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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage .Haus-. «Zarten- und Landwirtschaft"

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Rr. 92

Gegründet 1628

Donnerstag den 22. April 1926

Zernlprecher Nr. Ä»

100. Zahrgano

Versteckte Drohung Englands

Der Kampf um das Rückgabegesetz

Amerika prüft offiziell die Kriegsschuldfrage

1. Ist der deutsche Minister des Auswärtigen verpflich­tet, alle vertraulichen Verhandlungen Deutschlands mit an­deren Mächten und mit dem Völkerbund, soweit sie das I' teresse der beiden Länder berühren, nach M o s l au mit- zuteilen?

2. Wenn im Fall eines Kriegs mit Rußland dieses nicht der Angreifer ist, wird dann Deutschland oder der Völker­bund darüber entscheiden, wer der Angreifer ist.

3- Was mutz Deutschland als Mitg ied des Völkerbunds tun, wenn dieser den Boykott Rußlands verlangt?

4. Ist die Bestimmung über die begrenzte Neut­ralität Deutschlands auf den Arlikel 16 des Völkerbunds- statuts gegründet oder aus die für Deutschland durch den Brief der Verbündeten aus Locarno vom Oktober 1925 eingeräumte Einschränkung dieses Artikels, die Deutsch land von gewissen Verpflichtungen deshalb befreit?

5. Wenn die Neutralität Deutschlands durch diese Zusatz erklärung bestimmt wird, welche Autorität wird dann je­weils die maßgebende Auslegung dieser Erklärung geben?

Nach demDaily Telegraph" befindet sich der Frage bogen Beneschs in den Händen Chamberlains. Der Frage­bogen ziele darauf ab, allen während der Ssptembertagund. -es Völkerbunds etwa' auftauchsnden Verzögerungen und Schwierigkeiten dadurch vorzubeuoen, daß alle zwischen den Locarnc-mächlen bestehenden zweifelhaften Punkte vorher geregelt werden.

präsentantenhä.ilses, ist eL gelungen, gemetnschastllch mll an­dern Abgeordneten die Behandlung der die Unter­suchung der Kriegsschuldfrage fordernden Go- sek-rsvorlaae durch,zudrücken. Die AusschußverhandluiMN über die Vorlage werden nach dem 5. Mai beginnen. Wie Berger einem Vertreter der United Preß erklärte, wird er zu den Ausfchußvcrhandlungen Sachverständige aus den Ver­einigten Staaten und aus Kanada laden, die bezeugen sollen, daß Deuts chlandnichldieAlleinschuld am Welt­krieg trögt.

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Neues mexikanisches Linwemdenmsrgeseh Mexiko, 21. April. Das neue Einwanderungsgesetz yt in Kraft getreten, durch das alle Fremden verpflichtet wer. den, sich amtlich eintragen zu lassen und Steuern zu zahlen. Die Einreise von Fremden, die gewisse ungesetzliche Gewerbe betreiben, ist verboten.

r « s e »f»r e g -1

Der ReichskoZsansschuß für Auswärtiges ist ans Montag nachmittag 3 Uhr eirrberufea worden.

Die mecklenburgische Regierung ist zurückgekreten, weil isie Völkische Freiheikspartei einer vertrausnserkläruag für die Regierung nicht zuslimntte.

Leide Räte der Schwei; «ahmen die Regierungsvorlage an, die das Getreideiufuhrmouopol des Staats einführt.

Da« polnische Kabinett Skrzynski ist zurückgekreten.

Die Abgesandten Abd ei Srims erklärten laut Harms den französischen und spanischen Unterhändlern, sie wollen »v aller Oesfentlichkeit unterhandeln. Die ihnen gemachten Vorschläge müssen abgeändert we ben, denn sie seien mit den Interessen und der Ehre der RisstLmme und Abd et Krims unvereinbar. Ob und wann Emir Abd el Krim abdanken solle, müsse ihm selbst überlassen bleiben, auf keinen Fall würde er außerhalb eine» mohammedanischen Gebiets Aufenthalt nehmen.

Der frühere chinesische Staatspräsident Tuauschnui ist nach Tientsin aeflüchtet. Wupeisu soll Befehl gegeben haben, ihu zu verhaften.

Der Kampf um Abd el Krim

Die Friedensoerhandlungen

Das marokkanische Rifgebiet, die westlichen Gebirgsaus- iäufe des Kleinen Atlas, ist etwa so groß wie die preußische Rheinprovinz: das eigentliche Kriegsgebiet ist erheblich kleiner. Um diesen Flecken Land, auf der Gesamtkarte Afri­kas nur ein Tupfen, werden die Kämpfe ausgefbchten, an denen sich seit über Jahresfrist die größte Militärmacht Europas beteiligt. Bis dahin hatten nur Spaniens Söhne in dem öden Gebirgsland ihr Blut vergossen. Der Krieg Spaniens in Marokko ist seit 1921 nicht zum Stillstand ge­kommen. Aber auch diese fast fünfjährige Zeit ist nur ein Abschnitt in einem Kampf, der seit der Vertreibung der Mauren aus Spanien (1492 fiel Granada), von Zeit zu Zeit immer wieder aufflammte. Der Krieg Spaniens in Marokko ist kern Kolonialkrieg im eigentlichen Sinne, wenn die Spanier hier auch jetzt um ihr letztes größeres Schutzgebiet kämpfen. Hier handelt es sich um Waffengänge, die in ihrem Kern eine Fortsetzung der Kämpfe zwischen Christen und Mauren auf dem Boden der spanischen Halbinsel sind. Fast 800 Jahre haben diese Kämpfe gedauert und sie haben Spanien einen dauernden Stempel ausgedrückt, der es noch heute zu dem fremdesten, uneuropäischsten Land Europas macht und ihm gleichzeitig jene einzigartige Stimmung verleiht, die von den Menschen und Dingen südlich der Pyrenäen ausströmt. Große Schichten des spanischen Volkes find nicht materiell im europäisch-amerikanischen Sinn eingestellt und kennen noch nicht das Arbeitszeitmaß der großen Industrieländer. Die Bodenschätze des Riss, nach denen englisch-amerikanisches Kapital so gierig blickt, kümmern den Durchschnittsspanier gar nicht. Der Gedanke, hierfür in den Krieg zu ziehen, wäre ihm unerträglich. Er hat auch bet der spanischen Kriegsführung nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Wahr­scheinlich wäre der Krieg in der spanischen Einslußzone, wie im Grenzverikag zwischen Spanien und Frankreich vom 27. November 1912 das von Spanien niemals ganz unter­worfene Gebiet vorsichtig genannt wurde, schon vor Jahr und Tag langsam zur Ruhe gekommen, als General Primo de Rivera unter erheblichen spanischen Verlusten den Rück­zug hinter stark befestigte Stellungen durchführte, wenn nicht damals Abdel Krim die Waffen in das französische Schutzgebiet bis über den Werga hinaus vorgetragen hätte. Es ist nicht richtig, daß er diesen Vorstoß, wie ihm oft vor­geworfen wird, in einer Art Selbstüberschätzung oder Sie- gestaumet gemacht habe.

Im Mai 1924 besetzten französischeTruppen das Wergatal alseine zu Frankreich gehörende Zone abgefal­lener Stätnme". Bis dahin hatte in dieser Gegend kein französisches Militär gestanden. Abd el Krim mußte des­halb mit Recht annehmen, daß die Franzosen ihm seine Hauptverpflegungsgrundlage, die fruchtbaren Täler des Wergaflusses, abschneiden wollten. Durch seinen Angriff suchte er sich, vielleicht etwas voreilig, der drohenden Blök kade zu entziehen. Gleichzeitig hatte er wohl die Wirkung seiner Werbearbeit in Französisch-Marokko überschätzt. Seins Hoffnung, alle Stämme bis über die Straße FesTasa hmaus auf seine Seite zu bringen, scheiterte an der mili­tärischen Ueberlegenheit der Franzosen, die es zudem ver­standen, die Spanier, die schon einen Strich unter ihre marokkanischen Kriegspläne gemacht hatten, wieder zur Mit­arbeit zu bewegen. Infolgedessen konnte sich im vorigen Sommer der französische Angriff mit seiner ganzen Wucht nach Norden, nach dem Rst, wenden. Nach schweren, wechsel­vollen Kämpfen kam die Abriegelung des Gebiets, über das Abd el Krim seit dem Jahr 1919 herrscht, zu Beginn der Winterregenzeit, die jede größere Kampfhandlung unmöglich macht, zustande. Die Linie, welche die Franzosen zurzeit halten, verläuft zu einem guten Teil mit der 1912 fest­gesetzten Grenzlinie zwischen dem spanischen und dem fran­zösischen Einflußgebiet gleich Die Franzosen haben also im großen und ganzen ihr Gebiet gesichert. Eine Notwendig-

London, 21. April. Der diplomatische Mitarbeiter des .Daily Telegraph" sagt, der deutsch-russische Neu - kralitätsvertrag müsse zu ernsten Schwierigkeiten und Gefahren führen, wenn auch der Wortlaut vielleicht ein­wandfrei sein möge- In vielen Kreisen bestehe offenbarAb­neigung", gegenwärtig einen Druck auf Berlin aus­zuüben. Ein solcher Druck müßte gegebenenfalls auch bei denjenigen verbündeten Regierungen ausgeübt werden, deren Beharren aus einer Veränderung der Zusaimnenscbunq des Völkerbundsrats zu den unglüÄichen Genfer Ereig­nissen geführt habe- In nicht ferner Zeit werde der Wert der Leistung Englands, das durch seine Beteiligung am Locarno- verirag viel gebe und nichts empfange (!), .den interessierten Seilen" nachdrücklich vorgehalken werden.

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Die Polen find beunruhigt

Paris. 21 .April. Der polnische Botschafter hatte gestern eine lange Unterredung mit Briand. Polen sei durch die Meldungen über die deutsch-russischen Verhandlungen stark beunruhigt.

Die Fragebogen Leneschs

London. 21. April. Der tschechoslowakische Außenminister Beneschhat an die Mächte, die den Locarnovertrag unter­zeichnet haben, folgende Fragen über den deutsch - russi- schen Neutralitätsvertrag gerichtet:

Washington, 21. April. Die Aussichten für die Gesetzes­vorlage betr. Rückgabe des beschlagnahmten deutschen Eigen­tums sind infolge des hartnäckigen Widerstands der Demo­kraten, die die republikanischen Anhänger der Vorlage sogar persönlich angreifen, ungünstig geworden, und es ist fraglich, ob die Vorlage noch in diesem Jahr erledigt wer­den kann.

Der republikanische Abgeordnete Fish hat eine Entsch ie- ßung beantragt, die außer der Ermächtigung zur Rückgabe des deutschen, auch die Ermächtigung zur Rückgabe des öster­reichischen und ungarischen beschlagnahmten Privateigen­tums fordert. Fish erklärte: Eine weitere Zurückhaltung des beschlagnahmten Eigentums sei eine Ungerechtigkeit. Die schlechte Verwaltung und Verschleuderung des beschlag­nahmten Eigentums sei eine Schmach und außerdem für die Steuerzahler noch kostspielig.

Aufrollung der Kriegsschuldfrage in Amerika Washington, 21. April. Dem Abgeordneten von Wiscon­sin. Be r a er. dem einzigen sozialistischen Mitglied des Re­

kelt, den Krieg in Marokko sortzufetzen, bestellt für ste nicht, wenn sie mit Abd el Krim zu einer Verständigung kommen.

Franzosen und-Spanier batten die Schwierigkeiten unter­schätzt und die riesigen Kosten nicht in Rechnung gestellt, die ein über den Herbst hinaus geführter Feldzug mit sich bringen inußtö.

Für Frankreich besonders, das schon im Herbst vorigen Jahrs monatlich über 300 Millionen Papiersranken für die Kämpfe in Marokko hergeben mußte zu denen dann noch die hohen Kosten für die Kämpfe in Syrien kommen, bedeutet eine weitere Anspannung seiner finanziellen Kräfte eine derartige Maßnahme, die wenn der Krieg noch Monate dauern sollte, verhängnisvoll werden könnte. Und daß die endgültige Niederwerfung Abd el Krims mit militärischen Mitteln kein Kinderspiel sein wird, dürste allen klar sein.

Die Franzosen versuchen es deshalb jetzt, ihre diplo­matischen Mittel, die sie vvn jeher meisterhaft zu hand­haben verstehen, anzuwenden. Abd el Krim braucht den Frieden, und auch die Franzosen brau­chen ihn. So hat jeder eine Trumpfkarte in der Hand, die er auszuspielen versuchen wird. Die Franzosen gehen, verstärkt durch den spanischen Druck, daraus aus, Abd el Krim nur als Kaid eines Stamms, der Beni Uriagel, an­zuerkennen und nicht alsAmrar (Präsident) des Rifsrei- sta^ts", wie sich seit 1922 Abd el Krim nennt. Dieser Kniss hat den Franzosen schon früher in Marokko politische Ersvige gebracht. Fürsten, diePensionen" in Paris verzehren, sind keine Seltenheit mehr. Es wird sich in den nächsten Wochen zeigen müssen, ob das staatähnliche Gebilde, das der Führer der Rifstämme in den Zeiten erfolgreicher Kriegsführung geschaffen hat, wirklich schon innere Kraft und genug innern Zusammenhalt besitzt, um diesem diplo­matischen Angriff trotzen zu könen. Die Dinge im Orient gehen meist einen andern Gang als in Europa. Man kann mit Geld dort sehr viel erreichen. Allerdings haben sich die Führer der eigentlichen Rifstämme, die seit jeher von einem unbändigen Freiheitsdrang beseelt sind, meist als gefeit ge­gen da» europäische Geld gezeigt. Ob das nur unter dem Druck des großen Führers geschah, weiß man nicht. Die

drei marokkanischen Unterhändler, die am Sonntag im Feld­lager Berteaux mit den französischen und den spanischen Vertretern zusammengekommen sind, hatten ihre Vollmach­ten von Abd el Krim. Ihr Wortführer, Si Mohammed Ben Aserkan, ist Abd el Krims Schwager und Minister des Aus­wärtigen. Er betonte ausdrücklich. Abd el Krim spreche nicht nur im Namen der Beni Uriagel, sondern aller Stämme, deren Kaids er ernenne, und das sind die Stämme de» engern Rifgebiets, Die nächsten Tage werden ein gewohn­tes Bild zeigen: ein Auf und Ab zwischen Drohen und Hin- halten. Abd el Krim, der etwa Anfang der vierziger Jahr» steht, ist jahrelang in spanischen Diensten gewesen. Er war in der Verwaltung der Eingeborenenangelegenheiten be­schäftigt: später redigierte er den arabischen Nachrichten­dienst des Telegrama del Ris, einer spanischen Zeitung in Melitta. Er kennt also seine Gegenspieler und wird deren Schwächen auszunutzen verstehen. Der Kampf geht jetzt inerster Linie umsein« Person, und wenn er auch mit seinem Fall enden sollte, so steht sein Name doch für immer in der Geschichte als der eines Freiheits­kämpfers, der, wie schon so manche por ihm, von viel­facher Uebermacht in ungleichem Kamps erdrückt, die Waffen strecken mußte.

Bemerkenswert ist, daß Aserkan auf die Forderung der französischen und spanischen Unterhändler, dast Abd el Krim verbannt werden müsse, nur ein schweigendes Lächeln hatte.

Behütet wird dein Rind vor Schaden Durch Sauberkeit und fleiß'ges Baden,

In dicke Tücher pack es nicht,

Es braucht Bewegung, Tust und Lkcht!

Aus dem Merdbüchlei» der ReichsgrsundhetNwochr 18 bis 25. April 1926.