Seile 2 - Nr. 162

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, IS. Juli 1926

namentlich soweit diese Körperschaften ihrer Pflicht zur Beschäftigung von Schwerbeschädigten noch nicht genügt hoben.

Todesfall. Im Alter von 62 Jahren ist der in weiten Kreisen bekannte Hofjuwelier Albert Föhr in Stuttgart nach kurzem Leiden gestorben.

Pensionskasse für Körperschaftsbeamte. Die Pensions­kasse für Körperschaftsbeamte hat im Rechnungsjahr 1924 bis 1925 an Einnahmen 5168 675 16 -Z, an Ausgaben

4 361381 52 Das Vermögen belief sich auf 31. März

1925 auf 1554 553 <R 41 Die Zahl der Mitglieder ist von 12 009 im Vorjahr auf 11930 am Schluß des Rech­nungsjahrs zurückgegangen.

Soaderzugsfahrt nach Rördlingen. Am kommenden Sonntag, den 18. Juli, findet, von den Stuttgarter Gesell­schaftenMöbelwagen" undSchwaben" veranstaltet, eine große Sonderzugsfahrt zum Nördlinger Festspiel statt.

Eine Riesenrebe. Am Haus des Gärtnermeisters Karl S-iegloch in Cannstatt, Waiblinger Straße 52, steht eine Lebe, die ein Baum genannt werden kann. Sie wurde im Jahr 1851, also vor 55 Jahren als Sämling aus dem Kern eurer amerikanischen Jsabellentraube gezogen. Im Wurzel- arüaus bis auf Mannshöhe hat der Stamm einen Umfang von 54 Zentimeter oder 17 Zentimeter im Durchmesser. Darm gabelt sich der Stamm in die Aeste von je Armsdicke. Die Zweige breiten sich teils über eine Stangenlaube, teils über die Rückwand des Hauses aus- Die Kammerz zeigt Heuer reichen Behang. Vor fünf Jahren trug die Rebe 2300 Trauben.

Stuttgart. 14. Juli. Die vierteljährlichen Steuereinnahmeüb erfichten. Bei -er Prüfung der Vierteljahrsübersichten der Amtskörperschaften, der Ge­meinden mit über 5000 Einwohnern und der Vergleichs­gemeinden über ihre Einnahmen aus Steuern im Viertel­jahr Januar bis März 1926 haben sich verschiedene An­stände ergeben. Um solche künftig tunlichst zu verhüten, haben das Ministerium des Innern und der Finanzen all­gemeine Richtlinien aufgestellt, die künftig von den Amts­körperschaften und den Gemeinden zu beachten sind.

75 Jahre staatliche Dost in Württemberg. Am 1. Juli 1851 hat Württemberg seine Post zum zweitenmal in Staats­besitz genommen. Es hatte schon in den Jahren 180619 die Post in staatlicher Verwaltung gehabt.

Aus dem Lande

Renaingen OA. Leonberg, 14. Juli. Erhängt auf- gefunden. Der seit drei Wochen vermißte Hilfsarbeiter a» der Staatsstraße Fr. Weckner ist von der Feuerwehr im GemeindeforstBergwald" erhängt aufgefunden worden. Es wird angenommen, daß der fleißige ruhige Mann in einem Anfall von Trübsinn die unselige Tat vollbracht hat.

Wendlingen OA. Eßlingen, 14. Juli. Vereinshaus. Kürzlich fand die feierliche Grundsteinlegung zu dem bereits i» Bau befindlichen, großzügig angelegten Vereinshaus des Christi. Vereins junger Männer statt.

Schopfloch OA. Kirchheim, 14. Juli. Ferienheim. In der Torfgrube erwarb der 11. Turnkreis Schwaben ein Gebäude, das er zu einem Kreis-Jugend- und Ferienheim ausgestalten will. Es soll zu Ehren des verstorbenen Ehren- kreisvertreters Otto Hoffmeister-Haus heißen.

Ellwangen. 14. Juli. Selbstmord. Der am 5. Juli vom Schwurgericht hier wegen Brandstiftung und Betrugs M drei Jahr°n Zuchthaus verurteilte Gottlob Leutz von Tho­mashardt hat nachts im Amksgerichksgefängnis durch Er­hängen seinem Leben ein Ende gemacht. Der 56 Jahre atte, erst seit acht Tagen aus der Heilanstalt in Notlenmünster henngekehrke Schmiedmcister Josef Schmid hat sich nachts in «nem Anfall geistiger Störung selbst entleibt.

ep. Heidenheim, 14. Juli. Hauptversammlung des württ. Gustav-Adolf-Vereins. In der fest­lich geschmückten Stadt Heidenheim fand vom 10.12. Just das 83. Zahresfest des württ. Gustav-Adolf-Bereins statt, zu dem sich zahlreiche Bertreter aus allen Gegenden Württem­

bergs und auch aus dem ferneren Deutschland eingefunden hatten. Die kirchlichen und städtischen Behörden übersandten ihre Grüße durch besondere Vertreter. An den Gustav- Ädolf-Verein, der sich die Unterstützung der deutsch-evang. Gemeinden in andersgläubiger Umgebung zur Aufgabe ge­setzt hat, sind nach dem Jahresbericht des Vorstandes Prälat Dr. Hoffmann - Heilbronn gegenwärtig überall besonders hohe Anforderungen gestellt. Trotz der wirtschaftlichen Not konnten insbesondere die Gemeinden der würktembergischen und hohenzollerischen Diaspora namhaft unterstützt und so­gar endlich zwei evang. Anstalten in Oberschwaben, Ober­allewinden und Kleintobel, eingeweiht werden. Das Fest nahm einen erhebenden Verlauf durch die Anwesenheit ver­schiedener Vertreter der deutsch-evang. Auslandsgemeinden, die zum Teil Erschütterndes aus ihrer Arbeit erzählten. Ueber Steiermark berichtete Senior O. Spanukh-Leoben, über Kärnten Pfarrer Roth-Treffen über Aegypten und Pa­lästina Pfarrer E. Meyer - Frankfurt. Die Tschechoslowa­kei war durch Pfarrer Müller-Olmütz vertreten. Von Rußland und Polen erzählten Pfarrer Gurland-Göd­ringen und Pfarrer Berkheau-Käsen, der eine mit znapper Not dem Tode durch die Bolschewisten entronnen, )er andere aus Polen ausgewiesen. Nachdem der Sonntag )urch einen Festgottesdiensi mit Predigt von Prälat O. Planck - Ulm eingeleiket worden war, gestaltete sich der Nachmittag zu einer gewaltigen Kundgebung für das Gustav- Adolf-Werk Ein nach Tausenden zählender Festzug zog nrker Glockengeläuts nach den beiden Kirchen und dem grüß­en Saal der Stadt, wo die Diasporaredner über ihre Arbeit »erichkeken. Am Abend fand unter Mitwirkung hervor­ragender Kräfte ein Kirchenkonzert statt. Von der Stadt Heidenheim und einigen andern Bezirken wurde eine Fest­labe von 28 600 Mk.. die insbesondere den Ausltmdsgemein- zugute kommen soll, überreicht.

Denkt Saran:

Zeppelins Geist Eckeners Mt

Des üeutschen Volkes Dank!

Beiträge für Sie Zeppelin - Lckener - Speaöe nimmt entgegen üer Ortsausschuss, Ivo ein solcher nicht vorhanöen ist/ zahle man ein bet Sen öffentlichen Kaffen, Banken ober aufposischeckkonto Stuttgart 5S45-

Tamm. OA. Ludwigsburg, 14. Juli. Aufgeklärter Ueberfall- Gestern gelang es, den Rohling, der die 80- jährige Witwe Seybold überfallen, mißhandelt und geknebelt hak, in der Person des 35jährigen Taglöhners Karl Zibold von Markgröningen festzunehmen. Zibold ist ein schacht be­leumundeter Mensch und hat schon mehrmals mit den Ge­richten zu tun gehabt.

Bietigheim. 14. Juli. JnsAugegeschossen. Meh­rere junge Leute vergnügten sich mit Bolzenschisßen aus einer Hinterladeflinke. Durch ungeschicktes Handhaben der Flinte beim Laden ging ein Schuß frühzeitig los und der Bolzen drang einem jungen Mann in das rechte Auge.

Heilbronn, 14. Juli. BauderStraßenbahnnach Neckargartach. Gestern nachmittag wurde der Vertrag zwischen der Gemeinde Neckargartach und der Hellbrauner Straßenbahn A.-G. unterzeichnet. Es handelt sich dabei um den vom Gemeinderat Neckargartach genehmigten Plan einer Straßenbahn auf der linken Neckarseite an der Che­mischen Fabrik vorbei.

Der hiesige Gastwirt Josef Roca wurde nach längerer Verhandlung verurteilt wegen Vergehens gegen das Nah­rungsmittelgesetz zu 100 -R, wegen Vergehens gegen das

Weingesetz zu 200 -K, wegen schlechter Buchführung zu 80 <4l und wegen Nichtanzeige von gezuckertem Wein zu 20 -K Geldstrafe. Einige weitere Angeklagte erhielten ge­ringere Geldstrafen wegen Beihilfe. Roca hat in vier Fällen Wasser in den Wein gemischt und in den Verkehr gebracht, ein andermal spanischen Wein gezuckert, ohne dies zu kenn­zeichnen. Der Richter bedauerte, daß sich bei den meisten Weinprozessen infolge schlampiger Buchführung keine klaren Nachweise führen lassen.

Tübingen, 14. Juli. Freispruch. In der gestrigen Verhandlung der Großen Strafkammer in der Berufungs­lache des Fabrikanten Senator Max Feßler in Pforzheim wegen fahrlässiger Tötung anläßlich eines Amounfalls wurde Feßler unter Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse jreigesprochen.

Spaichingen, 14. Juli. Fabrikbrand. Am Montag brach in dem Dachraum des erst vor einigen Jahren er stellten Fabrikgebäudes der Metallwarenfabrik Honer und Grimm Feuer aus. Es gelang, dank dem tatkräftigen Ein­greifen der Arbeiter und der Feuerwehr, den Brand aus seinen Herd zu beschränken. Der Dachstock brannte vollständig aus und im Gebäude selbst wurden sämtliche Decken von den hineingeschleuderten Wassermassen so beschädigt, daß sie her­untergerissen werden mußten. Bis diese wieder ersetzt sind, wird eine ganze oder teilweise Unterbrechung der Arbeit stattfinden müssen- Die Firma beschäftigt zurzeit 80 Arbeiter und ist das einzige der hiesigen größeren Geschäfte, das voll arbeiten läßt.

Schwenningen. 14. Juli. Fe st genommene Ein­brecher. Aus frischer Tat ertappt und in Gewahrsam ver­bracht wurden vier junge Schwenninger Burschen, als sie gerade im Begriff waren, zum zweitenmal bei der Firma Jakob Müller jr. am Marktplatz über das zurzeit wegen Verputz am Haus angebrachte Gerüst einzusteigen, nachdem sie schon vorher acht Anzüge gestohlen hatten.

Miekingen, OA. Laupheim, 14. Juli. Ueberrannk. Ein 12jähriges Mädchen mußte Dung führen. Auf dem Heimweg gingen k e Pferde durch. Ein junger Mann warf sich den aufgeregten Pferden entgegen, glitt aber aus, wurde unter die Tiere geschleudert und kam unter den Dungwagen, dessen Vorder- und Hinterräder über ihn weggingen. Er rüg erhebliche Verletzungen davon.

Saulgau. 14. Juli. Die Dummen werden nicht alle. Kürzlich hat ein unbekannter Mann hier und in Umgebung verschiedene an Gicht und Rheumatismus lei­dende Personen aufgesucht und ihnen Glasfläschchen mit an­geblicher gut wirkender Arznei angeboten und verkauft. Er verlangte für zwei Fläschchen für eine Kur 10 -K. die er in mehreren Fällen erhalten hat. Bei der Untersuchung der angeblichen Arznei stellte es sich heraus, daß die Helle Flüssigkeit aus reinem Wasser, die dunkle aus Rotwein bestand. Der Wert der beiden Fläschchen mit Inhalt hat höchstens einen Wert von etwa 10 Der Täter konnte bis jetzt nicht ermittelt werden..

Wengen, 14. Juli. Opfer st ockmarder. Hühner­diebstahl. Die Opferstockdiebstähle in den hiesigen Stadt- pfarrkirchen haben schnelle Aufklärung gefunden. Es ist ge­lungen, den Dieb in der Person eines 15jährigen Burschen eines fremden Hausierhändlers festzustellen und dem Amts­gericht einzuliefern. In der Nacht wurde der ganze Be­stand an jungen Hühnern (5060 Stück) aus dem Stall des hiesigen Reiserspitals gestohlen. Von den Einbrechern fehlt noch jede Spur.

Deuron, 14. IM. Besuch. Zur diesjährigen Zusam­menkunft kath. Theologieprofessoren wurde die Benediktiner- Abtei im stillen Donautal gewählt. Schon am Samstag nach­mittag waren Herren der Universität Tübingen und Frei­burg, sowie aus Dillingen hier eingetroffen. Bei der Be­sichtigung des Klosters ist besonders der Besuch des Palinp- sest-Instituts hervorznheben. Das Palinpsest-Photographie- Verfahren wurde zum Entziffern von alten Schriftstücken er­funden. Diese Technik ist von weittragender Bedeutung für das Studium der Bibel, der Exegese und der Schriften der ersten christlichen Jahrhunderte.

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Roman vvr Sieinemann.

8«. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

, Möller sagte die Worte in dem trefflichsten Tone, in dem vian zu einem Patienten sprechen kann. Thiel« nickte ichwach dazu, denn ihm war garnicht hoffnungssreudig zu Mu:< Er fühlte sich entsetzlich elend und ersehnte sich nichts al-- Ruhe. Nicht denken, weder an das. was hinter ihm lag, noch weniger an das, was bevorstand.

Also ein paar Wochen Geduld und Sie werden sehen, Sie sind dann wieder frisch und munter."

Ich gehöre nicht zu den Naturen, die schnell überwin­de .. Wenn ich mal einen Knacks weghabe . . ."

Sie müssen es sich nicht unnütz schwer machen, bester Herr Thiele! Erstens mal haben Sie Ihren Schwerster ur.d dann ... ja, dann, ich bin doch schließlich auch noch da!" Möller machte eine kurze Pause und saß da. als ob ihm im Augenblick ein Gedanke gekommen sei.Da fällt mir eben ein, daß es ja eigentlich eine ganz ausgezeichnete Idee wäre, wenn ich mich schon jetzt mit dem ganzen Geschäfts- ga ge bei Ihnen innigst vertraut machen würde, um Ihnen -soviel als möglich Arbeit abzunehmen. Ich habe drüben m Ihrem Kontor ein Zimmerchen gesehen, gleich neben dem Ihrigen, das eignet sich vortrefflich für mich. Ich werde

mir unverzüglich Herrichten lassen."

Wie eilig er es hat, dachte Thiele, er kann die Zeit r icht mehr erwarten, endlich mit beiden Füßen in meinem Hause zu stehen. Sollte er dazu jetzt schon feine Einwilli­gung geben?

Es ist wirklich sehr gut gemeint, Herr Möller, aber wollen wir damit nicht so lange warten, bis ich wieder auf bin?"

Nein, ich halte er für richtiger, nicht zu warten, jedes Zögern bedeutet ja nur Zeitverlust."

Er sagte bas in dem Tone, der keine Widerrede zuläßi- Und gleich danach wiederholte er seine guten Wünsche für weitere Besserung, damit die Unterredung abschließend, und ging hinüber zu Schwerster, um diesem seinen Wunsch als Verabredung mit Thiele bekannt zu geben.

Natürlich sügte sich Schwerster, es blieb ihm ja garnicht? weiter übrig, aber im stillen sandle er heißeste Wünsche gm Himmel für Hartwigs^rechtzeitige,Rückkeh,r.mit. dxr^

Rettung. ^Herrgott, würde es ihm eine Freude bereiten, diesem Märschen, diesem Möller, den Stuhl vor die Tür setzen zu können. Deshalb erkundigte er sich auch gleich so eingehend bei Martin anläßlich des Telephongesprächs nach dem Ergebnis seiner Bemühungen, und war um so bitterer enttäuscht, statt bestimmter Hoffnungen nur ganz allge­meine Redensarten zu hören.

So ergriff Möller vorzeitig Besitz von dem Thieleschen Werke. Seine erste Handlung, die er vornahm, war die sofortige Entlassung WendtS.

Diesen Menschen beschäftigen Sie!" schrie er Schwü­ler an.Wissen Sie denn nicht, daß ich ihn davon gejagt habe? Ist es Ihnen nicht bekannt, daß ich Ihrem Herrn Hartwig, der seinetwegen bei mir anfragt«, milpeleilt habe, ich riete dringend davon ab, diesen Wendt, ^er ein elender Verleumder und Aufhetz-; ist, zu engagieren? Nein? Nun, setzt wissen Sie es I Wendt wird sofort entlassen!"

Dies« Mitteilung ging an den Werkmeister, der Wendt von der an ihn ergangenen Weisung verständigte. Ohne Zögern legte Wendt sein Arbeitszeug zur Seite und ging hinüber nach bem Büro, um Schwerster zur Rede zu stellen. Auf halbem Wege hörte er die Neuigkeit, - Möller Mit­inhaber der Firma geworden sei. Nun brauchte er nicht mehr lange zu fragen, nun wußte er genügend Bescheid. Aber mußte er sich das gefallen lasten? Mußte? Jetzt war die Stund-' da, die kein Hinauszögern feiner Absichten dul­dete, jetzt war er gezwungen, sofort zu unternehmen was er lange und reiflich erwogen: Köstner sollte frei und Möller gegenübergestellt werden, und dann würde alle Welt klar sehen, wer der Lügner war.

Möller stand am Fenster, als Wendt dabonzog, er sah dem Scheidenden befriedigt nach.

So wenig Möller die Stunde innegehalien, zu der er erst berechtigt war, im Thieleschen Unternehmen zu herr­schen, so wenig gedachte -r den Termin einzuhalten, den er Käthe für ihre Entscheidung zugebilliat. Beides war ihm »otstcher, die Teilhaberschaft und die Hand Küthes.

Am Morgen des dritten Tages ging vr bei seinem Be- such Sei Thiele auf di« Ordnung oieser Angelegenheit skrupellos zu.

Ja und dann, Herr Thiele, führt mich heute noch etwas andere? zu Ihnen. Sie waren so liebenswürdig, mir die Entscheidung Ihres Fräulein Tochter für diesen Tag in Aussicht zu stellen. Es ist zwar sehr peinlich, an di« Ange­legenheit ennntzn zu müssen, aber schließlich.habM,Lie, jg.

genau genommen auch noch etwas Zeit übrig, nicht wahr.

. . . Ich wollte Sie ja auch nur bitten, wenn es irgend' angängig ist, mir Loch bereits bis heute mittag die Entschei­dung Ihres Fräulein Tochter mitzuteilen." » -

Thiele hatte zum ersten Male das Bett verlassen, ob­gleich sein Gesundheitszustand noch viel zu wünsche« übrig ließ, aber die innere Unruhe duldete kein Verbleiben im Bett. Bei Möllers Worten fuhr seine Hand nach dem Her­zen. Er nahm alle Kraft zusammen und erwiderte: . ,« Ich werde meine Tochter davon verständigen." '' Möller ging, um sich zur Mittagsstunde erneut einzu- ftnden. Froh bewegt, nun endlich das geliebte junge Wesen, nach dessen Besitz er sich verzehrt hatte, bald seine Frau nennen zu können, trat er Mer die Schwelle.

Frau Luise und Käthe standen an Thieles Krankenstuhl, als Möller zm Entscheidung nahte. Sein Blick suchte so­fort den des jungen Mädchens, aber vergebens. Er schaute ihr ins Gesicht und glaubte sich betrogen, denn dort stand nich* das junge, liebliche Geschöpf mit dem strahlenden Blick, den Wangen blühendster Gesundheit, sondern ein Mädchen mit bleichem Gesicht, in dem die Züge fast hart anmuteten, einem Mund, der fest geschlossen war, und um den Bitterkeit und Strenge sich scharf ausprägten.

Mn, sie wird auch wieder lachen lernen, sagte er sich, sobald nur ein wenig Zeit vergangen sein wird. Schließ­lich wußte er ja, daß der andere willkommener war, ihr und den Eltern.

Er war gekommen, um das Jawort zu holen, und so wandte er sich nach den einleitenden Höflichkeitsworten Thiele zu, von dem er die Entscheidung erwartete. - Thiele war die Kehle wie zugeschnürt, er kämpfte in> seinem Schmerz sichtlich angestrengt nach Len Worten, dies er sagen nmßte.

Käthe sah es. Sie legte liebkosend die Hand auf ihre?! Vaters Arm und lächelte ihm mit schmerzerfüllten Zügen! zu, als er ihr den Blick zuwandte. Dann fiel alle Weich-l hett wieder von ihr ab. Herb stand sie vor dem, der ihre Hand begehrte, herb sah sie ihm ins Auge, so, wie sie in? tagelangem, vergeblichem Hoffen, qualvoller Erwartung geworden war.

Fortsetzung WIM'