Einigung über die Ostreparationen
Wie vorauszusehen war, haben die beteiligten Großmächte die Annäherung zwischen den an den Ostreparationen beteiligten Ländern mit einem Geldvpfer erkauft. Die Einigung bewegt sich auf folgender Basis:
Bis zum Jahre 1966 werden Frankreich, Italien und England zu dem Agrarfond, aus dem die ungarischen Optanten entschädigt werden sollen, jährlich Millionen Goldkronen zuschießen, Frankreich und Italien je 46 Prozent, England 10 Prozent. Im übrigen wurden die Punkte des Uebereinkommens, über das seit Monaten verhandelt wird, folgendermaßen geregelt:
1. Ungarn zahlt bis zum Jahre 1944 an Reparationen jährlich 10H Millionen Goldkronen, von 1944—1966 einen jährlichen Durchschnitt von 13L Millionen Goldkronen.
3. für die Entschädigung der ungarischen Optanten sind die Staaten der Kleinen Entente nicht mehr verantwortlich, sondern es wird von den drei genannten Großmächten gemeinsam mit den Staaten der Kleinen Entente ein Fond von 220 bis 240 Millionen Goldkronen errichtet.
4. ein besonderer Fond von 100 Millionen Goldkronen wird für alle jene Fälle errichtet, in denen die Staaten der Kleinen Entente auf Grund eines Schiedsspruchs Ansprüche des ehemaligen österreichischen Kaiserhauses oder der Evt- sionsfonbs zu erfüllen haben.
Zum Abschluß der Verhandlungen zur Regelung der Ostreparationen schreibt der Pariser „Temps": Es habe des guten Willens aller beteiligten Parteien bedurft, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die manchmal alles zu gefährden drohten. Die Verständigung sei vor allem dem Opferwtllen der Hauptmächte Frankreich, England und Italien zu verdanken. Nun könne man mit Recht hoffen, daß die politische Atmosphäre in Europa beruhigt sei. Die Abmachungen über die Oftrcparationen unterzeichnet.
Am Montag abend fand im Pariser Außenministerium die Unterzeichnung der Abmachungen über die Ostreparatto- nen statt. Der Leiter der französischen Abordnung dankte in einer kurzen Ansprache de» Vertretern der beteiligten Staaten für ihre Mitarbeit und hob besonders den Geist der Solidarität hervor, der stets die Verhandlungen geleitet habe. Die Abgeordneten der übrigen Staaten antworteten kurz. Darauf fand die Unterzeichnung ohne jede Feierlichkeit statt.
Kleine politische Nachrichten
Reichstagsabgeordneter Tange» tritt aus der Demokratischen Partei ans. Reichstagsabgeordneter Tantzen-Olden- burg hat an den Vorsitzenden der Deutschen Demokratischen Partei Koch-Weser ein Schreiben gerichtet, in dem er seinen Austritt aus der Deutsch-Demokratischen Partei erklärt. Gleichzeitig hat Tantzen sein Neichstagsmanüat niedergelegt. In der Begründung heißt es u. a.: „Der Deutsch-Demokratischen Partei fehlt Kraft und ernsthafter Wille, eine rückschrittliche Politik erfolgreich abzmvehren und eigene Wege zu zeigen. Sie hat gegen links und gegen rechts in wichtigen politischen Fragen ans die Durchsetzung eigener Auffassung so weit verzichtet, daß sie im Reichstag kaum noch als mttent- scheidender Faktor gewertet wird."
Dr. von Simson bleibt in Paris. Der Führer der deutschen Saarabordnung in Parts, Staatssekretär von Simson, hat im Interesse der Weiterführung der Verhandlungen es abgelehnt, Deutschland auf der Tagung des Genfer Sicherheitsausschusses zu vertreten. Die deutsche Abordnung für die Sicherheitsverhandlungen wird durch den Gesandten Dr. von Göppert geführt.
Vorstellungen der Kleine« Euteute in Wien. Das „Neue Wiener Extra-Blatt" meldet, das österreichische Sträßenbau- programm, insbesondere der Bau der Paci-Straße l40 Kilometer westlich von Grazj und der Straße über den Groß- Glockner haben bet der Kleinen Entente sehr beunruhigt. Hierzu hört die Telegraphen-Unlon, daß von seiten der erwähnten Regierungen sogar Vorstellungen bei der österreichischen Regierung erhoben worden stnd,ck>ie dahin gehen, die österreichische Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß der Bau strategischer Heerstraßen in Oesterreich nicht so ohne weiteres gebilligt werden könnte.
Blutige Zwischenfälle in Barcelona. In Barcelona kam es bei der Rückkehr des Katalanenführers Jaques Compt« aus der Verbannung zu Zwischenfällen. Eine groß« Menschenmenge hatte sich eingefunden, um Compt« zu begrüßen. Sie durchbrach die Polizeikette, worauf die Polizei von der Waffe Gebrauch machte. Etwa 80 Personen sind verletzt worden.
Dr. Eckeners Besprechungen in London
TU. London, 28. April. Der Aufenthalt Dr. Eckeners in England ist trotz rein privater Natur des Besuches zu ausgedehnten Besprechungen mit den englischen Luftschiffahrts- sachverständtgen benutzt worden. Zwischen Dr. Eckener und Vertretern des Luftfahrtmtnisteriums fand ei» sehr ausgedehnter Gedankenaustausch über technische Erfahrungen und Forschungsergebnisse in den beiden Ländern, die Möglichkeit einer Standardisierung der Luftschtfskonstruktion, Verankerungspläne und di« Durchführung von Luftschiffdiensten statt. Von beiden Seiten ist dabei der Vorteil einer Zusammenarbeit anerkannt worben.
Amerikas Geldzuschüffe für Zeppeline.
Die „BZ." meldet aus Neuyork: Dem Kongreß ist eine Vorlage zugegangen, wonach die Negierung bei dem Bau amerikanischer Handelsluftschiffe 76 v. H. der Baukosten vorschieben darf. Die Vorlage stellt die Zeppeline in die gleiche Kategorie der Luftschiffe, die auf diese Weise durch Kredite zu niedrigstem Zinsfuß subventioniert werden sollen. Falls, was wahrscheinlich ist, der Kongreß die Vorlage annimmt, würden der International Zeppelin Transport Corporation und der Paziftc Zeppelin Corporation ausreichende Mittel zur Stapellegung zur Verfügung stehen.
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Ozeanflng der „Gerechtigkeit für Ungarn-.
Drei Vertreter der ungarische» Luftfahrtveretnigung trafen auf dem Wege nach Newyork in London ein. Sie weihen au Bord der -Aquitania" nach Newport Weiterreisen.
um von dort aus einen Flug nach Budapest um den von Lord Rothermere ausgeschriebenen Preis von 40 000 Mark zu unternehmen. Das Flugzeug wird den Namen „Gere ch- tigkeit für Ungarn" tragen und ist als eine Mahnung an die Welt gedacht, daß der Vertrag von Trianon eine grausame Ungerechtigkeit gegen Ungarn darstellt, deren Beseitigung im Interesse des europäischen Friedens liegt.
Die erste Katastrophe der „Bremen"
Der Schnelldampfer „Bremen" des Norddeutschen Lloyd stieß auf der Ausreise nach Neuyork im Kanal bei dichtem Nebel mit dem englischen Tankdampfer „British Grenadier" zusammen. Die Beschädigungen, die hierbei die „Bremen" erhielt, sind nur unbedeutend. Dagegen wurde die Bordwand des Tankdampfers völlig aufgerissen: er erhielt Lecks in zwei große Tanks und verlor viel Oel, das in weitem Umkreis die Wasserfläche bedeckte. Das Schiff konnte jedoch mit eigener Kraft in den nächsten Hafen, den von Deal, fahren, wo es vor Anker ging. Die „Bremen" blieb vier Stunden an der Unfallstelle, suchte die Gegend ab und setzte dann ihre Fahrt fort. Bei dem Schiffszusammenstoß wurde ein Mann der Besatzung des Taukdampfers verletzt.
Unser Bildtelegramm zeigt den beschädigten Tankdampfer im Hafen von Deal.
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Konjunkturmarder
80 Teilzahlungsschwindler entlarvt.
TU. Berlin, 28. April. Eine große Bande von Betrügern, die ihre Schwindeleien in Berlin und in der Provinz verübt hat, ist, nach Berliner Blättern, von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht worden. Bisher wurden 80 Personen festgestellt, die an den Betrügereien beteiligt waren. Mehrere von ihnen befinden sich bereits in Haft. Die Betrüger spielten mit verteilten Rollen „Provisionsretsende" und „Besteller". Die Betrüger hielten sich in kleinen Kaffees in der Friedrichstraße auf und unternahmen von dort aus ihre Beutezüge. Das Ueberhandnehmen der Ratenzahlungsgeschäfte hat die Manöver der Bande erleichtert. Die „Reisenden" nahmen bei dortigen Firmen Stellungen als Vertreter an, ließen sich dann von ihren Komplizen Aufträge ausstellen, kassierten die Provision ein und übernahmen auch noch die bestellten Gegenstände, um sie sofort zu verwerten. Innerhalb einer Woche wurden verschiedene Firmen auf diese Weise um SO Radioapparate, 120 Herrenanzüge und 40 Staubsauger betrogen. Die Beobachtung der Betrüger dauerte mehrere Wochen. Schließlich gelang es, sie zu überführen. Die Polizei glaubt, daß aus der Provinz noch viele Anzeigen gegen die Mitglieder der Bande einlaufen werden.
Aus aller Welt
Einweihung des Oberammerganer Passtonstheaters.
In Oberammergau fand die feierliche Einweihung des Oberammerganer Passionstheaters durch Kardinal Dr. v. Faulhaber-München statt. Der Feier wohnten u. a. bei Ministerpräsident Dr. Held, Innenminister Dr. Stütze! und Landtagspräsident Stang. Der Zuschauerraum war von der aus nah und fern herbetgeeilten Bevölkerung gefüllt. Kardinal Dr. v. Faulhaber würdigte die Bedeutung der Passtonsspiele. Die Oberammergauer hätten eine Welt- Mission zu erfüllen. Das Ausland werbe kommen, sehen und lernen von Oberammergau, daß die Deutschen kein Var- barenvolk seien, kein Bolschewtstenvolk, sondern daß bei uns das Kreuz noch in Ehren stehe. Dem bayerischen Volke sei die Religion nicht Außenseite, sondern das Wesen seines Innenlebens. Das Passtonssptel sei kein Geschäft, sondern ein Gelübde.
Schwerer Unfall auf dem Düsseldorfer Flugplatz.
Bei akrobatischen Schauflügen auf dem Flughafen Düsseldorf-Lohausen wurde der bekannte Flugkünstler Hundertmark schwer verletzt. Er wollte in der Luft in ein anderes Flugzeug umsteigen. Der Versuch mißlang und Hunbert- mark wurde längere Zeit geschleift und in schwerverletztem Zustand ins Krankenhaus gebracht, wo er gestorben ist.
Mutter und Tochter verübe« Selbstmord.
In Dortmund machte eine Witwe ihrem Leben durch Gas ein Ende. Als ihre Kinder um die Mittagszeit nach Haus kamen, fanden sie keinen Einlaß, sobaß die Wohnung von der Polizei geöffnet wurde, wo man die Mutter in der Küche tot auffand. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß sie bas Opfer eines Heiratsschwindlers geworden und^ deshalb freiwillig aus dem Leben geschieben ist. Die Wohnung wurde polizeilich geschlossen und für die Unterbringung der Kinder gesorgt. Im Laufe des Tages vermißte man jedoch die 16jährige Tochter. Sie war nach Zertrümmerung einer Fensterscheibe in die Wohnung ihrer Mutter zurückgekehrt und hat sich ebenfalls durch Einatmen von Leuchtgas das Leben genommen.
Deutscher Hockey-Sieg in Amster»«».
Das Länderspiel Holla»,—Diriichland, du» am «onutng in Amsterdam stattfand, endete mit einem überlegenen 7 :», Sieg der deutschen Ländermannschaft.
Siebe« große französische Marineflugzeuge verbrannt.
Bei einem Großfeuer in einem Flugzeugschuppen der französischen Kriegsmarine in St. Raphael sind sieben große Marineflugzeuge zerstört worden, die zum Teil für den Transozeandienst bestimmt waren. Zivei Matrosen, die mit dem Reinigen der Apparate beschäftigt waren, trugen Brandwunden an den Händen und im Gesicht davon. Unter den verbrannten Flugzeugen befindet sich auch der Apparat des bekannten französischen Fliegers Paris, der bereits im vorigen Jahr einen Flug nach den Azoren zur Durchführung brachte und in Kürze zu einem Ozeanflug aufstetgen wollte.
Ei« siebenfacher Mörder verhaftet.
In Schanghai verhaftete die Polizei einen chinesischen Koch, der sieben Personen ermordet hat. Der Koch mar mehrere Jahre in einem Hause tätig und beabsichtigte, ein Mädchen aus dem Hause zu heiraten. Nachdem die Ehe unmög- lich geworden war, ermordete der Koch aus Rache die ganze Familie, darunter drei Kinder, mit einem Beile.
Amerikanischer Frachtdampfer gesunken.
An der Küste von Long Island ist ein amerikanischer SOO» Tonnen-Frachtdampfer gesunken. 12 Mann der Besatzung werden vermißt. Der Rest der Mannschaft und der Kapitän wurden von einem kleineren Küstendampfer übernommen. Es handelt sich um Len Dampfer „Thames", der durch Feuer vernichtet wurde. Von der Besatzung sind 10 Mann verbrannt, während 16 gerettet werden konnten.
Ein chinesischer Dampfer gefunken.
Nach Meldungen aus Moskau ist ein chinesischer Dampfer, der sich von Tschifu nach Wladiwostok unterwegs befand, in den russischen Gewässern mit einem großen japanischen Dampfer zusammengestoßen und gesunken. Ein Teil der Besatzung und der Passagiere wurde von dem jgpantschen Dampfer ausgenommen. 11 Matrosen und Passagiere werden noch vermißt.
Dr. Curtius in Pforzheim
Am Sonntag fand in Pforzheim eine Informativ ns» tagung der Deutschen Volkspartei Badens statt, an welcher Retchsaußenminister Curtius teilnahm. Der Minister verbreitete sich in nahezu eineinviertelstündigen Ausführungen vertraulich über die Regierungsbildung und die Zukunftsaufgaben der Regierung. Als solche nannte er neben der Reparattonspolitik die Sanierung der öffentlichen Wirtschaft, organisatorischen Umbau der Wirtschaft und Sozialpolitik, Reichsreform und in deren Rahmen einheitliche Regelung der Kulturfragen. Zum Schlüsse ging der Außenminister auf die Partetzersplitterung und die Möglichkeiten der Zusammenfassung von parteipolitischen Gruppen ein.
Hauptversammlung der Württ. Landwirtschastrkammer
Am zweiten Verhanblungstage berichtete der Direktor d« Landwirtschaftsk. Dr. Ströbel über die neue Landessteuerordnung. Seine Darlegungen hatten in der Hauptsache informatorischen Charakter. Einleitend wies der Redner darauf hin, daß der Kampf um diese neue Lanöesfteuerordnung noch nicht ganz abgeschlossen sei, die Angriffe auf das Gesetz hätten noch nicht aufgehört. Nicht nur in der Oeffentlichkeit, sondern auch innerhalb von vier Wänden habe es heiße und langwierige Kämpfe gegeben und hier sei auch das Schicksal deS Entwurfs, ehe er vor den Finanzausschuß des Landtags kam, entschieden worden. Die Landwirtschaft sei der Regierung und den Regierungsparteien dankbar für ihr Entgegenkommen bet der Landessteuerordnung.
Reichstagsabgeordneter Dingler bezeichnet« es als notwendig, daß die Landwirtschaftskammer sich in Form einer Entschließung hinter Kinanzminister Dr. Dehlinger stelle und ihm den Dank für seine der Landwirtschaft entgegenkommende Politik ausspreche mit dem Wunsch, daß auf dem be- schrittenen Weg weitergearbeitet werde. Frhr. vonStauf- fenberg machte Bedenken dagegen geltend, daß man zuviel Dankbarkeit bekunde, wodurch der Eindruck entstehen könnte, als ob ein gerechter Zustand in der Lastenverteilung schon herbeigeführt worden sei.
Einstimmig angenommen wurde sodann eine Entschließung D tngler-Stauffenberg-Herrmann, Blaufelden, worin mit Befriedigung festgestellt wird, baß durch die Annahme des Landessteuergesetzes eine gerechte Verteilung der Retchsüber- weisungen herbeigeführt und durch Senkung der Grundkataster die Not der Landwirtschaft wenigstens anerkannt und etwas berücksichtigt worden sei. Den Beteiligten, besonders der Staatsregierung und vor allem dem Ftnanzmtnister, wird der Dank ausgesprochen dafür, baß sie trotz aller Anfechtungen unentwegt an den Grundzügen des Entwurfs festgehalten haben. Zum Schluß gibt die Entschließung der Hoffnung Ausdruck, daß auf dem beschrittenen Weg weitergearbeitet und ein gerechter Lastenausgleich noch erreicht werde.
Nachdem über „Unterfuchungsergebnisse über den Einfluß des Wachstums der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" Dr. Wolf, Letter des Agrtkulturchemischen Laboratoriums der Württ. Landwirtschaftskammer, gesprochen hatte, wurde von Direktor Dr. Strübel noch mitgeteilt, daß die Kammer dieses Jahr die Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft — in Köln — beschicken und daß Heuer in Verbindung mit dem Cannstatter Volksfest wiederum ein Landwirtschaftliches Hauptfest stattftnben werde, mit dem auch eine landwirtschaftlich« Ausstellung verbunden sein wird.
H e r r m a n n - Blaufelden berichtete über einen Antrag des Vorstandes, wonach bet der Regierung beantragt werden soll, baß die Vermessungsgebühren nach dem Wert der Grundstücke abgestuft werden, und zwar in der Weise, daß für geringwertige Grundstücke die jetzigen Gebühren eine wesentliche Ermäßigung erfahren. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.
Damit war die Tagesordnung erledigt.