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Nagolder TagblattDer Gesellschafter-

Mittwoch 21. Juli 1926

Eßlingen, 8b. Juli. W ci r n u n g v o r e? n e m Dar­lehen sbe trüge r. Der 24 Jahre alie Kaufmann Julius Huppenbauer hier hat in den letzten Monaten in Eßlingen, iowie in einer Reihe von Bezirksorten und der weiteren Umgebung zahlreiche Darlehensbetrügereien oerüök. Der Be- rrüger kann, obgleich in 94 Fällen überführt, mangels ge­setzlicher Gründe nicht zur Haft gebracht werden.

Leonberg, 20- Juli. Motorrad Unfall. Au? der Straße DitzingenLeonberg stürzte ein Motorradfahrer in­folge Gabelbruchs. Der Fahrer wurde nicht unerheblich ver­letzt und mußte sich in ärztliche Behandlung geben.

Benningen OA. Ludwigsburg, 20. Juli. Starr­krampf. Vorletzte Woche ist Frau Karoline Vogel in der Dunkelheit in einen rostigen Nagel getreten, wodurch sie sich am großen Zehen verletzte. Sie nahm ärztliche Hilfe in An­spruch. Der Fuß heilte sehr schön zu. Später stellten sich jedoch Anzeichen von Starrkrampf ein, dem die Schährige rüstige Frau erlag.

Heilbronn, 20. Juli. Glasscherben auk dem Badeplatz. 42 Personen mußten am letzten Sonntag aus dem Städt. Vadeplatz die Hilfe der Rettungswache in Anspruch nehmen. In allen Fällen handelt es sich um Schnitt­wunden, darunter einige schwere, die von umherliegenden Glasscherben herrührten.

Gaildorf, 20. Juli. Brand der Industrie-Werke. Gestern abend brach in dem ganz neu eingerichteten Fabrik­gebäude der Industrie-Werke Gaildorf, die insbesondere die Fabrikation von Kämmen und eine Hornpresserei betreiben, Feuer aus. Nach 2l4 Stunden war der Innenraum der Fabrik mit den Maschinen vollständig ausgebrannt.

Schlechtbach OA. Gaildorf, 20. Juli. Nachforschung über den Verbleib einesFremdenlegionärs. Die Familie Christoph Grau hat durch die Vermittlung des Würkt. Kriegerbundes über den Verbleib ihres Sohnes Jakob Grau, der im vierten Fremdenregiment diente, Nach­forschungen anstellen lassen. Diese haben nunmehr ergeben, daß dieser seit 22. Juni 1922 als Flüchtling geführt wird. Da seit dieser Zeit kein Lebenszeichen mehr bekannt gewor­den ist, muß man annehmen, daß er auf seiner Flucht auf irgend eine andere Weise ums Leben gekommen ist.

Anterrombach OA. Aalen, 20. Juli- Autobrand. Ein Auto, Las von Aalen nach Essingen fuhr, ist plötzlich in Brand geraten. Der Kaminfeger aus Heubach, der das Auto lenkte und nur allein darin fuhr, konnte sich retten.

Geislingen-St., 20. Juli. Schwerer Unfall. In dem benachbarten Gingen a. F. geriet ein verheirateter Mau­rermeister unter seinen eigenen, mit etwa 30 Ztr. belasteten Wagen, wobei ihm ein Rad über den Brustkorb ging. Der Verunglückte wurde in schwer verletztem Zustand in die chir­urgische Abteilung des Bezirkskran'kenhauses eingeliefert.

Lrsenhkuftn OA. Laupheim, 20. Juli. Ein feiner §°>e r r. Ein hiesiger 20jähriger Bauernsohn fiel in letzter Zeit durch große Einkünfte, Zechgelage mit Altersgenossen, Reisen an den See auf. Niemand wußte, woher er die Mittel nahm, um ein solch verschwenderisches Loben führen zu kön­nen. Nun stellte sich heraus, daß er sich annähernd 2000 -4t aus unerlaubte Weise aneignete und zwar wurde die Ge­meindepflege mit 93 -4t, die Molkereigenossenschaft mit 852 -4t und der Gemeindepfleger als Privatperson mit dem Rest in Mitleidenschaft gezogen-

Aus Stadl und Land

Nagold, 21. Juli 1926.

Was wir aus Menschenliebe Vorhaben, würden wir allemal erreichen, wenn wir keinen Eigennutz ein­mischten. 2ean Paul.

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Dierrftnachrichteu.

Im Bereiche des Landesfinanzamts Stuttgart wurden er­nannt: zum Obersteuersekretär der Steuersekretär Armbruster, zu Steuersekretären die Steuerassistenten Irret, Ko pp und Lünse sämtl. beim Finanzamt Freudenstadt; zum Steuer- betriebsassistenten der Steuerwachtmeister Bathke bei dem Fi­nanzamt Hirsau.

Dr Schäfermichel vo Wildberg.

Bäckermeisters Hanne und dcr Schäfermichel von Wildberg lieben sich. Sie können kein Paar werden, iveil Hannes Vater seinen allen Haß gegen Michels Valer auf den Sohn überlrägt. Als der Meiner aber in der Nol des jungen Michel großen und edlen Charakter kennen leimt, gibr er ihm reuig und freu­dig seines .Kindes Hand. Wie nun aber die arme Hanne doch noch um ihr Glück betrogen wird, das erfahren wir aus dem FestspielDr Schäsermichel vo Wildberg- von Hauptlehrer D. Schuster-Wildberg, das am kommenden Sonntag und Montag aus dem Schäferlaus zu Wildberg zur Aufführung gelangt.

Es ist eine glückliche und dankenswerte Idee, surch drama­tische Darstellung die Sagen der Heimat in alten und jungen Herzen wieder lebendig werden zu lassen. Es wird mir dazu beitragen, die innere Bindung an die Heimat, Heimatbewußtsein, Heimatliebe erstarken zu machen, dennhier sind die starken Wurzeln deiner Kraft". Wir wünschen nicht nur den heimi­schen Schäfern und allen Besuchern des Festes einen schönen Tag und einen vollen Erfolg für all ihre Mühen, sondern erhoffen auch, daß von diesem Tag eine Stärkung eben jener Tugenten ausgeht. Dadurch erst erhalten Feste in unserer Zeit erst Berechtigung und inneren Wert, daß sie Kräfte ausstrahlen, die unserem Volk zu seinem äußeren und inneren Aufbau not tun.

Von der Erstaufführung am vergangenen Sonntag wird uns folgendes geschrieben:

Letzten Sonntag kam das StückDr Schäfermichel vo Wildberg", welches einen Sohn unserer Stadt Nagold, Haupt- sthrer Schuster in Wildberg, zum Verfasser hat, zur Erst­aufführung. Seit Wochen war es bekannt, daß ein Werk ein­geübt werde, welches als historischen Hintergrund eine Episode aus dem 30jährigen Krieg aus der Stadtgeschichte Wildbergs Mm Vorwurf hat. Mit großer Freude und Hingebung hat Herr Hauptlehrer Schuster der Einstudierung sich unterzogen und mit ebensoviel Freude und Bereitwilligkeit haben die Dar­steller ihr Interesse an dem Stück kundgetan. Was bei dieser gemeinsamen Zusammenarbeit herausgekommmen ist, konnte Man bei der Ausführung und aus dein durch diese hervorge­rufenen reichen Beifall ersehen. Das flotte Zusammenspiel wurde ganz besonders unterstützt durch den vornehmen Rahmen, welchen die neue Bühne, mit den von Herrn H. Kaltmaier, Freudenstadt, gemalten Kulissen botem Der bedeutend ver­größerte Saal des »Schwarzwald" war vollständig besetzt.

Dom Wetter.

Nachdem nur am Diontag durck denreuigen Sommer" das Weiter allzuviel gelobt haben, sind wir am Montag be­lehrt worden, daß allzugroßer Optimismus nicht bestimmend wirkt. Der Montag brachte bis gegen Abend starke Hitze, sodaß sich daraufhin die Wolken zu Gewittern zusammenballten, die jedoch unser Stadtbild kaum erreichten, dafür aber neben den Schrecken für die bei Gewittern allzu ängstlichen Gemüter erfrischende Abkühlung durch einen kräftigen Gewitterregen erzeugten. Leider war auch der gestrige Tag im Gefolge seines Vorgängers und man konnte sich kaum herauswagen, ohne von einem plötzlichen Regenschauer überrascht zu werden. Wir wollen hoffen, daß es sich nicht wieder auf längere Zeit ein­regnet, vielmehr erwarten wir von dem reuigen Sommer eine dauernde Besserung, wenn wir ihm auch ab und zu Seiten- sprünge gestatten wollen.

Dom NadfahrervereinBelo-Club".

Bei dem am letzten Sonntag in Schwenningen stattgefun­denen Landesverbandsfest, erhielt der Verein unter starker Kon­kurrenz in Klasse ^ den 2. Preis. Wir gratulieren!

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Stand der wichtigeren Tierseuchen in Württemberg. Nach einer Zusammenstellung des Statistischen Landesamts war am 15. Juli 1926 der Milzbrand in 3 Oberämtern mit drei Gemeinden und 3 Gehöften, die Maul- und Klauenseuche m 17 Oberümtern mit 25 Gemeinden und 104 Gehöften, die Räude der Schafe in 6 Oberämtern mit 8 Gemeinden und 15 Gehöften verbreitet. Ferner traten auf die Kopfkrankheit der Pferde in 21 Oberämtern mit 25 Gemeinden und 25 Gehöften, die ansteckende Blutarmut der Pferde in 19 Obsr- ämtern mit 30 Gemeinden und 32 Gehöften und die Ge­flügelcholera in 2 Oberämtern mit 2 Gemeinden und zwei Gehöften.

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Haiterbach, 20. Juli. Vom Turnverein. Bei der am

letzten Sonntag stattgesundenen Gautmnsahrt in Möttlingen hat der Verein wiederum schöne Erfolge errungen. Von zwölf Wettkämpfern konnten acht mit Preisen bedacht werden, darun­ter mit einem 2. und einem 4. Preis. Die Abfahrt des Vereins erfolgte mit einem schönen Omnibus der Fa. Benz <L Koch, Nagold, ebenso die Rückfahrt. Der Verein selbst, der seit Be­nützung der Turnhalle mir gutem Erfolg vorwärts schreitet, kann mit seinem Erfolg wohl zufrieden sein. Den Siegern wünschen wir ein kräftigesGut Heil!"

Haiterbach, 19. Juli. Vereinsausflug. Um seinen Mit­gliedern im Laufe des Sommers eine Freude zu bereiten, un­ternahm der hiesige Gesangverein am letzten Sonntag eine Autofahrt. Früh um halb 6 Uhr fuhr man los. Die Fahrt ging über Altensteig, Besenseid hinab in das tief eingeschnittene Murgtal. Dort wurde die interessante Murgtalsperre angesehen. Dann fuhr man die steile Straße hinauf zu der Schwarzen­bachtalsperre. In 2stündigem Aufenthalt wurde das groß­artige Werk besichtigt, das bei allen Mitgliedern tiefe Eindrücke von unserer heutigen Technik hinterließ. Nun ging die Fahrt über die Höhen des Schwarzwaldes und dann auf wunder­voller Chaussee hinab ins warme Oostal nach der weltbekannten Badestadt Baden-Baden. Die Stadt prangt zur Zeit in Geranien. Ein Spaziergang in der Lichtenthaler-Allee tat allen sichtlich wohl. Großes Interesse erweckte vor allem die heiße Quelle in der Trinkhalle und mancher nahm einen prüfenden Schluck von dem warmen Sprudel. Daran schloß sich noch ein Gang durch die Stadt an. Dann aber mußte man an die Weiterfahrt denken. Der Weg führte über Gernsbach das Murgtal hinauf bis Freudenstadt. Dort wurde nochmals ein kurzer Aufenthalt gemacht und dann gings in guter Stimmung der Heimat zu. Manches Lied noch scholl in die Nacht hinaus und bald nach Mitternacht war man wieder in unserem Städt­chen. Frohe Gesichter verkündeten, jdaß die wohlverlaufene Fahrt allen gut gefallen hat. Schade nur, daß nicht alle Mit­glieder daran teil genommen haben.

Altensteig, 20. Juli. Die Kraftwagenlinie Altensteig- TöttelfingenBesenfeld wird ab Donnerstag, den 22. Juli, alltäglich bis Klosterreichenbach weitergesührt. Durch diese Er­weiterung wurde die Schaffung eines neuen Fahrplans not­wendig. Nach dem neuen Fahrplan fährt das Auto künftig schon früh 6 Uhr in Göttelfingen ab und trifft um 6.45 Uhr in Aliensteig ein, fährt hier um 7 Uhr vormittags wieder ab und kommt in Klosterreichenbach um 9 Uhr vorm. an. Dort geht es 9.15 Uhr wieder ab, trifft in Aliensteig um 11.20 Uhr wieder ein und fährt nachmittags um 4.15 Uhr nach Kloster­reichenbach, wo es 6.15 Uhr abends eintrifft. Um 6.25 Uhr fährt es dort wieder nach Göttelfingen, wo es um 7.45 Uhr ankommt. Damit wäre also die vorjährige Autoverbindung zwischen Altensteig und dem Murgtal wieder hergestellt, jedoch mit dem Unterschied, daß die Linie nicht mehr über Erzgrube, sondern über Göttelfingen geführt wird und daß nicht die Postoerwaltung die Unternehmerin ist, sondern daß die Linie privat geführt wird.

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Calw» 19. Juli. Autoverbindungen. Der Bezirk hat gegenwärtig 3 Kraftwaaenlinien, die sich alle gut rentieren, be­sonders günstig ist die Lage der Linie CalwHerrenberg. Zu diesen drei Linien soll nun eine vierte kommen. Es sind Be­strebungen im Gange, um eine neue Linie CalwOberreichen­bachCalmbachWildbad ins Leben zu rufen. Die Linie wurde schon vor dem Kriege ernstlich erwogen, kam aber in der Kriegszcit nicht zur Ausführung. Die Ansichten über eine Rentabilität sind sehr geleilt. Im allgemeinen spricht man dieser Linie keine große Zugkraft zu. Wildbad, wie überhaupt das Enztal, hat seine nächsten Beziehungen nach Pforzheim und die Orte, die zwischen Calw und Wildbad liegen, haben keine größeren Verkehrsbedürfniffe. Jedenfalls ist nur im Sommer während der Kurzeit auf eine Rentabilität zu hoffeil, im Win­ter ist eine solche ausgeschlossen.

Oejcheldronn OA. Herrenberg, 20. Juli. Nepsernte. Die Repsernte hat begonnen und nimmt in dieser Woche ihr Ende. Der Ertrag ist dieses Jahr nicht gut, weil die Witte- ruugsverhältnisss nicht günstig waren. Nach einer Schätzung wird es sich um 200 bis 250 Zentner handeln. Ein Kauf wurde noch nicht abgeschlossen. Wie man hört, soll der Preis 1920 Mark der Zentner sein.

Börsiingen OA. Horb, 20. Juli. Schlimme Bot­schaft. Der Draht brachte die Schreckensnachricht, der ledige 33jährige Alfons Speiser, Sohn des Kaufmanns Joh. Spei­ser, sei in Oy bei Kempten im Bayr. Allgäu, wo er als Maler vor einigen Monaten Verwendung gefunden hatte, ertrunken.

Freudenstadt, 21. Juli. Reichsjugendwettkämpfe. Heute werden hier die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe stattfinden, die von der Freudenstädter Oberrealfchule unter Leitung von Herrn Turnlehrer Mahler und unter gleichzeitiger Teilnahme oer Realschulen von Alpirsbach, Baiersbronn und Dornstetten

als Gäste veranstaltet werden. Der Beginn ist nachmittags > Uhr und kommen neben dem bereits abgehaltenen Wett­schwimmen, Staffelläufe, Hebungen am Reck, Lauf, Weitsprung, Ballwersen und manches andere zum Austrag. Der körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend soll dieser Tag gewidmet sein.

Freudenstadt, 20. Juli. Unfall im Walde. Gestern vormittag V°9 Uhr waren die städtischen Holzhauer auf dem Finkenberg mit dem Fällen einer Tanne beschäftigt. Durch den Umstand, daß der Baum unten morsch war, fiel er nicht nach der grwünschten Richtung. Beim Auffallen der Tanne wurde der Gipfel abgeschlagen, der den in unmittelbarer Nähe stehenden Holzhauer Georg Braun so unglücklich in den Rücken traf, daß er schwer verletzt mit dem Krankenauto ins hiesige Bezirkskrankenhaus verbracht werden mußte. Die Aerzte konstatierten eine Nierenquetschung sowie einen Bluterguß im Rücken. Braun ist 41 Jahre alt, verheiratet und Vater von sieben Kindern.

Alpirsbach, 19. Juli. Um die Stadtvorstandsstelle

haben sich von acht Bewerbern am Sonntag sechs den Wählern vorgestellt und zwar Dr. rer. pol. Ernst S eeger aus Nago ld, Schultheiß a. D. Friedrich Reichert aus Ebersbach, Ratschreiber Heinrich Laub von Eningen, Schultheiß Karl Sinner von Scharnhausen, Zollsekretär Frank aus Hall und Ober­sekretär Hermann Braun aus Hedelfingen.

Aus aller Welt

Ein Teilnehmer der Zeppelin-Patrouille gestorben. In Waibstadt in Baden starb im Alter von 79 Jahren der Tün­chermeister David Diehm. Diehm gehörte im Juli 1870 der Reiterpatrouille des Grafen Zeppelin an, die den bekannten Erkundigungsritt im Elsaß unternahm. Von den Mitglie­dern der Patrouille lebt jetzt nur noch der Postagent Zilly in Seelingen bei Durlach.

Bulgarische Heiratspläne. Nachdem zuerst gemeldet wor­den war, die Reise des bulgarischen Königs Boris nach Italien und der Schweiz er befindet sich zurzeit in Luzern bezwecke eine Verlobung mit der italienischen Prinzessin Johanna, will ein anderes Gerücht wissen, der König werde sich mit einer englischen Prinzessin verloben, die demnächst in Luzern eintreffen werde.

Unwetter im Schwarzwald und in der Daar. Der südliche Schwarzwald und die Paar wurden am Montag abend von mehreren schweren Gewittern heimgesucht, die von heftigem Wirbelsturm begleitet waren und schweren Schaden, nament­lich an Waldbeständen und Feldfrüchten anrichteten. Sämt­liche Telegraphen- und Fernsprechleitungen zwischen Donaueschingen und Psohren wurden zerstört und die Leitungsmasten auf die Bahngleise geworfen. Der Zug­verkehr war mehrere Stunden unterbrochen. Die Güterhalle auf der Station Psohren wurde zum Einsturz gebracht. Der Kohlwald bei Hausen vor Wald ist auf 2 Kilometer Länge und 500 Metern Breite niedergewalzt. Auch die Wälder anderer Gemeinden sind schwer mitgenommen wor­den. In Mundelfingen und Psohren ist fast kein Haus unbeschädigt geblieben. Viele Giebel sind eingestürzt und Dachstühle abgetragen worden. Auch die Orte Oberbal- din gen und Behla sind schwer heimgesucht. Die Land­straßen sind teilweise gesperrt, da viele Bäume kreuz und quer darüber liegen. Mehrere 100 Telegraphenmasten wur­den umgeworfen. Der Hagel, von dem das Unwetter be­gleitet war, lag stellenweise 40 Zentimeter hoch.

Neue schwere Unwetter werden aus Schlesien gemeldet.

Verein gegen die Bubiköpfe. In Allstedt (Thüringen) hat sich ein Verein gebildet, dessen Mitglieder sich verpflichten, kein Mädchen mit Bubikopf zu heiraten, sich bei keinem Barbier bedienen zu lassen, der Bubikopf schneidet, und die Bubiköpfe anzuulken. Es ist zu bezweifeln, ob der Ver­ein den beabsichtigten Erfolg haben wird.

Meder S Personen in Berlin ertrunken. Im Lauf des Montag nachmittag sind in den Freibädern in der Umgebung Berlins 6 Personen ertrunken.

Das Große Schöffengericht in Glogau (Schlesien) hat den Schlosser Kunze aus Grünhölzel wegen Grab- und Leichen­schändungen in neun Fällen und ebenso vielen schweren Diebstählen zu 4 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt-

Grohfeuer. In dem Fischerdorf Rieth am Stettiner Hass sind 10 Häuser abgebrannt.

In Falkenberg (Oberpfalz) ist eine Tuchfabrik durch Feuer zerstört worden.

Infolge Brandstiftung ist der ganze Dachstuhl der neuen Jnfanteriekaserne in Tilsit abgebrannt.

Selbstmord eines Börsenmanns. In Wien hak sich der Börsendirektor der Anglobank, Jonaß, wegen verkrachter Börsenspekulationen in Goldrenten mit Leuchtgas vergiftet.

Der Müionendiebstahl in der Ostoer Bauernbank (No» wegen) ist aufgeklärt. Der Hauptkassierer und ein Sekretär der Bank wurden verhaftet, als sie gestohlene Schecks einzu­lösen suchten.

Das Sehen mit der Haut. Der französische Psychologe Maublanc in Paris beschreibt in einem soeben erschienenen Buch, daß er zunächst durch Hypnose bei einer Frau, die seit dem 18. Lebensmonat erblindet ist, sodann durch plan­mäßige Erziehung die Fähigkeit entwickelt habe, mit der Haut zu sehen, Farben und bestimmte Gegenstände zu unter­scheiden usw. Die Versicherung der Frau in einem wissen­schaftlichen Kreis soll die Angaben bestätigt haben. Die Frau enthält übrigens beim Hauksehen nicht dieselben Ein­drücke, wie man sie beim Augensehen hat. Sie empfand die Farben nur wie Seelenzustände.

Letzte Nachrichten

Ei« neues Bombeuattentat auf einen Deutschen in Poluifch-Overschlefien.

Warschau, 21. Juli. Aus Kattowitz wird gemeldet: Auf den Bruder des Lehrers Dodek, der bekanntlich vor kurzem vom Kattowitzer Gericht zu 1V- Jahren Gefängnis verurteilt wurde, ist heute Nacht in Polowe in Polnisch- Oberschlesten ein Bombenattentat verübt worden. Dodek wurde schwer verwundet und das Haus stark beschädigt. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Bauerfitzungen im französischen Kabinett. Paris, 21. Juli. Die Kammer tagte am Dienstag von 3 bis 6 Uhr. Finanzminister de Monzie gab einen Bericht über die Lage und die zu ergreifenden Maßnahmen. Um 10 Uhr abends fand ein neuer Kabinettsrat statt, in dem de Monzie seine Ausführungen fortsetzte. An die Presse wird keine Erklärung ausgegeben werden.