Sette 3 Nr. 182

Nagolder TagblattDer Gesellschafter*

Dormerstag. IS. 3«li 1926

Aus Stadt und Land

Nagold, 15. Juli 1926.

Mein wahres Sein hängt nicht von der Rolle ab, die ich spiele, sondern von der Art, wie ich sie spiele. Fichte.

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Das reifende Kornfeld.

Der Juli ist die Zeit der reifenden Kornfelder. Es wird kaum jemanden geben, der nicht zu dieser Zeit schon einmal zwischen manneshohen, mit Millionen schlanker Halme be­standenen Getreidefeldern dahingeschritten ist und den stillen Reiz dieses Bildes nicht empfand. Das Kornfeld zur Reifezeit, wenn der Wind die Halme in goldenen Wellen auf- und nieder­weht, ein blauer Himmel sich über die Erde wölbt und bläu­lichweiß schimmernder Sonnenglast in der Ferne den Horizont verschleiert, hat seine eigene Poesie. Nicht die wilde romantische der Berge und Schluchten, nicht die liebliche der schmiegsamen Täler, sondern eine stille, träumerische; alles atmet da Ruhe, Reif und das geheimnisvolle Wunder der Fruchtbarkeit. An das Korn als dem Geschenk der Erde knüpft auch der Sammel­name Getreide an: ahd. gitragidi, mhd. getregede, Getreide, Erzeugte, die Gabe der Erde. Wohl ist die kulturgeschichtliche Bedeutung der Kornfelder höher zu schätzen, als seine ästhetische, und mancher mag im Anblick der weiten Flächen nichts als langweilige Gradlinigkeit und Eintönigkeit empfinden. Aber wer im Kornfeld nur die mühende, ordnende Hand des Men­schen sieht, in seinem Anblick nur an die materieller! Bedürf­nisse des Lebens denkt, die das Korn befriedigen soll, der ahnt auch nicht in dem Wallen der Halme, im Auf- und Nieder der Kornwogen den Segen der befruchtenden Naturkraft, der unseren Vorvätern einst im Gotte Fro, der auf einem Eber sitzend durch die Fluren ritt, und in Walpurgis, der gött­lichen Aehrenhüterin, mythische Gestalt gewann.

Giftpilze

Die Pilzzeit beginnt, und damit wieder die Möglichkeit, sich durch den Genuß giftiger Pilze den größten Gefahren auszusetzen. Wer Pilze nicht kennt, sollte lieber die Hände davon lassen. Jedenfalls müssen leichtsinnige Sammler darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie dur-ch ihre Harmlosigkeit und Unkenntnis viel Unheil stiften können:

Man verschaffe sich doch, wenn man einmal gern Pilze sammelt, eine Pi 1 ztafelund sehe sich die einzelnen Arten genau an- Die Unterscheidung ist nicht so schwierig, be­sonders dann nicht, wenn man sich von einem Kenner hat aufklären lassen. Wertvoll ist, daß die Unterweisung heute fast in allen Schulen durchgeführt wird. Wenn Kinder Ditze in der Schule besprochen haben, werden sie spater kaum in Versuchung kommen, giftige und eßbare Pilze zu verwechseln, da gründlicher Anschauungsunterricht das Ver­ständnis sehr begünstigt.

Immerhin soll nicht versäumt werden, auf em paar der giftigsten und zugleich schönsten Pilze hinzuweisen. Gerade die Pilze mit den leuchtenden Farben und der hsrrnchsten Bemalung sind häufig giftig. Da ist vor allem der Fliegen­pilz zu nennen. Der rote Schirm hat weiße Tupfen- Ent­zückend blitzt er durch das Walddunkel zwischen den grünen Farben und den braunen Baumwurzeln. Sein Stiel ist innen mit einem feinen Mark gefüllt. Faßt man ihn an, so ist er widrig klebrig. Man wird im allgemeinen kaum m Versuchung kommen, ihn zu brechen- Aber der Birken- resizker ist leicht mit dem eßbaren Eierfchwamm zu ver­wechseln. Nur unterscheidet sich sein Rand von diesem durch Behaarung. Dem Steinpilz ähyelt der Herenschwamm sehr, den man auch Saupilz nennt: schneidet man ihn durch, so läuft er sofort dunkel an, was immer ein gefährliches Zeichen ist. Die Stinkmorchel ist nicht weniger giftig: Ihr Geruch warnt indessen auch schon den Pilzunkund'.gen. Sehr ähnlich dem Champignon ist der Kn ollen blatter- schwamm, nur, daß sein Stengel unten dicker ist. Wenn man Champignons sucht, kann man sehr leicht ein Opfer der Verwechslung mit diesem Pilz werden: man achte des­halb immer genau auf den Stiel. Den Schwefelkopf erkennt man an seiner gelben Farbe, den Satanspilz sn seinem roten, dickflüssigen Saft.

Wer sich diese Pilzarten eingeprägt hat, kann getrost der Freude des Sammelns nachgehen. Es ich ein hoher Genuß, wenn man diese schönen Kinder des Waldes suchen kann. Manchem macht das Suchen mehr Vergnügen als das Esten, und es braucht nicht erst darauf hingewiesen zu werden, daß diese Tätigkeit neben der Entdeckerfreude zugleich der Wundheit sehr dienlich ist.

Wer muß eine Fahrkarte kaufen? Nicht selten ziehen sich bei Bahnfahrkarten Reifende Unannehmlichkeiten und Strafen zu, weil sie der irrigen Meinung sind, Kinder dis zum 6. Lebensjahr würden frei befördert. Ebenso besteht oft Unklarheit, bis zu welchem Alter nur der halbe Fahr­preis zu zahlen ist. Ls sei daher darauf aufmerksam ge­macht, daß auf der Eisenbahn Kinder nur bis zum voll­endeten 4. Lebensjahr frei fahren können, vorausgesetzt, daß für sie kein eigener Platz beansprucht wird. Vom vrÄ- endeten 4. Lebensjahr an ist eine halbe, vom vollendeten 10. Lebensjahr an eine ganze Fahrkarte zu lösen.

Me Fahrpreisermäßigung für Jugendvereine. Jugend- pflegevereine, die einem in den Landesausschuß für Jugend­pflege aufgenommenen Verband angehören, bedürfen zur Erlangung von Fahrpreisermäßigungen lediglich des Aus­weises des Landesausschuffes. Zweckmäßig werden die An­träge und Anfragen durch den zuständigen Landesverband beim Landesausschuß für Jugendpflege einoereicht.

Amsahsteuervergünstigung für Turn- und Sportvereine. Es sei daran erinnert, daß Vereine, die der körperlichen Er­tüchtigung des Volks durch Leibesübungen dienen, für ihre Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, dem Verkauf von Pro­grammen und Vereinsabzeichen, sowie der Vermietung von Uebungsstätten und Geräken von der Umsatzsteuer befreit sind, wenn die Einnahmen nachweislich überwiegend für Zwecke der körperlichen Erlüchlinung des Volks durch Lei­besübungen verwendet werden.

Vom Deerensammelu. In unserer beerenreichen Heimat ist das Beerensammeln im Sommer eine Lieblingsbeschäf­tigung von groß und klein. Jedoch gibt es auch beim Beeren- jammeln besonders für Kinder mancherlei Gefahren. Nicht nur, daß eine Reihe von Pflanzen und Sträuchern, deren Früchte die Kleinen zum Genuß verlocken, infolge ihrer Un­genießbarkeit aber gesundheitsschädlich sind, häufig Unan­nehmlichkeiten Hervorrufen, man findet jetzt auch im Wald die Früchte verschiedener Giftpflanzen, die durch ihre schöne Färbung zum Pflücken einladen. Vor allem gilt das für die Früchte der Nachtschattengewächse. An lichten Plätzen im Wald reizt jetzt die Tollkirsche mit ihren , wie saftige tief­

schwarze Kirschen aussehenden Früchten. Bekanntlich gehört die Tollkirsche, die Kinder so oft zum Genuß verleitet, zu den gefährlichsten Giftpflanzen. Sie ruft nach dem Genuß die bekannten Vergiftungserscheinungen: Uebelwerden, Ohn­macht, Schwäche hervor, die zum Tod führen können. Auch der schwarze Nachtschatten mit feinen heidelbeerartigen Früchten ist sehr gefährlich. Er gedeiht an Schutthäufen und auf Aeckern. Neben ihm wächst das Bilsenkraut, das mit 'einer Kapselfrucht an den Mohn erinnert. Aber die Kör­ner der Bilsenkrautkapsel enthalten das stärkste Gift, das beim Genuß auch kleiner Mengen den Tod zur Folge hat. Zwischen Himbeeren und Brombeeren im Gebüsch gedeiht der bittersüße Nachtschatten mit feinen länglichroten Beeren. Im Wald selbst ist noch die Einbeere zu nennen, deren blau­schwarze Frucht zwischen den vier Blättern sitzt und ganz verlockend aussieht. Auch die roten Früchte des Seidelbast sind giftig und der Stechapfel, der auf Schutthäufen gedeiht, trägt eine Kapselfrucht, die giftige Samenkörner enthält. Die Giftpflanzen erkennt man am scharfen Geruch, den man be­sonders beim Zerreiben der Blätter bemerkt. Den Kindern iollte immer wieder eingeschärft werden, keine Beeren zu cimmeln oder zu essen, die sie nicht kennen:Sei auch die Beere noch so schön, kennst du sie nicht, so laß sie stehn." Auch 'ollte nach dem Beerengenuß möglichst das Wasfertrinken srmieden werden.

Wildberg, t 5. Juli. Do» der Schwimmabteilurig des Turnvereins. Bei dem am letzten Sonntag in Leonberg statt­gefundenen kreisoffenen Schwimmfest erhielt die Schwimm­abteilung den 2. Preis in der 4 X 40 m Stafette, Klaffe L. 'Außerdem erhielt der Schwimmer Eugen Kienzle in Klasse 6 der Einzelwettkämpfe (80 m beliebig schwimmen) den 1. Pr., Karl Faul in Jugendschwimmen Klasse 8 (40 m Brust­schwimmen) den 2. Preis. Die übrigen Schwimmer haben sich an den Einzelwettkämpfen nicht beteiligt. Es ist eine erfreu­liche Arbeit, die unsere Schwimmer geleistet haben und hoffen wir, daß es ihnen ein Ansporn sein möge für die Zukunft. Möge es ihnen vergönnt sein, noch mehr so schöne Preise mit nach Hause zu nehmen wie vom Leonberger Schwimmfest.

Wildberg, iS. Juli. Dom Lastauto überfahren. Wie

nur vernehmen soll heute morgen das Pferd des Lindenwirts von Emmingen durch ein Lastauto des Telegrafenbau-Amtes au der Kurve unterhalb des Friedhofes überfahren und sofort getötet worden sein. Einzelheiten zu diesem Unfall stehen noch aus

Fewrennach OA. Reuenbürg, 14. Juli. Abaeüürrt d« Friedrich Riegsinger stürzt« beim Kirschenpflücken vom Bamn. Er trug eine schwer« Verletzung der Gehirnscha^ inwo».

US aller Welt

Lin Prinz als Rechtsanwalt. Laut Preußischem Iustiz- ministerialblatt vom 2. Juli d. I. ist der frühere Gerichts- lssefsor Georg Prinz von Sachsen-Meiningen in die Liste der Rechtsanwälte bei dem Landgericht Mei­ningen eingetragen worden.

Erweiterung der Universität Münster. Der preußische Unterrichksminister Becker beabsichtigt, der Universität Mün­ster (Wesst.) technische Fächer anzugliedern, weil die Ver­hältnisse an der Technischen Hochschule Charlottenburg, wo 800 bis 900 Hörer auf einen Professor nkommen, unerträg­lich geworden seien. Die Technische Hochschule und die Zen­trumspartei in Aachen haben gegen den Plan Beckers Ein­spruch erhoben, da dadurch Aachen geschädigt werde.

Andreas Hofer-Denkmal in Kufstein. Am letzten Sonn­tag wurde in Kufstein (Tirol) das Andreas Hofer-Denkmal enthüllt. Aus Tirol, Oesterreich, namentlich aus Bayern und aus dem ganzen Reich, waren etwa 10 MO Festgäste in Son­derzügen eingetroffen. Die Feier gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung gegen die italienische Tyrannei und für den Zusammenschluß Deutschlands und Oesterreichs. Na­mens des deutschen Heeres legte General von Berg einen Kranz am Denkmal nieder. Unter stürmischem Jubel wurde der Bürgermeister von Kufstein beauftragt, telegraphische Begrüßungen an den Reichspräsidenten von Zindenburg und den österreichischen Bundespräsidenten zu senden.

Dis Schnelligkeit der Gesehgebungsmaschine von heute beleuchtet ein Blick in das Reichsgesetzblatt, dessen Umfang von 666 Seiten im Jahr 1908 auf 2318 im Jahr 1920 ge­stiegen ist, um dann etwas zu sinken. Im Jahr 1925 um­faßt« jedoch das Reichsgesetzblatt mit 1636 Äiten immer noch etwa zweieinhalbmal so viel als 1908.

Zeugniszwangsverfahren gegen einen Schriftsteller. Der Schriftsteller Leo Lama hakte in einer Schrift behauptet, in Deutschland finden Waffenschiebungen statt. Die Staats­anwaltschaft forderte Lania auf, seine Gewährsmänner zu nennen. Er lehnte dies aber ab und verschanzte sich hinter das Preßgeseh. Das Gericht hat nun Lania aufgefordert, sich am 16. Juli zum Antritt einer 16tägigen Haft zu melden. Die Hast soll unter Umständen bis zur Beendigung des gegen Lania eingeleikeken Strafverfahrens verlängert werden.

Ein französisches Kampfflugzeug auf deutschem Boden verunglückt. Am 13. Juli ging aus dem Flugplatz in Fürth (Bayern) ein großes dreimotoriges Flugzeug neuester Art, das angeblich seine erste Verkehrsfahrt von Paris nach Prag ausführte, nieder, um das Benzin nachzufüllen. Nach einer halben Stunde erhob es sich wieder, in einer Höhe von etwa 100 Metern explodierte aber der Benzinbehälter, und das Flugzeug geriet in Brand. Der Führer und der Beobachter sprangen ab: elfterer erlitt mehrere nicht lebensgefährliche Verletzungen, letzterer hatte schwere Brandwunden- Die bei­den Mechaniker wurden unter den Trümmern des Flug­zeugs begraben und sind vollständig verbrannt- Die Un­tersuchung hat ergeben, daß es sich um ein f r a n z ö s i s ch e s militärisches Kampfflugzeug handelt, das mit allen Einrichtungen zur Ausnahme von Maschinengewehren, Bomben usw. ausgerüstet war. Nach einem Vorgefundenen Zettel sollte das Flugzeug nach Belgrad gebracht werden mit Zielrichtung Konstantinopel.

Amtsenthebung von Direktoren. In der Badischen Giro­zentrale in Karlsruhe wurden drei Direktoren ihres Amtes enthoben. Durch verfehlte Spekulationen, die mit den Unter- schlagungen bei der Sparkasse in Baden-Baden Zusammen­hängen, haben sie große Verluste erlitten; der Verlust der Giro,zentrale soll verhältnismäßig nicht bedeutend sein. Ge­gen den Direktor der Sparkaffe in Baden-Baden ist Anklage wegen Untreue eingeleitet.

Nachlese zu den Londoner Athletik-Kümpfe«.

Landung. Mit verdutzten Mienen Steh'n die deutschen Hero'n umher.

Niemand ist zum Gruß erschienen. Gastfreundschaft, bss-rtlz- s,nä kair!

Platz zum Training? Nichts zu hoffen! . . Endlich steht er, wenn auch schwer.

Für Sir pence pro Nase offen. Kameradschaft, true anck krnr!

Sieg der Deutschen zu erwarten!

Also läßt man - Glanzidee!

Sie im selben Barkauf starten.

Einer fällt dann aus. krür xt-H !

Trotzdem schafft's der tücksichtslose Peltzer. Stimme aus der Höh':

Starten Sie in lSng'rer Hose,

Da sonst Startverbot!" k'atr plsz-!

Sensation! Deutschlands Vertreter Laufen schlechte Zeit . . . ui je! . . .

Weil das Ziel um zwanzig Meter Irrtümlich zu weit." §air !

Dennoch kamen ße zum Ziele,

Haben doch zuletzt gelacht.

Und in glorreich schönem Spiele Ihrerseits tair xt»)- gemacht.

6 alidLv.

Autounglück. Infolge Versagens der Steuerung stieß ein von dem Regierungsbaumeister Gentzeke geführter Kraft­wagen auf der Straße Hirschberg-Boberrohrsdorf (Schle­sien) auf einen Baum und überschlug sich. Der Führer wurde leicht, dagegen der andere Insasse, Pfarrer a. D. Gentzeke aus Labes in Pommern, tödlich verletzt.

Einträglichkeit des Schnapsschmuggels. Von dänischen Zollbeamten wurde kürzlich eine Schnapssendung von 22V Hektoliter, die von Kiel aus nach Dänemark eingeschmuggelt nZerden sollte, abgefangen. Es wurde ermittelt, daß das Haupt der Schmugglerbande ein 1919 aus dem Osten zu- gewanderter Händler ist, der jetzt ein reicher Manu ist und in »Krem der kleinen Badeorte bei Kiel eine Villa besitzt. Der. Mann ist im Volk allgemein als Groß-Schmuggler bekannt, -r schmuggelte in den ersten Jahren, namentlich aus Däne­mark, auch viele Waren nach Deutschland ein, dis er dann mit einem Gewinn von 300 bis 500 Mark verhandelte. Für den Schmuggel konnte er sich nach und nach 6 Schnellboote cmschcfffen, die in verschiedenen Höfen fftationrert sind.

Letzte Nachrichten

Am Severing.

Bertt«. 15. Juli. Wie dieD. A. Z." erfährt, wird Severing sofort nach der Rückkehr von seinem Urlaub eine Aussprache mit Ministerpräsident Braun über sein weiteres Verbleiben im Amte haben. Severing ist, wie man hört, in einem solchen Maße nervös erkrankt, daß zu seiner voll­ständigen Wiederherstellung eine weitere Verlängerung seines Urlaubes notwendig wäre.

Amtsantritt des Grafen Lerchenfeld.

Berlin, 15. Juli. Es verlautet, daß der offizielle Dienstantritt des neuen Botschafters in Wien, Graf Ler­chenfeld, noch im Laufe dieser Woche erfolgt.

Eine Rede des Reichsminlfter Dr. Külz.

Berlin, 15. Juli. Bei dem Empfangsabend der Stadt Tilsit äußerte sich Reichsminister des Innern Dr. Külz in einer Antwort auf die Begrüßungsansprache, daß auf seiner Besuchsreise durch Ostpreußen der Reichsrat eingehend das Verhältnis Ostpreußens zum Reiche geprüft habe. Der Minister führte weiter ans: In dem überwältigenden Be­kenntnis Ostpreußens zum Reiche bei der Abstimmung am 11. Juli 1920 liege der Beweis der unverbrüchlichen Zu­sammengehörigkeit mit dem Deutschen Reich. Weiter sagte er, durch die Zerreißung der Wirtschafts- und politischen Ein­heit des Ostens seien sowohl dem Deutschen Reich als auch den einzelnen Gebietsteilen im Osten, vor allem Ostpreußen, schwere Wunden geschlagen worden. Sie zu heilen sei des Reichs und ganz besonders Preußens Aufgabe. Es werde mit allen Mitteln danach gestrebt werden, daß der Osten das bleibt, was er in der Vergangenheit gewesen ist: Deutsches Land. Er äußerte sich schließlich noch: Einem innerlich geschlossenen, kulturellen und wirtschaftlich leistungsfähigen starken Deutschtum in Ostpreußen gilt unser Wunsch und unsere Arbeit.

Keine Entschuldigung wegen Germersheim.

Berlin, 15. Juli. Wie die D.A.Z. aus Saarbrücken meldet, ist nach der Saarbrücker Zeitung keine offizielle Entschuldigung wegen des Verhallens der französischen Soldaten bei der deutschen Gedächtnisfeier erfolgt.

Massenausweisungen von Deutschen ans Rumänien.

Berlin» 15. Juli. Wie demB. L. A." aus Czer- nawitz gemeldet wird, wurde anläßlich der in den letzten Wochen in der Bukowina durchgeführten Kontrolle der Aufenthaltsbewillißungen 300 Deutschen die Aufenthalts­bewilligung entzogen und sie wurden aufgefordert, das Land sofort zu verlassen. Diese Ausweisungen trifft in erster Linie österreichische und reichsdeutsche Staatsbürger. Die Ausgewiesenen haben Berufung bei der Regierung in Buka­rest eingelegt.

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Die Reichsregierung sieht produktive Notstandsarbeiten für eine halbe Million Arbeitslose vor.

Im Berliner Norden ist die Lage im Arbeitslosen­krawall noch gespannt, vor allem infolge kommunistischer Propaganda.

DieTimes* betonen, daß Amerika durch seine For­derung die französisch-englische Schuldenregelung veranlaßt habe.

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