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Montag 3. Mai 1S8V

den Reparationslasten, denn unser Gläubiger, die Entente, muß selbst einsehen, daß ein durch Aufwertung wieder zur Volleistung seiner industriellen und landwirtschaftlichen Betriebe ermächtigtes Volk in viel sicherem Maße seinen Verpflichtungen Nachkommen kann. Die Hoffnung auf letztere Möglichkeit wird durch die Sachverständigengmachten gestärkt. Die Schlußworte des Red­ners riefen allgemeinen Beifall hervor und finden sich ungefähr in nachfolgend veröffentlichter Resolution:

Die Versammlung stimmt denAusführungen des Vortragen­den, L>- Professor Bauser zu und begrüßt freudig, daß der Sparerbund nunmehr daß Volksbegehren unter dem Kennwort Sparerbund Dr. Best"' eingereicht hat.

Sie erhebt schärfsten Protest gegen die Absicht der derzei­tigen Reichsregierung, das Volksbegehren zur Abänderung der ungerechten Aufwertungsgesetze vom Juli 1925 durch ein Sonder- tzesetz zu verhindern. Die Versammlung erblickt in dieser Ab­sicht eme verfassungswidrige Beschränkung unzweideutig festge­legter Volksreckte.

Das Volksbegehren des Sparerbundcs hat zum Ziel den gerechten Ausgleich zwischen Gläubiger und Schulvner und die gerechte Verteilung der Lasten aus der Kriegs- und Nachkriegs­zeit auf alle Volksgenossen nach ihrer Leistungsfähigkeit.

Die vom Sparerbund erstrebte Lösung wird durch Hebung der Kaufkraft des Volkes und durch Wiederherstellung von Treu und Glauben, Recht und Vertrag im Wirtschaftsleben die deutsche Wirtschaft zu neuer Belebung ur d Gesundung führen. Sie wird die durch die Beraubung und Enteignung der Sparer. Rentner und Gläubiger erschütterte Staatsgestnnung wiederherstellen und so den deutschen Staat von innen heraus zur Gesundung führen.

Das V.-B. des Sparerbundes ist also nicht nur für Staat und Wirtschaft durchaus tragbar; die Beseitigung der ungerech­ten Aufwertungsgesetze ist geradezu eine volkswirtschaftliche und staatspolitische Notwendigkeit.

Die Versammlung ruft die Bevölkerung in Stadt und Land auf zum Kampf für die bedrohten verfassungsmäßigen Volks­iechte, für die Wiederherstellung des durch die Auswertungs­gesetze verletzten deutschen Rechts, für die Gesundung von Staat und Wirtschaft u. damit für die Sicherung der deutschen Zukunft."

Für Gemeivderatsmitglieder

aber auch für jeden einfachen Bürger, der wissen will, wie es in der Gemeinde bestellt sein soll, welches seine Rechte und Pflichten sind und wieweit die Rechte und Pflichten der öffent­lichen Gewalten gehen, ist soeben bei Oerrel L Spürer, Reutlingen in dritter verbesserter Auflage und auf den neuesten gesetzt. Stand ergänztes Buch erschienen, das höchste Beachtung verdient. Es fühlt den TitelDer Gemeinderat in Würt­temberg" und enthält auf 180 Seiten in einem soliden Ganz­leinenband (Preis 3.) nicht nur den vollständigen Text der Gemeindeordnung, sondern auch eine geineinverständliche Bearbeitung des ganzen Gebiets der Gemeindeverwaltung. Aus dem Inhalt (nur auszugsweise): Eingemeindungen Gemeinde­bezirksänderung Erwerb und Verlust des Bürgerrechts Gemeindenutzungen Das Selbstverwaltungsrecht Der Gemeinderat Die Gemeinderatswahl (mit vielen Beispielen)

Verwandtschaft und Schwägerschaft von Gemeinderatsmit­gliedern Entschädigung der Gemeinderäte Ortsvorsteher Gehalt des Ortsoorstehers, Amtsverwesers und Rateschreibers Derwaltungsaktuar Gemeindepfleger Ortsarmenbehörde Ortsschulrat Amtsversammlung Baupolizei Die Ge­schäftsführung in der Gemeindeverwaltung Rechte der Ge- memderäte Anberaumung der Sitzungen Geschäftsordnung

Beschlußfähigkeit Sitz und Stimmordnung Ausschluß einzelner Mitglieder Sitzungsprotokoll Voranschlag der Gemeindeverwaltung Überschuß und Abmangel Gemeinde­steuern und Gebühren Schuldausnahmen Verkäufe und «erpi "

Pachtungen.

Schulzeit und die Pausen im Unterricht der Volksschulen. Eine Verordnung des württ. Kultministeriums bestimmt: Der Unterricht soll für Schüler des 1. und 2. Schuljahrs vormittags nicht über 3, nachmittags nicht über 2, für L-chüler des 3. und 4. Schuljahrs vormittags nicht über 4. nachmittags nicht über 2, und für Schüler des 58. Schul­jahrs vormittags nicht über 5. nachmittags nicht über 3 Stunden ausgedehnt werden. Während des Sommerhalb­jahrs soll der Unterricht für die Schüler des 3.-8. Schul­jahrs nicht vor 7 Ahr, im Winterhalbjahr nickt vor 8 Uhr beginnen. Für die jüngeren Schüler beginnt der Unterricht je um eine Stunde später. Auf Antrag der zuständigen ört­lichen Stelle kann die Oberschulbehörde genehmigen, daß der Unterricht für Schüler des 5.8. Schuljahrs in Land­gemeinden während des Sammerhalbjahrs in besonderen Ausnahmefällen schon um 6.30 Uhr beginnt. Zwischen dem Vor- und Nachmittagsunterricht soll für die Schüler, und wenn irgend möglich auch für den Lehrer, die Pause wenig­stens 2 Stunden betragen. Für Klaffen, in denen sich eine größere Zahl von Schülern aus entfernten Parzellen be­findet, kann die Pause bis auf eine Stunde gekürzt werden- Nach der 1. Unterrichtsstunde soll eine Pause von 5 Mi­nuten, nach der 2. eine Pause von 15 Minuten, nach -er 3. Stunde eine Pause von 5 Minuten und nach der 4. eine Pause von 10 Minuten eintreten. Während der Pausen sind die Schulräume zu lüften. Die Schüler haben sich wäh­rend derselben, wenn irgend möglich, im Freien aufzu­halten. <

Landesverband Württ. Amkskörperschasken. Der Landes­verband Württ. Amtskörperschaften hat in einer Ausschuß- sttzung beschlossen, dem Ministerium des Innern oorzu- schlagen, die Eingangsstellen der Bezirksfürsorgerinnen in die Gruppe 7 aufzunehmen und die Vorrückung in Gruppe 8 zu ermöglichen. Ferner wird das Ministerium gebeten, den in Aussicht gestellten Erlaß betreffend die Eingruppierung der Straßcnwärter in Bälde bekannt zu geben- Ein Vor­schlag. den Straßenschotter zwecks Verbilligung gemeinsam zu beziehen, wurde abgelehnt.

Die Wirte gegen die Bejemvirtjchasisn. Der Landes­verband der Wirte Württembergs hat beim Ernährungs­ministerium Beschwerde erhoben, daß die Besenwirtschaften der Weingartner häufig zu vollständigen Wlrtschaftsbetrie- ben ausarten, wobei Metzelsuppen, Konzerte u. a. abgehalten werden. Das Ministerium hat sich bereit erklärt, gegen der­artige Auswüchse des den Weingärtnern gesetzlich zustehen- dcn Ausscknnkreckts einzuickre^rn.

Steuervergünstigung für kriegsbeschädigte Gewerbe- lreibendc. Bei der Steuerveranlagung kriegsbeschädigter Gewerbetreibenden usw. findet 56 des Einkommensteuer­gesetzes Anwendung, wonach besonders wirtschaftliche Ver­hältnisse, die die Leistungsfähigkeit des Sieuerpflichtigen wesentlich beeinträchtigen, durch Ermäßigung oder Erlaß der Einkommensteuer berücksichtigt werden, wenn das Ein­kommen 30 000 nicht übersteigt. Anträge von Kriegs­beschädigten auf Steuererleichterung sind wohlwollend zu be­handeln. Bei der Wichtigkeit der Veranlagung für das Jahr 1^25. die znaleick auch die Vorauszablunqen für das Jahr

Ragotder TagblattDer Gesellschafter*

1926 regelt, Pst es daher ratsam, umgehend, falls bei der Erklärungsabgabe noch nicht geschehen, bei dem zuständigen Finanzamt für das Jahr 1925 ein Gesuch um Ermäßigung der Einkommensteuer in Anwendung des Z 56 des Eink.- St.-G. einzureichen.

Steuerermäßigung für erwerbstätige Lriegerwitweri. In weiten Kreisen der erwerbstätigen Kriegerwitwen ist es viel­fach noch unbekannt, daß ihnen auf Grund gesetzlicher Ver­fügungen Steuerermäßigung eingeräumt werden können. Infolge der ungenügenden Rentenversorgung sind bekannt­lich viele Witwen gezwungen, einem Erwerb nachzugehen. Diese erwerbstätigen Kriegerwitwen können bei ihrem zu­ständigen Finanzamt unter Vorlage des Rentenbescheides und Steuerkarte Antrag aus Erhöhung des steuerfreien Lohnbetrags stellen. Nach der Berichtigung der Steuerkarte durch das Finanzamt muß von dem Arbeitgeber von der nächsten Gehalts- oder Lohnbezahlung ab die Erhöhung des steuerfreien Lohnbetrages berücksichtigt werden.

A-

Freudenstadl, 1. Mai. Bon heute, den 3. Mai ab, werden die Murgtalzüge mit einer neuen Maschine, 1 >6, gefahren Bei dieser Neukonstruktion wird das Zahnrad nicht mehr benötigt. Die Maschine 1 16 ist auf verschiedenen Eirecken bestens erprobt, sodaß die Sicherheit des Betriebes fernerhin gewärleistet ist.

Neuenbürg, I. Mai. Iubilare. Heute konnten die in der Sensenfabrik Haueisen L Sohn A.G., Neuenbürg beschäftigten Sensen­schmiede und zwar Herr Kail Bub das gewiß seltene 6> jährige, ferner die Herren Fritz Halst und Fritz Höhn das 50jährige Arbeits- jubiläum begehen. Die Firma beglückwünschte ihre'Zubllare unter Ueberreichung eines Geldgeschenkes.

Der Wert der Frischmilch als Bolks- nahrungsmittel

Von Gustav von Hahnke

Die Volksgesundheit in Deutschland hat in den Kriegs­und Nachkriegsjahren schwere Schädigungen erfahren. Er­schreckend ist die Zunahme der Tuberkulose, doch auch die Zahl der Rachitiker und Skorbutkranken weist einen erheb­lichen Zuwachs aus. Augenscheinlich stehen wir noch immer unter einer gewissen Nachwirkung der Unterernährung. Wir bedürfen jedoch unter allen Umständen einer vollwertigen Ernährung. Welcher Art aber diese Wege zu einer gesun­den Volksernährung sein müssen, das zeigen uns die Ame­rikaner in trefflichster Weise. Nach einer im Krieg in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgestellten Stati­stik waren unter den Schulkindern verbreitet:

Tuberkulose zu ..... - 5 Proz-

Auftreten von Fußschäden von 1020

Zahnschäden zu.5070

Unterernährung zu ... - 1525

Es handelte sich also um einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz der durch Ernährungsstörungen hervorgerufe­nen Krankheiten, und noch nach dem Kriege belief sich die Zahl der Stützgewebserkrankungen von Kindern schulpflich­tigen Alters, also Erkrankungen des Knochengerüstes, aus 14 Millionen und die Zahl der Unterernährten auf zwei Millionen.

Der Leitgedanke des Staats in Amerika ist seine Ueber- zeugung, daß nur ein gesundernährtes Volk gedeihen und arbeiten kann, daß dieses Volk zuvor aber wissen muß, w i e es sich zu ernähren hat. Aus dieser Ueberzeugung heraus Hai eine große Milchpropaganda in den Vereinigten Staa­ten eingesetzt, mit geradezu vorbildlichen Einrichtungen. Wir können hieraus auch für unser Vaterland die nötigen Schlüsse ziehen.Trinkt Milch, um die Volksgesundheit zu heben!" Wir alle wissen, daß schon von jeher die Milch im Mittelpunkt der Verwertung im Haushalt stand, daß die Frischmilch das wichtigste und idealste Kindernahrungsmittel ist, das wir haben- Doch nicht nur für Kinder, sondern ge­rade auch für Erwachsene stellt die Frischmilch in unserer nervenaufreibenden Zeit beste Nervenkräftigungs- und zu­gleich das vollwertigste Nahrungsmittel dar.

Von außerordentlicher Bedeutung für den Aufbau und die Erhaltung unseres Körpers ist die Umwandlung der auf­genommenen Nahrungsstoffe in Brennmaterial oder Kalo­rieneinheiten. Und gerade hier liegt mit der Hauptnähr­wert der Milch. 1 Liter Vollmilch besitzt etwa 620 bis 667 Kalorien; das entspricht etwa der Gesamtkalorienmenge von N Pfund Rindfleisch, */- Pfund Bohnen und zwei Eiern. Hieraus dürsten sich sämtliche Zweifel über die Bollwertig- keit der Milch im Dienst der Volksernährung zerstreuen. Zugleich ergibt sich als weiterhin bemerkenswerte Tatsache die Preiswürdigkeit der Nähreinheiten in der Milch. Die Nähreinheiten in 1 Liter Vollmilch bezahlen wir mit 27 Pfennig, während sich die gleiche Kalorienmenge, die verteilt ist auf:

;<> Pfund Rindfleisch ... 80 Pfg.

^ Pfund Bohnen .... 10 und 2 Eier .... . . 44 _

Summa 134 Pfg.,

also 1,34 Mark beläuft. Wir kommen also zu der Fest­stellung, daß die Milch auch das billigste Nahrungsmittel ist. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß unsere Haus­frauen nun das Mittagbrot durch Milch zu ersetzen hätten; denn, wie alles einseitig Betriebene zu einer Körperschädi­gung führen kann, so verhält es sich auch hier. Der Körper kann nur dann gesund ernährt werden, wenn die ihm zu­geführte Nahrung in einem bestimmten Verhältnis zu­einander steht. Neben den Nähreinheiten spielen aber auch voluminöse Gründe mit. Eine Nahrung kann durch­aus genügend Nähreinhelten besitzen, und doch kann das Sättigungsgefühl fehlen. Dem ist selbstverständlich auch hierbei Rechnung zu tragen. Es läßt sich aber tatsächlich ein großer Teil der im Haushalt gebrauchten Nahrungs­mittel durch Milch ersetzen, so daß der Mindestverbrauch an Milch auf Kopf und Tag auf etwa IV« Liter sich belaufen dürfte- Der augenblickliche Verbrauch in Deutschland, der auf Kopf und Tag im Durchschnitt noch unter Liter liegt, ist zu gering.

Die Milch ist ferner unersetzlich durch ihren Gehalt an lebenswichtigen Ergänzungsstoffen, den Vitaminen. In der Milch ist sowohl das Äs Wachstumsfaktor unbedingt notwendige Vitamin wie auch die Vitamine 8, E und v vorhanden. Mangel an den Vitaminen 8 und 6 führt zu rachtitischen Krankheiten und Skorbut, deshalb ist unbedingt notwendig, sie dem Körper zuzuführen. Sollten durch Er­hitzen oder Pasteurisieren die pathogenen Telle der Milch zerstört werden, so sind die Vitamine selbstverständlich auf eine andere Art dem Körper wieder zuzuführen, z. B- durch grünes Gemüse, Obstsäfte usw. Da das Vitamin ä haupt­sächlich im Zusammenhang mit dem Fett in der Milch vor- kommt, ist naturgemäß die Sahne, auch die Schlagsahne un­bedingt vitaminreich. Unentbehrlich für das Wachstum sind auch die in der Milch enthaltenen Eiweißkörper. Von Bedeutung ist ferner -er Fettaeholt. Sehr wicktia aber ist

der Mincralstoffgechar't'der Milch, Insbesondere ^lk. Die Kalkbildung unseres Stützgewebes kann ourch kein anderes Nahrungsmittel so gesteigert werden, wie durch die Milch. Der hohe Kalkgehalt'der Milch bedingk ^>n vorzügliches Knochenwachstum.

Aus aller Welt

Nausenberger ff. Der frühere Direktor der ,ffirma Krupp AG. in Esten. Prof. Dr. Ä a n s e n b e r g e r. ist in München im Alter von 58 Zehren gestorben. Äausenberger ist der Konstrukteur der 42 Zentimetergeschütze <Dicke Berta") und der berühmten Ferngeschütze, mit denen Paris auf eine Ent­fernung von über 100 Kilometer beschossen werden konnte. Letztere haben die Franzosen nach dem Friedcnsschluß in der Entwaffnung" geraubt und nachgemacht- Rausenberger wo* ehemaliger Artillerieoffizier.

Der vermißte Polflieger Wilkins in Point Barrow eia- getroffen. Ei" Telegramm aus Point Barrow (nördlich Alaska im Eskimogebiet am Nördlichen Eismeer) meldet, daß der amerikanische Polflieger Kapitän Wilkins dort unversehrt eingetroffen sei. Das Flugzeug befinde sich in gutem Zustand, scheine aber den Anforderungen eines Flugs zum Nordpol nicht gewachsen zu sein. Wenn der Flug nicht bis zum Sommer verschoben werde, so werde wohl eine neue Maschine verwendet werden müssen.

Die Ausplünderung des Saarlands- Am 1. April mußte der bisherige französische Vorsitzende der Saar-Regierungs­kommission Nault, zurückkreten. nachdem er seinen Sohn noch als «Minister" in die Bölkerbundskommistion herein­gebracht hatte. Rault wurde durch einen Tschechen ersetzt. Die Saarkommission hat nun der Prioatsekretärin und Freundin des Herrn Rault, der .Madame" Blanche, das volle Gehalt bis 1. April 1927 mit 16 000 -R ausbezahlt. Eine Hand wäscht die andere.

Amerikanischer Besuch. Nach einem Besuch in Brüssel sind etwa 130 amerikanische Hotelbesitzer zum Besuch in Deutschland in Düffeldorf eingekroffen.

Schändung des Schlagetergrabs. Das Grabmal Schlag- eters auf dem Friedhof in Schönau (bad. Wiesrntal) ist in

der Nacht auf 1. Mai vollständia mit roter Farbe Sber- schmiert worden- Die Empörung gegen die noch unbekannte« Täter ist allgemein.

Die großen Siemenswerke in Berlin haben am 1 Mai in vollem Umfang gearbeitet. Die Beteiligung an den Maifeiern in Berlin war Heuer noch weit geringer als im Vorjahr.

48 Häuser abgebrannt. In Nikolsburg (Mähren) sind 48 Häuser ganz abgebrannt, von weiteren 64 Häusern wurde» die Dächer zerstört. 30 Feuerwehren waren zum Teil aus Oesterreich 'herbeigeeilt, doch erschwerte Wassermangel die Löscharbeiten. Nikolsburg ist eine deutsche Stadt.

Steuerhinterziehung. In Mannheim wurden der Letter der Likörfabrik Josef Herrwerkh und ein Setreidehändl«, der an Aerrwerth Melasse geliefert hatte, wegen Steuer­hinterziehung verhaftet. Es handelt sich um mehrere hundert­tausend Mark.

Bettler als Balukaspekulanten. Die Pfalz war seit einiger Zeit von Bettlern aus dem Saargebiet überschwemmt. Sie sammeln in der Pfalz, oft recht reichlich, deutsches Geld und tauschen es im Saargebiet, wo bekanntlich der französische Franken in der jetzigen Inflationszeit nur einen Wert von etwa 16 Pfennig hat, so machen die Bettler glänzende Ge­schäfte und mancher von ihnen wird wohlhabend werde», ohne arbeiten zu müssen-

Aufgeklärter Raubmord. Im Schützenhaus zu Hegermühte bei Berlin wurde am 21. April die 76jähr. Witwe Schröder ermordet und ihrer Barschaft von 220 beraubt. Ms Täter wurde nun der 25jährige Metzgergeselle Pirk aus Heger­mühle verhaftet. Er hat eingestanden, den Raubmord iu Gemeinschaft mit einem 28iährigen Arbeiter ausgeführt zu haben.

Die neuen italienischen Banknoten werden das BiL» Mussolinis zeigen. Mussolini übernimmt, wie es sich gebührt, ein weiteres Ministerium, das ne« geschaffen wird, nämlich das Ministerium für saszistische Gewerkschaften. Mussolini ist nun sechs- oder siebenfach« Minister: Ministerpräsident, Minister des Königlichen Hau­ses und Großsiegelbewahrer, Minister des Aeußeren, Kriegs- Minister, Marineminister, sadistischer Gewerkschafksminist« und daneben leitet er nach Bedarf den Handel oder das Innere. Für einen früheren Schlaffer immerhin eine ansehn­liche Leistung. Aber seine Tatkraft verdient Bewunderung,

Neue elektrische Lokomotiven. Die Schweizerischen Bun­desbahnen haben zwölf große Schnellzugslokomotiven iu Bestellung gegeben, die gemeinsam von Brown, Booeri u. Cie. in Dcchen und der Schweiz und von der Lokomottv- und Maschinenfabrik in Winterthur erstellt werden. Die Lokomotiven sollen Züge von 600 Tonnen mit 100 Km. Stundengeschwindigkeit auf Ser Ebene befördern. Die Loko­motiven werden in den Fahrplan BaselZürich und Basel Luzern eingestellt.

Letzte Rachrichte«

Hindeoburgrede im Rundfunk.

Berlin» 3. Mai. Wie schon gemeldet, wird Reichs­präsident von Hindenburg am Dienstag Hamburg einen Besuch abstatten. Die offizielle Rede des Reichspräsidenten und des ersten Bürgermeisters von Hamburg, Dr. Petersen, auf dem Hamburger Rathaus werden sowohl auf die ver­schiedenen norddeutschen Sender übertragen, als auch von der Funkstunde in Berlin. Stettin und Königswusterhausen verbreitet. Die Rede des Reichspräsidenten findet in der Zeit von 7.20 und 7.50 statt.

Dandervelde tm Demonstration»-««.

Berlin, 3. Mai. Wie derVorwärts" aus Brüssel meldet, fand am 1. Mai ein großer Demonstrationsumzug für den Achtstundentag und gegen den Krieg statt. Au der Spitze des Zuges marschierte Außenminister Vandervelde.

Zu de« Berhaudlnuge» bei BaiLwi«. Berit«, 3. Mai. DieBerliner Tageszeitung" mel­det aus London: Um Mitternacht wurden die Vertreter der Exekutive der Bergarbeiter zu der Konferenz zwischen dem Premierminister und dem Handlungsausschuß des Gewerkschaftskongresses in der Drowing Street hinzugezo- gcn. Dies wird hier als hoffnungsvolles Anzeichen bettachtet.