Feuerschutz-Woche 1930: Helft Feuer verhüten!

Alljährlich verlieren durch Brände 1400 Deutsche ihr Leben! Fast S00 Millionen RM werden an Sachwerten vernichtet ! ^ aller Brände entstehen durch Unachtsamkeit, Unkenntnis und Fahrlässigkeit.

Es sind unersetzliche Verluste an menschlicher Arbeitskraft und an Volksvermögen, die sich in diesen erschreckenden Zahlen offen- barenl Die ohnehin schon so schwer kämpfende deutsche Wirtschaft kann unmöglich eine derart starke Belastung ertragen.

Aus der Tatsache, daß der größte Teil aller Feuerschäden ver­meidbar wäre, ergeben sich für die Zukunft die Mittel und Wege zu ihrer erfolgreichen Bekämpfung.

Mit Freuden ist es zu begrüßen, daß es nunmehr gelungen ist. durch die Veranstaltung einer offiziellen Feuerschutz-Woche in der Zeit vom 87. April bis 4. Mai 1830 in großzügiger und durch- greifender Weise aus Wichtigkeit und Wesen der Feuerverhütung hinzuweisen. Die offizielle Aufklärungsbroschüre .Feuerverhütung! Das Büchlein für alle" zeigt einfach, klar und dennoch umfassend, was jeder einzelne über die Feuerverhütung und Bekämpfung

wissen muß. Ihre weiteste Verbreilung liegt im Interesse des Volksgonzen.

Jeder an seinem Teile, der Berusstätige, der Städter und der Landmann, der Hausvater und jeder Familienangehörige muß so als zuverlässiges Glied einer großen menschlichen Gemeinschaft er­zogen werden, alle geeint durch den Willen. Im gemeinsamen Kampfe dieser Aefahren Herr zu werden Doch dazu tut uner­müdliche Aufklärung not! Dieser hohen Aufgabe dient die kommende Feuerschutz-Woche. Helfe jeder, ihr einen nachhaltigen Erfolg zu verschossenk

An die Väter, Mütter und Erzieher.

13 Brände durchschnittlich entstehen täglich ln Deutschland durch unvorsichtige und leichtsinnige Kinder, und der jährliche Sachschaden, der allein so verursacht wird, beträgt etwa 48 bi» 58 Millionen Mark Eltern, denkt stets an diese Zahlen! Denkt daran, welches Un- glück durch das leichtsinnige Spiel oder die Unbeholsenheit der Kinder über Euch Hereinbrechen kann!

Die Eltern handeln unverantwortlich, die ihre Kinder nicht strafen, wenn sie sie beim heimlichen .Spielen" mit Feuer ertappen. Natürlich soll nur das Spielen mit Feuer verboten werden, nicht aber der vernünftige Umgang mit ihm.

Es Ist von größter Wichtigkeit, daß dem Kinde die Gefahr de» Feuer» und aller feuergefährlichen Dinge bewußt wird, sobald es selbständig zu denken beginnt.

Läßt es sich nicht vermeiden, daß die Kleinen während der Ernte oder der Arbeit der Eltern allein oder unter der Aussicht anderer Knirpse bleiben, dann soll man alles Feuergefährliche aus dem Weg räumen, soll die Betten und Spielstühle nicht dicht an den Herd rücken, aus dem Funken und glimmende Kohlestücke her- aussallen können, soll die Streichhölzer verschließen und soll gute Nachbarn wenigstens von Zeit zu Zeit nach den Kindern schauen lassen.

Feuerschutz in Gewerbe un- Landwirtschast.

Das oberste Gesetz und die beste Vorbeugung gegen Brände» jeden in einem gewerblichen Betrieb Beschäftigten ist genaue Be­achtung der von seiner verussgenossenschast erlassenen llnsatd oerhütungs-vorschrislen. Darin sind zahlreiche Vorschriften zur Brandverhütung und über das richtige Verhalten bei Bränden enthalten.

Leiter. Angestellte und Arbeiter, die erfahrenen Leute wie di« Neulinge, müssen die sorglich aus Grund langjähriger Erfahrungen durchgearbeiteten Sondervorschristen auss peinlichste beachten.

Immer wieder ist's das leichtsinnig angezündete Streichholz, der achtlos sortgeworfene Zigarettcnstummel, die herumliegende fettige, zur Selbstentzündung neigende Putzwolle, irgendeine andere leicht vermeidbare, geradezu verbrecherische Unbedachtsamkeit oder Achtlosigkeit, die zur Ursache von Bränden wird.

Das gilt ganz besonders auch für die Landwirtschaft. Gegen vielfältige Feuersgesahren muß sich der Landwirt schützen! Es ist ja bekannt, wie leicht frisches oder feucht gewordenes Gras und Heu zur Selbstentzündung neigt, jedermann weiß auch, mit welcher unfaßbaren Geschwindigkeit das Feuer sich durch Stroh, Häcksel oder Getreide ausdehnt.

Die sorgsame Pflege und dauernde Ueberwachung aller elektri­schen Anlagen und Maschinen, die besonders vorsichtige Behang lung von Verbrennungsmotoren und feuergefährlichen Stoffen ist das dringendste Gebot für jeden Landwirt!

Ebenso ist es von größter Bedeutung, sich gegen Blitzgesah« durch die Errichtung vorschriftsmäßiger Schutzanlagen zu sichern)

Man denke stets daran, daß gerade aus dem Lande, da» ni "" über die Feuerbekämpfungsmittel noch Art der Graß'ta?! versii die Fenerverhülnnq oberste Dstiibl tt"

HWtversmmlW -er MM. La»d»irWM««er

Die Württ. Landwirtschaftskammer trat im Sitzungssaal -es Wtrtschaftsministeriums zu ihrer 23. Hauptversammlung zusammen. Präsident Adorno eröffnete die Tagung mit einer längeren Ansprache, in der er die Kammermitglieder, den Vertreter des Wirtschaftsministeriums und den Vertre­ter der Zentralstelle für die Landwirtschaft begrüßte und dann des Attentats auf Justizmintster Dr. Beyerle, der ja längere Zeit auch gleichzeitig Wirtschaftsminister war, gedachte. Sodann erinnerte er die Hauptversammlung dar­an, - die Kammer gleichsam ein kleines Jubiläum ver­zeichnen könne insofern, als jetzt ein Dezennium seit der Errichtung der Kammer vergangen ist. Die Aufgaben der Kammer seien alljährlich immer größer geworden.

Dann verbreitete sich der Vorsitzende über die Lage der Landwirtschaft.: Eines der schwierigsten, opferreichsten und krisenreichsten Wirtschaftsjahre liegt hinter uns. Und -och haben wir trotz aller Kümmernisse den Mut nicht verloren oder aufgegeben. Wir erkennen mit großer Dankbarkeit an, daß in den letzten Wochen sich Ereignisse vollzogen haben, die immerhin geeignet sind, die Aussichten für eine bessere Zukunft als hoffnungsvoller anzusehen,-und daß es ermög- I licht wurde, das sog. A g r a r p r o g r a m m in die Tat um­zusetzen. Wir kennen alle die mancherlei Hemmungen, die noch zu beseitig'en sind. Namentlich erfüllen uns die soge­nannten Zollbtnüungen in den betreffenden Handels­verträge» noch mit größter Sorge. Weiter verbreitete sich der Redner über die derzeitigen Steuern und Soziallasten,' wegen der Verarmung der Landwirtschaft könne die begon­nene Selbsthilfe leider nicht mit der nötigen Energie durch­geführt werden.

Vor Eintritt in die. Tagesordnung widmete dann der Vorsitzende noch dem seit der letzten Tagung verstorbenen Kammermttglied Oekonomierat M u t h - Ellwangen einen Nachruf. Darauf erstattete der Direktor der Landwirtschafts­kammer, Dr. Ströbel, -den Geschäftsbericht für 1828, woran sich ein Bericht schloß über die Rechnungsergebnisse für 182829, sowie über den Haushaltplan für 193Ü. Die Rechnungsergebnisse für 1928 weisen einschließlich -er Reichsbetträge an Einnahmen und Ausgaben je 1,4 Mill. Mark auf. Der neue Haushaltsplan weicht von dem vor­jährigen nur in unwesentlichen Punkten ab. Im Geschäfts­bericht wird er Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der frische Zug, der zu Beginn des neuen Berichtsjahres im Reichstag eingesetzt hat und der sich schon in der Preisbildung aus­wirke, auch Ser deutschen Landwirtschaft die Preise bringen werde, die den anderen Berufsstänben mit allem Recht zu- gebilltgt werden, d. h. 160 Prozent der Friedenspreise für alle landwirtschaftlichen Artikel. Die Rechnungsergebnisse für 1928 wurden nicht beanstandet, ebenso wurde der neue i.Haushaltplan unverändert angenommen.

An den Bericht Direktor Ströbels schloH sich eine um­fangreiche Aussprache, die sich u. a. mit folgenden Punk­ten befaßte: Ausgaben für die Landwirtschaftskammer, die milchwirtschaftliche Lage, die Ertragssteigerung, Fragen der Versicherung und des Obstbaus.

Man ging sodann über zur Frage der obligatorische« Fachausbildung a« Laudwirtschaftsschule«

worüber Landesökonomierat Schmtb-Ulm berichtete. Es lag hierzu eine Entschließung des Vorstandes vor, worin ausgeführt wird:Die Forderung, daß man von jedem selb­ständigen Landwirt von einer bestimmten Betriebsgröße an den Besuch der Landwirtschaftsschule verlangen müsse, hat ihre Berechtigung. Die Kosten für den Ausbau der obliga­torischen Landwirtschaftsschulen würden für den Staat etwa Ich Millionen, für die Amtskörperschaften 0.5 Mill. Mark betragen. Eine derartig erhöhte Leistung für das landwirt­schaftliche Schulwesen aus öffentlichen Mitteln wäre unbe­dingt berechtigt. Sehr viel schwerer tragbar wären dem­gegenüber die Lasten, die den Landwirten selbst zugeinutet werden müßten. Ein Zwangsbesuch wäre rrur möglich, wenn gleichzeitig hohe Staatöbeiträge gemährt werden."

Unter dieser Voraussetzung bezeichnete der Vorstand die Forderung des Nachweises des Besuchs einer landwirtschaft­lichen Schule für Betriebsleiter von einer bestimmten Gutsgröße an als begrüßenswert. Nach kurzer Erörterung wurde dieser Entschließung zugestimmt.

Ueber den

ReichSbanlandgesetzentwurf

berichtete H e r r m a n n - Blaufelöen, der dafür eintrat, daß dieses Gesetz in Bezug auf die Zerschneidung der Flä­chen nicht weiter gehen dürfe als das württembergische Ge­setz von 1920. Auch die Anltegerleistungen dürften nicht wei­ter gesteigert werden. Die Bodenbeschaffung müsse durch freihändigen Verkauf erfolgen. Was die Entschädigung be­treffe, so sei zu fordern, daß dervolle Wert bezahlt werde. Der Berichterstatter empfahl schließlich einen Antrag des Vorstands zur Annahme, worin gefordert wird, die Staats- regterung zu ersuchen, dem Entwurf eines Reichsbauland­gesetzes, soweit er vom derzeitigen Rechtszustand abweicht, nicht zu zu stimmen. In dem Antrag heißt es sodann: Die Landwirtschaftskammer lehnt es ab, baß alle Ge­meinden zu einer Bodenvoratswirtschaft auf Kosten des privaten Grundbesitzes gezivungen werde« sollen. Es muß verlangt werden, daß der durch die ReichSverfafsung zuge­sagte Schutz des Privateigentums auch dem Grundbesitz ge­währt wird. Der ordentliche Rechtsweg darf nicht durch die Schaffung von Sonöergerichten ausgeschlossen werben." Die­sem Antrag stimmte di« Versammlung M.

Die Arbeilsmarktlage im Reich

s 1K8 ovo Hanptnnterstützungsempsänger.

TU. Berlin, 27. April. Nach dem Bericht der Reichsaw- stalt für die Zeit vom 1.IS. April 1930 schritt die Entlastung des Arbettsmarktes bisher langsam fort.

Die Zahl der Hanptunterstütznngsempfänger in der Ar­beitslosenversicherung ist zwischen dem 1. und IS. April 1930 um rnnd 1SSVVV Personen a»f 1859 VW zurtickgcgangeu, während sich in der Krisenunterstützung di« Unterstützungs­zahl um etwa 8700 Personen auf 302 000 erhöht hat, so daß insgesamt in diesen beiden Unterstützungseinrichtuugeu Mitte April 193V rund 2160 088 Hauptunterstützuugsewp« fänger unterstützt worin sind. Seit dem Höchststand Ser Ar­beitslosigkeit in diesem Jahre, Ende Februar 1930 betrug Sie Frühjahrsentlastung in beiden Unterstützungseinrichtun­gen in den 6 Wochen bis zum 16. April 1930 rund eine halbe Million Hauptunterstützungsempfänger. Gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres ist das Unterstützungs- ntveau gegenwärtig um insgesamt 480 000 Personen höher.

Aus Baden

Zwei Sportslieger in Mannheim tödlich abgestürzt.

Bei einem am Samstag unternommenen UebungSflug zweier Mannheimer Sportflieger stürzte das Kleinflugzeug beim Landungsversuch aus geringer Höhe ab. Die beiden Insassen, Diplomingenieur Waldvogel und Mvdellin- genieur Riedel aus Mannheim, waren auf der Stelle tot. Die Ursache des Unglücksfalles ist bis jetzt noch nicht festge­stellt.

Waldvogel galt in den Mannheimer Fliegerkreisen als aussichtsreicher Sportflieger, während Riedel, der Frau «nd 3 Kinder hinterläßt, sich durch seine Flugzeugmodellbaute« besonders ausgezeichnet hatte.

Zusammenstöße mit Nationalsozialisten.

InDurlach kam es auf einem von den NationalfvziaA» sten veranstalteten Deutschen Tag, zu dem Teilnehmer aus Baden und der Pfalz erschienen waren, zu einem Zusammen­stoß mit der Polizei. Als ein Nationalsozialist einen Kom»^ munisten, der die Nationalsozialisten beschimpfte, mit einer Lanze verletzt hatte und nun verhaftet werden sollte, wurden die Polizerbeamten von Nationalsozialisten hart bedrängt. Boi dem Handgemenge wurden 2 Polizeibeamte durch Mes­serstiche verletzt.

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