
Nr. 1V7
Nagolder Lagblatt „Der Gesellschafter"
Mittwoch, 21. 3«N 1S2S
wenn man Ihre frühere Geschichte auslöfchte, wenn man tn der Schule nicht einmal mehr die Muttersprache lehren darf! Kardinal Faulhaber nahm Stellung zu bestimmten praktischen Fragen., „Will der Zentralverein nicht ins Blaue reden, sondern praktische Arbeit leisten, so lassen Sie mich einige praktische Vorschläge machen. Die Vereinigten Staaten halten heute, acht Jahre nach dem Krieg, noch das deutsche Privateigentum zurück. Das ist eine Ungerechtigkeit, die eines zivilisierten Staats unwürdig ist. Wenn ein Staat an einen anderen Swat eine Forderung hat, dann muß diese Schuld in ausgleichender Gerechtigkeit aus alle Staatsbürger verteilt werden, nicht aber einzelnen, die zufällig ein Guthaben in dem Gläubigerstaat haben, aufgeladen werden. Der Zentralverein hat sodann unter den Beschlüssen des vorigen Jahrs anerkannt, daß jedes Staatswesen das Recht hat, die Einwanderung aus fremden Ländern zu reaeln. Niemand bestreitet den Vereiniaten
Rottenburg. 20. Juli. Feierlicher Ernst ruhte über der alten Stadt Rottenburg trotz der Tausende, die zusammengeströmt waren, um der Beisetzung des verstorbenen Bischofs Dr. von Keppler anzuwohnen. Alle Läden und Werkstätten sind geschlossen und die Häuser zeigen Trauerschmuck. Die Domkirche ist schon früh mit einer großen Trauerversammlung gefüllt. Nachdem es in der Frühe ununterbrochen geregnet hatte, begann der Himmel sich allmählich aujzuhellen. Das Innere der Kirche ist würdig ausgeschmückt, die Wände sind schwarz ausgeschlagen, der Baldachin des Bischofs neben dem Altar ist schwarz verhängt. Inmitten des Chors ist die Leiche des Bischofs auf der Tumba zwischen brennenden Kerzen, Lorbeerbäumen und einer reichen Fülle von Kränzen aufgebahrt. Zöglinge des Priesterseminars hatten während der Nacht die Ehrenwache gehalten.
Um 8 Uhr begann die Trauermette der Geistlichkeit im Dom, an die sich das Pontifikalrequiem, zelebriert von Erzbischof Dr. Fritz von Freiburg schloß. Der Domchor sang während der Totenmesse das Requiem von Mozart. Die Gedächtnisrede hielt Kapitularvikar Weihbischof Dr. Sproli. der eine kurze Schilderung der letzten Stunden des Bischof» gab. In die Trauer um den Toten mische sich der Laut gegen Gott, daß er den so guten Bischof gegeben und der Diözese so lange gelassen habe. Das Bischofsamt sei ein Seelsorgeamt gewesen, das er mit apostolischem Eifer, dem Herzen voll Liebe zu seinem Volk, mit einem tiefen Blick für die Ursachen der Zeitübel geführt habe. Immer habe er die Hand am Pulsschlag der Zeit gehabt und gewußt, daß der Welt nur mit Liebe zu helfen sei. Der Bischof sei auch Prediger aus Pflichtgefühl und nie sei seine Predigt umsonst gewesen. Bisweilen habe man ihm sein Amt von außenher erschwert und er habe die Schmähungen tief empfunden und jeweils ernste Gewissenforschungen bei sich gehalten, dann aber ging er den Weg der Pflicht. Nur das konnte er nicht ertragen, wenn man sein Vertrauen mißbrauchte. Bemerkenswert sei sein fester Anschluß an Rom gewesen, darum habe er auch beim Heiligen Vater volles Vertrauen gehabt. Bischof von Keppler habe seinem Amt wirkliche Ehre gemacht und es im Geiste Gottes gut verwaltet.
Nachdem Erzbischof Dr. Fritz die Leiche eingesegnet hatte, setzte sich nach 11 Uhr unter dem Geläute der Glocken sämtlicher Kirchen und dem Gebet und den Gesängen der Gläubigen der Trauerzug zur Bischofsgruft in der Sülchener Kirche, die eine halbe Stunde von Rottenburg entfernt im Neckartal gegenüber der Wurmlinger Kapelle liegt, in Bewegung. Die städtische Bürgerwache in ihrer althergebrachten Uniform und die Feuerwehr bildeten am Dom Spalier und begleiteten den Trauerzug nach Sülchen. Eine ungeheure Menschenmenge umsäumte die Straßen. An der Spitze -es Leichenzugs gingen zwei Musikkapellen, die Schulen, die Vereine mit ihren Fahnen, die katholischen Studentenverbindungen, die Geistlichkeit im Chorrock, die Mitglieder des Domkapitels, der Ergabt von Beuron, die Aebte von Weingarten, Neresheim und Brombach, Bischof Ehrenfried von Würzbura und di? Vertreter anderer Bischöfe. In der
Staaten das Recht, gegen eine uferlose Einwanderung einen Damm aufzurichten. Ich möchte aber doch darauf Hinweisen, daß die neueste Herabsetzung des deutschen Einwanderungsanteils von 51 000 auf 21 000, von der man hört, für Tausende von deutschen Familien, die in der Heimat kein Brot finden, den wirtschaftlichen Ruin bedeutet. Und wenn der Uebelstand dazu kommt, daß der Familienvater allein in der Welt Arbeit suchen und erst nach Jahren seine Familie Nachkommen lassen darf, so muß jeder Menschenfreund aus rein menschlichen Gründen diese Verwüstung im Familienleben bedauern. — Unverständlich ist auch, warum die Schiffs auf hoher See, die vor dem Krieg sich einander grüßten, dies heute nicht mehr tun. Wenn der Notruf des Radio „Schiff in Not" meldet, dann kommen sie einander zu Hilfe. Warum tauschen sie nicht den Gruß, der zugleich ein Gruß an das andere Volk wäre und so jür den Frieden ein kleiner Dienst fein könnte! ...
Mitte des' Zugs kam dann der Sarg, dem zwei Alumnen die bischöflichen Insignien voraustrugen. Nach dem geschmückten Sarge, den vier Alumnen und zwei Dompräbendare begleiteten, folgten der funktionierende Erzbischof mit Assistenz, die Angehörigen des Bischofs, Iustizminister Veyerle als Vertreter der württ. Staatsregierung, sonstige Vertreter von staatlichen und städtischen Behörden, ferner Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Württemberg, Herzog Philipp Albrecht, Herzog Robert und Herzog Ulrich, Hofmarschall Freiherr o. G e m m i n g e n als Vertreter dere Herzogin Charlotte, Prinz Christian vonSachsen, Fürst AlbrechtvonUrach, der Erbprinz von Sigmaringen und sonstige Vertreter des katholischen Adels, die Professorenschaft und andere hohe Gäste, darunter der bayerische Gesandte v. Tischer in Stuttgart als Vertreter der bayerischen Staatsregierung, General Frhr. v. Soden als Vertreter des alten Heers, eine Vertretung des 5. Wehrkreises, Mitglieder der Zentrumsfraktion des Landtags und weiterhin viele Geistliche in bürgerlicher Kleidung aus dem ganzen Lande. Den Abschluß bildeten die Ordensfrauen und die weiblichen Leichenbegleiter.
Als der Leichenzug auf dem Sülchenfriedhof anlangte, bildeten die Schulen und die Vereine auf den Gehwegen Spalier. Am Haupteingang des Friedhofs nahmen die Fahnenabordnungen Aufstellung. Nur wenige konnten bei der Beschränktheit des Platzes den Sülchenfriedhof und die Kirche betreten, wo Erzbischof Dr. Fritzdie kirchlichen Zeremonien vornahm, worauf der Sarg in der Bischofsgruft an sechster Stelle neben den fünf bisherigen Bischöfen von Rottenburg beigesetzt wurde. Bei der Bestattung unterblieben Kranzniederlegungen und Nachrufe.
In der Gruft der Sülchenkirche befinden sich 12 Begräbnisnischen, von denen nunmehr die Hälfte besetzt ist. Hier ruben die württ. Bischöfe Dr. Job. Bavt. v. Keller, gest. 1845, Dr. Joseph v. L i p p. qest. 1869, Dr. Karl Joseph v. Hefele, gest. 1893, Dr. Wilhelm v. Reiser, gest. 11. Mai 1898, Dr. Franz Xaver Linsemann, gest. 21. Sepk. 1898, no vor seiner Ansehung, und Dr. Paul Wilhelm v. Keppler.
Württemberg
Stuttgart, 20. Juli. Vom Rathaus. Der Gemeinderat befaßte sich gestern mit dem künftigen Platz des Planetariums und entschied sich 26 gegen 17 Stimmen der Rechten für den Vorschlag l ^auabteilung, das Planetarium in Verbindung mit der Ueberbauuna des Platzes gegenüber dem Hauptbahnhos zu erstellen. Die Gesellschaft, der -er Platz gehört, soll sich verpflichten, den entlang des Bahnhofvorplatzes geplanten Monumentalbau im Mittelstück dreistöckig zu gestalten. Aus diesem Mittelstück soll das Planetarium als Kuppelaufbau seinen Platz erhalten.
Die Ratskellerei hak einen Reingewinn von nahezu 34 000 Mark erzielt.
Ehrung des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Aus Anlaß der Anwesenheit des Generalfeldmarschalls Matten s e n in Württemberg bei der Vermählung seines Sohns mit der Tochter des Deutschen Gesandten in Rom, Freiherrn von Neurath, auf dem Neurathschen Gut bei Enzweihingen werden die Bereinigten Vaterländischen Verbände von Württemberg und Hohenzollern dem verdienten Heerführer eine Huldigung darbringen. Die Veranstaltung findet voraussichtlich am Sonntag, 8. August, nachmittags 3 Uhr in Ludmigsburg statt.
Aufhebung der Freischeine für das Postpersonal. Die
württembergischen Post- und Telegraphenbeamten hatten bisher einen einmaligen Freischein für die Eisenbahn auf, den württ. Bahnstrecken. Die Deutsche Reichsbahngesellschaft bestreitet zwar nicht die Freifahrtberechtigung, verlangt aber Bezahlung der Freifahrten durch das Reich, d. h. durch die Reichspostverwaltung. Wie verlautet, hat sich nun die Reichspostverwaltung bereit erklärt, ab 16. Juli die Karten, die das Postpersonal für seine Urlaubsreisen benötigt, zu bezahlen. Die Postbeamten müssen jetzt selbst ihre Karten lösen, bezahlen, erhalten aber nachträglich Ersatz.
Cannstatt. 20. Juli. Lebensmüde. Von der Kanal- strahe sprang abends eine ältere Frau wegen Nahrungssorgen in den Neckar. Einige junge Männer retteten die Frau etwa 50 Meter unterhalb der Einsprungstelle. Künstliche Atmung war von Erfolg. Die Frau wurde in das Krankenhaus Cannstatt übergeführt, doß muß an ihrem Aufkommen wegen ihres Alters gezweifelt werden.
Obertürkheim. 20. Juli. Tod auf dem Weg zum Friedhof. Am Samstag wollte die 72 5. a. Pauline Ruoff Wrve. auf der Neckarbrücke in einen Straßenbahnzug einsteigen, um in Unkertürkheim an der Beerdigung eines Verwandten, der in seinem Weinberg an einem Hihschlag verstorben ist, keilzunehmen. Beim Ankommen des Straßenbahnwagens fiel sie plötzlich um und verstarb an den Folgen eines Herzschlags.
Aus dem Lande
Lauffen a. N., 20. Juli. Erntebeginn. Die Getreideernte hak hier mit dem Einheimsen von Roggen und Gerste begonnen. Die übrigen Halmfrüchte gehen bei der großen Hitze ebenfalls ra>'ch der Reife entgegen. Die Ernte verspricht in jeder Hinsicht gut zu werden.
Adelberg OA. Schorndorf. 20. Juli. Tödlicher Sturz vom Magen. Der ledige 29 Jahre alte SL^n Herbert des Lammwirks Geiger fiel auf der Mikkelmühle von einem Graswagen so ünaeschickt auf den Rücken, daß er das Genick brach und sofort tot war.
Ernsbach OA. Oehringen, 20. Juli. Zwei Personen ertrunken. Ein des Schwimmens unkundiger IZjähriger Junge versank beim Baden im Kocher und wurde fortgerissen. Ein 17jähriger Mann-sprang, vollständig bekleidet — er konnte nur noch die Joppe abwerfen — dein Versinkenden nach, ohne daß sein heldenmütiges Verhalten von Erfolg gekrönt wurde — auch er versank in die Tiefe, nachdem er den Jungen ziemlich ans Land gebracht hatte, ein Herzschlag bereitete ein jähes Ende. Erst nach 20—30 Minuten konnten die Leichen geborgen werden. Der Fall ist um so schmerzlicher, als die Familie des jungen Mannes erst kürzlich einen 27jährigen Sohn infolge Kriegsleidens verloren hat und der 13jährige Junge der einzige Sohn seiner Eltern war.
Herbrechtingen OA. Heidenheim, 20. Juli. Vom Auto erfaßt. Eine Radfahrerin aus Niederstotzingen wollte einige Meter vor einem sich in voller Fahrt befindlichen Auto abspringen, wurde aber vom Auto erfaßt und zur Seite geschleudert. Das Rad wurde vollständig zerstört und die Frau hat einen Beinbruch erlitten. Das Auto brachte die Verunglückte sofort zu einem Arzt.
Schnaitheim OA. Heidenheim, 20. Juli. Petri Heil. Der hiesige Fischpächter Wolf hatte das seltene Glück, in den letzten Tagen einen über 10 Pfund schweren Hecht in der Brenz zu fangen.
Iie Beisetzung des Bischofs Ir. Paul Wilhelm von KeMer
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f. ' Roman von/Fritz Sleinemann. -
39. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Kaum war das geschehen, da trat Hartwig zu Eberlin.
„Hier, Herr Eberlin, ist der Kaufpreis dafür, die Belohnung, die Ihnen Herr Möller versprochen, aber nicht bezahlt hat. Ihr Zeugnis ist uns das wert!"
Vollständig perplex sah Eberlin Hartwig an. , i
„Ja, woher wissen Sie denn das?"
Alle hatten angenommen, daß zwischen Eberlln und Hartwig ein Einverständnis sein müsse, und nun erfuhr man, daß Eberlin selbst überrascht war. Und diese Heber- raschung war echt. Sie sprach zu deutlich aus Blick und Miene. Von allen am meisten betroffen aber war Möller, als er das bemerkte. Er hatte sich Hinreißen lassen, «ine Torheit begangen, die vielleicht nicht wieder gutzumachen war.
Hartwig hatte das Wort genommen. Er war den An- wesenden eine Erklärung schuldig. Und er gab sie ihnen, den erstaunt Zuhörenden, mit wahrer Herzensfreude.
„Als Eberlin dann das Haus verlassen wollte, eilte ich ihm nach mit dem Bescheid ..." Er wandte sich an den früheren Börsenmakler. „Nun, Herr Eberlin, was habe ich Ihnen gesagt?"
„-Ich solle sofort mit dem Zettel hierherkommen, mich nach dem Wartezimmer begeben und dort wetteren Bescheid von Herrn Möller entgegennehmen."
„So ist es!" bestätigt« Hartwig. „Und nun die Angelegenheit erledigt ist, Herr Eberlin, dort ist die Tür!"
Eberlin versuchte zwar noch einige Worte zu seiner Rechtfertigung anzubringen, aber Hartwigs nockmaliger Aufforderung gegenüber zog er es doch vor, still zu verschwinden.
„Das ist aber noch nicht alles," fuhr Hartwig fort, „Sie wissen, Herr Thiele, daß ich.mit,meiner Motorzeichnung im Soffer nach Berlin fuhr, um die Erfindung zu.!verkaufen. In Berlin hatte man mir «einen Koffer vertauscht,- um meinen Plan zu, verhindern, wodurch ich gezwungen-wurde, das. Modell Nachkommen,zu lassen. Nun, ich habe mein.Ziel trotz.allehem erreicht. Hier, Herr Thiel«, .find. die.hundisrtz- taHendMark, dpe>kih'Ihnen zur VersüMmg stellen.Zvöllte.
war in Wirklichkeit nämlich nicht vertauscht worden, sondern gestohlen, um mir nach abgelaufener Frist wieder-zugestellt zu werden. Ter Herr, der das getan hat, nannte sich Professor Müller, war angeblich nach München gereist und hatte dem dortigen Hotel Bavaria Auftrag gegeben, seinen richtigen Koffer nack Meusfeld zu schicken, da er nicht nach München kommen könne. Kennen Sie vielleicht einen Professor Müller in Meusfeld, Herr Möller? Nein? Nun, dann trifft es vielleicht zu, was mir der Detektiv > Roberts telephonisch sagte: daß es einen Professor Müller in Meusfeld nicht gibt, wohl aber einen Herrn Keppler, der mit diesem identisch sei."
Dieses Mal erbleichte Möller, aber es geschah aus Wut über Kepplers Tölpelei.
Thiele hatte sich aus seinem Stuhl erhoben. Das Stehen fiel ihm schwer, deshalb stützte er sich mit der Linken auf den Schreibtisch, während seine Rechte den Vertrag auf ahm.
„Und nun zur Unterschrift des Vertrages," sagte Thiele mit einer Stimme, die nahezu die früherer Tage war. „Sie wissen, Herr Möller, daß ich mich schriftlich verpflichtet habe, Sie als Teilhaber auf-unehmen. Das geschah im vollen Vertrauen auf Ihre Ehrenhaftigkeit. In diesem Vertrauen ist der vorliegende Vertrag ausgefertigt worden. Nur in diesem Vertrauen kann er unterzeichnet werden. Herr Möller, hier ist meine Unterschrift."
Thiele hatte den Vertrag in beide Hände genommen und ritz ihn unter Anspannung aller Kräfte in zwei Hälften. die er Möller vor die Füße warf.
Möller zuckte heftig zusammen, faßte sich jedoch schnell. „Sie haben mir eine Beleidigung zugesügt, die ich zu sühnen verstehen werde. Seien Sie überzeugt, in wenigen Stunden werden Sie diese Unterschrift zu bereuen haben, dessen können Sie sicher sein!"
Hoch erhobenen Hauptes,üm Vertrauen auf seine Macht, an der Thiele zu schänden werden sollte, ging er hinaus.
25.
Mit Möllers zur Schau getragenen Ruhe war es in dem- f selben Moment vorbei, als er im Wagen saß und Meus- seld zustrebte. Ein grenzenloses Toben und Wüten war in ihm. Sein Gesicht war verzerrt, die Hände zu Fäusten geballt, und seine Füße zuckten. Don Zeit zu Zeit öffneten f er den zusammengeknisfenen Mund, aber lein Wort, nur ! ein -lkaucken der Laut kam Wgr^se.ine„,Lippen. Bald. HMI -
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würde er daheim sein und einen Blitzableiter für seinen Zorn haben.
Er sprang aus dem Wagen und sprang die Treppe empor. Sein Diener kam ihm entgegen.
„Herr Möller. . ."
Möller stieß ihn zur Seite. Dieser Esel hatte ihm gerade noch gefehlt!
„Keppler soll kommen, sofort," brüllte er.
Der Diener duckte sich und verschwand. Es war nicht seine Schuld, wenn sein Herr jetzt ins Zimmer trat und unerwartet Besuch vorfand, warum hatte er ihn nicht zu Ende reden lassen.
Möller stürmte in sein Zimmer, ritz Hut und Mantel herunter und warf beides auf einen Stuhl. Dann rannte er tollwütig auf und ab.
„Das soll er mir büßen, das soll er mir büßen! Nicht eher gebe ich Ruhe, als bis ich ihn vernichtet habe, und sollte ich selbst dabei zu Grunde gehen!"
Jetzt stand er still in der Mitte des Zimmers. Ideen zuckten in ihm auf, verwegen, ohne Maß und Ziel, sich überstürzend, gepeitscht von rachcsüchtiger Phantasie.
Plötzlich fiel Möllers Blick in einen Winkel des Zimmers. Sein Auge weitete sich, es wurde starr. Hockte da nicht ein Mensch? Aber das konnte doch nicht sein! Sein« fiebernde Phantasie spielte ihm einen Streich. Dach nein, die dunkle Masse bewegte sich ja, stand auf . . . Ein fremder Mann in seinem Zimmer!
„Wer sind Sie? Wie können Sie sich erdreisten, hier einzudringen!"
Die Gestalt löste sich aus dem Dunkel des Zimmers und trat näher zu Möller.
„Kennen Sie mich nicht, Robert Möller?"
Möller starrte ihn fassungslos an.
Kästner! Er. der Wahnsinnige aus der Irrenanstalt, hier in seinem Zimmer! Wie war das möglich! Wie konnte das geschehen! . . . Doch nur keine Furcht, nur Ruhe. Selbstbeherrschung!
„Was wollen Sie hier?"
„Rechenschaft verlange ich von Ihnen, meinem Angestellten, der mich und die Aerzte betrogen, der mich zeit-, lebens hinter vergitterten Fenstern halten wollte!" .
„Armer Irrsinniger!"
(Schluß siehe Beilage.)
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