Seite 3 — Nr. 55
Aus Stadt und Land
Nagold. 8. März 1926
Wie weit muß einer wandern, bis er seine Heimat entdeckt! Stählin.
*
Dienstnachrichten.
Die Reichsdahndirektion hat den Bahnhofsinspektor Schu - macher in Eutingen zum Bahnhofsoberinspektor ernannt.
Nationalsozialistische Deutsche Freiheitsbewegung Ortsgruppe Nagold.
Am Samstag abend fand eine öffentliche Versammlung obengenannter Partei statt, die mit Worten der Begrüßung, aber andererseits mit dem Bedauern ob der geringen Beteiligung eröffnet wurde.
Herr Pfarrer Dr. Steg er hatte sich drei Faktoren zur Besprechung vorgenommen und zwar: 1. Wirtschaflsnot, 2. Völkerbund und 3 Finstenenteignung oder Fürstenabfindung. Die Worte und die Ausführungen Siegers waren sachlich, klar, an nackte Tatsachen gebunden und aus einem gut deutschen .Herzen herausgesprochen. Im Auszug und in Stichworten wiedergegeben führte er ungefähr folgendes aus:
Von der Wirtschaflsnot viel zu reden, ist überflüssig, iehen wir doch täglich in den Zeitungen, wie die mit den Feinden geschlossenen Ausbeutungsverträge, denen sich Deutschland von Versailles bis Dawes freiwillig unterworfen hat, sich so auswirken, wie es von den Nat.-Sozialisten vorhergesagt wurde: Die deutsche Wirtschaft ist im Erliegen. Arbeitslosigkeit, Konkurse, Zusammenbrüche auf allen Wirtschaftsgebieten reden ihre deutliche Sprache und kündigen d'e beispiellose Bedrängnis an, die von der Erküllungspolitik verschuldet ist. Wohlweislich werden vom Ausland an die Industrie heute kaum mehr Kredite gegeben, wo sie produktiv verwendet werden könnten, sondern nur an Länder und Städte, die ihren Haushaltsplan balai- i-iercn, wo aber die Gelder unproduktiv verrauschen. Nach meiner Meinung ist der Weg, der uns aus der Not heraus- sühren kann, der rücksichtslose Kampf gegen Dawes und wir, die wir jeden feindlichen Anspruch gegen Deutschland bestreiten, verlangen, daß auch die heutige Erfüllungsregierung jede Leistung aus irgend einem der Ausbeutungsverträge solange einstellt, als die ausreichende Ernährung des deutschen Volkes nicht gesichert ist. — Wenn man an die Befugnis unseres Reichspräsidenten heute denkt, so muß man erstaunt sein darüber, wie gering seine Machtbefugnisse gegenüber denen sind, die ein amerikanischer Präsident besitzt. Für diesen besteht z B. die Möglichkeit durch ein einziges Wort auf irgendwelche ausländische Waren derartige Zölle zu legen, sodaß sie für das Inland keinerlei Konkurrenz bieten können. (Zuletzt z. B. Schmuckwaren). — Der von vielen Deutschen so geschmähte und verachtete Ludendorff hat sich in den letzten Jahren mit der Ausarbeitung eines Siedlungsplanes beschäftigt, durch den 20 bis 25 000 arbeitslose deutsche Männer als Bauern angesiedelt werden könnten und somit das Arbeitslosenheer um ein Erkleckliches zu vermindern wöre. Vom Reichstag wurden jedoch die hierzu nötigen 150 Millionen Mark, da sie wegen der augenblicklichen Finanznotlage nicht beschafft werden könnten, versagt, doch . . . 100 Millionen Mark werden monatlich für Arbeitslose unproduktiv ausgegeben. (Damit soll jedoch nicht gegen die Erwerbslosenunterstützung gesprochen sein ) Ich erinnere, welche Kulturarbeiten auf diese Weite für das deutsche Vaterland geleistet werden könnten, z. B die Trockenlegung von Sumpfbrüchen, Trockenlegung von Gebieten an der Nordsee, Bau von äußerst notwendigen Kanälen, Straßenbau usw. Diese Pläne der Verwirklichung entgegenzuführen und die Arbeitslosenziffer zu verringern, wäre durch die Anordnung eines Arbeiisdienst- jahres (500 bis 600000 Mann) die Möglichkeit gegeben und ebenso bürgte diese Dienstpflicht für eine körperliche und geistige iErziehung unserer deutschen Jugend, der die gute Schule der Vorkriegszeit, das Militär, heute fehlt. — Unsere Industrie liegt vollständig in den Händen des Auslandes. Z. B. kann man bei einem Daimler nicht mehr von deutschem Besitz reden u. a. liegt eins Gerberei im Rheinland, die mehrere hundert Arbeiter beschäftigte und jetzt in amerikanischen Händen ist, fast still, damit die deutschen Erzeugnisse den Erzeugnissen in Amerika keine Konkurrenz bieten können Sollte es jesoch zu Lohnstreitigkeiten mit den amerikanischen Arbeitern kommen, wird das deutsche Werk mit Volldampf arbeiten, um somit auf die amerikanischen Arbeiter lohndrückend zu wirken. Das ist die Internationale, nach der sich unsere Arbeiter sehnen. Wie es mit diesem einen Betrieb ist, so ist cs mit unendlich vielen im deutschen Vaterland. Wir „freuen* uns auch, daß unsere Reparationsgelder durch Zuführung zu dem Reparationssond in deutschen Landen bleiben, doch vergessen wir, daß mit diesen Geldern amerikanischen Besitzes deutsche Aktien aufgekauft werden und was bisher uns gehörte, man möchte sagen, zu einem Privatunternehmen der Londoner und New-Iorker City zusammengeschloffen wird. Die Gelder, die uns vom Reparationsfond und vom Ausland zur Verfügung gestellt werden, müssen wir mit 8 und 10°/» verzinsen und können so mit der ausländischen Industrie, die in ihrem eigenen Lande für 2 bis 4"/<> Kapital erhält niemals konkurrieren. Wir sind so zur Existenzunfähigkeit verurteilt und eines Tages wird sich das Volk in seiner Verzweiflung gegen diesen Weltkapitalismus auflehnen uud das ist Kommunismus. Man braucht nur an die Vorgänge in Berncastel zu erinnern, jedoch soll nicht gesagt sein, daß dort irgendwelche kommunistischenJdeen dahintergesteckt haben, sondern dort sind gute deutsche Männer einzig und allein durch rücksichtsloses Vorgehen zur Verzweiflung gelrieben worden.
Was hat überhaupt der Völkerbund bisher geleistet? Als Antwort hieraus möchte ich geben: In allen Fällen, wo der Völkerbund mit deutschen Angelegenheilen befaßt war, hat er, auch wenn geschichtliche und wirtschaftliche Gründe noch so klar für die deutsche Sache sprachen, gegen Deutschland entschieden: die Saar, Oderschlesien, Nordschleswig, Memel, Eupen, Malmedy, Danzig sind des Zeuge.
In einen solchen Bund eintreten heißt sich freiwillig ent rechten und binden — heißt den Versailler Vertrag nocheinmal anerkennen, obwohl er auf der Schuldlüge aufgebaut ist und unter äußerstem Zwang erpreßt wurde — heißt hoffnungslose Unterwerfung, obwohl alle ehrrliebenden und denkenden Deutschen diese Urkunde feindlichen Vernichtungswillens als unverbindlich ansehen und in ihrer Beseitigung den Anfang zur beut scheu Befreiung erblicken.
^ Die Verhütung von Kriegen durch den V.B. ist ein Kapitel für sich (Frankreich in Marokko und Syrien!). Jntereffanr find die englischen Pressenotizen, die heute sagen, daß durch den Eintritt Deuischlands in den Völkerbund nunmehr der Schützengraben vom Rhein bis zur Weichsel vorgelegt ist und was das heißt, kann sich ein jeder denken, der die Bedingungen zum Eintritt in den Völkerbund kennt. U. a. ist jedes Mitglied gezwungen eine Strafexpedition gegen solche Völker milzumachen, die sich Verstöße gegen die Satzungen zuschulden kommen lasten
Nagoider Tagblatt „Der Gesellschafter*
(Kriegsversicherungsgesellschaft). Auch im Völkerbund geht Gewalt vor Recht und nicht der Geist emes Stresemann oder Luther, der ja bereits in Locarno geblieben ist, kann sich gegen Menschen stemmen, die eine Macht hinter sich haben, auch wenn einer wutentbrannt unter dem Tisch verkrochen heroorruft: „Hebet me, oder i bring ein' om.*
Die Fürstenabfindung ist eine reine Gewissensfrage, die nicht im geringsten parteipolitisch beleuchtet zu werden braucht. Was „enteignen* heißt, das weiß jeder, der Kriegsanleihe gezeichnet hat, der in der Inflation sein Vermögen verlor, der in der Zeit von 1919 bis 192l sein Haus verkauft hat und ein großer Teil der Ausländsdeutschen. Aber auch die Füisten haben durch die Inflation usw. ihr Kapital in demselben Verhältnis verloren wie andere deutsche Bürger und was ihnen blieb, Grund und Boden, wer will es einem Bauern, einem Hausbesitzer, einem Gutsbesitzer nehmen? Doch vor allem muß man sich fragen: „Wie sind die Fürsten zu ihrem Vermögen gekommen?* Bis vor 120 Jahren war der Fürst der Staat. Er hatte die Einnahmen des Staates, bestritt jedoch dafür auch sämtliche Ausgaben; genau dasselbe wie heute, nur daß damals einer sprach und heute viele. Um nur ein Beispiel anzuführen: „Friedrich der Große*. Da ist kein Stückchen Land, das er nicht erworben, erarbeitet, erkämpft hat; große Länderstrecken wurden durch seine Arbeit kür das Volk nutzbar gemacht. Und so gebe es noch viele Beispiele anzusühren, auch wenn in den Fürstenlinien, genau wie in jeder unserer Familien schwarze Schafe darunter waren. Es soll doch keiner glauben, daß, wenn heute den Fürsten 400000 Morgen gestohlen werden, ein einziger Deutscher auch nur einen Brocken davon bekomme. Das Reich kann einen derartigen Komplex selbst nicht behalten, oerteilen wird es ihn auch nicht, es wird ihn verkaufen. Doch wer sind die einzigen, die kaufen können? Juden und ausländisches Kapital. Das Volk gewinnt also durch die Enteignung nichts, sondern Gebiete, die heute noch deutschen Männern, den deutschen Fürsten gehören, gehen in ausländische Hände über. Der ganze Haß gewisser Kreise gegen die Fürsten richtet sich auch nicht gegen Wittelsbach, denn die Bayern würden sich dafür bedanken, ihren Fürsten etwas am Zeuge flicken zu lassen, auch nicht gegen die übrigen süddeutschen Herrscherhäuser, sondern einzig und allein gegen das Haus Hohenzollern. Der Kaiser wird ob seiner Flucht nach Holland nicht nur von den Linksstehenden, sondern auch von vielen Rechtsstehenden in Grund und Boden verdammt, obwohl er nach einer Besprechung im Großen Hauptquartier im November 1918 bei seinem Volk bleiben wollte und erst auf dringende Bitten und Zusprache, in erster Linie von Gröhner und Hindenburg u. a. das Land verlass-n hat, um einen blutigen Bürgerkrieg zu vermeiden. Der Kaiser ging also nicht aus Angst für seine eigene Person, sondern um sein Volk vor rtwas Furchtbarem zu bewahren. Wir haben nach allen Vorgängen kein Recht zur Strafe gegen Hohenzollern, zumal wir heute auf dem Boden einer Weimarer Verfassung stehen, die jedem deutschen Bürger Gleichberechtigung zuipricht, also auch den deutschen Fürsten. Die Enteignung soll dort begonnen werden, wo unrechtmäßig erworbene Güter in deutschen Landen in fremden Händen sind. Wir müssen bedenken, daß in Jahrhunderte langer Arbeit die Hohenzollern aus Preußen und Deutschland das g- schaffen haben, was es 1914 war. Es soll sich keiner auf den weichlichen Standpunkt des Weltfriedens stellen, denn das ist ein Ding der Unmöglichkeit, sondern wir müssen ein einig Volk sein, wenn wir nicht verschwinden und aus der Weltgeschichte gestrichen werden wollen. Besonders unsere Jugend, der wohl das Recht zusteht, ihre Jugendzeit auszunützen, darf nicht interesselos allen Vorgängen gegenüderstehen und muß daran denken, welche Rechte das Vaterland an sie hat, und wir müssen zu verhindern suchen, daß wir in den Staub getreten werden. Wir Nationalsozialisten streben eine Vereinigung aller Stände an, eine körperliche und geistige Gesundung unseres Volkes und wollen ihm zum wenigsten ein Lebensminimum bieten. Doch nationale Bestrebungen allein erreichen das nicht, internationale erst recht nicht, darum haben wir den Mittelweg gewählt: national und sozial.
Der Redner wurde >ür seinen Ausführungen mit reichem Beifall belohnt und die Anwesenden aufgewrdert, sich nicht in die Listen für die Fürstenenteignung einzutragen, doch müsse jeder so Hanseln, wie er es mit seinem Gewissen vereinbar-n kann. Doch das was die Anwesenden gehört haben, sollen zur Aufklärung und somit zur Gesundung und Wiederauferstehung des deutschen Volkes in die Welt hinaustragen.
A-
Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
Am gestrigen nachmittag sprach in der „Traube* hier der sozialdemokrat. Landtagsabgeordnele Oster in sehr bilderreicher Sprache über das Thema „Fürstenenteignung*. Wegen Platzmangel können wir einen näheren Bericht erst in einer der nächsten Ausgaben veröffentlichen.
Generalversammlung des Geflügel- u. Kaninchen« Züchteroereins Nagold.
Der Vorsitzende, Karl Stickel, eröffnete die ziemlich schwach besuchte im „Anker* am gestrigen Sonntag statt gefundene Generalversammlung, worauf der Jahresbericht verlesen und der Kassenbericht erstattet wurde. — Die Neuwahlen des Vorstandes ergaben kein wesentlich anderes Bi d. Für das Ehrenmitglied H. Haiß und zwei weitere ausscheidende Ausschußmitglieder wurden W. Kächele, E. Schuon uns Joh. M a st in den Ausschuß gewählt. — Nachdem ein Mitglied sich bereit erklärt hat, seinen Brutapparat zur Verfügung zu stellen, wird der Besuch der staatl. Geflügel-Zuchtstation in Karlsruhe durch eine Abordnung am 14. 3. beschlossen, woran anschließend eine Bruteieroerlosung stattfinden soll. Näheres hierüber wird durch Rundschreiben an die geflügelzüchtenden Vereinsmitglieder bekanntgegeben werden. — Die Anschaffung eines Zuchtstammes wird der hohen Kosten wegen bis auf weiteres zurückgestellt, dagegen wurde der Kauf eines E. W.-Rammlers beschlossen. — Nach Erledigung weniger wichtiger Fragen, wie versch. Entschädigungen, Lotterien bei künftigen Ausstellungen usw., konnte die Versammlung mit Ausdruck der Befriedigung geschloffen werden, im Interesse der Geflügel- und Kaninchenzucht ein gutes Stück vorwärts gekommen zu sein und mit dem Wunsch, daß der Wichtigkeit der Kleintierzucht entsprechend dem Verein von Seiten der Mitglieder auch weiterhin das regste Interesse entgegen gebracht wird.
Konzert Haas.
Gestern nachmittag trug Herr Konzertsänger Fritz Haas aus Stuttgart im Musiksaal des Seminars Lieder und Balladen mit gewohnter Meisterschaft vor. Besonders gut liegen seinem Wesen die Balladen mit ihrem rezitativ-dramatischen Charakter, die er mit Schwung und Feuer zum Vortrag brachte und von denen besonders die Löwe'schen starke Eindrücke bei den Zuhörern hinterließen.
Die Begleitung lag in den bewährten Händen des Herrn Studienrat Schmid, der als gleichwertiger Partner ebenfalls zum guten Gelingen des Konzerts beitrug.
Leider ließ der Besuch wieder zu wünschen übrig, sodaß
Montag, 8. März 1976
derartige Konzerte für die Zukunft am hiesigen Platze ernstlich in Frage gestellt sind.
-t-
Marnung an die Lohnsteuerpfüchtrgen. Die Handelskammer warnt vor einem Betrüger, einem Mann im Alker von 30—35 Jahren, der unter dem Namen Hoboken oder ähnlich klingendem Namen erwerbslose Angestellte und Arbeiter aufsucht und unter Borlage einer Zandelskammer- vescheinigung angibk, zur Erledigung von Lohnsteuerrück- "rstaktungsankrägen bestellt zu sein. Er erhebt für die „Beratung" 1 -R oder mehr, verlangt Beschaffung einer Be- 'Reinigung des Arbeitgebers oder im Krankheitsfall der Ortskrankenkasse und läßt sich sodann nicht wieder sehe«.
*
Ebershardt, 7. März. Langholzverkauf. Bei dem am 5. d. Mts. startgehabten Holzoerkauf wurden erlöst: für Los I 124, für Los II 130, für Los III 131,3, für Los IV 131 und für Los V 12s o/g, somit ein Durchschnittserlös von 128,9°/,.
Aus aller Welt
König August zum Ehrenbürger ernannt. Die Stade Iuliusburg in Schlesien hat anläßlich ihres 250jährige« Stadtjubiläums den ehemaligen König Friedrich August oo» Sachsen zum Ehrenbürger ernannt.
Kühner Flieger. Der deutsche Flieger Georg Zoas aas Weiler i. A., der zurzeit in Südamerika weilt, berichtet seiner Mutter in einem Brief von einem schwierigen Flug über die Kordilleren auf einem Junkers-Flugzeug, der glücklich gelang und auf dem höchstgelegcnen Flugplatz (4200 Meter) endete. -Der Flieger wurde in entsprechender Weise geehrt und von seinen Mitreisenden (Fachleuten) beglückwünscht.
Die Freie Ltad! Lübeck hat nach dem Haushaltplan für 1926 an Beamte und Angestellte des Lübeckischen Staats v 578 315 Gehälter und 1221 685 -R Ruhegehälter, zusammen 10,8 Millionen Mark zu bezahlen. Die gesamten Steuereinnahmen einschließlich Stempelabgabe belaufen sich auf 15,3 Millionen, wovon 2,2 Millionen von der Grundsteuer für Wohnungsbau ausgegebcn werden muß, es verbleiben 13,1 Millionen. Lübeck braucht demnach 80 v. H. seiner Steuereinnahmen für seine Beamten und Angestellten.
Die größte Erwerbslosenzahl im Reich hat verhältnismäßig die Stadt Wismar in Mecklenburg. Don 26 000 Einwohner erhalten rund 10 000 die öffentliche Unterstützung.
Vermißt. Seit vier Wochen wurde in Lechsend (Schwaben) der Landwirt Lunzner vermißt. Er hatte in Gender- Nngen 400 Mark Lohngelder abgeholt und fuhr in der Dunkelheit in einem Kahn über dis Donau. Der Kahn wurde bei Bertholdsheim und nun die Leiche Lunzners bei Kelheim gefunden. Das Geld fehlte.
Anerwarkele Aufklärung. Der seit längerer Zeit vermißte Otto Steinhäuser, Käsehändlerssohn aus Oberstaufe« bei Immenstadt, der angeblich beim Schneeschuhlauf verunglückt sein sollte, wurde dieser Tage bei Warth am obere« Loch von einem Gendarmen angetroffen und gestellt. Steinhäuser zog einen Revolver aus der Tasche und erschoß sich.
Erdbeben. In der italienischen Provinz Toskana wurde am Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr ein starker Erdstoß verspürt.
In Dortmund wurden durch ein Gewitter mit Schneesturm etwa 1500 Anschlußleitungen des Ortsfernsprechnetzes außer Betrieb gesetzt.
Versteigerung einer Kunstsammlung. In Neuyork wurde wäbrend der letzten drei Wochen die Kunstsammlung des verstorbenen englischen Lord Leverd"lm; versteigert. Es wurde eine Gesamtsumme von 1 248 000 Dollar erzielt.
Letzte Rachrichte«
Die erste Besprechung in Genf.
London. 8. März. Nach den Aeußerungen Cham- berlains brachte die erste vierstündige Konferenz in Genf keine Klärung.
Der spanische Anspruch auf sofortige Einräumung eines Ratsfitzes.
Paris, 8. März. Einer Radiomeldung aus Genf zufolge hatte Briand gestern abend eine lange Aussprache mit dem spanischen Außenminister Kankuas und dem Völ- kerbundsdelegierien Quinones de Leon. Die Unterredung bezog sich auf die Gefahren der Erweiterung des Rates. Gerüchtweise verlautet, daß die spanischen Vertreter mit dem Austritt Spaniens aus dem Völkerbund drohen, wenn der spanische Anspruch auf die Gewährung eines ständigen Sitzes nicht sofort erfüllt werde.
Briand abgereist.
Berlin» 8. März. Wie die Morgenblätter aus Gmf melden, ist Briand am Sonntvg abend nach Paris zurückgefahren. Die nächste Besprechung der Locarnoer Mächte, die ursprünglich für Montag vorgesehen war, wird wahrscheinlich auf Dienstag verschoben werden, weil Briand augedeutet hat, daß er an diesem Termin wieder in Genf sein werde. Sollte er bis dahin nicht zurückgekehrt sein, wird er, so nimmt man an, durch Paul Beaucourt bei den Besprechungen vertreten werden.
Zusammenschluß der Nationalsozialisten in Westdeutschland,
Esse«, 8. März. Die beiden Gaue Rheinland-Nord (Elberfeld) und Westfalen (Münster) der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei hielten am Sonntag einen gemeinsamen Parteitag in Essen ab, auf dem der Zusammenschluß der beiden Gaue Rheinland-Nord und Westsalm beschlossen wurde.
Wiederaufnahme der Mossulverhaudlnugen.
Paris» 8. März. Nach Meldungen aus Konstantinopel ist der englische Botschafter Lindsay am Samstag wieder nach Angora abgereist, um die Verhandlungen in der Mofful- frage mit dem türkischen Außenminister wieder aufzunehmen.
Honghtou nach Amerika abgerelst.
London» 8. März. Der amerikanische Botschafter Houghton hat sich am Sonntag auf dem Dampfer „Roose- velt* nach Amerika eingeschifft.