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'Mt äen illustrierten Unterhaltungsbeilagen „Frierstunäen" unä „Unsere Heimat'
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Mittwoch den 17. März
Fernsprecher Nr. 28
10V. Jahrgang
Der große „Erfolg": Vertagt?
Rr. 63 Gegründet ISSö
Die amerikanische Diplomatie im Weltkrieg
Nach den Erinnerungen der Obersten Hanse
I.
Der bekannt« amerikanische Oberst Hause, der Vertraute Wilsons, hat kürzlich sein« „Erinnerungen" veröffentlicht, die viel besprochen werden. Aus dem inte» essantesten Teil, der die amrikanische Politik im Weltkrieg bis zur Kriegserklärung Wilsons behandelt, geben wir im Folgenden - einen Auszug, der das Wesentliche enthält. D. Sehr.
Gleich nach der Marneschlacht machte Oberst Hause im Weltkrieg zwischen den kriegführenden Mächten einen Versuch der Friedensvermittlung auf der Grundlage, daß der Stand vor dem Krieg wiederhergestellt und eine allgemeine Abrüstung durchgeführt werden solle. Aber erst im Dezember 1914 schienen die Mächte der Aufforderung mehr Gehör schenken zu wollen, obwohl die Vereinigten Staaten sowohl in Deutschland als in England unbeliebt geworden waren; in Deutschland wegen der großen amerikanischen Waffenlieferungen an den Verband, in England, weil Amerika gegen die nichtswürdige völkerrechtswidrige Hungerblockade feine Stimme erhoben hatte. Im Januar 1915 reiste Oberst House nach Europa, nachdem er vorher den deutschen Botschafter Dernstorfs ersucht hatte, er möge in Berlin dahin wirken, daß die Zeppelin an- griffe aus London eingestellt werden (!). House geht nach London, wo ihm aber der Außenminister Grey achselzuckend erklärt, er könne ohne Rußland und Frankreich nichts machen, diesen Staaten seien auch schon Gebiets- eroberungen zugesichert worden. (Grey hat selbst Lurch einen Vertrag die Verbandsmächte verpflichtet, daß keine einen Sonderfrieden schließen dürfe. D. Schr.) Die Stimmung in London ist unbedingt gegen den Frieden, besonders Minister Curzon. Der amerikanische Vorschlag geht auf Zurückziehung der deutschen Truppen aus Belgien und Frankreich, Entschädigung Belgiens durch alleKrieg- führenden gemeinschaftlich, eine Verständigung unter allen Völkern, die Rüstungen auf zehn Jahre verbietet, und endlich Handelsfreiheit auf den Meeren. Obwohl die Annahme dieses Vorschlags bereits als aussichtslos erscheint, geht House von London nach /aris, wo Delcasse ganz unmögliche Forderungen stellt, und dann nach Berlin. Hier findet er den Staatssekretär Zimmermann vernünftig". Dieser gibt ihm jedoch zu verstehen, daß Friedensbedingungen, über die sich die verschiedenen Regierungen einigen könnten, den Sturz dieser Regierungen in allen Ländern bedeuten würden, ud daß aus diesem Grunde die Aussichten sehr gering seien. Er hat viele Unterredungen, mit Bethmann Hottweg, Iagow, Sols, Helssench und anderen.
Von Berlin reist er wieder nach Paris und London, muß jedoch zu der Ueberzeugung gelangen, daß die Zeit zu Friedensverhandlungen noch nicht gekommen ist. Mittlerweile wird Amerika durch die Versenkung des amerikanischen Schiffs Gulflight (1. Mai 1915) und der Lusi - tanla (7. Mai) gegen Deutschland erregt, und in den stark englisch eingestellten östlichen Staaten wird zum Krieg gehetzt; aber Wilson ist, wie House betont, noch friedlich gesinnt und weiß, daß er die westlichen und südlichen Staaten hinter sich hat und beschränkt sich auf Protestnoten. House ist zurzeit in London und schlägt vor, daß Deutschland den Unterseebootkrieg aufeben soll gegen das englische Versprechen, ahrungsmittel unbehindert durchzulas- fen. Die Vermittlung zerschlägt sich. House, der nun das Eingreifen Amerikas für u n v e r m e i d l i ch hält, kehrt im Juni zurück. Er bestärkt Wilson in seinem Bestreben, Deutschland zum Aufgeben der Angriffe gegen Passagierdampser zu zwingen, und der Staatssekretär Bryan, der den Vorschlag macht, amerikanischen Reisenden zu raten, keine Schiffe der kriegführenden Parteien zu benutzen, muß feinen Abschied nehmen und wird durch Lansing ersetzt. Am 19. August wird die „Arabic" versenkt, und House rät den sofortigen Abbruch diplomatischer Beziehungen. Wer Vernstorff bittet um Aufschub, und es gelingt ihm, von der deutschen Regierung Zugeständnisse zu erlangen, die der deutschen Kriegführung äußerst schädlich wurden. Aber House erörterte bereits das Eintreten Amerikas in den Krieg als etwas ganz Sicheres brieflich mit Grey. Diesem ist die amerikanische Beteiligung nicht nur als Kraftzuwachs erwünscht, sondern er deutet auch an. daß der amerikanische Einfluß beim Friedensschluß England ein Gegengewicht gegen übertriebene Forderungen seiner Verbündeten bieten «erde. Grey beteuert immer wieder, daß die englische Beteiligung am Krieg ohne die Verletzung der belgischen Neutralität nicht möglich gewesen sein würde (!). Er deutet an, daß Amerika nun guten Grund zum Eingreifen habe. Aber die amerikanisch-deutschen Beziehung bessern sich ein wenig, nd zugleich verschärfen sich di« Klagen über englische Uebergriffe. House, der um jeden Preis die Freundschaft mit England retten will, macht den merkwürdigen Vorschlag, daß die anderen Derbandsmächte auch ein paar amerikanische Schiff, kapern sollten, damit England nicht die ganze Schuld zugeschrieben werde. Andererseits macht er in einem Brief an den amerikanischen Botschafter Paar in London darauf aufmerksam, daß Amerika den Per-
Der Völker-dundsrat beantragt die Vertagung.
Genf» 17. März. Die Ratsmitglieder haben gestern abend in einer geheimen Sitzung mit 7 gegen 3 Stimmen beschlossen, bei der Dollversammlung den Antrag auf Vertagung des deutschen Aufnahmegesuchs bis zum September zu stellen. Die drei Mächte, die sich gegen diesen Antrag ausspracheu. sind Belgien, Japan und Schweden.
Der Vertagungsbeschlutz im Einverständnis mit der deutschen Delegation.
Genf, 17. März. Wie die Tel.-Anion erfährt, ist der Beschluß des Rates, der zu der Vollversammlung die Vertagung der Aufnahme Deutschlands auf den Herbst empfiehlt, im Einverständnis mit der deutschen Delegation gefaßt worden.
Die Krise in Gens
Halbamtliche deutsche Erklärung zu den französisch polnischen Umtrieben
Eens. 16. März. Der Sonderberichterstatter des WTB. meldet: Angesichts der verschiedenen. Vorschläge, die für eine Lösung der Ratskrise im Verlauf der letzten Woche aufgetaucht sind, ist vielfach vor verfrühten Hoffnungen gewarnt worden. Wie berechtigt das war, zeigt auffallend die gestrige Entwicklung. Der bekannte Gedanke, der unter Umständen einen Ausweg aus der Sackgasse hätte eröffnen können, sah einem freiwilligen Verzicht zweier Staaten (Schweden und Tschechoslowakei) auf ihre nichtständigen Ratssitze vor, der dann Neuwahlen für diese zwei Sitze gestattet hätte. Dadurch wäre die Entscheidung darüber, ob Polen jetzt in den Rat hineinkommt, auf die Abstimmung »urch die Vollversammlung des Völkerbund» ab»
gewälzt worden, entsprechend der deutschen Auffassung, wonach durch den Völkerbund und nicht im Wege von Ktbmachungen verschiedener Großmächte untereinander über diese Frage zu entscheiden war. Das Wesentliche am Plc» war überdies, daß dann Schweden wiedergewählt würde oder ein Land gleicher politischer Selb» jiändigkeit und Zielrichtung, wie z. B. etwa Holland, an seine Stelle in den Rat käme. Die Regelung der ganzen Angelegenheit war eine Sache derjenigen, di« sich durch ein Versprechen an Polen die Hände ne blinden batten, und wurde dementsvreckend nack lan-
bandsmächten wertvollen Beistand geleistet babe: „Wir haben dem Verband unsere Sympathie gegeben, und wir haben ihm auch die materielle Hilfe geboten — eine unbeschränkte Menge von Kriegsmaterial und Geld. Außerdem haben wir Deutschland gezwungen, seinen Unterseebootkrieg aufzugeben..." Der Augenblick scheint ihm jetzt günstig; er rät Wilson, einen Friedensvorschlag an die Kriegführenden zu machen, der, auf den Forderungen der Verbandsmächt« auf gebaut, in Berlin ab ge lehnt werden würde. Zur Rechtfertigung dieser niederträchtigen, feigen Hinterlist deutet House an, daß das schließlicke Eingreifen Amerikas aus seiten der Berdandsmächte doch unvermeidlich sei, ob gleich Wilson entschlossen ist, den Bruch mit Deutschland so lange wie möglich zu vermeiden.
Aber Wilson ist nicht für den Plan zu haben, und ei schickt House noch einmal nack Europa, eine Verständigung aus nichtamtlichem Weg zu suchen, ohne Amerika auf ein festes Friedensprogramm sestzulegen. House reist am Iahres- schluß ab, und zwar zunächst nach London, wo er drei Wochen mit Verhandlungen zubringt, bis er endlich Ende Januar 1916 von Grey und Lloyd George die Friedensbedingungen des Verbands erfährt. Diese find Abtretung Elsaß-Lothringens, Wiederherstellung Belgien- und Serbiens, Uebergabe Konstantinopels an Rußland und Einrichtung des Völkerbunds. Er fährt nun sofort nach Berlin, aber natürlich ist es vergebliche Mühe, auf dieser Grundlage zu verhandeln. Er hat jedoch wieder interessante Unterredungen, u. a. mit Bethmann Hollweg über den „Fetzen Papier", der von der feindlichen Propaganda so unheilvoll ausgebeutet worden war- Er hört zu seinem Erstarren, daß der Ausdruck nur vergleichsweise gebrauch« wurde, indem der Kanzler Sir Edward Goschen sagte, im Vergleich mit dem Unheil, welches ein Krieg zwischen England und Deutschland hervorrüfen würde, sei der belgische Vertrag nicht mehr als ein Fetzen Papier. Sein Urteil über Bethmann Hollweg ist nicht schmeichelhaft. Er nennt ihn einen liebenswürdigen Herrn mit beschränkten Fähigkeiten. Er kehrt über Paris nach London zurück.
Isen schwierigen Erörterungen innerhalb uer dem erwähnten Weg gefunden. Dabei ist aber nun offenbar neben dem einen Versprechen an Polen, dessen Einlösung die Mächte der ganzen Welt in Schwierigkeiten hineinzo^ plötzlich ein neues Versprechen aufgetaucht. Dieses der Kleinen Entente gegebene Versprechen bezieht sich auf die Gewährung eines nichtständigen Sitzes im Rat an Rumänien für die ausscheidende Tschechoslowakei. Es wird nun anscheinend Deutschland angesonnen, sich mit den übrigen Großmächte an einer gültigen Zusage in bezug auf die Wahl Rumäniens für die nächste Tagung zu beteiligen.
Von einer solchen deutschen Erklärung, sollte sie in der Tat der deutschen Vertretung angesonnen werden, kann keine Rede sein. Der oberste Grundsatz, den die Deutschen seit ihrem Eintreffen in Genf vertreten, geht dahin, daß Deutschland sich vor seinen, Eintritt in den Völkerbund und in den Rat zuGunstenkeinerMachtoder Mächtegruppe in seiner künftigen Handlungsfreiheit beschränken lassen kann. Wen» bisher rein theoretisch deutscherseits auf den Gedanken eine» doppelten Ausgleichs innerhalb des Rats in Anlehnung an die stetige Anregung eingegangen worden ist, so handelte e» sich dabei ja um keine Erweiterung des Rats, und e» war zudem die Beibehaltung des gegenwärtigen politischen Kräfteverhältnisses nach erfolgter Neuwahl Voraussetzung. Auch das bedeutet« schon für die deutsche öffentliche Meinung eine außerordentliche Belastung und wird, wie die Artikel der deutschen Press« zeigen, als Ergebnis eines politischen Manöver» der Gegenseite und somit als Unziemlichkeit Deutschland gegenüber betrachtet. Voraussetzung dabei war aber, daß mit einer solchen Lösung das französische Versprechen an Polen, von dem alles Unheil ausging, endgültig abgegolten sei. Zu einem gegebenen und voraussichtlich auch eingelösten Versprechen an Polen kommt aber nun heute ei» neues Versprechen für die Klein« Entente, in bezug auf da» der deutschen Regierung zugemutet wird, sich bindend z« verpflichten, bei der nächsten Wahl sich für Rumänien ei» zusetzen.
In diesem Zusammenhang ist ein solches Ansinnen geradezu verwunderlich. Jedenfalls steht fest, daß die deutsch« Regierung ebensowenig für Rumänien wie für Polen sich vor Eintritt in den Völkerbund in irgend einer Weise binden kann; das ist von Anfang an sämtlichen in Genf versammelten Mächten bekannt gewesen und der Grundsatz für dieses Verhalten wird zweifellos von ihrer großen Mehrheit geteilt.
*
Genf, 16. März. Auf Mittwoch vormittag 10 Uhr ist ein» Vollsitzung der Völkerbundsversammlung anberaumt, in der der Bericht des Ausschusses über die Aufnahm« Deutschlands cntgegengenommen wird. Nachmittag» wird voraussichtlich eine weitere Sitzung stattfinden, dere» Tagesordnung aber noch nicht bekannt ist.
Die 12 wichtigsten Zahlen des Reichshaushalts 1926
Aus dem vom Reichsfinanzminister dem Reichstag vor» gelegten Reichshaushaltplan für 1926 muß man sich folgend« 12 Zahlen merken:
4220 Millionen Bedarf der eigentlichen Reich»- verwaltung nach Abzug der Steuerüberweisungen an Einzelstaaten und Gemeinden.
1560 Millionen P e n s i o n s d e d a r s, der fast so groß ist wie der Gesamtbedarf von Heer und Marine vor de» Krieg (1914 1680 Millionen).
899 Millionen Dawes- und Kriegslasten.
302 Millionen Zuschußbedarf der Schulden- oerwaltung. Durch die Aufwertung werden etwa 2v M lliarden Altbesitzanleihen erfaßt, für die in 1926 insgesamt 189 Millionen erforderlich sind. An den Tilgungsgrundstock der Rentenbankscheine müssen 60 Millionen abgeführt werden, der Rest entfällt auf Verwaltungsausgaben.
800 Millionen Zuschußbedarf der R e i ch s Ministerien, wovon 395 Millionen, also fast die Hälfte, allein auf dar Reichsarbeitsministerium entfallen. Nur das Justizmini- sterium kann seine Ausgaben durch die Gebühren des Patent- amts überdecken.
677 Millionen Bedarf der Heeresverwaltung, fast 10 Millionen mehr als im Borjahr. Von dem Mehr, bedarf entfällt ein Drittel auf die Besoldungsaufbesserungen, auf die Auffrischung des Heeresgeräts und auf Kreuzerneu» dauten.
6940 Millionen gesamte Steuereinnahmen (die um 550 Millionen auf rund 6400 Millionen gesenkt werden sollen).
2350 Millionen Einkommen- und Körper- sch a ft s ste u e r. Erstere soll 2100, letztere 250 Millionen (70 Millionen mehr als im Vorjahr) erbringen. Davon verbleibt dem Reich aber nur ein Viertel, also 525 bezw. 62..' Millionen.
1350 Millionen allgemeine Umsatzsteuer, wovon 70 v. H. also 945 Millionen verbleiben, 30 v. H. an die Staaten und Gemeinden abgeliefert werden. Durch die beabsichtigt«