Sette 2 - Nr. 1«1

Nagolker Lagblatt »Der Sefellschafter"

Montag 3. Mai 1S2S

Evangelischer Landeskirchentag

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ep. Stuttgart. 30. April. Die Einzelberatung dos Bedarfs -es landeskirchlichen Haushaltsplans für 1926 und 1927 rourde am Donnerstag mit der Annahme der geforderten Posten zu Ende geführt. Bei der Beratung der Deckungs­mittel wurden die Sätze für Ertrag der kirchl- Besoldungs­raffe, die S t a a t s l e i st u n g e n von je 7 078 393 Mark «nd die sonstigen Einnahmen einstimmig genehmigt. Aus- chrrachen fanden statt über den der Erhaltung des kirchlichen Besitzes dienenden Erwerb von Grundstücken, wofür Mittel «ms der Kirchensteuer nicht verwendet werden, sowie über die von der Kirchenleitung zugesagte Erleichterung der Lei­tungen der Kirä>engemeinden: endlich über die Ablösung Der Lasten der bürgerlichen Gemeinden an die kirchliche Be- soldungskasse, wozu auf dem Weg der Vereinbarung der Vberkirchenrat jederzeit bereit ist- Das Gesetz eines landes- rirchlichen Haushaltsplans für 1926 und 1927 wurde nach Len Beschüssen des Wirtschaftsausschusses mit geringen Slenderungen in allen drei Lesungen einstimmig angenom­men. Eine lebhafte Aussprache ergab sich bei der Festsetzung der Landeskirchen st euer, deren Ertrag für die bei­den Planjahre auf 2 645 000 Mark veranschlagt ist. Die 25 Steuerstufen von 1925 wurden auf 39 erhöht. Zu Grunde gelegt wird wiederum bei den Beamten die Besoldungs­gruppe, bei den übrigen Lohn und Gehaltsempfängern eine Schätzung des Einkommens für 1925, bei Steuerpflichtigen mit Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft das Grund- fteuerkapital. bei den übrigen Gruppen das Ergebnis der Einkommensteuerveranlagung von 1925. Die im Entwurf vorgeschlaqene Senkung der Steuertarife wurde vom Wirt­schaftsausschuß teilweise noch verstärkt. Die eRdner des Landeskirchentags stellten übereinstimmend fest, daß der Steuertarif in allen Steuerstufen so niedrig bemessen sei. wie es mit den Grundsätzen einer geordneten Verwaltung noch vereinbar ist- Bei Kinderreichen tritt eine Steuer­ermäßigung auf Antrag bis zu 40 v H., bei Kriegs­und Unfallbeschäd'iqten nach dem Maß ihrer Errverbs- beschränkung ein. Kirchenpräsident v. Dr. v. Merz sprach zum Schluß dem Landeskirchentaa den Dank der .Kirchen­leitung für seine Arbeit aus. Nach der nunmehrigen Ver­abschiedung des Haushastsgesetzes vertagte sich am Freitag der Landeskirchentag. um in einigen Wochen die Vorlagen des Oberkirchenrats mr Konfirmation, zum Svruck- und Liederbuch und eine Mitteilung wegen der Abendmahlsfeier zn b»raten.

Aus dem Lande

Schwabbach OA. Oehringen, 2. Mai. Vom Rad ge­stürzt. Gemeinderat A. Hoffmann vor hier stürzte auf der Straße nach Langenbeutingen mit dem Rad über einen Stein, der wahrscheinlich von einem Fuhrmann zum An­halten unter das Wagenrad gelegt, dann aber nicht mehr aus der Straße entfernt worden war. Hoffmann trug schwere Verletzungen davon.

Oberstetten OA- Gerabronn, 1. Mai. Tödlicher Unglücksfall. In der Stegmühle wurde ein Müller­bursche aus Friedrichshafen durch ein Vrettstück, das sich im elektrischen Aufzug eingeklemmt hatte, tödlich verletzt.

heidenheim. 2. Mai. Kraftpost Pläne. Der Ge­meinderat wird mit den in Betracht kommenden Gemeinden in Verhandlungen eintreten über die Einrichtung dreier Kraftpostverbindungen nach Neresheim bis Nördlingen, nach Oppenhausen bis Staufen und nach Dischingen.

lllm-Söfiiugeu, 2. Mai. Unglücksfall. Ein Arbeiter blieb mit dem Rad im Straßenbahngleis stecken und wurde von einem entgegenkommenden Straßenbahnwagen an­gefahren. Dabei erlitt er erhebliche Verletzungen. Das Rad wurde zertrümmert.

Metzingen. 2. Mai Tagung. Die 16. ord. Haupt­versammlung des Württ. Hötelbesitzervereins hat sich gegen das Gemeindebestimmungsrecht und gegen die Gebäudeentschuldungssteuer ausgesprochen.

Tettnang, 1. Mai. Seltsames Ei. Dieser Tage legte eine Henne ein Ei in gewöhnlicher Größe, dem seitlich an der Schale ein zweites in Größe eines Awerghühnereis an­gewachsen war.

Sigmaringen. 2. Mai. Tuberkulose. Nach ärztlichen Feststellunaen find in .Twbenzollern etwa 60 v. H. der Kin­

der tuberkulös. Die'Kindertuberkulose ist insolange nicht gefährlich, als die Kinder genügende Nahrung, frische Luft usw. haben, da die Tuberkelherd« in der Jugend meist spur­los vernarben.

Karlsruhe, 2. Mai. 3m Haushalkausschuß des bad. Land­tags machte Finanzminister Dr. Köhler Mitteilungen über die geplante Aeberleikung badischer Bahnen in elektrischen Betrieb. Nach dem Plan der Neichsbahnverwalkung soll zu­nächst die Linie MünchenAlmStuttgartKarlsruhe Kehl und später KarlsruheFrankfurt a. M. umgebaut wer­den, wobei von Alm ab badischer Strom verwendet würde. Dann kommen die bayerischen Bahnen an die Reihe, da Bayern über große Strommengen verfügt. Weiterhin sollen die Berliner Vorortbahnen, die schlesischen und dann erst die übrigen badischen Bahnen umgebaut werden. Gegen diese Benachteiligung Badens habe sich der badische Finanzminister gewehrt. Er habe der Reichsbahn die Beteiligung an den badischen Elektrizitätswerken, mit Ausnahme des Baden­werks angeboken. Der Ambau der badischen Hauptlinie Nord- Süd (Aheintalbahn) werde etwa 50 Millionen kosten.

A«s Stadt «nd Laad

Nagold. 3 Mai 1926.

Wem ewig jung das Herz verblieben, dem ist das Leben ewig jung!

Am Morgen: Streitei tust und Lieben, am Abend die Erinnerung.

O. v. Redwitz.

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Dtemstuachrichte«.

Die Reichsbahndirektion hat die Eisenbahnobersekretäre Misse! in Neckarhausen b. Horb nach Nürtmgen, Fischer (Franz) in Stuttgart Hbf. nach Neuenbürg (Enz), die Eisen­bahnsekretäre Betz in Stuttgart Hbf. (Gepäckstelle) nach Neuen­bürg (Enz) und Manch in Pforzheim Weißenstein nach Unter­reichenbach versetzt und zum Ersenbahnsekretär in Nagold den außer­planmäßigen Eisenbahnsekretär Schädle in Ebhausen ernannt. . """ " ^ """

Zusammenstoß. ___

Als am Samstag abend ein Bürger unserer Stadt mit seinem Motorrad von Emmingen zurückfahren wollte, fuhr ihm an der Kurve bei der Pfrondorser Mühle ein Radfahrer in die Flanke, so, daß beide zu Fall kamen. Der Motorfahrer erlitt Ver­letzungen im Gesicht und der Radler ebenfalls.

Der erste Maiensonnlag

ließ sich nicht ganz so an, wie es wohl von vielen Seiten ge­hofft wurde, denn außer dem Sonnenschein gabs auch Regen. Schon am frühen Morgen, noch bevor es richtig zu dämmern anfing, konnte man ein ziemlich reges Leben in den Straßen bemerken von solchen, die zur Maientour in Wald und Feld hinauszogen. Nach 7 Uhr erklangen die freudigen Lieder des Vereinigten Lieder- und Sängerkranzes an vier verschiedenen Stellen der Stadt und späterhin auf dem Schloß­berg DasDeutsche Lied" und die sonstigen Frühlingslieder wurden meisterhaft vorge: ragen und es wäre zu wünschen, daß diese schöne Sitte des Maisingens auch in künftigen Jahren beibehalten würde. Die geplanten Ausflüge der verschiedenen Vereine, Sport- und Turnverein, sowie der Museums­gesellschaft nahmen bei zahlreicher Beteiligung einen schönen Verlauf, auch wenn die Wolken sich manchmal drohend zu­sammenballten und schließlich ein erstes Frühjahrsgewitier los­brach. Wenn allgemein der Autobetrieb am gestrigen Sonn­tag nicht übermäßig stark gewesen ist, so fielen doch die zahl­reichen mit Vereinen besetzten Lastautos und Omnibusse auf. Die Generalversammlung der sozialdemokratischen Partei war sehr gut besucht. Neuergebniffe brachten die Wahlen nicht, sondern die verschiedenen Posten blieben in den

Versäumte Abonnements auf denGesellschafter"

können immer noch bei der Geschäftsstelle nachgeholt werden

bisherigen bewährten Händen. Im übrigen wurden Orgarn- sations- und inteme Fragen behandelt, die kein Interesse für die Oeffentlichkeit haben.

Württembg. Sparerbund, Ortsgruppe Nagold.

Der Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe, Herr Oberlehrer Breitling, eröffnet? die aus gestern nachmittag 4 Uhr in den Traubensaal Nagold einberufene Versammlung, an deren Teil­nehmerzahl leider eine sehr große Jnlereffenlosigkeit. oder wie es sonst bezeichnet weiden soll, festgestellt werden mußte. In seinen einführenden Worten brachte der Vorsitzende Stimmen Für und Wider Pas Volksbegehren zum Ausdruck und be­sonders aus der starken Gegenerschaft, zur der als machtvollster Faktor die Reichsregierung zu rechnen ist, lasse sich die Stücke der Sparerbewegung und die Macht über die sie verfügen, er­kennen. Den schärfsten Gegenhieb, den die Reichsregierung in den letzten Tagen zu führen beschlossen hat, ist die Schaffung eines Sondergesetzes, durch das das beabsichtigte V. B. zur Unmöglichkeit würde. Der eigentliche Redner des Abends, Herr Professor Bauser-Nagold, der als Leiter der Gesetzeskommisston mitten in der Bewegung stetst, zeichnete daran anschließend in scharf umriffenen Konturen die moralische aber auch gesetzliche Pflicht einer Aufwertung und führte zugleich in die Gesetze ein, die am 27. v. Mts. der Regierung als Abänderung zu den Juligesetzen oorgelegt wurden. Indem der Redner von der Inflation ausging, bewies er, wie wenig berechtigt die Ansicht der erloschenen allgemeinen Schulden sei, wie die Schulden gar nichts mit der Inflation zu tun haben, weil Hypotheken, Spargelder, Industrie-Obligationen, Städt. Anleihen usw. stets im Zusammenhang mit Sachwerten stehen und diese Sachwerte nicht im geringsten entwertet sind. Solange eben diese Sach­werte bestehen bleiven, solange bestehen auch die Forderungen der Sparer etc. zur Auswertung, oder wie es richtiger ausge­drückt würde zur Ab- oder Umwertung, zu recht. Die von dem Redner gut ausgeführten Auswirkungen dieserEntschul- dungspolitik", sowohl auf unsere Außen- als auch unsere Innen­politik ließen erkennen, wie ungeheuer groß dieser Fehltritt gewesen ist. Nur je ein wesentlicher Faktor soll für beides angeführt sein: Dawesplan, der aus der Schuldenfreiheit des Reichs aufgebaut ist und die Vernichtung des Vertrauens und von Treu und Glauben im Volk. Obwohl die Regierung mit den stärksten Mitteln ar beitete, diese Entschuldung des Reichs nicht umzustoßen, brachte die Sparerbewegung es doch fertig, das beabsichtigte Verbot Luthers zur Aufwertung, sowir die 3. Steuernvtoerordnung zu Fall zu bringen und nun sei man zum Kampf gegen die Juli­gesetze durch das V.B. geschritten. Das gesunde Rechtsempfin­den eines Volkes, zu der keine juristische Paragraphenkenntnis gehört, wird zwangsläufig den richtigen Weg führen, auch wenn, wie der Redner sich ausdrückte, dis Regierung sich als Schutztrupps des Großkapitals aufführe. Beim neu ausgestell­ten Umwertungsgesetz wird als Umwertungsbetrag gleich­mäßig 50 o/a des Anspruchs angenommen. Das trügerische Genußrecht bei Jndustrieobligationen etc fällt weg. Der regel­mäßige Um wertungs betrag von 50°/« kann, falls er unbillig erscheint, nicht nur zugunsten des Schuldners ermäßigt, sondern auch zugunsten des Gläubigers erhöht werden. Für Ansprüche, die ohne Vorbehalt seitens des Gläubigers ganz oder zum Teil in entwerteiem Papiere getilgt wurden, wird die Rückwirkung bis 1. Jan. 19i9 erstrebt und auf Ansprüche jeder Art ausgedehnt. Bei Hypotheken soll die Schuld nicht erst mit dem 1. Januar 1932 fällig werden, sondern, wenn der Gläubiger das Unter­pfand gegen Barzahlung veräußert, sofort. Die Zinsansprüche des Gläubigers sollen bis auf 3, resp 4 und 5 Prozent erhöht werden. Auch bei Pfandbriefen, Sparguthaben und Versiche­rungsansprüchen soll der Mindestsatz von 50 Prozent des Gold­markweckes des Anspruches bestehen, ebenso wie die Kovto- Korrentforderungen und Bankguthaben umgewecket werden sollen. Beim Anleiheablösungsge'etz ist zu beachten, daß ohne zwischen Alt- und Neubesitz grundsätzlich zu unterscheiden, der neue Ge setzentwurf jedem Besitzer von Markanleihen Ablösungsanleihe in Höhe von 50 Prozent seines Erwerbspreises gewährt. Die Zwangsanleihe und die Sparprämienanleihe sollen ähnlich wie bei Kriegsanleihe an dem Umtausch in Ablösungsanleihe teil­nehmen. Die Vorzugsrente für Bedürftige wird aus Gemeinde­anleihen erstreckt. Des Näheren kam der Referent noch auf die Vorschriften zum Schutze von Kriegsbeschädigten, Mietern und Banknotengläubiger zu sprechen. Auch da soll eine allgemeine Umwertung von 50 Prozent einsetzen und Prof. Bauier bewies späterhin noch, wie die Gelder, die für diese Umwertung nötig sind, keine steuerliche Mehrbelastung dem Volke bringen würden. Zwei gangbare Wege zeigte er: 1. Ein Zuschlag auf die Vermögenssteuer, wodurch besonders die Kriegs- und Jn- flationsgewinnler erfaßt würden und 2. eine Verrechnung mit

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Der Karnickelbaron

83 Hmrwrrstifcher Roman von Fritz Gantzer

Sie war freudig überrascht, als er plötzlich zu ihr trat. Ich bin dem Verderben durch Aufmerksamkeit und List glücklich entronnen," begann er sofort-Die übrigen vier Herren Hot die Gewogenheit Ihres Herrn Vaters in tiefen Schlaf versenkt. Er hat ihnen ein Schlafpulver in den Wein geschüttet."

Lore blieb erbleichend stehen.O, was tut er jetzt nicht alles!" klagte sie.Er kennt sich, seitdem er den Prozeß end­gültig verloren hat, vor lauter Haß und Grimm gegen Me Welt nicht mehr aus. Auch mich haßt er, auch mir will er wehe tun." Tränen füllten ihre Augen, und ihre Stimme klang wie ein wehes Weinen.

Beruhigen Sie sich, Komteß, vertrauen Sie sich mir am Ich will dafür einstehen, daß Ihnen nichts geschieht."

O, ich bin Ihnen so dankbar, Herr von Gronau. Aber wie wollen Sie mir Helsen?" Ungewiß und zweifelnd sagte sie es.

Bor Men Dingen muß ich eins wissen, Komteß.... Sie erinnern sich meiner Frage, die ich vor vier Tagen im Bibliothekznnmer an Sie richtete und die Sie unbeantwor­tet ließen. Ich wiederhole sie zunächst nicht, sondern bitte Sie jetzt nur, daß Sie mir die Freiheitsberaubung, deren ich mich Ihnen gegenüber schuldig machte, verzeihen möchten. Wollen Sie das?"

Ich habe Ihnen nicht gezürnt, obgleich ich es anfangs wollte."

Sie konnten es also nicht? ... Sie geben mir keine Ant­wort. So gebe ich sie mir allein. Nein, nicht wahr? Und wa­rum konnten Eie mir nicht böse sein? Weil Sie die gegen­teilige Gesinnung für mich hegen?". ..

Sie blieb zaudernd stehen und senkte den Kopf. Dann sagte sie leise und langsam:Ich müßte die Unwahrheit sagen, wenn ich Ihnen ein Nein antworten würde."

Also ein Ja. Komteß. Wenn man einem aber nicht döse, sondern gut ist, dann darf man dafür auch lieb sagen. Tie haben mich also lieb, Lore?"

Da kam es über fie mit treibender Gewalt. Sie konnte nicht anders:Ja, schon lange", bebte fie glückselig heraus.

Do nahm er fie einfach in seine Arme, nannte fieliebe Lore" und küßte sie.

Sie fand das alles plötzlich jo ganz selbstverständlich, daß sie sich wunderte, warum sie sich seinem Werben damals im Bibliothekzimmer widersetzt. Es war ein lieber, böser Trotz gewesen, der ihr an jenem 'Tage die Lippen geschlos­sen, die si-6 nun heute so willig seinem Kusse öffneten...

Einen Plan hatte sie bald fertig. Die IM sollte der Ge­walt begegnen, und sie vertrauten ihrem Siege.

Als sie sich trennten, war der Scheidedruck ihrer Hände ein festes Gelübde, treu vereint zu stehen, und der gewisse Ausfluß unwandelbaren Höffens auf endliches Gelingen.

Sie schliefen alle noch. «Wie die Murmeltiere!" dachte der Krachtwitzer, als er weit nach fünf zum drittenmal in die Zimmer sah. Ein besonders eigenartiger Anblick bot sich seinem Auge in dem Gemache, das der Zinnowitzer mit dem Hauptmann teilte. Kattenbusch mußte wohl der Traum in feine glorreiche Kriegszeit zurückversetzt haben. Die hocher­hobene Rechte war zur Faust geballt, als umspanne sie den Degengriff, und seine Linke, weit nach der Seite ausge­streckt, hielt des nebenan schnarchenden Zinnowitzers eine Stiefelspitze umkrampft. Und auf seinen Zügen lag ein Aus­druck, der massakrierenden Marodeuren zur Zeit des großen Krieges eigen gewesen sein mag, so wild, wüst und grausam.

Auch in den Raum, der Gronau beherbergte, schaute der Krachtwitzer. Tiefe, regelmäßige Atemzüge drangen an sein Ohr. Unnachahmlich spöttisch lächelnd, wandte sich der Schlafzimmerkontrolleur endlich ab und dachte:Dir wird nun bald die Extrawurst gebraten, alter Sohn. Warte, dein Helles Vergnügen sollst du daran haben "

Im geräumigen Speisezimmer herrschte vorbereitende Geschäftigkeit. Die Tafel stand schon gedeckt. Schweres Prunkgerät aus dem Silberschatz und kostbares altes Por­zellan, ein Erzeugnis Meißener Kunst, vereinten sich mit leuchtenden, duftenden Blumen des Frühlings zu vorneh­mem und anmutigem Schmucke. Fräulein von Refkowo ging ab und zu, hier und dort persönlich ordnend, zwischendurch dem Diener Anweisungen eckeilend.

Aber es war kein Frohsinn auf ihrem Gesicht, und alle ihr« Bewegungen hatten etwas Gramvolles und Erzwun­genes, schienen von Trauer und Sorge erzeugt. Konnte es denn anders sein, da ihres Lieblings Lebensglück geopfert werden sollte, zur Befriedigung väterlichen Eigensinns und Hasses? Und bedeutete diese beabsichtigte Zivangsverlobung nicht Tragik in dritter Potenz? War das Ganze nicht zum Weinen?

Fräulein von Nestowo weinte auch, als sie, eine Vase zu­rechtrückend, vor den Plätzen des Brautpaares stand, und seufzte: «Ach, die arme, arme Lore! Wenn sie doch den Mut zum energischsten Widerstand besäße!"

Alles andere schien Lore sich vorzunehmen, nur den nicht. Sie empfing gerade in Gegenwart Hans Karls mit diesem gemeinsam die letzte Instruktion durck ihren Vater.

Also, es ist euch nun alles klar," sagte der eben, Hans Karl einen van starkem Mißtrauen erzeugten Blick zuwer- fenü.Ihr wartet neben dem Speisezimmer im Vorraum. Nach der Suppe werde ich reden und von einer Ueberrasch- ung sprechen. Sobald ich dreimal stark an mein Glas schlage, erscheint ihr und präsentiert euch als Brautpaar- Verstan­den und gewillt, so zu handeln?"

Lore erwiderte ohne Zaudern ein festes Ja, das der Krachtwitzer mit einem ziemlich verblüfften Nicken entgegen­nahm, aber trotzdem für das Zeichen unwiderruflicher Be­reitwilligkeit bielt.

Und du, Hans Karl? Warum bist du so stumm wie ein Fisch? Warum antwortest du nicht? Paßt es dir nicht, wie ich es will?" .

Das schmale, verschüchterte Kerlchen lächelte hilflos von Lore zu dem Onkel und von diesem zu seiner für ihn be­stimmten Braut. Cr erweckte den Eindruck eines seiner Rolle nicht sicheren Schauspielers. O, schon, lieber Onkel," meinte er endlich stockend.Schon! Warum sollte ich nicht wollen?"

Weil du wie ein betrübter Lohgerber, dem die Felle weggcschwommen sind, dreinsiehst, oder wie einer, dem die Petersilie verhagelt ist. Mach' mir keine Dummheiten zu guter Letzt, das sage ich dir!" Ganz grimmig sah der Krachtwitzer seinen Neffen an, während er ihm mit erhobe­nem Finger drohte.

Er wird schon nicht," beruhigte Lore.Nicht wahr, Hans Karl?"

Nein, nein, Lore, ganz gewiß nicht."

Bis weit nach sechs ließ Herr von Lessenthin seine Gäste schlafen. Dann bemühte er sich, sie zu wecken. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sie aus ihrem bleiernen Schlaf auf­geschreckt hatte. Er mußte sie rütteln und schütteln, sie an Armen und Beinen zerren, sie sogar kneifen. sin die Hände mußte er klatschen und wie wild mit den Füßen trampet». Und das alles mußte er bei Kurt von Gronau am heftig­sten und andauerndsten tun. Denn der lag wie ein Toter.

(Fortsetzung folg:.)

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