Aus Stadt und Land

Calw, den 28. April 1930.

Dienstnachricht.

Rcichsbahnobersekretär Erne in Bad Liebenzell ist nach Laufsen lNeckar) verseht worden. Mitgliederversammlung der Theatergemeinde Calw der Wiirtt. Volksbühne.

Im HotelWaldhorn" hielt am vergangenen Freitag die Theatergemeinde Calw der Württ. Volksbühne eine Mit­gliederversammlung ab, in welcher zunächst der Vorsitzende, Studiendirektor Nothweiler, über das verflossene Spiel­jahr 1929-30 berichtete. Die Hauptabrechnung schließt mit einem Abmangkl von 90,05 Rm., der durch die städt. Aus- fallsgarantie gedeckt ist; in dankenswerter Weise hat der Ge­meinderat auch bereits für die kommende Spielzeit eine Ga­rantieverpflichtung in seitherigem Umfang <300 Rm.) über- nommen. Die durchschnittlichen Unkosten einer Volksbüh- nenvorstcllung stellen sich für die Theatergemeinde auf SSO Rm., während eine Höchsteinnahme von 850 Rm. möglich ist; letztere dürfte jedoch nur in seltenen Fällen erreicht werden. Die Mitgliederzahl ist leicht zurückgegangen. Sie betrug im Spieljahr 1928-29 160 , im Spieljahr 1929-30 154. Es ist zu hoffen, daß im neuen Spieljahr eine zumindest ausgleichende Zunahme eintritt. Dem Kassier, Buchhändler Häußler» wurde nach Abhür des Kassenberichts von der Versammlung Entlastung erteilt und seine uneigennützige Mühewaltung dankbar anerkannt. Die Auswahl der im letzten Spieljahr aufgeführten Bühnenwerke hat nicht allgemein befriedigt. So wurden Gerhart HauptmannsElga" und VerneuilsHett Lamberthier" von der Versammlung als für Theaterge­meindeaufführungen nicht geeignet bezeichnet, allein schon deshalb, weil dies« Stücke für Jugendliche unpassend sind, mit der Teilnahme der Handelsschulen an den Theateraben­den aber gerechnet werden muß. Allgemein bedauert wurde das Nichtbeachten der zahlreichen Vorschläge der Theater- gemcinde seitens der Volksbühnenleitung im verflossenen Jahr. Die gezeigten darstellerischen Leistungen wie die gute Bühnenausstattung fanden ungeteilte Anerkennung, er­wünscht ist lediglich eine den Bedürfnissen der Gemeinde angemessenere Auswahl der Btthnenwerke. In lebhafter Aus­sprache wurden ferner die örtlichen Saalverhältnisse kriti­siert, und u. a. die unzureichende Beheizung und der Zustand des Notausganges im Bad. Hof bemängelt. Für die neue Spielzeit beschloß die Versammlung di« Veranstaltung von 4 Abendaufführungen und einer Kindervorstellung. Spiel­planvorschläge blieben einer späteren Ausschußsitzung Vor­behalten. Bei den sodann vorgenommenen Wahlen wurden , Vorstand und Ausschuß unter Anerkennung ihrer Tätigkeit einstimmig wiedergewählt, worauf di« Versammlung ihr Ende fand.

Heiterer Abend Georg Ott.

Georg Ott, einst Spielleiter beim Südfunk, gab am letzten Samstag mit einigen, allen Nadioleuten gut bekann­ten Vortragskünstern einen heiteren Abend im Bad. Hof. Zweck eines solchen Abends ist, bas Wirken des Rundfunks gewissermaßen zu ergänzen, die Sänger und Sprecher am Mikrophon, von denen der Hörer keinen persönlichen Ein­druck besitzt, einmal dem Publikum leibhaftig vorzustellen. Diese Veranstaltungen tragen zumeist eine volkstümlich- frohe Note, bieten (wie dies ja auch Tradition des Rund­funks ist) für jeden Geschmack etwas, und gerade die Ott- Abend sind im Lande ob ihrer Vielseitigkeit und humor­vollen Laune weithin bekannt und beliebt. Das bewiesen auch in unserer Stabt das vollbesetzte Haus und der herz­liche Beifall. Georg Ott war die treibende Kraft d:s Abcnds, der geborene Ansager, der begabt mit gesundem Mutterwitz und bewunderungswürdigem Sprechtalent es versteht, so­fort mit dem Publikum in Fühlung zu kommen und frohe

Stimmung zu schaffen. Mit sehr nachdenk-ichen Sinnsprü­chen Heinrich Schüffs, sowie mit eigenen heiteren und schwä­bischen Beiträgen begeisterte er seine Hörer, wahre Lach­stürme begleiteten die trefflich pointierten Vorträge. Im übrigen hörte man ein sehr reichhaltiges Programm klassi­scher deutscher, französischer und italienischer Musik; Russi­sches und Kinder der leichtgeschürzten Muse der lrcttlkunst reihten sich an. Hierbei zeigten sich die Sängerin Margarete Wetter, der Sänger Max v. W i st i n g h a n s e n. der Cellist Max Weber und Kapellmeister Willy Hahn als Künstler von Klang. Immer wieder rief der Beifall des Publikums die Vortragenden vor die Rampe und erzwang Zugaben. Eine schöne Abwechslung ersuhr die Vortragsfolge durch drei geschmackvolle Tanzeinlagen, bestritten von den Damen Gretel Ott und l^rna Denser. Abschluß und Höhepunkt der Heiterkeit des Abends bildete schließlich die Aufführung des schwäbischen LustspielsDas Präsent" von Georg Ott, an der fast sämtliche Künstler in lebensvollem Spiel mitwirkten. Wer bas lustige Merkchen nur als Hör­spiel kannte, war überrascht über seine große Bühnenwirk­samkeit; hier trat der immer wieder fühlbare Mangel des Rundfunks, die Beschränkung der Sinne auf das Gehör, mit aller Deutlichkeit zutage. Das Haus amüsierte sich glänzend, und man schied zu vorgerückter Stunde in voller Zufrieden­heit.

Vortragsabend im städt. Hausfranenvcrei«.

Der städt. Hausfrauenverein Calw hält morgen im Weitz­schen Saal wieder einen seiner gern besuchten Vortrags­abende, in dem über den Einkauf von Lebensmitteln ge­sprochen wird. Eine Filmvorführung wird den Vortrag er­gänzen, zu dessen Besuch all^ Hausfrauen eingeladen sind.

Ueberftillnng bei der Reichswehr.

Nach Mitteilung des Reichswehrministers ist für 1930 das Angebot für die in der Reichswehr in Frage kommenden Laufbahnen für Abiturienten weit höher als der Bedarf. Die Zahlen des Angebots sind Lei den nachfolgenden An­gaben in Klammern betgefügt. Beim Heer beträgt der Be­darf für die Offizierlaufbahn jährlich 180 Anwärter (Ange­bot 1930: 800), für die Sanitätsoffizierlaufbahn 15 (300), Veterinärofsizierlaufbahn 10 (120), Heeresbeamtenlaufbahn 45 (250). In der Marine ist für die Seeossizierlausbahn ein jährlicher Bedarf von 45 (Angebot 1930: 375), für Jnge- nieuroffizicre 13 (130), Sanitätsoffiziere 6 (133), Marine­zahlmeister 6 (39) unterworfen. Die Angebotszahlen beim Heer sind teilweise abgerundet, da die Einstellungsverfah­ren noch nicht abgeschlossen sind.

Eröffnung der Feuerschutzwoche für Württemberg.

Die im ganzen Deutschen Reich mit Unterstützung der Behörden in dieser Woche stattsindende Feuerschutzwoche wurde für Württemberg und Stuttgart am Sonntag auf dem Platz der Garnisonkirche vor dem Dillmann-Realgymnasium durch einen besonderen Akt feierlich eröffnet, zu dem sich neben einer endlosen Zahl von Zuschauern zahlreiche Gäste, Vertreter von Reichs-, Landes-, Stadt- und kirchlichen Be­hörden eingefunden hatten. Nach dem Aufmarsch der Frei­willigen Ortsfeuerwehren wurde die Feuerschutzwoche durch den württ. Landesfeuerlöschinspektor, Oberbaurat Zimmer­mann, mit einer Ansprache eröffnet, in -er er betonte, daß es Aufgabe jedes einzelnen sei, dafür Sorge zu tragen, daß der Gedanke der Feuerverhütung in alle Kreise der Bevölke­rung hineingetragen wird, daß in Stadt und Land alt und jung darüber belehrt werden, wie sich Brände vermeiden lasten und im Entstehen unterdrückt werden können. Nicht gründlich genug kann gerade in den kleineren und kleinsten Gemeinden die Belehrung vorgenommen werden. Anschlie­ßend fand am Dillmann-Realgymnasium eine gemeinsame Feuerlösch- und Rettungsübung der Berufs- und Reserve­feuerwehr Stuttgart sowie der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz unter Leitung von Branddirektor Müller Jatt.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Der Tiefdruck über dem Festland hat sich allmählich aus­gefüllt. Wenn auch noch kein ausgesprochenes Hochdruckwet­ter besteht, so ist für Dienstag und Mittwoch doch vor­wiegend heiteres und trockenes Wetter zu erwarten.

SCB. Freudeustadt, 27. April. Am 26. April feierte der Oberamtsvorstand, Landrat Knapp, seinen 60. Geburtstag. Im November 1822 hat er als Nachfolger von Oberamtmann Lutz sein Amt in Stadt und Bezirk angetreten. Von den großen Zielen, die in vorderster Reihe unter seiner tatkräf­tigen Mitwirkung erreicht worden sind, seien genannt die Be­gründung des Heimbachkraftwerkes, der Um- und Neubau des Vezirkskrankenhauses, der Ausbau und die schließlich glückliche Vollendung der Murgtalbahn und der Ausbau der Postkraftlinien.

SCB. Stuttgart, 37. April. Der in der Ulmer Gegend bei Verwandten ergriffene Verüber des tätlichen Angriffs auf Justizminister Dr. Beyerle, Karl Stängle, ist wegen gefähr­licher Körperverletzung, Nötigung und Vergehens gegen das Republikschutzgesetz in Anklagezustand versetzt und inhaftiert worden. Stängle ist der gleiche, der es verstanden hatte, 4000 Mark staatliche Unterstützungsgelder zu erhalten und der außerdem dem Fürsorgeamt die Zumutung gestellt hatte, ihm 600 Mark als Beitrag zum Kauf eines inzwischen nie- dergeriffenen Hauses in der Wagnerstraße zu gewähren, in dem er dann, ohne dem früheren Besitzer überhaupt etwas zu bezahlen, «inen bordellartigen Betrieb einrichtete. Auch durch die Entführung ihrer kleinen Erika aus der Kinder­rettungsanstalt machte das Ehepaar Stängle seinerzeit von sich reden.

SCB. Moeglinge«, O.-A. Ludwigsburg, 27. April. Heute vormittag brach plötzlich aus bis jetzt nicht geklärter Ursache in der beim Wohnhaus stehenden Scheuer des Landwirts Friedrich Lillich in der Lubwigsburger Straße Feuer aus. Die mit Vorräten gefüllte Scheuer stand bald in Hellen Flam­men und brannte bis auf die Steingrundmauern nieder. Die Moeglinger Feuerwehr beschränkte in kurzer Zeit das Feuer auf seinen eigenen Herd und hielt erfolgreich die Ge­fahr des Uebergreifens auf die benachbarten Gebäude in Schach. Der Schaden ist erheblich.

SCB. Trossinge«, 27. April. Die Erdbewegung am Hang oberhalb der Talsträße ist bis jetzt nicht zum Stillstand ge­kommen; sie wird auch nach Meinung von Sachverständigen nicht zum Stillstand kommen, bis dem Hang das Wasser in der Hauptsache entzogen ist. Zunächst wird von der Tal- straße aus ein Kanal bis zum Hause des Güterbeförderers Geiger vorgetrieben. Bei den Grabungen kommt bereits reichlich Master zum Vorschein. Ein Bruch der Wasserleitung ist schon verschiedene Male erfolgt. Die Schiebung beträgt bis jetzt etwa 60 Zentimeter. Weitere Häuser, wie die bereits gemeldeten, sind nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.

Geld-,Volks- und Landwirtschaft

100 holl. Gulden 168,72

100 stanz. Franken 16,45

100 schweiz. Franken 81,27

Börsenbericht.

SCB. Stuttgart, 27. April. Die Börse hatte am Wochen­ende sehr ruhiges Geschäft bei leicht nachgebenden Kursen.

L. C. Stuttgarter Obst- und Gemüsemarkt vom 28. April.

Taseläpsel 2045; Kartoffel 84; Kopfsalat 1525; Fil- derkraut 810; Weißkraut 810; Rotkraut 1215; Blu­menkohl 2060; Rote Rüben 68; gelbe Rüben 810; Ka­rotten runde 2026; Zwiebel 68; Gurken große 5080; Rettiche ne« 1525; Monatsrettiche rote 15; Sellerie 10 bis 26; Schwarzwurzeln 3035; Spargel» 1,601,80; Spargeln ^ Kg. Schw. 501,00; Spinat 813; Rhabarber 10 12 ; Kohlraben 1 St. 1525.

Amtliche Bekanntmachungen

Stadtgemeinde Calw.

Es wird darüber geklagt, daß die Bestimmungen der ortspolizeilichen Dorschrist vom 9. April 1924 über da»

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nicht beachtet würden. Die städtischen Polizeiorgane haben deshalb erneut Weisung erhalten, Zuwiderhandelnde gegen diese» Verbot zur Anzeige zu bringen. Es kann von jedem Hundebesitzer so viel Rücksicht auf den Lodenbesitzer und da« übrig« kausende Publikum erwartet werden, daß Hunde au» Leben»mittrlgrschäftrn unter allen Um­ständen srrn gehalten werden.

Ealw, den 26. April 1930.

Stadtschultheitzenamt: Göhner.

Das Geheimnis des Erfolges

liegt größtenteils in der § Art der Werbung. Die

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in der Tageszeitung ist die Reklameart, die die größte Werbekraft aus- übt!

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BeWlz- md Reisig. BerllMs

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^ Aus dem Wege (Tust- weg von Bad Lieben- zellBeiuderg) ging ein Sparkassenbuch, Kalen­de» vom Südd. Mus.» Derb. «. versch. Photo­graphien verloren. Der redliche Finder wird gebeten diese Sachen bet Paul Solf Lederst«. »7 abzugeben.

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