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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" undUnsere Heimat"

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verbreitetste Zeitung im O.kl.-Bezirk Nagold Lchriftleitung, Druck u. Verlag von S. lv. Äaiser (Karl Saisrr) Nagolä

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage Haus-, Sorten- und Landwirtschaft"

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Nr. 127

Gegründet 1826

Freitag, den 4. Juni 1926

Fernsprecher Nr. 29

10V. Jahrgang

Gegen den Aufwertungs-Volksentscheid

Das Potschgespeust in Prentze» rumort weiter

!

Berlin, 3. Juni. Die itiristische 'Arbeiisgemeuuschasi für Ge^etzgevunassragen hat einstimmig eine Entschließung ge­faßt, üt der erklärt wird, daß an den Grundlagen des An.f- wertungsgesetzes vom 16. Juli 1925 nicht rerüuelt werden dürfe, solle nicht eine völlige Erschütterung unseres ohnehin schwer ringenden Wirtschaftslebens eintreten. Einzelheiten des Gesetzes könnten nur im Wege der ordentlichen Gesetz­gebung geändert werden, da nur so alle Gründe für und wider geltend gemacht und berücksichtigt werden könnten. Eiir Volksentscheid, bei dein ein fertiger Entwurf angenom­men oder abgelehnt werden mutzte, sei nicht zur Herbeifüh­rung solcher Aenderungen geeignet.

Der Augustinusverein gegen den Volksentscheid Frankfurt a. Ist., 3. Juni. Der katholische Augustinus- Verein forderte in seiner außerordentlichen Tagung in Frankfurt tu einer Entschließung die Zentrumspresse auf, die Wähler zu ermahnen, aus politischen, verfassungsrecht­lichen und moralischen Gründen der Abstimmung über die Fürstenenteignung am 20. Juni fernzubleiben.

Die deutschen Bischöfe gegen den Volksentscheid. Die m der Fuldaer Lischofskonferenz vereinigten Oberhirten haben den Zeitpunkt für gekommen erachtet, der Verwirrung sitt­licher Grundsätze entgegenzutreten, die aus Anlaß der Frage der Fürstenabfindung leider in weitesten Kreisen Boden ge­funden hat und durch maßlose Agitation immer mehr ge­steigert wird. Die Bischöfe erheben ihre Stimme dagegen, einem Fürstenhaus« jene Rechte adzusprechen, die jedem Menschen, jedem Staatsbürger und jeder Familie zustehen jene Rechte, die durch das Sittengesetz geschützt sind und die auch in der Verfassung Anerkennung gesunden haben. Eine rechtswidrige Vergewaltigung würde erfolgen, wenn eine unzulässige und ungerechte Enteignung durchgeführt würde. So ist als unzulässig eine Enteignung zu bezeichnen, die und soweit sie ohne Not, ohne gerechte zwingende Gründe eriolat. Unaerecht würde sie lein, wenn üe ohne solche Ent­

schädigung erfolgen würde, die als angemessen zu betrachten ist unter Berücksichtigung des wirklichen Wertes einerseits und der Verhältnisse des in schwerer Krise befindlichen Volkswohles andererseits. An den hiefür geltenden Grund­sätzen des natürlichen und christlichen Sittengesetzes findet die Zuständigkeit aller irdischen Autorität und allen Volks- willens eine unverletzbare Schranke.

Laut bischöflichem Erlaß vom 2. Juni haben in der Diözese Rottenburg die Pfarrer die Gläubigen entsprechend aufzuklären und zu richtigem Verhalten am Tage der Ab­stimmung (entweder Stimmenthaltung oder Nein-Abstim­mung) anzuholten. Der Bischof von Rottenburg spricht die Erwartung aus, daß nach Erledigung des Volksentscheids die gesetzgebenden Faktoren bei erneuter Prüfung der An­gelegenheit zu einer Regelung gelangen, die ebenso mit den sittlichen Forderungen der Gerechtigkeit wie mit der Not­lage des Volkes und den Anforderungen des Bolksmohls vereinbar ist.

Rücktritt des Lübecker Bürgermeisters

Lübeck, 3. Juni. In dem Vorgehen der preußischen Re­gierung gegen Rechtsverbände wegen eines angebliche» Putsches war bei dem Vorsitzenden des Alldeutschen Ver­bands, Justizrat El, ein Brief des Lübecker Bürger­meisters Dr. Neumann beschlagnahmt worden, in der»

Neumann eine Anfrage Elaß, ob er (Neumann) bereit wäre, bei einer Neuordnung der Reichsverwaltung ei»« Funktion zu übernehmen, unbedingt ablehnt. Aus Grund dieses Briefs haben die Linksparteien in der Lübecker Bür­gerschaft (Bürgerausschuß) einen Mißtrauensautrag gegen den Bürgermeister eingebracht, der in zweiter Ab­stimmung mit 43 gegen 32 Stimmen angenommen wurde. Dafür stimmten die Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten, dagegen die Rechtsparteien, die Gruppe der Hausbesitzer übte Stimmenthaltung. Dr. Neumann hat seinen Rücktritt erklärt. Nach der B.Z. soll der Senator Löwigt die Geschäfte des Bürgermeisters übernehmen.

Dom Abrüstungsschwindel

Tagesspiegel

LönskV'dlrsclLr Oesci

Berlin, 3. Juni. Heule nachmittag 5 Ahr 10 Min. ncr- sthied der Generaldirektor der Drillichen Beichsesienbahn- geselischafk, Rudels Öescr, im Alter von 68 Jahren.

In Berlin wurde ein deutsch-dänischer Schiedsgerichks- mrd Vergleichsverfrag unterzeichnet.

Die britische Regierung hat einige Kriegsschiffe nach Aegypten abgesrm.dk.

Der koblLnorbeifersiceil in England dauert sork, da die Arbeiter jede Lohnkürzung ablehnen.

In Portugal soll ein Ausstand gegen den Ausstand aus- gebrochen sein.

Der amerikanische Senat hak das Schuldcnabkomnien mit Frankreich bestätigt.

Der Kamps vor Peking hat wieder begannen.

In Kalkutta ist eine neue Erregung unter den Hindus entstanden durch das Verbot der Behörden, daß eine rcli Siöse Prozession einen gewissen Weg nehme.

Versprechen und Hatten

oder Locarno am Rhein

Unter dem 14. November 1925 also vor einem halben Acchre bekamen wir unter Berufung aus Locarno eine Rote der Boffchasterkonserenz über «Die Aenderung des Besatzungsregims im Rheinland".

Da hieß es u. a.Die Abänderung des bisherigen Ver­waltungssystems umfaßt die Beseitigung des Sy­stems der Delegierten." Wie stehts damit? Die «betberüchtigten Kreis-elegierten gibt es draußen im Land allerdings nicht mehr. Und doch sind sie noch da. Sie haben in Koblenz Unterschlupf gefunden- Dort treiben sie nach wie vor ihr Unwesen durch Bespitzelung der Bevölkerung und, was noch schlimmer ist, durch Begünstigung der Son­derbündler. Ueberhaupt erfreut sich dieses Gesindel, besonders in der Pfalz, der wohlwollendsten Gönner- und Schutzherrschaft der Besatzungsbehördcn, nicht selten in so weitgehendem Maße, daß neue Putsche gar nicht ausge­schlossen sind.

Weiterhin verspricht jene Note:Verminderung -er B e s atz u n g s t r u p p e n, die annähernd auf normale Stärke herabgesetzt werden." Eine amtliche deutsche Mit­teilung vom gleichen Datum erläutert dies:Die Stärke der Vesatzungstruppen in der zweiten und dritten Zone soll aus ein Maß herabgesetzt werden, daß sie künftig ungefähr der Stärke der deutschen Truvpen entspricht, die dort im Jahr 1914 vor Ausbruch des Kriegs in Garnison standen."

Letztere nun betrug und zwar einschließlich aller Ver­waltungsbehörden in dem fraglichen Gebiet 50 360 Köpfe. Heute aber unterhalten die alliierten Besatzungsbchörden noch sorgfältiger Schätzung 88 000 M a n n. Allerdings ließ Briand. der die Note vom 14. Nov- 1925 unterzeichnet hat, den französischen Mannschaftsstand um 3000 vermindern. Dieses Minus aber wurde alsbald mehr als voll aus­geglichen durch Erhöhung der belgischen Truppenzahl van 5000 auf 7500. Auch sind in den beiden betroffenen Zonen ganz neue 8000 Engländer eingezogen, die in Wiesbaden und im Rheingau sich recht häuslich eingerichtet haben. Zu den 88 000 Mann kommen etwa 40 000 Familienangehörige und Heeresgefolge, so daß heute im besetzten Gebiet rund 130 000 Fremde Haufen.

Welche Wirkungen diese gewaltige Zahl auf die Woh - nungsverhältnisse haben muß, kann jedermann sich leicht vorstellen. Wohl hat man uns vor einem halben Jahr Verminderung der Quartierlasten" verspro­chen, namentlichdaß die beschlagnahmten Schulen und Sportplätze und ebenso auch olle diejenigen Privatwohnungen freigegeben werden, die für die Besatz,ungstruvpen nicht unbedingt benötigt werden." Und der Oberbefehlshaber des französischen Rheinheers, General Guillaumat, ioll nach einer Pariser Meldung tatsächlich 1200 Wohnungen der deutschen Zivilbevölkerung zurückaeaeben haben. Tatsächlich sind aber 380 Wohnungen mehr beschlagnahmt worden.

Die Hauptsorge ist indessen etwas anderes. Nach den Berichten des Dawesagcnten Parker Gilbert sind seit dem Inkrafttreten des Dawesplans vom 1. Sept. 1924 bis 31. März 1926 (also in 19 Monaten) iür die Beftitzunqs- truppen rund 81 Millionen, für Requisitionen 11.9 Mill., für Naturnlliefsrunaen 119,9 Mill., für die Entschöd-aunas- kommffffon 7,6 Mill.. für die Rheinlandkommissian 15 Mill., für die Mililärüberwachungskommiffion 11 Mill., zusammen genau 246 663 483,66, rund eine Viertelmilliarde Gold mark ausgegeben worden! Hierzu bemerkt mit vollem RechtDer Weg zur Freiheit" (Halbmonatsschrift desArbeitsausschusses deutscher Verbände"): Ein Sechs­tel der Gesamtzahlungen (gleich 1 713514635,53 Goldmark) geht für Einrichtungen ab, die nach London und Locarno überflüssig geworden und die den Entschädigungsleistungen verloren gegangen

Nt ntt« gnr/l-no »NI Rbei« nickvt besser geworden.

Washington. 3. Juni- Nach amtlicher Mitteilung haben die Vereinigten Staaten seit der Washingtoner Abrüstungs­konferenz 15 Kriegsschiffe in Bau gegeben oder in den Bau­plan eingeschlossen, gegen 25 Schisse in England 96 in Ja­pan, 71 in Frankreich und 43 in Italien. Es handelt sich hiebei um Schisse, deren Bau durch die Washingtoner Kon­ferenz nicht beschränkt ist. Im Umbau sind in Amerika 6 veraltete Schlachtschiffe begriffen, 7 weitere werden folgen. 2 andere Schlachtschiffe wurden zu Flugzeugmutterschiffen eingerichtet. Abgesehen vou diesen beiden Schiffen schließt der amerikanische Bauplan noch 2 Kreuzer von je 10 000 Tonnen, 3 Tauchboote und 6 Kanonenboote ein. Japan hat in seinem Bauplan, soweit er bekannt geworden ist, 2 Flugzeugmutterschiffe, 12 leichte Kreuzer, 24 Zerstörer, 19 Tauchboote, 4 Kanonenboote und 12 andere Hilfsschiffe vor­gesehen. Frankreich hat trotz feiner Geldnot einen Kreuzer von 10 009 Tonnen bereits vom Stapel gelassen, 5 weitere dieser Größe sind im Bau und ebensoviele sollen m den nächsten 5 Jahren gebaut werden. Außerdem hat frankreich 25 Zerstörerschiffe und 32 Tauchboote im Bau. abgejeyen von sen verekts im Bauplan 1925/26 enthaltene« 15 Zerstörerführern, 18 Zerstörern und 25 Tauchbooten. Be­züglich des Baus der Schlachtschiffe scheint im allgemeinen

Der Oberkommissär T i r a r'd schältet nach wie vor- Selbst die französische Presse fordert seine Rückbe-ufuna und die Abstellung derRheinischen Lotterwirtschaft". Vergeblich. Ja. es hat den Anschein, als ob seither seine Stellung erst recht sich befestigt hätte. Jedenfalls stehtein großes aus- aedehntes und reiches Gebiet mit fast vier Millionen deut­schen Menschen immer noch unter fremder Botmäßigkeit."

Neuestes vom Tage

Jniernalionale Arbeikskonferenz Genf, 3. Juni. Die internationale Arbeitskonferenz hat das Mandat des Vertreters der italienischen faszistischen Ge­werkschaften, Rossini, mit 68 gegen 31 Stimmen bei 30 Enthaltungen als gültig anerkannt. Die Arbeitervertreter hatten gegen die Zulassung Rossinis Einspruch erhaben. Die beiden deutschen Regicrungsvertreter und der Vertreter der deutschen Unternehmer stimmten für Rossini, der deutsche Arbeiteroertreter gegen sein Mandat.

Die Marokkofrage

Paris, 3. Juni. Wie verlautet, wird Briand bei der Zu­sammenkunft mit Chamberlain in Gens diesen zu bestimmen suchen, - England Frankreich in Marokko frei« Hon­

das Washingtoner Abkommen bis jetzt eingehakten wordea M sein, doch haben die neuen englischen Schisse eine stärkere Bewaffnung. '

810S neue Flugzeuge iv Amerika

Der Senat in Washington hat dem vom Abgeordneten­haus bereits angenommenen Gesetzentwurf zugestimmt, daß binnen 5 Jahren 8100 neue Militär- und Marineflugzeuge gebaut werden sollen.

Das nennt manAbrüstung"!

Rationelle Militärregierung in Portugal

Lissabon, 3. Juni. Das Abgeordnetenhaus ist ohne Zwi­schenfall geschloffen worden. General Gomes da Costa hat einen Ausruf erlaffen, worin es heißt, die Nation ver­lange eine nationale Militärregierung, um in der Verwal­tung des Staats Zucht und Ehrlichkeit wiederherzustellen. Unter allen Einheiten der zerfallenden Nation sei das Heer das einzige mit moralischem Ansehen und materieller ^:aft, crm das Vaterland, das noch nicht sterben wolle, zusammen­zuhalten.

Die Kommunisten haben den Generalstreik ausgerufen, der jedoch noch »'wirksam geworden ist.

läßt, wogegen Frankreich England freie Hand in Abeffy- nien lassen werde. Auf diese Weise soll etwaigen Einsprü­chen Italiens begegnet werden, lieber Marokko und Abd el Krim sind die Negierungen in Paris und Madrid noch zu keinem Ergebnis gekommen. Man glaubt aber, daß er zunächst nach Paris gebracht wird, um als Siegeszeichen zu dienen, wenn der Sultan von Marokko im Juli die neue islamitische Moschee in Paris friedlich einweihen wird.

Die Familie und die Umgebung Abd el Krims, ins­gesamt 150 Personen, sind i» dev französischen Linien ein­getroffen.

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Verlängerung der Ausnatzmcvolftnachkcn der englischen Regierung

London, 3. Juni. Das Unterhaus Hai den Gesetzennvuri, der die Ausnahmeoollmachten der Regierung iür den Ge­neralstreik verlängert und dem Minister des Innern das Recht verleiht, ausländische Geldsendungen zur Unterstützung von Streiks, soweit sie die öffentliche Sicherheit und das Leben der Nation bedrohen, zu verbieten bezw. zu beschlag­nahmen, mit 279 gegen 100 Stimmen angenommen.

Ein in der Universität Cambridge gestellter Antrag, dem Arbeiterführer und früheren Erstminister Mac Do­nald die Würde eines Ehrendoktors der Rechte zu ver­leiben. ist zurückaexoaen worden