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Nagold« Tagdlatt »Der Gesellschafter*

Mittwoch. 26. Mai 182«

Der Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt beträgt ab Nagold 3.iO^L. Die Fahrkarten werden fr. Zeit auf den Haltstalionen ausgegeben und können auch durch Vermittlung der nächstgelegenen Bahnstationen bezogen werden.

Eine Gelegenheit zu solch rascher und billiger Fahrt mach der reizend gelegenen Fünf Täler Stadt Schramberg mit ihrer herrlichen Umgebung wird sich wohl kaum wieder bieten.

Tafeldeck» und Servierkursus.

Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich ist, wird am Don­nerstag und Freitag im Hotel zur Post ein Ta-eldeck und Servier kurius stallfinden, über dessen Abhaltung wir folgendes iiner Prcsiestimme entnehmen:

»Der Seroierkursus, verbunden mit Anstands unterricht, den die Damen Lux und Tietjens in Th.'s Hotel veranstal­teten, hatte einen sehr guten Besuch gefunden Leider waren die Töchter aus den bessergestellten Bürgerhäusern nur spärlich vertreten - wohl in der Annahme, daß für sie ein solcher Kursus überflüssig sei. Und doch hätten auch sie hier viel lernen kön­nen, denn die beiden Damen verstanden es ausgezeichnet, mit s.inem Humor und großem Geschick auf die kleinen Verstöße gegen den guten Ton aufmerksam zu machen. Man merkt aber iofort, daß es nicht angelernte Weisheit war, die hier verzapft wurde. Am ersten Tag wurde das Serviettenfalten in einfacher und eleganter Horm gezeigt und über das Benehmen bei Visilen unterrichtet. Der zweite Tag dagegen war dem Tafeldrckcn und Servieren tür den Hausgebrauch, sowie bei Gesellschaften . orbehallen. Alle Teilnehmerin, en folgten mit ge pannter Auf- : lerksamkeil den Ausführungen und versuchten dann selbst sich nach den Anweisungen zu benehmen.

Zirkus Hudson kommt nach Nagold.

In den nächsten Tagen kommt Zirkus Hudson, wie auch euS dem Anzeigenteil ersichtlich ist, nach Nagold. Er hat sich i-l den letzten Jahren sehr vergrößert und ausgebaut und sich i m neues Zweimafterzelt zugelegt. Durch eine Reihe neuer >künsilcr die zum größten Teil bisher im Zirkus Busch tätig , raren, wurde sein Personalkörper bedeutend vergrößert und ist r eswegerr aus allem zu entnehmen, daß Zirkus Hudson etwas Besonderes leisten wird. Auch aus Nachbarzeitungen haben wir nur Lobenswertes über ihn gelesen und wird sich deshalb ein Besuch empfehlen.

Falsche Reichsbanknoten! Von den in Umlauf befindlichen Rcichsbanknöten über 20 Reichsmark mir dem Datum des ll. Oktober 1924 ist neuerdings eine Fälschung festacstelli worden: Das Papier .besteht aus Zwei zusammengesi'igten Blättchen, einem kräftigeren, gelblich getönten rvrundblatt und einem hauchartigen Deckblatt bestehend, mit dazwischen- gsstreuten falschen Fasern. Das Wasserzeichen ist in der Durchsicht mit auffallend kräftiger, verschwommener Zeich­nung zu sehen. Aus der Vorderseite ist im WortBerlin" de« Ausfertigungsdatums die beiden Buchstabenin" oben nicht getrennt, sondern in Form einesm" verbunden wieder- gsgeben. Mitteilung sofort an die Polizeibehörde. Für die Ermittlung der Fälscher ist eine Belohnung ausgesetzk.

Post und Publikum. Ein Erlaß des Reichspostministers macht es den Postbeamten zur Pflicht, nn Berkehr mit dem Publikum sich derjenigen höflichen Art zu bedienen, die im allgemeinen Geschäftsleben als selbstverständlich gelte. Für Schalterdienst sind nur solche Beamte zu verwenden, die neben den entsprechenden Dienstkenntnifzen persönliche Ge­wandtheit, gute Umgongsformen und Verständnis für die besonderen Wünsche des Publikums besitzen. Wenn z. B. an einem Schalter Andrang bestellt, wällrend Beamte an andern Schaltern zur gleichen Zeit keine Besuchen abzuferti- zen haben, so müssen diese Beamte von sich aus in die Be­dienung des Publikums eingreifen, soweit es die Verhältnisse irgendwie gestatten. Die höfliche Form ist auch im schriftlichen Berkehr mit dem Publikum einzuführen und z. B. das Wort Aufforderung" dem Publikum gegenüber unbedingt zu ver­meiden.

Bienensenche. In der Umgebung van Mindelheim (Schwa­ben) ist die Rosemascuche unter den Bienen zurzeit in er­schreckendem Maße verbreitet. In Rammingen ist ein Bienenstand mit 23 Völkern vollständig ausgefkorben. ebenso lind die Gemeinden Matkbies, Tussenhausen und Mörgen verseucht. An dieser Darmkrankheit der Bienen mag wcNk die fast ausschließliche Zuckerfütkerunn der Völker im Herbst und im Frühfahr mit Ursache sein. Der vorsichtige Bienen­züchter wird auch einen Teil des Honinvorrats als natür­liches Ernährungsmittcl den Bienen belassen.

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Mötzingeu, 26 Mai. Geschichtliches. Im Anschluß an eine Sitzung des Herrenbecger Gemeindcrates wurde ein Besuch nach Mötzingen ausgeführt und hiebei der Wert der Berkehrsschaffung für Mötzingen hervorgehoben, auch die Ver­pflichtungen der Gemeinden zur finanziellen Unterstützung sol­cher Linien betont Stadtschultheiß Haußer griff während des geselligen Beisammenseins imLöwen"' auf die früher zwi- 'chen der Oberamtsstadl und Mötzingen bestehenden Beziehun­gen zurück und erzählte, daß Ort und Schloß Mötzingen erst­mals 1100 Vorkommen und unter den Pfalzgrafen von Tübin­gen gestanden sei. >580 seien beide mit allen Zubehörungen, Gerichtsbarkeit und Herrlichkeit an Bischof Markward von Zpeier um 12000 fl. verkauft, von diesem aber schon 1581 an Herzog Ludwig weiterveräußert worden, welcher das Schloß samt Hof dem Obervogt in Herrenberg, Barkhart von Anweil, verliehen hat. Zu späterer Zeit (1715) hat dann das weitere der Oberoogt von Nagold Karl Fr. Karolin von Somaripa und ihr zweiter Gemahl Oberoogt zu Herrenberg von Rudolphi das Gut an Georg Siegfried von Leiningen veräußert, woraus es in bürgerlichen Besitz kam. Das Kloster Hirsau, welchem die Kirche gehörte, verkaufte solche und kam sie mit Fronhos und Kirchensatz an das Stift Herrenberg, an welches Mötzingen auch den ganzen Zehnten zu zahlen hatte. Beiläufig wurde angeführt, daß der Niederreuthiner Hof bis 1746 dem Hospital Herrenberg gehörte. Die Mötzinger nahmen den Besuch freudig auf und versprachen einen baldigen Gegenbesuch.

Stammheim, 25. Mai. Gut abgelaufen. Am Pfingst- lest nachmittag fiel das jüngste Kind des Friseurmeisters Walz aus einem Fenster der Wohnung auf die Staffel des Backhauses. Glücklicherweise sind die Befürchtungen nicht eingetroffen. Das Kind trug nur einige Beulen an der Srirne und am Hmter- kopfe davon, außerdem einen Bluterguß auf dem Rücken. Der von der Krankenschwester herbeigerufene Arzt konnte bis jetzt keine innere Verletzungen feststellen.

Lalw, 25. Mai. Gerichtsnotar Viktor Krayl P. Nach langem, schwerem Leiden verschied am Samstag ein Mann von Kliener Pflichttreue und großer Berufsfreudigkeit, Gerichtsnotar Kray l. Mit dem Verstorbenen ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der sich hier große Verdienste und allgemeines An­sehen erworben hat. Er war rin Vierteljahrhundert hier tätig und hat in dieser langen Zeit seine BerufsgeschLste mit außer­

ordentlicher Sachkenntnis ausgeführt und sich als durchaus vraklischer Mann erwiesen. Krayl war ein ruhiger Mann, der bescheiden seines Weges ging und sich nirgends vorzudrängen suchte, obgleich er zu den hervorragendsten Beamten gehörte. Am Ende vorigen Jahres wurde er plötzlich von einer heim tückischen Krankheit befallen, die nun der Wirksamkeit seines Lebens ein Ziel setzte. Mit größtem Bedauern wurde der Tod des zuverlässigen und aufrichtigen Mannes und des ausgezeich neten Beamten in Stadt und Land ausgenommen. Der Ver­storbene hat sich durch sein liebeswürdiges Wesen und seine große Aufopferung ein treues Andenken gesichert.

Calw» 24. Mai. Der älteste Einwohner der Stadt, Oberlehrer Den gl er, ist am 20 ds. nach längerem Leiden kurz vor Vollendung seines 99 Lebensjahres verschieden. Der Ver­dorbene hat über die Hälfte seines Lebens hier zugebracht. Im 73 Jahre trat er in den Ruhestand. Er war ein großer Liebhaber der Musik; mit 90 Jahren war er noch im Kirchen- gcsangoerein aktiv tätig. Als guter Patriot nahm er früher an n llen patriotischen Veranstaltungen reil. Wegen seines leutseligen Wesens erfreute er sich allgemeiner Beliebtheit.

Lalw. 25. Mai. Tödlicllvcrunglückt. Am Pfingst­montag abend stürzte bei Einfahrt des letzten Zugs von Ealw ouf der Station MonbachNeuhausen der 16 I. a. Hans Krißler von der Plattform eines Personenwagens herab und wurde überfahren: er starb schon nach kurzer Zeit.

Herrenalb. 25. Mai. Mit der Wiedereinführung einer täglich dreimaligen Verbindung mit NeicknbürgWildbad und Baden-Baden haben Neichspost und Krastwagengesell- schaft Hrrrenalb-Neuenbürg-Wildbad eine Ermäßigung des Fahrpreises gegen das Vorjahr eintreten lasten.

Aus aller Welt

Ein Dichtergedachlnis

ep 250 Jahre sind's in diesen Tagen es >st ungewiß, ob am 27. Mai oder 7. Juni - seit ein deutscher Dichter me Augen sür immer geschlossen hat. dessen Lieder wie wenig andere bis heute im deutschen Volk leben. Es ist P a u l Gerhardt, neben Luther wohl der größte Dichter des deutschen Protestantismus, dessen bekannteste Kirchenlieder auch in der katholischen Kirche Aufnahme gefunden haben und durch die evangelische Mission in zahlreichen ueber- setzungen über die ganze Erde verbreitet worden sind.

In den 130 geistlichen Liedern, die er verfaßt hat. kommt ein schier unerschöpflicher Reichtum des frommen Gemüts ZU wunderbarem Ausdruck. Es gibt in der Reihe der großen christlichen Feste wohl kaum eines, bei dem nicht Lieder Paul Gerhardts so gut wie unentbehrlich sind. So am Adveiu: Wie soll ich dich empfangen", an Weihnachten:Fröhlich soll mein Herze springen". «Ich steh' an deiner Krippe hier ; in der Passionszeit:O Haupt voll Blut und Wunden uss. Das klassische Lied des Gottvertrauens ist seinBefiehl ou deine Wege" geworden; in seinen TrcstliedernWarum sollt ich mich denn grämen".Gib dich zufrieden und sei stille" und vielen andern spricht der leiderprobte Zeitgenosse des 30jährigen Kriegs ganz unmittelbar zu unserer Zeit. Voll feiner Naturempfindung ist das vielgesungene Sommer­liedGeh aus mein Herz und suche Freud", das Morgen­liedDie guldne Sonne", das AbendltedNun ruhen alle Wälder". Das ganze Menschenleben, Geburt, Hochzeit, Be­gräbnis begleitet seine Harfe, um auszuklingen in dem er­greifenden Wanderlied:Ich bin ein Galt auf Erden". Und das alles und noch so vieles in edler, schlichter, treffender Sprache, voll dichterischer Gewalt und persönlicher Wärme.

Mit dieser persönlichen Art, mit diesem Heroortretön des frommen Ich im Unterschied von den Wir-Liedern der Re- sormationszeit, hat Paul Gerhardt der geistlichen Dichtung in der evangelischen Kirche eine neue Bahn geöffnet. Ein evangelisches Gesangbuch, in dem nicht seine Lieder den Grundstock bilden, ist heute in deutscher Sprache undenkbar, zumal er in seinem Kantor zu St. Nikolai in Berlin, Johann Krüger, den begnadeten Tondichter fand. Sein eigenes Leben stand nicht unter dem Zeichen des Ruhms, sondern dcs Leids. Infolge der Kriegswirren fand er erst 45jährig ein Amt, als Probst von Mittenwolde, und zählte bereits 49 Kahre. als er in die Ehe trat; seine Gattin starb ihm nach 13 Jahren; von seinen Kindern überlebte ihn, der 70jährig in Lübben starb, nur eines. Bekannt ist, daß er für mehrere Jo.bre vom Pfarramt zurücktrat, weil er sich bei aller per­sönlichen Friedfertigkeit durch einen allgemeinen Erlaß des großen Kurfürsten über Kanzelstreitigkeiten in seinem Ge­wissen verletzt fühlte. Seine Lieder, zu denen Wilhelm Sckäfer feinsinnige Bilder gezeichnet hat, bedeuten für unscr vielgeprüftes Volk nicht nur ein unveräußerliches KNmrgut, sondern geradezu eine Kraftquelle der Wieder- aeburt.

Deutsch-schwedischer Aerztekag. In Lund (Schweden) wurde an Pfingsten eine Tagung hervorragender deutscher und schwedischer Aerzte abgehaiten.

Die deutschen Wagner-Aufführungen in London (Ring des Nibelungen) sind dort mit so großer Begeisterung ausge­nommen worden, daß der Leiter der Künstlertruppe, Bruno, Walter, veranlaßt wurde, noch länger in London zu bleiben und zwischen die nun einsetzenden italienischen Opernauf­führungen hinein im Eovent Garden den Ring zu wieder­holen.

Aekungsverbot. DieSaarbrücker Zeitung" ist in ganz Frankreich verboten worden.

Verbot der Vorführung des «Deutschen Fakirs". Der soge­nannte «Deutsche Fakir", der in Berlin eine Vorstellung vor geladenen Gästen gegeben hatte, und nun 30 Tage lang sich an ein Gemälde annageln lassen wollte, hat die Erlaubnis zu dieser öffentlichen Vorführung vom Polizeipräsidium nicht erhalten.

»Trockenheits"-Mahuochmen in Italien. In Italien fit ein Avsschankverbot für Kinder unter 15 Jahren eingeführk wor­den. Ferner sollen die Wirtschaften im Verhältnis 1:5 abge­baut werden und zwar so, daß auf je 1000 Einwohner ein Alkoholausschank kommt, während bisher auf je 500 ein sol­cher kam. Die Polizeistunde soll im Winter um 10 Uhr, im Sommer um 11 Uhr sein.

Den Wohnsitz Napoleons während seiner Verbannung auf der Insel Elba, der fast ganz zerfallen ist und zur Kon­kursmasse des bankrotten römischen Bankiers Bondi gehört, will die italienische Regierung samt den napoleonischen Er­innerungen wiederherstellen lassen.

Eisenbahnunfall. Auf dem Bahnhof Oels (Schlesien) fuhr eine Lokomotive auf einen besetzten Personenzug auf, den sie zu übernehmen hatte. Sechs Reisende, 2 Eisenbahn- und ein Postbeamter wurden verletzt.

Ertrunken. Bei Immenstaad schlug auf dem Bvdensee ein Boot um. Zwei junge Männer ertranken, ein dritter konnte sich durch Schwimmen retten.

Ein seit zwei Wochen verheiratetes Ehepaar machte auf den Spreekanälen bei Lübbenau (Brandenburg) eine Kahn­fahrt. Der Kahn kam der Schleuse zu nahe und wurde, als diese hochgezogen wurde, von dem eiuströmenden Wasser in die Tiefe gerissen. Das Ehepaar fand dabei den Tod-

Vom Balkon herabgestürzk. Am ersten Pfingsttag nach­mittags stürzte in Kray bei Essen ein Brautpaar, das sich aus einer Familienfeier befand, von einem ini dritten Stock gelegenen Balkon in die Tiefe. Die Braut war sofort tot. Der schwerverletzte Bräutigam wurde ins Krankenhaus ge­bracht. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß das morsche Geländer des Balkons beim Anlehnen durchbrach,

Bluttat. In Buttstädt bei Weimar schnitt ein betrunkener Arbeiter seiner Stieftochter den Hals ab und erhängte sich darauf.

In Bernöwe bei Oranienburg erschoß ein Schlosser wegen eines Erbschaftsstreits seine betagten Eltern und brachte sich selbst einen nicht gefährlichen Schuß bei.

In der Kolonie Schmachtendorf bei Oranienburg zeigte eine Frau ihren Mann namens Brykey an, daß er vor drei Jahren eine Kolonistin ermordet habe. Brykey, der damals schon verdächtig, aber mangels Beweises freigelaffen worden war. wurde verbaitet, und er hat em Geständnis abgelegt.

Hebung der Dardanellenschiffe. Wie aus Angora gemel­det wird, hat die türkische Regierung der italienischen Firma Fratelli die Genehmigung erteilt, die während des Kriegs in und vor den Dardanellen gesunkenen 39 Schiffe zu heben. Unter den Schiffen befinden sich fünf englische und franzö­sische Linienschiffe und drei Panzerkreuzer.

Heuschrecken ats Verkehrshindernis. Ein von Saloniki nach Athen abgegangener Zug traf mit dreistündiger Ver­spätung in Athen ein, weil er unterwegs in einen Heu­schreckenschwarm geraten war, der aus zehn Kilometer Sie Eisenbahnschienen überflutete. Der Zug konnte durch den Schwarm nicht durchkommen und mußte zur letzten Station zurückkehren. Erst mit zweier anderer Lokomotiven gelang die Ueberwindung dcs lebendigen Hindernisses.

Vulkanausbruch in Japan. Bei einem Ausbruch des Vul­kans Tokachi auf der Insel Hokkaido (Nordjapan) sind zahl­reiche Menschen durch Lava verschüttet und 60 Häuser zer­stört worden. 2000 Menschen werden vermißt, etwa 200 sind in den Springfluten, die sich mit dem Erdbeben bildeten, er trunken. Das Getöse war auf 32 Kilometer hörbar. Der Vulkan galt als erloschen.

Flugzeugunglück in Japan. Während eines Uebmigs- flugs stießen zwei Militärflugzeuge bei Nara zusammen. Ein Flugzeug verbrannte, das ander« brach entzwei. Beide Flieger wurden getötet.

Japanische Auswanderung noch Brasilien. Das japanische Auswanderungsamt hat 800 000 Pen (1,6 Millionen Mark) angewiesen, um japanischen Auswanderern die Seereise nach Brasilien zu bezahlen. Nach dem brasilianischen Staat Sao Paulo sollen in diesem Sommer allein 5000 Japaner verbracht werden. In Sao Paulo leben bekanntlich meh­rere tausend Deutsche, die das Land in Blüte gebracht ha­ben. Sie werden von dem asiatischen Zuwachs nicht sehr erbcmr lein.

Die betrogenen Indianer

Vor meyr als hundert Jahren, als die Neu-Amerikaner die ungeheuren Iagdgründe der Indianer in Beptz nahmen und sie auf verhältnismäßig kleine Schutzgebiete zu be­schränken begannen, schloß die amerikanische Regierung Ver­träge mit den einzelnen Stämmen, in denen den Indianern freies Besitztum und sonst alles mögliche versprochen wurde. Namentlich sollte ihnen der Staat Oklahoma, der da­mals als eine wenig Ruhen versprechende Steppe galt, frei vc bleiben. Freilich gab es damals noch keinen Rockeseller und andere Großspekulantcn. und die Welt wußte nichts von Erdöl. Als dann aber die mächtigen Oelfelder Oklahomas entdeckt wurden, mußte man mit Mord. List und Betrug die Rothäute auch ihrer letzten Zuflucht berauben. Die Ver­träge, die den Indianern das Grundeigentum zusprachen, galten einfach nicht mehr, soweit es sich um Oelfelder han­delte. Heute haben die Indianer ihre ständigenRechts- anwälte in Washington, die unentwegt und mit dem ehernen Schild des Rechts ihre Ansprüche vertreten. Zwi­schen den mächtigen Petroleumtrusts und den einfluß­losen, aber mit triftigen Beweisen kämpfenden Indianern schwankt unschlüssig der Ober st «Gerichtshof der Ver­einigten Staaten, die peinliche Entscheidung Monate und Jahre hinausschlebend Es handelt sich nicht nur um Grund- eigenkumsfragen, die die Stämme der Crekesen, Cherokesen, Chowtakesen, Chicasaws, Quapaws, Kaws, und wie sie alle heißen, Vorbringen, sondern auch um offenbare Unterlassungs­sünden der Regierung. Die Rothäute sind inzwischen auch gewitzigt worden und haben das Tomahawk mit dem Gesetzes­studium vertauscht. Da ist z. B. folgender Fall vor dem Obersten Gerichtshof: Nack dem Vertrag mit den Kaw- indianern hatte die Regierung versprochen, jährlich 3000 Dollars für die Unterhaltung einer Eisenschmiede in dem Schutzgebiet auszusetzen. Die Vereinbarung wurde tat­sächlich in den Jahren 1846, 1847 und 1848 eingehalten, aber nicht in den nachfolgenden 78 Jahren. Der streitbare Stamm der Kaws handelt offenbar nicht unbillig, wenn er jetzt 231 000 Dollar von der Regierung einfordert. Aber wenn es nur das wäre! Verlangen sie doch darüber hinaus das kleine Sümmchen von 63 650 000 Dollar für das Land, das ihnen rechtlich und vertraglich gehört, jedoch mit allen Oei- und Bergbauprivilegien abgeschwindelk wurde.

Wo immer der weiße Mann in fremden Kontinenten vor- geürungen ist, da hak er sein einzig auf Gewalt gegründetes Recht mit dem Argument verteidigt, er kommeim Namen der Zivilisation", deren Früchte auch die Eingeborenen an­erkennen lernen würden. Nun, im letzten Jahr hat der amerikanische Kongreß den Indianern das Bürgerrecht geschenkt. Aber für das, was ihnen die Oelmagnaten ge­stohlen haben, werden sie dadurch nicht entschädigt. Wenn, wie es Im wachsenden Maße geschieht, auch die Oeffentllch- keik die unleugbaren Ansprüche der Indianer anerkennt, s» meldet sick alsbald die Propaganda, die wißen will, daß der Indianer mit so viel Reichtümern entarten würde Nun ist cs zwar richtig, daß die zweieinhalb Millionen Rothäute, die c, noch in Amerika gibt, heute tatenlos und grübelnd in Ideen Zeiten liegen, zu stolz, sich den neuen Verhältnissen anzlipasscn. Auch sind ihre Schutzgebiete das einzige Fleck­chen Erde in der Ilnion, wo es keine Alkoholpolizei gibt, denn ohne den Whisky, mit dem die ersten Pioniere der .Zivili­sation" ihr Vertrauen erkauft haben, wollen sie heute nicht mehr leben. Der Indianer hält fest an den Sitten seiner in d»n ewigen Iagdgründen weilenden Baker